Horst Hrubesch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. September 2016 um 19:47 Uhr durch Scialfa (Diskussion | Beiträge) (→‎Einzelnachweise: kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Horst Hrubesch
Horst Hrubesch (2016)
Personalia
Geburtstag 17. April 1951
Geburtsort HammDeutschland
Größe 188 cm
Position Mittelsturm

Horst Hrubesch (* 17. April 1951 in Hamm), Spitzname: Kopfballungeheuer, ist ein ehemaliger deutscher Fußballtrainer und Fußballspieler. Von 2000 bis 2016 war er für den Deutschen Fußball-Bund in der Jugendarbeit tätig und zuletzt Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft sowie Trainer der deutschen Olympiaauswahl.

Er spielte in der Bundesliga ab 1975 als Mittelstürmer für Rot-Weiss Essen, den Hamburger SV und Borussia Dortmund, außerdem in der belgischen Première Division für Standard Lüttich. Mit dem HSV wurde er 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister und gewann 1983 den Europapokal der Landesmeister. Insgesamt erzielte er in 224 Bundesligaspielen 136 Tore, was nach Gerd Müller die zweitbeste Tor-pro-Spiel-Ausbeute der Bundesliga ist. Als Nationalspieler wurde er 1980 Europameister und 1982 Vizeweltmeister.

Spielerkarriere

Verein

Hrubesch arbeitete bis zu seinem Wechsel zu Rot-Weiss Essen als Dachdecker. Nebenbei spielte er sowohl Handball als auch Fußball im Ligabetrieb, zuletzt beim SC Westtünnen.[1] Als Amateur kam Hrubesch 1975 im Alter von 24 Jahren über die Stationen FC Pelkum, Germania Hamm, Hammer SpVg und SC Westtünnen direkt in die Bundesliga zu Rot-Weiss Essen, ohne zuvor Jugendauswahlspiele bestritten zu haben, war aber schon als Spieler in der Kreisauswahl Unna-Kamen-Hamm aktiv gewesen.[1] Entdeckt wurde er dabei nach dessen Aussage von seinem Trainer und späteren Mitspieler in Essen, Werner Lorant.[2] In zwei Spielzeiten bei RWE kam er auf 48 Einsätze und 38 Tore. Nach dem Bundesliga-Abstieg der Essener 1977 blieb er an der Hafenstraße. In der folgenden Saison in der 2. Bundesliga (1977/78) erzielte er 42 Treffer[3]. Die Mannschaft erzielte insgesamt 82 Tore.

Daraufhin war er in Essen nicht mehr zu halten. Der Hamburger SV verpflichtete den begehrten Torjäger, an dem auch Eintracht Frankfurt interessiert war.

Beim HSV profitierte Hrubesch von zwei Top-Trainern: 1978 war Branko Zebec im Amt, ab 1981 Ernst Happel. Die Klasse der Mitspieler Kevin Keegan, Felix Magath, Ivan Buljan, Jimmy Hartwig, Peter Nogly oder Manfred Kaltz (Ära Zebec), Uli Stein, Ditmar Jakobs, Lars Bastrup, Wolfgang Rolff, Holger Hieronymus oder Jürgen Milewski in der Ära Happel brachten Hrubesch deutlich weiter. Zusätzlich zum bereits starken Kopfballspiel verbesserte Horst Hrubesch auch in anderen Bereichen sein fußballerisches Potential.

Der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1982/83 mit dem HSV gegen die mit Weltmeistern gespickte Mannschaft von Juventus Turin war der sportliche Höhepunkt in der Laufbahn des Horst Hrubesch. Der HSV setzte sich auf dem Weg zum Finale am 25. Mai in Athen gegen den Berliner FC Dynamo, Olympiakos Piräus, Dynamo Kiew und Real San Sebastián durch.

Gefürchtet war Hrubesch vor allem wegen seiner Kopfballstärke. Daher stammt auch sein Spitzname „Kopfballungeheuer“. Er profitierte vor allem von den Hereingaben von Manfred Kaltz, den sogenannten „Bananenflanken“. Dazu passend lieferte er in einem Fernsehinterview den Ausspruch: „Manni Banane, ich Kopf – Tor“.

In der Bundesliga-Saison 1981/82 wurde Hrubesch mit 27 Treffern Torschützenkönig. Legendär war sein Tor zum 4:3-Sieg beim FC Bayern München am 24. April 1982 in der 90. Minute. Der Sieg war eine entscheidende Station auf dem Weg zur Meisterschaft.

1983 wechselte er in die erste belgische Liga zu Standard Lüttich, wo er bis 1985 blieb und in 43 Spielen 17 Tore schoss.[4] Danach kehrte er in die Bundesliga zu Borussia Dortmund zurück, beendete aber ein Jahr später verletzungsbedingt nach nur 17 Spielen seine aktive Karriere.

Nationalmannschaft

Hrubesch wurde auch in die Nationalmannschaft berufen, war dort allerdings nicht unumstritten. Er debütierte am 2. April 1980 in München beim 1:0-Sieg gegen Österreich. 1980 wurde er in Italien Europameister. Für das Turnier war er lediglich nachnominiert worden, weil Klaus Fischer sich zuvor verletzt hatte.[5] Beim 2:1-Sieg im Endspiel gegen Belgien erzielte er beide Tore. Es waren seine ersten Tore in der Nationalmannschaft.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 wurde er Vize-Weltmeister. Im WM-Halbfinale in Sevilla gegen Frankreich am 8. Juli verwandelte er im Elfmeterschießen den entscheidenden Elfmeter zum Endstand von 5:4, obwohl ursprünglich Karl-Heinz Förster als Elfmeterschütze vorgesehen war.[6] Nach 120 Minuten hatte es 3:3 gestanden, wobei Hrubeschs Kopfballrückgabe von der Torauslinie auf Klaus Fischer dessen Fallrückzieher-Ausgleich zum 3:3 ermöglichte. Das WM-Finale gegen Italien wurde dann 1:3 verloren. Es war sein letztes Länderspiel. Nach der Weltmeisterschaft beendete er seine Nationalmannschaftskarriere.[7]

Für die Nationalelf spielte Hrubesch von 1980 bis 1982 in 21 Spielen und erzielte dabei sechs Tore.[8]

Trainerlaufbahn

1986 übernahm Hrubesch als Trainer seinen ehemaligen Verein Rot-Weiss Essen, den er als Aufsteiger auf den 10. Platz in der 2. Bundesliga führte. In der Bundesliga betreute er von November 1994 bis Februar 1995 Dynamo Dresden als Trainer. Bei der Europameisterschaft 2000 war er Assistent des Bundestrainers Erich Ribbeck.

Als Nachwuchstrainer beim DFB gewann Hrubesch mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft am 26. Juli 2008 bei der U-19-Fußball-Europameisterschaft 2008 den EM-Titel durch ein 3:1 im Finale gegen Italien. Im Anschluss wurde die U-19-Mannschaft zur U-20-Nationalmannschaft, die Hrubesch weiterhin coachte und mit der er bei der U-20-WM im Herbst 2009 im Viertelfinale an Brasilien scheiterte. Als Interimstrainer betreute er auch die U-21-Nationalmannschaft bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft 2009 im Sommer 2009. Mit dieser Mannschaft wurde er nach einem 4:0-Finalsieg über England Europameister.

Nach einem Engagement als Trainer der U-18-Junioren des DFB war Hrubesch seit dem 21. Juni 2013 erneut Trainer der U-21-Nationalmannschaft. Bei der U-21-EM 2015 scheiterte er mit seinem Team im Halbfinale mit 0:5 zwar deutlich an der portugiesischen Mannschaft, qualifizierte sich aber durch die Teilnahme am Halbfinale für das Olympische Fußballturnier 2016 in Brasilien; seit 1988 hatte keine deutsche Männerfußballmannschaft an Olympischen Spielen teilgenommen. Am Turnier nahm Hrubesch als Trainer mit der Olympiaauswahl teil und gewann mit ihr die Silbermedaille. Im Viertelfinale wurde Portugal mit 4:0 geschlagen, im Halbfinale Nigeria mit 2:0. Im Finale unterlag die deutsche Olympiamannschaft nach einem 1:1 der Mannschaft von Brasilien mit 4:5 im Elfmeterschießen. Mit dem Gewinn der Silbermedaille beim Olympischen Fußballturnier 2016 in Rio de Janeiro endete auch die Trainerlaufbahn Hrubeschs.[9][10]

Auszeichnungen

2009 erhielt Hrubesch den erstmals vergebenen Trainerpreis des Deutschen Fußball-Bunds.

Privates

Hrubesch ist seit seiner Kindheit begeisterter Angler an Binnengewässern. Nach seinem Wechsel nach Hamburg erschloss er sich auch das Angeln an der See. Mangels verfügbarer Fachliteratur verfasste er mit Hilfe eines Co-Autors ein Buch über das Dorschangeln, das in drei Auflagen verkauft und auch in Skandinavien verlegt wurde.[11] Das Buch ist vergriffen.

Mit seiner Ehefrau Angelika betrieb Horst Hrubesch einen Pferdezuchtbetrieb in der östlichen Lüneburger Heide und widmete sich hier erfolgreich der jungen Pferderasse Edelbluthaflinger. Neben seiner Tätigkeit als Trainer war Hrubesch bis Ende 2013 auch als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Edelbluthaflinger tätig.[12] 2015 gab er die Pferdezucht auf und zog in die Nähe seiner beiden Kinder und vier Enkelkinder nach Boostedt bei Neumünster in Schleswig-Holstein.[13][14]

Veröffentlichungen

  • Horst Hrubesch, Dieter Schicker: Dorschangeln vom Boot und an den Küsten. Parey Buchverlag, Berlin 1980, ISBN 3-490-07214-6.

Literatur

  • Andreas Schier: Horst Hrubesch. Die Biografie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-07059-9.

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b derwesten.de:Interview mit Hrubesch vom 9. Oktober 2014, abgerufen am 9. Oktober 2014
  2. merkur-online vom 20. August 2012: Werner Lorant im Interview : "Die Zeit bei den Löwen war mit die schönste", abgerufen am 2. März 2015
  3. http://www.fussballdaten.de/spieler/hrubeschhorst/
  4. Matthias Arnhold: Horst Hrubesch - Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 27. März 2015, abgerufen am 8. April 2015.
  5. Hrubesch köpft DFB-Elf zum Titel auf uefa.com vom 18. Juli 2011, abgerufen am 12. September 2014
  6. Lass mal Kalle, ich mach das, Hamburger Abendblatt, 1. Juni 2010
  7. Captain Countdown im Spiegel vom 28. März 1983, abgerufen am 12. September 2014
  8. Matthias Arnhold: Horst Hrubesch - International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 27. März 2015, abgerufen am 8. April 2015.
  9. Ende einer großen Karriere Mitteilung auf dfb.de, 21. August 2016
  10. Olympia 2016: Bewegender Abschied der Nationalelf von Horst Hrubesch,welt.de, 21. August 2016
  11. 11 Freunde, 50 Spieler – 50 Jahre, Heft #138, Mai 2013, S. 57
  12. Vorstand der IG Edelbluthaflinger, abgerufen am 5. März 2014
  13. Horst Hrubesch: "Fußball geht nicht auf Knopfdruck", Die Zeit, 23. Juli 2015
  14. U21-EM: Das Geheimnis über Hrubeschs Verhältnis zu seinen Jungs; Hamburger Abendblatt, 27. Juni 2015