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Flughafen Berlin-Tegel

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Flughafen Berlin-Tegel
„Otto Lilienthal“
Kenndaten
ICAO-Code EDDT (bis 1995: EDBT)
IATA-Code TXL
Koordinaten

Koordinaten fehlen! Hilf mit.

Höhe über MSL 37 m  (121 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 11 km nordwestlich von
Berlin (Rathaus)[1]
Straße A 111
Bahn keine Verbindung
Nahverkehr Bus: TXL, X9, 109, 128
Basisdaten
Eröffnung 1948
Schließung nach Eröffnung des Flughafens BER, nicht vor 2018
Betreiber Berliner Flughafen-Gesellschaft mbH
Fläche 461[2] ha
Terminals 5 (A-E)
Passagiere 20.688.016 (2014) [3]
Luftfracht 35.560 t (2014) [3]
Flug-
bewegungen
182.197 (2014) [3]
Kapazität
(PAX pro Jahr)
12 Mio.
Beschäftigte 6849
Start- und Landebahnen
08R/26L 2428 m × 46 m Asphalt
08L/26R 3023 m × 46 m Asphalt

i1 i3 i12 i14

Luftaufnahme des Flughafens

Der Flughafen Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ (IATA-Code: TXL, ICAO-Code: EDDT) ist neben dem Flughafen Schönefeld einer der beiden internationalen Verkehrsflughäfen im Großraum Berlin. Im Jahr 2014 wurden hier 20,69 Millionen Fluggäste abgefertigt.[4] Gemessen an den Passagierzahlen lag der Flughafen damit an vierter Stelle in Deutschland (hinter Frankfurt am Main, München und Düsseldorf).[5]

Der Flughafen ist die Heimatbasis der Fluggesellschaft Air Berlin. Betreiber des Flughafens ist die Berliner Flughafen-Gesellschaft mbH (BFG), eine Tochtergesellschaft der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB). Im Zuge der geplanten Fertigstellung des Ausbaus des Flughafens Schönefeld zum Flughafen Berlin Brandenburg sollte der Flughafen Tegel als letzter Berliner Verkehrsflughafen ursprünglich am Abend des 2. Juni 2012 geschlossen werden.[6][7] Im Januar 2013 wurde bekannt, dass der neue Flughafen Berlin Brandenburg aus verschiedenen Gründen bis auf Weiteres nicht eröffnet werden kann, sodass der Flughafen Tegel [veraltet] vorerst in Betrieb bleibt.[8]

Eigentumsverhältnisse, Lage und Verkehrsanbindung

Lage der Berliner Flughäfen

Der Flughafen Tegel liegt elf Kilometer nordwestlich des Berliner Stadtkerns im Ortsteil Tegel des Bezirks Reinickendorf, 37 Meter über dem Meeresspiegel. Die Hauptzufahrt zu den Flughafenanlagen Tegel-Süd, über die der gesamte zivile Luftverkehr abgewickelt wird, liegt jedoch im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Von den 461 Hektar des Flughafengeländes gehören 302 der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (= 66 %) und 159 dem Land Berlin (= 34 %).[9]

Der Flughafen ist mit den Buslinien des öffentlichen Nahverkehrs angebunden (Linien TXL, X9, 109, 128). Von der nahegelegenen Bundesautobahn 111 gibt es einen Zubringer; die Autobahn selbst wird nördlich davon durch einen Tunnel unter dem Rollfeld geführt.

Die ursprünglich geplante U-Bahn-Anbindung von Bahnhof Jungfernheide wird angesichts der bevorstehenden Schließung des Flughafens nicht mehr umgesetzt. Diese sollte durch die Linie U5 erfolgen und somit eine Anbindung des Zentrums an den Flughafen gewährleisten. Diese Planung ist allerdings noch Teil des Flächennutzungsplans (FNP) aus dem Jahr 2009.[10] Die ehemals geplante Verlängerung weiter nach Norden bis Rathaus Reinickendorf und damit einen Anschluss an die Linie U8 ist nicht mehr im FNP 2009 enthalten.[11]

Eine Boeing 767-300ER der MIAT in Berlin-Tegel
Airbus A320 von Air-Berlin, der größten Fluggesellschaft auf dem Flughafen Tegel

Geschichte

Vorgeschichte

Das Flughafengelände war ursprünglich ein Teil der Jungfernheide und diente den Preußen-Königen als Jagdgebiet. Später wurde es vom preußischen Militär als Artillerie-Schießplatz genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dort das 1. Preußische Luftschiffer-Bataillon aufgestellt, das mit verschiedenen Luftschiff-Konstruktionen experimentierte. Auf dem Gelände, das auch als Luftschiffhafen Reinickendorf bezeichnet wurde, existierte seit 1906 eine erste Luftschiffhalle.[12] Hier wurden unter anderem Luftschiffe vom Typ Groß-Basenach und Parseval erprobt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde dieses Bataillon zur Luftschiffer-Ersatz-Abteilung umgestaltet, die von nun an der Ausbildung von Feldluftschiffertruppen diente und Gefechtsfeldaufklärung mit Hilfe eines Fesselballons lehrte. Ab dem 20. August 1914 begann man, einen Neubau des Luftschiffhafens mit Hangar vorzubereiten.[13]

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war dem Deutschen Reich aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags ein Wiederaufbau von Luftstreitkräften verboten. Deshalb wurde die Entwicklung von Luftschiffen in Tegel eingestellt und die Luftschiffhalle abgebrochen.

Am 27. September 1930 wurde der Raketenschießplatz Tegel unter der Leitung von Rudolf Nebel eröffnet. Die Versuche mit flüssigkeitsbetriebenen Raketen und Flugkörpern, an denen auch Wernher von Braun beteiligt war, wurden nach den ersten Erfolgen unter Geheimhaltung zunächst hier, später in Kummersdorf-Gut und ab 1936 in Peenemünde weitergeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände als Truppenübungsplatz von Flak-Regimentern der Luftwaffe genutzt. Zur Erinnerung an die damaligen Raketenpioniere befinden sich in der Haupthalle des heutigen Flughafens Reliefporträts von Rudolf Nebel, Hermann Oberth und Wernher von Braun.[14]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Tegeler Gelände von Bombenkratern übersät und die dort stehenden Gebäude weitgehend zerstört. Noch immer sind Blindgänger und Munitionsreste im Boden verteilt.[15] Ursprünglich hatte die Bezirksverwaltung geplant, auf einem Teil des Geländes eine Kleingarten-Wohnsiedlung einzurichten, um die Wohnungsnot zu lindern.

Luftbrücke

Während der sowjetischen Blockade West-Berlins richtete die französische Besatzungsmacht zusammen mit US-amerikanischen Spezialisten und deutschen Arbeitskräften zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke in 90 Tagen einen neuen Flugplatz ein. Auf dem Gelände in Tegel wurde sechs Wochen nach dem Beginn der Blockade ab dem 5. August 1948 mit dem Bau der damals längsten Start- und Landebahn Europas mit einer Länge von 2428 Metern begonnen; die notwendigen Gebäude und Hallen wurden zunächst als Provisorien mit einfachsten Mitteln errichtet. Am 5. November 1948 landete mit einer Douglas C-54 das erste Flugzeug auf dem erst Anfang Dezember offiziell eingeweihten Flughafen. Der Flugbetrieb erfolgte weitgehend mit amerikanischen Flugzeugen, da die französischen Luftstreitkräfte nicht über eine ausreichende Anzahl an Transportflugzeugen verfügten und zudem im Indochinakrieg gebunden waren. Am 16. Dezember desselben Jahres wurde der Holzsendeturm des unter der Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration stehenden und vom Berliner Rundfunk genutzten Radiosenders Sender Tegel von den Franzosen gesprengt, da er den Flugbetrieb beeinträchtigte.[16]

Aufbau des zivilen Luftverkehrs

Der gesonderte Besatzungsstatus Berlins während der Zeit des Kalten Kriegs bewirkte, dass sämtliche Flughäfen auf dem Stadtgebiet ausschließlich von Fluggesellschaften aus den Ländern der vier Besatzungsmächte (USA, Großbritannien, Frankreich sowie der Sowjetunion) angeflogen werden durften, was auch West-Berlin betraf. Folglich wurde der gesamte dortige Luftverkehr von und nach Westdeutschland sowie ins Ausland nur durch Fluggesellschaften der drei westlichen Alliierten – USA, Großbritannien und Frankreich – durchgeführt (rein rechtlich hätte wohl auch die sowjetische Aeroflot West-Berlin anfliegen können, was jedoch aus ideologischen Gründen nie geschah). Da zudem die innerdeutsche Grenze ohne Erlaubnis der Alliierten für Zivilflugzeuge nicht passierbar war, wurden für den Überflug der DDR eigens gesonderte Luftkorridore eingerichtet, an die sich die Flüge streng zu halten hatten. Ferner durfte die Flugzeugbesatzung von Berlin-Flügen anfangs ebenfalls ausschließlich nur aus Bürgern dieser Länder bestehen.[17] Zumindest seit Mitte der 1960er Jahre beschäftigten die alliierten Fluggesellschaften dann auch einheimisches Personal, allerdings beschränkt auf Flugbegleiter.

Den ersten regelmäßigen Linienflug nach Tegel nahm Air France ab dem 2. Januar 1960 in den Flugplan auf. Dies war der Beginn des zivilen Flugverkehrs in Tegel. Zuvor wurde bereits Tempelhof bedient, bei diesem Flughafen stellte jedoch die verhältnismäßig kurze Start- und Landebahn für die neu aufkommenden Düsenflugzeuge ein Problem dar.[18]

Am 14. September 1961 – in einer durch den Mauerbau einen Monat zuvor sehr angespannten Phase des Kalten Krieges – landeten zwei F-84F Thunderstreak des Jagdbombergeschwaders 32 der Bundeswehr nach einem Irrflug über das Gebiet der DDR auf dem Tegeler Flughafen.[19]

PanAm begann im Mai 1964 als zweite Fluggesellschaft mit regelmäßigen Linienflügen; zunächst dreimal wöchentlich zum New Yorker Flughafen John F. Kennedy.[20] Als Flugzeugtyp wurden Boeing 707 und Douglas DC-8 eingesetzt, die von Tempelhof aus keine Transatlantikflüge durchführen konnten. Die Verbindung wurde im Oktober 1971 eingestellt.[21]

Wandel zum wichtigsten Flughafen Berlins

Datei:Stamps of Germany (Berlin) 1974, MiNr 477.jpg
Sonderbriefmarke (Berlin) anlässlich der Inbetriebnahme des Flughafens 1974
Ursprüngliche Planung für die Erweiterung des Gebäudes und Lage des geplanten U-Bahnhofs

Von April 1968 an zogen alle Charterfluggesellschaften von Tempelhof nach Tegel um, da Tempelhof überlastet war und das Passagieraufkommen nicht mehr bewältigen konnte.[22] Zu diesem Zeitpunkt wurde ein terminalähnliches Gebäude eigens für Charterfluggesellschaften errichtet, das sich ebenso wie das ursprüngliche Terminal, das von Air France und PanAm benutzt wurde, nördlich der Startbahn befand. Nach und nach folgten auch immer mehr Fluggesellschaften nach Tegel, unter ihnen Channel Airways, Dan-Air, Laker Airways und Modern Air, die dort auch ihre Flugzeuge stationierten.[22] Dan-Air übernahm 1972 nach der Insolvenz von Channel Airways deren Charterverträge am Flughafen und baute so die eigene Präsenz aus;[23] später wurde die britische Privatfluggesellschaft der drittgrößte Benutzer des Flughafens Berlin-Tegel. Dan-Air führte nicht nur Flüge nach Großbritannien durch, sondern bediente von Tegel aus auch innerdeutsche und innereuropäische Ziele.

Die Flughafenanlagen Tegel-Süd entstanden zwischen 1965 und 1975 nach Plänen des Hamburger Architektenbüros von Gerkan, Marg und Partner (gmp), das dadurch international bekannt wurde. Zu dem Architektenteam gehörte neben Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg auch Klaus Nickels. In Tegel-Süd erfolgte 1969 der erste Spatenstich, 1970 war Baubeginn und 1972 Richtfest. Das bis heute genutzte sechseckige Hauptterminalgebäude, das sich am südlichen Ende des Flughafens befindet, wurde am 23. Oktober 1974 eingeweiht und am 1. November 1974 eröffnet. Zur Eröffnung wurden eigens die damals vier größten Großraumflugzeuge der Welt, eine Lockheed L-1011 der British Airways, eine McDonnell Douglas DC-10 von Laker Airways, eine Boeing 747-100 von PanAm sowie ein Airbus A300–B2 von Air France eingeflogen. Der erste planmäßige Flug – durchgeführt von Dan-Air mit einer BAC One-Eleven – erreichte um sechs Uhr morgens von Teneriffa aus das Terminal. Mit der Eröffnung des Terminals wurden nördlich der Start- und Landebahn gelegenen Anlagen für den Zivilverkehr geschlossen. Die Kosten für die Neubauten beliefen sich auf 430 Millionen Mark.[24] Seit 1975 entwickelte sich Tegel weiter zum wichtigsten Passagierflughafen Berlins.

Der Vorläufer der heutigen Air Berlin, die Air Berlin USA, nahm gegen Ende der 1970er Jahre den Flugbetrieb in Tegel auf.[25] 1988 startete EuroBerlin France mit ihrer in Tegel stationierten Flotte Flüge nach ganz Deutschland. Ende der 1980er Jahre scheiterte die Errichtung eines zusätzlichen Abfertigungsgebäudes (Terminal) am Veto der Alternativen Liste, die damals zusammen mit der SPD im West-Berliner Senat regierten. Auch der darunter geplante U-Bahnhof wurde nicht gebaut, es existieren allerdings einige unvollendete Bauwerke der dazu geplanten Verlängerung der Linie U5; der Bahnhof Jungfernheide wurde bei der Verlängerung der Linie U7 entsprechend als Kreuzung mit der ebenfalls zu verlängernden Linie U5 ausgelegt.

Im Jahr 1988 wurde der Flughafen nach dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal benannt.[26]

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands

Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 endeten die alliierten Sonderrechte und alle Restriktionen im Berlin-Flugverkehr wurden aufgehoben. Tegel konnte damit auch von deutschen Fluggesellschaften angeflogen werden. Die Lufthansa begann am 28. Oktober 1990 mit Linienflügen und führte anfangs zwölf tägliche Flüge zu verschiedenen deutschen Städten sowie nach London durch. Zu diesem Zweck kaufte die Lufthansa die Internal German Services (IGS) von PanAm für 150 Millionen US-Dollar; dies beinhaltete alle Verkehrsrechte von PanAm, wie auch deren Gates und Slots am Flughafen Tegel.[27]

Nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 begannen die Planungen für einen neuen Großflughafen Berlin Brandenburg, Tegel sollte deshalb nicht mehr ausgebaut werden. Der stark steigende Flugverkehr sowie der sich verzögernde Bau eines Großflughafens erforderte dann aber doch noch eine Erweiterung. So wurde die „Nebelhalle“ (benannt nach dem Raketenkonstrukteur Rudolf Nebel) durch die Stationierung von Check-in-Schaltern zum Terminal B ausgebaut, südlich des Terminals A kam eine Erweiterung hinzu, die heute Terminal D und E beherbergt. Östlich des Terminalkomplexes A/B wurde mit dem Terminal C 2006/2007 eine weitere einfache Abfertigungshalle für zusätzliche 2,5 Millionen Passagiere errichtet.

Trotz der zu diesem Zeitpunkt für den 3. Juni 2012 geplanten Einstellung des Flugbetriebs wurde der Terminal C noch 2011 um einen 1200 m² großen Anbau erweitert. Dies sei nötig gewesen, da Tegel bis Ende Juli 2011 bereits 15,5 % Fluggäste mehr als im Vorjahreszeitraum zu verzeichnen hatte und mit dem zusätzlichen Gebäude Passagiere für bis zu drei Flugzeuge einchecken können.[28]

Geplante Schließung und Nachnutzung des Flughafengeländes

Die bisherige Planung sieht vor, mit der Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) den Flughafen Tegel für den zivilen Flugverkehr zu schließen. Anschließend soll das Gelände der kommunalen Bauleitplanung übergeben werden.[29] Im Jahr 2008 wurde dazu eine Projektgruppe Tegel initiiert, die Vorschläge für die Nachnutzung des Flughafengeländes ausarbeiten soll. Der Architekt des Flughafen-Hauptterminals, Meinhard von Gerkan, schlug auf einem Immobilien-Symposium eine zukünftige Nutzung als „Zentrum für Klimaschutz, erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen“ vor.[30] Die IHK Berlin hat sich im September 2009 für die Ansiedlung von Industrieflächen ausgesprochen und die gesamte Nachnutzungsdebatte aufbereitet.[31] Auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sprach sich für einen Forschungs- und Industriepark mit grünen Zukunftstechniken auf dem Gelände aus. Teilweise könnten Wohnhäuser entstehen. Der Rest der Fläche soll als Naturraum, auch mit erweiterten Waldflächen, erhalten bleiben.[7]

Am 9. Juni 2011 stimmte das Abgeordnetenhaus von Berlin den Zielen des Flächennutzungsplans und Landschaftsprogramms zu. Bebauungsplanverfahren sind eingeleitet worden, eine erste Öffentlichkeitsbeteiligung hat Anfang 2012 stattgefunden und wird zurzeit ausgewertet.

Im September 2011 wurde die Tegel Projekt GmbH[32] mit den anstehenden Managementaufgaben zur weiteren Entwicklung des Standorts betraut. In einem mehrstufigen, diskursiven Werkstattverfahren konkretisierten sechs internationale Teams aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern unter Einbeziehung der Berliner Öffentlichkeit das entsprechende Nutzungskonzept.

Am 30. April 2013 wurde der Masterplan TXL durch den Berliner Senat offiziell beschlossen. Der Flächennutzungsplan von Berlin ist entsprechend geändert und die Bebauungspläne für die Nachnutzung befinden sich im Verfahren. Nach der Schließung des Flughafens Berlin-Tegel wird an dem Standort unter dem Namen Berlin TXL – The Urban Tech Republic ein auf urbane Technologien fokussierter Industrie- und Forschungspark entstehen, an dem sich ein Netzwerk aus Start-ups, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen ansiedeln soll.[33][34][35]

Der Geschäftsführer von Ryanair äußerte im April 2012, er sei bereit, Tegel ab Juni 2012 allein für seine Fluggesellschaft als Deutschland-Basis zu nutzen.[36] Schon aufgrund der bevorstehenden Entwidmung und in Planung befindlichen Nachnutzung des Geländes war dieser Vorschlag jedoch nicht realistisch.

Die Berliner Feuerwehr bemüht sich, Teile des Flughafengeländes als Ausbildungsstätte übernehmen zu können. So sollen unter anderem die alte Flughafen-Feuerwache, zwei große Hangars, das Tanklager sowie ein größeres Verwaltungsgebäude übernommen werden. Durch diese Maßnahme könnte der baufällige ehemalige Wehrmachtsstandort in Berlin-Schulzendorf aufgegeben werden.

Der Verein Tegel bleibt offen hat sich zum Ziel gesetzt, den Flughafen Tegel als Verkehrsflughafen zu erhalten und will hierfür gegebenenfalls einen Volksentscheid herbeiführen.

Flughafenanlage

Allgemein

Tower und Hauptgebäude mit der nach Rudolf Nebel benannten „Nebelhalle“

Kern der Anlage ist ein Ensemble aus fünf Abfertigungsgebäuden und dem 47,5 Meter hohen Tower.[37] Die Anlage ist vom Rollfeld umgeben und mit dem Auto nur durch einen Tunnel erreichbar; das Vorfeld grenzt im Norden an die Landebahnen, im Süden wird es von Fracht- und Wartungshallen, Bordküchenbetrieben und Versorgungs- und Betriebsgebäuden – wie der Energiezentrale – umschlossen. Insgesamt hat der zivile Teil des Flughafens Berlin-Tegel eine Passagierkapazität von 11,5 Millionen Fluggästen pro Jahr bzw. rund 3175 Fluggäste pro Stunde. Hierfür stehen 80 Abfertigungsschalter für gebäudenahe Flugzeugabstellpositionen sowie 54 Abfertigungsschalter für Flugzeugabseitspositionen zur Verfügung; insgesamt gibt es 44 Flugzeugabstellpositionen. Zwischen 23 und 6 Uhr besteht eine Nachtflugbeschränkung; während dieser Zeit dürfen lediglich Postflüge sowie genehmigungspflichtige Sonderflüge abgefertigt werden.[37]

Zum Flughafen gehört auch eine Flughafenfeuerwehr, die im Verbund mit den anderen Flughafenfeuerwehren der Berliner Flughäfen über spezielle Geräte verfügt.

Start- und Landebahnen

Eine Embraer startet auf der Piste 08R

Der Flughafen Berlin-Tegel verfügt über zwei Start- und Landebahnen. 08L/26R ist 3023 Meter lang und 46 Meter breit, die Oberfläche besteht aus Asphalt. Sie ist in beiden Richtungen im Instrumentenlandesystem, Kategorie IIIb, zugelassen, und dadurch auch bei schlechtem Wetter benutzbar. 08R/26L ist 2424 Meter lang und 46 Meter breit, die Oberfläche besteht ebenfalls aus Asphalt. Als 08R besitzt sie lediglich ein Instrumentenlandesystem der Kategorie I, als 26L eines der Kategorie II.[37]

Verkehrsflughafen

Übersicht der Gebäude in Tegel-Süd (Zustand im Jahr 2009)

Genutzt wurde der im französischen Sektor der Stadt liegende Flughafen im Linienflugverkehr von der französischen Air France sowie von amerikanischen und britischen Fluggesellschaften.

Zentralgebäude

Im Zentralgebäude des Flughafens Berlin-Tegel befinden sich ein Veranstaltungsbereich und Konferenzräume. Passagiere finden dort die Flughafen-Information, die Gepäckaufbewahrung, Post, Reisebüros, Verkaufs- und Informationsschalter der Luftverkehrsgesellschaften, Polizei, Zoll und eine Galerie mit Restaurantbetrieben. Ebenfalls im Zentralgebäude sind verschiedene Verwaltungseinrichtungen untergebracht.[37]

Terminal A

Luftbild des Hauptgebäudes (Terminal A und B) und der südlichen Erweiterungsbauten (Terminal D und E) aus dem Jahr 2005
Airbus A320 der British Airways, kurz nach dem Pushback am Terminal A

Beim Terminal A handelt es sich um einen sechseckigen Linearterminal – ein Gebäude, an dem die Flugzeuge über 14 Fluggastbrücken direkt andocken können und die nebeneinander an einem Korridor angeordnet sind – mit einer Frontlänge von 620 Metern. Taxis können Passagiere auf der Vorfahrt im Innenhof des Terminals unmittelbar vor dem jeweiligen Check-in-Schalter absetzen, der von der Vorfahrt nur durch eine Glasfassade getrennt ist; für Pkw steht ein Parkhaus im Zentrum des Terminals zur Verfügung. Busse fahren nicht mehr ins Innere des Ringes, sondern halten an den Bussteigen vor der Haupthalle, die an den Positionen A1 und A14 an den Flugsteigring grenzt. Direkt hinter den Check-in-Schaltern und den angrenzenden Sicherheitskontrollen befindet sich ein Warteraum, der zu je zwei Fluggastbrücken führt, sodass der Warteraum entweder für die Passagiere zweier kleinerer Flugzeuge oder eines großen Jets genutzt werden kann. Zwischen zwei Warteräumen befindet sich jeweils der Bereich für ankommende Passagiere mit Gepäckrückgabeband und ggf. Ausweis- und Zollkontrolle. Im Vergleich zu anderen Großflughäfen profitieren ankommende Passagiere von überdurchschnittlich kurzen Wartezeiten bei der Gepäckrückgabe. Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Schengen-Flügen gibt es an immer weniger Flugsteigen eine Passkontrollbox. Dadurch können im Terminal nur noch an den Positionen A1 bis A7 sowie an den Positionen A12 bis A14 Flüge aus Drittstaaten abgefertigt werden.

In der Haupthalle des Flughafens, direkt hinter den Anzeigetafeln, befindet sich der Servicepunkt, der von der Berliner Polizei und der Bundespolizei besetzt wird. Auskünfte zu Einreisebestimmungen, Luftsicherheitsfragen oder auch die Erteilung von Passersatzdokumenten werden hier durch die Bundespolizei erteilt.

Typisch für die Architektur der 1960er und 1970er Jahre ist der Versuch, Funktionen in geometrische Formen umzusetzen und diese als Leitmotiv zu verwenden. Charakteristisch für Tegel ist das Raster aus Drei- und Sechsecken anstelle rechteckiger Räume. Die Windfänge an den Eingängen haben ebenso dreieckige Grundrisse wie die erkerartigen Vorbauten der Warteräume, die zu den Fluggastbrücken führen. Grundriss und Querschnitt des Gebäudes und der Betonpfeiler sind sechseckig. Ursprünglich waren auch die Sitzmöbel und die Bodenfliesen entsprechend geformt, an vielen Stellen wurden bei Renovierungsarbeiten allerdings herkömmliche Ersatzmaterialien verwendet. Am Bussteig vor dem Gebäude waren 2008 noch die alten Fliesen sichtbar.

Terminal C

Außenansicht des Terminals C
Verbindungsgang zwischen den Terminals A (hinten) und C (rechts)

Terminal C wurde am 24. Mai 2007 eröffnet und wird heute hauptsächlich durch Air Berlin genutzt. Die Halle orientiert sich baulich am Terminal D des Flughafens Berlin-Schönefeld und bietet eine Kapazität von 2,5 Millionen Reisenden pro Jahr. Die Errichtung nur wenige Jahre vor der geplanten Schließung des Flughafens wurde seitens der BFG mit reduzierten Kapazitäten der bestehenden Abfertigungseinrichtungen durch gestiegene Sicherheitsanforderungen begründet, die so bis zur Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg überbrückt werden sollen. Am 10. September 2009 ging die Erweiterung Terminal C2 in Betrieb, die nochmals die Kapazitäten des Flughafens erhöhte.

Die Check-in-Schalter im neuen Terminal erhielten die Nummern C40 bis C57 und später im Terminal C2 die Nummern C60 bis C67. Es können Flüge zwischen Staaten des Schengener Abkommens und seit der Eröffnung der Erweiterung C2 auch Nicht-Schengen-Ziele abgefertigt werden. Das Terminal verfügt über keine Fluggastbrücken, bietet aber dennoch Vorfeldpositionen für Bus- oder Walkboarding und Kapazitäten für die Abfertigung von Großraumflugzeugen wie den Airbus A330 der Air Berlin. Insgesamt gibt es 26 Check-in-Schalter sowie derzeit 16 Abstellpositionen für Flugzeuge. Besucher, die Fluggäste von Terminal C abholen möchten, können auf dem extra angelegten Parkplatz für das neue Terminal für kurze Zeit kostenlos parken, was bei den übrigen Parkplätzen nicht der Fall ist. Der Fußweg zum Terminal A (Bushaltestelle/Anschlussflüge) beträgt rund 350 Meter und ist mittlerweile größtenteils überdacht sowie mit Aufzügen versehen.

Acht Monate vor der geplanten Schließung des Flughafens ist der Terminal C um einen 1200 m² großen Anbau in Leichtbauweise ergänzt worden. Er wurde damit erneut um Kontrollstellen und zusätzliche Flugsteige erweitert.

Terminal B, D und E

Blick auf das Terminal B
Blick auf Terminal D und E

Die ständig steigenden Passagierzahlen machten zusätzliche Abfertigungsschalter erforderlich. Mit der Eröffnung des neuen Terminals wurden die Positionen in den Terminals B und D neu nummeriert. Im Hauptgebäude (in der sogenannten „Nebelhalle“) wurde in einem ehemaligen Wartebereich mit den Schaltern 20 bis 39 das heutige Terminal B eingerichtet. Zu den Schaltern 70 bis 91 muss man das Terminal am südlichen Ausgang bei Position 14 verlassen und Richtung Parkhaus 2 laufen – dort wurde die obere Etage zum Terminal D und die untere zum Terminal E ausgebaut.

Energiezentrale, Fracht- und Technikgebäude

Terminal West mit Blick auf den Cargo-Bereich

Südwestlich des Terminals befinden sich die Frachthallen und die Bordküche, südlich davon die Betriebsgebäude der Flughafengesellschaft sowie die Energiezentrale. Diese Gebäude basieren auf einem Bausteinsystem, sodass alle Gebäude wie aus einzelnen Containern zusammengesetzt wirken. Die einzelnen Module erinnern dabei an Telefonzellen der 1980er Jahre, sind allerdings durchgehend orangefarben. Die Fenster im Flugsteigring sind ähnlich konstruiert, haben allerdings rote Rahmen. Lediglich die graue Wartungshalle mit ihrem sichtbaren Stahlskelett westlich des Terminals sowie die pyramidenförmige Lärmschutzkabine aus Stahlträgern und Wellblechen fügen sich nicht so recht in das gestalterische Konzept ein, erfüllen jedoch ihren Zweck. Für Triebwerkstests steht eine Lärmschutzkabine mit einer Bruttogrundrissfläche von 2230 m² zur Verfügung.[37]

Das Frachtgebäude besitzt bei einer Bruttogrundfläche von 11.428 m² eine Kapazität von 40.000 Tonnen Fracht/Jahr. Innerhalb des Gebäudes befindet sich eine Quarantänestation für Tiere sowie ein Bereich zur Zwischenlagerung radioaktiver Stoffe.[37]

Regierungsflughafen

Einfahrt zum militärischen Teil des Flughafens

Die Abfertigungsanlagen nördlich der Landebahnen grenzen an den Ortsteil Tegel und wurden zuerst von der seinerzeitigen französischen Siegermacht als Militärflugplatz genutzt. Die Einheit DPT 4/65 der französischen Luftwaffe betrieb einige Flugzeuge des Typs DHC-6 Twin Otter, die als Kurier- und Verbindungsflugzeuge genutzt wurden. Seit dem Abzug der französischen Streitkräfte im Jahr 1994 ist der Flughafen Tegel Regierungsflughafen und kann auch für militärische Operationen Deutschlands bzw. seiner Partner verwendet werden. Die Flugbereitschaft der Bundeswehr mit Hauptsitz am Flughafen Köln/Bonn hat am Flughafen Tegel eine Außenstelle. Die 3. Lufttransportstaffel hat hier ihre drei Hubschrauber des Typs Eurocopter AS 532 Cougar für den VIP-Personentransport stationiert. Bis 1997 wurden auch noch die von der NVA übernommenen Hubschrauber Mil Mi-8 von der Flugbereitschaft ab Berlin-Tegel betrieben.

Architektur und Kunst

Die Anlage hat einige Ähnlichkeiten mit dem fünf Jahre zuvor eröffneten Flughafen Köln/Bonn von Paul Schneider-Esleben, da beide beispielhaft für die Architektur der 1960er Jahre und das Konzept des Drive-In-Airports sind. Tatsächlich hat das Architekturbüro gmp (siehe oben) einen sechseckigen Flugsteigring in ähnlicher Form bereits 1964 in ihrem (nicht realisierten) Entwurf für den Flughafen Hannover vorgestellt. Der gmp-Vorschlag für den Moskauer Flughafen Scheremetjewo 2 sah ebenfalls ähnlich aus, jedoch wurden in Hannover wie in Moskau (fast identische) Anlagen nach Plänen des Büros wilke&partner aus Hannover gebaut. Die neueren gmp-Flughäfen wie Hamburg und Stuttgart zeigen keine Ähnlichkeit mit Tegel.

Meinhard von Gerkan – einem der Architekten – ging es hauptsächlich darum, den Fluggästen einen möglichst schnellen und kurzen Weg vom Eingang des Flughafens zum Flugzeug zu ermöglichen.

„Das Konzept des Flughafens Berlin-Tegel – laut weltweit nahezu übereinstimmender Einschätzung noch heute der am besten funktionierende Airport – bestand die ersten Jahre aus reinen Aviation-Flächen. […] Von der Taxivorfahrt bis zum Check-in-Schalter waren es 20 Meter, vom Counter durch den Warteraum bis zur Flugzeugtür noch 15 Meter. Das ist für einen Vielflieger der einzig wahre Komfort.“

Meinhard von Gerkan: Black Box BER[38]
Skulptur Der Fall Daidalos und Ikaros von Rolf Scholz, die auch auf Otto Lilienthal anspielt

Am und im Flughafen Tegel befinden sich im Rahmen von Kunst am Bau bzw. Kunst im öffentlichen Raum mehrere Werke bildender Kunst, darunter Arbeiten von Karlheinz Biederbick (Vor dem Start), Heinrich Brummack (Wolkentor), Chryssa (Flug der Vögel), Hubertus von der Goltz (Der Mensch zwischen Himmel und Erde), Rolf Lieberknecht (L'Albatros), Erich Fritz Reuter (3 Reliefporträts), Hein Sinken (Balance IV).[39]

Verkehrszahlen

Der Flughafen Berlin-Tegel ist heute der am stärksten frequentierte Flughafen Berlins. Für viele Fluggesellschaften ist Tegel auf Grund der zentralen Lage der beliebtere der beiden Flughäfen, sodass für neue Flugverbindungen oder die Stationierung neuer Flugzeuge kaum noch freie Slots vorhanden sind. Das erklärt auch, warum in den vergangenen Jahren jeweils ein höheres Passagieraufkommen zu verzeichnen war, als die offiziellen Kapazitäten für die Abfertigungsgebäude auswiesen. Diese Zahl wird mit 11,5 Millionen Fluggästen pro Jahr angegeben.[37]

Statistik 2014

Verkehrszahlen Flugbewegungen ± Fluggastaufkommen ± Luftfracht (Tonnen) ±
2014 182.197
0000+4,3 %
20.688.016
0000+5,6 %
035.560
0000+27,6 %
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr

Verkehrszahlen ab 1991

Flughafen Berlin-Tegel – Verkehrszahlen[40]
Betriebsjahr Fluggastaufkommen Luftfracht [t] Luftpost [t] Flugbewegungen
1991 6.715.402 13.585 16.002 120.344
1992 6.641.634 16.493 18.705 96.896
1993 7.000.168 16.060 17.672 90.750
1994 7.234.345 16.625 16.869 93.103
1995 8.186.512 17.131 16.229 112.521
1996 8.298.736 17.836 17.525 117.247
1997 8.622.359 19.043 16.465 117.495
1998 8.810.476 15.183 15.639 115.092
1999 9.543.437 15.349 15.887 118.188
2000 10.268.325 17.096 26.792 127.668
2001 9.863.870 17.578 15.977 125.484
2002 9.055.002 13.787 14.258 111.334
2003 11.055.303 12.800 4.665 134.395
2004 11.014.062 12.009 8.044 131.875
2005 11.500.454 11.246 3.125 137.288
2006 11.787.960 13.490 5.522 134.322
2007 13.345.188 14.830 4.823 145.423
2008 14.486.610 28.427 5.143 161.237
2009 14.180.084 25.057 2.651 156.262
2010 15.025.600 31.766 5.476 158.570
2011 16.919.820 26.578 667 169.384
2012 18.164.203 26.933 4.226 171.114
2013 19.591.838 27.870 5.454 174.763
2014 20.688.016 35.560 5.348 182.197

Flugbewegungen

Fluggastaufkommen

Luftfracht

Kritik am Flughafen

Stärken und Schwächen der Anlage

Öffentlicher Bereich des Terminal A; rechts im Bild die Vorfahrt, links die dezentralen Sicherheitskontrollen vor jedem Gate

Berlin-Tegel bewältigt inzwischen achtmal so viele Passagiere wie die 2,5 Millionen im Jahr, von denen die ursprüngliche Planung für den 1974 eröffneten Neubau ausging.[30] 2014 wurden ca. 21 Millionen Passagiere abgefertigt.[41] Diese ungewöhnliche Leistungsfähigkeit der Anlage, eine so große Auslastung zu meistern, ist zum Teil in der Architektur der kurzen und übersichtlichen Wege begründet (siehe Architektur). Dennoch bilden sich vor den Check-in-Schaltern im Flugsteigring regelmäßig Warteschlangen, die den Durchgang zu den anderen Positionen behindern. Kleine Kontrollstellen bremsen den Durchgang, gleichzeitig wird an jedem einzelnen der nicht untereinander verbundenen Warteräume gesondertes Sicherheitspersonal benötigt. Die Warteräume selbst sind für moderne Flugzeuge oft zu klein; außerdem müssen die Abstellpositionen so gewählt werden, dass international Reisende und Schengenpassagiere nicht denselben Warteraum benutzen.

Aus heutiger Sicht problematisch ist die Straßenführung im Terminal. Die zentrale An- und Abfahrt unter dem Hauptgebäude stellt ein verkehrstechnisches Nadelöhr dar. Bei geringerem Verkehrsaufkommen wie zum Zeitpunkt der Planung ermöglichte diese Straßenführung jedoch bequemes, schnelles und kurzwegiges An- und Abreisen mit dem Bus bzw. öffentlichen Nahverkehrsmitteln.

Da der Flughafen Berlin-Tegel nach dem Prinzip der kurzen Wege konzipiert worden war, gibt es nur vergleichsweise kleine Flächen für Restaurants und Geschäfte. Diese haben zudem nach 20 Uhr, wenn die abendlichen Flugzeuge eintreffen, meist nicht mehr geöffnet. Damit unterscheidet sich dieser Flughafen von dem moderneren Shopping-Mall-Flughafenkonzept, das ein Lange-Wege-Prinzip mit Wegen und Möglichkeiten zur intensiven Bewerbung entlang den Geschäften des Einzelhandels ermöglicht. Jedoch sind aus Sicht vieler Reisende die kurzen Wege und kurzen Aufenthaltszeiten nach diesem „altmodischen“ Konzept wünschenswert und ein Komfortmerkmal, über das viele modernere Flughäfen nicht verfügen.

Fluglärm

Flugzeug im Anflug auf Tegel über dem Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf

Viele Kritiker und Anwohner beschweren sich über den Fluglärm, da sich die Anflugschneise des Flughafens Berlin-Tegel über dicht bewohntem Gebiet in Reinickendorf, Wedding, Pankow, Niederschönhausen, Heinersdorf, Haselhorst, Spandau, Falkenhagener Feld und Falkensee befindet. In der Schutzzone 2 – der Bereich des äquivalenten Dauerschalls von mehr als 67 db(A) – lebten 2006 24.650 Einwohner.[42] Das wird als ein entscheidendes Argument gegen den Weiterbetrieb des innerstädtischen Flughafens Berlin-Tegel und für eine schnelle Verlagerung des Verkehrs an den wesentlich weniger Anwohner beeinträchtigenden Flughafenstandort Schönefeld angesehen, was nicht zuletzt im Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg vom 24. November 2005 bestätigt wurde.

Sonstiges

  • Am 20. November 2008 brannte die – zu diesem Zeitpunkt leere – im Nordteil gelegene Quarantänestation für Personen nieder.[43]
  • Auf dem Flughafen Berlin-Tegel wurden im Jahr 2009 insgesamt 415 Gepäck- und Taschendiebstähle registriert.[44]
  • Am Ausgang des Terminals A in Richtung Terminal D und E steht ein ehemaliger Triebwagen der DR-Baureihe ET 165 der Berliner S-Bahn. Dieser wird heute als Imbissstand genutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Evelyn Csabai, Julia Csabai: Letzter Aufruf Tegel! Geschichten vom tollsten Flughafen der Welt, be.bra verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-8148-0214-5.
  • Hans von Przychowski, Rainer W. During: Die Berliner Flughäfen: Johannisthal, Tempelhof, Gatow, Tegel, Schönefeld, GeraMond, München 2011, ISBN 978-3-86245-303-0.

Weblinks

Commons: Flughafen Berlin-Tegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berliner Entfernungsmesspunkt: Gemäß Lemma Berlin entspricht der Punkt der geografischen Lage Berlins dem Ort des Berliner Rathauses (Rotes Rathaus, 28. Mai 2012)
  2. SenStadt S. 7.
  3. a b c Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Verkehrsbericht Flughafen Tegel, Dezember 2014 abgerufen am 13. Januar 2015
  4. Verkehrszahlen 2014 Verkehrszahlen 2014
  5. Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen: Statistiken IVF seit 1991 (Memento vom 18. März 2011 im Internet Archive)
  6. Airport BBI – Visitenkarte der Region. Pressemappe Messe Berlin GmbH
  7. a b Grüne Industrie soll nach Tegel. In: Berliner Zeitung, 10. Dezember 2009
  8. 2014 oder ein anderes Datum. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Januar 2013
  9. Broschüre der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Nachnutzung Flughafen Tegel. Grundlagenermittlung.
  10. FNP 2009, Geplante U-Bahnanbindung des Flughafens.
  11. Planung U-Bahnanbindung Flughafen Tegel 1995, nicht mehr Teil der heutigen Planung.
  12. 1907: 50m, 2.800 m³ second configuration Versuchsluftschiff in Parseval shed at Berlin-Reinickendorf Foto 1 (Memento vom 21. November 2008 im Internet Archive) Foto 2 (Memento vom 21. November 2008 im Internet Archive) Foto 3 (Memento vom 16. November 2008 im Internet Archive) auf EarlyAviator.com
  13. Die Legende des Luftschiffer-Bataillons „Stollwerck“ (26. August 2008)
  14. Kunst auf dem Flughafen Tegel bei frankkoebsch.wordpress.com, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  15. Katrin Schoelkopf: Blindgänger in Tegel werden im Frühjahr geräumt. In: Berliner Morgenpost. 22. Januar 2009.
  16. Berliner Luftbrücke Vorgeschichte
  17. Berlin Airport Company, Monthly Timetable Booklets for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports, Berlin Airport Company, West Berlin, various editions April 1968 – October 1990
  18. Berlin Airport Company – Special Report on Air France’s 25th Anniversary at Berlin Tegel, March 1985 Monthly Timetable Booklet for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports. Berlin Airport Company, West Berlin 1985
  19. Bier-Order 61. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1962 (online).
  20. Hot route in the Cold War. In: Time 3. Juli 1964
  21. Berlin Airport Company, June 1964 and October 1971 Monthly Timetable Booklets for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports. Berlin Airport Company, West Berlin, 1964 und 1971
  22. a b Berlin Airport Company, April and August 1968 Monthly Timetable Booklets for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports, Berlin Airport Company, West Berlin, 1968
  23. Berlin Airport Company, April 1972 Monthly Timetable Booklet for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports, Berlin Airport Company, West Berlin, 1972
  24. Platz für alle. In: Der Spiegel. Nr. 24, 1974 (online).
  25. Berlin Airport Company, April 1980 Monthly Timetable Booklet for Berlin Tempelhof and Berlin Tegel Airports, Berlin Airport Company, West Berlin, 1980
  26. Flughäfen Berlin beim dass-reisebuero.de
  27. Berlin Return boosts Lufthansa’s bid for Interflug, Operations: Air Transport, Flight International, 7.–13. November 1990, S. 10
  28. Flughafen Berlin-Tegel bekommt Terminal-Anbau. aero.de, 17. August 2011, abgerufen am 17. August 2011.
  29. Flughafen Tegel: Weg frei für die Nachnutzung. In: Die Welt, 9. August 2008
  30. a b 1. Standortkonferenz: Zukunftsraum TXL – Dokumentation. (PDF; 1,7 MB) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 1. Oktober 2008, abgerufen am 23. Februar 2009.
  31. Nachnutzungstudie Flughafen Tegel. (PDF; 3,7 MB) IHK Berlin im September 2009
  32. Tegel Projekt GmbH
  33. [1]
  34. [2]
  35. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Hrsg.): Zukunftsraum Flughafen Tegel. Der Masterplan Berlin TXL. Berlin 2013.
  36. Carsten Dierig: Ryanair-Chef meidet den neuen Flughafen BER. In: Berliner Morgenpost, 7. April 2012
  37. a b c d e f g Berliner Flughäfen: Flughafenanlagen (Stand: 24. August 2008)
  38. Meinhard von Gerkan: Black Box BER. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut. 1. Auflage. Quadriga, Berlin 2013, ISBN 978-3-86995-060-0, S. 19–22.
  39. Bildhauerei in Berlin: Verzeichnis der Skulpturen im öffentlichen Raum Berlins
  40. [3]
  41. Verkehrsstatistik von Berlin-Tegel
  42. Umweltatlas Berlin: Fluglärmschutzbereiche (Ausgabe 2010)
  43. Brand auf dem Flughafen Tegel unter Kontrolle In: Der Tagesspiegel vom 20. November 2008
  44. Vorsicht vor Gepäckdiebstählen an deutschen Flughäfen! Abgerufen am 17. Dezember 2012.