Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Afghanistan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2019 um 16:30 Uhr durch W. Edlmeier (Diskussion | Beiträge) (Archiv-Link angepasst). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Islamische Republik Afghanistan
د افغانستان اسلامي جمهوریت (Paschto)
Da Afġānistān Islāmī Dschomhoriyat
جمهوری اسلامی افغانستان (Dari)
Dschomhuri-ye Eslāmi-ye Afghānestān
Datei:National emblem of Afghanistan.svg
Flagge Emblem
Wahlspruch: لا إله إلا الله محمد رسول الله
Lā ilāha illā llāh Muhammadun rasūlu llāh.
(arabischfür „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist der Gesandte Gottes.“, siehe Schahāda)
ÄgyptenTunesienLibyenAlgerienMarokkoMauretanienSenegalGambiaGuinea-BissauGuineaSierra LeoneLiberiaElfenbeinküsteGhanaTogoBeninNigeriaÄquatorialguineaKamerunGabunRepublik KongoAngolaDemokratische Republik KongoNamibiaSüdafrikaLesothoEswatiniMosambikTansaniaKeniaSomaliaDschibutiEritreaSudanRuandaUgandaBurundiSambiaMalawiSimbabweBotswanaÄthiopienSüdsudanZentralafrikanische RepublikTschadNigerMaliBurkina FasoJemenOmanVereinigte Arabische EmirateSaudi-ArabienIrakIranKuwaitKatarBahrainIsraelSyrienLibanonJordanienZypernTürkeiAfghanistanTurkmenistanPakistanGriechenlandItalienMaltaFrankreichPortugalSpanienKanarenKap VerdeMauritiusRéunionMayotteKomorenSeychellenMadagaskarSão Tomé und PríncipeSri LankaIndienIndonesienBangladeschVolksrepublik ChinaNepalBhutanMyanmarKanadaDänemark (Grönland)IslandMongoleiNorwegenSchwedenFinnlandIrlandVereinigtes KönigreichNiederlandeBelgienDänemarkSchweizÖsterreichDeutschlandSlowenienKroatienTschechische RepublikSlowakeiUngarnPolenRusslandLitauenLettlandEstlandBelarusMoldauUkraineNordmazedonienAlbanienMontenegroBosnien und HerzegowinaSerbienBulgarienRumänienGeorgienAserbaidschanArmenienKasachstanUsbekistanTadschikistanKirgisistanRusslandVereinigte StaatenMaledivenJapanNordkoreaSüdkoreaRepublik China (Taiwan)SingapurAustralienMalaysiaBruneiPhilippinenThailandVietnamLaosKambodschaIndien
Amtssprache Paschtunisch und Dari (Persisch)[1][2]
Hauptstadt Kabul
Staatsoberhaupt Präsident
Aschraf Ghani
Regierungschef Abdullah Abdullah
Fläche 652.864[3] km²
Einwohnerzahl 34.940.837 (Schätzung, Stand: Juli 2018)[2]
Bevölkerungsdichte 52 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung +2,5 % (2017)[4] pro Jahr
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (Nom.)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (Nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2017[5]
Index der menschlichen Entwicklung   0,479 (169.) (2016)[6]
Währung Afghani (AFN)
Errichtung 1747 (Entstehung des Durrani-Reichs, des Vorgängerstaats des modernen Afghanistan)
Unabhängigkeit 19. August 1919
(vom Vereinigten Königreich; faktisch nie kolonisiert)[2]
National­hymne Milli Tharana
Nationalfeiertag 19. August
(Unabhängigkeitstag)[2]
Zeitzone UTC+4:30, UTC
Kfz-Kennzeichen AFG
ISO 3166 AF, AFG, 004[7]
Internet-TLD .af
Telefonvorwahl +93[8]
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Afghanistan (paschtunisch und persisch (Dari) افغانستان Afghānestān, offiziell Islamische Republik Afghanistan) ist ein Binnenstaat Südasiens an der Schnittstelle von Süd- zu Zentralasien, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen.

Nach dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 besiegten – von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien finanzierte – Mudschaheddin die von der Sowjetunion gestützte Regierung. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte jedoch an Rivalitäten; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban-Milizen kamen an die Macht und setzten eine radikale Interpretation des Islam und insbesondere die Scharia mit aller Härte durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten wurde das Taliban-Regime, das Mitgliedern von Terrororganisationen Unterschlupf gewährt hatte, im maßgeblich von den Vereinigten Staaten geführten Krieg gegen den Terror gestürzt. Seither bestimmt dieser Krieg das Geschehen.

Das Land ist seit 2004 eine islamische Republik. Von 2004 bis 2014 war Hamid Karzai Präsident Afghanistans. Nach der Präsidentschaftswahl 2014 wurde Aschraf Ghani zum Sieger erklärt und am 29. September 2014 als Staatsoberhaupt vereidigt.

Namensgebung

Der Name Afghanistan bedeutet wörtlich Land der Afghanen. Das persische Suffix -stan geht dabei auf den indoiranischen Ausdruck für Platz oder Ort, an dem man steht, zurück. Das Wort Afghane ist hierbei nicht im modernen Sinne als Staatsbürger Afghanistans zu verstehen, sondern bezieht sich speziell auf das Volk und auf die Stämme der Paschtunen, die im persischen Sprachraum, länderübergreifend, als Afghanen und im indischen Subkontinent als Pathanen bezeichnet werden. Heute hingegen wird in der Verfassung Afghanistans ausdrücklich per Gesetz geregelt, dass alle Staatsbürger Afghanistans (unabhängig von ihrer Ethnizität) als Afghanen verstanden werden.[9]

1801 wurde der Name Afghanistan im anglo-persischen Friedensvertrag im Zusammenhang mit den paschtunischen Siedlungsgebieten zum ersten Mal offiziell erwähnt, nachdem er bereits in den tschagataischsprachigen Memoiren Baburs aus dem 16. Jahrhundert, in einem regional begrenzten Sinne und auf die paschtunischen Stämme südlich von Kabul bezogen, erwähnt worden war.[10] Erst 1919, mit der vollen Unabhängigkeit Afghanistans vom Britischen Weltreich, wurde der Name offiziell anerkannt und 1936, mit der ersten Verfassung des Landes, etabliert.

Eine sehr alte Bezeichnung für den Großteil des Gebietes ist Kabulistan, die noch im 19. Jahrhundert vom schottischen Geschichtsschreiber Mountstuart Elphinstone als Landesbezeichnung bevorzugt verwendet wurde.[11] Der wohl bekannteste historische Name dieser Region ist Chorasan, der über viele Jahrhunderte hinweg für die islamische und persische Blütezeit stand. Der Norden und Westen des heutigen Afghanistan waren bedeutende Gebiete des historischen Chorasan.

Geographie

Afghanistans Topografie

Topografie

Afghanistan ist ein Binnenstaat mit strategischer Bedeutung in der Region. Das Land ist größtenteils Gebirgsland. Weniger als 10 Prozent der Landesfläche liegen unterhalb von 600 m. Das zentrale Bergland besteht aus mehreren Gebirgszügen, deren höchster der Koh-e Baba (bis 5048 m) ist. Der Hindukusch (bis 7500 m) liegt im Nordosten, der Safed Koh (bis 4755 m) im Osten an der Grenze zu Pakistan.

Im Südwesten befindet sich eine abflusslose Ebene mit dem Hilmendsee an der Grenze zum Iran. Sein wichtigster Zufluss ist der Hilmend, der im Osten des Landes nahe der Hauptstadt Kabul entspringt. Afghanistan besitzt ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern. Afghanistan ist vor allem ein Gebirgsland im östlichen Iranischen Hochland. Nur im Norden liegen Ebenen am Amudarja und im Südwesten kleinere wüstenartige Becken. Der Nordosten wird vom Hindukusch durchzogen. Zwischen dem Becken von Kabul und dem nördlichen Landesteil besteht seit 1964 eine winterfeste Straßenverbindung über den Gebirgskamm mit einem fast 3 km langen Tunnel (Salangpass-Straße). Durch den Wachankorridor im Pamirgebirge besitzt Afghanistan auch mit der Volksrepublik China eine gemeinsame Grenze.

Landschaften in Afghanistan

Der südliche Hindukusch fällt steil in die Landschaft Nuristan ab, die teilweise noch von Nadelwäldern bedeckt ist. Die Landschaften zwischen der Hauptstadt Kabul und dem Chaiber-Pass an der Grenze zu Pakistan sind der politische und wirtschaftliche Kernraum des Landes. Siedlungskern im westlichen Afghanistan ist die Stadt Herat. Das südliche und südwestliche Afghanistan besteht aus Wüsten und Halbwüsten. Es wird nur vom Hilmend durchflossen, der der längste afghanische Fluss ist. Der Hilmend endet in den Salzseen von Sistan an der Grenze zum Iran. Östlich des Hilmend liegt die Wüste Rigestan („Sandland“) und westlich des Hilmend die vorwiegend aus Schotter und Lehmflächen bestehende Dascht-e Margo.

Im nordöstlichen Hindukusch-Gebirgszug und in Teilen der Badachschan Provinz Afghanistans treten häufig Erdbeben auf. Solche Erdbeben sind meist tödlich, zerstörend und erzeugen Erdrutsche sowie im Winter Schneelawinen. Ein starkes Erdbeben ereignete sich 1998 im Gebiet der Badachschan Provinz, bei welchem ungefähr 6000 Menschen ums Leben kamen. 2002 folgte ein weiteres Erdbeben mit 150 Todesopfern. Das letzte starke Erdbeben ereignete sich 2012 mit 11 Todesopfern und über 2000 zerstörten Häusern.

Natürliche Ressourcen Afghanistans sind Kohle, Kupfer, Eisenerz, Lithium, Uran, Metalle der Seltenen Erden, Chromit, Gold, Zink, Talk, Baryt, Schwefel, Blei, Marmor, Schmuckstein, Erdgas, Erdöl und weitere. 2010 schätzten die US-amerikanische und die Afghanische Regierung den Wert der bis 2007 gefundenen, aber noch ungenutzten Mineralvorkommen auf einen Wert zwischen 900 Milliarden und 3 Billionen US-Dollar.

Der höchste Punkt des Landes ist der Gipfel des 7485 m hohen Noshak im Hindukusch. In der Flussebene des Amudarja an der Grenze zu Turkmenistan befindet sich mit 285 m die tiefstgelegene Stelle Afghanistans.

Die Band-e-Amir-Seen bei Bamiyan zählen zu den in der westlichen Welt bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Sie sind seit 2009 als erster Nationalpark in Afghanistan ausgewiesen.

Klima

Jahreszeiten: Die winterlichen Westwinde bringen meist mäßige Niederschläge, während die Sommer ausgeprägt trocken sind und nur im äußersten Südosten der Monsun für Regen sorgt. Im Winter sind wegen der großen Höhe des Landes vor allem im Norden gelegentlich auch Schneefälle bis in die Täler möglich. Klimatisch gehört der Süden des Landes bereits zu den wärmeren Subtropen, in denen der Anbau von Dattelpalmen möglich ist, während der Norden eher zur gemäßigten Zone gehört. Im Jahr 2000 hatte die Hälfte der Bevölkerung unter einer der häufig auftretenden schweren Dürren zu leiden. Solche Dürren könnten sich in Zukunft häufen, da der Klimawandel durch eine Abnahme der Niederschläge vor allem im Winter und Frühjahr zu einer Verstärkung des ariden Klimas führen könnte. Für den vom Monsun betroffenen Süd-Osten steht hingegen zu befürchten, dass es im Sommer zu deutlich variableren Niederschlägen kommt, da durch die zusätzliche Erwärmung der Atmosphäre auch das indische Monsunsystem labiler wird. Besonders die für den hohen Anteil an ländlicher Bevölkerung wichtige Landwirtschaft könnte so negativ betroffen werden.[12]

Tages-/Nachttemperaturen
Ort im Januar im Juli
Herat 09 °C/−3 °C 37 °C/21 °C
Kabul 05 °C/−7 °C 32 °C/15 °C
Kandahar 12 °C/0 °C 40 °C/23 °C

Die diesen Ort umgebenden Gebirge und Hochgebirge weisen entsprechend niedrigere Temperaturen auf, da die Lufttemperatur entsprechend der Höhenformel um typisch 0,65 °C pro 100 m Höhe sinkt.

Natur

Afghanistan weist eine große Habitatdiversität mit sehr unterschiedlichen ökologischen Bedingungen auf. Der Etablierung eines systematischen Naturschutzes steht die seit Jahrzehnten instabile politische Situation des Landes entgegen, erst 2009 wurden mit den Band-e-Amir-Seen bei Bamiyan der erste Nationalpark in Afghanistan ausgewiesen.

Flora

Mit bis zu 5000 vermuteten höheren Pflanzenarten weist Afghanistan eine angesichts der Trockenheit recht hohe Artenzahl aus (zum Vergleich: für die etwa halb so große Bundesrepublik Deutschland werden um die 4000 Pflanzenarten geschätzt). Mit einem Anteil endemischer Arten von rund 30 % ist die afghanische Flora sehr reich an Pflanzen, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen.

Weite Teile des Landes sind durch menschlichen Einfluss umgestaltet, jahrtausendelange Überweidung, Entwaldung und landwirtschaftliche Nutzung haben trotz der Größe des Landes dazu geführt, dass nur sehr wenige, insbesondere abgelegene Regionen, noch eine natürliche Vegetation aufweisen. Eine kontinuierliche floristische Erforschung Afghanistans begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts, auch sie ist durch die politische Situation des Staates erschwert.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung in 1000 Einwohnern
Afghanistan hat eine sehr junge Bevölkerung

80 % der Bevölkerung Afghanistans leben auf dem Land und nur 20 % in den Städten. Größere Städte sind Kabul (2,4 Mill. Einwohner; als Agglomeration 4,9 Mill. Ew.), Kandahar (362.000 Ew.), Herat (355.000 Ew.), Masar-e Scharif (290.000 Ew.), Dschalalabad (156.000 Ew.) und Kundus (113.000 Ew.).[13]

Das Bevölkerungswachstum jährlich liegt bei 2,5 % (Stand 2017).[14] Afghanistan hat eine der jüngsten und am schnellsten wachsenden Bevölkerungen weltweit. Die Bevölkerung Afghanistan betrug 1950 noch 7,7 Millionen Einwohner und stieg trotz mehrerer Kriege auf 33,7 Millionen im Jahr 2015 an. 2050 soll Afghanistan 61 Millionen Einwohner haben, was die begrenzten Ressourcen des Landes stark belasten wird. 2015 betrug die Fertilität pro Frau 5,3 Kinder mit leicht sinkender Tendenz in den letzten Jahren.[15] Außerhalb Afrikas ist Afghanistan das Land mit der höchsten Fertilität. Die meisten Frauen haben in dem Land keinerlei Zugang zu Verhütungsmitteln und werden oft schon sehr jung schwanger.

Ethnien

Vereinfachte Darstellung der Siedlungsgebiete der größten ethnischen Gruppen Afghanistans (nach Daten der CIA 1981)
Afghanische Schulkinder in Kabul

Die Bevölkerung des Landes fühlt sich einer Vielzahl ethnischer Gruppen und Stämme zugehörig, wobei sich aus historischen Gründen die Paschtunen häufig als staatstragendes Volk ansehen. Oftmals leben mehrere Volksgruppen gemischt innerhalb von Siedlungsgebieten, deren Einwohnerzahlen nur geschätzt werden konnten. Die Kategorisierung in ethnische Gruppen ist zudem nicht eindeutig, da sich Selbstidentifikation und Fremdzuschreibung häufig unterscheiden.

Angaben über Größe und Bevölkerungsanteil der ethnischen Gruppierungen können deswegen nicht als konkrete Werte, sondern nur in bestimmten Bereichen gemacht werden. Die folgenden Angaben sind auf die Bevölkerungszahl des Jahres 2009 hochgerechnet.[16]

  • Paschtunen, historisch „Afghanen“, sind die Begründer und Namensgeber des Landes. Sie machen etwa 40 % der Bevölkerung aus.[17] Die zahlenmäßig größten Untergruppen sind die Durrani (Süden und Westen) und die Ghilzai (Osten).[18] Den Paschtunen zugeordnet sind mehrere Nomadenstämme, allen voran die Kutschi mit rund 5 Millionen Menschen. Die Nomaden wurden durch Artikel 14 der afghanischen Verfassung besonders geschützt („Der Staat entwickelt und implementiert wirksame Programme […] zur Ansiedlung der Nomaden und zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen“) und es wurde ihnen (Kutschi) in Artikel 84 zwei Vertreter in der Meschrano Dschirga zugesagt, die der Präsident ernennt.[9] Außerdem können nach dem Wahlgesetz von 2005 die Kutschi zehn Abgeordnete in die Wolesi Dschirga entsenden.
  • Tadschiken sind mit etwa 27 % die zweitgrößte Gruppe des Landes. „Tadschik“ ist eine generelle Bezeichnung der persischsprachigen Bevölkerung in Afghanistan, oft werden sie auch als „Parsiwan“ („Persischsprecher“) oder, im Osten und Süden, als „Dihgan“ und „Dihwar“ („Dorfbesitzer“, im Sinne von „sesshaft“) bezeichnet.[19] Die Tadschiken bilden keine ethnische Gruppe im engen Sinn, eine erkennbare kulturelle, soziale oder politische Abgrenzung zu anderen Gruppen besteht nicht. Im Westen sind sie die direkte Fortsetzung der persischsprachigen Bevölkerung des Iran, im Norden die der persischsprachigen Bevölkerung Zentralasiens. Sie bilden zudem die Mehrheit in den meisten Städten.[19] Der Begriff „Tadschik“ wird meist von anderen als Sammelname für Bevölkerungsgruppen verwendet, die keiner Stammesgesellschaft angehören, Persischsprecher und zumeist sunnitischen Glaubens sind. Auch andere persischsprachige Gruppen, wie die „Qizilbasch“ oder „Aimaken“, identifizieren sich selbst zunehmend als Tadschiken.[20]
  • Hazara, ebenfalls persischsprachig, jedoch größtenteils schiitischen Glaubens und mongolischer Abstammung, stellen etwa 9 % der Bevölkerung. Aufgrund ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit wurden und werden sie in Afghanistan diskriminiert, verfolgt und gezielt getötet.
  • Usbeken, eines der vielen Turkvölker Zentralasiens, stellen etwa 9 % der Bevölkerung.
  • Daneben existieren noch mehrere kleinere Gruppen von unter anderem Aimaken (4 %), Turkmenen (3–4 %), Belutschen (2 %), Nuristani und zahlreiche weitere Ethnien (4 %).

Nach 1992 prägten ethnische Konflikte die Auseinandersetzungen zwischen den Mudschaheddin. Die traditionellen Herrscher Afghanistans waren die Paschtunen, sie bilden auch die große Mehrheit der Taliban-Bewegung. Der Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001 gab einer Allianz aus Tadschiken, Hazara und Usbeken die Gelegenheit, ein Abkommen über die Aufteilung der Macht durchzusetzen. Die Paschtunen sehen sich seitdem Vergeltungsangriffen ausgesetzt. Unter den Taliban war es darüber hinaus zu Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten gekommen.

Im Jahre 2017 waren 0,4 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[21][22]

Sprachen

Distrikte mit der jeweils demographisch dominanten Sprache (nach dem Nationalen Atlas der Demokratischen Republik Afghanistan 1985):
  • Persisch (Dari)
  • Paschto
  • Usbekisch
  • Turkmenisch
  • Belutschisch
  • Nuristani
  • Pashai
  • In Afghanistan werden etwa 49 Sprachen[23] und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen. 1964 bestimmte die Große Ratsversammlung (Loja Dschirga) im Rahmen der Bestätigung einer neuen Verfassung Persisch („Dari“) und Paschto als offizielle Landes- und Regierungssprachen (Amtssprachen).

    Paschto

    Paschto, die Sprache der Paschtunen, ist per königlichem Dekret seit 1936 Amtssprache[1] und wird von rund 35–55 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen (Angaben variieren).[1][2] So wird traditionell die Nationalhymne Afghanistans in Paschto gesungen. Auch militärische Titel sind der paschtunischen Sprache entnommen. Trotzdem konnte sich Paschto bisher nicht als Verwaltungssprache durchsetzen und hat diesen Status nur in den paschtunischen Stammesgebieten. Daher sehen andere Bevölkerungsgruppen Paschto meist als zweitrangig an, und auch die Frage der Nationalhymne hat immer wieder provokante Diskussionen heraufbeschworen. Jegliche Versuche der Regierung, den Status von Paschto in der Bevölkerung zu erhöhen, sind bisher im Großen und Ganzen gescheitert.

    Persisch (Dari)

    Dari (درى) ist die offizielle afghanische Bezeichnung für das Persische, abgeleitet von Fārsī-ye Darbārī, „Persisch des königlichen Hofes“ (persisch دربار Darbār, ‚Königshof‘). Dari ist die Mehrheitssprache[2] und seit dem Mittelalter die dominierende Verwaltungs- und Kultursprache der Region. Die literarische Schriftsprache des Persischen fungiert seit der Staatsgründung Afghanistans als Amts- und Verwaltungssprache. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans (hauptsächlich Tadschiken, Hazara, Aimaken, aber auch sehr viele Paschtunen) spricht einen Dialekt des Persischen als Muttersprache. Persisch ist zudem die Sprache der Bevölkerung der Hauptstadt Kabul, deren Dialekt – umgangssprachlich gleichgesetzt mit Dari – nicht nur als Regierungs- und Wirtschaftssprache, sondern auch als Lingua franca zwischen jenen Volksgruppen dient, die nicht eine der beiden Landessprachen als Muttersprache sprechen.[1]

    Bis in die 1960er Jahre war der offizielle Titel der Lesebücher in afghanischen Schulen Qerahate Farsi (Lesebuch Farsi). Das Farsi unterscheidet sich vom älteren, „höfischen“ Dari nur durch Phonetik, Akzentuierung und Silbenstruktur. Seit 1964 benannte das zuständige Ministerium die Lesebücher in Qerahate Farsi e Dari und schließlich nur noch Qerahate Dari um. Während die Bevölkerung immer noch von Farsi spricht, wenn sie Dari meint, sprechen die staatlichen Institutionen und Medien von Dari, eine Bezeichnung, die sich bis heute jedoch nicht ganz durchgesetzt hat.[24]

    Johann Friedrich Kleuker verwendete 1776/77 erstmals im deutschen Sprachraum die Schreibweise Deri für die persische Sprache, die sich „seit der Sassaniden als Hofsprache für alle Länder des iranischen Hochlandes“ entwickelt habe.[25] 1818 verwendete Joseph von Hammer-Purgstall dieselbe Schreibweise bei seinen Übersetzungen aus dem Dīwān von Hafis.[26] Peter Snoy fügt in dem von Willi Kraus herausgegebenen Werk hinzu, dass die Bezeichnung Dari besonders im 9. und 10. Jahrhundert am Hof (persisch dar) der Samaniden in Mittelasien aufkam. Dort wurde das zum westlichen Zweig der iranischen Sprachen gehörende Persisch zur Hofsprache (= Dari) ernannt.[27]

    Regionale Nationalsprachen

    Daneben sind fünf Minderheitensprachen seit 1980 in jenen Regionen als Nationalsprachen anerkannt, in denen diese von der Mehrheit gesprochen werden; die Wichtigste ist Usbekisch (Ōzbēkī). Auch Turkmenisch (Torkmanī), Belutschisch (Balūčī), Paschai (Pašaī) und Nuristani (Nūrestānī) (Kati) haben unter Karzai eine Aufwertung erfahren.[1]

    Englisch

    Die englische Sprache hat in Afghanistan eine lange Geschichte. Englisch war bereits zu Zeiten Britisch-Indiens die Handels- und Geschäftssprache in Afghanistan. Auch nach der Unabhängigkeit 1919 vom Vereinigten Königreich sprachen die Afghanen damals Englisch. Die afghanische Verfassung ist auch in englischer Sprache verfügbar, und obwohl Paschto und Dari die Amtssprachen sind, gehört Englisch zu den Sprachen Afghanistans. Englisch wird heute meistens in Kabul und anderen Großstädten genutzt. Es wird insbesondere auf Plakaten, Werbungen und Einrichtungen verwendet, wo alle Namen meist in Englisch neben Paschto oder Dari verfasst sind. Ob Englisch eine offizielle Amtssprache in Afghanistan werden soll, ist umstritten.

    Urdu

    In Afghanistan sprechen die Hindus und Sikhs als Muttersprache Urdu. Aufgrund der großen Beliebtheit von indischen und pakistanischen Filmen lernten die Afghanen sehr schnell Urdu, was mittlerweile vom Großteil der Bevölkerung gesprochen wird. Urdu wird in Afghanistan auch von Dichtern genutzt und auch in Schulen als Fremdsprache unterrichtet.

    Religion

    Muslimische Afghanen beim Gebet

    Über 99,9 % der Bevölkerung sind Muslime, davon etwa vier Fünftel meist hanafitische Sunniten und ein Fünftel imamitische Schiiten. Daneben gibt es noch höchstens 15.000 Hindus, einige wenige hundert Sikhs und einen letzten bucharischen Juden: Zebulon Simentov. Über die Zahl der Christen ist wenig bekannt.

    Der Islam ist in Afghanistan über die Jahrhunderte von den Afghanen sehr konservativ ausgelegt worden, wobei das Stammesrecht der Paschtunen eine Rolle spielte. Jedoch wird der Islam je nach ethnischer Gruppe, nach Region und/oder nach Bildungsstand unterschiedlich verstanden und interpretiert. Eine wichtige Rolle spielen bis heute die vorislamischen Bräuche der Bevölkerung, wie zum Beispiel das altiranische Neujahr (Nouruz) nach dem iranischen Kalender oder der Glaube an segenbringenden Weihrauch (Espand), beides zoroastrische Bräuche.

    Die Lage der christlichen Minderheit in Afghanistan hatte sich Anfang Juni 2010 zugespitzt, nachdem der private Fernsehsender „Noorin TV“ und andere Kanäle einen Film über die Taufe von Konvertiten ausgestrahlt und ihre Gesichter gezeigt hatten. Danach riefen afghanische Regierungsvertreter dazu auf, Islam-„Abtrünnige“ mit dem Tode zu bestrafen. Staatspräsident Hamid Karzai wies Regierung und Staatsschutz an, dafür zu sorgen, dass es keine weiteren Übertritte gebe. Der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Satter Chowasi (Kabul) forderte die öffentliche Hinrichtung von Personen, die vom Islam zum Christentum übertreten. Ein Abgeordneter erklärte, die Ermordung von Christen, die zuvor Muslime waren, sei kein Verbrechen. Seither sind zahlreiche christliche Familien untergetaucht oder ins Ausland geflohen. Humanitäre Hilfswerke werden einer strengen staatlichen Kontrolle unterzogen. Zwei, die den Begriff „Kirche“ im Namen tragen, mussten ihre Aktivitäten einstellen – die Norwegische Kirchenhilfe und die US-amerikanische Organisation World Church Services (Kirchliche Weltdienste).[28]

    Frauen

    Das Frauenwahlrecht wurde in Afghanistan 1964 eingeführt.[29]

    Vor allem in Städten und größeren Orten gehen Frauen meist nur mit Ganzschleier (Burka) aus dem Haus. Allerdings wurde die Burka nur in größeren Städten üblich. Auf dem Land war die Burka nicht üblich, da sie etwa bei der Feldarbeit hinderlich ist. Nur in der kurzen Phase der kommunistischen Regierung 1978 und während deren Unterstützung durch sowjetische Truppen seit 1979 erhielten Frauen teilweise formale Selbstständigkeit, Freiheit und Schulbildung.

    Die Taliban verpflichteten Mitte der 1990er Jahre alle Frauen zum Tragen einer Burka. Bei den Tadschiken und den anderen Volksgruppen war diese Tradition bis dahin nicht weit verbreitet. Die Burka-Pflicht wurde 2001 offiziell wieder aufgehoben, die Burka bleibt jedoch weiterhin die gewöhnliche Kleidung für die meisten Frauen.

    Nur wenige Frauen wagen es, sich ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zu bewegen. Übergriffe gegen Frauen sind in Kabul und anderen größeren Städten nicht selten, obwohl die Lage zumindest hier durch ausländische Truppenpräsenz einigermaßen stabil ist.

    Unter den Taliban war Frauen die Berufstätigkeit verboten, auch den Mädchen war es untersagt, eine Schule zu besuchen. Da es durch den Krieg allein in Kabul etwa 30.000 Witwen gab, waren diese völlig auf sich allein gestellt. Vielen blieb nichts anderes übrig, als zu betteln.

    Der Eheliche Beischlaf ist seit 2009 in Artikel 132 des Gesetzes zur Regelung des Familienlebens verpflichtend. Dort steht: „Die Frau ist verpflichtet, den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes jederzeit nachzukommen.“ Nach Artikel 133 können Ehemänner ihre Frauen von unnötiger Beschäftigung abhalten. Auch wenn Frauen das Haus verlassen wollen, müssen sie zuerst die Erlaubnis des Ehemanns einholen.[30]

    Bildung

    UIS Lesefähigkeit der erwachsene Bevölkerung Afghanistans 1980–2015

    Invasion, Bürgerkrieg und die Kulturfeindlichkeit der Taliban ließen große Teile der Bevölkerung ohne jeden Zugang zu Bildung aufwachsen. Frauen sind vom Ausschluss aus dem Bildungssystem stärker betroffen als Männer. Die Analphabetenrate war 2015 mit 61,8 % im internationalen Vergleich sehr hoch (Frauen: 75,8 %; Männer: 48 %).[31] Der Analphabetismus ist eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des Landes. Nach dem Ende des Taliban-Regimes entstanden mit ausländischer Hilfe zahlreiche Schulen mit zum Teil neu ausgebildetem Lehrpersonal, so dass ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen, vor allem auch Mädchen, Zugang zu einer Schulbildung erlangten.[32][33] In Afghanistan konnte so die mittlere Schulbesuchsdauer über 25-Jähriger von 1,5 Jahren im Jahr 1990 auf 3,6 Jahre im Jahr 2015 gesteigert werden. Die Bildungserwartung lag 2018 bei 10,1 Jahren.[34]

    In Afghanistan gibt es 13 Universitäten und acht Fachhochschulen[35] sowie 30 private Hochschulen und Fachhochschulen.[36] Finanziell gefördert werden lediglich Universitäten und Hochschulen, deren Namen aus den „bisherigen nationalen […] Fachausdrücken“ bestehen. Der afghanische Staat macht die staatliche Anerkennung und Förderung der Hochschulen und Universitäten des Landes in den nicht-paschtunischen Gebieten von der paschtunischen Benennung der Hochschule abhängig, was darin seine Begründung findet, dass Paschto eine der beiden Amts- und Landessprachen ist. In den paschtunischen Gebieten kann die persische Benennung der Hochschulen jedoch fehlen, ohne dort Sanktionen zu fürchten. Der letzte Absatz des Artikels 16 der Verfassung („die bisherigen nationalen […] und administrativen Fachausdrücke werden beibehalten“ – in Anspielung auf den Status der paschtunischen Sprache als Nationalsprache in der Zeit von Mohammad Zahir Khan, 1933–1973) hebt die vorangegangenen, eigentlich demokratischen Absätze über Sprachenfreiheit wieder auf.[9]

    Flüchtlinge

    Ab 1980 waren mehr als 6 Millionen Afghanen in die benachbarte Islamische Republik Pakistan und den Iran geflohen. Viele kamen zwar zurück, doch durch die Kämpfe im Jahr 2001 entstand eine neue Flüchtlingswelle; Hunderttausende wurden innerhalb des Landes vertrieben. Mit 3,2 Millionen Rückkehrern aus Pakistan und 860.000 aus dem Iran hat das UNHCR von 2002 bis 2007 rund 4 Millionen Afghanen bei ihrer Rückkehr ins Heimatland unterstützt. Etwa 3 Millionen registrierte Afghanen befanden sich Ende 2007 noch im Exil, davon zirka 2 Millionen in Pakistan, insbesondere in Peschawar, und 910.000 im Iran. Die Aufnahme des Programms der freiwilligen Rückkehr aus Pakistan wurde ab März 2008 fortgesetzt.[37] Afghanistan hat eine wachsende Diaspora in westlichen Staaten. 2016 lebten knapp 250.000 Personen afghanischer Herkunft in Deutschland.[38] Rund 580.000 Menschen kehrten von Januar bis September 2018 auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage aus Iran nach Afghanistan zurück.[39]

    Geschichte

    Von der Antike bis zur Neuzeit

    In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Afghanistan, das dem Osten des antiken „Aryānām Xšaθra“ entspricht, zum Perserreich. Später entstand in Baktrien ein Griechisch-Baktrisches Königreich, das von den Nachkommen der Truppen Alexanders des Großen regiert wurde. Das Gebiet wurde anschließend von verschiedenen Gruppen beherrscht und lag im Grenzgebiet zum Parther- und Sassanidenreich. In der Spätantike siedelten dort die sogenannten iranischen Hunnen, bevor deren letztes Herrschaftsgebilde, das Hephthalitenreich, von Sassaniden und Göktürken vernichtet wurde. Nach dem Fall der Sassaniden im Zuge der Invasion der muslimischen Araber (siehe Islamische Expansion) und dem langsamen Zerfall des Kalifats der Abbasiden, dominierten dort iranische Dynastien, die dem Kalifat höchstens nominell unterstanden. Der Islam setzte sich dennoch in dieser Region verhältnismäßig langsam gegen den Widerstand der Turk-Schahi und der Hindu-Shahi durch. Erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts, mit der Eroberung der Region durch türkische Nomaden und Militärsklaven (unter anderem die Ghaznawiden und Seldschuken), sollen nach einer islamischen Chronik die meisten Einwohner im Raum Ghor (zwischen Herat und Kabul) Muslime gewesen sein. In dieser Zeit, unter den Ghaznawiden und Ghuriden, war das heutige Afghanistan das Kernland mächtiger Großreiche. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert stand die Region im Mittelpunkt der Konflikte zwischen den persischen Safawiden im Westen, dem indischen Mogulreich im Südosten und den usbekischen Scheibaniden im Norden.

    Aufstieg der Paschtunen

    Ahmad Schah Durrani

    Die Geschichte des modernen Afghanistan ist unzertrennlich mit der nationalen Geschichte der Paschtunen verbunden. Unzählige paschtunische Aufstände gegen die jeweiligen Herrscher (persische Safawiden und indische Mogulen) führten schließlich mit dem Aufstand des Stammes Ghilzai (1719) zum Sturz der Safawiden in Persien (1722). Dieser Sieg der Paschtunen hielt aber nicht lange an. Nur sieben Jahre später wurden sie von Nadir Schah besiegt und zurück nach Kandahar verdrängt. Durch die folgenden Eroberungen Nadir Schahs (1736–1747) erlangte das persische Reich vorübergehend wieder die Gewalt über die Region, die heute Afghanistan heißt. Nach dessen Ermordung übernahm der Stamm der Durranis, die mit Nadir Schah gegen die Ghilzai verbündet waren und unter seinem Befehl kämpften, selbständig die Macht.

    Staatsgründung und Namensgebung

    Der Paschtune Ahmad Schah Durrani begründete im Jahr 1747 nach dem Tod Nadir Schah Afschars, im Osten seines Reiches, ein selbstständiges, paschtunisches Königreich, das als Vorgänger des modernen Staates Afghanistan betrachtet werden kann. Damit gilt er allgemein als der Begründer Afghanistans. Das von Ahmed Schah Durrani gegründete Reich zerbrach später an inneren Streitigkeiten und Einmischungen von außen. Wenig später geriet Afghanistan in den Einflussbereich der expandierenden Briten. Der Name „Afghanistan“ wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt und erst 1919 als Staatsname etabliert.

    Einflussbereich britischer und russischer Interessen

    Dost Mohammed

    In Afghanistan kollidierten russische und britische Kolonialinteressen (The Great Game). Seit der Aufstellung der Kaiserlich Russischen Marine durch Zar Peter den Großen war es Ziel russischer Expansionspolitik, zum Indischen Ozean vorzustoßen und dort einen eisfreien Hafen zu bauen. Um Russland zuvorzukommen, sollte Afghanistan erobert und als Teil des Britischen Weltreichs an das spätere Britisch-Indien angegliedert werden. Dazu kämpfte 1839–1842 eine große anglo-indische Armee im ersten Anglo-Afghanischen Krieg gegen einen relativ schlecht ausgerüsteten afghanischen Widerstand. Die Briten konnten zwar das Land besetzen, jedoch nicht ihre Ziele durchsetzen. 1842 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, bei dem die Briten sich bereit erklärten, ihre Truppen zurückzuziehen. Diese wurden jedoch kurz darauf am Chaiber-Pass angegriffen und alle Soldaten, darunter 690 britische und 2840 indische, aber auch 12.000 Zivilisten getötet. Als Reaktion auf diese Niederlage wurde eine Strafexpedition unter Generalmajor George Pollock entsandt, die am 15. September 1842 Kabul einnahm. Schon am 11. Oktober 1842 zogen sich die britischen Truppen aus Kabul und in der Folge aus Afghanistan vollständig zurück. Dieser Krieg hatte zur Folge, dass die britische Kolonialverwaltung lange Zeit keine direkten weiteren Aktionen in Afghanistan unternahm und erschwerte ihre politisch-wirtschaftlichen Bestrebungen wie die Kontrolle der Handelswege in Zentralasien und den von dort versuchten Angriff auf die chinesische Qing-Dynastie. Die Katastrophe in Afghanistan erregte auch viele Inder, da die britisch-indische Armee zu einem großen Teil aus Belutschen bestand.

    Amanullah Khan

    Angetrieben durch die vorangegangene Demütigung erklärte 1878 die britische Regierung erneut den Krieg gegen Afghanistan. Trotz kleiner militärischer Erfolge der Afghanen im zweiten Anglo-Afghanischen Krieg, wie bei der Schlacht von Maiwand 1880, wurde der Widerstand von den Briten niedergeschlagen, die Hauptstadt Kabul aus Rache niedergebrannt und eine Marionette als König installiert. Gleichzeitig übernahmen die Briten für die folgenden 40 Jahre die afghanische Außenpolitik. Aufgrund vieler Aufstände in Afghanistan wurde 1893 das Land durch die Durand-Linie von den Briten geteilt und das südöstliche Gebiet (die heutigen pakistanischen Provinzen NWFP, FATA und ein kleiner Teil Belutschistans) der indischen Kronkolonie einverleibt. Um diese Linie kontrollieren zu können, wurde das aus Afridis, einem Paschtunenstamm, bestehende Regiment Khyber Rifles im Jahr 1880 aufgestellt, da sich nur Einheimische in diesem Gebiet ungehindert bewegen können. Das Regiment besteht auch heute noch als Bestandteil der Pakistanischen Armee.

    Der dritte anglo-afghanische Krieg im Mai 1919 – ein letzter Versuch Afghanistans, sich von den britischen Kolonialbestrebungen zu befreien – führte schließlich durch geschicktes Verhandeln der afghanischen Diplomaten unter Amanullah Khan[40] (die Afghanen drohten den Briten, sich Russland weiter anzunähern) zum Vertrag von Rawalpindi und am 8. August 1919 zur Anerkennung Afghanistans als souveräner und unabhängiger Staat durch Großbritannien. Somit hatte Afghanistan nach mehr als 60 Jahren britischer Vorherrschaft seine volle Unabhängigkeit erlangt, während ein großer Teil der Gebiete wie Teile der pakistanischen Nordwestprovinz als frontier area, auch als tribal area (Stammesgebiete unter Bundesverwaltung) bezeichnet, an die Briten verloren ging und später dem Staat Pakistan zugesprochen wurde. Das unabhängige Afghanistan bildete einen Puffer zwischen russischen und britischen Interessen. Dies schlug sich auch in der Grenzziehung nieder und ist noch heute am Wachan-Korridor ersichtlich.

    Afghanistan nach der Unabhängigkeit

    Mohammed Zahir Schah

    Seit 1933 bestand mit Mohammed Zahir Schah (Mohammedzai) an der Spitze ein konstitutionelles Königreich. Zahir Schah läutete jedoch eine demokratische Wende in Afghanistan ein. Unter seiner Herrschaft wurden unter anderem Wahlen, ein Zwei-Kammern-Parlament, die Emanzipation der Frauen bis hin zum Frauenwahlrecht, eine Modernisierung der Infrastruktur und Pressefreiheit etabliert. Schahs fortschrittliche und westliche Politik war jedoch nicht unumstritten unter der afghanischen Bevölkerung.[41] Seit 1946 ist Afghanistan Mitglied der Vereinten Nationen. 1973 stürzte der sich an die Sowjetunion anlehnende Mohammed Daoud Khan das Königshaus und rief die Republik aus. Nach Daouds Sturz 1978 in der Saurrevolution übernahm die von Nur Muhammad Taraki geführte, kommunistisch geprägte Demokratische Volkspartei Afghanistans die Macht in Kabul, rief die Demokratische Republik Afghanistan aus und versuchte mit sowjetischer Unterstützung eine gesellschaftliche Umgestaltung, zum Beispiel eine Alphabetisierung der Landbevölkerung. Diese stieß in einigen Regionen auf militärischen Widerstand. Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Dezember 1979 entwickelte sich der Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Stellvertreterkrieg (→ Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan) zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas (Mudschahedin). Dieser endete schließlich mit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989. Die sowjetisch gestützte Regierung unter Präsident Mohammed Nadschibullāh konnte sich noch bis zur Einnahme Kabuls 1992 durch die Mudschahedin halten.[42]

    Im April 1992 wurde der Islamische Staat Afghanistan durch die Peschawar-Abkommen gegründet. Gulbuddin Hekmatyār begann mit der Unterstützung Pakistans einen jahrelangen Krieg in Kabul gegen den Islamischen Staat, der weite Teile Kabuls zerstörte.

    „Pakistan hatte es auf einen Durchbruch in Zentralasien abgesehen. … Islamabad wusste, dass die neu ernannten islamischen Regierungsmitglieder [in Afghanistan] … nicht ihre eigenen nationalen Interessen denen Pakistans unterordnen würden, damit Pakistan seine regionalen Ambitionen erfüllen konnte. … Ohne die logistische Unterstützung und die Lieferung einer großen Menge an Raketen durch die ISI [pakistanischer Geheimdienst], hätten Hekmatyārs Truppen nicht halb Kabul in Beschuss nehmen und zerstören können.“

    Amin Saikal: Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival (2006)[43]

    Zusätzlich kam es zum grausamen Krieg zwischen weiteren befeindeten Milizen. Der Süden Afghanistans war weder unter der Kontrolle der Zentralregierung noch unter der Kontrolle von außen kontrollierter Milizen wie der Hekmatyārs. Lokale Milizen- oder Stammesführer beherrschten den Süden.

    1994 traten die Taliban in der südlichen Stadt Kandahar erstmals in Erscheinung. Die Taliban-Bewegung stammte ursprünglich aus religiösen Schulen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan, die meist von der politischen pakistanischen Partei Jamiat Ulema-e-Islam geführt wurden.[44] Im Laufe des Jahres 1994 übernahmen die Taliban die Macht in verschiedenen südlichen und westlichen Provinzen Afghanistans.

    Ende 1994 gelang es dem afghanischen Verteidigungsminister Ahmad Schah Massoud, Hekmatyār und die verschiedenen Milizen militärisch in Kabul zu besiegen. Die Bombardierung der Hauptstadt wurde gestoppt.[45][46] Massoud initiierte einen landesweiten politischen Prozess mit dem Ziel nationaler Konsolidierung und demokratischer Wahlen. Es fanden drei Konferenzen mit Vertretern aus vielen Teilen Afghanistans statt. Massoud lud die Taliban ein, sich diesem Prozess anzuschließen und sich an der Schaffung von Stabilität zu beteiligen.[47] Die Taliban lehnten jedoch ab.[47] Statt einer Demokratie wollten sie ein islamisches Emirat errichten.

    Anfang 1995 starteten die Taliban großangelegte Bombenkampagnen gegen Kabul.[48] Amnesty International schrieb:

    „Dies ist das erste Mal nach einigen Monaten, dass die Zivilisten Kabuls das Ziel von Bombenangriffen wurden, die sich gegen Wohnbezirke in der Stadt richteten.“

    Die Taliban erlitten gleichwohl eine Niederlage gegen die Truppen Massouds.[45] Im September 1996 hatten sie sich mit militärischer Unterstützung Pakistans und finanziellen Hilfen aus Saudi-Arabien bereits wieder neu formiert und planten eine erneute Großoffensive gegen Kabul. Am 26. September 1996 befahl Massoud daher einen strategischen Rückzug seiner Truppen in den Norden Afghanistans.[49]

    Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, das lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Die Regierung des Islamischen Staates Afghanistans, zu der der Verteidigungsminister Massoud gehörte, blieb jedoch die international anerkannte Regierung Afghanistans (mit Sitz bei den Vereinten Nationen).

    Territoriale Kontrolle Afghanistans im Winter 1996: Massoud (blau), Taliban (grün), Dostum (rosa), Hezb-i Wahdat (gelb)

    Ahmad Schah Massoud und Abdul Raschid Dostum, frühere Gegner, gründeten die Vereinte Front, ursprünglich als Reaktion auf massive Talibanoffensiven gegen die Gebiete unter Kontrolle Massouds auf der einen und Dostums auf der anderen Seite.[50] Schon bald entwickelte sich aus der Vereinten Front jedoch eine neue, nationale Widerstandsbewegung gegen die Taliban.[47] Ahmad Schah Massoud verfolgte das Ziel, mit Hilfe der Vereinten Front eine demokratische Staatsform in Afghanistan zu errichten, welche die Vielfältigkeit Afghanistans repräsentieren würde.[47] Der Vereinten Front traten die von den Taliban durch ethnische Säuberungen verfolgte Volksgruppe der Hazara bei, ebenso wie paschtunische Taliban-feindliche Führer wie der spätere Präsident Hamid Karzai, der aus dem Süden Afghanistans stammt. Ähnlich verlief es bei Abdul Qadir, er entsprang einer einflussreichen Familie, die großen Einfluss im paschtunischen Osten Afghanistans um Dschalalabad genoss.

    Ahmad Schah Massoud blieb der einzige Kommandeur, der seine Gebiete ab 1998 erfolgreich gegen die Taliban verteidigen konnte. Pakistan intervenierte militärisch auf Seiten der Taliban, konnte jedoch keine Niederlage Massouds herbeiführen. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf – damals unter anderem als Stabschef des Militärs – entsandte zehntausende Pakistaner, um an der Seite der Taliban und al-Qaida gegen die Truppen Massouds zu kämpfen.[47][51][52][53] Insgesamt gehen Schätzungen von 28.000 pakistanischen Staatsbürgern, die innerhalb Afghanistans kämpften, aus.[47] Weitere 3000 Soldaten auf Seiten der Taliban waren Milizionäre aus arabischen Ländern oder Zentralasien.[54] Von geschätzten 45.000 Soldaten, die gegen die Vereinte Front innerhalb Afghanistans kämpften, waren nur etwa 14.000 Afghanen.[47][54]

    Die Taliban setzten in den von ihnen kontrollierten Gebieten ihre politische und juristische Interpretation des Islam durch. Die Frauen, also die Hälfte der Bevölkerung, lebten quasi unter Hausarrest.[55] Nach einem Bericht der Vereinten Nationen begingen die Taliban systematische Massaker unter der Zivilbevölkerung, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren.[56][57] Die Vereinten Nationen benannten 15 Massaker in den Jahren 1996 bis 2001.[56][57] Diese seien „höchst systematisch gewesen und alle auf das Verteidigungsministerium [der Taliban] oder Mohammed Omar persönlich zurückzuführen.“[56][57] Die sogenannte 055 Brigade al-Qaidas war ebenfalls an Gräueltaten gegen die afghanische Zivilbevölkerung beteiligt.[54] Der Bericht der Vereinten Nationen zitiert Zeugenaussagen, die beschreiben, dass arabische Milizionäre lange Messer mit sich trugen, mit denen sie Kehlen aufschnitten und Menschen häuteten.[56][57]

    Anfang 2001 wandte die Vereinte Front eine neue Strategie von lokalem militärischem Druck und einer globalen politischen Agenda an.[58] Ressentiments und Widerstand gegen die Taliban, ausgehend von den Wurzeln der afghanischen Gesellschaft, wurden nun immer stärker. Dies betraf auch die paschtunischen Gebiete.[58] Insgesamt flohen schätzungsweise eine Million Menschen vor den Taliban.[59] Hunderttausende Zivilisten flohen in die Gebiete von Ahmad Schah Massoud.[52][60] Der National Geographic Society kam in seiner Dokumentation Inside the Taliban zu dem Schluss:

    „Das einzige, was zukünftigen Massakern der Taliban im Wege steht, ist Ahmad Shah Massoud.“

    National Geographic Society: Inside the Taliban[52]

    Im Frühling 2001 sprach Massoud vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und bat die internationale Gemeinschaft um humanitäre Hilfe für die Menschen Afghanistans.[59] Er erklärte, dass die Taliban und al-Qaida eine „sehr falsche Interpretation des Islam“ eingeführt hätten und dass die Taliban, wenn sie nicht die Unterstützung Pakistans hätten, ihre militärischen Kampagnen in dem Zeitraum eines Jahres nicht mehr aufrechterhalten könnten.[59] Auf seinem Besuch nach Europa, bei dem ihn die europäische Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine den „Pol der Freiheit in Afghanistan“ nannte, warnte Massoud davor, dass sein Geheimdienst Informationen habe, denen zufolge ein großangelegter Anschlag auf amerikanischem Boden unmittelbar bevorstehe.[61]

    Nach den Anschlägen vom 11. September 2001

    Zwei Tage nach der Ermordung Massouds wurden terroristische Anschläge in den Vereinigten Staaten verübt, die zum Tod von mindestens 2993 Menschen führten und als terroristischer Massenmord angesehen werden.[62] Die Vereinigten Staaten identifizierten Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Qaida, das seine Basis in dem Emirat der Taliban hatte und mit den Taliban verbündet war, als Täter der Terroranschläge des 11. Septembers 2001.

    Daraufhin begannen die Vereinigten Staaten im Oktober 2001 eine Invasion Afghanistans mit Hilfe eines Militärbündnisses unter ihrer Führung. Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush nutzte als Legitimation dieser Invasion einen Entschluss des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, der ihnen das Recht zur Selbstverteidigung zusprach. Infolge dieser Invasion gelang es, die in den meisten Regionen Afghanistans herrschenden Taliban zu stürzen, wobei die Vereinte Front den Großteil der Bodentruppen stellte.

    Im Dezember 2001 trafen sich Führer der Vereinten Front sowie afghanischer Exilgruppen auf der Petersberger Konferenz in Bonn, wo sie sich auf das sogenannte „Petersberger Abkommen“ einigten, das einen Stufenplan zur Demokratisierung des Landes sowie die Bildung einer provisorischen Regierung mit dem Durrani-paschtunischen Stammesführer Hamid Karzai als Vorsitzenden vorsah. Mitglieder der siegreichen Vereinten Front übernahmen Schlüsselpositionen in der neuen Regierung. Außerdem wurde um die Stationierung einer einem Mandat der Vereinten Nationen unterstellten internationalen Truppe ersucht, um die Sicherheit der provisorischen Regierung zu gewährleisten. Diese Aufgabe übernahm die internationale Afghanistan-Schutztruppe International Security Assistance Force (ISAF).

    Die provisorische Regierung wurde im Juni 2002 durch eine von einer landesweiten außerordentlichen Loja Dschirga bestimmten Übergangsregierung abgelöst, wiederum mit Karzai als Übergangspräsidenten an der Spitze. Ende 2003 wurde eine verfassungsgebende Loja Dschirga einberufen, welche die neue afghanische Verfassung im Januar 2004 ratifizierte. Die am 9. Oktober 2004 durchgeführte Präsidentschaftswahl bestätigte Karsai als nunmehr demokratisch legitimierten Präsidenten. Den Abschluss des im Petersberger Abkommen vorgesehenen Demokratisierungsprozesses markierten die Parlamentswahlen im September 2005, aus denen sich das erste frei gewählte afghanische Parlament seit 1973 konstituierte. Diese Wahlen sollten ursprünglich im Juni 2004 stattfinden, mussten aber aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlregistrierung mehrmals verschoben werden.

    Viele Taliban flohen über die Durand-Linie nach Pakistan und formierten sich dort neu. 2003 traten sie erstmals wieder in Erscheinung. Seit Anfang 2006 verüben sie zusammen mit dem Haqqani-Netzwerk und der Hizb-i Islāmī von Gulbuddin Hekmatyār verstärkt Anschläge gegen afghanische Zivilisten und Soldaten der ISAF. Selbstmordattentate, die vorher in Afghanistan völlig unbekannt waren, und Bombenanschläge auf nichtmilitärische Ziele nahmen stark zu.

    Babak Chalatbari beschrieb in einem Artikel für die Bundeszentrale für politische Bildung die Motive des „Terrors der Taliban“ wie folgt: „Die terroristische Taktik hinter der massiven Einschüchterung zielt darauf ab, dass kaum noch jemand wagt, sich den Auffassungen der theologisch meist nicht sonderlich ausgebildeten Masterminds der Taliban zu widersetzen.“[63] Die Zahl der versuchten und ausgeführten Selbstmordanschläge nahmen von drei im Jahr 2003 auf 106 im Jahr 2006 stark zu, zu denen sich meist die Taliban – insbesondere das Haqqani-Netzwerk – bekannten.[64] Im Süden und Osten von Afghanistan existieren Gebiete, die von ausländischen Hilfsorganisationen und auch ISAF-Truppen gemieden werden.

    Pakistan spielt eine zentrale Rolle in Afghanistan. Eine Analyse der London School of Economics and Political Science aus dem Jahr 2010 führt aus, dass der pakistanische Geheimdienst (ISI) eine „offizielle Politik“ der Unterstützung der Taliban betreibe. Der ISI finanziere und bilde die Taliban aus.[65] Dies passiere, obwohl Pakistan sich offiziell als Verbündeten der NATO ausgebe. Als Ergebnis hält die Analyse fest: „Pakistan scheint ein Doppelspiel erstaunlichen Ausmaßes zu spielen.“[65] Amrullah Saleh, der ehemalige Geheimdienstchef Afghanistans, kritisierte 2010: „Wir reden über all diese Stellvertreter [Taliban, Haqqani, Hekmatyar], aber nicht ihren Meister: Die pakistanische Armee. Die Frage ist, was will Pakistans Armee erreichen […]? Sie wollen an Einfluss in der Region gewinnen.“[66]

    Die Taliban und Gulbuddin Hekmatyārs Truppen richten sich in Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich.[67] Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über ¾ der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich.[68] Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban wie afghanische Regierungstruppen oder ISAF-Truppen.[68] Die ‚Afghanistan Independent Human Rights Commission‘ (AIGRC) nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“.[69] Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.[69] Menschenrechtsgruppen haben den Internationalen Gerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban auf Grund von Kriegsverbrechen vorzunehmen.[68]

    In jüngster Vergangenheit kam es zu Spannungen zwischen Elementen der ehemaligen Vereinten Front und Hamid Karzai, nachdem dieser die Taliban als „Brüder“ bezeichnet hatte. Elemente um den ehemaligen Geheimdienstchef Amrullah Saleh und andere befürchten, dass Karzai ein Abkommen mit den Taliban und Gulbuddin Hekmatyār schließen könnte, das eine Rückkehr der Taliban abseits des demokratischen Prozesses ermöglicht. Eine Abspaltung von Gulbuddin Hekmatyārs Partei Hizb-i Islāmī gibt seit Herbst 2009[veraltet] an, mit Karzai verbündet zu sein, und stellte mit Abdul Hadi Arghandiwal von 2010 bis 2017 den Wirtschaftsminister. Diese angeblichen Verbündeten Karzais ließen 2011 jedoch in öffentlichen Stellungnahmen keinen Zweifel an ihrer Loyalität gegenüber Hekmatyar.[70][71]

    Der große Einfluss der Vereinten Front auf die Regierung wurde mit den Jahren reduziert. Bei der afghanischen Präsidentschaftswahl im August 2009 trat Abdullah Abdullah, ehemaliger Außenminister bis 2006 und einer der engsten Vertrauten Ahmad Schah Massouds, gegen Hamid Karzai an und galt als Mitfavorit. Bei der Stimmauszählung mehrten sich allerdings die Vorwürfe der internationalen Beobachter, dass massiver Wahlbetrug betrieben worden sei. Eine Beschwerdekommission ermittelte mehrere Wochen und gab Mitte Oktober bekannt, dass hunderttausende Stimmen ungültig seien. Damit verlor Amtsinhaber Karzai die absolute Mehrheit und es wurde eine Stichwahl zwischen diesem und Abdullah am 7. November 2009 vereinbart. Ende Oktober 2009, knapp eine Woche vor der Wahl, drohte Abdullah laut Medienberichten, sich von der Stichwahl zurückzuziehen. Vorausgegangen waren gescheiterte Gespräche mit Karzai. Abdullah hatte unter anderem die Entlassung des Vorsitzenden der umstrittenen Wahlkommission (IEC) gefordert, um eine „freie und faire“ Stichwahl ermöglichen zu lassen.[72] Sechs Tage vor der geplanten Stichwahl erklärte er seinen Boykott der Abstimmung.[73] Als seine Anhänger auf die Straßen ziehen wollten, hielt Abdullah sie zurück, um die fragile Stabilität Afghanistans nicht zu gefährden.

    Nach der Tötung von Osama bin Laden im Mai 2011 nahmen Anschläge auf prominente afghanische Politiker stark zu, so wurden unter anderem Expräsident Burhānuddin Rabbāni, Mohammed Daud Daud, Dschan Mohammed Chan und Präsident Karzais Halbbruder Ahmad Wali Karzai ermordet. Im Oktober 2011 begannen afghanische und NATO-Truppen eine Offensive gegen das Haqqani-Netzwerk im südöstlichen Grenzgebiet des Landes.[74] 2014 wurde der erste demokratische Machtwechsel in Afghanistan durchgeführt, bei dem jedoch erneut massive Korruption und Fälschung vermutet wird. Aschraf Ghani, der neue Präsident, unterschrieb ein Abkommen mit der NATO, in dem die Nachfolgemission der Isaf, Resolute Support, legitimiert wurde. Diese begann am 1. Januar 2015 und unterstützt die afghanischen Sicherheitskräfte in der Ausbildung.

    Das Land wird seit 2015 auch vom Islamischen Staat bedroht und weiterhin von Seiten der Taliban mit Gewalt überzogen.[75]

    Im Oktober 2015 ereignete sich ein Erdbeben und verursachte den Tod von mindestens 347 Menschen (80 davon in Afghanistan).

    Politik

    Politisches System

    Afghanisches Parlament

    Seit der Verabschiedung der heute gültigen Verfassung im Jahr 2004 ist Afghanistan eine Islamische Republik mit einem präsidialen Regierungssystem. Die Verfassung gilt als eine der demokratischsten der islamischen Welt und sieht die Gleichberechtigung der Angehörigen aller Religionen und ethnischen Gruppen sowie der Geschlechter vor.[76]

    Der Präsident wird direkt vom Volk für eine Dauer von fünf Jahren gewählt. Nach zwei Amtszeiten ist es dem Präsidenten verwehrt, wieder zu kandidieren. Ein Präsidentschaftskandidat muss mindestens 40 Jahre alt, Muslim und afghanischer Staatsbürger sein. Der Bewerber nominiert zwei Vizepräsidentschaftsbewerber. Der Präsident ist Staats- und Regierungsoberhaupt und Oberbefehlshaber der militärischen Streitkräfte. Zu seinen Befugnissen gehören außerdem die Bestimmung seines Kabinetts, sowie die Besetzung von Positionen im Militär, der Polizei und Provinzregierungen mit der Zustimmung des Parlaments.

    Die Nationalversammlung ist die Legislative von Afghanistan und besteht aus zwei Häusern: der Wolesi Dschirga (Haus des Volkes) und der Meschrano Dschirga (Haus der Älteren). Die Wolesi Dschirga besteht aus 249 Sitzen, wobei 68 für Frauen und zehn für die Nomaden-Minderheit der Kutschis vorbehalten sind. Die Abgeordneten werden durch direkte Wahl bestimmt, wobei die Anzahl der Sitze im Verhältnis zur Einwohnerzahl der jeweiligen Provinz stehen. Es müssen mindestens zwei Frauen pro Provinz gewählt werden. Eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre. Zur Wahl sind keine Parteien zugelassen. Auf dem Stimmzettel erscheinen der Name, das Foto und das Symbol des Bewerbers, dem keine Verbindung zu bewaffneten Organisationen erlaubt sind. Die Mandatsträger erhalten keine Immunität vor dem Gesetz. Die Meschrano Dschirga besteht zu je einem Drittel aus Delegierten, die von den Provinz- beziehungsweise Distrikträten für vier Jahre bestimmt werden sowie zu einem Drittel aus Abgeordneten, die vom Präsidenten bestimmt werden, wobei die Hälfte aus Frauen bestehen muss. Bei wichtigen, wegweisenden Entscheidungen wird zudem die Loja Dschirga, eine Versammlung aus Stammesführern und anderen moralischen und geistigen Oberhäuptern, zu Rate gezogen.

    Die Judikative setzt sich aus dem Stera Mahkama (Oberster Gerichtshof), dem Berufungsgericht und niederen Gerichten für bestimmte Zuständigkeiten zusammen. Der Stera Mahkama besteht aus neun Richtern, die vom Präsidenten für eine Amtszeit von zehn Jahren nominiert und vom Parlament bestätigt werden. Richter müssen mindestens das Alter von 40 Jahren erreicht haben, dürfen keiner politischen Partei angehören und müssen einen Abschluss in Jura oder islamischer Rechtsprechung vorweisen. Die Stera Mahkama hat auch die Befugnisse eines Verfassungsgerichtshofs.

    Parlament

    Die Parlamentswahl in Afghanistan 2010 fand am 18. September 2010 statt. Es wurden 249 Abgeordnete aus rund 2500 Kandidaten gewählt. Durch die brisante Sicherheitslage gingen Schätzungen davon aus, dass bis zu 14 % der Wahllokale nicht geöffnet werden können. Afghanistan scheint nach Ansicht von Babak Chalatbari, „vor der Alternative zu stehen, erkannte Fehler zu korrigieren oder sich mit dem ungenügenden Status quo zu arrangieren. Die erste Option bedeutet einen zwar schmerzhaften, aber notwendigen Schritt in Richtung Transparenz, Verantwortung und gute Regierungsführung. Die zweite Option dagegen bedeutet Stagnation und beinhaltet das Risiko eines politischen Systemkollapses.“[77] „Manipulationen sind inzwischen integraler Bestandteil des afghanischen Wahlprozesses“, stellten Dr. Citha Maaß und Thomas Ruttig für die Parlamentswahl 2010 fest und machen diese beiden Gründe dafür verantwortlich, weshalb das Vertrauen in das Post-2001-System immer stärker schwindet, und die Aufstandsbewegung immer mehr Zuläufer findet.[78] Zudem drohten die Taliban den Wählern mit dem Tode.[79]

    Wahlen

    Am 20. August 2009 fanden in Afghanistan die Wahlen für das Präsidentschaftsamt statt, gleichzeitig auch die Provinzratswahlen. Der damalige Amtsinhaber Hamid Karzai wurde dabei am 19. November 2009 erneut als Präsident vereidigt, nachdem in den Wochen davor eine geplante Stichwahl wegen des Rückzugs seines Mitstreiters Abdullah Abdullah abgesagt worden war. Der erste Wahlgang, bei dem Karzai eine notwendige absolute Mehrheit verfehlt hatte, war von Wahlmanipulationen und mehreren Bombenanschlägen in den Tagen zuvor überschattet.

    Menschenrechte

    Die Lage der Menschenrechte ist nach wie vor schlecht. Amnesty International dokumentierte in zahlreichen Hafteinrichtungen in Afghanistan Folter und Misshandlungen. Journalisten wurden festgenommen, geschlagen oder getötet. Die Todesstrafe wird immer noch vollzogen.[80] Viele Kinder werden in Afghanistan zwangsverheiratet und häusliche Gewalt ist weit verbreitet.[81]

    Weiterhin gibt es Kindesmisshandlungen und sexuellen Missbrauch von Kindern etwa durch die Praktik von Bacha bazi.[82]

    Verfolgung der Hazara

    Ende des 19. Jahrhunderts erlitten die Hazara aufgrund ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit einen von dem paschtunischen Emir Abdur Rahman Khan zu verantwortenden Völkermord. Bis heute werden die Hazara in Afghanistan diskriminiert und verfolgt.[83][84]

    Am 11. Februar 1993 richtete der tiefgläubige sunnitische Anführer der persischsprachigen Tadschiken Nordafghanistans, sowie damaliger Verteidigungsminister, Ahmad Schah Massoud ein schweres Massaker gegen die schiitische und ethnische Minderheit der Hazaras im Kabuler Stadtteil Afschar an und ließ mit seinen Anhängern bis zu 1000 Zivilisten ermorden. Dieses Massaker wird jedoch von vielen Tadschiken abgestritten und der ehemalige Verteidigungsminister stattdessen als Nationalheld gefeiert.[85][86][87][88][89]

    Außenpolitik

    Standorte der diplomatischen Vertretungen Afghanistans

    Zur Zeit der Demokratischen Republik Afghanistan von 1978 bis 1992 unterhielt das Land enge Beziehungen mit den kommunistischen Staaten des Ostblocks, einschließlich der Sowjetunion. Während der später folgenden Herrschaft der Taliban war das Land außenpolitisch nahezu komplett isoliert. Lediglich Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate unterhielten in dieser Zeit offizielle Beziehungen zu dem Land. Seit dem Sturz des Regimes der Taliban verfügt Afghanistan über eine enge Westanbindung. Mit den Staaten der Europäischen Union und den USA arbeitet das Land in politischer, militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht eng zusammen. Afghanistan steht deshalb auf der Liste der Major non-NATO Ally der Vereinigten Staaten. Afghanistan erhofft sich dabei eine Verbesserung seiner Sicherheitslage und eine verbesserte ökonomische und soziale Lage aufgrund eines stärkeren wirtschaftlichen Austauschs.[90]

    Aufgrund seiner Binnenlage im Herzen Asiens kann es sich nicht von den regionalen Ereignissen abkoppeln. Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten sind deshalb von entscheidender Bedeutung für Afghanistan.

    Mit Pakistan führt Afghanistan komplizierte und gelegentlich belastete Beziehungen. Afghanistan wirft Pakistan weiterhin die Unterstützung der Afghanischen Taliban vor. Pakistan unterstützt seit dem Beginn der sowjetischen Invasion des Landes die Taliban massiv mit Waffen und finanziellen Mitteln, um mithilfe der Taliban Einfluss auf das politische Geschehen im Land zu gewinnen. Eine Strategie, die sich inzwischen in Form einer verstärkten Präsenz der Taliban in Pakistan selbst gerächt hat. Gleichzeitig gibt es starke kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen beiden Nationen. So lebt die Volksgruppe der Paschtunen in beiden Ländern. Pakistan hat 1,3 Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen.

    Um dem zu starken Einfluss Pakistans zu entkommen, versucht das Land die Beziehungen mit Pakistans regionalem Rivalen Indien zu intensivieren. Indien ist einer der wichtigsten Investoren (unter anderem im Rohstoffsektor) in Afghanistan und mit rund 2 Mrd. US-Dollar seit 2001 größter regionaler und fünftgrößter Geber von Entwicklungshilfe insgesamt.

    Zum Iran bestehen enge sprachliche und kulturelle Verbindungen. Belastet werden die Beziehungen durch Konflikte um die Kontrolle von Wasserressourcen, dem Drogenschmuggel und afghanischen Flüchtlingen im Iran.

    Chinas wirtschaftlicher und politischer Einfluss in Afghanistan wächst. Beide Länder sind vor allem an einer Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen interessiert. Chinesische Direktinvestitionen im Land kommen vor allem dem Rohstoffabbau zugute.

    Wichtigster Partner in der sicherheits- und wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit sind die USA. Die staatlichen und politischen Strukturen des Landes in der Post-Taliban Zeit wurden zum größten Teil unter Anleitung und Aufsicht der Vereinigten Staaten konzipiert. Die USA sind der mit Abstand größte Geber von Entwicklungshilfe im Land. In Afghanistan sind weiterhin amerikanische Truppen stationiert. Im August 2017 wurde eine Aufstockung der amerikanischen Truppen in Afghanistan von 3.000 auf 14.000 Mann angekündigt.[91]

    Afghanistan und Deutschland

    Die deutsche Regierung gehörte zu den ersten Staaten, die die Regierung von Amanullah Khan und damit die Unabhängigkeit Afghanistans anerkannten. Zwischen deutschen Firmen und afghanischen Herrschern bestanden bereits seit 1898 Kontakte, diplomatische Beziehungen pflegten beide Länder jedoch erst ab 1922.

    2017 lebten 252.000 Afghanen in Deutschland.[92]

    Internationale Organisationen

    Afghanistan ist seit 1946 Mitglied der Vereinten Nationen. Es hat Beobachterstatus in der WTO und ist Vertragsstaat des ICC.[93] Daneben ist es Mitglied der Organisation für Islamische Zusammenarbeit sowie Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten.

    Seit 2007 ist Afghanistan zudem vollständiges Mitglied der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation).

    Provinzen

    Afghanistan gliedert sich in 34 Provinzen (velayat), die wiederum in 329 Distrikte (woluswali) unterteilt sind. Den Provinzen steht jeweils ein Gouverneur (waali) vor, der von der Regierung in Kabul ernannt oder bestätigt wird.

    Sicherheit

    Sicherheitskräfte

    Afghanische Nationalarmee im Jahr 2010
    Afghanische Nationalpolizei

    Seit dem Sturz der Taliban haben die an der ISAF beteiligten Nationen großes Interesse daran, den Afghanen auch auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik wieder volle Souveränität garantieren zu können. Deshalb bauen sie unter Führung der Vereinigten Staaten Polizei, Militär und Geheimdienst auf. Afghanistan steht seit 2012 auf der Liste der Major non-NATO ally und gehört damit zu den engsten diplomatischen und strategischen Partnern der USA außerhalb der NATO.

    Die afghanischen Streitkräfte mit dem Namen Afghanische Nationalarmee kurz ANA verfügte im Januar über ca. 150.000 Mann (Stand Januar 2011) und bis Oktober 2014 war eine Truppenstärke von etwa 260.000 Mann angestrebt.[94] Da der Aufbau und Unterhalt einer einsatzfähigen Luftwaffe teuer ist, übernehmen die Vereinigten Staaten die Sicherung des afghanischen Luftraums. Die Notwendigkeit einer afghanischen Luftwaffe wird zurzeit debattiert, aufgrund der geographischen Gegebenheiten gilt diese aber als vorhanden. Die Kommandostruktur orientiert sich an der der Vereinigten Staaten. So soll Afghanistan unter militärisch sinnvollen Regionalkommandos aufgeteilt werden, vergleichbar den US-Streitkräften. Vorrangiges Ziel bleibt aber zunächst die Verbesserung von Ausbildung, Moral und Ausrüstung sowie die Bereinigung des Militärs von Spionen und Saboteuren. Die Streitkräfte unterstehen Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak.

    In Zusammenarbeit mit Deutschland und der EU bilden die Vereinigten Staaten zurzeit afghanische Polizisten aus, derer es ca. 80.000 geben soll (Stand März 2009).[95] Auch hier orientiert sich der Aufbau an den Vereinigten Staaten, zum Beispiel mit einer Art Highway Police. Derzeit ist die afghanische Polizei zentral organisiert, was aber angesichts des Verfassungsgebungsprozesses und der noch nicht abgeschlossenen Bewertung aller Faktoren ein Provisorium darstellt.

    Der neu gegründete afghanische Geheimdienst, die Nationale Sicherheitsdirektion (NDS) unterstützt die afghanische Regierung durch Informationsgewinnung und -auswertung.

    Ausländische Truppenpräsenz

    Im Rahmen des ISAF-Mandates waren 132.203 Soldaten aus 48 Staaten in Afghanistan stationiert. Das größte Kontingent stellten die Vereinigten Staaten mit 90.000 Soldaten. Deutschland beteiligte sich mit 4909 Soldaten, die im Norden des Landes stationiert waren. Die ISAF stellte 28 Provincial Reconstruction Teams (PRT).[96][97][98] Weitere etwa 14.000 Soldaten der Vereinigten Staaten im Rahmen der Operation Enduring Freedom waren nicht dem ISAF-Kommando unterstellt. Die größten alliierten Militärbasen waren die Bagram Air Base und Kandahar Airfield beim Flughafen Kandahar.

    Landminen

    Afghanistan ist stark mit Landminen belastet. Nach Angaben des United Nations Mine Action Service (UNMAS) ist das Land auf 530 km² mit 10 Millionen Minen kontaminiert. Die Hauptstadt Kabul gilt als am stärksten von Landminen belastete Stadt der Welt. Die Minen stammen aus der Zeit der sowjetischen Besatzung von 1979 bis 1989, sowie aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Iran aus der Zeit des Bürgerkrieges. Die Taliban setzten pakistanische Landminen ein.[99]

    Die Minen stellen eine ständige Gefahr für die Einwohner dar. Alleine im Jahr 2002 zählte das Rote Kreuz 1286 Landminenopfer, wobei man von einer hohen Dunkelziffer ausgeht. Afghanistan ist im Jahr 2002 dem Vertrag von Ottawa zum Verbot von Landminen beigetreten. Es besteht jedoch der Verdacht, dass die Taliban zur Bekämpfung der ausländischen Militärpräsenz seitdem weiter Minen eingesetzt haben.[100]

    Wirtschaft

    Nach zwei Jahrzehnten Krieg war die Wirtschaft des Landes im Jahr 2001 weitgehend zerstört, ebenso ein Großteil der Viehbestände.

    Das Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2016 bei geschätzten 18,8 Milliarden US-Dollar. Damit zählte Afghanistan zu den ärmsten Staaten weltweit. Bei der Entstehung des BIP war der Landwirtschaftssektor mit geschätzten 60 % beteiligt, die Industrie mit geschätzten 15 % und Dienstleistungen mit geschätzten 25 %. Bis zum Jahr 2017 sank der Anteil des Landwirtschaftssektors auf 23 %, die Anteile der Industrie und des Dienstleistungssektors stiegen dagegen auf 21 % und 52 %. Die Arbeitslosenrate lag im Jahr 2017 bei 23,9 %, dazu kommt Unterbeschäftigung, die weit verbreitet ist. 2017 arbeiteten 44,3 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 18,1 % in der Industrie und 37,6 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 8,5 Millionen geschätzt; davon sind nur 17,3 % Frauen.[101][2]

    Im Wirtschaftsjahr 2008/2009 lag das Wirtschaftswachstum bei 3,6 %. Der Grund für das niedrige Wachstum lag vor allem am fast vollständigen Ausfall der Getreideernte durch eine Dürre. 2009/2010 stieg das Wachstum auf 15 % an.[102] 2016 wuchs die Wirtschaft nur mit 2,4 %. Für die nächsten Jahre wird ein Wachstum von 3 bis 4 Prozent erwartet was als nicht ausreichend führ eine nachhaltige Senkung der Armut und hohen Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung gilt.[103]

    Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt Afghanistan 2017 Platz 163 von 180 Ländern.[104] Im Ease of Doing Business Index der Weltbank belegt Afghanistan 2018 Platz 183 von 190 Ländern.[105] Beim Index der menschlichen Entwicklung belegte das Land 2016 Platz 169.[106]

    Trotz bestehender Probleme wie mangelhafte Infrastruktur, teils unsicherer Sicherheitslage und Korruption haben in den letzten Jahren große Investitionen in Afghanistan stattgefunden: Verschiedene staatliche Unternehmen wurden privatisiert, durch den Krieg zerstörte Industrie wurde wieder aufgebaut. Die im Jahr 2003 gegründete Afghanistan Investment Support Agency (kurz: AISA) registriert neue Unternehmen und betreut Investoren bei Problemen nach der Unternehmensgründung.

    Zu den wichtigsten Handelspartnern zählt neben Staaten der Region, vor allem Pakistan und der Iran, auch die Europäische Union.

    Kennzahlen

    Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angeben.[107]

    Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
    BIP
    (Kaufkraftparität)
    18,76 Mrd. 20,81 Mrd. 21,52 Mrd. 24,84 Mrd. 26,97 Mrd. 31,39 Mrd. 33,24 Mrd. 40,39 Mrd. 44,33 Mrd. 48,18 Mrd. 55,92 Mrd. 60,05 Mrd. 62,78 Mrd. 64,29 Mrd. 66,65 Mrd. 69,55 Mrd.
    BIP pro Kopf
    (Kaufkraftparität)
    845 900 896 999 1.052 1.191 1.230 1.458 1.561 1.655 1.875 1.966 2.007 2.009 1.923 1.957
    BIP Wachstum
    (real)
    ... 8,7 % 0,7 % 11,8 % 5,4 % 13,3 % 3,9 % 20,6 % 8,6 % 6,5 % 14,0 % 5,7 % 2,7 % 1,3 % 2,4 % 2,5 %
    Staatsverschuldung
    (in Prozent des BIP)
    346 % 271 % 245 % 206 % 23 % 20 % 19 % 16 % 8 % 8 % 7 % 7 % 9 % 9 % 8 % 7 %

    Landwirtschaft

    Fruchtbare Ebenen umgeben von waldlosen Bergen in Badachschan
    Kunar
    Kartoffelanbau in Bamyan
    Entwicklung der Schlafmohn-Anbaufläche

    Obwohl nur etwa 6 % der Staatsfläche landwirtschaftlich nutzbar sind und diese Nutzung meist von künstlicher Bewässerung abhängt, sind 67 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig (Stand 2001).

    Weitreichende Waldrodungen, Überweidung der Böden und unkoordiniertes Abpumpen von Grundwasser während der Bürgerkriegsjahre bewirkten einen Rückgang der landwirtschaftlich nutzbaren Ressourcen des Landes. Dadurch ist die Versorgung des Landes empfindlicher gegenüber Dürren und anderen Naturkatastrophen geworden. So sind die Ernten regelmäßig durch Dürren bedroht, die in ihrer Häufigkeit und Intensität in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen haben. Dabei trockneten in manchen Fällen bestimmte Flüsse und Seen völlig aus.[108]:95+97 Teile der Bevölkerung sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen.

    Eine Reihe von Organisationen befassen sich daher mit der Erhebung, Überwachung und dem Entwickeln von Nutzungskonzepten der Wasserressourcen des Landes.[108]:98

    Drogenanbau

    Afghanistan ist der größte Opiumproduzent der Welt. Im Juli 2000 wurde der Opiumanbau durch das Taliban-Regime verboten, worauf die Opiumproduktion völlig einbrach und im Jahre 2001 fast auf null sank. Nach dem US-geführten Krieg stieg die Produktion wieder an und ist seit 2004 höher als in den Jahren zuvor.[109] 2006 betrug der Handel mit Opium 46 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Anbaufläche für Schlafmohn stieg seit der Beseitigung des Taliban-Regimes kontinuierlich, im Jahr 2006 erneut um 59 Prozent auf rund 193.000 Hektar. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) wurden im Jahr 2006 über 6000 Tonnen Opium geerntet, das entspricht 92 Prozent der gesamten Weltproduktion. Der Exportwert dieses Opiums liegt nach Angaben des Außenministeriums der Vereinigten Staaten bei 3,1 Milliarden US-Dollar, dagegen liegt der Straßenpreis bei rund 38 Milliarden US-Dollar. Im Herbst 2007 wurden in Afghanistan rund 8200 Tonnen Opium geerntet, davon mehr als die Hälfte in der afghanischen Provinz Helmand. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 3000 Tonnen. Der einzelne Opiumfarmer erzielt hierbei etwa 122 US-Dollar pro Kilogramm Opium („farm gate price“). Somit ist für diesen der Schlafmohnanbau um etwa das Zehnfache lukrativer als der Weizenanbau.[109][110]

    Afghanistan ist auch größter Ertragsproduzent von Haschisch wie 2010 von der UNODC festgestellt wurde. Nach Angaben der UNODC-Studie werden in Afghanistan pro Hektar 145 Kilogramm Cannabisharz gewonnen. In Marokko, dem größten Cannabisanbauland der Welt, sind es zum Vergleich pro Hektar nur 40 Kilogramm.[111]

    Zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wird in Afghanistan seit dem Jahr 2002 die „Counter Narcotics Police of Afghanistan“ (CNPA) aufgebaut. Im Rahmen von Felderzerstörungen der afghanischen Drogenvernichtungseinheit (Afghan Eradiction Force) und der nationalen Polizei wird seit 2005 in zunehmendem Umfang der Opiumanbau bekämpft. Nachteil dieser von westlichen Geberländern geforderten Maßnahme ist, dass zahlreiche Bauern, deren Lebensgrundlage zerstört wurde, zu Anhängern lokaler Kriegsherren wurden, ein Grund für die Verschlechterung der Sicherheitslage seit dieser Zeit. Ein wirtschaftlich negativer Effekt ist, dass Marktverknappung der derzeitigen Überschussproduktion den Drogenhändlern in die Hände spielt, weil er die Preise steigen lässt. 2003 betrug bei einer Ernte von 4000 Tonnen das von den Bauern erzielbare Bruttoeinkommen noch das 27fache des Weizenanbaus. Der erneute Anbau von Opium wird durch die Vernichtung von Feldern lukrativer, die politische Macht der Drogenbarone wird dagegen nicht angegriffen.[112]

    Bergbau und Industrie

    Die bedeutendsten Bodenschätze sind neben Eisen- und Kupfererzen, Erdgas, Kohle und Schmucksteinen (hauptsächlich Lapislazuli) auch Erdöl, von dem im Jahr 2006 im Norden des Landes Lagerstätten entdeckt wurden, die das 18fache der ursprünglich geschätzten Menge enthalten. Bereits im Jahr 1991 ergab eine US-Studie, dass durch den Abbau von Bodenschätzen genügend Profit erzielt werden könnte, um damit den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren.[108]:92 f.

    Zahlreiche der früher ausschließlich als Staatseigentum angesehenen Minen und Lagerstätten wurden inzwischen privatisiert, was die Beteiligung ausländischer Investoren erst ermöglicht. Bei Erhebungen des möglichen Abbaus vorhandener nicht-fossiler Bodenschätze wurden 20 Lagerstätten identifiziert, die das Potenzial für einen wirtschaftlichen Abbau besitzen sollen. Voraussetzung für einen Produktionsbeginn ist jedoch eine ausreichende Sicherheitslage,[108]:94 f. die vielerorts noch nicht gegeben ist.

    Die mit 5,5 bis 11,3 Millionen Tonnen bedeutenden Vorkommen von Kupfererzen bei Aynak, nur etwa 30 km südlich der Hauptstadt, werden künftig von einem chinesischen Unternehmen abgebaut. Ende 2007 wurde beschlossen dort innerhalb von fünf Jahren eine Mine zu errichten, die dem Land langfristig Einnahmen in der Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar bescheren soll.[113]

    2010 wurden von Geologen aus den Vereinigten Staaten[114] zudem große Vorkommen an Bodenschätzen in beträchtlicher Höhe entdeckt.[115] So soll Afghanistan zum Beispiel über Vorkommen an Lithium verfügen wie bisher nur Bolivien. Weitere Funde betreffen erneut Eisen und Kupfer sowie Niob, Cobalt, Gold, Molybdän, seltene Erden und Asbest.[116] Der Wert der neuerlichen Funde wird auf über 1 Billion US-Dollar geschätzt.[117] Für den Abbau der Bodenschätze wären jedoch weitere Studien sowie größere Investitionen in Infrastruktur und Sicherheitslage notwendig.[114]

    Tourismus

    In Kabul sind einige Hotels und Gästehäuser für Ausländer geöffnet. Reisen außerhalb der Hauptstadt sind gefährlich. Viele Kulturschätze wie zum Beispiel die berühmten Buddha-Statuen von Bamiyan wurden zerstört oder geplündert. Afghanistan veröffentlicht keine offiziellen Zahlen zum Tourismus. In den 1960er und 1970er Jahren führte der sogenannte Hippie trail von Europa nach Südasien durch Afghanistan.

    Für Afghanistan existiert eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 28. April 2016). Reisen gelten als gefährlich, und von ihnen wird dringend abgeraten, da eine Rettung (besonders aus den Provinzen) im Unglücksfall nur unter schwersten Bedingungen möglich ist und nicht garantiert werden kann.

    Telekom-Industrie

    2008 wurde das Mobile-Payment mit M-Pesa von Afghanistans Telekomunternehmen Roshan und Vodafone eingeführt.[118] Ab 2009 nutzte dann die Afghanische Nationalpolizei M-Pesa in einigen Landesteilen zur Bezahlung, wodurch nicht vorhandene Polizisten aufgespürt werden konnten[119] und das übliche teilweise Einbehalten des Gehaltes, durch die oberen Polizeiränge, verhindert werden konnte.[120]

    Korruption

    Nach dem Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International lag Afghanistan 2017 von 180 Ländern auf dem 177. Platz, mit 15 von maximal 100 Punkten. Afghanistan gehört damit zu den weltweit korruptesten Ländern.[121] Korruption ist in allen Teilen der Wirtschaft und des Staates verbreitet. Milliarden an Hilfsgeldern für den wirtschaftlichen Aufbau des Landes sind durch Korruption versickert.[122]

    Staatshaushalt

    Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 6,39 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,70 Mrd. US-Dollar gegenüber, zusätzlich erhielt Afghanistan internationale Finanzhilfen in Höhe von 2,7 Mrd. US-Dollar. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 10,5 % des BIP.[2]
    Die Staatsverschuldung betrug 2016 1,540 Mrd. US-Dollar oder 8,2 % des BIP.[123]

    2010 wurden Afghanistan von den Staaten des Pariser Clubs 441 Mio. US-Dollar erlassen, ein Erlass von weiteren 585 Mio. US-Dollar wird angestrebt.[124] Bereits 2007 waren Afghanistan im Rahmen der HIPC-Initiative Staatsschulden in Milliardenhöhe erlassen worden, 2006 lag die externe Staatsschuld bei umgerechnet 11,6 Mrd. USD.[125][126]

    2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

    Infrastruktur

    Das Land hat eine kaum vorhandene Infrastruktur, die zudem in diversen Kriegen stark beschädigt wurde. Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegte Afghanistan den letzten Platz unter 160 Ländern. Bei der Qualität der vorhandenen Infrastruktur belegte das Land den drittletzten Platz unter allen untersuchten Staaten.[128]

    Pipelines

    Der 1953 erbaute Kajakai-Damm staut den Fluss Hilmand Rud

    Afghanistan wird bereits seit Jahrzehnten als mögliches Transitland für fossile Brennstoffe in Betracht gezogen; dies aufgrund seiner Lage zwischen den turkmenischen Erdöl- und Erdgasfeldern des Kaspischen Meeres und dem Indischen Ozean. Der Baubeginn der seit längerem geplanten Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline (kurz: TAP), die Pakistan und gegebenenfalls Indien mit turkmenischem Erdgas beliefern würde, hätte 2006 stattfinden sollen. Das Projekt wurde aber aufgrund der unsicheren Sicherheitslage und unklarer Finanzierung auf unbestimmte Zeit verschoben und kommt möglicherweise nicht mehr zustande. Der Bau der Pipeline würde tausende Arbeitsplätze schaffen und dem Staat jährlich etwa 100 bis 300 Millionen US-Dollar an Transitgebühren einbringen.[108]:103

    Energieversorgung

    Nachdem die Taliban 2001 in Afghanistan von der Macht vertrieben wurden, war die elektrische Infrastruktur in weiten Teilen des Landes zerstört: 2003 hatten nur etwa 6–7 % der Bevölkerung Zugang zu elektrischem Strom, der jedoch nur etwa vier Stunden am Tag zur Verfügung stand. 30 % aller Stromanschlüsse des Landes befanden sich in Kabul, die damals vorhandenen 42 Kraftwerke leisteten nur mehr 240 MW anstatt den nominellen 454 MW.

    Afghanistans Energienetz war in den folgenden Jahren in miteinander nicht verbundene Teilnetze getrennt. Im Norden gab es Teilnetze zwischen einzelnen Gebieten und den Nachbarländern: Bei Scheberghan (Erdgasförderung und Verstromung in einem 100 MW Kraftwerk), bei Masar-e Scharif und bei Kundus, im Osten gab es unverbundene Netze bei Kabul und Dschalalabad, im Westen bei Herat und im Süden ein Teilnetz zwischen Kandahar, Laschkar Gah, Musa Qala und der Kajakai-Talsperre.[129] Nachdem in den ersten Jahren hauptsächlich lokale Wasserkraftwerke instand gesetzt wurden, wie etwa das Sarobi Wasserkraftwerk nahe Kabul, entstand der Plan für ein überregionales Energiesystem, das innerhalb weniger Jahre aufgebaut werden könnte. 2009[130] erreichten die ersten 90 Megawatt (später dann bis zu 150 Megawatt) Kabul über eine 442 Kilometer lange Stromtrasse aus Usbekistan, wobei mehrere Städte, die in der Nähe der Hochspannungsleitung liegen, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls angeschlossen wurden, zum Beispiel Pol-e Chomri, oder die demnächst angeschlossen werden. Auch die schnell wachsende Stadt Masar-e Scharif bekam über eine Abzweigung, zusätzlich zu einer schon bestehenden Verbindungen, aus Usbekistan Energie geliefert.

    Damit stieg der Versorgungsgrad wieder an, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Im Jahr 2009 lag der Pro-Kopf-Verbrauch an elektrischer Energie bei 49 kWh, was einer der niedrigsten Werte weltweit war. 2011 verfügten 28 % der Bevölkerung über einen Stromanschluss. Das Land hatte eine Installierte Leistung von rund 500 MW, verteilt auf Wasserkraftwerke und Dieselgeneratoren. Der Stromverbrauch lag bei insgesamt 3086 GWh, wovon 73 % aus dem Ausland importiert wurden.[131]

    In Afghanistan wird insbesondere der Wasserkraft viel Potential eingeräumt: Es ist geplant, unter anderem die Kajakai-Talsperre mit einem zusätzlichen Wasserkraftwerk Kajakai II auszubauen.[132] Auch andere Erneuerbare Energien wie Windenergie und Solarenergie, die von dezentralen Inselanlagen abgesehen bisher über keine nennenswerte Rolle spielen, verfügen über großes Potential in Afghanistan. Gründe für ihren Ausbau sind in Afghanistan u. a. eine geringere Abhängigkeit von Energieimporten aus den Nachbarstaaten mit schwankenden und nicht vorhersehbaren Lieferbedingungen, eine längere Reichweite heimischer Energieressourcen Kohle und Erdgas sowie die Reduzierung von Dieselimporten, deren Kosten einerseits ansteigen sowie Umweltschäden verursachen. Als besonders erfolgversprechend gilt der Einsatz von Windkraft- und Photovoltaikanlagen in den Provinzen Herat and Balch, wo ohne größere Abregelung eine Wind- und Solarstromanteil von 65 bis 70 % erreicht werden könnte.[131] In Herat bläst z. B. an ca. 120 Tagen im Jahr starker Wind.[133]

    Verkehrsinfrastruktur

    Hauptverkehrswege in Afghanistan

    Das Straßennetz befindet sich im Wiederaufbau und wird zudem erweitert. Die sogenannte Ring Road, die Hauptverkehrsader des Landes, in deren Umgebung rund 60 Prozent der Bevölkerung leben, wurde wieder instand gesetzt. So wurden bis 2007 bereits 715 Kilometer von ihr erneuert.[134] Die Fertigstellung des letzten rund 400 km langen, neu trassierten Teilstücks, welches die letzte Lücke im Nordwesten des Landes schließen würde, verzögert sich jedoch wegen der lokal prekären Sicherheitslage.[135] Weiters wurden bis Mitte 2007 über 800 km an sekundären Straßen erneuert oder neu angelegt.[136] Das gesamte Straßennetz umfasste 2006 etwa 42.150 km, wovon 12.350 km asphaltiert sind.[137]

    Der Grenzfluss Amudarja beziehungsweise dessen Quellfluss Pandsch stellt ein natürliches Hindernis für Überlandtransporte in die nördlich gelegenen Nachbarländer Usbekistan und Tadschikistan dar, da nur wenige Brücken über diese beiden Flüsse existieren. Weiters besteht teilweise eine hohe Minengefahr und viele Straßen sind je nach Jahreszeit oft stark unterspült. Es gilt die Straßenverkehrsordnung der DDR.[138]

    In Afghanistan gibt es über 60 Flugplätze und Flughäfen, überwiegend handelt es sich um einfache Schotterpisten. Nur in einigen Städten sind größere Flughäfen vorhanden, diese werden auch beziehungsweise überwiegend von der U. S. Air Force militärisch genutzt.[139] Der größte Flughafen des Landes ist der Flughafen Kabul. Über ein Dutzend Fluggesellschaften fliegen Ziele in Afghanistan an.[140] Afghanische Fluggesellschaften sind Ariana Afghan Airlines, Kam Air und Pamir Airways.

    Das afghanische Schienennetz hat derzeit eine Länge von 87 Kilometer in russischer Breitspur von 1520 Millimeter. Von Turkmenistan, Usbekistan und Pakistan führen kurze Stichstrecken auf afghanisches Gebiet, wobei die Chaiber-Pass-Bahnlinie zum pakistanisch-afghanischen Grenzort Landi Khana stillgelegt ist. Die Strecke vom usbekischen Termiz überquert auf der Brücke der Freundschaft (kombinierte Eisenbahn–Straßenbrücke) den Amudarja und führt seit August 2011 bis zum 85 Kilometer entfernten Flughafen von Masar-e Scharif.[141] Über diese Brücke wird annähernd die Hälfte des afghanischen Imports abgewickelt. Aus dem turkmenischen Serhetabat führt eine Güterverkehrsstrecke 2 Kilometer auf afghanisches Gebiet, die 2007 erneuert wurde.[142] Diese beiden Strecken sind in der Zeit der sowjetischen Besatzung gebaut worden. Aufgrund des steigenden Außenhandels mit dem Iran gibt es Bestrebungen eine Bahnlinie zwischen Maschhad und Herat zu bauen. Des Weiteren gibt es konkrete Bauabsichten für eine Strecke vom pakistanischen Grenzort Chaman nach Kandahar[143] und für eine Verbindung von Pakistan über Kabul nach Usbekistan. Durch diese Verbindung wird der Export von Kupfererz aus der Mine Aynak der China Metallurgical Group gefördert, welche die Strecke auch baut.[144]

    Telekommunikation

    Es existieren vier Mobilfunknetze.[145] Anfang 2008 gab es in Afghanistan 4,5 Millionen Mobilfunknutzer. Das Telekommunikationsnetz der Afghan Telecom versorgt alle 34 afghanischen Provinzhauptstädte sowie 254 Orte und Dörfer. 2016 nutzten 6,8 Prozent der Bevölkerung das Internet.[146]

    Gesundheitswesen

    Entwicklung der Kindersterblichkeit (Tode pro 1000 Geburten)[147]

    Auf 10.000 Einwohner kommen zwei Ärzte und 4,2 Krankenhausbetten. Die ländliche Bevölkerung hat nur zu etwa 66 Prozent Zugang zu medizinischer Versorgung. 80 Prozent der Ärzte arbeiten in Kabul. In der Hauptstadt sind auch 60 Prozent der Krankenhausbetten und 40 Prozent der Apotheken.

    Afghanistan hat eine der höchsten Mutter-Kind-Sterblichkeitsraten der Welt. Nur bei 19 Prozent der Geburten steht medizinisches Fachpersonal zur Verfügung. Jährlich sterben etwa 24.000 Frauen vor, während oder direkt nach einer Entbindung. Fast ein Viertel der Kinder stirbt vor dem fünften Lebensjahr.[148] Laut Weltbank konnte die Kindersterblichkeit stark gesenkt werden. 1960 starben 36 Prozent der Kinder vor ihrem 5. Geburtstag, im Jahr 2016 waren es noch 7 Prozent.[147]

    Im Jahr 2015 waren 23 % der Bevölkerung unterernährt. Im Jahr 2000 betrug die Rate noch 46,1 %.[149]

    Im Zeitraum von 2010 bis 2015 betrug die Lebenserwartung in Afghanistan 62,3 Jahre (Frauen: 63,5, Männer: 61,1). Trotz der sehr schwierigen Bedingungen im Land hat sich die Lebenserwartung seit dem Zeitraum 1950–1955 verdoppelt.[15]

    Kultur

    Bagh-e Babur in Kabul
    Nouruz 2011. Das Ali-Mausoleum in Masar-e Scharif ist die bedeutendste Wallfahrtsstätte Afghanistans.

    Die Region war etwa vom 2. bis etwa zum 10. Jahrhundert buddhistisch geprägt. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Überreste buddhistischer Stätten erhalten. Der Islam, der das Gebiet im 7. Jahrhundert erreicht hatte, verbreitete sich zunächst eher langsam.

    Eine der größten Sehenswürdigkeiten waren die Buddha-Statuen von Bamiyan. Im Jahre 2001 wurden diese in eine Felswand eingearbeiteten Kunstwerke durch die Taliban zerstört. Die zahlreichen Überreste von Klöstern, ausgemalten Höhlen, Statuen und Festungsanlagen im Bamiyan-Tal stehen auf der Liste des UNESCO-Welterbes, wie auch das sich in der Provinz Ghor befindliche Minarett von Dschām mit den dortigen archäologischen Überresten.[150]

    Die Taliban zerstörten und plünderten viele Kunstwerke (unter anderem Gemälde und Figuren aus buddhistischer Zeit), vor allem die, die Menschen darstellten. Mitarbeitern des örtlichen Institutes für Kunst gelang es, Kunstwerke vor den Taliban zu retten. Das Reiterspiel Buzkaschi gilt als afghanischer Nationalsport. Die afghanische Fußballnationalmannschaft wurde 1933 gegründet, bestritt aber zwischen 1984 und 2002 keine Spiele mehr; heute ist die Mannschaft wieder aktiv und absolviert Pflichtspiele.

    Seit 2012 gibt es die erste Fußball-Profiliga Afghanistans, die Afghan Premier League.

    Am 4. November 2016 fand ein Marathonlauf in Bamiyan statt, an dem erstmals weibliche Sportlerinnen teilgenommen haben.[151]

    Zu den kulinarischen Spezialitäten der afghanischen Küche zählen Khabilie Palau mit delikaten Gemüsesoßen, Borani-Badendschan und Aschak.

    Literatur

    Die afghanische Literatur umfasst unter anderem die Literatur in Dari und Paschto, die von Autoren auf dem Gebiet des seit dem 18. Jahrhundert existierenden afghanischen Staats verfasst wurde. Dari sprechen als Muttersprache vor allem Tadschiken und Hazara, aber auch immer mehr Paschtunen. Die Verbreitung der paschtunischen Sprache, einer ostiranischen Sprache, die sich aber stark vom Dari unterscheidet, deckt sich nicht mit dem heutigen afghanischen Staatsgebiet; sie reicht bis nach Pakistan. Umgekehrt wird auch das in Pakistan verbreitete Urdu von einer Minderheit in Afghanistan gesprochen und von einigen Autoren als Literatursprache genutzt.

    Paschto

    Das Paschto brachte eine nennenswerte, jedoch außerhalb des paschtunischen Sprachraums kaum beachtete bzw. wenig bekannte Literatur hervor. Die Anfänge der Paschto-Literatur gehen ins 17. Jahrhundert zurück und sind stark vom Persischen beeinflusst. Die Echtheit älterer Manuskripte aus der voriranischen Zeit, die möglicherweise von Mohammad Hotak erst 1728–1729 verfasst wurden, wird bezweifelt.[152]

    Pīr Roschān (1525–1581/1585), ein Krieger, Dichter und Sufi-Meister aus dem Ormur-Stamm, entwickelte eine eigene Schrift, die die Lautstruktur des Paschto besser wiedergab als die arabische Schrift. Als bekannteste Dichter und Literaten des Paschto der klassischen Epoche gelten Khushal Khan Khattak (Hushal Han, 1613–1689), ein auf dem Gebiet des heutigen Pakistan geborener Stammesherrscher, Führer des Aufstands gegen die Mogulherrscher und Meister des landai, einer Form zweizeiliger paschtunischer Kurzgedichte, der gelegentlich auch in persischer Sprache dichtete, sowie der mystisch-erotische Dichter Abd ur-Rahman Mohmand (Rahman Baba, 1653–1709/1711) und der weltliche Liebeslyriker Abd ul-Hamid (* ~1732). Sie bedienten sich der Vorlagen und Formen der klassischen persischen Poesie, z. B. des Ghasel, deren Metrum der Paschto-Volksdichtung angepasst wurde.[153] Rahman Babas Gedichte genossen bei den Paschtunen größte Verehrung. Nazo Tokhi („Nazo Ana“, „Großmutter Nazo“, ca. 1651–1717), eine Tochter des Häuptlings des Tokhi-Stammes, wurde als Kriegerin ebenso bekannt wie als Dichterin. Aber auch der erste König Afghanistans, Ahmad Schah Durrani (1724–1773), ging als großer Dichter in die Geschichte des Landes ein. Der Enkel Kushal Khans, Afzal Khan Khattak, kompilierte um 1708 mit dem Tarich-e morassa eine Geschichte Afghanistans aus verschiedenen Quellen.

    Daneben existiert die reiche Volksdichtung, die zuerst im 19. Jahrhundert (allerdings in der Gegend von Peschawar im heutigen Pakistan) von James Darmesteter dokumentiert wurde.[154] Die afghanischen Barden waren jedoch meist keine Hofpoeten, sondern volksnahe Häuptlinge (so bis in die Neuzeit die des Kahttak-Clans in Pakistan) oder Derwische, die in Paschto dichteten. Der Abstand zwischen Volkssprache und literarischer Sprache ist gering.[155] In Kabul wurde 1931 eine Paschtoakademie gegründet. Diese bemüht sich ebenso um die Pflege der paschtunischen Sprache wie ihr Gegenstück, die Pakhto Akedemi in Peschawar, dem literarischen Zentrum des Paschto im heutigen Pakistan.

    In den dreißiger Jahren setzten sich vor allem in den Feuilletons die westlichen Gattungen wie Novelle, Kurzgeschichte, Theaterstück und (Fortsetzungs-)Roman durch. Das war nicht einfach, da auch die Prosa in Paschto an das Ideal des persischen höfischen Stils gebunden war. Es kristallisierten sich zwei große Stoffgebiete heraus: historische Themen, die mit verklärendem Patriotismus behandelt wurden, und realistische Gegenwartskritik, wobei an den religiösen und gesellschaftspolitischen Grundregeln der islamischen Gesellschaft nicht gerüttelt wurde.[156]

    Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Radikalisierung der Literatur. Federführend war die allerdings kurzlebige literarische Vereinigung Wesch zalmayan (Wache Jugend). Abdul Rauf Benawa (1913–1987) und Gul Pacha Ulfat (1909–1977) waren wichtige Autoren dieser Zeit. Beide verfassten u. a. Lehrgedichte. In Benawas Gedichtzyklus Preschana afka (Traurige Gedanken 1957) geht es um die Machtlosigkeit, Verlassenheit und Entrechtung der Menschen. Der Sozialaktivist Benawa thematisiert die Unterschiede zwischen Arm und Reich in seinem Land und die Willkürherrschaft von Beamten, der die Masse der Besitzlosen ausgesetzt ist, während Ulfat der Klage der Frauen über ihre gesellschaftliche Stellung eine Stimme verleiht.[156] Allerdings verwendeten die jungen Radikalen Stereotype, die bis zur Karikatur verzerrt waren: der Dorfherr mit dickem Bauch und Gewehr, der Bauer barfuß unter der Peitsche des Feudalherrn, seine zwangsverheiratete Tochter, der im Ausland ausgebildete Arzt, der Mullah usw. Benawa musste emigrieren und starb 1987 im amerikanischen Exil.

    Auch Nur Muhammad Taraki (1917–1979), Übersetzer, Diplomat und zeitweise im Exil, veröffentlichte sozialkritische Kurzgeschichten, die nicht frei von Klischees waren. 1978 bis 1979 war er Ministerpräsident und wurde vermutlich ermordet. Der Verfasser patriotischer Gedichte, Schriftsteller und Psychologe Kabir Stori (1942–2006) studierte in Deutschland. Er wurde 1983 in Pakistan verhaftet und konnte nur wegen des erfolgreichen internationalen Drucks nach Deutschland emigrieren.

    Dari

    Ein Wegbereiter der Modernisierung nach der Unabhängigkeit 1919 war Mahmud Tarzi (1865/68?–1935), der die politischen Reformen unterstützte, die erste wichtige Zeitung Seraj ul akhbar (Leuchte der Nachrichten) herausgab und 1919 Außenminister wurde. Er übersetzte die schöngeistige Literatur aus europäischen Sprachen ins Dari und führte die moderne westliche Begrifflichkeit (Nation, Freiheit, Ausbeutung, Wissenschaft, Eisenbahn, Flugzeug, …) in die Paschtuliteratur ein, wo früher Begriffe wie Liebe, Blume, Nachtigall und die Traditionen der Stammesgesellschaft dominierten.[157][158]

    Die Erzähltradition blieb lange Zeit lyrisch geprägt.[159] Die ersten modernen Kurzgeschichten erschienen etwa 1933; die meisten Autoren waren zugleich Übersetzer und Journalisten. Der erste Roman Afghanistans wurde 1938 publiziert; sein Autor war Sayed Mohammad Ibrahim Alemschahi. Im gleichen Jahr erschienen weitere Romane und Fortsetzungsromane, so Chandschar (Dolch) von Dschalaluddin Choschnawa und Begom von Suleiman Ali-Dschaguri, die von der traditionellen Erzählkunst beeinflusst waren, aber traditionelle Zustände durchaus kritisierten. Berühmtester Dramatiker der 1940er Jahre war Aburraschid Latifi.[160] Azizurrahman Fathi wurde bekannt durch zwei große sozialkritische Romane von 1949 (Sonnenaufgang) und 1952 (Unter der wilden Rose), durch die er neue Maßstäbe für die Langprosa setzte.

    Seit etwa 1953 wurden Autoren wie Balzac, Maupassant, Dickens, Jack London, Hemingway, Dostojewski, Tschechow und Maxim Gorki in Dari übersetzt. Seither gewann die realistische, regional-volkstümliche, oft auch absurde Kurzgeschichte – auch unter dem Einfluss der iranischen Linken und der kommunistischen Bewegung in Afghanistan – an Boden. Zu erwähnen sind Abdul-Ghafur Berschna (1912–82), der seine Stoffe aus Volkserzählungen gewann, Babrak Arghand (* 1946), Jalal Nurani, Rahnaward Zaryab und Akram Osman. Rosta Bakhtari schrieb unter dem Einfluss des Symbolismus und der Literatur des Absurden. Obwohl die Hoffnung auf Demokratisierung sich rasch zerschlug, verbesserte sich insbesondere die Lage der Frauen, was sich auch im Werk der Autorin und Übersetzerin Roqqiya Abu Bakr (1919–2004) ausdrückte. Der in Paschto und Dari schreibende, bei der Schilderung des Alltags der Eliten Klischees keineswegs meidende Lyriker und Erzähler Mohammad Musa Schafiq (1932–1979), ein studierte islamischer Theologe und Jurist, wurde 1971 Außenminister und 1972 bis 1973 Ministerpräsident.

    Nach dem kommunistischen Umsturz vom April 1978 wurde Schafiq 1979 ermordet. Mahbub emigrierte 1979 nach Pakistan, Indien und später nach Kanada. Gegen die sowjetische Okkupation regte sich literarischer Widerstand, u. a. von Layla Sarahat (1958–2004), Partov Naderi (* 1952) und Gholamschah Sarschar Schomali (1930–1981), der im Gefängnis starb.[161] Als literarische Repräsentanten des neuen Regimes können die Romanautoren Asadollah Habib (* 1941), Babrak Arghand und Alim Eftekhar gelten. Als Erzählerinnen traten Maga Rahmani und Marjam Mahbub (* 1955) (Das trostlose Haus 1990) hervor. Der Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Präsident der afghanischen Schriftstellervereinigung Assadullah Habib (* 1941) war 1982 bis 1988 Rektor der Universität Kabul.

    Während der Talibanherrschaft gingen viele Intellektuelle ins Exil, und zwar aufgrund der Sprachverwandtschaft meist in den Iran, aber auch in die USA, so z. B. der Erzähler und Verfasser klassischer Gedichte Razeq Fani. Zu den Autoren, die ihre Arbeit im westlichen Exil fortsetzten, gehörten Spojmai Zariab (* 1949)[156], Tamim Ansary und der Friedenspädagoge Ahmad Jawed. Auch Marjam Mahbub publizierte in Kanada weitere Werke in Dari.

    Die Erfolg versprechende Lyrikerin Nadia Anjuman wurde 2005 im Alter von 25 Jahren von ihrem Ehemann erschlagen.

    Urdu

    Rahbeen Khorshid und Mohammad Afsar Rahbin,[162] der eigentlich Dari spricht, dichten (auch) in Urdu. Typisch für die Urdu-Literatur ist das Muschaira, das Dichter-Symposion, auf dem viele Poeten ihre Gedichte rezitieren.

    Medien

    Auf der Rangliste der Pressefreiheit von 2019, herausgegeben von Reporter ohne Grenzen, belegt Afghanistan Platz 121 von 180 Ländern.[163] Laut dem Bericht der Nichtregierungsorganisation ist Situation der Pressefreiheit im Land „schwierig“. Die Pressefreiheit ist zwar von der Verfassung garantiert, wird jedoch in der Realität von lokalen Machthabern und unterschiedlichen politischen Gruppen nicht respektiert. In den von Taliban beherrschten Regionen des Landes gibt es keine Medienfreiheit.

    1906 erschien die erste afghanische Tageszeitung in Dari, die bereits nach einer Ausgabe wieder verboten wurde. 1911 wurde sie von Mahmud Tarzi wieder ins Leben gerufen. Nach 1919 wurde das Presse- und Zeitungswesen sehr gefördert, bereits 1921 erschien die erste Frauenzeitschrift.

    Nach der Machtübernahme der Taliban 1996 gab es fünf Jahre lang keine Fernsehsender, heute sind es bereits 16 Sender, die hauptsächlich Filme und Serien aus dem Ausland wie Indien, Pakistan und dem Iran im Unterhaltungsprogramm ausstrahlen. Freizügige Kleidung in der Werbung oder in indischen Serien wird durch Bildfilter unkenntlich gemacht oder verschwommen gezeigt. Informationssendungen und Talkshows werden auch von Frauen moderiert.

    Kalender

    Gesetzliche oder staatliche und landwirtschaftliche Feiertage und Feste wie Nouruz, Unabhängigkeitsfest sowie staatliche Gedenktage werden nach dem iranischen Sonnenkalender gefeiert. Religiöse Feste werden nach dem islamischen Mondkalender gefeiert.

    Der Kalender nach dem Sonnenjahr ist Staatskalender, auch wenn er im Laufe der Geschichte auf dem Boden des heutigen Landes, aber auch seit der Namensgebung „Afghanistan“ im 19. Jahrhundert wiederholt außer Kraft gesetzt worden ist. Zuletzt wurde der Solarkalender im Jahre 1996 von den Taliban für ungültig erklärt. Der islamische Lunarkalender war der Kalender des „Islamischen Emirats Afghanistan“.

    Seit der Loja Dschirga von 2004 ist der auf dem Sonnenjahr beruhende Kalender abermals in der Verfassung verankert. Demnach basiert der Kalenderanfang auf dem Zeitpunkt der Pilgerfahrt (Hidschra) des Propheten Mohammad. Die Arbeitsgrundlage des Staatswesens ist der auf jener Pilgerfahrt beruhende Sonnenkalender. 22 Sonnenjahre entsprechen 23 Mondjahren. Die zwölf Monatsnamen des Sonnenkalenders entsprechen in Afghanistan den Tierkreiszeichen. Afghanische Kalender mit deutschen Feiertagen (GPL-Lizenz) sowie weitere Informationen zum afghanischen Kalender sind unter Afghan Kalender Projekt verfügbar.

    Siehe auch

    Portal: Afghanistan – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Afghanistan

    Weblinks

     Wikinews: Afghanistan – in den Nachrichten
    Wikisource: Afghanistan – Quellen und Volltexte
    Commons: Afghanistan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikimedia-Atlas: Afghanistan – geographische und historische Karten
    Wiktionary: Afghanistan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Wikivoyage: Afghanistan – Reiseführer

    Deutsch

    Englisch

    Literatur

    Einzelnachweise

    1. a b c d e Ch. M. Kieffer: Languages of Afghanistan. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 2009 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 20. September 2015] mit Literaturangaben).
    2. a b c d e f g h i j CIA World Factbook: Afghanistan (englisch)
    3. Central Statistics Organization of Afghanistan: Statistical Yearbook 2012-2013, Abschnitt Area and administrative Population.
    4. Population growth (annual %). In: data.worldbank.org. Abgerufen am 17. August 2018 (englisch).
    5. IWF-Schätzung ausgewählter Wirtschaftsdaten. In: imf.org. Archiviert vom Original am 15. September 2018; abgerufen am 15. September 2018 (Die Schätzungen des IWF werden laufend aktualisiert. Die Angaben im Artikel beruhen auf der archivierten Version.).
    6. Overview: Human Development Report 2016. (PDF; 620 KB) In: hdr.undp.org. UNDP, S. 24, abgerufen am 7. November 2018 (englisch).
    7. Statoids.com
    8. WTNG.info
    9. a b c Die Verfassung der Islamischen Republik Afghanistan. Übersetzt von Gholam Djelani Davary, Wiesbaden, unter Mitwirkung des Max-Planck-Institutes für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg. In: mpipriv.de. Abgerufen am 5. Dezember 2018.
    10. Baburnama in der Übersetzung von Annette S. Beveridge, vgl. Fußnote 2
    11. Elphinstone, M., „Account of the Kingdom of Cabul and its Dependencies in Persia and India“, London 1815; published by Longman, Hurst, Rees, Orme & Brown
    12. Afghanistan: National Capacity Needs Self-Assessment for Global Environmental Management (NCSA) and National Adaptation Programme of Action for Climate Change (NAPA) – Final Joint Report. (PDF; 8 MB) In: unfccc.int. Februar 2009, abgerufen am 13. April 2019 (englisch).
    13. Angaben für 2010 gemäß Bevölkerungsstastitik @1@2Vorlage:Toter Link/bevoelkerungsstatistik.deWorld Gazetteer (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)
    14. Population growth (annual) in Afghanistan. In: data.worldbank.org. Abgerufen am 19. Dezember 2018 (englisch).
    15. a b World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 9. Juli 2017.
    16. Conrad Schetter: II. Strukturen und Lebenswelten – Stammesstrukturen und ethnische Gruppen In: Bernhard Chiari (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte. Afghanistan. 3., durchges. und erw. Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76761-5, S. 124 (Wegweiser zur Geschichte. Afghanistan (Memento vom 9. August 2011 im Internet Archive)) vgl.: Conrad Schetter: Ethnizität und ethnische Konflikte in Afghanistan. Reimer, Juni 2003, ISBN 3-496-02750-9.
    17. Ethnische Gruppen: Paschtunen. In: liportal.de. Abgerufen am 23. Februar 2019.
    18. Afghanistan – Provincial Overviews, Afghanistan Tribal Map (Memento vom 28. April 2015 im Internet Archive)
    19. a b R. Ghirshman: Afghanistan, (ii) ethnography, in The Encyclopaedia of Islam. New Edition, CD-ROM Edition v. 1.0 ed., Leiden, Niederlande
    20. Bernt Glatzer: Afghanistan: Ethnic and tribal disintegration? In: William Maley (Hrsg.): Fundamentalism Reborn?: Afghanistan And The Taliban. New York University Press, New York 1998, ISBN 0-8147-5585-2, S. 170.
    21. Migration Report 2017. UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
    22. Origins and Destinations of the World’s Migrants, 1990–2017. In: pewglobal.org. 2017, abgerufen am 2. Oktober 2018 (englisch).
    23. Harald Haarmann: Sprachen-Almanach – Zahlen und Fakten zu allen Sprachen der Welt. Campus-Verl., Frankfurt/Main 2002, ISBN 3-593-36572-3, S. 273–274; Afghanistan
    24. Parsi, Farsi, Persisch Deri und Dari – Terminologie, Klärung der wichtigen Begriffe des Persischen. In: afghan-aid.de. Förderverein für das Schulwesen und die Medizinische Versorgung in Afghanistan, abgerufen am 16. August 2018.
    25. Johann Friedrich Kleuker, Zend-Avesta: Zoroasters lebendiges Wort, worin die Lehren und Meinungen […], Band 2, Riga 1777, S. 37–38, 92–93.
    26. Josep von Hammer-Purgstall: Schönen Redekünste Persiens, mit einer Blühtenlese aus zweihundert persischen Dichter. Wien 1818, S. 3.
    27. Peter Snoy in: Willi Kraus (Hrsg.): Afghanistan: Natur, Geschichte u. Kultur, Staat, Gesellschaft. 1975, S. 183.
    28. Christenverfolgung in Afghanistan: Aufruf von Christen im Exil. In: zenit.org. 23. Juni 2010, archiviert vom Original am 13. September 2014; abgerufen am 22. Januar 2019.
    29. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
    30. Matthias Gebauer, Shoib Najafizada: Gesetz regelt Sexualverkehr mit Ehemännern. In: Spiegel Online, 4. April 2009.
    31. South Asia – Afghanistan. In: The World Factbook. CIA, archiviert vom Original am 27. Dezember 2018; abgerufen am 28. Februar 2019 (englisch, Originalseite ist nicht persistent; Angaben beruhen auf archivierter Version).
    32. Neues Schuljahr in Afghanistan. In: unicef.de. 22. März 2006, archiviert vom Original am 6. Oktober 2006; abgerufen am 17. März 2019.
    33. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Afghanistan/Kultur-UndBildungspolitik.html
    34. Human Development Data (1990-2015) | Human Development Reports. Abgerufen am 2. August 2018 (englisch).
    35. http://www.mohe.gov.af/?lang=da&p=gov (Die Liste eng. nicht vollständig) bzw. http://www.mohe.gov.af/?p=gov
    36. http://www.mohe.gov.af/?lang=da&p=private bzw. http://www.mohe.gov.af/?p=private
    37. Über 350.000 afghanische Rückkehrer aus Pakistan im Gesamtjahr 2007. UNHCR, 5. November 2007, archiviert vom Original am 18. Mai 2007; abgerufen am 25. August 2017.
    38. Ausländeranteil in Deutschland bis 2016 | Statistik. Abgerufen am 9. Juli 2017.
    39. dpa/NZZ vom 3. Oktober 2018 auf Seite 2.
    40. Fischer Weltalmanach 2003.
    41. Sophie Mühlmann: „Vater der Nation“ Sahir Schah begraben. In: welt.de. 24. Juli 2007, abgerufen am 2. September 2018.
    42. Nikolas K. Gvosdev: The Soviet Victory That Never Was. Foreign Affairs 10. Dezember 2009.
    43. Amin Saikal: Modern Afghanistan: A History of Struggle and Survival. 2006 1. Auflage. I. B. Tauris & Co Ltd., London New York, 2004, ISBN 1-85043-437-9, S. 352.
    44. Matinuddin, Kamal: The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994–1997, Oxford University Press, (1999), S. 25–6.
    45. a b c Document – Afghanistan: Further information on fear for safety and new concern: deliberate and arbitrary killings: Civilians in Kabul. In: amnesty.org. 16. November 1995, archiviert vom Original am 7. Juli 2014; abgerufen am 12. September 2019 (englisch).
    46. Afghanistan: escalation of indiscriminate shelling in Kabul. International Committee of the Red Cross, 1995, abgerufen am 21. Januar 2011.
    47. a b c d e f g Marcela Grad: Massoud: An Intimate Portrait of the Legendary Afghan Leader. 2009-03-01 Auflage. Webster University Press, S. 310.
    48. Starving to Death – Afghanistan. (YouTube-Video) In: ABC Australia/Journeyman Pictures. Journeyman Pictures, März 1996, abgerufen am 26. Mai 2011 (englisch).
    49. Coll: Ghost Wars. (New York: Penguin, 2005), 14.
    50. Massoud’s last stand against the Taliban auf YouTube
    51. Documents Detail Years of Pakistani Support for Taliban, Extremists. In: George Washington University. 2007, abgerufen am 21. Januar 2011.
    52. a b c Inside the Taliban. National Geographic Society, 2007, abgerufen am 21. Januar 2011.
    53. History Commons. History Commons, 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Januar 2014; abgerufen am 21. Januar 2011.
    54. a b c Ahmed Rashid: Afghanistan resistance leader feared dead in blast. The Telegraph, 2001, abgerufen am 21. Januar 2011 (englisch).
    55. The Taliban’s War on Women. A Health and Human Rights Crisis in Afghanistan. (PDF) Physicians for Human Rights, 1998, archiviert vom Original am 2. Juli 2007; abgerufen am 21. Januar 2011.
    56. a b c d Taliban massacres outlined for UN. In: Newsday. Chicago Tribune, Oktober 2001, abgerufen am 21. Januar 2011.
    57. a b c d Newsday: Confidential UN report details mass killings of civilian villagers. newsday.org, 2001, archiviert vom Original am 18. November 2002; abgerufen am 12. Oktober 2001.
    58. a b Steve Coll: Ghost Wars: The Secret History of the CIA, Afghanistan, and Bin Laden, from the Soviet Invasion to September 10, 2001. 2004-02-23 Auflage. Penguin Press HC, S. 720.
    59. a b c Massoud in the European Parliament 2001. EU media, 2001, abgerufen am 21. Januar 2011.
    60. Inside the Taliban. National Geographic Society, 2007, archiviert vom Original am 13. August 2011; abgerufen am 21. Januar 2011.
    61. Defense Intelligence Agency (2001) report. In: George Washington University (PDF, englisch).
    62. Hans Joachim Schneider: Internationales Handbuch der Kriminologie: Grundlagen der Kriminologie. Band 1, 1. Auflage. Walter de Gruyter, 2007, ISBN 978-3-89949-130-2, S. 802.
    63. http://www.bpb.de/publikationen/ES0GG0,2,0,Afghanistan_unter_dem_Terror_der_Taliban.html#art2
    64. International Crisis Group: Countering Afghanistan’s Insurgency (Memento vom 6. August 2009 im Internet Archive)
    65. a b The Sun in the Sky: The relationship between Pakistan’s ISI and Afghan insurgents. (PDF) Abgerufen am 12. Dezember 2010.
    66. Jamestown Foundation Terrorism Conference 2010, Amrullah Saleh speech. 2010, abgerufen am 6. März 2014.
    67. UN: Taliban Responsible for 76 % of Deaths in Afghanistan. In: The Weekly Standard. 10. August 2010, abgerufen am 6. März 2014.
    68. a b c Rod Nordland: Afghan Rights Groups Shift Focus to Taliban. In: The New York Times. 13. Februar 2011, abgerufen am 6. März 2014.
    69. a b AIHRC Calls Civilian Deaths War Crimedatum=2011-01-13. In: Tolonews. Archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 6. März 2014.
    70. Marc Thörner: Der Krieg hinter dem Krieg. In: Deutschlandradio. 25. August 2010, abgerufen am 23. März 2011.
    71. Marc Thörner: Afghanistan wählt: Zwischen Freund und Feind. In: Deutschlandradio. 19. August 2009, abgerufen am 23. März 2011.
    72. Abdullah droht mit Boykott. In: Süddeutsche Zeitung, 31. Oktober 2009.
    73. Abdullah boykottiert Stichwahl in Afghanistan. In: Die Welt, 1. November 2009.
    74. Push launched against Haqqanis in border areas. Pajhwok.com, 18. Oktober 2011, archiviert vom Original am 31. Dezember 2013; abgerufen am 3. Juni 2014.
    75. Jürgen Webermann: Afghanistan – Kabul zwischen Angst und Trotz. In: deutschlandfunk.de. 12. August 2015, abgerufen am 21. April 2019.
    76. Ahmed Rashid: Descent into Chaos: the United States and the Failure of Nation Building in Afghanistan. Viking, New York 2008, ISBN 978-0-670-01970-0, S. 217.
    77. Nach den Parlamentswahlen in Afghanistan – Ungenügender Status Quo. In: de.qantara.de. 25. Januar 2011, abgerufen am 26. März 2019.
    78. swp-berlin.org (Memento vom 2. Dezember 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
    79. Matthias Gebauer: Afghanistan zittert vor den unmöglichen Wahlen. In: Spiegel Online, 24. August 2010.
    80. https://www.amnesty.de/jahresbericht/2013/afghanistan
    81. Afghanistan: Kinderehen und häusliche Gewalt gefährden Fortschritt. In: Human Rights Watch, 4. September 2013.
    82. Joseph Goldstein: U.S. Soldiers Told to Ignore Sexual Abuse of Boys by Afghan Allies. In: The New York Times, 20. September 2015 (englisch).
    83. Arif Rafiq: The Persecution of Afghanistan’s Hazaras Has Less to Do with Religion Than You Think. In: nationalinterest.org. 28. Juli 2016, abgerufen am 1. Juni 2019 (englisch).
    84. Immigration and Refugee Board of Canada. Abgerufen im Jahr 2017.
    85. "IV. Culpability". Blood-Stained Hands: Past Atrocities in Kabul and Afghanistan’s Legacy of Impunity (Report). Human Rights Watch. 2006.
    86. https://www.hrw.org/report/2005/07/06/blood-stained-hands/past-atrocities-kabul-and-afghanistans-legacy-impunity#3f7630
    87. https://www.hrw.org/report/2005/07/06/blood-stained-hands/past-atrocities-kabul-and-afghanistans-legacy-impunity#96a8e1
    88. http://www.hazarapeople.com/2011/02/09/afshar-massacre-1993/
    89. http://www.zenithonline.de/deutsch/recht-consulting/a/artikel/fragwuerdige-kriegshelden-003233/
    90. Auswärtiges Amt: Auswärtiges Amt – Außenpolitik. In: Auswärtiges Amt DE. (auswaertiges-amt.de [abgerufen am 29. Juli 2018]).
    91. A. B. C. News: Why the US persists in Afghanistan after 17 years of fighting. 3. Februar 2018, abgerufen am 29. Juli 2018 (englisch).
    92. Ausländer aus Afghanistan in Deutschland bis 2017 | Statistik. Abgerufen am 29. Juli 2018.
    93. Der Fischer Weltalmanach 2008. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-596-72008-8.
    94. http://www.nato.int/isaf/docu/epub/pdf
    95. Katja Gelinsky: Obama will Afghanistans Armee massiv stärken. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. März 2009.
    96. Informationsblatt über ISAF Stützpunkte und Truppenstärken der beteiligten Nationen, NATO Homepage, PDF-Dokument, Daten vom 4. März 2011 (Memento vom 6. April 2011 im Internet Archive), abgerufen am 8. März 2011.
    97. Troop Numbers & Contributions | ISAF (Memento vom 28. Mai 2010 im Internet Archive), abgerufen am 8. März 2011.
    98. Informationsblatt des US-Verteidigungsministeriums über weltweit stationierte US-Truppen, US-Verteidigungsministerium, PDF-Dokument, Daten vom 30. Juni 2008 (online (Memento vom 19. Oktober 2012 im Internet Archive); PDF; 20 kB), abgerufen am 1. Februar 2009.
    99. Afghanistan: Vorsicht Minengefahr! In: Spiegel Online. 18. Januar 2002, abgerufen am 1. September 2018.
    100. Mary Wareham: Afghanistan: Ein unsichtbarer Feind. In: Human Rights Watch, 2. Oktober 2003.
    101. The World Factbook — Central Intelligence Agency. Abgerufen am 6. August 2018 (englisch).
    102. BMWI, Länderinformationen,, abgerufen am 8. März 2011.
    103. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 10. März 2018 (amerikanisches Englisch).
    104. Country Rankings: World & Global Economy Rankings on Economic Freedom. Abgerufen am 4. Dezember 2017.
    105. Ranking of economies – Doing Business – World Bank Group. Abgerufen am 10. März 2018.
    106. | Human Development Reports. Abgerufen am 5. Dezember 2017 (englisch).
    107. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 24. August 2018 (amerikanisches Englisch).
    108. a b c d e John Shroder: Afghanistan’s development and functionality: Renewing a collapsed state. In: GeoJournal. Band 70, Nr. 2-3, 19. April 2008, S. 91–107, doi:10.1007/s10708-008-9132-1 (Open Access).
    109. a b UNODC Afghanistan Opium Survey 2007 Executive Summary (PDF, 2,0 MB)
    110. Special Report: Opiates for the masses. In: Nature, Bnd. 449, S. 268f, 20. Sept. 2007.
    111. UNO: Afghanistan ist weltweit größter Haschisch-Produzent (Memento vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today) (n24.de, 31. März 2010, abgerufen am 5. April 2013)
    112. Janet Kursawe: Afghanischer Teufelskreis. Suedasien.info, 5. April 2007
    113. 5,5 bis 11,3 Millionen Tonnen sind etwa 1 bis 2 % der weltweiten Vorkommen, die wirtschaftlich gefördert werden können. (nach United States Geological Survey, World Mine Production, Reserves, and Reserve Base (PDF; 86 kB), 2008, abgerufen am 26. Oktober 2009).
    114. a b Alissa J. Rubin: Afghan Officials Elated by Minerals Report. In: The New York Times, 14. Juni 2010 (englisch).
    115. Wer profitiert vom Afghanistan-Wunder? In: Bild, 14. Juni 2010.
    116. Ansgar Graw: Afghanistan verfügt über verborgene Ressourcen. In: Die Welt, 14. Juni 2010.
    117. USA finden riesige Rohstofflager in Afghanistan. In: Spiegel Online, 14. Oktober 2010.
    118. technologyreview.com: Mobile Payments Try to Take Root in Afghanistan, Februar 2011
    119. michaelyon-online.com: One Cell Phone at a Time: Countering Corruption in Afghanistan
    120. mobile-financial.com: Afghanistan takes to m-payments, April 2012 (Memento vom 11. April 2012 im Internet Archive)
    121. Transparency International e. V.: Corruption Perceptions Index 2016. In: www.transparency.org. (transparency.org [abgerufen am 9. Februar 2018]).
    122. Jamil Danish: Afghanistan’s corruption epidemic is wasting billions in aid. 3. November 2016, abgerufen am 5. April 2018 (englisch).
    123. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 14. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
    124. Paris Club creditors agree to provide 100 % debt relief to Afghanistan (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive) 17. März 2010.
    125. Pajhwok Afghan News: Russia, Germany to give Afghanistan debt relief (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) 7. August 2007.
    126. IMF and World Bank Announce US$1.6 Billion in Debt Relief to Afghanistan. Press Release No:2010/242/SAR. In: News & Broadcast. Weltbank, 26. Januar 2010, abgerufen am 25. August 2013.
    127. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
    128. Global Rankings 2018 | Logistics Performance Index. Abgerufen am 14. September 2018 (englisch).
    129. sari-energy.org: Afghanistan – Energy Sector Overview (Memento vom 13. März 2012 im Internet Archive)
    130. Asian Development Bank: New Transmission Line Brings Stable Power Supply to Kabul for First Time in Decades, Mai 2009 (Memento vom 21. Januar 2012 im Internet Archive)
    131. a b Ahmad Murtaza Ershad et al., Analysis of solar photovoltaic and wind power potential in Afghanistan. In: Renewable Energy 85, (2016), 445-453, doi:10.1016/j.renene.2015.06.067.
    132. Afghan Energy Information Center (AEIC) Securing Afghanistan’s Future, 17. März 2004. Abgerufen am 25. August 2017.
    133. afghaneic.org: Wind Energy (Memento vom 3. Januar 2012 im Internet Archive)
    134. Babak Khalatbari 2007: Erfolgsmeldungen aus Afghanistan
    135. Peter Wonacott: Afghan Road Project Shows Bumps in Drive for Stability, auf The Wall Street Journal-Online, 17. August 2009, abgerufen am 24. Oktober 2009.
    136. USAID Afghanistan: Infrastructure. Archivlink (Memento vom 3. September 2009) Abgerufen am 24. Oktober 2009.
    137. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/af.html
    138. Wulf Schmiese: „Die Gefahr ist größer geworden“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2008.
    139. Islamic Republic of Afghanistan Ministry of Transport and Civil Aviation Afghanistan Airports (Memento vom 7. Juli 2014 im Internet Archive), abgerufen am 16. März 2009.
    140. Islamic Republic of Afghanistan Ministry of Transport and Civil Aviation Air Companies operating or connected to Afghanistan (Memento vom 13. Juni 2009 im Internet Archive), abgerufen am 17. März 2009.
    141. First major Afghan railway opens. Railway Gazette International, 25. August 2011, abgerufen am 26. August 2011 (englisch).
    142. Afghan rebuild underway. In: www.railwaygazette.com. 12. Juli 2007, archiviert vom Original am 25. Mai 2009; abgerufen am 18. Dezember 2008 (englisch).
    143. Construction of Afghan railway launched. In: railwaygazette.com. 27. Januar 2010, abgerufen am 1. September 2019 (englisch).
    144. Vgl. Agreement signed for north-south corridor. In: www.railwaygazette.com. 23. September 2010, abgerufen am 24. September 2010 (englisch).
    145. mobileworldlive.com
    146. Internet Users by Country (2016) – Internet Live Stats. Abgerufen am 9. Juli 2017 (englisch).
    147. a b Weltbank. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
    148. Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Medizinische Versorgung in Afghanistan, Januar 2010.
    149. Prevalence of undernourishment (% of population) | Data. Abgerufen am 10. März 2018 (amerikanisches Englisch).
    150. UNESCO, auf: Offizielle Webseite: UNESCO World Heritage (online), abgerufen am 19. März 2009.
    151. Die Videoblogs der ARD-Korrespondenten (Memento vom 14. November 2016 im Internet Archive) Dilli, Dilli – Geschichten aus Delhi von Markus Spieker, 11. November 2016, 9:13 Uhr, 8 min., abgerufen am 14. November 2016
    152. Georg Morgenstierne: Die afghanische Literatur. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 20, München 1988, S. 541.
    153. Paschto. In: universal_lexikon.deacademic.com. Abgerufen am 5. September 2018.
    154. James Darmesteter: Chants populaires des Afghans. Paris 1888–1890, 3 Bde.
    155. Sa'duddin Schpun/Aschraf Ghani: Die moderne Prosa in Paschtu. (= Geistige Begegnung Bd. LIV.) Erdmann Verlag Tübingen/Basel 1977, S. 32 ff.
    156. a b c Monika Pappenfuß: Die moderne Literatur Afghanistans. In: kabulnath.de.
    157. Schpun/Ghani, S. 38.
    158. Latif Nazimi: Die moderne Prosa in Dari. In: Afghanistan. Moderne Erzähler der Welt. (= Geistige Begegnung Bd. LIV). Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1977, S. 14 ff.
    159. Zum Folgenden vgl. auch Sayed Haschmatullah Hossaini: Die Erzählprosa der Dari-Literatur in Afghanistan 1900 – 1978. (= Poetica – Schriften zur Literaturwissenschaft, Band 108.) Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010. ISBN 978-3-8300-5000-1.
    160. Nazimi, S. 23 f.
    161. UNESCO: Silkroad. Literatur der Seidenstraße (engl.), S. 854 (pdf)
    162. Mohammad Afsar Rahbin: ‘Drugs Threaten the Entire Nation-building Process’ In: The Huffington Post, 6. November 2014 (Interview mit Mohammad Afsar Rahbin, englisch).
    163. Rangliste der Pressefreiheit 2019. (PDF; 380 KB) In: reporter-ohne-grenzen.de. 2019, abgerufen am 10. September 2019.

    Koordinaten: 34° N, 66° O