Société Antoinette

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Société Antoinette
Rechtsform Société
Gründung 1904
Auflösung 1912
Sitz Puteaux, Frankreich
Leitung Léon Levavasseur
Branche Motorenbau, Fahrzeugbau, Luftfahrttechnik
Antoinette-V8-Motor (1909)
Antoinette-V8-Motor der Antoinette VII
Antoinette IV
Antoinette VII
Antoinette Monobloc, 1911

Die Société Antoinette war ein französischer Hersteller von Flugmotoren, Flugzeugen und Automobilen.[1][2][3]

Unternehmensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde 1904 von Léon Levavasseur (technischer Direktor), Jules Gastambide (Präsident) und Louis Blériot (Vize-Präsident) zur Produktion von Motoren und Flugzeugen in Puteaux gegründet. Nach anfänglichen Erfolgen vor allem im Motorenbau experimentierte der technische Direktor Levavasseur mit Flugzeugen. Daraufhin wurde Antoinette 1906 beauftragt, ein Flugzeug für Capitaine Ferdinand Ferber zu bauen.[4] Als in diesem Zusammenhang Blériots Rat, die Flugzeugherstellung zu unterlassen, da man damit Konkurrent der eigenen Kunden würde, ignoriert wurde, verließ Blériot bereits 1907 die Firma.[5] Mit ihren Flugzeugentwicklungen hatte die Firma nicht immer Erfolg. Von November 1909 bis März 1910 verließ Levavasseur kurzzeitig das Unternehmen.[6][7] Bereits 1912 erfolgte die Insolvenz.[8]

Antoinette-Motoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Motoren-Entwicklung und -Produktion des Unternehmens geht auf den Beginn der Zusammenarbeit mit Jules Gastambide 1902 zurück, nach dessen Tochter Antoinette die Motoren benannt sind. Am 28. August 1902 meldete Levavasseur ein Patent (Nr. 339068) für einen leichten V8-Motor mit 59 kW (80 PS) an.[9] Die fortschrittlichen Motoren wurden aus Aluminium-Legierungen gefertigt und waren Saugrohreinspritzer[10] mit Siedekühlung.[11] Der bekannte Antoinette-V-8-Motor wurde 1905 zunächst erfolgreich in Motorbooten eingesetzt und 1906 für den Einsatz in Flugzeugen angepasst. Die ersten Versionen leisteten 18 kW bei einem Gewicht von 50 kg.[8] Die 14-bis, die Voisin-Farman I und andere frühe Flugzeuge waren mit Antoinette-Motoren des Typs Antoinette 8V ausgestattet.

Achtzylinder V-Motor Antoinette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Zyl. Bohrung Hub Drehzahl Leistung Masse
1906 8 80 mm 90 mm 1.500–1.600 1/min 24 PS 49 kg

Die Angaben sind aus Ernst Neuberg Jahrbuch der Automobil- und Motorbootindustrie 7/1910

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1906 und 1907 entstanden auch Automobile. 1906 erschien das Modell mit einem V8-Motor mit 7273 cm³ Hubraum mit 105 mm Bohrung und 105 mm Hub und 32 PS Leistung.[2][12] 1907 gab es ein Modell mit einem Vierzylindermotor und 16 PS Leistung.[2]

Flugzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flugzeugtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Reihe von Flugzeugen wurden entwickelt. Bekannt und erfolgreich waren die Antoinette IV und das Modell Antoinette VII.[11]

Im Frühjahr 1910, nach der Rückkehr Levavasseurs, wurde das Antoinette-Militärflugzeug Monobloc, ein stromlinienförmiger Eindecker mit freitragenden Tragflächen entwickelt. Wegen ihres enormen Gewichts war die untermotorisierte Maschine bei Flugversuchen 1911 in Reims nicht in der Lage abzuheben und wurde vom Militär zurückgewiesen.[13][14]

Die Flüge von Hubert Latham[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühling 1909 machte der Antoinette-Pilot Hubert Latham mehrere beeindruckende Flüge.[15] Das überzeugte Levavasseur davon, dass Latham den Ärmelkanal in einem Antoinette-Flugzeug überqueren und den „Cross Channel Prize“ der Daily Mail gewinnen könnte.[16] Latham machte im Juli 1909 zwei erfolglose Versuche, den Kanal zu überqueren, beide Male versagte die Maschine über dem Kanal. Zwischen Lathams Versuchen überflog der ehemalige Antoinette-Vizepräsident Blériot mit seiner Blériot XI erfolgreich den Kanal.[17]

Im August 1909 waren Lathams Anstrengungen, Levavasseurs Antoinette-Produkte zu fördern, bei der Flugwoche Grande Semaine de l’Aviation de la Champagne in Reims erfolgreicher. Er gewann den Höhenpreis, holte den zweiten Platz beim Geschwindigkeitswettbewerb und den dritten Platz beim Gordon-Bennett-Cup für Starrflügelflugzeuge. Beim Grand Prix-Wettbewerb für den weitesten Flug belegte er den zweiten Platz in einer Antoinette IV und den fünften Platz in einer Antoinette VII.[18][19]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antoinette – Sammlung von Bildern und Videos
  • Gerard Hartmann: Les moteurs et aéroplanes Antoinette. (PDF) (deutsch: Antoinette-Motoren und -Flugzeuge). 5. August 2007, archiviert vom Original am 14. Dezember 2014; abgerufen am 19. Februar 2017 (französisch).
  • Antoinette Auf gracesguide.co.uk (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
  2. a b c George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch).
  3. George Nicholas Georgano: Autos. Encyclopédie complète. 1885 à nos jours. Courtille, Paris 1975 (französisch).
  4. Ten Years Ago „An Antoinette Aeroplane“. In: Flight-Magazin, 7. Dezember 1916, S. 1075.
  5. Villard: Contact! S. 52
  6. M. Levavasseur Retires from Antoinette Co. In: Flight-Magazin, 13. November 1909: Aviation News of the Week.
  7. M. Levavasseur Rejoins The Antoinette Co. In: Flight-Magazin, 19. März 1910.
  8. a b Bill Gunston: World encyclopaedia of aero engines. 2. Auflage. Patrick Stephens Limited, Wellingborough 1989, ISBN 1-85260-163-9, S. 14 (Erstausgabe: 1886).
  9. Les moteurs et aéroplanes ANTOINETTE, S. 2
  10. Autorenkollektiv "The Motor" (1909): The Aero Manual. London: Temple Press Ltd. S. 148 ff.
  11. a b William H. Longyard: Who’s Who in Aviation History. Airlife Publishing Ltd, Shrewsbury 1994, ISBN 978-1-85310-272-1, S. 114.
  12. Omnia: Le Moteur Antoinette. 5. Januar 1907, S. 166, abgerufen am 4. Januar 2023 (französisch).
  13. Modernity in 1911. In: Flight-Magazin, 14. Mai 1942, S. 476.
  14. Flight-Magazin, 14. Mai 1942, S. 477
  15. R. Dallas Brett: The History of British Aviation 1908-1914, S. 26.
  16. Stephen H. King: The Passion That Left The Ground: The Remarkable Airplanes of Léon Levavasseur, S. 56–57.
  17. Colin Boyle: Portrait of a Pioneer. In: Flight-Magazin, 30. März 1951, S. 365 und S. 366
  18. Tabulated Performances, &c., of Rheims Meeting. In: Flight Magazine, 4. September 1909, S. 536
  19. Stéphane Nicolaou: Reims – 1909: Le Premier Meeting Aérien International, S. 51 ff.