Alexander Winokurow

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Alexander Winokurow
Alexander Winokurow bei der Tour de France 2012
Alexander Winokurow bei der Tour de France 2012
Zur Person
Spitzname Wino
Geburtsdatum 16. September 1973
Nation Kasachstan Kasachstan
Disziplin Straße
Zum Team
Aktuelles Team Astana Qazaqstan Team
Funktion Teammanager
Doping
2007 Fremdblutdoping
Internationale Team(s)
1998–1999
2000–2005
2006–2007, 2009–2012
Casino
Telekom
Astana
Wichtigste Erfolge
Grands Tours
Goldenes Trikot Vuelta a España 2006
Olympische Spiele
Silber Straßenrennen 2000
Gold Straßenrennen 2012
Weltmeisterschaften
Bronze Zeitfahren 2004, 2006
Letzte Aktualisierung: 28. Juli 2012

Alexander Nikolajewitsch Winokurow (russisch Александр Николаевич Винокуров, häufig auch nach der französischen Transkription Alexandre Vinokourov, * 16. September 1973 im Dorf Bischkul bei Petropawlowsk, Kasachische SSR) ist ein ehemaliger kasachischer Radrennfahrer. Sein größter Erfolg war der Olympiasieg im Straßeneinzelrennen 2012 in London. Unmittelbar danach erklärte er das Ende seiner sportlichen Karriere und wurde Manager des Astana Pro Teams.

Karriere

Weg in den Radsport

Alexander Winokurow wuchs in seinem Geburtsort Bischkul auf; sein Vater war Elektriker, seine Mutter Hausfrau. Seine Familie hatte keine sportlichen Ambitionen, aber Winokurow fiel früh durch seinen Ehrgeiz auf. Ab der fünften Klasse besuchte er die Kinder- und Jugendsportschule in Petropawl und begann im Alter von elf Jahren mit dem Radsport. 1986 gewann er ein Rennen, an dem Schüler aus ganz Kasachstan teilnahmen, obwohl er der kleinste und jüngste im Feld war. Nach Abschluss der Schule besuchte er die Pädagogische Hochschule von Petropawl und studierte Sport und Biologie. 1997 zog er, nachdem er geheiratet hatte, nach Saint-Étienne in Frankreich.[1]

Erste Profijahre

1998 wurde Alexander Winokurow Radprofi beim französischen Radsportteam Casino. Im selben Jahr wurde er unter anderem Gesamtsieger bei den Vier Tage von Dünkirchen. Nach einer erfolgreichen Saison 1999 – Winokurow gewann unter anderem das Etappenrennen Dauphiné Libéré – wechselte er zum deutschen Team Telekom. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney wurde er im Straßenrennen Zweiter hinter Jan Ullrich. In der Saison 2001 gewann er die Deutschland Tour und 2002 Paris–Nizza. Bei der Tour de Suisse 2002 entschied er die Etappe nach Samnaun für sich.

Im März 2003 gewann Winokurow erneut Paris–Nizza; seinen Sieg widmete er seinem Landsmann und Freund Andrei Kiwiljow, der bei dem gleichen Rennen tödlich verunglückt war.[2] Im Mai gewann er das Weltcuprennen Amstel Gold Race und im Juni die Tour de Suisse. Diese Leistung krönte er im Juli mit dem dritten Platz bei der Tour de France, einem Etappensieg und der Auszeichnung als kämpferischster Fahrer.

Bei der Tour de Suisse 2004 stürzte Winokurow und musste daher die Tour de France absagen.[3] Erst im Herbst kam er wieder in Form, gewann die Regio-Tour und holte Bronze beim Zeitfahren der Straßenweltmeisterschaft.

Im April 2005 gewann er den Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich. Am 26. Juni wurde er kasachischer Straßenmeister. Bei der Tour de France 2005 gewann er am 13. Juli die elfte Etappe von Courchevel nach Briançon und die abschließende Etappe nach Paris. Im Gesamtklassement wurde er Fünfter, zwei Plätze hinter dem später disqualifizierten Teamkapitän Jan Ullrich (wodurch Winokurow nachträglich auf Platz vier vorrückte).

Dopingskandale und Vueltasieg

Während der Tour de France 2005 gab Winokurow bekannt, dass er das T-Mobile-Team verlassen werde. Mit seiner neuen Mannschaft Liberty Seguros-Würth erhoffte er sich in den folgenden Jahren einen Sieg bei der Tour.[4]

Im Mai 2006 wurde das Once-Team in den Dopingskandal Fuentes verstrickt.[5] Der Hauptsponsor Liberty Seguros beendete sofort sein Engagement, und der Ausschluss von der Tour de France drohte. Winokurow nahm daraufhin mit dem Premierminister von Kasachstan Kontakt auf und erreichte, dass ein Konsortium aus fünf Wirtschaftsunternehmen neuer Hauptsponsor wird.[6][7] Wenige Tage später forderte die Tour-Leitung das Team aufgrund der Verwicklungen in den Dopingskandal zum freiwilligen Startverzicht auf, doch die Teamleitung weigerte sich, und die Tour-Leitung zog vor den internationalen Sportgerichtshof, konnte eine Ausladung von Astana wegen Mangels an Beweisen aber nicht durchsetzen.[8]

Einen Tag vor der Tour wurde von der spanischen Polizei eine Liste mit allen Verdächtigen im Dopingskandal veröffentlicht, wozu auch fünf von neun Fahrern des Tour-Kaders von Astana gehörten. Die sportlichen Leiter aller Teams verständigten sich darauf, dass alle Fahrer auf der Dopingliste von der Tour ausgeschlossen wurden und keine Ersatzfahrer nachnominiert werden durften. Somit bestand der Tour-Kader von Astana nur noch aus vier Fahrern, und das Team war damit nicht mehr startberechtigt, da man mindestens sechs Fahrer benötigt.[9]

Winokurow wollte daraufhin zusammen mit dem kasachischen Konsortium Astana die damalige Betreibergesellschaft des Teams Astana Active Bay von den bisherigen Eigentümern Pablo Anton und Manolo Saiz übernehmen. Als Teamchef ab 2007 wollte er den ehemaligen Vuelta-a-España-Gewinner Tony Rominger gewinnen und hatte bereits den ehemaligen Teamchef von T-Mobile, Walter Godefroot, als Berater der sportlichen Leitung ins Team geholt. Winokurow selbst wollte 2008 als Sportlicher Leiter ins Team einsteigen.[10]

Winokurows erster Start nach dem Ausschluss von der Tour war bei der Deutschland Tour 2006. Bei der Vuelta a España im selben Jahr gewann er mit einem erfolgreichen Ausreißversuch kurz vor dem Ziel die achte Etappe von Ponferrada nach Lugo.[11]

Bereits auf der siebten Etappe, einer Bergankunft in Alto de El Morredero, hatte er 1500 Meter vor dem Ziel einen Ausreißversuch unternommen, war jedoch von Alejandro Valverde gestellt worden und belegte letztlich nur den sechsten Platz. Nachdem er beim Zeitfahren der neunten Etappe trotz Etappensieges nur acht Sekunden auf den Gesamtführenden Valverde gewonnen hatte und ein Angriffsversuch auf der 16. Etappe zum Calar-Alto-Observatorium von Valverde abgewehrt wurde, gelang es Winokurow auf der vorletzten Bergetappe am Tag darauf, Valverde weitere neun Sekunden zu distanzieren und die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen. Auf der folgenden 18. Etappe, der letzten Bergetappe, konnte er seinen Vorsprung auf 52 Sekunden ausbauen. Am übernächsten Tag gewann er an seinem 33. Geburtstag das abschließende Zeitfahren und sicherte sich den Gesamtsieg.

Bei den Straßenweltmeisterschaften 2006 gewann Winokurow mit dem dritten Platz im Einzelzeitfahren seine zweite Bronzemedaille bei einer Weltmeisterschaft.

Im Oktober 2006 wurde Winokurow durch den kasachischen Staat für seine Verdienste um den Radsport geehrt. Ministerpräsident Danial Achmetow überreichte Winokurow als erstem Sportler überhaupt den Orden „Für Verdienste um das Vaterland“.[12]

Vor Beginn der Tour de France 2007 wurde Winokurow als Favorit auf den Gewinn dieser Rundfahrt gehandelt.[13] Doch aufgrund eines Sturzes während der 5. Etappe konnte er diese Erwartungen zunächst nicht erfüllen. Am 24. Juli 2007 wurde bekannt, dass er beim Sieg im Einzelzeitfahren der 13. Etappe sowie drei Tage später auf der 15. Etappe positiv auf Blutdoping getestet worden war.[14][15] Dabei handelte es sich nicht um das im Dopingskandal Fuentes oft erwähnte Eigenblutdoping, sondern um Fremdblutdoping. Auch wenn Winokurow bis zu diesem Zeitpunkt jegliches Doping bestritt („Das ist nicht meine Art Rad zu fahren“), suspendierte ihn sein Team Astana zunächst und beendete, nach Bekanntgabe des Ergebnisses der B-Probe, die Vertragsverhältnisse. Das bei Winokurow in A- und B-Probe nachgewiesene Fremdblutdoping steht auf der Liste der verbotenen Methoden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Am 7. Dezember 2007 erklärte Alexander Winokurow seinen Rücktritt vom Radsport, nachdem er aufgrund der Doping-Vorfälle bei der Tour de France für ein Jahr gesperrt worden war. Dass der kasachische Verband Winokurow nur für ein Jahr sperrte, während in vergleichbaren Fällen Mindestsperren von zwei Jahren verhängt worden waren, wurde vom Weltradsportverband UCI scharf kritisiert.[16]

Comeback, Olympiasieg und Wechsel ins Teammanagement

Auf einer Pressekonferenz vor dem Start der Tour de France 2009 gab Winokurow sein Comeback bekannt. Dabei teilte er mit, dass er die Vuelta a España (29. Aug.–20. Sep.) bestreiten werde und auch einen Start bei der Straßen-WM in Mendrisio (23.–27. September) fest eingeplant habe. Am 4. August bestritt er bei dem Kriterium im südfranzösischen Castillon-la-Bataille sein erstes Rennen seit seinem Tour-Ausschluss am 24. Juli 2007. Als Mitglied des kasachischen Nationalteams nahm im August er an der viertägigen Tour de l’Ain in Frankreich teil.[17] Die dritte Etappe, ein Einzelzeitfahren, gewann er und sicherte sich somit seinen ersten Sieg nach seinem Comeback.

Am 25. April 2010 gewann Winokurow den Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich. In der Folge wurde ihm vorgeworfen, den Sieg vom Zweitplatzierten Alexander Kolobnew, mit dem er zusammen ausgerissen war, für 150.000 Euro gekauft zu haben. Als Beweis sollten gewechselte E-Mails und Überweisungen dienen.[18] Bei der anschließenden Tour de France 2010 belegte Winokurow den fünften Platz in der Gesamtwertung.

Auf der 9. Etappe der Tour de France 2011 brach er sich bei einem schweren Sturz einen Oberschenkel und war so gezwungen, die Tour frühzeitig zu beenden.[19] Anschließend nahm er am 17. Juli seinen Abschied vom aktiven Radsport.[20]

Am 22. September 2011 erklärte Winokurow seinen erneuten Rücktritt vom Rücktritt. Zunächst war nur noch ein einziger Renneinsatz beim Chrono des Nations als letztes Rennen geplant, jedoch ging er auch noch 2012 für das Team Astana an den Start.[21]

Am 28. Juli 2012 gewann Winokurow die Goldmedaille beim Straßenradrennen der 30. Olympischen Sommerspiele in London und erklärte im direkten Anschluss seinen endgültigen Rücktritt vom aktiven Radsport.[22] Anschließend wurde er General Manager des Astana Pro Teams.[23]

Im Zuge der Dopingermittlungen der Staatsanwaltschaft von Padua geriet Winokurow Ende 2014 in den Verdacht, als Fahrer Kunde des umstrittenen Sportmediziners Michele Ferrari gewesen zu sein. Ihm wird insbesondere auch vorgeworfen im Jahr 2010 noch als Fahrer mit Ferrari einen Vertrag über die Betreuung von mindestens zehn Astana-Fahrern vereinbart zu haben.[24]

Triathlon seit 2016

Im Juli 2016 startete er im Triathlon beim Ironman 70.3 Budapest (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen).[25]

Privates

Winokurow hat mit seiner Ehefrau Swetlana eine Tochter und zwei Söhne. Die Familie lebt in Monaco (Stand 2012).[26]

Trivia

Nach seinem Etappensieg bei der Tour de Suisse 2002 in Samnaun wurde ein bis dahin namenloser Berg zu seinen Ehren nach Winokurow benannt und trägt seitdem den Namen „Piz Vinokourov“.[27]

Erfolge

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2009

2010

2011

2012

Grand-Tour-Platzierungen

Grand Tour19992000200120022003200420052006200720082009201020112012
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro6
Gelbes Trikot Tour de FranceTour35151635DSQ14DNF31
Rotes Trikot Vuelta a EspañaVuelta28WDWD1WD
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen. DSQ: Disqualifikation.

Weblinks

Commons: Alexander Winokurow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vino’s Parents Recall His Childhood. Astana Cycling Team Fan Club, 25. September 2011, abgerufen am 17. November 2014 (englisch).
  2. Rad: Winokurow gewinnt Paris-Nizza. news.ch, 16. März 2002, abgerufen am 16. November 2014.
  3. Winokurow muss Tour abschreiben. Handelsblatt, 14. Juni 2004, abgerufen am 16. November 2014.
  4. Winokurow will den Tour-Sieg. ntv, 26. Juli 2005, abgerufen am 16. November 2014.
  5. Annette Jacobs: Dr. Fuentes' seltsame Ansichten. Stern, 7. Juli 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  6. radsport-news.com vom 23. November 2012:Macht Astana bei der Bewegung für glaubwürdigen Radsport mit?
  7. cyclingnews.com vom 3. Juni 2006: Sáiz's team becomes Astana-Würth
  8. Jaksche und Wino dürfen zur Tour. radsport-news.com, 22. Juni 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  9. Winokurow darf nicht starten. radsport-news.com, 30. Juni 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  10. Dominik Jozic: Godefroot kehrt in den Radsport zurück. Handelsblatt, 21. Juli 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  11. Vuelta: Winokurow gewinnt 8. Etappe. Hamburger Morgenpost, 2. September 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  12. Winokurow erhält hohen kasachischen Orden. radsport-news.com, 18. Oktober 2006, abgerufen am 16. November 2014.
  13. Winokurow bei englischen Buchmachern Tour-Favorit. radsport-news.com, 5. Juni 1007, abgerufen am 16. November 2014.
  14. spiegel.de vom 24. Juli 2007: Blutdoping bei Winokurow – Astana steigt aus
  15. spiegel.de vom 25. Juli 2007: Zweiter Blutdoping-Befund gegen Winokurow
  16. Winokurow tritt zurück. radsport-news.com, 7. Dezember 2007, abgerufen am 16. November 2014.
  17. auf radsport-news.com vom 6. August 2009: Winokurow startet bei Tour de l"Ain
  18. vom 5. Dezember 2013: Winokurow geht in Bestechungs-Affäre in die Offensive
  19. Tagebuch der Etappe auf letour.fr vom 10. Juli 2011
  20. Radprofi Winokurow beendet Karriere auf kurier.at, abgerufen am 17. Juli 2011
  21. radsport-news.com vom 22. September 2011: Winokurow macht weiter
  22. rp-online.de vom 28. Juli 2012: Vinokurow siegt und tritt zurück
  23. Winokurow wird Teammanager von Astana auf radsport-news.com v. 7. Oktober 2012
  24. Gazetta dello Sport: Systematisches Doping bei Astana. radsport-news.com, 10. Dezember 2014, abgerufen am 11. Dezember 2014.
  25. Karim Massimo arrived in Hungary to support Kazakhstani team at IronMan triathlon competition (30. Juli 2016)
  26. Alexander Winokurow tritt zum dritten Mal zurück. news.ch, 28. Juli 2012, abgerufen am 17. November 2014.
  27. ap.com vom 21. August 2002: Zuelle leads in Tour de Suisse