Nicolas Frantz

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Nicolas Frantz
Nicolas Frantz (ca. 1930)
Nicolas Frantz (ca. 1930)
Zur Person
Geburtsdatum 4. November 1899
Sterbedatum 8. November 1985
Nation Luxemburg Luxemburg
Disziplin Straße
Karriereende 1934
Letzte Aktualisierung: 21. Mai 2020
Frantz (2.v.l.) nach dem Zieleinlauf der Tour de France 1924 im Parc des Princes
Denkmal von Nicolas Frantz in seinem Heimatort Mamer

Nicolas Frantz (* 4. November 1899 in Mamer; † 8. November 1985 in Luxemburg) war ein luxemburgischer Radrennfahrer. Er gewann 1927 und 1928 die Tour de France. Er gehört neben François Faber, Charly Gaul sowie den Brüdern Fränk und Andy Schleck zu den erfolgreichsten Radrennfahrern seines Heimatlandes.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicolas Frantz, der Wewesch Nik, wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Mamer auf. Sein Ziel war es, diesen später selbst zu übernehmen. Nachdem sein Bruder Jean-Pierre zu seinem 16. Geburtstag ein Fahrrad geschenkt bekommen hatte, bekam auch er Freude am Fahrradfahren. Im Alter von 13 Jahren wurde er Mitglied des Velo-Club Mamer, um aber zunächst als Läufer zu starten. Schon sein zweites Rennen gewann er und erhielt ein Taschenmesser als Preis. Auch spielte er Fußball in diesem Verein. Ein Jahr später kaufte er sich sein erstes Fahrrad; das Geld dafür hatte er sich als Ministrant zusammengespart. Zunächst verboten ihm seine Eltern, Rennen zu fahren, bis sie nachgaben. Am 24. Juni 1914 bestritt Nicolas Frantz sein erstes offizielles Rennen, das er gewann.[1]

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Frantz seine Radsportambitionen zurückstellen. 1920 wechselte er von den Amateuren zu den Unabhängigen (Profis ohne Vertrag), wurde im selben Jahr erstmals Landesmeister und gewann 1922 mit der Belgien-Rundfahrt als Unabhängiger sein erstes großes internationales Rennen. 1924 unterschrieb er seinen ersten Profikontrakt beim französischen Rennstall Alcyon.[1]

1924 startete Nicolas Frantz erstmals bei der Tour de France und belegte auf Anhieb Rang zwei; 1925 wurde er Fünfter und 1926 erneut Zweiter. 1927 gewann er die Tour in überlegener Manier: Ab der elften Etappe trug der das Maillot Jaune bis nach Paris und gewann die Gesamtwertung mit über einer Stunde und 48 Minuten Vorsprung auf den Zweiten. Bei seinem Tour-Sieg 1928 brach Frantz rund 100 Kilometer vor dem Ziel der neunzehnten Etappe der Fahrradrahmen. Den Rest der Strecke legte er auf dem zu kleinen Damenfahrrad einer Zuschauerin zurück. Er verlor 28 Minuten, behielt aber die Führung und siegte erneut.[2] Er ist neben Ottavio Bottecchia (1924) und Romain Maes (1935) einer von drei Fahrern, die das Gelbe Trikot bei der Tour von der ersten bis zur letzten Etappe getragen haben.[1]

Insgesamt errang Nicolas Frantz im Laufe seiner aktiven Laufbahn 59 Siege, darunter 20 Etappensiege bei der Tour. Elf Jahre in Folge (1923 bis 1934) wurde er luxemburgischer Meister im Straßenrennen. Mit einem letzten Sieg bei der nationalen Straßenmeisterschaft beendete er seine Radsportlaufbahn.[3]

Diverses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Luxemburg war seine Popularität so groß, dass viele Luxemburger, die des Französischen unkundig waren, meinten, die Tour de France würde wegen Nic „Tour de Frantz“ genannt. Zwei Erfolge blieben „Wewesch Nik“ oder „Nic le Wewesch“, wie die Franzosen ihn nannten, versagt: Er wurde nie Weltmeister (Zweiter im Jahr 1929 hinter Georges Ronsse), und als „Directeur technique“ konnte er Charly Gaul nicht zum Sieg führen. Das gelang 1958 erst seinem Nachfolger in diesem Amt, Jean Goldschmit.[1]

Nach dem Ende seiner aktiven Radsportlaufbahn eröffnete Nicolas Frantz in seinem Heimatort Mamer ein Fahrradgeschäft.[4] Er engagierte sich als Vorsitzender des Velo-Club Mamer. Frantz war auch einige Jahre als Nationaltrainer im Radsport seiner Heimat tätig.[3] Seine Tochter Nicole war mit dem luxemburgischen Fußballnationalspieler Léon Letsch verheiratet.[5]

Die örtliche Sporthalle ist nach Frantz Hall Sportif Nicolas Frantz benannt. Vor dem Rathaus steht das Barthel-Frantz Monument, das ihn und den ebenfalls aus Mamer stammenden Läufer und Olympiasieger Josy Barthel zeigt.[6] Auch ein Radweg trägt seinen Namen: Piste cyclable Nicolas Frantz.

Seit dem Tod von Lucien Buysse im Januar 1980 war Frantz bis zu seinem Tod der älteste noch lebende Tour-de-France-Sieger und der letzte, der noch im 19. Jahrhundert geboren wurde.

Erfolge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1922
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
1930
1931
Grand Tour192419251926192719281929193019311932
Gelbes Trikot Tour de FranceTour24211545

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nicolas Frantz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Petz Lahure: De Frantz vu Mamer. In: tageblatt.lu. 30. Juni 2017, abgerufen am 21. Mai 2020.
  2. Armin Gibis: Kraftakt auf dem Damenrad. 20. Juni 2013, abgerufen am 21. Mai 2020.
  3. a b Henri Bressler, Fernand Thill: Die Geschichte des Luxemburger Radsports. Band 2. Editions Schortgens, Esch-sur-Alzette 2011, ISBN 978-2-87953-115-1, S. 41.
  4. Andreas Adam: Luxemburger Unternehmerpersönlichkeiten und ihr Hobby: Cactus-Chef sitzt fest im Sattel. In: wort.lu. 12. Juli 2014, abgerufen am 21. Mai 2020.
  5. Footballeur originaire de Mamer - Léon Letsch Abgerufen am 20. Mai 2020. (PDF; 2,5 MB)
  6. La Maison communale. In: mamer.lu. Abgerufen am 21. Mai 2020 (englisch).