Wikipedia:Kurier/Ausgabe 12 2016

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Das stand 2016 im Kurier – ein Rückblick, 1. Teil

Das Jahr 2016 begann im Kurier mit der Freude, dass endlich die Werke bestimmter Künstler, darunter Adolf Hitler, die 1945 gestorben waren, gemeinfrei wurden. Aber nicht nur Mein Kampf oder Hitlers Aquarelle sind jetzt gemeinfrei, sondern auch, viel wichtiger, Käthe Kollwitz, die Manuskripte von Dietrich Bonhoeffer und die abstrakten Werke von Francis Bruguière. Dass WikiData auch im Januar 2016 noch nicht richtig rund lief, war nicht weiter verwunderlich. In der Wikimedia-Foundation (WMF) in den USA drehte sich wie schon immer mal wieder das Personalkarussell im Board of Trustees, dem Kuratorium, die Mitarbeiter in der Zentrale fürchteten nach dem Rausschmiss von James Heilmann um ihre Jobs. Kollege Mautpreller hingegen, Spezialist für Bertolt Brecht, freute sich über Recherche-Erfolge zur Musik seiner Gedichte. Ebenfalls im Januar fand das 150-millionste Edit in der deutschen Wikipedia statt. Tja. Ebenfalls eine kleine Freude hatte der Kollege Cherubino nach einem Besuch im Konzentrationslager Theresienstadt, als er der Gedenkstättenverwaltung nach einer Recherche die Herkunft eines an die Wand gemalten Spruches erklären konnte. Aber immer wieder fanden auch Klagen über persönlichen Wikipediafrust ihren Weg in den Kurier. Das von den Wikimediavereinen organisierte Programm GLAM on Tour hingegen schien erfolgreich zu sein, Fotografen und Autoren äußerten sich zufrieden mit ihrem Besuch in den Technischen Sammlungen und dem Verkehrsmuseum Dresden. Doch auch bahnbrechende neue technische Möglichkeiten fanden ihren Weg in die Wikipedia: die Erstellung von Tortendiagrammen. Wow! Achim Raschka berichtete über die Auswertung der Ausbeute vom Festivalsommer 2015 und, natürlich, der 15. Geburtstag der Wikipedia wurde gefeiert, die Kölner Wikipedianer stellten ihr Projekt fotografischer Drohnenflüge vor, während die Berliner Kollegen den Wedding, offenbar eine Terra incognita, mittels Expedition erforschten. Dass in der Foundation weiterhin dicke Luft herrschte, es gab ein Misstrauensvotum gegen Arnnon Geshuri, war dann wohl doch nicht so interessant. Richtig interessant hingegen war der Skandal um die Manipulationsversuche eines Autorenkollektivs Psychologie aktuell, in dessen Verlauf es sogar zu einem angeblichen Todesfall kam. Wikipedia als Mörderin des Familienvaters Andreas Parker (†). Dass es überhaupt keinen Toten gab, merkte man aber erst, nachdem reichlich Beileidsbekundungen abgegeben worden waren. War noch was? Richtig, am 23. Januar gab es den 1,9-millionsten Wikipediaartikel. Nicht nur im Wedding sondern auch im Allgäu plante man umfassende Aktivitäten. Angesagter Trend ist derzeit das Einrichten von Wikipedialokalen oder -stützpunkten, wie es beispielsweise die Kölner Community mit ihrem Lokal K vormachte. Die Fotosammlung von Max van Berchem fand den Weg nach Commons, die Berliner Community will jetzt auch einen Bärenzwinger, oder besser einen eigenen Space haben und wieder mal wurde die Erkenntnis, dass es für Neulinge in der Wikipedia sehr schwer ist, Fuß zu fassen, thematisiert. Kollegin Kritzolina kritisierte den Umgang mit neuen Autoren (Kurierausgabe 1/2016)

Der Februar 2016 begann mit der Reklame für den WikiCup, außerdem wurden mal wieder Teilnehmer für den Schreibwettbewerb gesucht. Etwas aufregender wurde es, als herauskam, dass Accounts aus der Schweizer Bundesverwaltung Wikipediaartikel angeblich schönfärben wollten, aber daran war nichts. Die Boulevardpresse wollte nur ein kleine Story, über die Foundation wurde mal wieder gemosert, weil die per Software-Erweiterung sogenannte Themenringe einzuführen versuchte. Die Erforschung des Berliner Weddings ging weiter, und man fand heraus, dass offenbar schon früher dort Autoren spurlos verschwanden. Neu gefunden haben sich hingegen Autorinnen, die anlässlich der Berlinale 2016 das Projekt Wikipedia:FilmFrauen gründeten. Im Februar kamen die Bilder des Fotografen Eugène Cattin Dank unserer Schweizer Kollegen aus dem Bundesarchiv zu Commons und die umwerfende Erkenntnis, dass Wikipedia noch lange nicht vollständig sei, wurde mal wieder beschrieben. Lila Tretikov von der Foundation in Frisco trat nach langem Zoff zurück, während sich die Wikipedianer mit Lücken bei den Oscar-Artikeln beschäftigten. Den österreichischen Wikipedianern gelang es wieder, renommierte Verlage zur Zusammenarbeit mit der Wikipedia zu gewinnen. So konnte der Kollege Hubertl den Verlag Ferdinand Berger & Söhne, Herausgeber für Veröffentlichungen über österreichische Denkmäler, sozusagen akquirieren. Ende Februar gab es erneut Werbung im Kurier, man suchte mal wieder Teilnehmer für den Schreib- und Miniaturenwettberwerb, der neuerdings Hand in Hand gehen sollte. (Kurierausgabe 2/2016)

Der März des hinter uns liegenden Jahres zeigte eine Grafik, die den gefürchteten Autorenschwund darstellt und einen leisen Hoffnungsschimmer bot, denn demnach soll der Abwärtstrend wohl gebremst worden sein. Am Rande des Abgrunds wähnte sich der Kollege Marcus Cyron und beklagte Unzulänglichkeiten wegen Personalmangels bei WMDE. Studierende am Ostasieninstitut Ludwigshafen verfassten zahlreiche Artikel. Aber nicht alles lief im März rund. Ärger gab es mal wieder im Kategoriebereich der Wikipedia, wo offenbar eine völlig verfahrene Situation herrschte, ein Real-Life-Friedenstreffen fand nicht statt, der Verein WMDE wollte wohl kein Geld dafür rausrücken. Nicht nur die WikiCon in Stuttgart machte auf sich aufmerksam, nein auch die jährliche Wikimania, die diesmal in einem kleinen italienischen Alpendorf stattfinden sollte, mahnte die Teilnehmer, sich langsam mal anzumelden. Am 16. März feierte die Wikipedia ihr 15-jähriges Bestehen. Und dann kam doch noch etwas Interessanteres: Admins und andere Würdenträger mit erweiterten Rechte wurden aufgefordert, sich längere Passwörter zuzulegen, mindestens acht Zeichen. Was dahinter steckt, kommt dann später noch ans Licht. Ein echter Flop war offenbar ein Edit-a-thon in Kanada zum Thema Frauen und Kunst, in dem neue Autorinnen 12 Artikel verfassten, von denen 10 sofort einen Löschantrag bekamen. Ein Kommentar auf Facebook dazu zitiert die Kollegin Nicola: „WP:FUCK NEW EDITORS“. Da freut sich der Neuling. Nicht nur die Autoren werden weniger, auch das Mentorenprogramm leidet unter Schwund. Man suchte im März neue Leute, denn trotz Autorenschwundes steigt aus irgendwelchen Gründen die Zahl der Mentorengesuche. Die Exploration des Berliner Weddings ging auch im wärmeren Frühling weiter, man fuhr durch einen langen Tunnel. Weite Felder, Sand, Kräne – eine Baustelle mit Stau. Eine leere Straße durch Industriebauten. Gefühltes Ende der Welt. Ja so ist der Wedding, hoffentlich führte die Expedition ans Ende der Welt genug Wasser mit. Der März ist der Monat des Frauentages, also stehen regelmäßig dazu passende Artikel im Kurier. Über 90.000 kategorisierte Frauen waren am 21.3. abzugeben, das generische Maskulinum stand mal wieder am Pranger und die Fahrradhersteller bekamen neue Relevanzkriterien, aber dafür haperte es angeblich mit den Relevanzkriterien für Unternehmen. (Kurierausgabe 3/2016)

Der Aprilscherz für 2016 war gut gelungen, denn die Möglichkeit, dass die US-Foundation mit ihrer damaligen Interimschefin Katherine Maher (wer?) an die Wallstreet geht, ist im Bereich der wikipedianischen Fantasie nicht ganz abwegig, wie überhaupt nichts mehr abwegig ist, wenn es um WMF geht. Nette Vorstellung, Wikipedia als am New York Stock Exchange teuer gehandeltes Unternehmen. Gar nicht lustig für die Betroffenen war ein erneuter Rücktritt aus dem WMF-Kuratorium, amüsant hingegen ist immer wieder der Versuch, dem Schreibwettbewerb Leben einzuhauchen. Diesmal mit einem Lob für den Publikums- und Reviewpreis. Ärger mit der Panoramafreiheit hatten wieder mal die Fotografen. Ein absurdes Gerichtsurteil aus Schweden sorgte für Kopfschütteln. Fehlte nur noch, dass der EU-Durchblicker-Kommissar Günther Oettinger mitmischte. Am 11. April kam die Frage auf, ob Knackis in der Wikipedia editieren dürfen. Ein offenbar im Klingelpütz einsitzender Wikipedianer beklagte sich darüber, dass Junkies zwar ihren Stoff problemlos bekämen, er aber auf Wikipediaentzug wegen verweigertem Internetzugang sei. Wiki Loves Earth ist ähnlich wie Wiki Loves Monuments etwas für Fotografen, die in diesen Wettbewerben Preise gewinnen wollen. Aber Mother Earth ist nicht genug. Wikipedia will zum Mond. Okay, vielleicht gehört sie da auch hin, aber ein Berliner Team mit dem Namen Part-Time Scientists will im Rahmen einer privaten Mission auf dem Mond einen Rover aussetzen, hat noch 20 GB Platz im Kofferraum für Daten und will die Wikipedia mitnehmen. Man meint, dass der Mond relativ offensichtlich einen Aspekt der Langzeitarchivierung habe und man somit die ganze Sache auch als Wikipedia-Zeitkapsel verstehen könne. Wo sich die Berliner Wedding-Expedition derzeit aufhielt, wusste der Kurier leider nicht zu berichten. Verschollen im Wedding? Die übliche magere Beteiligung am Schreibwettbewerb war diesmal gar nicht so mager wie befürchtet, und für Wikipedianer, die es fünf Jahre in der Community ausgehalten haben, gibt es seit April 2016 eine Bronzemedaille, für Zehnjahres-Veteranen Silber. Am 27. April 2016 fand in der Dresdner Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek die erste sogenannte Wikipedia-Sprechstunde nach Hamburger Vorbild statt. Der Wartungsbausteinwettbewerb wurde wie üblich beworben und der April endete mit einer düsteren Prognose: Dunkle Schatten schweben über der Wikipedia, der männliche Schwarm stirbt nach einem Bericht der taz aus, denn koreanische Forscher haben die Wikipedia-Historie der letzten 14 Jahre analysiert mit dem Fazit, dass die Egalisierungsutopie der Wikipedia an Ende sei. Die bitte was? Hier nachzulesen (Kurierausgabe 4/2016) Sc, 31. Dezember 2016

Can 2016 Please Fuck Off NOW? – Abgesang auf ein Schreckensjahr frei nach Madonna[1]

Silvester als Frau mit dem Thalys von Köln nach Paris auf Armeslänge Abstand oder im Zug von Würzburg nach Nizza, in München Entsetzen, geliebter Bowie als tanzender Held gone, gone with the wind, Bob Dylan nobel noch einsamer, die Armeslänge Abstand reicht den Argwöhnischen hinter dem Ärmelkanal nicht mehr, Leuchtfeuer am Firmament, Verblendung, Frankreich wollte feiern und friert die Freiheit ein, kein elderly statesman und kein Superman in Sicht, Guido und sie antworten nicht, Projekt 18 gescheitert, G8, G9, ach geh doch weg, AfD, go home, USA, und Russland, bleib gleich zu Hause, die Olympischen Spiele zugedopt verpennt, Burkini fast so fies wie Ausziehzwang in Cannes. Auschwitz, Aleppo, der Hunger weit weg, mehr als eine Armeslänge Abstand, hier Horrorhaus Höxter, Angelika heißt die Engelsgleiche, der Putsch der Türken und der Tod der Toleranz, Trennungen, Brexit, Calexit cries Canada, mon amour, Obama in Berlin bis der Terror auftrumpft, zuerst in Manhattan, jetzt kein Abstand, wie Anstand, wer Anstalt? Postfaktische Lügenpresse. Fake News im Wahlkampf, This Is Not America, my little China girl. I’ll give you television, I’ll give you eyes of blue. Schimanski rettet niemanden mehr, Scheiße!!! So Long, Marianne. Farewell, my little Prince. Die Queen so krank wie das Klima. Wer kommt meine Eltern pflegen? Dance Me to the End of Love. Achtung! Antanztrick! Ist Anis nicht eine Heilpflanze mit milder Würze? Schall und Rauch. Goethe irrte sich auf dem West-Östlichen Divan. Last Christmas klingt noch falscher seit ein weiterer George schweigt, und gäbe es einen Himmel, welch grandioses Orchester im Dezember! Und die Chöre sing’n für dich mit den Fußballschuhen, du einer von 80 Millionen.

One last question, Ms Chancellor and Mr President: Are All Losers Beautiful?

Weil wir, wir sind geschafft. Alle. Allein im All. BlaueWunder, 30.12.

Jahrestag des Entsetzens

In den paar Tagen im Jahr, die gemeinhin mit den Worten „zwischen den Jahren“ zusammengefasst werden, begegnen einem häufig Rückblicke aufs auslaufende Jahr. Es ist dies aber auch die Phase, in der einem bewusst werden kann, dass zum Umsetzen der Neujahrsvorsätze kaum mehr Zeit übrig ist. Und zuguterletzt ist dies ein Zeitraum, in dem merkwürdigerweise auch auf Wikipedia fast immer irgendwas Außergewöhnliches passiert.

Am heutigen 29. Dezember 2016 jährt sich etwas zum ersten Mal, das wohl alle, die die internen Abläufe der deutschsprachigen Wikipedia in der einen oder anderen Form aufmerksam verfolgen, entsetzt hat: die Nachricht über den Herzinfarkt des Andreas Parker, der im Laufe des Abends den Tod finden sollte, nachdem er auf Wikipedia mit Cybermobbing gegen seine Person konfrontiert gewesen war. Seither ist einiges geschehen, dokumentiert ist dies unter anderem hierzuwiki und bei Psiram, auch hat das, was der Todesmeldung folgte, dazu geführt, dass das „Autorenkollektiv“ Psychologie aktuell „am Ende“ ist.

Auf die Frage, ob an jenem 29. Dezember 2015 tatsächlich ein Peter James Parker alias Andreas Parker aus dem Leben schied, oder ob der früh geäußerte Verdacht, dass das alles nur ein Fake sei, mehr als nur berechtigt war, haben wir auch an diesem ersten Jahrestag keine befriedigende Antwort bekommen. Sollen wir dies zum Anlass nehmen, im Sinne des AGF-Grundsatzes seiner Witwe Nahid und seinen drei Kindern unser Mitgefühl und Bedauern zu übermitteln? Oder sollen wir dieses entsetzliche Kapitel mit der Erkenntnis, dass es keine endgültige Klärung geben wird, schließen? Oder sollen wir Klarheit fordern, was vor einem Jahr wirklich geschehen ist? Oder halten wir uns an eine der „Goldenberg Regeln“: „Realität ist das, was Du fühlst“?[1] m77 29.12

  1. zitiert nach Reiner-Werner Ahnsinn auf Psychologie aktueller

Medien zur Affäre um das Wikipedia-Schiedsgericht

Die Krise des Schiedsgerichts über die politische Funktionärstätigkeit eines Schiedsrichters für die AfD Mecklenburg-Vorpommern hat ihren Niederschlag in den Medien gefunden. Den Anfang machte am 14. Dezember 2016 der bereits in der Wikipedia bekannte Enthüllungsjournalist Marvin Oppong in einem Beitrag für den Online-Branchendienst Meedia, den er später etwas ergänzt auch in der Zeitung Junge Welt unterbrachte. Andere Medien folgten, lieferten aber nichts Neues in ihren Berichten. Etwas mehr zu den Hintergründen kam im Deutschlandfunk in einem Interview vom 19. 12. mit Ralf Krauter, das Peter Welchering führte, zu Tage. Die Internetseite der ZDF-Sendung heute wiederholte in Prinzip die Informationen daraus am 22. Dezember. Mehr auf die politischen Hintergründe ging Sebastian Reinfeldt ein, der am 28.12. in seinem "Semiosisblog" einen ausführlichen Text brachte. [entfernt; Verstoß gegen WP:ANON --Horst Gräbner (Diskussion) 16:00, 29. Dez. 2016 (CET)] Ebenfalls am 28.12. sendete der Deutschlandfunk ein Gespräch mit den Wikipediakollegen Jens Best (derzeit gesperrt) und Sebastian Wallroth (zurückgetretener Schiedsrichter), in dem die Hintergründe erörtert werden. Die Fragen stellte Peter Welchering. Es ist davon auszugehen, dass die Affäre weiterhin für die Medien interessant bleibt, wenn die Wikipedia-Community nicht in der Lage ist, eine befriedigende Lösung für das Schiedsgericht zu finden. Sc, 29.12.2016[Beantworten]

Das Ende des Long Tail

Kürzlich feierte die deutschsprachige Wikipedia ihren zweimillionsten Artikel. Eine kolossale Zahl, die Anlass zum Nachdenken gibt. Seit dem Siegeszug des Internets gilt das Long-Tail-Prinzip, das besagt: Je größer das Angebot, desto besser. Da Wikipedia eine offene Plattform bildet, gibt es reichlich Zahlenmaterial zur Analyse. So liegt es nahe, dem Anlass entsprechend zu schauen, wie sehr sich die Leser für den Artikelbestand der Wikipedia interessieren. Anhand der monatlichen Besucherzahl (Seitenabrufe) für jeden Artikel wurde eine Rangliste der beliebtesten Artikel erstellt. Das Diagramm zeigt den Anstieg der Seitenabrufe bei höherer Platzierung in der Rangliste.

Seitenrang und Seitenabrufe

Nun lässt sich in doppelt logarithmischer Darstellung über vier Dekaden eine gerade Linie erkennen, die dann abknickt. Die gerade Linie erklärt sich durch das Zipfsche Gesetz. Bemerkenswert ist auch, dass die Hälfte unserer Leser sich nur für die Top30000 (Top50% aller Seitenabrufe) interessiert und dort schon der Schwanz abbricht. Der lange Schwanz ist also nicht beliebig lang und wer sich als erfahrener Autor mit seinen Artikeln vergleicht, der stellt sicher fest, dass Wikipedia vor allem am hinteren Ende des Schwanzes stattfindet. Doch auch die Top96% decken nur ein Drittel der zwei Millionen Artikel ab.

Trotz starker internationaler Ausrichtung zeigt dieselbe Gegenüberstellung für die englischsprachige Wikipedia ganz ähnliche Eigenschaften. Die Steilheit der Linie ist etwa gleich, die Besucherzahl liegt beim Sechsfachen, die Top50%, Top80% und Top96% reichen etwas mehr als doppelt so weit im Seitenrang hinunter. Eine echte Überraschung oder markante Abweichung zur deutschsprachigen zeigt sich mit Blick auf die größere Leserschaft nicht.

Der Zahlen nicht genug, stellt sich bei zwei Millionen Wikipedia-Artikeln die Frage, wie alt die beliebtesten Artikel sind. Grafisch lässt sich das nur sperrig präsentieren. Der Seitenrang wurde in Gruppen von 200.000 (200k) Artikeln unterteilt und als eigene Farbe dargestellt. Zu jedem Jahrgang wurde nun der prozentuale Anteil der Gruppen ermittelt. Die Top200k (~Top80%) nimmt nur ein paar Prozent beim letzten Jahrgang ein. Das ist aber auch stetig gleich, über die Jahre schon. Bis einschließlich Top600k (ca. Top96%) ergibt sich beim letzten Jahrgang ein Anteil von rund zehn Prozent.

Artikelerstellung nach Jahr und Seitenrang

Anhand der hier gemachten Untersuchung zur Wikipedia haben deren Leser eine begrenzte Spezialisierungsneigung. Die Wikipedia ist aus Lesersicht fertig und muss nur weiter aktualisiert sowie besser aufbereitet werden. Mit Insiderwissen lassen sich weitere Theorien aufstellen. Zunehmend findet sich unter den Neuartikelschreibern der Listenabarbeiter (#100wikidays). Da wird zu jedem halbwegs relevanten Kommunalpolitiker der Geschichte ein Artikel erstellt. Manch einer davon mag beim Leser beliebt sein, andere nicht. Das heißt: Die Schrotflintenmethode dominiert. Der Zu- und Abfluss in den Top96% lässt sich mit diversen Regionalligastürmern und anderen wechselhaften Nischen erklären. Das Artikelwachstum der Wikipedia findet überwiegend am Rand statt.

Aus diesen Zahlen deutet sich an, dass nicht nur der bereits bekannte Autorenschwund stattfindet, sondern auch eine Verdrängung an den Rand auftritt. Das Ausmaß lässt sich nicht abschätzen, denn spezialisierte Listenarbeiter können durch Übung und Effizienzsteigerung mit weniger Aufwand mehr Artikel erstellen. Für ein besseres Bild müsste auch die Bearbeitungsaktivität in den Top50%, Top80% und Top96% untersucht werden. Der zunehmende Aufwand hinter Bearbeitungen lässt sich zudem kaum messen.

Die Community und die Foundation stehen insgesamt vor der Herausforderung, die Arbeit am Rand effizienter zu gestalten und stärker für die zähe Arbeit in den Top50%, Top80% und Top96% zu motivieren. MR, 24.12

Update: Der letzte Satz wurde geändert. MR, 29.12

Kleine Freuden #16: Der Flammenkopf-Bartvogel kehrt wieder heim

Zur Mitmach-Reihe Kleine Freuden siehe den Kurzartikel in Ausgabe 11/2015. Auch Dein Beitrag ist willkommen!
Der zunächst unbekannte Vogel

Der Bestimmungs-Service für Lebewesen der Redaktion Biologie hat schon vielen geholfen, Tiere oder Pflanzen auf Fotos zu bestimmen. Egal, ob auf dem eigenen Fensterbrett gefunden oder beim Urlaub auf der anderen Seite der Welt drauf getreten, meist gibt es sachdienliche Hinweise und oft sogar eine fachgerechte Bestimmung, soweit das möglich ist („ich müsste noch die Unterseite der Flügel sehen, um das genau zu beantworten“). Als Laie kommt man immer wieder ins Staunen über das Wissen der Kolleginnen und Kollegen.
Weniger oft kommt es vor, dass dem Lebewesen selbst geholfen wird – so geschehen im Juni 2015 nach der Anfrage von JøMa, der damals durch den „Gesang“ auf einen Vogel in seiner Nachbarschaft aufmerksam wurde („wie eine defekte Auto-Alarmanlage“). Es gelang ihm, ein Foto zu schießen und dank der Biologen erfuhr er, dass es sich um einen Flammenkopf-Bartvogel handelt. Da dieser aber so gar nicht in Sachsen heimisch ist, kam als Herkunft nur der benachbarte Zoo Leipzig in Frage. Ein Anruf dort brachte die Erkenntnis, dass der prächtige Vogel tatsächlich aus dem dortigen Pongoland entflohen war. Die Pfleger rückten samt Fanggerät an, doch der Flüchtling hüpfte immer höher in die Bäume und ließ sich nicht erwischen. Ob nun durch Nachbarn eingefangen oder wegen Hungers von selbst zurückgekehrt – nach dem Urlaub des Fotografen war der Unruhestörer nicht mehr da. Wikipedia aber hat ein Foto eines Trachyphonus erythrocephalus in (vermutlich vorübergehender) Freiheit. mh als Ghostwriter von JøMa, 21.12.

Der Name einer Sattelzugmaschine

Die Wikipedia als Universalenzyklopädie widmet sich bekanntermaßen vielen Themengebieten. Man mag vielleicht nicht alles für gut befinden. Vielleicht sind einige Themen wirklich nicht relevant. Ich persönlich schreibe meistens technikbezogene Fahrzeugartikel. Die meisten Benutzer halten Abstand von Newstickerartikeln, die alle paar Minuten verschlimmbessert werden, doch – meines Erachtens leider – tun das nicht alle Autoren so. Insbesondere bei schlimmen Ereignissen tauchen immer wieder dieselben halbgaren Artikel auf, die mit Müh und Not noch so gerade eben ein Stub sind. Sie werden mit den ständig aktualisierten Nachrichteninformationen zu einem Flickenteppich zusammengeschustert. Dabei kommen immer dieselben Konflikte zustande: War es ein Anschlag? Oder doch ein Unfall? Gab es nur Verletzte oder auch Tote? So genau weiß das niemand. Diese Streitereien um relevante Fragen lassen sich vielleicht mit viel AGF nachvollziehen. Aber es geht noch besser. Die Grenze der Absurdität kann ich sicher nicht genau bestimmen, aber sie ist in diesem Fall definitiv überschritten. Wie ich eingangs erwähnte, lege ich überwiegend Fahrzeugartikel an. So auch zu einem bekannten Sattelzugmaschinenmodell. Als ich heute beim Lesen der Wikipedia eine neue Mitteilung erhielt, war ich verwundert, da eine Verlinkung auf diese Sattelzugmaschine erstellt wurde, und zwar von einem Artikel zu einem aktuellen Ereignis. Nun gut. Abgehakt, weiter im Text. Doch diese Benachrichtigung tauchte danach schon wieder auf. Und noch einmal. Dem musste ich nachgehen. Und es stellte sich doch tatsächlich heraus, dass ein Streit über die Nennung des Namens der Sattelzugmaschine in einem Artikel zu einem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt entbrannt war. Während von der Sattelzugnamenseinfügerseite ein bestimmtes „nun reichts aber“ kam, war der Namensentferner davon überzeugt, dass eine Nennung des Namens einer Sattelzugmaschine in einem Artikel zu einem Anschlag gefährlich sei und Nachahmer auf den Plan rufen könnte. Man kann sich über Vieles streiten. Aber ist das hier nicht ein bisschen übertrieben? JJ, 20.12Nein. Aa, 21.12.

Wiki on Rails – Abschluss einer erfolgreichen Veranstaltungsreihe

Wiki on Rails
Be 4/6 – eine der ersten Elektro-Lokomotiven am Gotthard

Im Zuge der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels initiierte das Schweizerische Bundesarchiv zusammen mit sechs anderen GLAM eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel Wiki on Rails für und mit Wikipedianer(n). Dabei versuchten die Projektverantwortlichen auch bewusst Personen ausserhalb der bekannten Community, von denen sie auf Grund ihrer Arbeit in der jeweiligen Institution wussten, dass sie eine Affinität zu Bahn-Themen haben, zu motivieren, ihr Wissen in Wikipedia einfliessen zu lassen. Ausserdem war es ein Anliegen von GLAM wie dem Bundesarchiv, der Nationalbibliothek oder der Universitätsbibliothek Basel, die bereits einen oder mehrere Wikipedian in Residence hatten, oder wie der Zentralbibliothek Solothurn, die dank eines prominenten Mitglieds der Community in ihren Reihen bereits Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Autoren oder dem Hochladen auf Commons haben, auch andere Institutionen dafür zu gewinnen.

Editathon im Bundesarchiv

Einige der Anlässe wurden in bestehende Gefässe wie das regelmässige Schreibatelier oder den Zürcher Stammtisch integriert, andere wiederum stellten speziell für diese Reihe organisierte Schreibwerkstätten, Vorträge oder Führungen zur Verfügung. So hielt die Zentralbibliothek eine umfassende Auswahl von Büchern und Unterlagen zur Entwicklung der Bahn rund um Solothurn bereit, während die Alfred-Escher-Stiftung an einem Abend einen interaktiven Vortrag über Alfred Escher, den Pionier der ersten Bahn über den Gotthard, und mit dem Portal mit seinem digitalisierten und aufgearbeiteten Briefverkehr einer Schar von aktiven Autoren näherbrachte. SBB Historic, die von den schweizerischen Bundesbahnen geschaffene Stiftung zur Erhaltung des Bahnerbes in der Schweiz, öffnete ihre Tore sowohl virtuell, indem sie begann, historische Fotos von der alten Gotthardstrecke sowie Fotos und Typenblätter der SLM auf Commons hochzuladen, als auch physisch für einen Besuch des Zürcher Stammtisches, selbstverständlich mit einem obligaten Apéro als Abschluss.

Abschluss im Wirtschaftsarchiv der UB Basel

Einen Höhepunkt fand die Reihe in einem dreiteiligen Edit-a-thon mit einer Auftaktveranstaltung im Bundesarchiv, an welcher eine Vorstellung der einzelnen Bestände, thematische Workshops (Rollmaterial – Strecken und Bauten – Gesellschaft, Politik und Biographien) und Einführungen für neue Autoren angeboten wurden. Nach weiteren zwei betreuten Schreibateliers wurde bei der Schlussveranstaltung von den Organisatoren und einzelnen Autoren Bilanz gezogen. Die Reihe wurde als sehr erfolgreich bewertet, insbesondere, weil nicht nur Überraschendes zum Vorschein kam, sondern auch, weil die Teilnehmenden – zum Teil sogar aus dem benachbarten Österreich – diese als sehr positiv bewertet haben. Der Abschluss von Wiki on Rails war eine Veranstaltung am Samstag vor dem vierten Advent im Wirtschaftsarchiv der Universitätsbibliothek Basel, an dem wiederum die Institution selbst und deren Bestände vorgestellt wurden. Danach ging es ans Recherchieren und Editieren, wobei für uns Teilnehmende die Wünsche nach Unterlagen sofort umgesetzt und die Bücher, Pläne und Dossiers umgehend zu uns in den Arbeitsraum gebracht wurden.

Abfahrtsanzeiger

Wie immer bei solchen Vorhaben ist die Liste der noch zu schreibenden Artikel und der Bilder, die eingearbeitet werden sollten, länger, als die der umgesetzten Arbeiten. Dennoch ist die Reihe als voller Erfolg einzustufen. Nicht nur, dass ein GLAM selbst die Initiative ergriffen hat und andere Institutionen und Personen für Wikipedia, Commons und hoffentlich mehr begeistern konnte. Es gab auch eine Reihe von überraschenden Resultaten, wie ein Artikel über die Schweizer Schule in Luino, über die nie realisierte Matterhornbahn oder schweizerischen Bahnuniformen. Aber auch Artikel über die Hauensteinstrecke, wo mit einfachsten Mitteln eine vermesstechnische Meisterleistung vollbracht und der Scheiteltunnel 1853 ähnlich dem aktuellen Basistunnel am Gotthard von mehreren Ausgangspunkten in Angriff genommen wurde. Oder auch der Artikel über den Transitverkehr durch den Gotthard während des Zweiten Weltkriegs ergänzen Wikipedia vortrefflich. Wiederum hat sich gezeigt, dass uns die Arbeit nicht so schnell ausgehen wird. mew, 19. 12.

WikiWedding wandert wohlan

Acht Monate WikiWedding – und noch immer hat niemand geheiratet. Namen sind doch nur Schall und Rauch, aber: acht Monate WikiWedding und der Berliner Altbezirk wurde gründlich verwikipediert. Fast 80 Artikel sind entstanden oder wurden überarbeitet, wir luden mehrere hundert Fotos hoch, wir waren in Blog, Zeitung und Fernsehen und sind im Laufe der Monate einer dreistelligen Zahl von Bibliotheksbesuchern in der Schiller-Bibliothek auf die Nerven gegangen.

WikiWedding-Wirkungsstätte: Buttmannstraße

Wir schrieben Artikel zu Laubenkolonien, deutschen Spitzeninstituten der medizinischen Forschung, Parks, Agitpropfilmen, Abgeordneten, Anti-Nazi-Kinderärzten, Islamisten und was noch so alles das Leben in diesem Randbezirk Berlins ausmacht. Wir erstiegen „auf eigene Gefahr“ Kirchtürme, verhandelten mit Fotografen, hielten Wikidata-Vorträge und stellten tapfer jeden Sonntag das Fähnchen – beziehungsweise das Roll-Up der Wikipedia – auf den Bürgersteig der Buttmannstraße. Türkische Frauengruppen bekochten uns mit Tee. Syrische Bürgerkriegsflüchtlinge im Wedding kamen mehr oder weniger aus Versehen als Wikipedianer ehrenhalber ins Fernsehen.

Damals im Februar ’16

WikiWedding begann mit einem Ödland. Die sibirisch anmutende Steppe direkt hinter dem Berliner Hauptbahnhof, das Sachsen-Anhalt Berlins, der Windfang im Nichts, die Gegend, die so aussieht, als sollte man alle Hoffnung fahren lassen. Man kommt aus Kreuzberg/Schöneberg/Wilmersdorf – dann nichts – und dann wieder das pralle Leben. Eine Straße voller Menschen, Bürgersteige, in denen sich Afroshops, Dönerläden, Frühstücksladen und andere geradezu stapeln. Was ist das?

Projektfundstück. Kino Alhambra 1925

Wedding! Das urbane Berlin außerhalb der eigentlichen Kernstadt. Mit vielen Geschichten und Geschichte; ehemaliges Kurbad, Rückzugsraum der KPD in der Zeit des Nationalsozialismus, Heimat der AEG, ewiges Pflaster für Weltverbesserer und Menschheitsretter, Eigentumswohnungszentrum Berlins; Ort des Weltkulturerbes und Bezirk ohne eigenes echtes Museum. Klischee und pralles Leben. So viele Themen, die sich für Wikipedia aufbereiten ließen.

So kam ich zum Wedding und schnell stellte sich heraus: In Wikipedia schreiben überraschend viele Weddingerinnen und Weddinger, die auch einmal kommen wollen. Darunter viele Wikipedianerinnen und Wikipedianer, die noch nie bei einem Offline-Treffen waren. Das erste Treffen in der Kneipe, das zweite bereits im Nachbarschaftsladen Buttmannstraße, der uns seitdem Obdach und Unterschlupf bietet.

Die Frage wurde geklärt, dass auch der Ortsteil Gesundbrunnen zum gefühlten Wedding zählt und damit innerhalb des Projektes liegt, dank IvaBerlin hatten wir schnell ein Logo und dank des Weddingweisers schnell sehr viel Aufmerksamkeit und Interesse. Der Name ist bei den richtigen Leuten im Wedding bekannt, der Verweis auf Presse und Berichterstattung immer wieder sinnvoll.

Interessiert, aufgeschlossen, keine Autor*innen

Es zeigte sich aber auch: Es ist fast unmöglich, aus Interesse echte Mitarbeit im Projekt selbst zu generieren: Potenzielle Neuautorinnen und Neuautoren winkten schon mit der Bemerkung ab, dass sie nichts wüssten, was nicht schon in Wikipedia stände, und nichts beitragen könnten. Diejenigen Interessierten, die diese Hürde überwunden hatten, scheiterten an der „Kurz“einführung in Technik und erwartete Verhaltensweisen, die mittlerweile erstaunlich lange dauert. Echte Neuautoren haben wir einen: Bernd-Peter Lange. Dafür legte Bernd dann mit dem Proletarischen Gesundheitsdienst und dem Ledigenheim Berlin-Wedding richtig los.

In der Bibliothek

Gleiches bei Fotografen und Fotografinnen. Wenn wir sie denn ausnahmsweise erfolgreich überzeugt hatten, dass ihre Fotografien tatsächlich für die Wikipedia wichtig wären, stiegen sie spätestens bei den Erklärversuchen zu den Punkten „Urheberrecht-in-seiner-Interpretation-durch-die-Wiki-Communities“ und „wie-Freigaben-ablaufen-müssen“ aus.

Bereitwillig und interessiert waren viele, bereit die Einstiegshürden zu überwinden, kaum jemand. Infos und Hilfestellungen durch Externe kamen einfach und oft – nur braucht es dafür jede Menge Communitypower, diese abzuholen und in Wikipedia-anschlussfähige Inhalte aufzubereiten.

Wedding wandelt 2017 wohlanner

So viel zum Jahr eins. Jetzt zum Jahr zwei. WikiWedding geht weiter. Wir freuen uns über all das Entgegenkommen und das Interesse, das es überall gibt. Wir suchen weiter, ob es einen einfachen, unkomplizierten Weg gibt, Menschen in das Wiki zu bekommen. Und wir werden weiter sammeln: Geschichte und Geschichten, Fotos und Scans. Und wir hoffen, liebe Wikipedianerinnen und Wikipedianer, dass dies ein kleines Beispiel setzt: Geht vor die Tür. Sprecht Leute an. Wikipedia ist ein Türöffner fast überall. Es gibt mehr Wikipedia-interessierte Menschen als ihr denkt. Und es gibt vermutlich auch mehr Wikipedianerinnen und Wikipedianer in der Nähe als ihr denkt. Und spannende Geschichte, interessante Gebäude, geschichtsreiche Parks gibt es auch überall. sp 17.12.2016

Unterwanderung?

Ein AfD-Mitglied outet sich und sitzt in einem Schiedsgericht, mit dem ich in zehn Jahren Mitarbeit in Wikipedia noch nie etwas zu tun hatte. Was ist das bitte für eine Information? Es war doch vorher und nachher jedem bewusst, dass in Wikipedia auch Leute mitarbeiten (können), deren politische Einstellung weit von der eigenen abweicht. Was soll jetzt der Aufreger, wenn einer zu seiner obskuren Einstellung steht?

Ich arbeite zumeist in einem eng begrenzten Bereich zum Themenkomplex Erster Weltkrieg. Natürlich gibt es dort viele Leute, deren Einstellung sich im rechtsnationalen Bereich verorten lässt. Aber was interessiert das in einem Beitrag über einen Mörser, über den ersten Panzer, über irgendeinen Doppeldecker? Da interessieren mich viel mehr die mit Liebe zusammengetragenen Detail-Fakten dieser Leute.

Schwieriger wird das bei Themen, wo aufgrund der Vielzahl der Literatur nahezu jede Position belegbar ist. Das sogenannte Theoriefindungsverbot findet hier seine Grenzen, denn die unvermeidliche Auswahl ist Theoriefindung. Hier können wir nur auf das Gewissen der Hauptautoren vertrauen, und ich gehe davon aus, dass sich die Autoren diese Gewissensfrage jedes Mal stellen, wenn sie einen wichtigen und hochfrequentierten Artikel bearbeiten.

Ich glaube, dass diejenigen, die in erster Linie hierher gekommen sind, um Artikel ihrer Weltanschauung entsprechend zu manipulieren, bald aufgrund des Aufwandes im Verhältnis zum Nutzen aufgeben. Denn ein wichtiger Artikel, bei dem Wertungen eine Rolle spielen und bei dem solche Manipulationen verfälschend wirken könnten, unterliegt in der Regel dem System der 1000 Augen. Und hier zeigt der mitunter rüde Umgangston in Wikipedia auch seine guten Seiten.

Nachdem das Peer-Review System zunehmend seine Grenzen zeigt und auch im Uni-Betrieb immer mehr in Frage gestellt wird, was bleibt dann außer unserem System? Aber unser System funktioniert nur bei einer Offenheit, es ist – wie ich schon an anderer Stelle schrieb – ein pluralistisches System unter der Prämisse des Paradoxons der Toleranz.

Ich denke, das System hält ein paar Leute aus, die das Paradoxon der Toleranz nicht verstehen. Si, 17. Dez. 2016

Die Unterwanderung – ein Kommentar

Eigentlich war es schon lange klar, die Community der Wikipedia ist ein getreues politisches Abbild der Gesellschaft außerhalb der Wikipedia, nur konzentrierter, auf kleinerem Raum und daher auch mit meist heftigeren Auswirkungen. Genau wie dort draußen der Rechtspopulismus immer mehr Zulauf bekommt, nimmt er auch in der Wikipedia zu. Wikipedia-User, besonders die latenter rechter Gesinnung, Islamfeindlichkeit und sonstigem Rassismus, wie Antisemitismus und Misogynie wird man jedoch nicht sofort erkennen, denn in der Wikipedia besteht durch das hier verbreitete bürgerliche Bildungsniveau eine anerzogene Zurückhaltung, die ein Erkennen rechtsextremer Strukturen zunächst erschwert. Viele der akademisch gebildeten Beiträger haben darüber hinaus einen burschenschaftlichen Hintergrund, der diese geschickte Zurückhaltung oft noch unterstützt. Wenn ein Account so dumm ist, sich für einen offenen rassistischen Angriff nicht auszuloggen, um den Hauptaccount zu schonen, wird er zwar in der Regel sofort gesperrt, aber beim Erkennen des weit verbreiteten sekundären Rassismus, der durch angemeldete User verbreitet wird, tut sich die Administration schwerer. Die sich zurückhaltenden rechtsextremen User versuchen aus gutem Grund nicht aufzufallen und arbeiten unauffällig mit. Manchmal kommen einem bestimmte Edits, wie beispielsweise in Artikeln wie Swastika, Hitlerjugend, rechten politischen Parteien, Kameradschaften und auch der deutschen Militärgeschichte, inklusive Ritterkreuzträger, Fliegerasse und sonstige deutsche Helden der Weltkriege, merkwürdig vor, sind aber einzeln betrachtet meist nicht zu beanstanden. Manchmal wird von politisch interessierter Seite versucht, missliebige Feinde aus dem linken Spektrum loszuwerden, seien es erfolglose Benutzersperrverfahren, wie neulich bei Jens Best, seien es mehrere, teilweise erfolgreiche Meldungen und Denunziationen auf der VM-Seite.

Offenbar ist aber jetzt für den rechten Winkel der Wikipedia der Zeitpunkt gekommen, nach einer Phase der Unauffälligkeit nun offensiver aufzutreten. Es gibt in der Wikipedia das Schiedsgericht, eine nicht immer unumstrittene Instanz zur Beilegung von Konflikten zwischen Usern. Am 6. September 2016 sind völlig überraschend drei gewählte und ziemlich unumstrittene Schiedsrichter aus angeblich persönlichen Gründen zurückgetreten. Nachfragen wurden nicht beantwortet, die Diskussion darüber unterdrückt und die Sache schließlich fast vergessen. Drei Monate später gelangte eine Information an die Öffentlichkeit, die einerseits schockierend ist, andererseits aber vorhersehbar war. Einer der am längsten amtierenden Schiedsrichter soll sich damals gegenüber seinen Schiedsrichterkollegen damit gebrüstet haben, ein Funktionär, nicht etwa nur ein einfaches Mitglied, der AfD zu sein. Schlagartig erschien der Rücktritt der drei Schiedsrichter auf einmal in einem neuen Licht. Warum sind nur drei und nicht auch die anderen sechs von zehn Schiedsrichtern zurückgetreten? Sind die auch auf AfD-Linie? Man weiß es nicht, die Spekulationen blühen. Wie ist die Information ans Licht gekommen? Durch Indiskretion. Einer der nicht Zurückgetretenen hat die Tatsache, mit einem AfDler in einem Wikipediagremium zusammenarbeiten zu müssen, nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren können, es nicht mehr ausgehalten, dadurch gegen die Schiedsgerichts-Omertà verstoßen und ist am 13.12.2016 ebenfalls zurückgetreten. Nun findet eine aufschlussreiche Diskussion darüber statt, wie damit umzugehen ist. Mutmaßungen, Spekulationen und Verdächtigungen darüber, in welchen Wikipedia-Schlüsselpositionen weitere Mitglieder der sogenannten neuen völkischen Bewegung sitzen könnten, werden angestellt und es wird überlegt, überlegt, geredet, zerredet … Aber eigentlich ist das nur ein für Wikipedia übliches Krisendauergespräch mit reger Trollbeteiligung. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, aber die Diskussionen auf der Grillenwaage und vor allem auf der Schiedsgerichtsdiskussionsseite, bieten interessante Erkenntnisse. Auf einmal melden sich Accounts, die durchaus der Neuen Rechten zuzuordnen sind, mit eindeutiger Sprache zu Wort, es sind die lange im Verborgenen agierenden Wikipedia-User, die nun glauben, erstarkt zu sein und jetzt mehr riskieren zu können. Am 13. Dezember 2016 wurde eine erste Zäsur erreicht. Nach einer heftigen Diskussion meldete sich am Abend derjenige Schiedsrichter zu Wort, der unter dem Verdacht stand, Funktionär der AfD zu sein, und bestätigte dies. Es ist der Wikipedia-User „MAGISTER“ (in Versalien geschrieben), der durch seine Tätigkeit im Schiedsgericht eine entscheidende Position in der Wikipedia innehat. Prompt folgten in einer Art Dominoeffekt weitere Schiedsrichter. MAGISTERs fester Wille ist es, bis zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2017 die Stellung zu halten. Das Schiedsgericht dürfte damit erledigt sein. Das sind sie, die deutschen Helden, standhaft, aufrecht und immer unbesiegt im Felde – aber im Endeffekt, Gott sei Dank, sind sie immer Verlierer. Ein Kommentar von Sc, 15. Dez. 2016

Über Vertrauen

Eine der großen Stärken der Wikipedia ist die große Transparenz. Jede Änderung an einem Artikel kann durch alle Leser und alle Benutzer in der Versionsgeschichte nachvollzogen werden. Auch Entscheidungen und Maßnahmen durch Administratoren sind zumeist transparent für alle nachvollziehbar durch Versionsgeschichten oder Einträge in Logbücher. Wenn Entscheidungen hingegen aus inhaltlichen Gründen vertraulich bleiben müssen, sollte die Glaubwürdigkeit der beteiligten Personen ganz besonders hoch sein.

In den letzten Tagen wurden und werden auf einschlägigen Meta-Diskussionsseiten heftige Debatten geführt, die dadurch ausgelöst wurden, dass Informationen öffentlich bekannt gemacht wurden, die offenbar vertraulich waren und damit nur durch einen gezielten Verstoß gegen WP:ANON publik wurden. Diese Informationen sind geeignet, das Vertrauen von Teilen der Community in die betreffenden Personen nachhaltig zu zerstören.

Wenn es nur um die Frage ginge, wer in der Wikipedia mitschreiben darf und wer nicht, wäre es sehr schnell klar: jeder, der sich an die Regeln der Wikipedia hält, kann ohne Weiteres mitwirken. Bei einer Institution, die ihre Legitimation zu letztendlichen Entscheidungen aber ausschließlich durch Vertrauenswürdigkeit erhält, stehen auch durch Wahlen erworbene Positionen plötzlich in Frage, wenn dieses Vertrauen erschüttert wird.

Dass ein Vertrauensverlust durch einen klaren Regelverstoß verursacht wurde, macht es nicht einfacher. Der betreffende Benutzer, der die Information durchgestochen hat, mag gesperrt werden, die Information kann man nie wieder einfangen, auch nicht durch eine Versionslöschung. Selbst Oversighten dieser Details aus dem Privatleben einer Person kann die Information nicht mehr aus der Welt und aus den Köpfen schaffen. Das kann man begrüßen, das kann man bedauern oder gar verurteilen. Ändern kann man es nicht.

Wenn Vertrauen zerstört wird (ob zu Recht oder zu Unrecht), muss man sich aktiv wieder darum bemühen. Es reicht m. E. nicht, sich auf die formale Einhaltung von Regeln zurückzuziehen. Holder, 12.12.

Fazit der WikiCon 2016 und Ausblick auf 2017

Gruppenfoto
Gruppenfoto
Auswertung der Teilnehmendenumfrage

Gut zwei Monate nach der WikiCon 2016 in der Region Stuttgart möchten wir noch einmal die Gelegenheit für einen Rückblick nutzen. Wir haben uns viel vorgenommen, neue Dinge ausprobiert und das bewährte Konzept der vergangenen WikiCons weiterentwickelt. Das Feedback hat uns gezeigt, dass unsere Vorhaben, wie die Öffnung nach außen, gut aufgenommen wurden.

Danke: Wir möchten allen Teilnehmenden, Referenten, Helfern sowie allen anderen, die zum Erfolg der WikiCon 2016 beigetragen haben, für die großartige Unterstützung danken. Trotz des großen Aufwands hat uns die Organisation viel Spaß gemacht, und die vielen positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Ausdrücklich möchten wir auch für eure rege Teilnahme an der Befragung im Anschluss an die WikiCon danken - die Ergebnisse sind sicherlich auch hilfreich für die Orga-Teams der kommenden WikiCons.

333 Wikipedianerinnen und Wikipedianer, Aktive für Freies Wissen und Interessierte haben an der Konferenz teilgenommen. Das öffentliche Forum des Freien Wissens hat über 100 weitere Besucher angelockt - damit war dies die bisher größte WikiCon. Unser Bestreben war es, die Konferenz für Außenstehende und interessierte Neueinsteiger zu öffnen und sie an die Projekte heranzuführen. Wir geben diese Erfahrungen gerne an zukünftige Teams weiter. Bilder zur Veranstaltung finden sich auf Commons, die Vortragsfolien und Mitschriften sind jeweils unter „Dokumentation“ bei den Beiträgen der Programmseite verlinkt.

Ausblick 2017: Wir freuen uns, bereits jetzt die WikiCon 2017 ankündigen zu können: Es hat sich ein lokales Team gefunden, welches die Konferenz im Großraum Leipzig organisieren wird. Das neue Team möchte an die Weiterentwicklung des Konzeptes des WikiCon, welche 2016 begonnen wurde, anknüpfen und freut sich auf eine spannende Konferenz. Alle weiteren Informationen (Datum, genauer Ort, etc.) werden zeitnah auf der Projektseite bekanntgegeben.
Für das WikiCon-Region Stuttgart-Team (2016): Wnme und Rudolf
Für das WikiCon-Großraum Leipzig-Team (2017): DCB 6.12.

Eine kleine Geschichte

Mit dem Feuerhornvogel ...
... nach Graimbouville.

Ein Wikipedianer sass in einem Café in Toshloq, schlürfte seinen Longjing-Tee und hörte dazu Cyco Miko. Bedächtig den Kopf wiegend, dachte er sich, dass die Musik damals im Michael’s Pub schon eine ganz andere war. Lange wollte er nicht mehr in Toshloq verweilen, der Ort war ihm einfach zu städtisch. Es zog ihn wieder aufs Land. Schöne Erinnerungen hatte er an den Mudajärv; ja, da könnte man doch mal wieder hinfahren, dachte er sich. Er hatte es damals so faszinierend gefunden, an den Gestaden dieses Sees mit Roger Matthews im Matsch nach antiken Artefakten zu buddeln. Sie hatten zwar überhaupt nichts gefunden und der Archäologe reiste bald wieder ab, um nach Phelikia zu suchen, aber seither hatte der Mudajärv einen besonderen Platz im Herzen des Wikipedianers. Aber ach – ein erneuter Besuch würde wohl kaum mehr den gleichen Reiz haben.

So beschloss der Wikipedianer, den Mudajärv Mudajärv sein zu lassen und eine andere Reise zu unternehmen. Er hatte schon lange von einem Besuch in Kerzenhöhnchen geträumt, doch wollte er sich diesen noch aufsparen. Und überhaupt war es ihm ein Bedürfnis, seine Französischkenntnisse anwenden zu können. Also brach er, nachdem er zur Deckung der Reisekosten noch einige Mosbacher Fayencen verkauft hatte, mit seinem zutraulichen Feuerhornvogel auf der Schulter auf in Richtung Graimbouville. Unterwegs liess er es sich nicht nehmen, Far From Any Road trällernd auch noch den Heiligenküppel zu besteigen. Schliesslich machte er es sich in Graimbouville gemütlich, schaute sich im örtlichen Kino den Film Viele kamen vorbei an und gelangte zur Überzeugung, dass es um die Community der Wikipedia nicht so schlecht stehen wird, wenn man kleine Geschichten wie diese hier aus einem Bruchteil der neuen Artikel der letzten 24 Stunden schreiben kann :-) Gestumblindi, 5.12.

Kurze Bilanz zum MerlBot

Hiermit möchte ich bekannt geben, dass TaxonBota den MerlBot im Bereich seiner WORKLIST ab 1. Januar ablösen wird. Da durch die Abschaltung des MerlBot, dessen Betreiber Merlissimo wir immer noch schmerzlich vermissen, die Aktualisierung bereits Monate lang stagnierte, wird es jetzt wieder eine geben. Benutzer, denen die Qualitätsarbeit hier am Herzen liegt, haben schon oft nach dem Stand gefragt, was mich mehr und mehr in der Motivation bestärkte und wofür ich mich an dieser Stelle auch bedanken möchte. Mit einer zusammenfassenden Mängelliste zu arbeiten, hat ja auch seine Vorteile. Es wird angezeigt, in welchen Artikeln Wartungsbausteine auf ihre Abarbeitung warten, welche Artikel nicht kategorisiert oder verwaist sind bzw. selbst keine Links im Artikeltext vorweisen und einiges mehr. Der MerlBot war ein sehr umfangreicher und über Jahre verbesserter, professionell geschriebener Bot, daher kann man sich gut vorstellen, dass es einige Zeit benötigt, um eine ähnlich umfassende Programmierung zum Laufen zu bringen. Das ist mit einer der Gründe, warum es so lang gedauert hat, aber auch, dass ich dieser Tage noch mit einer Lite-Version fahren werde. Mein Gedanke dahinter ist, dass es meiner Meinung nach besser ist, erst mal aktuelle Mängellisten zu haben, die nach und nach in ganzer Vollständigkeit ausgebaut werden, als weiterhin zu warten und mit Monate alten Listen zu arbeiten. Jetzt wünsche ich Euch aber erst mal einen guten Rutsch ins Neue Jahr und dass uns die Schaffenskraft um unser Projekt stets erhalten bleibt ... DTx, 31.12.

Der OscArtikelMarathon geht in die nächste Runde!

Es ist wieder soweit: Wir schreiben das Jahr 2017 (naja, also fast) und der OscArtikelMarathon geht in seine verflixte siebente Runde. Vielleicht hat der eine oder andere Lust wieder mitzumachen? Die Ewige Tabelle wartet darauf, erobert zu werden, außerdem haben wir dieses Jahr einige aktuellere Oscar-Jahrgänge, die den Wettbewerb höchstwahrscheinlich nicht überleben werden, siehe Portal:Film/Fehlende Oscar-Artikel. Aber erst einmal einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht ... Q., 30.12.

Gesegnete Weihnachten!

Werte Wikipedia-Gemeinde!

Ich wünsche Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben und ein gutes neues Jahr. In diesem Sinne wünsche ich mir auch, dass wir doch manchen Konflikt hinter uns lassen können und uns vorrangig um die Erstellung, Verbesserung und Erhaltung unserer Enzyklopädie kümmern. Denn immer ist genug zu tun. Seien es Ergänzungen bestehender Artikel, Aktualisierungen, rechtschreibliche und typographische Verbesserungen, neue Artikel, Rücksetzungen von Vandalismus oder die Einführung neuer Autoren, die Arbeit geht nicht aus. Kümmern wir uns doch darum! Aſf, 23. Dez.

Ruhe in Frieden

Ruhe in Frieden …

Der Benutzer G-Michel-Hürth (Gerhard Michel) ist am 18. Dezember 2016 gestorben.

Gerhard Michel stieß im Januar 2006 als Pensionär nach einem erfüllten Leben an der Universität zu Köln zur Wikipedia. In seinem Berufs­leben widmete er sich vor allem dem inter­nationalen Studenten­austausch. 2001 rief er eine Stiftung ins Leben, die bis heute existiert: Über das Gerhard-Michel-Stipendium wird Studierenden ein Auslands­aufenthalt im nord­amerika­nischen Raum ermöglicht.

In der Wikipedia widmete sich Gerhard vor allem den Artikeln zu Hürth. Zahlreiche Artikel zu seiner Heimat­stadt wurden von ihm angelegt, viele verbessert und ausgebaut; daneben verschlug es ihn jedoch auch immer mal wieder zu Themen rund um Köln, das Rheinland oder andere Gefilde. Seit dem Sommer 2016 wurde es jedoch ruhig um ihn, einige Freunde und Wikipedianer weihte er in die Gründe dafür ein: Gerhard bereitete sich und seine Lieben auf seinen Tod vor. Am 18. Dezember 2016 erlag er seinem Krebsleiden in einem Hospiz in Frechen. Eine Kondolenzliste wurde angelegt.

Lieber Gerhard, du wirst mir und vielen anderen hier sehr fehlen, danke für all deine ehren­amtliche Arbeit.AR, 19.12.

Neues Förderprogramm: Gebühren erstatten lassen!

120 Euro für einen Datenbankabzug oder 80 Euro für Kopien historischer Dokumente? Wer Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) an deutsche Behörden stellt, muss Auskünfte mitunter fürstlich bezahlen. Bis zu 500 Euro können Bundesbehörden nach der Gebührenordnung des IFG pro Anfrage berechnen, Landesbehörden teilweise noch mehr.

In Zusammenarbeit mit dem Portal FragDenStaat.de der Open Knowledge Foundation Deutschland, bietet Wikimedia Deutschland in einem Pilotprogramm ab sofort ein neues Förderprogramm für Anfragen nach Informationsfreiheitsgesetz an. So kann man sich ab sofort mit einem formlosen Antrag an community@wikimedia.de die Gebühren erstatten lassen, sofern die Informationen für die Wikipedia, Wikidata oder andere Wikimedia-Projekte relevant sind und anschließend dort eingepflegt werden. Dazu steht zunächst ein Budget in Höhe von 5.000 Euro bereit. Genaueres zum Ablauf steht hier. NR, 19.12.

Team Ideenförderung geht in die Weihnachtsferien

Weihnachtsferien

Das Team Ideenförderung wünscht frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr! Vielen Dank für die großartigen Projekte, die auch im vergangenen Jahr wieder mit der Community umgesetzt werden konnten! Vom 21. Dezember 2015 bis 2. Januar 2016 ist das Team im Urlaub und freut sich danach wieder auf spannende Förderanfragen.

Neues vom Schiedsgericht

Mit dem Rücktritt von Sebastian Wallroth aufgrund der ausreichend ausgewalzten Umstände ist das Schiedsgericht nun formal beschlussunfähig. Eine Anfrage zu stellen, ist also bis auf Weiteres sinnlos. Aſf, 18. Dez.

1. Januar, 15:00, Public Domain Day-Katerfrühstück

Was machst Du am Neujahrstag, drei Uhr nachmittags? Wie wäre es mit einem Katerfrühstück? Nachdem wir gestern gefeiert haben, dass sich die Erde mal wieder um die Sonne gedreht hat, können wir heute den Public Domain Day begehen. Bittersüßer Anlass ist das Hinscheiden Hunderter Urheberinnen und Urheber im Jahr 1946 und dem daraus resultierenden Übergang ihrer Werke in die Gemeinfreiheit am 1. Januar 2017. In Berlin und Frankfurt am Main sind bereits Treffen geplant. Die Idee darf gern kopiert werden. sw, 18.12.

Auf zum Artikelmarathon!

Wer sich dem Weihnachtstrubel gerne entziehen möchte oder wem vielleicht die Weihnachtsgans etwas schwer auf dem Magen drückt, ist herzlich eingeladen beim erneut stattfindenden Wikipedia:Artikelmarathon teilzunehmen. Wie auch in den vorherigen Jahren gibt es wieder zwei Runden: Zwischen dem 20. und 22. Dezember oder alternativ vom 27. bis 29. Dezember gilt es so viele Artikel (nichts Stubs!) wie möglich innerhalb von 72 Stunden zu erstellen. Pro Artikel gibt es einen Punkt.
2015 gewann Shisha-Tom den kleinen, feinen Wettbewerb mit 32 Punkten – wer wird dieses Jahr als Erster oder Erste durchs Ziel laufen? jc, 18.12.

-- Eilmeldung -- Eilmeldung -- Eilmeldung --

Wiki Loves Monuments 2016 ist jetzt auch international abgeschlossen. Die Sieger stehen fest, zwei Gewinner aus Deutschland sind unter den fünfzehn besten:

1. Platz international: „Eingangshalle des Geschäftsgebäudes für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I in der Littenstraße 12–17 in Berlin-Mitte“ von Code
14. Platz international: „Rakotzbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau“ von Deam

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und Danke an alle Teilnehmer! nf, 15. 12.

Stellenausschreibung im Bereich Ideenförderung

WMDE sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine kompetente und engagierte Unterstützung in der Position als Projektassistenz Neue Freiwillige (30h/Woche), um die Neulingsgewinnung zu stärken. Bewerbungsfrist ist der 8. Januar 2017. jf, 15.12.

Erneut Rücktritte im Schiedsgericht

Nachdem bereits Anfang September 2016 drei Schiedsrichter aus persönlichen Gründen zurückgetreten waren, folgten am 13. und 14. Dezember weitere Rücktritte. Es handelt sich um die Kollegen und Kolleginnen AnnaS aus I., Miraki, Gnom, Ghilt und Helfmann. Damit besteht das Schiedsgericht, das sich normalerweise aus zehn gewählten Schiedsrichtern zusammensetzt, aus nur noch fünf Personen. Hintergrund dieser Krise des gerade erst im November neu gewählten Schiedsgerichts ist die ans Licht der Öffentlichkeit gelangte Parteimitgliedschaft des Schiedsrichters MAGISTER, der sich als Funktionsträger der Partei Alternative für Deutschland (AfD) zu erkennen gegeben hat, einen Rücktritt aber bisher ablehnt. Sc, 14. Dezember 2016

WTF ist die Kleinblütige Bergminze?

Diese Frage stellten sich am vergangenen Sonntag 1586 Leser, und damit 200 mal soviele, wie diesen Artikel sonst lesen. Leser des Kuriers kennen diesen Effekt: in einer Fernsehsendung taucht ein Begriff auf, der dann in Wikipedia nachgeschlagen wird. Diesmal war's der letzte SWR-Tatort mit Eva Mattes, in dem die Kleinblütige Bergminze minutenlang eine prominente Rolle spielte, der das Interesse auslöste. Ob der Artikel das Interesse befriedigen konnte? MaB 11.12.

Abraham Taherivand Interimsvorstand bei WMDE

Nach der Ernennung von Christian Rickerts zum Staatssekretär im neuen Berliner Senat hat das Präsidium von Wikimedia Deutschland den Leiter der Softwareentwicklung, Abraham Taherivand, zum Interimsvorstand bestellt. Weitere Infos findet ihr im Wikimedia-Blog. bue, 8.12.

Andere Länder …

Leoluca Orlando, der auch in Deutschland bekannte Bürgermeister von Palermo, hat sich sehr zufrieden darüber geäußert, daß bei der italienischen Ausgabe von Wiki Loves Monuments zwei Palermitaner Monumente es unter die Top Ten geschafft haben. Das Siegerbild zeigt den von dem Architekten Giuseppe Damiani Almeyda geschaffenen Depot- und Lesesaal des Archivio Storico Comunale di Palermo; die italienischen Kollegen werden allerdings einstweilen mit dem Bild nicht viel anfangen können, denn einen Artikel zum Stadtarchiv von Palermo haben sie noch nicht. Vielleicht bedienen sie sich ja bei uns. Bericht im Onlinemagazin Balarm Enz.

Wikivoyage begeht seinen 10. Geburtstag

Wikivoyage
Wikivoyage

Am 10. Dezember 2016 begehen die Wikivoyage-Community und interessierte Gäste mit einem Community-Treffen in Berlin den 10. Geburtstag des Reiseführerprojekts. Das Projekt war als Fork gestartet, nachdem das Projekt Wikitravel an ein Neue-Medien-Unternehmen verkauft wurde. Seit dem 15. Januar 2013 ist es offiziell Teil der Wikimedia-Gemeinde und konnte wieder mit einem Großteil der bisher erarbeiteten Reiseinformationen an den Start gehen. Neben der Artikelarbeit wird ein starkes Augenmerk auf die Integration neuer Technologien wie die Nutzung von Wikidata und den Einsatz des Kartenwerkzeugs Kartographer gelegt. RU, 7.12.

Ermüdung durch Präzision

In einem Artikel über den NSA-Skandal in der Zeit schreibt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: „Auf eine endlose Zahl von Seiten ist der Wikipedia-Artikel zur Überwachungsaffäre angewachsen, gespickt mit informationstechnischem Spezialvokabular. Man kann einen Skandal auch in Details ertränken. Ermüdung durch Präzision.“ (Bernhard Pörksen: Alles vergeben, alles egal?, Die Zeit, 24. November 2016, S. 52) H., 5.12.

Wikidata-Kurzbeschreibungen in der Mobilversion

„Griechische Sopranistin“ stammt aus Wikidata

Im Juli hatte der Kurier bereits berichtet (samt kontroverser Diskussion). Nun soll das Feature in den nächsten Wochen freigeschaltet werden, ohne dass die zugehörige Projektdiskussion bisher große Aufmerksamkeit erfahren hat: In der Mobilversion werden die Wikidata-Kurzbeschreibungen zukünftig über dem Wikipedia-Artikel eingeblendet. Der Leser soll dadurch einen schnelleren Überblick erhalten. Die Artikel-Definition ist allerdings in ein Partnerprojekt ausgelagert. Man darf gespannt sein, ob damit auch die Auseinander­setzungen über Berufs- und Nationalitäts­bezeichnungen (in Maria Callas etwa „griechisch-amerikanische Opernsängerin“, auf Wikidata „griechische Sopranistin“) oder politische Einordnungen aus diesem Projekt ausgelagert werden. Mag, 4.12.

Christian Rickerts als Staatssekretär

Auf dem heutigen Berliner Landesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen wurden der Koalitionsvertrag für den zukünftigen Berliner Senat beschlossen und die künftigen Regierungsmitglieder von Seiten der Grünen nominiert. Die nun designierte Wirtschaftssenatorin, Ramona Pop, hat den geschäftsführenden Vorstand von Wikimedia Deutschland, Christian Rickerts, gebeten, mit ihr als Staatssekretär für Energie und Digitales in die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zu gehen. Sollte sich der neue Senat nach der Wahl von Michael Müller zum Regierenden Bürgermeister am 8.12. wie geplant konstituieren, wird Christian ab dann die neue Verantwortung übernehmen. Das Präsidium begreift diese Entwicklung als Wertschätzung der Arbeit von Wikimedia Deutschland, auch wenn es den möglichen Weggang von Christian sehr bedauert. Zu den sich daraus ergebenden Veränderungen für den Verein und den nächsten Schritten folgen kurzfristig weitere Informationen. bue, 3.12.

WikiCon 2017 findet im Großraum Leipzig statt!

WikiCon
WikiCon

Aus der Region Stuttgart in den Großraum Leipzig: Die WikiCon 2017 wird im Großraum Leipzig stattfinden. Interessierte können sich bereits jetzt in der Teilnahmeliste eintragen, interessierte HelferInnen werden gebeten sich auf der entsprechenden Seite einzutragen. Weitere News werden regelmäßig hier im Kurier und auf Wikipedia:WikiCon 2017/Aktuell bekanntgegeben. DCB, 01.12.

Open Data für historische Dokumente

Mechanik. Johannes Hottinger

Die Plattformen e-rara.ch und e-manuscripta.ch haben sich für Open Data entschieden: Gedruckte und handschriftliche alte Dokumente können frei heruntergeladen und weiterverwendet werden. Also zum Beispiel alte Drucke, Illustrationen, Karten, Musikdrucke, Zeitschriften oder Handschriften. Sie stammen von verschiedenen Schweizer Bibliotheken und Archiven, die somit auch Open Data unterstützen. KR ETH-Bibliothek, 01.12.