Portal:Marxismus/Theoretiker der Woche

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Die aktuelle Kalenderwoche ist 47.

Hier ist der /Platzhalter.

Woche /1: August Bebel

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August Bebel (* 22. Februar 1840 in Deutz bei Köln; † 13. August 1913 in Passugg, Schweiz) war einer der Mitgründer der SDAP, aus dieser entwickelte sich später die SPD. Politisch stand er später, während seiner Zeit als SPD-Vorsitzender, zwischen dem linken und dem revisionistischen Flügel der SPD, im marxistischen Zentrum. Er bekannte sich zu der Theorie des Wissenschaftlichen Sozialismus. Unter Bebels Führung gelang es der SPD stärkste Fraktion im Reichstag zu werden. Als bekanntestes Werk kann Die Frau und der Sozialismus aus dem Jahr 1893 erachtet werden. mehr

Woche /2: Karl Liebknecht

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Karl Liebknecht (* 13. August 1871 in Leipzig; † 15. Januar 1919 in Berlin) war ein prominenter deutscher internationalistischer Sozialist und Antimilitarist. Seit 1900 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, war er von 1912 bis 1916 einer ihrer Abgeordneten im Reichstag, wo er den linksrevolutionären Flügel der SPD vertrat. Ab 1914 bestimmte er mit Rosa Luxemburg die Linie der Gruppe Internationale (des späteren Spartakusbundes) mit. 1916 wurde er wegen seiner Ablehnung der Burgfriedenspolitik aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und dann fast bis zum Ende des Ersten Weltkriegs inhaftiert.

Nach seiner Amnestierung im Oktober 1918 gründete er den Spartakusbund als parteiunabhängige revolutionäre Organisation neu. Als einer seiner Anführer rief er in der Novemberrevolution eine „freie sozialistische Republik“ aus. Sein Konzept einer Räterepublik wurde jedoch von der Mehrheit im damaligen Reichsrätekongress zugunsten von allgemeinen Parlamentswahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung abgelehnt. Aus diesen ging nach seinem Tod die Weimarer Republik hervor. Zum Jahreswechsel 1918/19 war Liebknecht einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Kurz nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands wurde er mit Rosa Luxemburg von Freikorps-Soldaten ermordet. mehr

Woche /3: Georgi Walentinowitsch Plechanow

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Georgi Walentinowitsch Plechanow (russisch Георгий Валентинович Плеханов, wiss. Transliteration Georgij Valentinovič Plechanov; * 29. Novemberjul. / 11. Dezember 1856greg. in Gudalowka, heute zur Oblast Lipezk; † 30. Mai 1918 in Terijoki, damals zu Finnland gehörend, heute Selenogorsk) war ein russischer Journalist und Philosoph, der die Erfahrungen des Scheiterns der russischen volksschwärmerischen und sozialrevolutionär-terroristischen Bewegung, der Narodniki, und den westeuropäischen Marxismus verband.

Plechanow entstammte einer Familie des mittleren russischen Landadels, schloss sich aber schon in seiner Jugend der revolutionären Bewegung an. 1876 war er als 20-jähriger Student Redner bei der ersten russischen Arbeiterdemonstration, bei der rote Fahnen gezeigt wurden. Zunächst stand er den Narodniki nahe, distanzierte sich aber bald von deren gewaltsamen Terrormethoden. In der Gruppe „Schwarze Umteilung“ verfolgte er agarsozialistische Ziele. Im Unterschied zu anderen Narodniki verwies der junge Plechanow in seinen ersten theoretischen Schriften auf die Bedeutung der mit der Bauernschaft eng verbundenen städtischen Arbeiter, die wie die Bauern noch an den alten Gemeindeidealen festhielten.

1880 ging er ins Exil in der Schweiz, wo er bis zur Oktoberrevolution blieb. Im Exil wurde er von der marxistischen Literatur Westeuropas reichlich beeinflusst. mehr

Woche /4: Ernst Bloch

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Ernst Bloch (eigentlich Ernst Simon Bloch; * 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein; † 4. August 1977 in Tübingen) war ein deutscher, neomarxistischer Philosoph.

Ernst Bloch entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Sein Vater war Bahnbeamter.

Der Vergleich zwischen der Arbeiterstadt Ludwigshafen und der bürgerlichen Stadt Mannheim war für Bloch nach eigenen Angaben prägend. Schon früh interessierte er sich für Philosophie und Literatur. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Ludwigshafen studierte er ab 1905 an der Universität München im Hauptfach Philosophie bei Theodor Lipps und belegte als Nebenfächer Physik, Germanistik und Musik. Anschließend wechselte er an die Universität Würzburg zu Oswald Külpe. 1908 promovierte er mit seiner Arbeit Kritische Erörterungen über Rickert und das Problem der modernen Erkenntnistheorie. Bereits in dieser Abhandlung entwickelte er Ideen utopischen Denkens, indem er sich mit dem „Noch-nicht-Gewordenen“ befasste.

Anschließend zog Bloch nach Berlin. Während eines Kolloquiums bei Georg Simmel freundete er sich mit diesem und mit Georg Lukács an. Die Freundschaft zu Simmel endete wegen dessen enthusiastischen Eintretens für den Ersten Weltkrieg.

Mit der Bildhauerin Else von Stritzky lebte Ernst Bloch ab 1911 in Süddeutschland. Die beiden heirateten 1913. Nach einer Italienreise lernte er in Heidelberg Max Weber kennen. Im Gegensatz zum eher nüchternen Kreis um Weber war Bloch – beeinflusst von der antibürgerlichen Wandervogelbewegung – expressiv in seiner Ausdrucksweise und unstet in seinem Lebensstil.

Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie, in welchem er seinen Begriff „Konkrete Utopie“ entwickelte. Nunmehr verstand er sich als Sozialist, gleichzeitig nahm er eschatologische Gedanken in sein System auf und beschäftigte sich mit dem so genannten Ende der Geschichte durch eine neue Welt. mehr

Woche /5: Georgi Dimitroff

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Georgi Dimitroff (* 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir; † 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau) war ein bulgarischer Politiker der Bulgarischen Kommunistischen Partei und Begründer der Dimitroff-These. Von 1935 bis 1943 war er Generalsekretär der Komintern in Moskau, von 1946 bis 1949 bulgarischer Ministerpräsident.

1894 begann er in Sofia eine Lehre in einer Setzerei, kurz darauf wurde er Mitglied der ersten Gewerkschaft Bulgariens, der Gewerkschaft der Buchdrucker. 1902 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens bei. Auf deren Parteitag im Juli 1903 spaltete sich der revolutionär-marxistische Flügel ab und gab sich den Namen Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei – Engere Sozialisten. Dimitroff schloss sich 1904 den Engsozialisten an.

1909 wurde er auf Empfehlung des Parteichefs Dimitar Blagoew ins Zentralkomitee gewählt. Er organisierte 1906 den ersten Massenstreik in Bulgarien. Bei diesem Arbeitskampf streikten mehrere tausend Arbeiter 35 Tage lang. Im gleichen Jahr wurde Dimitroff Sekretär des Zentralrates der revolutionären Gewerkschaften Bulgariens. Dimitroff organisierte trotz wiederholter Verfolgung zahlreiche Arbeitskämpfe.

Aus den Wahlen vom März 1920 war der Bauernvolksbund unter Führung von Aleksandar Stambolijski mit knapp 39 % als stärkste, die Bulgarische Kommunistische Partei mit 20 % als zweitstärkste Partei hervorgegangen. Eine stabile Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien kam jedoch nicht zustande. Gegen Stambolijskis Regierung und deren kompromisslosen Kurs regte sich zunehmend Widerstand, der im Sturz der Regierung und Stambolijskis ermodrung endete.

Als Mitglied des politischen Sekretariats der Kommunistischen Internationale verfasste Dimitroff 1934 eine kritische Analyse der Deutschlandpolitik der Komintern, die mit ihrer Sozialfaschismusthese in den sozialdemokratischen Parteien den Hauptfeind im Klassenkampf gesehen und damit die Spaltung der Arbeiterklasse noch vertieft hatte. Damit wurde ein Wechsel ihrer Strategie eingeleitet, die auf ihrem VII. Weltkongress 1935 zur offiziellen Linie erklärt wurde. Nun wurde die große Gefährlichkeit des Faschismus anerkannt, zu dem auch der deutsche Nationalsozialismus gezählt wurde.

Dimitroff wurde auf dem Weltkongress einstimmig zum Generalsekretär der Komintern gewählt. Als Generalsekretär wurde Dimitroff zum treuen Vasallen Josef Stalins. Dimitroff fügte sich auch der neuen Kehrtwende der sowjetischen Politik durch den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt.

Nach Auflösung der Komintern 1943 wurde Dimitroff stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Information beim ZK der KPdSU. Intern galt Dimitroff als Leiter der Abteilung. Er bekleidete den Posten bis zu seiner Heimkehr nach Bulgarien 1945. mehr

Woche /6: Henryk Grossmann

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Henryk Grossmann, auch Henryk Grossman, (* 14. April 1881 in Krakau; † 24. November 1950 in Leipzig) war ein deutsch-polnischer Ökonom, Statistiker und Historiker. In deutschsprachigen Publikationen verwendete er die Schreibweise „Grossmann“, in seinen polnischen, jiddischen und englischen Veröffentlichungen schrieb er sich „Grossman“.

Als Mitglied des Frankfurter Instituts für Sozialforschung in dessen Frühphase gelangte er durch sein am Vorabend der Weltwirtschaftskrise von 1929 erschienenes Hauptwerk Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. (Zugleich eine Krisentheorie) zu einer größeren Bekanntheit. Innerhalb des Marxismus gilt er als ein Vertreter der Zusammenbruchstheorie. mehr

Woche /7: Isaak Iljitsch Rubin

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Isaak Iljitsch Rubin (* 1886 in Dünaburg, heute Lettland; † 1937 in Aktobe, heute Kasachstan) war ein russischer Ökonom und gilt als der bedeutendste Theoretiker seiner Zeit auf dem Gebiet der marxschen Werttheorie. Sein Hauptwerk Studien zur Marxschen Werttheorie erschien 1924. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen wurde er 1937 hingerichtet.

Rubin besuchte als Kind einen Cheder und setzte seine Schullaufbahn in Witebsk (heute Belarus) fort. Seit 1904 Mitglied im Allgemeinen jüdischen Arbeiterbund, schloss sich Rubin 1905 der russischen revolutionären Bewegung an. Nach der gescheiterten Revolution schrieb er sich noch 1905 an der Universität St. Petersburg ein und schloss 1910 sein Studium der Rechtswissenschaft ab. In den folgenden Jahren praktizierte er als Rechtsanwalt, ab 1912 in Moskau. mehr

Woche /8: Nicos Poulantzas

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Nicos Poulantzas (griech.: Νίκος Πουλαντζάς; * 30. September 1936 in Athen, Griechenland; † 3. Oktober 1979 in Paris, Frankreich) war ein griechisch-französischer Politologe und Philosoph, der hauptsächlich in Frankreich (als Dozent für Soziologie in Paris), vorübergehend auch an der Goethe-Universität in Frankfurt, lehrte und forschte. Er gilt als wichtiger marxistischer Staats- und Klassentheoretiker.

Poulantzas wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Sein Vater war wie er später auch Jurist. Poulantzas studierte von 1953 bis 1957 in Athen Rechtswissenschaften, interessierte sich daneben aber auch für sozialwissenschaftliche Zusammenhänge. Er war in der Studentenbewegung aktiv und wurde Mitglied der Eniea Dimokratiki Aristera („Vereinigung der Demokratischen Linken“), die als politischer Ersatz für die verbotene kommunistische Partei diente. Poulantzas wollte zunächst in Deutschland weiter studieren, fand aber damals noch ein sehr konservatives akademisches Milieu vor. In Frankreich fand er Anfang der 60er Jahre seine zweite Heimat. Mitte der 60er Jahre schloss er seinen Doktor der Rechtsphilosophie mit einer Konzeption des Rechts mit Bezug auf Lucien Goldmann und Lukács ab. mehr

Woche /9: Ernest Mandel

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Ernest Mandel (* 5. April 1923 in Frankfurt am Main; † 20. Juli 1995 in Brüssel) war ein einflussreicher marxistischer Ökonom, Theoretiker des Sozialismus und – zeitweise zusammen mit Michel Pablo – ein führendes Mitglied der Vierten Internationale. Von 1970 bis zu seiner Emeritierung (1988) lehrte Mandel an der Vrijen Universiteit in Brüssel. Als er 1972 zum Professor für Politische Ökonomie an die Freie Universität Berlin berufen werden sollte, verhängte der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher gegen ihn, der als einer der "Hintermänner der Unruhen vom Mai 1968 in Frankreich" bezeichnet wurde, ein Einreiseverbot. Für seine Vorlesungen in Cambridge über die Langen Wellen der kapitalistischen Entwicklung erhielt er 1978 den Alfred-Marshall-Preis der Universität. Gemessen an der Verbreitung seiner zahlreichen Bücher ist er nach Georges Simenon der erfolgreichste belgische Autor des 20. Jahrhunderts.

Zu den Schwerpunkten von Mandels theoretischer Arbeit gehörten die Widersprüche des zeitgenössischen Kapitalismus, die Chancen für die Entstehung revolutionärer Massenbewegungen, die Probleme sozialistischer Strategie und die Beschäftigung mit der Bürokratie und den stalinistischen Entwicklungen in der Sowjetunion und anderen realsozialistischen Ländern. mehr

Woche /10: Wilhelm Liebknecht

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Wilhelm Liebknecht (* 29. März 1826 in Gießen, Großherzogtum Hessen; † 7. August 1900 in Charlottenburg), Vater von Theodor, Otto und Karl Liebknecht, war einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

Er war als radikaldemokratischer Revolutionär aktiv an den Revolutionen von 1848/49 beteiligt − nach der französischen Februarrevolution vor allem in Baden (vgl. Badische Revolution).

Beruflich betätigte er sich unter anderem als Lehrer, Journalist und Redakteur.

Nach 13 Jahren des Exils in der Schweiz und in England, wo er sich als Mitglied des Bundes der Kommunisten unter dem Einfluss von Karl Marx und Friedrich Engels marxistischen Positionen angenähert hatte, wurde er während der ersten Jahrzehnte des deutschen Kaiserreichs zu einem der profiliertesten sozialistischen Politiker im Reichstag. mehr

Woche /11: Antonio Gramsci

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Antonio Gramsci (* 22. Januar 1891 in Ales auf Sardinien, Italien; † 27. April 1937 in Rom) war ein italienischer Schriftsteller, Journalist, Politiker und marxistischer Philosoph. Er gehört zu den Begründern der Kommunistischen Partei Italiens (Partito Comunista Italiano). Vom 6. April 1924 bis zu seiner Verhaftung durch die Faschisten am 8. November 1926 war er Abgeordneter im italienischen Parlament. Während seiner Zeit im Gefängnis verfasste Gramsci Texte mit philosophischen, soziologischen und politischen Überlegungen, die 32 Hefte füllen. Sie sind als Gefängnishefte bekannt geworden und bilden ein bedeutendes Werk marxistischen Denkens. mehr

Woche /12: Antonio Labriola

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Antonio Labriola (* 2. Juli 1843 in Cassino; † 12. Februar 1904 in Rom) war Professor der theoretischen Philosophie an der Universität in Rom. Er gilt als einer der ersten und einflussreichsten italienischen Marxisten. Seine Werke und Ideen prägten unter anderem Philosophen wie Antonio Gramsci und Benedetto Croce.

Während seines Studiums an der Universität von Napoli wurde er besonders von Bertrando Spaventa beeinflusst. In dieser Zeit befasste er sich umgehend mit der Philosophie Hegels und Herbarts. Anfangs noch der politischen Rechten nahe, übernahm er um 1890 die Marxsche Theorie und führte einen aufschlussreichen Briefwechsel mit Engels und Kautsky. Antonio Labriola lehrte bis zu seinem Tod, 1904, Philosophie an der Universität in Rom. mehr

Woche /13: Enver Hoxha

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enver hoxha 1971
enver hoxha 1971
Enver Hoxha [ɛnˈvɛɾ ˈhodʒa], (* 16. Oktober 1908 in Gjirokastra) war ein kommunistischer albanischer Politiker.

Mit jugoslawischer Hilfe baute er die 1941 gegründete Kommunistische Partei Albaniens auf, deren Vorsitzender er ab 1943 war und die 1948 in Partei der Arbeit Albaniens (PAA) umbenannt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs übernahm er in der Widerstandsbewegung gegen die Besatzungsmächte und im Partisanenkampf bald führende Aufgaben. Am 22. Oktober 1944 wurde das von den Kommunisten dominierte „Antifaschistische Nationale Befreiungskomitee“ in eine „Demokratische Regierung Albaniens“ unter Enver Hoxha als Ministerpräsident umgewandelt. Am 11. Januar 1946 rief Hoxha die Sozialistische Volksrepublik Albanien aus.

Trotz mehrerer schwerer gesundheitlicher Schläge (Diabetes, Herzinsuffizienz und kleinere Schlaganfälle) führte er bis zuletzt die politischen Geschäfte und leitete mehrere „Säuberungsaktionen“, bei denen zahlreiche Menschen, zumeist missliebig gewordene Politiker und Intellektuelle, zum Tode oder zu langjährigen Freiheitsstrafen mit nachfolgender Internierung verurteilt wurden; die letzte 1982–1983 gegen Witwe und Söhne des mächtigen Ministerpräsidenten Mehmet Shehu und die Spitze des Sicherheitsdienstes Sigurimi sowie den Außen- und den Gesundheitsminister.

Enver Hoxha verstarb am 11. April 1985 in Tirana im Alter von 76 Jahren an Herzversagen. Er wurde auf dem Friedhof der Kriegshelden in Tirana begraben.

Sein politischer Erbe Ramiz Alia (1925–2011) übernahm die Führung der Partei und des Staates.

Nach dem Ende des Realsozialismus wurde Hoxhas Leichnam 1992 auf dem Heldenfriedhof exhumiert und im kleinen Kreis auf dem Friedhof Sharra am westlichen Rand von Tirana bestattet.

Das ihm gewidmete Museum in Tirana wurde in ein Kulturzentrum umgewandelt. Die zahlreichen Institutionen, die seinen Namen getragen hatten, wurden nach seinem Tod umbenannt. mehr

Woche /14: Jewgeni Bronislawowitsch Paschukanis

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Jewgeni Bronislawowitsch Paschukanis (russisch Евгений Брониславович Пашуканис, wiss. Transliteration Jewgeni Bronislavovič Pašukanis; * 23. Februar 1891 in Stariza, Gouvernement Twer; † 4. September 1937) war ein sowjetischer Jurist und marxistischer Rechtsphilosoph.

Bereits mit 16 Jahren engagierte er sich im Zentralkomitee der sozialdemokratischen Studenten- und Arbeiterjugend in Petersburg. 1909 nahm Paschukanis das Studium der Rechtswissenschaften in Petersburg auf. Die zaristische Polizei verhaftete Paschukanis aufgrund seiner politischen Aktivitäten, und wies ihn an, Russland zu verlassen. Er reiste nach Deutschland, und setzte an der juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München sein Studium fort.

Während des Ersten Weltkrieges hielt sich Paschukanis in Russland auf und beteiligte sich am Protest der Bolschewiki gegen den Krieg. Nach der Oktoberrevolution war er kurzzeitig Richter an einem der neu eingesetzten Volksgerichte, und trat 1918 der neu gegründeten Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) bei.

Zusammen mit Pjotr Iwanowitsch Stutschka (1865-1932) gründete Paschukanis 1922 innerhalb der Sozialistischen Akademie der Gesellschaftswissenschaften (später in Kommunistische Akademie der Gesellschaftswissenschaften umbenannt) die Sektion für Allgemeine Theorie des Staates und des Rechts. mehr

Woche /15: Walter Ulbricht

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Walter Ernst Paul Ulbricht (* 30. Juni 1893 in Leipzig; † 1. August 1973 in Groß Dölln) war ein deutscher Kommunist. Von 1950 bis zu seiner Entmachtung 1971 war er der maßgebliche Politiker der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Unter seiner Führung entwickelte sie sich zum sozialistischen Staat.

Seit seiner Jugend in der sozialistischen Arbeiterbewegung Deutschlands aktiv, wurde Ulbricht zum Berufsrevolutionär. In der Endphase der Weimarer Republik leitete er die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) innerhalb der Reichshauptstadt Berlin. Am Kampf der stalinistisch ausgerichteten Partei gegen die Sozialdemokratie und die republikanische Ordnung war er im Führungszirkel um Ernst Thälmann beteiligt.

Aus dem sowjetischen Exil 1945 als Leiter der „Gruppe Ulbricht“ nach Berlin zurückgekehrt, wirkte er in der sowjetischen Besatzungszone in enger Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht als führender Funktionär der KPD und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) prägend am Aufbau des Staatsapparates der späteren DDR mit.

Von 1950 bis 1971 stand er an der Spitze des Zentralkomitees der SED und besaß die höchste politische Entscheidungsgewalt. In dieser Eigenschaft und mit sowjetischem Einverständnis veranlasste Ulbricht 1952 den Aufbau des Sozialismus in der DDR und 1961 den Bau der Berliner Mauer.

Ulbricht war von 1949 bis 1955 stellvertretender und von 1955 bis 1960 Erster stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats, bis 1971 Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrats und vertrat von 1960 bis zu seinem Tod als Vorsitzender des Staatsrats der DDR den Staat nach außen. mehr

Woche /16: Alexandra Michailowna Kollontai

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Alexandra Michailowna Kollontai geb. Domontowitsch (russisch Александра Михайловна Коллонтай; * 19. Märzjul./ 31. März 1872greg. in Sankt Petersburg; † 9. März 1952 in Moskau) war eine russische Revolutionärin, Diplomatin und Schriftstellerin. Sie war die erste Ministerin und Botschafterin der jüngeren Geschichte. Kollontai setzte sozialreformerische Ideen in ihrer Zeit als Volkskommissarin um und engagierte sich für eine stärkere Bedeutung der Frau in der russischen Gesellschaft. Sie kritisierte wiederholt die Führer Lenin und Stalin, dennoch blieb sie das einzige Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU des Jahres 1927, das die von Stalin initiierte große Säuberung überlebte. Kollontai zog sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von allen Ämtern zurück und verabschiedete sich nach Moskau in den Ruhestand, blieb dort aber bis zu ihrem Tode am 9. März 1952 eine wichtige Beraterin des sowjetischen Außenministeriums.

Ihr Grab befindet sich auf dem Moskauer Friedhof des Neujungfrauen-Klosters.

Woche /17: Ernst Thälmann

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Ernst Johannes Fritz Thälmann (* 16. April 1886 in Hamburg; † vermutlich 18. August 1944 im KZ Buchenwald) war ein deutscher Politiker in der Weimarer Republik. Er war von 1925 bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die er von 1924 bis 1933 im Reichstag vertrat und für die er in den Reichspräsidentenwahlen von 1925 und 1932 kandidierte. Thälmann führte von 1925 bis zum Verbot 1929 den Roten Frontkämpferbund (RFB) an, der als paramilitärische Schutz- und Wehrorganisation der KPD vor allem in Straßenkämpfen mit politischen Gegnern und der Polizei in Erscheinung trat.

Er schloss die in den Statuten der Kommunistischen Internationale vorgesehene Umstrukturierung der KPD als Partei neuen Typus ab. Aufbauend auf die sowjetische Sozialfaschismusthese bekämpfte die KPD, die sich unter seiner Führung zunehmend stalinisierte, die SPD als politischen Hauptfeind innerhalb der Weimarer Republik.

Seine Verhaftung erfolgte am 3. März 1933, zwei Tage vor der Reichstagswahl März 1933 und einige Tage nach dem Reichstagsbrand. Thälmann wurde im August 1944, nach über elf Jahren Einzelhaft, vermutlich auf direkten Befehl Adolf Hitlers, erschossen.

In der DDR wurde Thälmanns Andenken umfangreich offiziell gepflegt und zugleich politisch instrumentalisiert. mehr

Woche /18: Max Horkheimer

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Max Horkheimer legte in seinen frühen Aufsätzen der 1930er Jahre den Grundstein der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, deren Kern er und sein Mitstreiter Theodor W. Adorno bildeten. Er war die leitende Figur des Instituts für Sozialforschung, in dem die Frankfurter Schule organisiert war. Einer der von ihm entwickelten Schlüsselbegriffe ist der der instrumentellen Vernunft als Kritik der entfremdeten Gesellschaft im Kapitalismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg aus den USA zurückgekehrt übernahm er auch das Rektorat der Universität in Frankfurt.

Woche /19: Josip Broz Tito

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Josip Broz Tito ['jɔsip 'brɔz 'tito] (* 7. Mai 1892 in Kumrovec, Königreich Kroatien und Slawonien, Österreich-Ungarn; † 4. Mai 1980 in Ljubljana, Jugoslawien) war ein jugoslawischer Politiker (BdKJ) und von 1945 bis 1980 der diktatorische Staatschef Jugoslawiens.

Josip Broz nahm 1934 den Kampfnamen Tito an, als er Mitglied des Politbüros der seit 1921 verbotenen Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging. Im Jahr 1937 wurde er Generalsekretär der Partei.

Nach der Besetzung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg führte Tito als sogenannter Marschall von Jugoslawien die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzungsmächte sowie innenpolitische Gegner, wie die faschistischen Ustascha und königstreuen Tschetniks. Nach dem zu seinen Gunsten entschiedenen Krieg wurde er zunächst Ministerpräsident (1945–1953) und schließlich Staatspräsident (1953–1980) seines Landes; ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Er verfolgte nach dem Bruch mit Stalin 1948 eine als Titoismus bezeichnete unabhängige Politik von der Sowjetunion und galt seit den 1950er Jahren als einer der führenden Staatsmänner der Bewegung der Blockfreien Staaten. Um Tito wurde ein intensiver Personenkult betrieben. mehr

Woche /20: Mao Zedong

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Mao Zedong oder Mao Tse-tung (* 26. Dezember 1893 in Shaoshan; † 9. September 1976 in Peking) war ein chinesischer Revolutionär, Politiker, Parteiführer und Diktator. Er gehörte 1921 zu den Mitbegründern der Kommunistischen Partei Chinas, die er von 1935 an dominierte. Er führte die Kommunisten im Chinesischen Bürgerkrieg gegen Chiang Kai-shek und festigte seine Macht auf dem Langen Marsch.

Im Jahr 1949 rief er die Volksrepublik China aus. Mao half beim Start der Industrialisierungsprogramme Chinas und verkündete die erste Verfassung der Volksrepublik China (1954). Er schickte auch die Truppen der Volksbefreiungsarmee, um Nordkorea im Koreakrieg zu helfen. Zur gleichen Zeit startete er zur Festigung der Kontrolle der Kommunistischen Partei die „Chinesische Landreform“, die „Kampagne zur Unterdrückung von Konterrevolutionären“, die „Drei-Anti- und Fünf-Anti-Bewegung“, die „Sufan-Bewegung“ und die „Anti-Rechts-Bewegung“. Diese Bewegungen führten zum Tod von Millionen Chinesen und machten China insbesondere de facto zu einem Einparteienstaat. 1958 startete Mao die Kampagne „Großer Sprung nach vorn“, die versuchte, China rasch in ein mächtiges Industrieland zu verwandeln, was jedoch schließlich zum Tod von mehreren Millionen Menschen in der Großen Chinesischen Hungersnot führte. Nachdem Mao 1962 das Machtzentrum teilweise verlassen hatte, startete er 1963 die „Sozialistische Erziehungskampagne“. Um sich an der Macht zu halten begann er im Jahr 1966 die Kulturrevolution. In der Folge wurden unzählige Intellektuelle und politische Gegner von den Roten Garden ermordet und Kulturschätze vernichtet.

Mao wird insgesamt für bis zu 40–80 Millionen Tote verantwortlich gemacht, die aufgrund von vermeidbaren Hungersnöten, Bestrafungsaktionen und politischen Säuberungen starben. Die sogenannte „Mao-Bibel“, ein Handbuch mit Zitaten und kurzen Aufsätzen Maos, wurde weltweit über eine Milliarde Mal gedruckt. Seine gesellschaftspolitischen Ansätze wurden von seinen Nachfolgern (vor allem Deng Xiaoping) größtenteils rückgängig gemacht; sein Porträt hängt aber weiterhin am Tor des Himmlischen Friedens. Während seiner Zeit erlebte China die ständigen Machtkämpfe des Kalten Kriegs, insbesondere den Koreakrieg, das Chinesisch-sowjetische Zerwürfnis und den Aufstieg der Roten Khmer. mehr

Woche /21: Rosa Luxemburg

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Rosa Luxemburg (geboren als Rozalia Luksenburg; * 5. März 1871 in Zamosch/Kongresspolen; † 15. Januar 1919 in Berlin) war eine bedeutende Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung und des proletarischen Internationalismus.

Sie wirkte vor allem in der polnischen und deutschen Sozialdemokratie als marxistische Theoretikerin und Antimilitaristin. Gegen die Kriegsunterstützung der SPD gründete sie zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 die „Gruppe Internationale“ und leitete mit Karl Liebknecht den daraus hervorgehenden Spartakusbund.

Als politische Autorin verfasste sie zahlreiche zeitkritische Aufsätze und ökonomische Analysen: vor 1914 u. a. in der Leipziger Volkszeitung, bis 1918 auch in der Haft und während der Novemberrevolution als Herausgeberin der Zeitung Die Rote Fahne. Am Jahreswechsel 1918/19 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der KPD, deren Programm sie hauptsächlich verfasste. Nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands wurde sie unter teils ungeklärten Umständen zusammen mit Karl Liebknecht von rechtsradikalen Freikorps-Soldaten ermordet.

Ihre theoretische und praktische Arbeit für den Sozialismus, die internationale Solidarität der Arbeiterklasse, gegen Militarismus und Krieg wirkte weit über ihre Zeit und die Grenzen Deutschlands hinaus. mehr

Woche /22: Herbert Marcuse

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Herbert Marcuse [marˈkuːzə] (* 19. Juli 1898 in Berlin; † 29. Juli 1979 in Starnberg) war ein deutsch/US-amerikanischer Philosoph, Politologe und Soziologe.

Herbert Marcuse wurde als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten aus Pommern in Berlin geboren. 1916, nach dem Notabitur, wurde er zum kaiserlichen Heer einberufen. 1917 trat er der SPD bei. Nach dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands wurde er 1918 in den Soldatenrat Berlin-Reinickendorf gewählt, aus dem er austrat, als frühere Generäle hineingewählt wurden.

1918 begann Marcuse mit dem Studium der Germanistik und der neueren deutschen Literaturgeschichte im Hauptfach, der Philosophie und der Nationalökonomie im Nebenfach, zunächst vier Semester in Berlin, dann vier Semester in Freiburg. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verließ Marcuse Anfang 1919 die SPD. Zu diesem Zeitpunkt sei ihm klar gewesen, äußerte er in einem Gespräch mit Jürgen Habermas 1977, dass seine politische Haltung nur kompromisslos gegen die Politik der SPD gerichtet sein konnte und in diesem Sinne revolutionär war.

1922 promovierte er mit einer Arbeit über den deutschen Künstlerroman. Anschließend war er im Buchhandel und Verlagswesen in Berlin tätig. 1924 heiratete er Sophie Wertheim. 1928 setzte er seine Philosophiestudien bei Edmund Husserl und Martin Heidegger fort. Einerseits bewunderte er Heideggers „Konkrete Philosophie“, kritisierte aber zugleich dessen Individualismus und unhistorische Herangehensweise. Seine Absicht, sich bei Heidegger in Freiburg über Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit zu habilitieren, scheiterte wohl hauptsächlich an dessen damaliger Begeisterung für den Nationalsozialismus. Das Werk wurde 1932 dennoch veröffentlicht.

1932 beschäftigte er sich auch mit den im Rahmen der ersten Marx-Engels-Gesamtausgabe erstmals veröffentlichten Ökonomisch-philosophischen Manuskripten von Karl Marx. mehr

Woche /23: Jacques Rancière

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Jacques Rancière (* 1940 in Algier) ist ein französischer Philosoph, der vor allem für seine Arbeiten zur politischen Philosophie und zur Ästhetik bekannt ist. Von 1969 bis 2000 lehrte er an der Universität Paris VIII (Vincennes und Saint-Denis).

Wie auch Michel Foucault, Jacques Derrida und Bernard-Henri Lévy studierte Rancière in Paris bei Louis Althusser, war 1965 an den Arbeiten zu Lire le Capital - einer der wichtigsten Veröffentlichungen des strukturalistischen Marxismus - beteiligt. Über die Deutung der Studentenunruhen vom Mai 1968 jedoch kam es zum Streit mit dem Lehrer. Rancières frühe Werke (La Nuit de prolétaires, Le Philosophe et ses pauvres) thematisierten denn auch das Verhältnis der Philosophie zu ihrem Gegenstand, die Rolle des Intellektuellen in der Gesellschaft. mehr

Woche /24: Rudi Dutschke

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Alfred Willi Rudi Dutschke, Rufname Rudi (* 7. März 1940 in Schönefeld bei Luckenwalde; † 24. Dezember 1979 in Århus, Dänemark), war ein deutscher marxistischer Soziologe. Er gilt als bekanntester Wortführer der westdeutschen und West-Berliner Studentenbewegung der 1960er Jahre.

Dutschke war mit Gretchen Dutschke-Klotz verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Er starb an den Spätfolgen eines Attentats, bei dem er schwere Hirnverletzungen davongetragen hatte. mehr

Woche /25: Anton Pannekoek

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Anton Pannekoek (* 2. Januar 1873 in Vaassen; † 28. April 1960 in Wageningen) war ein international anerkannter niederländischer Astronom, Astrophysiker und wichtiger Theoretiker des Rätekommunismus. mehr

Woche /26: Louis Althusser

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Louis Althusser [altuˡseʁ] (* 16. Oktober 1918 in Birmandreis bei Algier, Algerien; † 22. Oktober 1990 in Paris) war ein französischer Philosoph. Er gilt als einer der einflussreichsten europäischen marxistischen Philosophen der 1960er und 1970er Jahre. Althusser war Lehrer von Michel Foucault, Jacques Derrida, Nicos Poulantzas, Bernard-Henri Lévy, Jacques Rancière und Étienne Balibar. Althusser spielte in den marxistischen Diskussionen Frankreichs, Italiens und Lateinamerikas eine wichtige Rolle, doch in der DDR und BRD blieb Althusser die Anerkennung weitgehend verwehrt. Auch wenn er zwischendurch immer wieder in Vergessenheit zu geraten scheint, beeinflusst Althussers Denken wichtige Debatten. mehr

Woche /27: Enrico Berlinguer

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Enrico Berlinguer (* 25. Mai 1922 in Sassari auf Sardinien; † 11. Juni 1984 in Padua) war ein italienischer kommunistischer Politiker.

Er war langjähriger Generalsekretär der Italienischen Kommunistischen Partei und neben dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Spaniens, Santiago Carrillo, einer der führenden Vertreter der internationalen eurokommunistischen Bewegung. mehr

Woche /28: Kōzō Uno

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Kōzō Uno (jap. 宇野 弘蔵, Uno Kōzō; * 12. November 1897 in Kurashiki; † 22. Februar 1977 in Kugenuma, Fujisawa) war ein japanischer Ökonom und gilt als einer der bedeutendsten Theoretiker auf dem Gebiet der marxschen Werttheorie. Sein Hauptwerk Principles of Political Economy erschien 1964. Zu seinen wichtigsten Schülern zählen Thomas T. Sekine und Makoto Itoh.

Uno war Begründer der sich in den 1950er und 1960er Jahren entfaltenden „Uno-Schule“, eine ökonomische Denkschule, die zahlreiche an marxistischer Theoriebildung interessierte Intellektuelle anzog. mehr

Woche /29: Otto Bauer

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Otto Bauer (* 5. September 1881 in Wien; † 5. Juli 1938 in Paris) war ein österreichischer Politiker und ein führender Theoretiker des Austromarxismus. Er war von 1918 bis 1934 stellvertretender Parteivorsitzender der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und prägte auch das 1926 beschlossene Linzer Programm seiner Partei. mehr

Woche /30: Friedrich Engels

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Friedrich Engels, Fotograf George Lester ca. 1868
Friedrich Engels, Fotograf George Lester ca. 1868

Friedrich Engels (* 28. November 1820 in Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) in der preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg; † 5. August 1895 in London) war ein deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist und kommunistischer Revolutionär. Darüber hinaus war er ein erfolgreicher Unternehmer in der Textilindustrie. Er entwickelte gemeinsam mit Karl Marx die heute als Marxismus bezeichnete Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie.

Engels beschäftigte sich schon vor Marx mit der Kritik der politischen Ökonomie. Die 1844 erschienenen Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie wurden für Marx zum Ausgangspunkt seiner eigenen Arbeiten. Bereits 1845 erschien die gemeinsame Schrift Die heilige Familie, mit der Engels und Marx begannen, ihr Theorieverständnis zu formulieren. Im Jahr 1848 verfassten sie im Auftrag des Bundes der Kommunisten das Kommunistische Manifest.

Mit seiner einflussreichen Untersuchung Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) gehörte Engels zu den Pionieren der empirischen Soziologie. Seine publizistische Tätigkeit trug wesentlich zur Verbreitung des Marxismus bei. Neben dem Anti-Dühring (1877) erfuhr vor allem die Kurzfassung Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft (1880) starke Resonanz. Nach Marx’ Tod 1883 gab Engels den zweiten und den dritten Band von dessen Hauptwerk, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, heraus. Darüber hinaus setzte er die Arbeit an der theoretischen Ausformung ihrer gemeinsamen Weltanschauung fort, unter anderem in Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats (1884) und Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie (1888).

Neben seinen ökonomischen und philosophischen Studien befasste sich Engels auch intensiv mit der Entwicklung der Naturwissenschaften und der Mathematik und schuf damit den Grundstein für den späteren dialektischen Materialismus.

Die Gefahr eines Weltkriegs in Europa sah er deutlich voraus und versuchte noch 1893 mit einer Artikelserie im Vorwärts einen Anstoß zur Reduzierung der stehenden Heere zu geben. mehr

Woche /31: Karl Marx

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Karl Marx (1875)
Karl Marx (1875)

Karl Marx (auch Carl; * 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist, Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker des Kapitalismus und der Religion.

Seinen politischen Lebenslauf begann er 1842 als Redakteur der neu gegründeten radikaldemokratischen Rheinischen Zeitung, die unter den Zensurbestimmungen des preußischen Staates bereits im darauffolgenden Jahr ihr Erscheinen einstellen musste. Er übersiedelte danach nach Paris, wo er 1845 ausgewiesen wurde. Aus seinem neuen Domizil Belgien wurde er 1848 ausgewiesen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begründete er die Neue Rheinische Zeitung und beteiligte sich an den revolutionär-demokratischen Strömungen im Rheinland. Nachdem er 1849 in einem Prozess wegen „Aufreizung zur Rebellion“ zwar freigesprochen worden war, wurde er anschließend dennoch als Staatenloser ausgewiesen. Sein letztes Exil verbrachte er mit seiner Familie bis zu seinem Tod in London.

Zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus, deren Grundzüge die beiden in der programmatischen Schrift Manifest der Kommunistischen Partei (1848) niederlegten. Als Marx’ Hauptwerk gilt Das Kapital, dessen erster Band noch zu seinen Lebzeiten im Jahr 1867 erschien; die beiden folgenden Bände wurden posthum von Engels herausgegeben. Einflussreich waren auch seine politischen Aktivitäten in der entstehenden internationalen Arbeiterbewegung (Internationale Arbeiterassoziation), in der er zeitweise eine intellektuelle Führungsrolle übernahm.

Die theoretischen Grundlagen des nach Marx benannten Marxismus beeinflussen die Diskurse der Geschichtswissenschaft und Soziologie wie auch der Wirtschafts- und Politikwissenschaft bis in die Gegenwart. mehr

Woche /32: Wladimir Iljitsch Lenin

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Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt „Lenin“ (* 10.jul. / 22. April 1870greg. in Simbirsk; † 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau) war ein kommunistischer Politiker, marxistischer Theoretiker und gilt als Begründer der Sowjetunion.

Der junge Lenin schloss sich, nachdem sein Bruder wegen eines geplanten Attentats auf den Zaren hingerichtet worden war, den marxistischen Sozialdemokraten an. Mehrmals musste er ins Exil emigrieren. Er gründete 1903 eine eigene Fraktion in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, die Bolschewiki, die spätere Kommunistische Partei Russlands.

Nachdem Anfang 1917 in Russland die Monarchie in einer bürgerlichen Revolution gestürzt worden war, die neue Regierung aber das Elend der Arbeiter und Russlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg nicht beenden wollte, eroberten die Bolschewiki unter Lenins Führung in der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ die Macht. Sie löste die verfassungsgebende Versammlung auf und schränkte die Meinungsfreiheit für Monarchisten und das Bürgertum ein. Es gelang den Bolschewiki im nun folgenden, vom Ausland angeheizten Bürgerkrieg, den Großteil der Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches unter ihre Kontrolle zu bringen und den Widerstand der konterrevolutionären weißen Armeen und auch anderer gegnerischer Bürgerkriegsparteien militärisch zu brechen. Gegen Ende des Krieges, 1922, gründeten die Bolschewiki die Sowjetunion.

Zu dieser Zeit war Lenin bereits schwer krank. Nach seinem Tode im Januar 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem Mausoleum an der Mauer des Kremls ausgestellt. In der Folge stellten die Stalinisten Lenins Bedeutung für die Sowjetunion und den Kommunismus Moskauer Prägung immer weiter heraus. Seinen Anhängern gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter der politischen Theorie, die Karl Marx „wissenschaftlichen Sozialismus“ nannte. Lenins Anhänger sprechen von einer Weiterentwicklung des Marxismus, der dann als „Leninismus“ bezeichnet wird, Kritiker hingegen – darunter auch Marxisten – sehen allerdings auch einige Abweichungen. Die wichtigsten Fragen waren dabei, ob sich der Kommunismus in einem industriell rückständigen Land, wie dem damaligen Russland überhaupt entwickeln könne und welche Rolle dabei der Führung durch eine Kaderpartei zuzuordnen sei. mehr

Woche /33: Leo Trotzki

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Leo Trotzki (* 7. November 1879 in Janowka, heute Bereslawka/Ukraine; † 21. August 1940 in Coyoacán/Mexiko) war ein sowjetischer Politiker und marxistischer Revolutionär. Er war Volkskommissar des Auswärtigen, für Ernährung, Transport, Verlags- sowie Kriegswesen und außerdem Gründer der Roten Armee. Nach ihm wurde die von der sowjetischen Parteilinie des Marxismus-Leninismus abweichende Richtung des Trotzkismus benannt.

Nachdem die Bolschewiki eine Mehrheit im Petrograder Sowjet erreicht hatten, wurde Trotzki (wie er sich ab 1902 nannte) im September 1917 zu dessen Vorsitzenden gewählt und organisierte in dieser Funktion die „Kampfverbände der Roten Garde“. Damit wurde er rasch zu einem der wichtigsten Männer in der Partei. Als am 10. Oktober 1917 das Zentralkomitee der Partei den Entschluss zu einem bewaffneten Aufstand gegen die schwache Regierung von Alexander Kerenski fasste, stimmte Trotzki mit der Mehrheit seiner Genossen dafür. Die später von der stalinistischen Propaganda verbreitete Behauptung, Trotzki habe sich gegen die Revolution ausgesprochen, ist nachweislich falsch.

Trotzki war der maßgebliche Organisator der Oktoberrevolution, die die Bolschewiki unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin an die Macht brachte. In der anschließend gebildeten Regierung war er Volkskommissar des Auswärtigen, für Kriegswesen, Ernährung, Transport und Verlagswesen. Als Kriegskommissar gründete er die Rote Armee, an deren Organisation und an deren Sieg im Russischen Bürgerkrieg er wesentlichen Anteil hatte. Nach Lenins Tod 1924 wurde Trotzki von Lenins Nachfolger Josef Stalin zunehmend entmachtet, 1929 ins Exil gezwungen und 1940 von einem sowjetischen Agenten in Mexiko ermordet.

Nach ihm wurde die von der sowjetischen Parteilinie des Marxismus-Leninismus abweichende Richtung des Trotzkismus benannt. mehr

Woche /34: Clara Zetkin

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Clara Josephine Zetkin, geborene Eißner (* 5. Juli 1857 in Wiederau, Amtshauptmannschaft Rochlitz, Königreich Sachsen; † 20. Juni 1933 in Archangelskoje, Oblast Moskau, Sowjetunion) war eine sozialistisch-kommunistische deutsche Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin. Sie war bis 1917 aktiv in der SPD und in dieser Partei eine markante Vertreterin der revolutionär-marxistischen Fraktion. 1917 schloss sie sich der SPD-Abspaltung USPD an. Dort gehörte sie zum linken Flügel bzw. zur Spartakusgruppe, die während der Novemberrevolution 1918 in Spartakusbund umbenannt wurde. Dieser wiederum ging zusammen mit anderen linksrevolutionären Gruppierungen in der zum Jahreswechsel 1918/1919 neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) auf. Als einflussreiches Mitglied der KPD war Zetkin von 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordnete und 1932 Alterspräsidentin des Parlaments.

Auf übernationaler Ebene gehörte Zetkin als Beteiligte am Internationalen Arbeiterkongress von 1889 in Paris zu den Gründern der Zweiten Internationale der sozialistischen Arbeiterbewegung. In der Arbeit für die Internationale gilt sie als prägende Initiatorin des Internationalen Frauentags. Als Angehörige der Zentrale bzw. des später als Zentralkomitee bezeichneten Vorstandsgremiums der KPD war sie von 1921 bis 1933 Mitglied im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI), wo sie in ihren letzten Lebensjahren zur Minderheit der Kritiker der letztlich von Stalin vorgegebenen Sozialfaschismusthese gehörte. mehr

Woche /35: Eduard Bernstein

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Eduard Bernstein (* 6. Januar 1850 in Berlin; † 18. Dezember 1932 ebenda) war ein sozialdemokratischer Theoretiker und Politiker in der SPD und zeitweilig der USPD. Er gilt als Begründer des theoretischen Revisionismus innerhalb der SPD.

Bernstein stammte aus einer kleinbürgerlichen Familie. Seine Eltern gehörten der jüdischen Reformgemeinde an, sein Vater war Lokomotivführer. Er besuchte – trotz Geldmangels der Familie – das Gymnasium, musste es aber mit 16 Jahren 1866 schließlich aus finanziellen Gründen doch verlassen. Von 1866 bis 1878 arbeitete er als Bankkaufmann. 1872 stieß er zu den „Eisenachern“ und trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) bei. Mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht bereitete er den Einigungsparteitag der SDAP mit dem 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein) von 1875 in Gotha vor. Die auf dem Parteitag mit der Konzeption des Gothaer Programms vereinigte Partei wurde als Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) konstituiert. mehr

Woche /36: Ernesto "Che" Guevara

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Ernesto „Che“ Guevara geboren offiziell 14. Juni 1928 (nach anderen Quellen bereits 14. Mai 1928) in Rosario, Argentinien; † 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien) war ein marxistischer Revolutionär, Guerillaführer, Arzt und Autor.

Er war von 1956 bis 1959 ein zentraler Anführer (Comandante) der Rebellenarmee der Kubanischen Revolution und ist neben Fidel Castro deren wichtigste Symbolfigur.

Guevara stammte aus einer argentinischen bürgerlichen Familie. Bereits seine während des Medizinstudiums erstellten Reisetagebücher hatten literarische Qualität und wurden mehrmals verfilmt. Einzelne seiner Schriften und Reden beeinflussten revolutionäre Strömungen weit über Kuba hinaus. Sein Leben wie auch die Umstände seines Todes und der posthume Personenkult um ihn waren und sind Gegenstand vielfältiger Betrachtungen in Filmen, Büchern und anderen Medien.

Die US-Zeitschrift Time zählte ihn 1999 zu den 100 einflussreichsten Menschen des 20. Jahrhunderts. Eine Fotografie des „Che“ von Alberto Korda, Guerrillero Heroico, gilt als berühmtestes fotografisches Abbild einer Person, sie zählt zu den Medienikonen. mehr

Woche /37: Fidel Castro

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Fidel Alejandro Castro Ruz (* 13. August 1926/1927 in Birán bei Mayarí, Provinz Oriente; † 25. November 2016 in Havanna) war ein kubanischer Revolutionär und Politiker. Er war Regierungschef und Staatspräsident Kubas sowie erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas.

Castro war mit der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) die treibende Kraft der kubanischen Revolution, die am Jahresende 1958 zum Sturz des Diktators Fulgencio Batista führte.

Als Staats- und Regierungschef Kubas prägte er 49 Jahre lang die Entwicklung seines Landes. Politisch war Castros Rolle international umstritten. Von den einen wegen der Durchsetzung eines Einparteiensystems als kommunistischer Diktator und Verantwortlicher für diverse Menschenrechtsverletzungen gehasst und gefürchtet, von den anderen verehrt und bewundert als Revolutionär und Befreier Kubas.

Als innen-, sozial- und kulturpolitische Leistungen werden vor allem Castros Kampf gegen die verbreitete Armut und den Analphabetismus im Land hervorgehoben, so beispielsweise die Einführung eines unentgeltlichen schulischen Bildungs- und medizinischen Grundversorgungssystems für alle.

Außenpolitisch unterstützte Castro als Protagonist einer antiimperialistischen Weltanschauung auf marxistischer Grundlage – auch militärisch – diverse antikoloniale und nationale Befreiungsbewegungen der so genannten Dritten Welt im Unabhängigkeitskampf gegen die herrschenden Kolonialmächte.

Seit dem ab 1960 bestehenden Embargo der Vereinigten Staaten gegen Kuba war Castro auf die wirtschaftliche Unterstützung der Sowjetunion angewiesen. Mit der Stationierung sowjetischer Kernwaffen auf Kuba im Jahr 1962 und damit der Auslösung der Kubakrise geriet Castro zusätzlich in den Fokus der Blockkonfrontation des Kalten Krieges. Gleichwohl versuchte er trotz der Verbindung zur UdSSR diese Konfrontation zu überwinden. Kuba schloss sich unter seiner Regierung der Bewegung der Blockfreien Staaten an. Fidel Castro selbst war von 1979 bis 1983 sowie von 2006 bis 2008 Vorsitzender der Blockfreien Staaten. mehr

Woche /38: Josef Stalin

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Josef Wissarionowitsch Stalin; geboren als Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili in Gori, Gouvernement Tiflis, Russisches Kaiserreich, heute Georgien; † 5. März 1953 in Kunzewo bei Moskau) war ein kommunistischer Politiker und Diktator der Sowjetunion von 1927 bis 1953. Den Kampfnamen Stalin, der nach verschiedenen Deutungen für „der Stählerne“ steht, nahm er 1912 an.

Von 1922 bis 1953 war er Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), ab 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Regierungsche 1946 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee – der „Generalissimus“.

Während seiner Regierungszeit errichtete Stalin eine totalitäre Diktatur, ließ im Rahmen politischer „Säuberungen“ mehrere Millionen vermeintliche und tatsächliche Gegner verhaften, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten sowie Millionen weiterer Sowjetbürger und ganze Volksgruppen besetzter Gebiete in Gulag-Strafarbeitslager deportieren. Viele wurden dort ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Bedingungen ums Leben.

Unter Stalins Führung wurde das Konzept des Sozialismus in einem Land zum zentralen Grundsatz der sowjetischen Gesellschaft. Stalin ersetzte die unter Lenin und Trotzki im Jahr 1921 eingeführte Neue Ökonomische Politik ab 1928 durch eine hoch-zentralisierte Kommandowirtschaft und startete eine Phase der Industrialisierung und Kollektivierung in Verbindung mit einer Entkulakisierung, was zu einer rapiden Transformation der UdSSR von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft führte. Entkulakisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft trugen insbesondere in der Ukraine, an der Wolga, im Kuban-Gebiet und in anderen Teilen der Sowjetunion zu Hungersnöten bei, denen ungefähr sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. In Kasachstan kam die erzwungene Sesshaftmachung der nomadischen Bevölkerung hinzu. Die daraus resultierende Hungerkatastrophe kostete 1932 bis 1933 circa 1,3 bis 1,5 Millionen Menschenleben.

Als wichtiger Partner zuerst des nationalsozialistischen Deutschlands im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts und später der Alliierten hatte Stalin starken Einfluss auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie auf die Nachkriegsgestaltung Europas. Sein Regime und seine Interpretationen des Marxismus und des Leninismus werden als Stalinismus bezeichnet.

In den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wirkt die jahrzehntelange Glorifizierung Stalins durch einen in der sowjetischen Geschichte einzigartigen Personenkult bis heute nach. Nach Stalins Tod leitete sein Nachfolger Nikita Chruschtschow mit der Entstalinisierung eine öffentliche Abrechnung mit Stalins Person und Wirken ein, die von späteren Regierungen nicht fortgeführt und teilweise zurückgenommen wurde. Im März 2016 ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Lewada-Zentrum zur Einstellung der befragten Einwohner Russlands zu Stalin: 37 % positiv, 32 % gleichgültig, 17 % negativ. mehr

Woche /39: Willy Dickhut

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Willi Dickhut (* 29. April 1904 in Schalksmühle; † 8. Mai 1992 in Solingen) war ein deutscher KPD-Funktionär und Mitbegründer der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD).

Dickhut war Sohn eines Fuhrunternehmers und machte eine Lehre als Schlosser und Dreher. Er engagierte sich schon früh in der Arbeiterbewegung. 1921 trat der dem Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV) bei, 1926 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Nach der Spaltung des Solinger DMV wurde Dickhut Mitglied der kommunistischen Gewerkschaft Einheitsverband der Metallarbeiter. Im März wurde er für die KPD 1933 zum Stadtverordneten von Solingen gewählt.

1933 wurde Dickhut festgenommen und bis 1935 in „Schutzhaft“ genommen, weshalb er, neben Gefängnisaufenthalten, auch zeitweise in den Konzentrationslagern Börgermoor und Esterwegen interniert war. Während dieser Zeit war er monatelang Misshandlungen durch die Gestapo ausgesetzt. Nach seiner Entlassung nahm er seine illegale Arbeit für die durch das Verbot geschwächte KPD-Solingen wieder auf. Im August 1944 wurde Dickhut verhaftet und sah sich anschließend mit einem Todesurteil konfrontiert. Während eines schweren Bombenangriffs auf Solingen im November 1944 gelang es ihm, aus dem Gefängnis zu fliehen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Dickhut wieder Funktionär der KPD und war unter anderem stellvertretender Kaderleiter im Parteivorstand. Als der Stalin-Anhänger sich weigerte, aus China gelieferte Informationsmaterialien zur Kritik Mao Zedongs an der Entstalinisierung der Sowjetunion seit dem XX. Parteitag der KPdSU abzubestellen, kam er mit der Partei in Konflikt und wurde 1966 ausgeschlossen, als er diese Veränderungen kritisierte. In seinem 1971 erschienenen Buch Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion kritisierte er die Entstalinisierung in der Sowjetunion durch Chruschtschow, die er als Verrat am Sozialismus und Ursache für das Scheitern der Sowjetunion ansah.

Nach dem KPD-Ausschluss engagierte er sich in der KPD/ML und förderte nach deren Spaltung 1970 die Vereinigung der dabei entstandenen KPD/ML (Revolutionärer Weg) mit dem Kommunistischen Arbeiterbund (ML) zum Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD) 1972, der die 1982 vollzogene Gründung der MLPD vorbereitete. Dickhut war, seit er es 1969 gegründet hatte, bis 1991 für das theoretische Organ Revolutionärer Weg verantwortlich.

Dickhut genießt in der MLPD Kultstatus. Seine Beiträge im Revolutionären Weg wurden „zu Klassikern des Marxismus-Leninismus“ stilisiert. Schriften, die er in der Zeit des Nationalsozialismus anfertigte, gelten posthum als solche mit „enorme(r) Wirkung bis zum Schluss des Hitler-Faschismus“. 2002 organisierte die MLPD eine Gedenkveranstaltung zu seinen Ehren. In Gelsenkirchen, dem Hauptsitz der MLPD, gibt es sogar eine Willi Dickhut Stiftung. Nach Angaben der Partei entwickelte sich Dickhut „zum Arbeitertheoretiker und visionären Vorkämpfer für den echten Sozialismus.“ mehr

Woche /40: Ulrike Meinhof

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Ulrike Marie Meinhof (* 7. Oktober 1934 in Oldenburg; † 9. Mai 1976 in Stuttgart-Stammheim) war eine deutsche Journalistin und marxistische und feministische Theoretikerin, die später zur Linksterroristin wurde.

In den 1950er Jahren war sie in der Bewegung Kampf dem Atomtod engagiert, seit 1959 als Redakteurin der Zeitschrift konkret, seit 1965 in der Außerparlamentarischen Opposition (APO) aktiv. 1970 nahm sie an der Baader-Befreiung teil, gründete die Rote Armee Fraktion (RAF) mit und verfasste deren ideologisches Konzept.

Sie nahm 1972 an der Mai-Offensive der Rote Armee Fraktion teil, wurde im Juni 1972 festgenommen und verbrachte den Rest ihres Lebens in Untersuchungshaft, weitgehend isoliert von Außenkontakten. Im November 1974 wurde sie wegen Mordversuchs bei der Baader-Befreiung zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Ab 1975 war sie im Stammheim-Prozess mit den übrigen RAF-Führungsgliedern des vierfachen Mordes und 54-fachen Mordversuchs angeklagt. Vor dem Prozessende wurde sie in ihrer Zelle in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim erhängt aufgefunden. Zwei Obduktionen schlossen Fremdeinwirkung aus.

Ideologisch verstand sie sich als Marxistin und nahm auch feministische Positionen ein. Während ihrer Zeit im Gefängnis äuerte sie sich auch immer wieder positiv gegenüber der Chuch’e-Ideologie, einer in der marxistischen Bewegung sehr umstrittenen Theorie, die vom ehemaligen Staatsführer Nordkoreas, Kim Il-sung, entwickelt wurde. mehr

Woche /44: Karl Kautsky

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Karl Johann Kautsky (* 16. Oktober 1854 in Prag; † 17. Oktober 1938 in Amsterdam) war ein bedeutender deutsch-tschechischer Philosoph und sozialdemokratischer Politiker.

Karl Kautsky wurde 1854 in Österreich als Sohn einer deutschen Mutter und eines tschechischen Vaters geboren. Seine Mutter Minna, geborene Jaich, arbeitete als Schauspielerin und Schriftstellerin; sein Vater, Jan Kautsky, war Theatermaler.

1863 zog die Familie in die Hauptstadt Wien um, wo er in der Schule als „Mischling“ gebrandmarkt und sowohl von seinen Mitschülern, als auch vom Lehrpersonal rassisch diskriminiert wurde – in der politischen Mitte Österreichs war in der damaligen Zeit die Vorstellung verbreitet, dass die Slawen eine minderwertige „Rasse“ seien. Dies weckte in ihm, wie er später über sich selbst schreiben wird, tiefen Hass auf die Habsburgermonarchie. In der Folge, wurde die Unabhängigkeit Tschechiens und die Ausrufung der „böhmischen Republik“ das politische Ideal seiner Jugendzeit.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871 sympathisierte er entsprechend mit Frankreich, das er als Verbündeten der tschechischen Unabhängigkeitsbewegung ansah. - Jedoch wechselte seine Sympathie mit dem Aufstand der Pariser Kommune: Kautsky war begeistert von den Einrichtungen der Kommune, vom Ideal der direkten Demokratie, vom Volkseigentum. Entsprechend wandte sich sein Interesse dem Sozialismus zu. mehr

Woche /45: Guy Debord

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Guy-Ernest Debord (* 28. Dezember 1931 in Paris; † 30. November 1994) war ein französischer Autor, Filmemacher, Künstler und Revolutionär sowie einflussreiches Gründungsmitglied der Situationistischen Internationale.

Guy Debord war ein radikaler Kritiker des Kapitalismus und der kapitalistischen Ideologie des Konsums, den er als Inszenierung „falscher Bedürfnisse“ anprangert. In seinem Hauptwerk Die Gesellschaft des Spektakels (1967) entwickelte er eine Theorie des Spektakels: „Das Spektakel ist das Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird.“

Debords Buch übte vor allem in Frankreich einen wichtigen Einfluss auf die Bewegung der Neuen Linken um den Pariser Mai 1968 aus. Seine antikapitalistische, situationistische Anschauung steht dem Anarchismus nahe, übernimmt dabei aber auch andere Argumentationsmuster aus dem Teil der Arbeiterbewegung die allein der Sowjetunion gegenüber kritisch eingestellt waren. Das zentrale Anliegen Debords war die Aufhebung der „großen Trennung“ der Individuen voneinander durch eine revolutionäre Praxis der Selbstverwaltung. Debord betonte dabei stets die künstlerische Dimension der Revolution, die Notwendigkeit der Umwälzung auch des alltäglichen Lebens.mehr

Woche /46: John Holloway

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John Holloway (* 1947 in Dublin) ist Politikwissenschaftler. Er lehrt seit 1993 an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla (BUAP) in Puebla/Mexiko. In seinen Veröffentlichungen greift er zurück auf verschiedene unorthodoxe neomarxistische Theorietraditionen, wie den italienischen Operaismus oder die Kritische Theorie, und interpretiert diese zum Teil neu bzw. entwickelt sie weiter. Seine Interpretationen dieser Theorien zeigen auch einen starken Einfluss der Bewegung der Zapatistas in Mexiko. Ihre Ablehnung der staatlichen Macht und ihr Verständnis von Theorie, das sich in dem Satz "preguntando caminamos" (fragend gehen wir voran) zusammenfassen lässt, den Holloway immer wieder zitiert, gaben seiner Arbeit den entscheidenden Schliff und daher rührt auch seine breite Rezeption.

Einen politischen Veränderungsprozess analysiert er entlang der folgenden Linie:

  • Der Schrei: als ein konsequentes Bewusstsein von nicht-Identität. Er sieht das politische Subjekt in der Entfremdung zerrissen, Subjektivität ist nur vorstellbar in einer Verneinung. Holloway liest die kritische Theorie neu und er verweigert sich einem Kulturpessimismus: die Verhältnisse sind nicht objektiv, sie müssen immer wieder subjektiv hergestellt werden, d.h. der Fetischismus ist nicht vollständig abgeschlossen.
  • Das Tun und das Getane: unter Tun fasst er alle gesellschaftlichen Tätigkeiten zusammen, nicht nur die Lohnarbeit; unter das Getane das Kapital, das sich den Inhalt der Arbeit aneignet.
  • Anti-Macht: Sie funktioniert in einer völlig anderen Logik, die nicht spiegelbildlich (Gegenmacht) zu herrschenden Macht ist. Das Ziel der Anti-Macht ist ein völlig anderes als das der gegenwärtig herrschenden Macht des Kapitals, der es um die Realisierung des Wertes geht. Anti-Macht sucht vielmehr die Herstellung der Gesellschaftlichkeit, also den ungehinderten Zugang zu gesellschaftlichem Reichtum. Holloway sieht dadurch auch nicht mehr den Staat als Zentrum der Auseinandersetzungen.

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Woche /47: Cornelius Castoriadis

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Cornelius Castoriadis mit der Choreografin Clara Gibson Maxwell (1990)

Cornelius Castoriadis (griechisch Κορνήλιος ΚαστοριάδηςKornílios Kastoriádis; * 11. März 1922 in Konstantinopel (heute Istanbul); † 26. Dezember 1997 in Paris) war ein griechisch-französischer Sozialphilosoph, Wirtschaftswissenschaftler, Psychoanalytiker, Jurist, Widerstandskämpfer und revolutionärer Sozialist.

Castoriadis studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Athen. Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte er sich innerhalb der internationalistischen Fraktion der Trotzkisten am griechischen Widerstand gegen den Faschismus. Nach 1945 mußte er sich vor der kommunistischen ELAS in Sicherheit bringen. Er ging nach Frankreich, wo er mit Claude Lefort die Gruppe Socialisme ou barbarie gründete. Diese Gruppe war geprägt durch eine Kritik am Stalinismus, die über den Trotzkismus hinaus gehen wollte; sie ging aus einer Spaltung der trotzkistischen Partei Frankreichs hervor. Socialisme ou Barbarie griff Elemente des Rätekommunismus auf. Sie betonte die autonome Aktion der Arbeiterklasse. Demzufolge sah man in Arbeiteraufständen wie in Ost-Berlin 1953 oder dem Ungarn-Aufstand 1956 keine konterrevolutionären Aktionen.

Es kam zu mehreren Spaltungen; als Castoriadis zu einer Kritik des Marxschen Denkens überging und erklärte, der Marxismus sei unvereinbar mit einer revolutionären Theorie (Paul Cardan: Marxisme et théorie révolutionnaire, NO. 36 (April-Juni 1964), S. 1–25), trug dies zur Auflösung der Gruppe bei. mehr

Woche /48: Georg Lukács

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Georg Lukács [ˈlukaːtʃ] (mit vollständigem Namen György Szegedy von Lukács (Löwinger); * 13. April 1885 in Budapest; † 4. Juni 1971 ebenda) war ein ungarischer Philosoph, Literaturwissenschaftler und -kritiker. Lukács gilt (zusammen mit Ernst Bloch, Antonio Gramsci und Karl Korsch) als bedeutender Erneuerer einer marxistischen Philosophie und Theorie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Lukács entstammte einer wohlhabenden Familie des ungarisch-jüdischen Bürgertums: sein Vater war Bankdirektor in Budapest. 1918 trat Lukács der KP Ungarns bei. Er war während der viermonatigen ungarischen Räterepublik 1919 stellvertretender Volkskommissar für Unterrichtswesen in der Regierung von Béla Kun und 1948 Professor für Ästhetik und Kulturphilosophie in Budapest. Ursprünglich vom Neukantianismus (Emil Lask) sowie von Georg Simmel und Max Weber beeinflusst, war Lukács in seinen frühen philosophischen Schriften Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx in gleicher Weise verpflichtet und wandte sich später einem vom deutschen Idealismus geprägten Marxismus zu. Früh lernte er Ernst Bloch kennen. Beide beteiligten sich an dem Gesprächskreis um Max Weber.

Starke Beachtung fand er mit seiner Theorie des Romans (1916), einer lebensphilosophischen Analyse, in der er die Geschichtlichkeit als eine zentrale Kategorie des gesellschaftlichen Seins herausstellt und die »transzendentale Obdachlosigkeit« der bürgerlichen Welt thematisiert.

Nach seiner Hinwendung zum Kommunismus fasste Lukács dieses Problem als das der Entfremdung. In diesem Sinn schlägt sein wirksamstes Werk Geschichte und Klassenbewußtsein. Studien über marxistische Dialektik von 1923 eine Brücke von Hegel über Marx zu Lenin und Rosa Luxemburg. Das Buch wurde zwar von der KPD abgelehnt, trug aber zur Linksorientierung der europäischen Intellektuellen in den 20er-Jahren und zur Entwicklung des Neomarxismus entscheidend bei. Lukacs selbst hat sich jedoch später teilweise von diesem Werk distanziert (vgl. das Vorwort zur Neuauflage von 1967).

Mit den unter dem Pseudonym Blum veröffentlichten Thesen (Blum-Thesen, 1928), in denen Lukács den Gedanken einer demokratischen Diktatur des Proletariats formulierte, brachte er sich in Widerspruch zur Parteilinie der KPD und wurde zur „Selbstkritik“ gezwungen. mehr

Woche /49: Alfred Sohn-Rethel

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Alfred Sohn-Rethel (* 4. Januar 1899 in Neuilly-sur-Seine bei Paris; † 6. April 1990 in Bremen) war ein promovierter Nationalökonom, marxistischer Philosoph und Wirtschafts- und Industriesoziologe.

Alfred Sohn-Rethel stammte aus einer Familie von Malern mit großbürgerlicher Verwandtschaft. Damit der Sohn nicht auch noch zu einem Maler werden würde, sollte er in einem amusischen Haushalt aufwachsen, nämlich bei dem familiär befreundeten Düsseldorfer Stahlindustriellen Ernst Poensgen, und später Wirtschafts- oder Naturwissenschaften studieren. Zu Weihnachten 1915 wünschte er sich die drei Bände des Kapitals, die er äußerst gründlich zu studieren begann.

Sohn-Rethel wurde 1928 in Heidelberg beim austromarxistischen Ökonom Emil Lederer in Nationalökonomie promoviert. In seiner Dissertation kritisiert er die Theorie des Grenznutzens als eine »petitio principii«, da diese Richtung den Zahl-Begriff stillschweigend voraussetzt. Seine theoretischen Fragestellungen und Theorieansätze sowie sein geistiger Hintergrund weisen eine Verwandtschaft mit dem Denken der Kritischen Theorie auf. Schon in Heidelberg war er seit 1920 mit Ernst Bloch befreundet und seit 1921 mit Walter Benjamin bekannt. Von da an stand er zeitlebens in Kontakt mit den Vertretern der Frankfurter Schule, insbesondere mit Adorno.

Durch Vermittlung von Poensgen gelangte er im September 1931 zu einer wissenschaftlichen Hilfstätigkeit beim Mitteleuropäischen Wirtschaftstag (MWT). Im MWT konnte Sohn-Rethel - für Soziologen ein seltener Fall - von 1931 bis 1936 unerkannt „in der Höhle des Löwen“ und aus nächster Nähe „im zweiten Rang Mitte“ das machtpolitische Geschehen beobachten und ebenso kenntnisreich wie differenziert nach Branchen analysieren. Gleichzeitig hielt er Kontakt zu linkssozialistischen Widerstandsgruppen wie den Gruppen »Neu Beginnen« und »Roter Stoßtrupp«.

1937 emigrierte er über die Schweiz und Paris nach England. Dort verfasste er wirtschaftspolitische Analysen für den Kreis um Churchill, der sich gerne über die Arbeiten von deutschen Emigranten informierte, um sich gegenüber Chamberlains Appeasement-Politik rechtfertigen zu können. In den 1950er-Jahren lernte er in Birmingham den Althistoriker und Marxisten George Derwent Thomson kennen, der in theoretischen Fragen sein wichtigster Gesprächspartner in dieser Zeit war. Thomson machte ihn unter anderem mit der Philosophie des Parmenides bekannt. Während Thomson den parmenideischen Substanzbegriff (το εόν = to on) „als Reflex oder Projektion der Substanz des Warenwertes“ gleichsetzte, ist dieser Seinsbegriff für Sohn-Rethel die erste philosophische Kategorie, die durch das Münzgeld entstanden ist, da dies als materiell konstant und unveränderlich gedacht wird. mehr

Woche /50: Walter Benjamin

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Walter Bendix Schönflies Benjamin (Pseudonyme: Benedix Schönflies, Detlef Holz; * 15. Juli 1892 in Berlin; † 26. September 1940 in Portbou) war ein deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Literaturkritiker und unter anderem Übersetzer Balzacs, Baudelaires und Marcel Prousts.

Walter Benjamin wird als Sohn des Antiquitäten- und Kunsthändlers Emil Benjamin (1856–1926) und dessen Frau Pauline (1869–1930) (geb. Schönflies) in Berlin-Charlottenburg geboren. Seine Familie gehört dem assimilierten Judentum an. Walter Benjamin war Schwager von Hilde Benjamin und Cousin von Gertrud Kolmar und Günther Anders. Seine Kindheit, deren Erinnerungen in der Berliner Kindheit um Neunzehnhundert festgehalten sind, verbringt Benjamin überwiegend in Berlin. In den Jahren 1905 – 1907 besucht er allerdings eine Reformschule in Thüringen. Dort lernt er den Lehrer Gustav Wyneken kennen, der ihn tief beeindruckt und zu einem Engagement in der Jugendbewegung veranlasst. Nach dem Abitur 1912 an der Kaiser-Friedrich-Schule beginnt Benjamin sein Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und schließt dort Freundschaft mit dem Dichter Christoph Friedrich Heinle. Im Wintersemester 1912/13 setzt er sein Studium in Berlin fort.

Der Freitod Heinles am 8. August 1914 ist ein tiefer Schock für Benjamin. Er widmet dem verstorbenen Freund Sonette und bemüht sich vergeblich, für dessen hinterlassenes Werk einen Verleger zu finden. Die zunehmende Kriegsbegeisterung Wynekens führt 1915 zum Bruch mit seinem Lehrer. Im selben Jahr lernt Benjamin den fünf Jahre jüngeren Mathematikstudenten Gershom Scholem kennen, mit dem er zeit seines Lebens befreundet bleibt. 1917 heiratet Benjamin Dora Kellner. Die Ehe hält 13 Jahre und bringt den gemeinsamen Sohn Stefan Rafael (11. April 1918 – 6. Februar 1972) hervor. Noch im Jahr der Eheschließung (auch, um einer drohenden Einberufung zum Militär zu entgehen) wechselt Benjamin nach Bern, wo er zwei Jahre später mit der Arbeit Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik bei Richard Herbertz promoviert.

Wieder zurück in Berlin, macht Benjamin sich als freier Schriftsteller und Publizist selbstständig. mehr

Woche /51: Roman Rosdolsky

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Roman Rosdolsky (* 19. Juli 1898 in Lemberg; † 20. Oktober 1967 in Detroit) war ein westukrainischer Sozialhistoriker, marxistischer Ökonom und politischer Aktivist. Rosdolsky war ein bedeutender Theoretiker des Trotzkismus. Sein Hauptwerk war Zur Entstehungsgeschichte des Marxschen Kapital – der bislang umfangreichste Kommentar zu den Grundrissen der politischen Ökonomie von Karl Marx. Dieser Arbeit widmete Rosdosky 15 Jahre seines Lebens. Sein Ziel war es, einen allgemeinverständlichen Kommentar zu verfassen, und die damals noch neuen Grundrisse wissenschaftlich zu untersuchen. Dieses Werk hatte einen großen Einfluss auf den Neomarxismus. Eine weitere wichtige Schrift Rosdolskys ist Friedrich Engels und das Problem der geschichtslosen Völker. Rosdolskys Frau Emily war seine Schülerin und ebenfalls Marxistin. mehr

Woche /52: Karl Korsch

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Karl Korsch (* 15. August 1886 in Tostedt in der Lüneburger Heide; † 21. Oktober 1961 in Belmont, Massachusetts, USA) gilt neben Antonio Gramsci und Georg Lukács als bedeutendster Erneuerer einer marxistischen Philosophie und Theorie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Als Sohn des Stadtschreibers besucht er von 1892-1898 die Volksschule in Tostedt und von 1898-1906 das Gymnasium Bernhardinum in Meiningen (Thüringen). Zwischen 1906 und 1909 studiert Korsch Jura, Nationalökonomie und Philosophie an den Universitäten München, Genf, Berlin und Jena, wo es sich der Freien Studentenschaft anschloß und Redakteur der Jenaer Hochschulzeitung wurde.

Nach dem ersten juristischen Staatsexamen war Korsch 1909-'10 Referendar in Meiningen. Er promovierte 1910 bei Heinrich Gerland an der Universität Jena über die Anwendung der Beweislastregeln im Zivilprozeß. Korsch leistete 1910-'11 in Meiningen seinen Wehrdienst. 1912 trat er der SPD bei. Korsch wurde 1912 Wissenschaftlicher Assistent bei Ernest Schuster in London. Er schloss sich der Fabian Society an und heiratete Hedda Gagliardi 1913 in London. 1914 kehrte Korsch zu Kriegsausbruch nach Deutschland zurück. Nach drei Wochen an der Front weigerte er sich, eine Waffe in die Hand zu nehmen und äußerte sich pazifistisch, wofür er degradiert wurde.

1918 gehörte Korsch zu den Mitbegründern des Arbeiter- und Soldatenrats in Meiningen, … mehr

Woche /53: Theodor W. Adorno

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Theodor W. Adorno (eigentlich Theodor Ludwig Wiesengrund-Adorno; * 11. September 1903 in Frankfurt am Main; † 6. August 1969 in Visp, Schweiz) war ein deutscher Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist.

Wegen des gesellschaftskritischen Schwerpunkts seiner Philosophie gilt Adorno als Sozialphilosoph. Er sah in der „Identität“ von Subjekt und Objekt die „Urform von Ideologie“ und vertrat eine ideologiekritische Dialektik, die „auf der Vermittlung des scheinbar Unmittelbaren, und auf der auf allen Stufen sich entfaltenden Wechselseitigkeit von Unmittelbarkeit und Vermittlung insistieren“ sollte, als „Versuch, durch immanente Kritik philosophische Standpunkte über sich und über die Willkür des Standpunktdenkens hinauszubringen“.Als Philosoph und Sozialforscher war Adorno für das Frankfurter Institut für Sozialforschung in den 1950er Jahren wegen seiner Forschungen zum „totalitären Antisemitismus“ und für die Studentenbewegung wegen seiner Kulturkritik zum „Verblendungszusammenhang der bürgerlichen Gesellschaft“ wichtig.

Als seine Hauptwerke gelten Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1947, mit Max Horkheimer, enthält das Kapitel über Kulturindustrie), Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (1951), Negative Dialektik (1966) und Ästhetische Theorie (1970, posthum).

Die Eltern des Einzelkindes Theodor („Teddie“) waren der Weingroßhändler Oscar Alexander Wiesengrund (1870–1946) und die Offizierstochter Maria Barbara Calvelli-Adorno (1865–1952). Die Mutter war korsisch-italienischer Herkunft und hatte als ausgebildete Sängerin auch am kaiserlichen Hof in Wien Erfolge. Sein Vater stammte aus einer jüdischen Familie und konvertierte später zum Protestantismus, bevor er die katholische Maria Barbara heiratete. mehr