Fénétrange

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Fénétrange
Fénétrange (Frankreich)
Fénétrange (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Sarrebourg-Château-Salins
Kanton Sarrebourg
Gemeindeverband Sarrebourg Moselle Sud
Koordinaten 48° 51′ N, 7° 1′ OKoordinaten: 48° 51′ N, 7° 1′ O
Höhe 227–317 m
Fläche 14,49 km²
Einwohner 658 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 45 Einw./km²
Postleitzahl 57930
INSEE-Code

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Panorama mit der Saar und der Burg im Hintergrund

Territorium im Heiligen Römischen Reich
Fénétrange
Wappen
Wappen des Hauses Finstingen
Karte
Alternativnamen Baronnie de Fénétrange
Herrschaftsform Herrschaft
Herrscher/
Regierung
Freiherr
Heutige Region/en FR-57
Reichskreis Oberrheinischer Kreis
Hauptstädte/
Residenzen
Finstingen
Dynastien Haus Malberg – Haus Salm – Haus Lothringen
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch bis 1565, dann lutherisch
Sprache/n Französisch und Rheinfränkisch
Aufgegangen in Frankreich

Fénétrange (deutsch Finstingen) ist eine französische Gemeinde mit 658 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Sarrebourg-Château-Salins.

Der Ort liegt in Lothringen an der oberen Saar zwischen Sarrebourg (deutsch Saarburg) und Sarre-Union (Saarunion) an der Grenze zur historischen Region Elsass. Die deutsche Stadt Saarbrücken ist etwa 40 Kilometer, die französischen Städte Nancy und Metz, beide an der Mosel gelegen, sind 60 bzw. 70 Kilometer entfernt. Das Gemeindegebiet von Fénétrange bildet den östlichsten Zipfel des Regionalen Naturparks Lothringen.

Der Bahnhof Fénétrange lag an der Bahnstrecke Berthelming–Sarreguemines.

Überlieferte Namen des Orts, dessen mittelalterliche Befestigungsanlagen bis heute überdauert haben, sind[1][2] Monetarii de Filestengas, Filistenges et Vinstringen (1070), Philistingis (1136), Phylestanges (1222), Finstingen (1323), Vinstingen (1328), Vinstinga (1340), Fenestranges (1433), Phinstingen (1558), Vinstringium (1675)[3], Fénétrange (1793)[4], Fénestrange (19. Jahrhundert)[5].

Vinstringen wurde 1070 erstmals urkundlich erwähnt, hatte eine Münzprägeanstalt und befand sich zu dem Zeitpunkt im Besitz des Kapitels Reimersberg, wurde diesem aber vom Bistum Metz streitig gemacht.[6] Finstingen besaß schon 1382 ein befestigtes Schloss und war bis zum Ende des 15. Jahrhunderts Hauptort einer Herrschaft der Grafen von Saarwerden,[7] die ein freies Lehen des Reichs war.[6] Die Herren von Festingen übten seit dem Mittelalter in der Region Einfluss aus. 1439 besaß Hans von Finstingen die Herrschaft. Der letzte männliche Nachfahre der Familie, Johann von Finstingen, verstarb Ende des 15. Jahrhunderts. Durch seine Töchter kam die Herrschaft teils an die Familie von Salm, teils an französische Magnaten, zuletzt 1665 an Herzog Karl Heinrich von Lothringen.[8]

Der Ort im Herzogtum Lothringen wurde 1766 von Frankreich annektiert[9] und gehörte nach dem Frieden von Frankfurt vom 10. Mai 1871 zum deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach dem Ersten Weltkrieg bestimmte der Versailler Vertrag 1919 die Abtretung der Stadt an Frankreich. Während des Zweiten Weltkriegs war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt.

Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1793 1215 [10]
1821 1277 [10]
1841 1470 [10]
1861 1309 [10]
1866 1428 [11]
1871 1331 in 244 Häusern mit 337 Familien, darunter 562 Evangelische mit eigener Pfarrei, 669 Katholiken und 100 Juden[6][12][13]
1872 1339 am 1. Dezember, in 245 Häusern[8]
1880 1241 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1448 ha, in 241 Wohnhäusern, davon 574 Katholiken, 574 Protestanten und 87 Juden[14]
1885 1220 [15]
1890 1129 in 237 Häusern mit 299 Haushaltungen, davon 470 Katholiken, 571 Protestanten, fünf sonstige Christen und 83 Juden(eine Person ohne Angabe der Glaubensbekenntnisses)[15][16]
1900 1057 meist katholische Einwohner,[7]
1910 1058 [17]
Anzahl Einwohner seit Ende des Zweiten WeLtkriegs
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 855 898 847 816 807 823 708 686

Sehenswürdigkeiten

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Die Stadt hat an Profanbauten römische Relikte, das Schloss aus dem 14. Jahrhundert, welches im 16. und 17. Jahrhundert nach der Zerstörung wieder aufgebaut und in ein öffentliches Gebäude umwandelt wurde. Berühmt sind die gotische Kapelle von 1584 und die Wendeltreppe mit Schneckenhausvoluten, die als „Historisches Monument“ (Monument Historique) klassifiziert sind.[18] Weiter vorhanden sind Teile einer Stadtmauer sowie ein Stadttor: im Westen die Porte de France, deren Rundturm noch Überreste aus dem 15. und 16. Jahrhundert aufweist. Außerdem ist noch das Eingangstor zum Schloss hin erhalten. Die beiden Stadttore nach Norden und Osten (Porte d’Allemagne) sind nicht mehr existent, letzteres wurde schon 1824 als Verkehrshindernis angesehen und mit dem Bau der Route Départementale N° 1 von Nancy nach Landau beseitigt.[19]

Viele Straßenzüge bieten noch ein geschlossenes Bild ihrer Straßenfassaden mit Erkern und teils bemerkenswert gestalteten Reliefs, auch wenn der Leerstand deutlich ins Auge fällt.

Der Barockautor und Satiriker Johann Michael Moscherosch war Amtmann in Fénétrange, eine Tafel am Haus 12, Place du Dr Albert Schweitzer, die 1891 enthüllt wurde, erinnert daran. Leider irrte man sich damals in der Adresse: Moscheroschs Wohn- und Amtshaus befand sich nicht hier, sondern schräg gegenüber.[20] Der Ort selbst diente als Vorlage der fiktiven Heuchelgasse in seinem Roman „Gesichte“.[21] Die nahe gelegene Burg Geroldseck in Niederstinzel spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Moscheroschs Werk.

Sogenanntes Moscherosch-Haus

An Sakralbauten ist an erster Stelle die spätgotische, vor der Reformation von Johann von Finstingen und dessen Frau, Beatrix von Ogévillers, als Kollegiatkirche Sankt Peter gegründete[22] Stiftskirche St. Remy zu nennen, deren Baumeister Hans Meiger von Werde aus Straßburg damit für ihn ein eher außergewöhnliches Kirchenbauwerk außerhalb seines angestammten Wirkkreises geschaffen hat. In ihr liegt Erzbischof Heinrich von Vinstingen (vor 1366 bis ~1386) begraben. An der Straßenkreuzung vor der Porte de France D43/D38 liegt die protestantische Pfarrkirche von 1805/06. Fénétrange hatte auch eine jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge und einem Jüdischen Friedhof.[23] Aus dem 16. Jahrhundert stammt eine Kapelle mit außenliegender Wendeltreppe in der Rue de L'Hôtel de ville.

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Fénétrange

Veranstaltungen

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Seit 1978 findet im Spätsommer ein Festival für klassische Musik statt.[24]

Persönlichkeiten

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  • Emil Burger: Aus Finstingens Vergangenheit. Geschichte der Stadt und der Herrschaft Finstingen von den ältesten Zeiten bis zur französischen Revolution 1789. Metz 1931.
  • Markus Müller: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Band 15.IV. 2012. S. 422–425 (Herren von Finstingen) (online)
Commons: Fénétrange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 128–141 (online).
  2. Marie Thérèse Morlet - Les Noms de personne sur le territoire de l'ancienne Gaule Tome 3
  3. Dictionnaire topographique du département de la Meurthe - Henri Lepage (1862)
  4. Des villages de Cassini aux communes d'aujourd'hui sur le site de l'École des hautes études en sciences sociales
  5. Bulletin des lois de la République franc̜aise, S. 374
  6. a b c Eugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 443–444 (online).
  7. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band , Leipzig/Wien 1906, S. 594 (online);
  8. a b C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 69 (online).
  9. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870–1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 3–50, insbesondere S. 10 (Google Books).
  10. a b c d Fénétrange (Finstingen) – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
  11. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 16 (online).
  12. Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 157 (online)
  13. Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 565–566 (online).
  14. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 127, Ziffer 1529 (online).
  15. a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 118–119, Kanton Finstingen, Ziffer 8 (online).
  16. Michael Rademacher: Landkreis Saarburg, Elsass-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  17. Finstingen, Kreis Saarburg, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Finstingen.
  18. DAS SCHLOSS VON FÉNÉTRANGE. Lorraine Tourisme, 2023, abgerufen am 3. Juni 2023.
  19. Bauplan der Route Départementale N° 1 von Nancy nach Landau, Bibliothèque nationale de France, 6. November 2012
  20. Fénétrange. In: Literaturland Saar. 2022, abgerufen am 18. November 2022.
  21. Stefan Woltersdorf: Literarisches Lothringen Conte Verlag Saarbrücken, ISBN 978-3-941657-40-3, S. 74–75.
  22. Statistisches Bureau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Band 30, 1909, S. 44.
  23. Synagoge Fénétrange. In: synagoge-fenetrange.de. Abgerufen am 18. August 2021.
  24. Benoît Piatkowski: féstival de fénétrange. 2022, abgerufen am 16. November 2022 (französisch).