Fahrzeugklasse
Als Fahrzeugklasse bezeichnet man im Verkehrswesen eine abgegrenzte Produktgruppe von Fahrzeug-Modellen, die von der Form, von ihrer Größe oder preislich untereinander konkurrieren und unterschiedliche technische Daten gegenüber anderen Gruppen aufweisen.
Unterschiedliche Klassifikationssysteme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland bzw. Europa verbreitete und von behördlichen Organisationen getragene Klassifikationssysteme sind:
- Fahrzeugsegment (Europäische Kommission)
- Fahrzeugsegment (Kraftfahrt-Bundesamt)
- EU-Fahrzeugklassen
- Fahrzeug- und Aufbauarten (national) (Kraftfahrt-Bundesamt)[1]
- Emissionsklassen
- Kraftstoffarten bzw. Energiequellen
Daneben gibt es weitere Klassenzuordnungen, die nicht von einer Organisation gestützt oder definiert sind, aber dennoch sehr verbreitet sind. Unter den Limousinen, Kombis und Großraumlimousinen ist eine Klassifikation gut möglich, da die genannten Eigenschaften in engem Zusammenhang stehen. Bei Cabrios und Geländewagen findet eine Unterscheidung nach Kaufpreis und Fahrzeuggröße nicht statt. Größe, Gewicht und Leistung unterliegen einem stetigen Wachstum. Daher müssen auch die Fahrzeugklassen im zeitlichen Umfeld interpretiert werden.
Klassen von Limousinen und Kombis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den Limousinen und Kombis ist folgende Klassifikation in Europa üblich. Sie deckt sich weitgehend mit der den Segmenten des Kraftfahrt-Bundesamtes. Die Preise sind aktuelle Marktpreise in Deutschland, Ausreißer und Nischenmodelle werden hier nicht berücksichtigt.
Klassen von Großraumlimousinen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit wenigen Jahren gibt es einen Trend zu höheren Pkw. Sie bieten bei gleicher Grundfläche deutlich mehr Platz als entsprechende Limousinen, da die Passagiere aufrechter sitzen. Dadurch lässt sich teilweise eine dritte Sitzreihe unterbringen. Daneben erleichtert die Höhe das Einsteigen. Die Sitzposition wird besonders von älteren Personen bevorzugt.
Lange Tradition haben die Kleinbusse, die nicht vom Pkw abgeleitet sind. Seit den 1980er Jahren gibt es die Vans mit sieben Sitzen und in den 1990er Jahren wurden die Hochdachkombis populär. Die Begriffe Microvan, Minivan und Kompaktvan sind jünger und noch nicht klar abgegrenzt. Sie orientieren sich an den entsprechenden Klassen der Limousinen, mit denen sie häufig die Plattform teilen.
Klassen von geländegängigen Fahrzeugen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klassen von militärischen Fahrzeugen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Normung von Fahrzeugen ist ein Teilbereich der militärischen Logistik. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurden von Militärorganisationen mehrerer Staaten Fahrzeugklassen bestimmt. Ein bekanntes Beispiel ist der Regel-3-Tonner, der als leichter Lastkraftwagen in Deutschland definiert wurde.[5] Diese auch als Subventions-Lkw bekannten Fahrzeuge wurden auch in Frankreich, Österreich, in der Schweiz und anderen Staaten gefördert. Die Beschaffung und Normungsvorgaben liegen bei Militär traditionell bei Stabsorganisationen des Generalquartiermeisters bzw. deren moderneren Nachfolgeorganisationen. Auch im angloamerikanischen Raum hat man sich früh mit Vorgaben, Tests und Fahrzeugbeschaffung befasst. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden bei der Pancho Villa Expedition erste Erfahrung gesammelt, deren Ergebnisse in Fahrzeugklassen der sogenannten Liberty-Truck-Modelle eingeflossen sind. In den USA liegen diese Aufgaben traditionell im Bereich des United States Army Quartermaster Corps (USQMC), in dessen Insigne schon im 19. Jahrhundert das Rad als Kennzeichen geführt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurden von allen beteiligten Parteien das Engagement zur Normung der Fahrzeugklassen intensiviert, was zum Teil bis in das 21. Jahrhundert Nachwirkung zeigt.
Nachfolgend eine unvollständige Übersicht, die Beispiele zu bekannten Fahrzeugklassen aufzeigt.
- Beispiele zu Fahrzeugklassen des Ersten Weltkrieges siehe Subventions-Lkw und Liberty Truck oder Artilleriezugmaschinen. Auszug daraus:
- Regel-3-Tonner
- Liberty Standard AA 3⁄4 tons; 4 × 2 („Model AA“)
- Liberty Standard A 2 tons; 4 × 2 („Model A“)
- Liberty Standard B 3 tons; 4 × 2, hinten Doppelbereifung („Model B“)
- Liberty Standard C 5 tons; 6 × 2, hintere Achsen Doppelbereifung („Model C“)
- Beispiele zum Zweiten Weltkrieg siehe Liste von Radfahrzeugen der Wehrmacht und ähnlich Listen von militärischen Landfahrzeugen und bis in das 21te-Jahrhundert Einsatzfahrzeuge
- Deutschland
- Einheits-PKW der Wehrmacht (siehe auch Systematik und Nummernkreise von Fahrzeugen der Wehrmacht)
- LKW der Wehrmacht und von Einsatzorganisationen
- leLKW (leichter Lastkraftwagen) (z. B. Mercedes-Benz L 1500 S/A)
- mLKW (mittlerer Lastkraftwagen)
- mittlerer geländegängiger Lastkraftwagen (z. B. Mercedes-Benz LG 3000, Opel Blitz 3,6 (Wehrmacht))
- sLKW (schwerer Lastkraftwagen)
- Fahrzeuge der Bundeswehr
- Geschütztes Kleinfahrzeug (z. B. LAPV Enok)
- Geschütztes Fahrzeug (z. B. ATF Dingo)
- Schwerlasttransporter der Bundeswehr (SLT 50 „Elefant“, SLT 56 „Franziska“, SLT2 „Mammut/Elefant“)
- USA
- traditionelle Klassifizierung für LKW
- U.S. Army, Truck, 1⁄4-ton, 4 × 4 (z. B. Willys MB)
- U.S. Army, Truck, 3⁄4-ton 4 × 4 (z. B. Dodge WC-Serie)
- U.S. Army, Truck, 2½-ton 6 × 6 (z. B. Willys MB)
- U.S. Army, Truck, 5‑ton, 4 × 4 (z. B. M939 (5-Ton-Truck))
- MRAP als moderne Klassifizierung für Geschütztes Fahrzeug
- leichtes geschütztes Fahrzeug (z. B. Oshkosh M-ATV)
- Mine Resistant Ambush Protected Vehicle (MRAP-Vehicle, z. B. MRAP–All Terrain Vehicle Oshkosh M-ATV)
Cabrios
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Cabrios werden offene Fahrzeuge aller Preisklassen zusammengefasst. In den meisten Fällen existiert ein geschlossenes Pendant, wobei der Preis bauartbedingt höher ist als entsprechende Limousine. Eine spezielle Unterart ist der zweisitzige Roadster, ein offener Sportwagen.
Sportwagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sportwagen bezeichnet Zweisitzer in allen Preisklassen, vereinzelt auch mit zwei Sitzreihen oder Notsitzen, wenn sie entsprechende Fahreigenschaften aufweisen. In der Neuzulassungsstatistik, der Pannenstatistik und bei der Einteilung durch die Fachpresse werden diese Fahrzeuge einer eigenen Klasse zugeordnet. Unterklassen der Sportwagen:
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ KBA, Verzeichnis zur Systematisierung von Kraftfahrzeugen und ihren Anhängern, 7. Ausgabe, Stand: Juni 2012, Teil A 1B
- ↑ European Commission classification (PDF-Datei; 114 kB)
- ↑ http://ec.europa.eu/competition/mergers/cases/decisions/m5518_20090724_20310_en.pdf
- ↑ NCAP Comparable cars
- ↑ Motorlastzüge und Lastenförderung mit Motorfahrzeugen. In: Polytechnisches Journal. 324, 1909, S. 682–686.