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Lübeck

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Wappen Karte
Wappen Lage der kreisfreien Stadt Lübeck in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Kreisfreie Stadt
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 13 m ü. NN
Fläche: 214,14 km²
Einwohner: 213.983 (31. Dez. 2005, Quelle: Stadt Lübeck)
Bevölkerungsdichte: 990 Einwohner je km²
Arbeitslosenquote: 15 % Juni 2006
Postleitzahl: 23501–23570 (alt: 2400)
Vorwahl: 0451 und 04502
Kfz-Kennzeichen: HL
Gemeindeschlüssel: 01 0 03 000
Stadtgliederung: 10 Stadtteile mit
35 Stadtbezirken
Adresse der
Stadtverwaltung:
Breite Straße 62
23539 Lübeck
Website: www.luebeck.de
E-Mail-Adresse: info@luebeck.de
Politik
Stadtpräsident: Peter Sünnenwold (CDU)
Bürgermeister: Bernd Saxe (SPD)

Die Hansestadt Lübeck (Aussprache regional mit gespanntem e, also [ˈlyːbek], verbreitet aber auch [ˈlyːbɛk], vgl. Dehnungs-c; Adjektiv: lübsch, lübisch, heute auch lübeckisch) ist eine kreisfreie Stadt im Norden Deutschlands und im Südosten Schleswig-Holsteins an der Ostsee (Lübecker Bucht). Sie hat nach der Landeshauptstadt Kiel die meisten Einwohner und ist eines der drei Oberzentren des Landes. Flächenmäßig ist sie die größte Stadt in Schleswig-Holstein. Die aus dem Mittelalter erhaltene Altstadt ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Nächstgrößere Städte sind Hamburg etwa 58 km südwestlich, Kiel etwa 63 km nordwestlich und Schwerin etwa 54 km südöstlich. Die Einwohnerzahl überschritt im Jahr 1911 die Grenze von 100.000, wodurch Lübeck zur Großstadt im modernen Sinne wurde. Lübeck grenzt unmittelbar an die Europäische Metropolregion Hamburg an. Die Lübecker selbst verstehen ihre Stadt der Sieben Türme heute noch als das „Tor zum Norden“ Europas.

Geografie

Wahrzeichen Lübecks: Das Holstentor
Blick von St. Petri nach Norden mit Marienkirche ...
... nach Osten...
... nach Süden mit dem Dom...
und im Westen die Trave
vielfältige Giebelformen
und das Rathaus.
Turm von St. Petri

Die Stadt liegt in der Norddeutschen Tiefebene an der unteren Trave, einem schiffbaren Fluss, der in Richtung Nordosten das Stadtgebiet durchfließt und etwa 17 km von der Altstadt entfernt im Stadtteil Travemünde in die Ostsee (Lübecker Bucht) mündet. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, der einen Werder zwischen den Wasserläufen der Trave und der hinein mündenden Wakenitz bildet. Ferner durchzieht der Elbe-Lübeck-Kanal das Stadtgebiet von Krummesse bis zur Trave. Er überquert südlich von Lübeck die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Die umgebende Landschaft gehört zum Ostholsteiner Hügelland und ist geprägt von der Weichseleiszeit (Pleistozän). Die geografische Lage am Urstromtal der Trave, die kurz vor Travemünde den Baltischen Höhenrücken durchbricht, begünstigte die Entwicklung der Stadt als Ostseehafen und begründete ihren rasanten Aufstieg zum nordeuropäischen Machtzentrum des Mittelalters.

Nachbargemeinden

Folgende Gemeinden, die mit Ausnahme von drei Gemeinden, die in Mecklenburg-Vorpommern liegen, alle zu Schleswig-Holstein gehören, grenzen an die Stadt Lübeck:

Die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn gehören bereits zur Europäischen Metropolregion Hamburg. Lübeck als Oberzentrum bildet aus Sicht der Raumordnung mit Stockelsdorf, Bad Schwartau, Ratekau und Groß Grönau eine Agglomeration, auch in den mecklenburgischen Nachbargemeinden entwickelt sich durch das Fördergefälle ein Speckgürtel. Mit der Gemeinde Krummesse bestehen in Deutschland einmalige, bizarre Grenzverhältnisse; die Gemeinde Krummesse hat hierdurch bedingt die längste Gemeindegrenze Deutschlands bezogen auf ihr Gemeindegebiet. In den Gemeinden der Konglomeration wohnen in etwa weitere 70.000 Einwohner, so dass der Ballungsraum Lübeck in etwa 283.000 Einwohner hat.

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Lübecks ist seit der Neustrukturierung durch Bürgerschaftsbeschluss vom 28. September 1972 amtlich in 10 Stadtteile eingeteilt. Diese wiederum sind in insgesamt 35 Stadtbezirke gegliedert. Die 10 Stadtteile mit ihren amtlichen Nummern und den Einwohnerzahlen der Stadtteile:

Andere Bezeichnungen von Stadtteilen wie Hochschulstadtteil, Ringstedtensiedlung oder Planetensiedlung entsprechen nicht der Verwaltungsgliederung.

Die Lübecker Stadtteile haben im Laufe der Zeit jeweils ihr eigenes Bild entwickeln können.

Die Innenstadt ist das touristische Kernstück Lübecks, der älteste und flächenmäßig kleinste Stadtteil. Die Innenstadt liegt hauptsächlich auf der Altstadtinsel zwischen Trave und Wakenitz, die in etwa eine Ausdehnung von 2 km von Nord nach Süd und 1,5 km von West nach Ost hat. Einige wesentliche Gebäude, die zur Innenstadt gerechnet werden, liegen auf umliegenden kleineren Inseln (so z. B. das Holstentor, das am Fuß der so genannten Wallhalbinsel liegt). Um die Innenstadt zu verlassen, muss jeweils eine Brücke im alten Befestigungsgürtel um die Stadt (Wallanlagen) überquert werden. Die Neustädte schließen sich nicht wie in den meisten anderen Städten unmittelbar an die mittelalterliche Altstadt an.

Westlich des Holstentors liegen die beiden Vorstädte Sankt Lorenz-Nord und Sankt Lorenz-Süd, die durch die Eisenbahn getrennt werden. Namengebend ist die Kirche St. Lorenz am Steinrader Weg, die auf die Kapelle eines Pestfriedhofs aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht. Hier wurde Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Vorstadt für die Unter- und Mittelschicht errichtet, in der sich schon bald eine entwickelte Arbeiterkultur etablierte. In der Meierstraße in St. Lorenz-Süd wurde 1913 Willy Brandt geboren. An der Lutherkirche in St. Lorenz-Süd arbeitete Karl Friedrich Stellbrink, einer der Lübecker Märtyrer im Nationalsozialismus. Auch heute dominieren die beiden Stadtteile Geschosswohnungen sowie Industrie (Drägerwerk) und nur wenige Grünanlagen.

Jenseits der Bahngleise in St. Lorenz-Süd folgen dann die beiden Stadtteile Buntekuh und Moisling, die durch Wohnblocks aus den 60er-Jahren geprägt sind. In Buntekuh befinden sich ebenfalls weitläufige Gewerbegebiete entlang der A 1. Moisling blickt im Unterschied zu Buntekuh auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück: bereits im 17. Jahrhundert gab es hier eine damals noch zu Dänemark gehörende Siedlung, die vor allem von Juden bewohnt war. Auch heute findet sich hier noch ein jüdischer Friedhof. Der Stadtteil Buntekuh verdankt seinen Namen einem bäuerlichen Gut, das hier bis Ende der 1950er-Jahre existierte. Das Gut wiederum wurde nach der HansekoggeBunte Kuh“ benannt, die 1401 den Angriff auf den Seeräuber Klaus Störtebeker führte.

Im Süden der Altstadt und auf der Wakenitzhalbinsel auch den östlichen Altstadtrand umfassend liegt der Stadtteil St. Jürgen, der im nördlichen Teil durch gründerzeitliche Villenviertel, dann südlich des St.-Jürgen-Rings eher durch Wohnblocks der 50er- bis 70er-Jahre geprägt ist. Im Süden läuft St. Jürgen mit einem breiten Grüngürtel voller Felder und Wiesen in die lauenburgische Landschaft aus. Im Osten wird der Stadtteil von der Wakenitz begrenzt, wo in den Auen aufgrund der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ein reichhaltiges Naturschutzgebiet entstanden ist. In St. Jürgen liegen die beiden größten Hochschulen Lübecks, die Universität und die Fachhochschule. St. Jürgen ist neben der Innenstadt der Stadtteil mit der größten Studentendichte. St. Jürgen war ursprünglich eine Vorstadt mit Gärtnereien und Weiden. Heute sind nur noch vier Gärtnereien vertreten, denn die Grünflächen wurden größtenteils bebaut, beispielsweise mit dem Hochschulstadtteil, der in den letzten Jahren auf dem Gebiet des alten Mönkhofs entstanden ist.

Im äußersten Süden Lübecks schließen sich mehrere dörfliche Stadtteile an wie z. B. Vorrade, Beidendorf, Wulfsdorf, Blankensee mit Flughafen oder das teilweise zu Lübeck, teilweise zum Herzogtum Lauenburg gehörende Krummesse.

St. Gertrud im Norden der Altstadt ist ebenso wie St. Jürgen direkt in Altstadtnähe durch klassizistische Sommerhäuser und Gründerzeitvillen rund um den Stadtpark und die Wakenitz geprägt. Weiter im Osten folgen modernere Wohnviertel für alle sozialen Schichten. An der Trave findet sich das auch sehr sehenswerte Fischerdorf Gothmund mit einigen reetgedeckten Fischerkaten. Hier liegt auch der Lübecker Stadtwald Lauerholz, in dem sich die Grenze zur ehemaligen DDR nachvollziehen lässt.

Jenseits des Stadtwaldes Lauerholz liegt der kleine Stadtteil Schlutup, der v. a. durch seinen an der Trave gelegenen Fischereihafen geprägt ist, der sich heute zu einem modernen Papierumschlaghafen wandelt. In Schlutup befand sich vor der Wende der nördlichste Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik und der DDR: die Transitstrecke nach Rostock und Sassnitz im Zuge der B 105.

Nördlich der Trave liegt Kücknitz, das alte Industrieviertel von Lübeck. Hier wurde bis in die 80er-Jahre bei den Metallhüttenwerken Roheisen sowie Koks, Zement, Kupfer u. a. hergestellt. Heute erinnert daran noch das Museum für Arbeiterkultur in der Geschichtswerkstatt Herrenwyk. In Kücknitz liegt ein wichtiger Teil des Lübecker Hafens, der unter anderem aus einem neu erbauten Containerterminal besteht. Die Flenderwerft, die traditionsreiche Werft des Stadtteils, musste hingegen im Jahr 2002 Insolvenz anmelden.

An der Mündung der Trave liegt schließlich Travemünde, das bereits im 14. Jahrhundert von Lübeck erworben wurde und seit 1801 als Seebad anerkannt ist. Hier lockt ein breiter Sandstrand sowohl am eigentlich Ortskern als auch auf der Priwallhalbinsel, die zu Vor-Wende-Zeiten nur per Fähre erreicht werden konnte, weil sie am Ende von der DDR begrenzt wurde. Südlich der Priwallhalbinsel, der Ostsee abgewandt, liegt die Pötenitzer Wiek, eine große Bucht der Trave, die aufgrund ihrer Grenznähe auch als artenreiches Gebiet konserviert werden konnte. In Travemünde liegt aber auch der Skandinavienkai, der größte Ostseefährhafen Deutschlands, von wo aus Fähren in viele Ostseehäfen (u. a. Trelleborg, Helsinki, Klaipėda) abfahren.

Klima

Klimadiagramm von Lübeck

[1]

Geschichte

Erste Besiedlung

Hünengrab bei Reinfeld in Holstein

Von einer ersten Besiedlung nach der Weichseleiszeit künden heute noch zahlreiche Hünengräber der Jungsteinzeit im Stadtgebiet und in der näheren Umgebung.

Slawische Besiedlung

Im Osten Holsteins fand die slawische Besiedelung ab zirka 700 nach Christus statt. Zuvor siedelten dort andere germanische Stämme. Bereits auf die Zeit Karls des Großen (748–814) ging eine erste Ansiedelung nördlich der Lübecker Altstadtinsel zurück. Dieses slawische Liubice („lieblich“), das sich an der Mündung der Schwartau in die Trave befand und heute nach den Ausgrabungen ein wichtiges Bodendenkmal ist, war seit dem 10. Jahrhundert neben Oldenburg in Holstein (Starigard) die wichtigste Siedlung der Abodriten. Das in der Mecklenburg und Liubice sesshafte Geschlecht der Nakoniden lag mit den Liutizen in ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Wahrscheinlich war Liubice bereits in dieser Zeit burgartig befestigt. Nach der dendrochronologisch auf das Jahr 819 bestimmten Gründung der Burg [2] wurde Liubice erstmals um das Jahr 1076 von Adam von Bremen [3] erwähnt, der auch von der Steinigung des Ansverus im Jahr 1066 bei Einhaus berichtet. Im Jahr 1093 übernahm der christliche Nakonide Heinrich die Herrschaft über die Abodriten und machte Liubice zu seiner Residenz. Nach seinem Tod im Jahr 1127 wurde der Ort von den Ranen niedergebrannt.

Deutsche Kolonisation und Lübecker Burg

Die Stadt Lübeck in der heutigen Lage auf dem Hügel Buku, Standort einer ehemaligen wendischen Burg zwischen Trave und Wakenitz, wurde dann 1143 durch Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee neu begründet. Er legte hier die erste für Lübeck dokumentarisch aufgeführte Burg, ein Holz-Erde-Wall, an, welche 1147 von Helmold von Bosau [4] erwähnt wurde. Mittels Grabungen aus der Neuzeit konnte ein Brunnen für die Zeit um 1155 bestimmt werden. Die Burganlage musste Adolf 1158 an Heinrich den Löwen abtreten, als er durch seine Einmischung in die dänischen Thronstreitigkeiten dessen Unzufriedenheit erregt hatte. 1149 wurde Vizelin Bischof in Oldenburg. Nach Heinrichs Sturz wurde die Burg von 1181 bis 1189 kaiserlich, anschließend bis 1192 dann wieder herzoglich-sächsisch. Für den kurzen Zeitraum von 1192 bis 1201 ist sie wieder in gräflich-holsteinischem Besitz gewesen und wurde 1217 von König Waldemar II von Dänemark erwähnt und verblieb bis 1227, als sie einem Klosterneubau wich, in seinem Besitz. 1229 wurde das Dominikanerkloster gegründet[5], [6].

Die Zeit der Hanse bis zum Frieden von Stralsund

Stadtsiegel von 1280
Friedrich I. Barbarossa
Friedrich II.
Heinrich der Löwe mit seiner 2. Frau Mathilde von England (1188)
Lübecker Goldgulden von 1341
Waldemar Atterdag – der Gegenspieler

Nach einem Brand 1157 und dem vergeblichen Versuch ein Löwenstadt genanntes Konkurrenzprojekt zu verwirklichen, wurde Lübeck 1159 nach der Abtretung durch den Grafen Adolf II. von Heinrich dem Löwen wiederaufgebaut, der hierfür seine Stadt Bardowick aufgab. 1160 erhielt Lübeck das Soester Stadtrecht. Dieser Zeitpunkt wird heute von Historikern [7] als der Beginn der Kaufmannshanse (im Gegensatz zur späteren Städtehanse) angesehen. Wichtigstes Argument für diese Position stellt dabei das Artlenburger Privileg von 1161 dar, in dem Lübecker Kaufleute den bisher im Ostseehandel dominierenden gotländischen Kaufleuten rechtlich gleichgestellt werden sollten. In dieser Zeit begann durch Helmold von Bosau und seinen Nachfolger Arnold von Lübeck [8] mit der Chronica Slavorum die umfassende schriftliche Überlieferung des Zeitgeschehens in Nordostdeutschland. 1181 belehnte Kaiser Friedrich Barbarossa in Lübeck Herzog Bogislav I. mit dem Herzogtum Pommern, das dadurch reichsunmittelbar wurde. Das Barbarossa-Privileg von 1188 sicherte der Neugründung den territorialen Bestand und die Handelsmöglichkeiten. Die der Stadt von Heinrich mitgegebene Ratsverfassung beruhte auf einem Stadtrat von 20 Ratsherren, der sich aus den Zusammenschlüssen der Kaufleute selbst durch Zuwahl ergänzte und aus seiner Mitte bis zu vier Bürgermeister wählte. Damit konnten nur die wirtschaftlich stärksten Kaufmannsfamilien in den Rat gelangen, es durfte allerdings nur jeweils ein Mitglied einer Familie im Rat sein, nie zwei gleichzeitig. Dieses Modell der Verfassung blieb bis zum 19. Jahrhundert weitgehend erhalten. Damit war die Grundlage für den ausschließlich an den Interessen der Fernhandelskaufleute ausgerichteten rasanten Aufstieg Lübecks zur Handelsmacht in Nordeuropa von der inneren Struktur gelegt. Um 1200 nahm der Hafen und die Schifffahrt weiter Aufschwung: Lübeck wurde der Auswanderungshafen für die Ostkolonisation des Deutschen Ordens in Livland, die unter dem Hochmeister Hermann von Salza ihren Höhepunkt erreichte (Goldene Bulle von Rimini vom März 1226). Kurz darauf erlangte Lübeck im Juni 1226 von Kaiser Friedrich II. mit dem Reichsfreiheitsbrief die Reichsfreiheit und wurde reichsunmittelbare Stadt. Der konsequente Interessenpolitiker Hermann von Salza war der engste Berater Kaiser Friedrichs. Die Stadt nahm durch ihre günstige geografische Lage und den neuen Schiffstyp Hansekogge, die ein vielfaches an Frachtgut im Vergleich zu früheren Schiffstypen befördern konnte, rasch Aufschwung. Die Bedrohung der Eigenständigkeit durch die dänische Machtausdehnung unter Waldemar II wurde in der Schlacht von Bornhöved (1227) erfolgreich abgewehrt. Lübeck wurde zum Hauptort der Hanse (auch Königin der Hanse genannt) und entwickelte sich zur zeitweise wichtigsten Handelsstadt im nördlichen Europa. Mitte des 13. Jahrhunderts entstand der Verband der wendischen Städte unter Lübecks Führung und die Hanse wandelte sich zur Städtehanse. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Lübeck 1340 das Goldmünzrecht. 1356 fand der erste allgemeine Hansetag in Lübeck statt.

Die ständigen Auseinandersetzungen mit Dänemark unter König Waldemar IV. führten nach der Niederlage der Hanseatischen Flotte unter dem Befehl des Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg im Öresund vor Helsingborg zu dem für die Hansestädte ungünstigen Frieden von Vordingborg (1365) und im Jahr 1367 zur Bildung der Kölner Konföderation. 1369 fiel die Festung Helsingborg nach der hansischen Belagerung unter Lübecks Bürgermeister Brun Warendorp. Die Auseinandersetzungen wurden 1370 durch den Bürgermeister Jakob Pleskow mit dem Frieden von Stralsund zu einem für die Hanse günstigen Abschluss gebracht. Damit erreichte Lübeck den Höhepunkt seiner Macht im Ostseeraum. Seine Währung wurde durch die Gründung des Wendischen Münzvereins 1379 zur Leitwährung im Ostseehandel.

Im 14. Jahrhundert war Lübeck nach Köln die zweitgrößte Stadt Deutschlands und neben Rom, Venedig, Pisa und Florenz eine der fünf Herrlichkeiten des Reiches, gemäß dem Edikt von Kaiser Karl IV. vom 20. Oktober 1375. Allerdings kam es um 1380 zu inneren Unruhen, den Knochenhaueraufständen unter Hinrik Paternostermaker, dessen Verschwörung 1384 scheiterte.

Lübeck von Osten (1572) von Frans Hogenberg

Das Lübecker Stadtrecht (lübisches Recht), welches aus dem Soester Stadtrecht hervorging, galt in vielen Hansestädten, und der Lübecker Rat war Appellationsinstanz für alle Hansestädte des Lübecker Rechtskreises.

Hamburg und Lübeck arbeiteten eng zusammen, während Hamburg insbesondere den Nordseeraum und Westeuropa abdeckte, orientierte sich der Seeverkehr Lübecks nach Skandinavien und in den Ostseeraum vom Bergener Kontor Bryggen bis nach Nowgorod (Peterhof). Politisch ist der Einfluss Lübecks auch im Hansekontor in Brügge und im Londoner Stalhof von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des hansischen Handels gewesen. Der Handelsverkehr zwischen den beiden Hansestädten wurde vorwiegend über Land, beispielsweise über die Alte Salzstraße, durchgeführt, aber auch per Binnenschiff durch den Stecknitz-Kanal, über den auch das Salz aus Lüneburg, eines der wichtigsten Exportgüter Lübecks in Richtung Norden und Osten, transportiert wurde. Das Salz wurde im Ostseeraum benötigt, um Fisch zu konservieren. Der Hering war im Mittelalter im Binnenland eine beliebte Fastenspeise. Der von den Hamburgern mit erheblichem Aufwand betriebene Bau des Alster-Beste-Kanals zur Verbindung beider Städte führte hingegen nicht zum gewünschten Erfolg.

Lübeck unterhielt eine bedeutende Kriegsmarine zum Schutz der Handelsinteressen der Hanse und zum Schutz gegen Seeräuber, wie die Vitalienbrüder.

Die Hansezeit nach dem Frieden von Stralsund bis zur Reformation

Haupthandelsrouten der Hanse
Notkes Totentanz, Fragment in St. Nikolai in Reval
Vorwort zum Missale Aboense mit der Druckermarke Bartholomäus Ghotans, 1488

Auch der Beginn des 15. Jahrhunderts war von 1408–1415 durch innere Unruhen geprägt. In deren Verlauf kam es zur Absetzung des Rates. So geriet Lübeck 1410 vorübergehend in Reichsacht.

Die Einführung des Sundzolls 1429 für die Durchfahrt durch den Öresund durch König Erik VII. führte zu einer erneuten Eskalation zwischen den Hansestädten und Dänemark, die 1435 mit dem Frieden von Vordingborg mit einer Bestätigung der Privilegien der Hanse beigelegt wurde.

Die ständigen Einschränkungen der Privilegien der Hanse am Londoner Stalhof führen 1470 zur Kriegserklärung der Wendischen und preußischen Städte der Hanse gegen England. Der Seekrieg wird als Kaperkrieg geführt und für die Hanse durch den Frieden von Utrecht (1474) durch den Bürgermeister Hinrich Castorp erfolgreich abgeschlossen.

Der Ostseehandel der Lübecker in dieser Zeit wurde nicht nur von Salz, Heringen aus Schonen und Stockfisch aus Nordnorwegen geprägt. Nordeuropa wurde von hier aus mit Waren des täglichen Bedarfs versorgt. Bedeutung erlangte der Handel mit Kunstgegenständen. Werke mittelalterlicher Kunst des Malers und Bildhauers Bernt Notke und dessen Zeitgenossen Hermen Rode finden sich, ebenso wie in Lübeck hergestellte Flügelaltäre im gesamten Ostseeraum.

Die Handelsbeziehungen der Hanse förderten auch den Absatz von Büchern. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks wurde Lübeck Ende des 15. Jahrhunderts durch Drucker wie Lucas Brandis und seinen Bruder Matthäus, Johann Snell, Bartholomäus Ghotan (der 1488 mit dem Missale Aboense das erste für Finnland gedruckte Buch herstellte), Steffen Arndes (Niederdeutsche Bibel, 1494) und später Johann Balhorn zum Druck- und Buchvertriebszentrum des Ostseeraums. Die von Hans van Ghetelen 1498 herausgegebene niederdeutsche Übersetzung des Reynke de vos (Reineke der Fuchs) war in Deutschland und Skandinavien zu der Zeit nach heutiger Diktion ein trivialer Bestseller. In Deutschland übertraf Lübeck im Markt für Druckerzeugnisse in mittelniederdeutscher Sprache die Stadt Köln, da diese durch den prägenden Katholizismus den Markt nicht in der geforderten Art und Weise bedienen konnte [9].

1500 wurde Lübeck Teil des Niedersächsischen Reichskreises.

Die Fehden mit Dänemark nahmen nach 1509 aufgrund der Hegemonialpolitik des dänischen Königs Christian II. wieder zu, wurden aber zunächst im Frieden von Malmö (1512) durch den Bürgermeister Thomas von Wickede beigelegt. Sie loderten jedoch bald wieder auf. Lübeck verhalf Gustav I. Wasa 1523 auf den schwedischen Thron, unter Mitwirkung des Bürgermeisters von Wickede wird König Christian II. abgesetzt und Friedrich I. zum neuen König von Dänemark gekrönt; im Gegenzug wurde die Insel Bornholm von 1525–1576 lübisch. Für Dänemark endete hiermit die Zeit der Kalmarer Union.

Datei:Johannes-Bugenhagen.jpg
Johannes Bugenhagen

Die Zeit von etwa 1522 bis 1530 war geprägt von der im Vordringen befindlichen Reformation. 1531 berief der Rat Johannes Bugenhagen, um das Gemeinwesen (Kirche, Schule, Sozialfürsorge) im reformatorischen Sinn neu zu ordnen. Seine Der Keyserliken Stadt Lübeck christlike Ordeninge erschien im Mai 1531; Ende des Jahres zwang der Rat das Domkapitel in einem Vertrag zum Verzicht auf das Kirchenvermögen in der Stadt. Hermann Bonnus wurde erster Superintendent und Rektor der neu gegründeten Lateinschule Katharineum.

Jürgen Wullenwever, der im März 1533 durch eine umsturzartige Machtübernahme Bürgermeister wurde, versuchte mit militärischen Mitteln, die alte Vormachtstellung im Ostseeraum wiederherzustellen und die Grafenfehde zu Gunsten Lübecks zu beeinflussen. Zur Finanzierung seiner militärischen Abenteuer ließ er unter anderem den Kirchenschatz einschmelzen. Doch er scheiterte dramatisch, musste 1535 die Stadt verlassen und wurde vom Erzbischof von Bremen gefangen genommen und 1537 hingerichtet.

In kultureller Hinsicht führte die Reformation zu einem Abbruch der künstlerischen Produktivität der Stadt, da die Auftraggeber für sakrale Kunstwerke dem Zeitgeist entsprechend fehlten. Allein der Terrakottabildhauer Statius von Düren, der Maler Hans Kemmer und die Familie des Bildschnitzer Tönnies Evers d. Ä. bereicherten noch die Renaissance in Norddeutschland. Ihnen folgen als Künstler der Übergangszeit der Bildschnitzer Tönnies Evers d. J. und der Maler Johannes Willinges nach.

Nordische Kriege, Dreißigjähriger Krieg und der Niedergang der Hanse

Im Zuge des Dreikronenkrieges zwischen Dänemark und Schweden, bei dem Hansestädte den dänischen König unterstützten, erreichte Lübeck als einzige Macht seine Kriegsziele, da der Frieden von Stettin von 1570 der Stadt die Narva-Fahrt garantierte. Allerdings offenbarte sich auch die von nun an eingeschränkte Machtposition der Stadtstaaten im Verhältnis zu den Flächenstaaten.

Lübeck 1641 aus der Werkstatt des Matthäus Merian

1615 erhielt Lübeck mit der Lübecker Stadtbefestigung ein modernes Befestigungsanlagensystem nach niederländischer Manier. Die Anlagen wurden von Johann von Ryswyck und Johan van Valckenburgh entworfen, der auch für die Befestigungen von Hamburg, Bremen und Ulm verantwortlich war. Im Gegensatz zu dem ungefähr zeitgleich entstehenden Hamburger Bastionsring sowie den Anlagen in Braunschweig und Bremen verzichtete man in Lübeck im Hinblick auf die topografische Situation der Stadt auf eine vollständige Umwallung der Stadt. Die Fertigstellung erfolgte ab 1634 durch den niederländischen Festungsbauer Johann von Brüssel.

Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Lübeck, neutral zu bleiben. 1629 wurde hier der Friede von Lübeck zwischen den kaiserlichen Truppen und König Christian IV. von Dänemark geschlossen. Im Zuge der Vorbereitungen für einen umfassenden Friedenskongress während der Verhandlungen über die Hamburger Präliminarien 1641 waren auch die beiden Städte Hamburg und Lübeck als Kongressorte im Gespräch. An den Verhandlungen und dem Abschluss des Westfälischen Friedens waren die Hansestädte durch den späteren Lübecker Bürgermeister David Gloxin vertreten.

Wirtschaftlich profitierte die Stadt zu Anfang des Krieges zunächst durch ihre offen kaiserliche Haltung, so dass noch Wallenstein bei seinem Zug gegen Dänemark die finanziellen Transaktionen über Lübeck abwickeln ließ. Mit dem Kriegseintritt Schwedens übernahm zunehmend Hamburg die Abwicklung der notwendigen Finanzaktionen und wurde zum wichtigsten Umschlagsplatz für Waffen, Salpeter und andere kriegsnotwendige Materialien im Norden.

Wenn Lübeck auch nicht unmittelbar von den Kriegsereignissen betroffen war, so führte die zeitgleich stattfindende Umorientierung der europäischen Handelsströme nach Westen und das zunehmende Eindringen niederländischer Schiffe in die Ostsee zu einem erheblichen Bedeutungsverlust für den Lübecker Fernhandel. Dies vermocht auch der ab 1665 verstärkt aufgenommene, aber durchaus risikoreiche Walfang nicht zu ändern.

Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt. Die drei Städte Lübeck, Hamburg und Bremen wurden zu Sachwaltern der Hanse und ihres Restvermögens eingesetzt.

Stadtplan Lübecks um 1750 (Matthäus Seutter)

Auch innenpolitisch steht das Jahr 1669 für einen Umbruch, mit der Kassarezess genannten Verfassungsreform räumten die im Rat vertretenen, aristokratisch gesonnenen Patrizierfamilien dem Bürgertum der Stadt widerwillig erweiterte Mitspracherechte, insbesondere bei der Kasse, dem Finanzhaushalt, ein. Der Kassarezess war die einzige wesentliche Änderung der Verfassung von den Anfängen der Stadt bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gleichwohl verfiel die Stadt – ob des gewonnenen status quo – in eine orthodox-konservative Denkweise, die bis zum 20. Jahrhundert anhielt. In diese Zeit vor der Aufklärung fällt das Wirken des voraufklärerischen Polyhistors und Hauptpastors an St. Marien Jacob von Melle. In dieser Zeit importiert der Kaufmann Thomas Fredenhagen die Bildhauerkunst eines Thomas Quellinus aus den Niederlanden. Lübecker Künstler wie die Gebrüder Kneller hingegen verlassen die Stadt, die ihnen mit ihrem geistigen Klima nicht genügend Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Von der Aufklärung zur Moderne

Stadtplan Lübecks um 1888
Rathaus um 1880
Holstentor um 1900

Der Siebenjährige Krieg ging an der Stadt knapp vorbei, ohne größeren Schaden Dank der schillernden Person des Lübecker Stadtkommandanten Graf Chasot und seinen diplomatischen Beziehungen auf höchster Ebene. Gegen Ende des 18. Jahrhundert entstanden auch in Lübeck aufgeklärte Salons wie um Deutschlands erste promovierte Philosophin Dorothea Schlözer, die mit dem Ratsherrn und späteren Bürgermeister Mattheus Rodde verheiratet war. In Lübeck wirkte um dieser Zeit der Maler Johann Jacob Tischbein. Vor den Toren der Stadt entstand mit der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur eine über die Grenzen Norddeutschlands hinaus anerkannte Werkstatt. Der bürgerliche Geist der Zeit führte zur Gründung der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die seither einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt nimmt.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 blieb Lübeck noch reichsunmittelbare Stadt, um dann mit Fortfall des Heiligen Römischen Reiches 1806 ein souveräner deutscher Staat zu werden. Allerdings erfolgte am 6. November 1806 in Folge der für Blücher vernichtenden Schlacht von Lübeck im Rahmen des 4. Koalitionskrieges die Besetzung der neutralen Stadt durch die Truppen Napoleons unter Bernadotte verbunden mit der den Handel lähmenden Durchsetzung der Kontinentalsperre. Von 1811 bis 1813 fand sich Lübeck wider Willen vorübergehend als Teil des französischen Kaiserreiches wieder; es wurde Arrondissement im Département Bouches-de-l'Elbe. Die wirtschaftlichen Folgen der Ausblutung durch die Besatzung waren für die Stadt bis zur Mitte des Jahrhunderts spürbar. 1815 wurde Lübeck auf dem Wiener Kongress völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes.

Der Kunsthistoriker v. Rumohr bewirkte mit seiner Veröffentlichung Altertümer des transalbingischen Sachsen 1813 den Anstoß zum Erhalt der Lübecker Denkmäler und Kulturgüter. Seine Gedanken wurde von dem Zeichenlehrer Carl Julius Milde in Lübeck tatkräftig umgesetzt und bilden heute den Grundbestand der Museen für Kulturgeschichte der Hansestadt.

1835 stiftete der Senat die Medaille Bene Merenti für herausragende Dienste um und in Lübeck. Sie ist bis heute die bedeutendste Auszeichnung der Hansestadt.

In der Frankfurter Nationalversammlung 1848 wurde Lübeck durch den Abgeordneten Ernst Deecke vertreten.

Norddeutscher Bund und Deutsches Kaiserreich

Wappen
Wappen des freien Hansestadt Lübeck in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches
Karte
Karte der freien Hansestadt Lübeck 1815-1937
Daten aus dem Jahre 1905
Fläche 297,7 km²
Einwohner 105 857
Bevölkerungsdichte 356 Ew./km²
Lage im Deutschen Reich
Lage Lübecks im Kaiserreich (ggf. anklicken und vergrößern)
Stimmen im Bundes- bzw. im Reichsrat 1 Stimme
Kfz-Kennzeichen HL

Lübeck trat 1866 dem Norddeutschen Bund sowie 1868 dem Zollverein bei und wurde 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches; damit endet die seit 1806 bestehende völkerrechtliche Souveränität Lübecks. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein. Die Bevölkerungszahl wuchs rapide und die Vorstädte breiteten sich mit Aufhebung der Torsperre im Jahr 1864 aus. Siehe auch Hauptartikel Städtebaugeschichte in Lübeck seit 1864.

20. Jahrhundert

Der Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 führte in Lübeck zwar als nächster Stadt nach Kiel zu einem Matrosenaufstand, jedoch in Lübeck als einzigem Staat des Deutschen Reiches nicht zu revolutionären Verwerfungen durch die Novemberrevolution. Bürgermeister und Senatoren blieben im Amt, aber bereits im gleichen Jahr kam es zu einem neuen, zeitgemäßen Wahlrecht des Staates und im Mai 1920 zu einer neuen, ersten demokratischen Verfassung im modernen Sinne. Die Gemeinsamkeit der Hanse endete in diesem Jahr insofern, als die Freien Städte nunmehr keine gemeinsame, sondern fortan jeweils eigenständige Vertretungen beim Reich unterhielten. Ansonsten wurde Lübeck von den Unruhen der frühen Weimarer Republik kaum betroffen. Wie vielerorts in Deutschland nahmen in den 20er Jahren auch in Lübeck Kunst und Kultur einen viel beachteten Aufschwung, auch wenn bedauerlicherweise durch die Inflation der Stadt die bemerkenswerte Kunstsammlung des Lübecker Mäzens Dr. Max Linde verloren ging. Neue Kraft brachte der engagierte Museumsdirektor Carl Georg Heise, der eine Vielzahl von begabten Lübecker Künstlern förderte. Einige davon entstammten dem von dem Lübecker Schuldirektor der Oberschule zum Dom Sebald Schwarz zusammengestellten Reformkollegium, wie Asmus Jessen und Hans Peters. Es entwickelte sich ein Kreis um den Gartenbaudirektor Harry Maasz, der auch für Fremde wie Erwin Bossanyi offen war. Andere wie Erich Dummer wurden von Heise aus der Einsamkeit heraus gefördert. Der Grafiker Alfred Mahlau änderte den Außenauftritt der Stadt prägend und schuf nicht nur die heutige Marke Niederegger und der Schwartauer Werke. [10]

Nach dem tragischen Lübecker Impfunglück 1930 erregte der anschließende Calmette-Prozess international Aufsehen und schrieb im Ergebnis Rechtsgeschichte.

Im März 1933 setzte die NSDAP in Lübeck die Gleichschaltung durch und die demokratischen Verfassungsprinzipien außer Kraft; Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt ernannte zum 30.5. seinen Stellvertreter, den Zahnarzt Dr. Otto-Heinrich Drechsler, zum Bürgermeister. Die Auseinandersetzung der Nationalsozialisten mit den demokratischen Parteien fokussierten in der Person des prominenten Lübecker Journalisten, Widerstandskämpfers und SPD-Reichstagsabgeordneten Dr. Julius Leber, der schon am 1. Februar 1933 erstmals verhaftet wurde und später als Mitglied des Kreisauer Kreises hingerichtet wurde. Auch der junge Willy Brandt konnte sich der Verfolgung nur durch Flucht nach Skandinavien entziehen.

Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre andauernde territoriale Eigenständigkeit und wurde zu einem Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein mediatisiert. Vorangegangen war ein Tauziehen der Nationalsozialistischen Gauleiter von Mecklenburg (Friedrich Hildebrandt), und Schleswig-Holstein (Hinrich Lohse) um die Einbeziehung der Stadt in ihren jeweiligen Machtbereich. Weil die Hansestadt von der Einwohnerzahl her zu klein war, wurde sie zunächst bis 1937 Friedrich Hildebrandt gemeinsam mit Mecklenburg als Reichsstatthalter unterstellt.

Im September 1941 wurden 605 Insassen der Heilanstalt Strecknitz auf Veranlassung der Nationalsozialisten abgeholt und ermordet (Aktion T4).

Von den in Lübeck lebenden Juden waren bis 1939 über die Hälfte ausgewandert oder auf Binnenwanderung gegangen, die 203 verbliebenen wurden teils am 6. Dezember 1941 mit einem Transport von 90 Personen in das Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga verbracht, die letzten Transporte gingen 1942/43 in das Ghetto Theresienstadt. Nur drei Personen überlebten Deportation und Lager.

„In der Nacht zum Palmsonntag“ vom 28. März auf den 29. März 1942 wurde Lübeck mit einem Flächenbombardement von der britischen Royal Air Force bombardiert. Lübeck wurde damit zur ersten deutschen Großstadt, die im Rahmen der kurz zuvor erlassenen britischen Area Bombing Directive angegriffen wurde. Das Zielgebiet bildete die dichtbewohnte mittelalterliche Altstadt. Lübeck wurde zum ersten Testziel der neuen Strategie, da es aufgrund seiner Lage an der Küste auch bei Nacht gut erkennbar war. Der Angriff wurde durchgeführt durch einen kombinierten Einsatz von Brand- und Sprengbomben. Diese Kombination sollte dem Entfachen eines Feuersturms dienen. Die hölzerne Fachwerkbauweise in Kombination mit Flächenbränden hätte in diesem Fall als kostengünstiger Multiplikator der eigentlichen Bombenwirkung fungiert. Die meteorologischen Verhältnisse (ungünstige Windverhältnisse) verhinderten jedoch das Entstehen eines Feuersturmes. Insgesamt wurden etwa 40 Prozent der mittelalterlichen Altstadt Lübecks bei diesen Angriff zerstört oder schwer beschädigt. Ein primär militärisches Ziel wurde durch den Angriff auf die Lübecker Altstadt nicht erreicht und war durch die neue britische Area Bombing Directive D auch nicht intendiert. Die deutsche Luftwaffe bombardierte als Vergeltung für die Serie von britischen Bombenangriffen auf deutsche Städte entlang der Ostsee (Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald), für die der Angriff auf die Lübecker Altstadt nur den Auftakt bildete, anschließend im sogenannten Baedeker Blitz unter anderem die kulturhistorisch bedeutsamen Altstadtzentren von Bath, Canterbury, Exeter, Norwich und York. Diese im Umfang relativ kleinen deutschen Luftangriffe führten zu schweren Verlusten bei der deutschen Luftwaffe, die ihre Angriffe daraufhin einstellte.

In Lübeck wurden bei dem Bombenangriff 320 Menschen getötet, 1044 Gebäude der Stadt zerstört oder beschädigt, unter ihnen die Marienkirche, die Petrikirche und der Dom. Die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Häusern trug bleibende Schäden davon.

C. J. Burckhardt

Der Schweizer Diplomat und Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Carl Jacob Burckhardt erreichte 1944, dass der Lübecker Hafen zum Umschlaghafen für Schiffe des Roten Kreuzes wurde und die Stadt somit vor weiteren Bombardierungen geschützt werden konnte. Hierfür wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt zuteil. Am 23. April 1945 traf Heinrich Himmler in Lübeck den schwedischen Grafen Folke Bernadotte, dem er ein Waffenstillstandsangebot unterbreitet. Präsident Harry S. Truman lehnte das Angebot ab. Die British Army besetzte Lübeck am 2. Mai 1945 fast kampflos, 42 Deutsche kamen ums Leben, weil die Engländer eine Gegenwehr vermuteten, die nicht gegeben war.

Am 3. Mai 1945 ereignete sich in der Lübecker Bucht eine besonders tragische Katastrophe der Seefahrt, als alliierte Flieger drei Schiffe, darunter die Cap Arcona versenkten, auf denen die SS KZ-Häftlinge eingepfercht hatte. Etwa 7.000 bis 8.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

Nach 1945 vergrößerte sich Lübecks Einwohnerzahl durch Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten erheblich. Es wurde Bestandteil des von den Alliierten gebildeten Bundeslandes Schleswig-Holstein, genoss aber im kulturpolitischen Bereich wie in der Denkmalpflege einen Ausnahmestatus kommunaler Zuständigkeit. Bis 1989 blieb Lübeck Grenzstadt an der innerdeutschen Grenze mit einer gesamten Grenzlänge von ca. 44 km. In Schlutup befand sich dabei der nördlichste innerdeutsche Grenzübergang. Relikte des Kalten Krieges finden sich als vorbereitete Sperren (hier Stecksperren) bei der Possehlbrücke oder am Burgtorteller. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist Lübeck wieder Oberzentrum auch für das westliche Mecklenburg.

Am 18. Januar 1996 starben bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in der Hafenstraße 10 Menschen, 30 werden schwer, 20 leicht verletzt. Die Staatsanwaltschaft konzentrierte sich bei ihren Ermittlungen auf den Libanesen Safwan Eid, der selbst in der Unterkunft wohnte. In der Folge wurde ihr vorgeworfen, einem rechtsextremistischen Hintergrund der Tat nicht nachgegangen zu sein. Nach zwei Prozessen wurde Safwan Eid freigesprochen. Bis heute wurde für den Anschlag niemand zur Rechenschaft gezogen.

Einzelaspekte

Weltkulturerbe

1987 wurden die erhaltenen Teile des mittelalterlichen Stadtkerns auf der Altstadtinsel von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Damit wurde erstmals in Nordeuropa eine ganze Altstadt als Weltkulturerbe anerkannt. Ausschlaggebend waren dabei der exemplarische Charakter der Altstadt für die mittelalterliche Stadtentwicklung im Ostseeraum, die markante Stadtsilhouette mit den sieben Türmen der fünf Hauptkirchen und die geschlossen erhaltene vorindustrielle Bausubstanz. Hinzu kam als weitere schützenswerte Besonderheit der für die archäologische Erforschung des mittelalterlichen Städtewesens außerordentlich ergiebige Untergrund.

Der von der UNESCO geschützte Bereich bezieht die wichtigsten Bauwerke Lübecks ein: den Baukomplex des Rathauses, das Burgkloster, den Koberg – ein vollständig erhaltenes Viertel des späten 13. Jh. – mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-Hospital und den Baublöcken zwischen Glockengießer- und Aegidienstraße, das Viertel der Patrizierhäuser des 15. und 16. Jh. zwischen Petrikirche und Dom, das Holstentor und die Salzspeicher am linken Traveufer.

Geschichte der Eingemeindungen und Gebietsänderungen

Stadtplan Lübecks um 1910

Wie die meisten ehemaligen Freien Reichsstädte konnte auch Lübeck im Laufe der Geschichte neben dem eigentlichen Stadtgebiet umliegende Dörfer und Städte (etwa Travemünde im Jahre 1329) erwerben. Das Staatsgebiet der Freien Reichsstadt Lübeck bestand daher bis 1937 aus dem eigentlichen Stadtgebiet und dem so genannten Landgebiet, also einer Vielzahl von Landgemeinden, die zum Teil auch als Exklave außerhalb des sonst geschlossenen Gebiets lagen. Die Gemeinden des Landgebiets hatten eine eigene Verwaltung beziehungsweise die Bewohner dieser Orte des Landgebietes des Lübschen Staates (des Niederstadtgebietes unter Verwaltung des Niederstadtprokurators) hatten andere Rechte als die der eigentlichen Stadt. Auch die Gerichtsbarkeit war eine andere, nämlich die des Niedergerichts, das in der Gerichtslaube auf dem Koberg Recht sprach. Das Landgebiet war in folgende Teilgebiete eingeteilt: „Vor dem Burgtor“, „Vor dem Holstentor“, „Vor dem Mühlentor“ und „Gebiet außerhalb der Landwehr (inklusive Exklaven)“. Für das Bewaffnungswesen war das gesamte Staatsgebiet Lübecks in fünf Bezirke eingeteilt: Holstentor-, Mühlentor-, Burgtor-, Ritzerauer und Travemünder Bezirk. 1804 vergrößerte sich das Landgebiet erheblich, als der Senat durch einen Vergleich mit dem Herzog von Oldenburg das durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisierte Stiftsland des Domkapitels und den Landbesitz des St. Johannisklosters aufteilte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich für die Vorstädte, also die Gebiete vor den Stadttoren, eigene Bezeichnungen durch: St. Jürgen, St. Gertrud, St. Lorenz. 1861 wurden die Grenzen der Vorstädte offiziell festgelegt. Später wurden die Vorstädte um Gebiete der angrenzenden Landgemeinden vergrößert. Die erste größere Eingemeindung wurde 1913 vollzogen, als Travemünde und 11 Landgemeinden mit der Stadt Lübeck vereinigt wurden. Das Stadtgebiet umfasste danach zunächst noch zwei getrennte Teile. Dazwischen lagen mehrere Landgemeinden. 1935 wurden jedoch beide Teile des Stadtgebiets durch die Eingliederung weiterer Landgemeinden geschlossen. Die Landgemeinden außerhalb des geschlossenen Gebiets (Exklaven) blieben zunächst noch bei Lübeck. Sie wurden 1937 mit dem Groß-Hamburg-Gesetz, als die Stadt Teil der Provinz Schleswig-Holstein wurde, vollständig von Lübeck abgetrennt und den benachbarten Landkreisen zugeordnet.

Im einzelnen wurden die Landgemeinden des Staates Lübeck wie folgt in die Stadt Lübeck eingegliedert:

  • 1903: ein Teil der Landgemeinde Vorwerk
  • am 1. April 1913: (die eingegliederten Gemeinden waren danach „Vorstädte“)
    • Stadt Travemünde und Landgemeinde Gneversdorf: Sie bildeten fortan den Stadtteil „Kurort und Seebad Travemünde“
    • Landgemeinde Siems: Sie bildete mit dem Gebiet der Trave von der Mündung der Schwartau abwärts bis zum Durchstich bei der Herrenfähre den Stadtteil „Siems-Dänischburg“
    • Landgemeinden Kücknitz (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Pöppendorf) und Herrenwyk sowie kleinere umliegende Gebiete: Sie bildeten den Stadtteil „Kücknitz-Herrenwyk“
    • Landgemeinden Krempelsdorf, Vorwerk, Moisling und Genin: Sie wurden jeweils eigenständige Stadtteile
    • Landgemeinde Schlutup: Sie bildete mit umliegenden Gebieten den Stadtteil Schlutup.
    • Landgemeinden Gothmund und Israelsdorf (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Wesloe): Sie gehörten fortan zur Vorstadt St. Gertrud
  • am 12. September 1921: Landgemeinden Schönböcken und Wesloe
  • am 1. April 1927: Landgemeinde Strecknitz (nördlicher Teil)
  • am 12. März 1932: Rest der Landgemeinde Strecknitz (sie wurde Teil von St. Jürgen)
  • am 1. Mai 1935: (die eingegliederten Landgemeinden wurden danach zu äußeren Vorstädten)
    • Landgemeinden Beidendorf, Blankensee, Brodten, Dummersdorf, Ivendorf, Kronsforde, Krummesse, Moorgarten, Niederbüssau, Niendorf, Oberbüssau, Pöppendorf, Reecke, Rönnau, Teutendorf, Vorrade und Wulfsdorf

Einwohnerentwicklung

Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Lübeck

Im Jahre 1911 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1945 verdoppelte sich diese Zahl auf 219.000. Im Jahre 1968 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt mit 243.121 ihren historischen Höchststand. Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Lübeck nach Fortschreibung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 211.961 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Zukunftsforscher sagen für die weitere Entwicklung bis 2020 einen Einwohnerverlust von circa fünf bis sechs Prozent voraus. In Anbetracht der Altersstruktur der Stadt ist diese Zahl im Vergleich gering; allerdings soll die Geburtendifferenz im Wesentlichen durch den Zuzug älterer Menschen ausgeglichen werden, die das kompakte und konzentrierte kulturelle Angebot der Stadt mit ihrer daraus resultierenden besonderen Lebensqualität zu schätzen wissen.

Geschichte der Konfessionen in Lübeck

Mission

Mit dem Wiederaufbau der Stadt verlegte Heinrich der Löwe 1160 den Bischofssitz aus Oldenburg (Holstein) hierher und stiftete den Dom als Bischofskirche. Die persönliche Residenz des Bischofs blieb in Eutin, das dadurch später zum Zentrum des Fürstbistums Lübeck wurde.

Siehe auch:

Reformation und Lutheraner

Ab 1524 hielt die Reformation Einzug in der Stadt (erste evangelische Predigt), und 1530/31 führte der Rat der Stadt eine neue Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen ein. Danach war Lübeck über viele Jahre eine protestantische Stadt, die sich 1577 bei Abfassung der Konkordienformel aktiv für den orthodoxen Lutherismus, veröffentlicht 1580 im Konkordienbuch, entschied, was zu einer Abgrenzung von den umliegenden Gebieten Holsteins führen und großen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Geisteslebens in der Stadt haben sollte. Als Freie Reichsstadt hatte in Lübeck der Senat das landesherrliche Kirchenregiment inne und konnte die kirchlichen Angelegenheiten selbst regeln. Die Verwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck erfolgte durch das Konsistorium, das jedoch eher ein kirchliches Gericht als eine Behörde war, sowie durch das Geistliche Ministerium, an dessen Spitze bis 1796 ein Superintendent, dann ein Senior stand. 1921 erhielt die Landeskirche eine neue Verfassung. 1933 fanden in Lübeck Kirchenwahlen statt, die eine Mehrheit für die faschistischen Deutschen Christen erbrachte. Eine Opposition mit dem Ansatz eines Kirchenkampfes formierte sich erst im Laufe des Jahres 1934. Diese Anhänger der Bekennenden Kirche erkannten den neugewählten Bischof Erwin Balzer nicht an. 1937 wurde zwischen den beiden widerstreitenden Bekenntnissen ein Kompromiss erzielt, der jeder Seite die Koexistenz bis zum Kriegsende ermöglichte. 1948 wurde die Lübecker Kirche Gründungsmitglied der EKD. 1977 schloss sie sich der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche an und wurde Sitz des Sprengels Holstein-Lübeck dieser neuen Landeskirche. Die Kirchengemeinden der Stadt gehören zum Kirchenkreis Lübeck.

Evangelisch Reformierte

1666 entstand in Lübeck eine reformierte Gemeinde; hinzu kam 1689 eine französisch-reformierte Gemeinde, die sich aus zugewanderten Hugenotten rekrutierte. Beide Gemeinden vereinigten sich 1781 zur „Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Lübeck“, welche 1926 der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover beitrat.

Katholiken nach der Reformation

Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt. 1849 erhielten sie eine erste Rechtsordnung und 1888 wurde die erste katholische Kirche Lübecks, die Herz-Jesu-Kirche – heute Propsteikirche Herz-Jesu – gebaut. Weitere katholische Gemeinden wurden im 20. Jahrhundert gegründet. Sie gehörten zunächst zum „Apostolischen Vikariat der Nordischen Missionen“ und ab 1930 aufgrund des Preußischen Konkordates von 1929 zum Bistum Osnabrück. Aus den nördlichen Gebieten dieses Bistums entstand 1993 das neue Erzbistum Hamburg, zu dem die Stadt Lübeck nunmehr gehört. Offiziell errichtet wurde das Erzbistum Hamburg allerdings erst am 7. Januar 1995. Die Pfarrgemeinden der Stadt Lübeck gehören innerhalb der Erzdiözese Hamburg zum Dekanat Lübeck.

Juden in Moisling und Lübeck

Die ersten jüdischen Familien, die sich 1656 im Dorf Moisling – außerhalb der Lübecker Landwehr gelegen – niederließen, waren vor den Pogromen des ukrainischen Kosakenaufstandes (1648–1657) unter Hetman Bohdan Chmelnyzkyj aus dem multinationalen Großreich Polen-Litauen geflohen. Der Eigentümer von Dorf und Gut Moisling, der Lübecker Bürgermeister Gotthard von Höveln (1603–1671), der die aschkenasischen Juden aus ökonomischen Erwägungen ansiedelte, stieß damit auf starken Widerstand bei Rat und Bürgerschaft, die bis dahin eine jüdische Ansiedlung sowohl im Lübecker Stadt- als auch Landgebiet verhindert hatten.

Nach einer Eskalation des Streits unterstellte von Höveln sein Dorf 1667 königlich-dänischer Territorialhoheit. Der Erbe, sein Schwiegersohn von Wickede, erlangte 1686 und 1697 auf Grund königlicher Konzessionen das Niederlassungsrecht für Juden in Moisling und deren unbeschränkte Handels- und Verkehrsfreiheit im dänischen Gesamtstaat. Doch die holsteinischen Landjuden bedurften, um den täglichen Lebensunterhalt zu bestreiten, für ihre Handelstätigkeit des Lübecker Marktes. Der aber blieb ihnen bis 1852 weitgehend verschlossen.

Zwischen 1702 und 1762 gehörte das Dorf gottorfischen bzw. dänischen Eigentümern. Die autonome jüdische Zivil- und Zeremonialgerichtsbarkeit des Unterrabbinats Moisling stand dem Altonaer Oberrabbiner zu. 1762 wurde das Dorf lübeckisches Privateigentum, so dass die Stadt ihre antijüdische Politik kontinuierlich durchzusetzen vermochte. Per Staatsvertrag zwischen Dänemark und Lübeck gelangte 1806 die Landeshoheit über Moisling an die Reichsstadt, wodurch die nunmehr 300 rechtlosen Landjuden Lübecker Staatsangehörige wurden; deren ungeregelter Rechtsstatus blieb bis 1848 unverändert.

Die in der napoleonischen Phase (1811–1813) oktroyierte bürgerliche Gleichstellung der Juden, die u. a. zur Folge hatte, dass die Hälfte der Moislinger jüdischen Gemeinde nach Lübeck gezogen war, nahm der Senat 1814 zurück und vertrieb die Juden aus der Stadt. Im abseitigen Moislinger Zwangsghetto ernährten sich die kontinuierlich verarmenden Juden hauptsächlich vom Hausierhandel in benachbarten Territorien.

Die traditionell gesetzestreue Gemeinde stellte 1825 einen altfrommen polnischen Rabbiner auf Lebenszeit an, konnte 1827 eine neue Synagoge weihen und 1837 eine Elementarschule einrichten. In der internen Auseinandersetzung um die Reform des Judentums obsiegten die Traditionalisten. Ihre politisch-rechtliche Emanzipation erlangten die Juden 1848 im Rahmen eines verfassungsrechtlichen Modernisierungsprozesses der freien Hansestadt Lübeck. Die ökonomisch-soziale Emanzipation bekräftigte abschließend und unwiderrufen ein 1852 verkündetes Gesetz, ebenso wie die Zulässigkeit einer interkonfessionellen Eheschließung (Mischehe).[11]

Sonstige
  • Baptisten (Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden) sind seit 1921 in Lübeck vertreten. Es existieren gegenwärtig vier Gemeinden mit insgesamt 500 Mitgliedern
  • Seit dem Jahr 1901 ist die Neuapostolische Kirche in Lübeck ansässig.
  • Es bestehen eine Russisch-orthodoxe und eine Griechisch-orthodoxe Gemeinde, beide nutzten lange Jahre die Katharinenkirche für ihre Gottesdienste.
  • Der Islam ist insbesondere aufgrund der zahlreichen türkischen Mitbürger in all seinen Facetten mit lebendigen Gemeinden und zahlreichen Bethäusern vertreten
Lübecker Märtyrer

Von besonderer Bedeutung für die Ökumene in Lübeck ist das Gedenken an die Lübecker Märtyrer. Die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink wurden 1942 verhaftet, vom nationalsozialistischen Volksgerichtshof 1943 wegen „Rundfunkverbrechen, landesverräterischer Feindbegünstigung und Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 10. November 1943 in Hamburg durch Enthaupten hingerichtet.

Politik

Bürgermeister

Die Leitung der Stadt Lübeck oblag über Jahrhunderte dem Rat der Stadt mit dem oder den Bürgermeistern an der Spitze. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Rat mit Senat bezeichnet. Dieser hatte 16 Senatoren und vier Bürgermeister, wobei die beiden ältesten sich im Vorsitz jährlich ablösten. Ab 1848 gab es nur noch zwei Bürgermeister. Sie waren lediglich Vorsitzende des Senats, nicht aber „Staatsoberhaupt“ der Freien Hansestadt Lübeck. Neben dem Senat gab es die „Bürgerschaft“ als „Parlament“. 1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und der Senat verkleinert. Vorsitzender war fortan der „Oberbürgermeister“.

Am 1. April 1937 wurde Lübeck im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert, verlor damit seine Reichsunmittelbarkeit, also seine territoriale Souveränität.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schleswig-Holstein Teil der britischen Besatzungszone. Die Militärregierung führte 1946 eine zweigleisige Verwaltungsspitze ein. Danach gab es zunächst einen Bürgermeister als Vorsitzenden der „Bürgerschaft“ und daneben einen Oberstadtdirektor als Leiter der Verwaltung. Auf die erst seit 1933 geführte Amtsbezeichnung Oberbürgermeister für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wurde verzichtet, weil der Titel Bürgermeister in Lübeck eine lange Tradition hat. Die schleswig-holsteinische Gemeindeordnung von 1950 übertrug den Titel „Bürgermeister“ dem Leiter der Verwaltung und führte für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wie bei allen größeren Städten Schleswig-Holsteins die neue Bezeichnung Stadtpräsident ein. Der aktuelle Lübecker Bürgermeister ist seit 2000 Bernd Saxe von der SPD, der aktuelle Stadtpräsident seit 2003 Peter Sünnenwold von der CDU.

Das Lübecker Rathaus

Bei der Bürgermeisterwahl (amtliches Endergebnis in Klammern) am 4. September 2005 traf Sozialdemokrat Bernd Saxe (47,2 %) auf vier konkurrierende Herausforderer. Der Herausforderer der CDU war Michael Koch (24,0 %). Zudem stellten sich noch Susanne Hilbrecht von Bündnis 90/Die Grünen (4,6 %) sowie die parteilosen Bewerber Gabriele Meißel (3,7 %) und Dr. Raimund Mildner (20,5 %) zur Wahl. Da im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen nötig ist, um die Wahl zu gewinnen, traten am 18. September 2005 Bernd Saxe und Michael Koch zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters an. Aus dieser ging der Amtsinhaber Bernd Saxe mit 62 % der Stimmen als Sieger hervor.

Siehe auch: Lübecker Bürgermeister und Stadtpräsidenten

Bürgerschaft

In der Lübecker Bürgerschaft verfügt die CDU seit der letzten Kommunalwahl erstmals seit längerer Zeit wieder über eine Mehrheit, die jedoch offenbar gegen einen sozialdemokratischen Verwaltungschef nur schwer umzusetzen ist. Die Bürgerschaft besteht aus 50 Abgeordneten; die CDU stellt 27, die SPD 17, die Grünen 4 und die FDP 2. Mit Metin Hidir wurde 2005 der erste türkischstämmige Deutsche in die Lübecker Bürgerschaft gewählt.

Wappen

Das Wappen der Stadt Lübeck zeigt in Gold einen rot bewehrten, schwarzen Doppeladler mit einem von Weiß und Rot geteilten Brustschild. Es handelt sich um den „Reichsadler“ als Symbol der ehemaligen Reichsfreiheit der Stadt Lübeck, welche die Stadt bis 1937 genoss, als sie durch das Groß-Hamburg-Gesetz der preußischen Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert wurde. Die Stadtfarben sind wie bei allen Hanseflaggen Weiß-Rot. In der oberen Ecke der Flagge an der Flaggenstange befindet sich der Adler des Stadtwappens.

Städtepartnerschaften

Lübeck unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

Vorlage:Border Kotka (Finnland), seit 1969
Vorlage:Border Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), seit 1987
Vorlage:Border La Rochelle (Frankreich), seit 1988, Freundschaftsvertrag bereits seit 1980
Vorlage:Border Klaipėda (ehem. Memel) (Litauen), seit 1990
Vorlage:Border Visby (Schweden), seit 1999

Freundschaftsverträge bestehen mit:

Vorlage:Border Venedig, (Italien) seit 1979
Vorlage:Border Kawasaki, (Japan) seit 1992
Vorlage:Border Bergen (Norwegen), (Norwegen) seit 1996

Darüber hinaus unterhält Lübeck freundschaftliche Beziehungen mit mehr als 100 anderen europäischen Städten, die regelmäßig an den Hansetagen der Neuzeit teilnehmen.

Wirtschaft und Infrastruktur

RoRo Fähre

Hafen

Der Lübecker Hafen ist der größte deutsche Ostseehafen. Er verbindet Lübeck mit Skandinavien und dem Baltikum. Zahlreiche Fährlinien verbinden die Lübecker Häfen mit dem gesamten Ostseeraum.

Die stadtnahen Häfen Hansekai und Roddenkoppelkai werden heutzutage kaum noch für die gewerbliche Seeschifffahrt genutzt. Am Roddenkoppelkai legt alle paar Monate mal ein Viehtransporter an, der Hansekai dient allenfalls Binnenschiffen oder Kurzzeit-Aufliegern als Liegeplatz.

Der Konstinkai ist Hauskai der Transfennica-Reederei, die rollende Ladung zu finnischen Häfen befördert. Hier werden gelegentlich kleine Küstenbulker mit Getreide für die Brüggen-Cornflakes-Werke gelöscht.

Unmittelbar südlich vom Konstinkai ist der Burgtorkai, der früher als Kreuzfahrtterminal diente. Durch den zur Zeit anlaufenden Bau der Nordtangente und die damit verbundene Straßenquerung über die Trave in Höhe des Nordlandkais können große Schiffe den Burgtorkai bald nicht mehr anlaufen.

Der Nordlandkai ist „Heimathafen“ der riesigen Finncarriers – haushohe RoRo-Schiffe, die rollende Ladung nach Finnland und Russland verschiffen. Gelegentlich machen am ATR-Getreidesilo größere Überseeschiffe fest, die Getreide für Fernost oder Südostasien laden.

In privater Hand sind die Lehmannkais I–III der Lübecker Firma Hans Lehmann, die Anfang 2004 das Gelände der ehemaligen Flender-Werft dazu gekauft hat, um drei oder vier RoRo-Anleger zu bauen. Er will mit dem Partner DFDS weitere Fährlinien in den russischen und baltischen Raum akquirieren. Ein ähnliches Ziel verfolgt die städtische Lübecker Hafengesellschaft (LHG) mit den Flächen am danebenliegenden Seelandkai. Zwischen Seelandkai und Lehmannkai I betreibt die Hamburger Hafen und Logistik AG durch ihre Tochter Combispeed das moderne Containerterminal-Lübeck mit Containerbrücken zur Bahn-Verladung in Richtung der Containerterminals im Hamburger Hafen.

Krik Vig

Noch recht neu ist der Schlutupkai, an dem hauptsächlich Papier aus Schweden angelandet wird.

Der Skandinavienkai im Stadtteil Travemünde ist mit etwa 130 regelmäßigen Abfahrten pro Woche der größte Fährhafen Deutschlands: Passagiere und Fracht werden von hier aus nach Schweden (z. B. Trelleborg, Malmö und Göteborg), Finnland, Russland und ins Baltikum befördert.

Am Ostpreußenkai vor der Travemünder Hafenpromenade „Vorderreihe“ legen Kreuzfahrtschiffe und Großsegler an.

Elbe-Lübeck-Kanal
Der Elbe-Lübeck-Kanal ist für Lübecks Hafenwirtschaft nur von untergeordneter Bedeutung, weil die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin seit Jahrzehnten die erforderlichen Ausbaumaßnahmen nicht in Angriff nimmt.
Museumshafen An der Untertrave
Direkt vor der Lübecker Altstadt im eigentlichen Hansahafen ist der Museumshafen zu Lübeck e. V. beheimatet. Viele alte Lastensegler der Ostsee haben hier ihre Liegeplätze und sind im Museumshafen zu Lübeck e. V. organisiert, da viele Schiffe noch fahrfähig sind und regelmäßig auslaufen, ist der Hafen im Winter besser gefüllt als im Sommer.

Der Lübecker Hafen beherbergt zudem weitere traditionelle Schiffe, dazu gehören Prunkstücke wie z. B. das Feuerschiff Fehmarnbelt ,die Kraweel Lisa von Lübeck und der Gaffelschoner Krik Vig.

Unternehmen

In Lübeck haben einige Branchen eine besondere Tradition, so z. B. die Medizintechnik, begünstigt auch durch die Universität zu Lübeck. Größter Arbeitgeber ist die Drägerwerk AG, von der unter anderem Narkose- und Atemschutzgeräte hergestellt werden. Ein weiteres bedeutendes medizintechnisches Unternehmen ist Euroimmun, ein Hersteller von Laborkits zur Antikörperdiagnostik.

Eine andere wichtige Branche ist die Lebensmittelindustrie, so zum Beispiel Niederegger, der bekannteste Hersteller von Lübecker Marzipan, außerdem der Suppenhersteller Campbell Soups, der die Erasco-Gruppe übernommen hat, und der größte deutsche Fischkonservenhersteller Hawesta. Im Bereich des Hafens hat sich der Müslihersteller H.&J. Brüggen niedergelassen. Nur knapp außerhalb der Stadtgrenze befinden sich die Schwartauer Werke, ein weiterer bedeutender Lebensmittelhersteller, der die Lübecker Kirchtürme auf seinen Marmeladengläsern abbildet.

Weitere vor Ort ansässige Unternehmen sind die Firmengruppe Possehl, die für unterschiedliche Dienstleistungen zuständig ist, die Lübecker Hafengesellschaft, die Lübecker Nachrichten, die Schaffran Propeller + Service GmbH und die Greater Union Filmpalast GmbH (CineStar), ehemals Kieft & Kieft. Außerdem erwähnenswert sind die Firmen Schmidt-Römhild (Deutschlands ältestes Verlagshaus seit 1579) sowie Carl Tesdorpf, Deutschlands ältestes Weinhandelshaus seit 1678, beide in der traditionsreichen Mengstraße in der Altstadt ansässig.

Wirtschaftsförderung

Die Wirtschaftsförderung hat in Lübeck hanseatische Tradition und wird teilweise kommunal sowie auf Landesebene aber auch privatwirtschaftlich gelenkt. Dieser Dualismus ist für Existenzgründer, denen mehrere Gründerzentren zur Auswahl und im Wettbewerb untereinander zur Verfügung stehen von Vorteil. Technologiezentren bestehen in Herrenwyk, den Media Docks, im Haus der Kaufmannschaft und im neuen Hochschulstadtteil. Das unmittelbare Umland Lübecks in Mecklenburg im Fördergebiet bietet vor dem Hintergrund der exzellenten Infrastruktur die weitere konkurrierende Möglichkeit interessanter Kombinationen von Lebensqualität und Fördermitteln. Das Fördergefälle zwischen den Kommunen der Region führt politisch allerdings zu der einen oder anderen Missstimmung. Richtungweisend ist das erste Ländergrenzen überschreitende Förderprogramm Region Aktiv Lübecker Bucht.

Einzelhandel

Von überregionaler Bedeutung ist neben dem Einkaufszentrum Citti-Park an der Autobahnauffahrt Lübeck-Moisling die Innenstadt, wo sich das Gros der Lübecker Einzelhändler angesiedelt hat. Die Fußgängerzone, die für eine Stadt dieser Größe relativ kurz ist, erstreckt sich hauptsächlich über die Breite Straße sowie einige sie kreuzende Rippenstraßen (Hüxstraße, Fleischhauerstraße, Dr.-Julius-Leber-Straße, Pfaffenstraße, Beckergrube). Hier, außerdem in der parallel verlaufenden Königstraße sowie in der Verlängerung der Breiten Straße, der Sandstraße, haben sich die meisten Einzelhändler niedergelassen, hier finden sich auch Kaufhäuser und größere Modegeschäfte und mit der König-Passage auch eine relativ gut ausgestattete Einkaufspassage. Dabei hat Lübeck wie auch andere Städte mit der immer größer werdenden Anzahl von Billigläden zu kämpfen, der mit einer Ladenpassage im alten Kanzleigebäude sowie einer Neugestaltung des seit fünf Jahren größtenteils leer stehenden Haerderhauses entgegnet werden soll. Der an die Fußgängerzone angrenzende Markt war lange Zeit fast eine kommerzielle Brache an zentraler Stelle, hier wurde Anfang 2005 ein Neubau mit einem großen Modekaufhaus eröffnet, der für eine entsprechende Belebung der Gegend sorgte.

Weitere Geschäftsstraßen in der Innenstadt sind die Holstenstraße, die Wahmstraße, die Mühlenstraße, die Große Burgstraße und die Untertrave. Besonders hervorzuheben sind aber die Verlängerungen der Fußgängerzone in der Fleischhauer- und noch mehr in der Hüxstraße. In diesen Seitenstraßen befindet sich ein einzigartiges Ensemble kleiner Läden, Restaurants und Galerien, hauptsächlich in mittelalterlichen Giebelhäusern. Hier wird sich die Einkaufssituation nach dem Ende des Umbaus der Hüxstraße wahrscheinlich sogar noch verbessern, aber schon heute werden Einheimische und Touristen hier gleichermaßen fündig.

Verkehr

Straßenanbindung

Durch das westliche Stadtgebiet führt die Bundesautobahn A 1 HamburgFehmarn, die als so genannte „Vogelfluglinie“ weiter über den Fehmarnbelt (Fähre) nach Kopenhagen und über die Öresundbrücke nach Malmö und Lund in Schonen (Schweden) führt, also ein Bindeglied zwischen der Metropolregion Hamburg und der Öresundregion darstellt. An dieser Autobahn befinden sich die Abfahrten Lübeck-Moisling und Lübeck-Zentrum. Im Norden der Stadt zweigt beim Autobahndreieck Bad Schwartau die Stadtautobahn A 226 in Richtung Lübeck-Travemünde und Fährhafen Skandinavienkai ab und setzt sich nach 3 km in der B 75 fort.

Seit 2001 ist der Lübecker Süden über die Anschlussstelle Lübeck-Genin an die Ostseeautobahn A 20 angeschlossen. Die neue Anschlussstelle für den Flughafen Lübeck-Blankensee wird erst mit der neuen B 207 hergestellt und die Anfahrt von außerhalb noch weiter erheblich verkürzen. Die A 20 ist seit dem 7. Dezember 2005 von Lübeck durch Mecklenburg-Vorpommern bis zur polnischen Grenze bei Nadrensee durchgängig befahrbar. Für Lübeck wichtiger ist jedoch die Fertigstellung des letzten Teilstücks der A 14 zwischen Schwerin und Wismar, die die Verkehrsverbindung nach Berlin stark verbessern wird. Durch die neue Autobahnumgehung im Zuge der A 20 ist für Lübeck eine erhebliche Entlastung des Stadtzentrums wie der B 75/B 104 im Bereich Siems/Schlutup/Selmsdorf eingetreten. Im Westen Lübecks soll die A 20 einmal nördlich und westlich um Hamburg herum führen und nördlich von Rotenburg an die A 1 (Bremen–Hamburg) angeschlossen werden. Die A 20 wird dann bei Bad Segeberg die A 21 nach Kiel kreuzen, so dass irgendwann einmal auch die beiden größten Städte des Landes durch eine Autobahn auf kurzem Wege verbunden sein werden. Die Bauarbeiten vom Autobahnkreuz Lübeck in Richtung Bad Segeberg haben bereits begonnen. Schon die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts zwischen Lübeck und Geschendorf im Jahr 2008 wird zu weiteren Entlastungen im westlichen Stadtgebiet und in Stockelsdorf führen. Weitere wichtige Maßnahmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur sind der mautpflichtige Herrentunnel (Eröffnet am 26. August 2005) und die neue Travequerung der Eric-Warburg-Brücke im Zuge der Nordtangente sowie die Kreisstrasse K 13 zwischen Lübeck und Stockelsdorf.

Bahn

Hauptbahnhof
Dänischer IC3 auf der Vogelfluglinie Hamburg–Lübeck–Kopenhagen

Der Lübecker Hauptbahnhof ist nicht an die elektrifizierten Strecken der Deutschen Bahn angebunden; das seit Jahren bestehende Elektrifizierungsprojekt soll nun, nach mehreren Investitionsstopps – nicht zuletzt wegen des Mautdesasters, bis 2008/2009 umgesetzt werden.[12]. Daher ist Lübeck momentan die größte deutsche Stadt ohne elektrifizierten Bahnanschluss, gefolgt von Gera auf Platz zwei.

Fernzugverbindungen bestehen auf der Vogelfluglinie Richtung Kopenhagen durch die Danske Statsbaner (DSB). In den Sommermonaten fährt pro Richtung täglich ein durchgehender IC von der Ostseeküste Richtung Köln-Frankfurt. Bis vor einige Jahre bestehende Fernverbindungen in östliche Richtungen wurden eingestellt oder werden nunmehr an Lübeck vorbei geführt.

Regionalzüge der DB Regio fahren nach Hamburg, Lüneburg, Bad Kleinen (auch Halt in Lübeck-Sankt Jürgen), Kiel, Neustadt (Holstein), Puttgarden und Lübeck-Travemünde-Strand (mit Halt in Lübeck-Kücknitz, Lübeck-Travemünde-Skandinavienkai und Lübeck-Travemünde-Hafen). Für Fahrten an die Westküste Schleswig-Holsteins ist Umsteigen in Hamburg bzw. Kiel notwendig, was meist mit längeren Wartezeiten verbunden ist. Die Strecke Hamburg–Lübeck ist in Schleswig-Holstein die Strecke mit der höchsten Frequenz; die öffentliche Ausschreibung wurde durch die nun beschlossene Elektrifizierung auf Eis gelegt. Die schnellste und auch durchgehende Verbindung zwischen Hamburg und Travemünde bestand vor dem 2. Weltkrieg durch die Lübeck-Büchener Eisenbahn und später die Reichsbahn.

Auf der Strecke von Lübeck nach Hamburg werden Diesellokomotiven der Baureihe 218, seit Sommer 2006 in Kombination mit Doppelstockwagen, genutzt. Auf anderen Strecken fahren hauptsächlich Dieseltriebwagen der Baureihe 628.

Von 1945 bis 1990 war Lübeck Grenzbahnhof zur SBZ bzw. DDR. Täglich fuhren ein bis zwei Interzonenzüge Richtung Bad Kleinen–Rostock.

ÖPNV

Die Lübecker Straßenbahn wurde 1959 stillgelegt. Eine Reaktivierung ist in regelmäßigen Abständen immer wieder im Gespräch. Besonders die Grünen setzten sich hierfür ein, da das System „Bus“ aufgrund der sehr starken Auslastung nicht mehr erweiterbar sei. Von vielen Anwohnern wird bemängelt, dass die derzeit eingesetzten Busse nicht unbedingt in ihrer Dimension dem Weltkulturerbe angepasst sind. Auch ist zunehmend umstritten, ob wirklich jede Buslinie quer durch die mittelalterliche Altstadt geführt werden muss oder ob nicht Ringlinien um die Altstadt herum sinnvoller sind. Hauptbetreiber ist die Stadtverkehr Lübeck GmbH (SL). Mit der Einführung des Schleswig-Holstein-Tarifs hatte der Stadtverkehr Lübeck als einziges Nahverkehrsunternehmen in Schleswig-Holstein auffallende Schwierigkeiten. Die für den neuen Tarif erforderlichen neuen Buskassen konnten nicht wie geplant angeschafft werden, da die herausragende Größe des Fuhrparks eine europaweite Ausschreibung vorschrieb. Dies hatte man zu spät bemerkt.

Es gilt daher in Lübeck und umliegenden Gemeinden weiterhin der Tarif der Tarifgemeinschaft Lübeck (TGL), die von der SL, der Deutsche Bahn AG und der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft mbH (LVG) geschlossen wurde. Zum Gebiet der TGL gehören neben Buslinien der SL und LVG auch alle Bahnhöfe bzw. -halte im Lübecker Stadtgebiet.

Auf dem Linienplan des Stadtverkehr werden die Buslinien, die die Altstadt durchfahren, zur besseren Orientierung farblich gekennzeichnet. Die grünen Linien (2, 6, 7, 9, 16, 17, 19) fahren vom Holstentorplatz über den Kohlmarkt zur Stadthalle (Mühlentor). Die blauen Linien (1, 11, 21, 31, 34) nehmen vom Holstentorplatz den Weg über die Königstraße zum Gustav-Radbruch-Platz am Burgtor (in der Gegenrichtung über die Beckergrube und den Schüsselbuden). Die roten Linien (nur noch 4, 32) durchqueren die Altstadt von Nord nach Süd vom Gustav-Radbruch-Platz bis zur Stadthalle. Die gelben Linien (3, 12) nehmen schließlich den Weg über die Beckergrube zum Holstentorplatz. Die restlichen Linien (5, 10, 30, 40) fahren auf unterschiedlichen Wegen durch die Altstadt.

Die signalroten Busse der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG) verbinden ZOB und Altstadt mit den nördlichen Stadtteilen Kücknitz (Linie 31, 32, 34) und Travemünde (linie 30 und 40 bis Strandbahnhof).

Die Firma Dahmetal bedient mit ihren Linien 902 die Strecke Lübeck–Großhansdorf, 906 Lübeck–Ahrensburg, 907 Lübeck–Rondeshagen und 930 Kronsforde–Klempau.

Lübeck ist in das von der Autokraft GmbH betriebene schleswig-holsteinische Überlandliniennetz eingebunden.

In Travemünde fährt die Priwallfähre – außerhalb der Tarifgemeinschaft – zwischen der Stadt und der Halbinsel Priwall.

Flughafen

Flughafen
Ryanair-Maschine

Lübeck verfügt im Süden des Stadtgebiets über den Regionalflughafen Lübeck-Blankensee, betrieben von der Flughafen Lübeck GmbH. Der Flughafen wird seit 2000 von der irischen Fluggesellschaft Ryanair als Flughafen „Hamburg-Lübeck“ angeflogen und verbindet die Region seitdem mit London-Stansted. 2003 kamen Fluglinien nach Bergamo, Stockholm-Skavsta und Pisa und 2004/05 nach Glasgow und Shannon hinzu. Seitdem wird Ryanair vertragsgemäß ein Mengenrabatt gewährt, so dass die Passagierentgelte nicht proportional zu den Passagierzahlen wachsen. Im Gegenteil, die Verluste stiegen bedingt durch die erforderlichen Ausbauinvestitionen in den letzten Jahren stetig. Innerdeutsche Verbindungen und weitere Auslandsverbindungen wurden mehrmals angekündigt, bislang aber nicht eingerichtet. Trotzdem berichteten Lokalpresse und Stimmen aus der Politik vom „Aufwind“ des Lübecker Flughafens. Von der geplanten neuen Bundesstraße 207 versprechen sich Lübecker Politiker außerdem eine verbesserte Anbindung des Flughafens an die Autobahn A 20. Drei Jahre dauerte ein Planfeststellungsverfahren zur (von Ryanair gewünschten) Verlängerung der Startbahn in Richtung Osten, die Anfang 2005 genehmigt wurde. Auf Antrag des BUND wurde der Planfeststellungsbeschluss jedoch vom Oberverwaltungsgericht in Schleswig im selben Jahr wegen gravierender Mängel für ungültig erklärt. Die Übernahme des Flughafens durch die neuseeländische Firma Infratil hatte sich deshalb bis zum Oktober 2005 hingezogen. Infratil übernimmt 90 Prozent der Anteile der Flughafengesellschaft sowie einen Teil der laufenden Verluste.

Energie

Die örtliche Energieversorgung mit Elektrizität aber auch die Gasversorgung in der Stadt liegt in Händen der städtischen Energie und Wasser GmbH, an der der dänische Energiekonzern DONG mit einer Minderheitsbeteiligung beteiligt ist. DONG will Presseberichten zufolge von Lübeck aus weiter nach Deutschland und Mitteleuropa expandieren. Dieser Beteiligung war die Ablehnung einer Beteiligung der E.ON AG durch das Bundeskartellamt vorausgegangen. Der nun gefundene Beteiligungspartner stärkt Lübecks Verbindungen nach Norden in den Ostseeraum. Das Kraftwerk Siems sollte von der E.ON nach dem Abriss eigentlich neu errichtet werden, die E.ON hat sich an diese Versprechungen und Zusagen jedoch nicht gehalten. Lübeck ist Ausgangspunkt des längsten Hochspannungsseekabels der Welt, des „Baltic-Cables“, einer 450-kV-Gleichstromleitung nach Schweden mit den Eigentümern E.ON AG, Statkraft (Norwegen) und Sydkraft, nunmehr E.ON Sverige AB, (Schweden). Die E.ON Hanse versorgt das Lübecker Umland.

Siehe auch: Gasversorgung Lübeck, Stromversorgung Lübeck

Kommunikation

Die teilprivatisierte Energie- und Wasser GmbH bietet örtlich mit Trave-DSL günstige Internetzugänge an (als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland im Line-Sharing-Verfahren, d.h. ggf. auch ohne zusätzlichen Telefonanschluß). Als weitere regionale Anbieter treten Hansenet und Versatel (ehemalige KomTel) auf. Anschlüsse von Arcor sind auch möglich. Allerdings ist insbesondere im Stadtteil St. Gertrud DSL wegen der dort liegenden Glasfasernetze nicht verfügbar. Kabel Deutschland bietet in der Hansestadt Internet über den Kabelanschluß an. Ferner installiert die Telekom derzeit ein VDSL-Netz.

Lübecker Erfindungen

Medien

Als Tageszeitung erscheinen in Lübeck die Lübecker Nachrichten (Print) und die Online-Tageszeitung HL-live.de (Internet). Der Sender Offener Kanal Lübeck hat seine mittlerweile größtenteils digitalisierten Studios in einem mit der Musik und Kunstschule geteilten Gebäude („Alte Post“) in der Kanalstraße.

Die Stadt ist Sitz eines Regionalstudios des NDR, das Beiträge für die Hörfunkwellen und das Fernsehprogramm produziert.

Neben den Programmen des NDR und des Offenen Kanals sind auch der Deutschlandfunk sowie die privaten Rundfunkveranstalter R.SH, Delta Radio, Radio Nora und Klassik Radio, ferner auch alle landesweiten Sender aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Niedersachsen zu empfangen.

Öffentliche Einrichtungen

Folgende Behörden beziehungsweise Körperschaften haben ihren Sitz in Lübeck:

Bildung

Hochschulen

In Lübeck gibt es vier staatliche Hochschulen. Die Universität zu Lübeck, damals noch Medizinische Hochschule zu Lübeck, wurde 1973 als Nachfolgerin der II. Medizinischen Fakultät gegründet, welche seit 1964 eine Fakultät der Universität Kiel war. Anfang der 1980er Jahre wurde das Vorklinikum eröffnet, seitdem ist ein vollständiges Studium der Medizin in Lübeck möglich. 1993 wurde der Studiengang Informatik eingerichtet, inzwischen gibt es noch die Bachelor-/Masterstudiengänge Molecular Life Science und Computational Life Science sowie den in Kooperation mit der International School of New Media angebotenen Masterstudiengang Digital Media.

Der Campus der Universität liegt mit dem der Fachhochschule im Stadtteil St. Jürgen.

Die Fachhochschule Lübeck wurde 1969 als Staatliche Fachhochschule für Technik und Seefahrt durch Zusammenschluss mehrerer Vorgängereinrichtungen gegründet. Hier werden heutzutage hauptsächlich Studiengänge aus dem Bereich Technik, Ingenieurwesen und angewandte Naturwissenschaften angeboten. In Zusammenarbeit mit der Universität werden hier z. B. auch Medizintechniker ausgebildet.

Die Musikhochschule (rechts), dahinter die Türme von St. Petri und St. Marien

Die Musikhochschule Lübeck entstand 1973 aus einem bereits 1891 gegründeten privaten Konservatorium, das später zum Stadtkonservatorium, dann zur Landesmusikschule Schleswig-Holstein, später zur Musikakademie und schließlich zur Fachhochschule für Musik erhoben wurde. Als einzige der Lübecker Hochschulen befindet sie sich im Bereich der Innenstadt, in mehreren miteinander verbundenen Häusern an der Obertrave und in der Großen Petersgrube. Die Musikhochschule hat gerade in den Ländern des Baltikums einen ausgezeichneten Ruf, so dass sie Studenten aus dem Ostseeraum und darüber hinaus anzieht.

Die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung – Fachbereich Bundespolizei wurde 1978 gegründet. Der Hauptsitz dieser Fachhochschule befindet sich in Brühl (Rheinland).

An privaten Hochschulen sind noch die International School of New Media (ISNM) und das McNally Smith College of Music, die europäische Niederlassung einer amerikanischen „Rockuniversität“, in den Media Docks am Ende der Wallhalbinsel untergebracht. Diese ehemaligen Kaianlagen wurden außer für die Unterbringung der ISNM auch für Firmengründungen des Neuen Marktes restauriert. Sie bieten einen hervorragenden Ausblick auf die Altstadt.

Schulen

In Lübeck bestehen drei Integrierte Gesamtschulen: die Geschwister-Prenski-Gesamtschule am Burgtor, die Baltic-Gesamtschule in Lübeck-Buntekuh und die IGS Lübeck-Schlutup. Mehrere der Lübecker Gymnasien befinden sich direkt in der Innenstadt. In zwei umgebauten Klöstern befinden sich das Katharineum zu Lübeck mit Schwerpunkt im altsprachlichen Bereich sowie das Johanneum zu Lübeck als Gymnasium mit Musikzweig; ebenfalls im Bereich der Altstadt liegen die Ernestinenschule und die Oberschule zum Dom, die bis Mitte der 1980er Jahre als reine Mädchen- bzw. Jungenschule konzipiert waren. Weitere, nicht in der Innenstadt liegende Gymnasien sind die Friedrich-List-Schule (ein Fachgymnasium mit wirtschaftlichem Zweig), die Thomas-Mann-Schule, ein neusprachliches Gymnasium und Europaschule, das Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium, das Trave-Gymnasium im Stadtteil Kücknitz und das Fachgymnasium (Technischer Zweig) in der Gewerbeschule III. Darüber hinaus gibt es einige Fachschulen, Berufsschulen (die im Jahr 2005 als Emil Possehl-Schule zusammengefasst wurden), Berufsfachschulen, Berufsvorbereitungsschulen und eine Freie Waldorfschule. Außerdem befindet sich neben dem Gelände der Fachhochschule die 'Akademie für Hörgeräteakustik'.

Sonstige Bildungseinrichtungen

In Lübeck besteht seit 1999 der Verbund Weiterbildung in Lübeck, in dem sich auf freiwilliger Basis Einrichtungen der beruflichen, allgemeinen und politischen Bildung zusammengeschlossen haben. Mit über 70 Einrichtungen ist es das größte regionale Weiterbildungsnetzwerk in Schleswig-Holstein. Moderiert von der neutralen Wirtschaftsförderung LÜBECK GmbH informiert der Verbund neutral und objektiv Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen über die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region. Neben den weiter unten genannten Theatern und Museen besteht noch die Volkshochschule Lübeck. Diese betreibt u. a. die Sternwarte Lübeck, in der öffentliche Himmelsbeobachtungen und astronomische Vorträge angeboten werden. Ansonsten hat die Volkshochschule zwei eigene Standorte, einen in der Innenstadt und einen in Sankt-Lorenz-Nord und nutzt für die zahlreichen Kurse auch Räume in anderen öffentlichen Schulen. Die Stadtbibliothek ist gleichzeitig öffentliche Bücherei und wissenschaftliche Bibliothek. Sie bietet in ihren Räumen in der Hundestraße sowie in einigen Außenstellen ein reichhaltiges Angebot an Fachbüchern und Trivialliteratur und hat in ihren Archiven auch einige Schätze. Den Gebäuden – sowohl dem neuen als auch dem alten Teil – merkt man jedoch an, dass es der öffentlichen Hand hier an Geld fehlt. Die städtischen Urkundensammlungen seit dem Mittelalter und viele Dokumente der Hansezeit verwahrt das Archiv der Hansestadt Lübeck. Die Werkkunstschule Lübeck ist eine Schule für Kommunikationsdesign.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Lübeck bewarb sich um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“, schied jedoch in der Vorrunde aus.

Musik

Die Lübecker Altstadt-Kirchen sind mit ihrer Vielfalt an barocken wie modernen Orgeln für Konzerte gut geeignet, sie haben seit der Norddeutschen Orgelschule den Ruf als Musikstadt maßgeblich begründet. Die Abendmusiken sind seit der Zeit Dietrich Buxtehudes legendär. Im Sommer macht das in Lübeck ansässige Schleswig-Holstein Musik Festival in ganz Schleswig-Holstein auch Dorfkirchen, Gutshäuser und -scheunen zu Konzertsälen. Weitere Konzerthallen und Veranstaltungsräume sind die moderne Musik- und Kongresshalle Lübeck, kurz MuK genannt, das Kolosseum der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die Konzertsäle der Musikhochschule Lübeck, inklusive des geplanten Ausbaus der Holstentor-Halle, das treibsand und das VeB, in der Alternative Lübeck e. V., kurz „Walli“ genannt, das Rider's Café in Buntekuh, der Werkhof und die Schuppen 6 und 9.

Theater

Dem Wahren Guten Schönen - die Theaterfassade

Das Theater Lübeck ist in einem Jugendstil-Gebäude in der Beckergrube untergebracht und wurde Mitte der 1990er Jahre renoviert. Im Großen Haus finden hauptsächlich Operndarbietungen statt, unterstützt von den Lübecker Philharmonikern. Hier haben Hermann Abendroth, Wilhelm Furtwängler und Christoph von Dohnányi den Ausgangspunkt ihrer Karrieren gelegt. Im Schauspielhaus werden Dramen und Komödien sämtlicher Stilrichtungen dargeboten. Daneben gibt es eine kleine Anzahl unabhängiger Theater, unter denen besonders das Lübecker Marionetten-Theater Fritz Fey, das theater combinale, das theater partout,das Volks- und Komödientheater Geisler, das THEATER Haus Lübeck und das ULKNUDEL e. V. sowie die Lübecker Sommeroperette als jährlich stattfindende Open Air-Veranstaltungsreihe hervorzuheben sind.

Kino

Lübeck ist Stammsitz der Cinestar-Kinos, die mit den Lichtspielen Hoffnung in der Hüxtertorallee die Basis ihres Konzerns legten. Dieses traditionsreiche Kino steht nach einem Brand Ende Dezember 2004 noch vor der notwendigen Renovierung und galt bis dahin als das schönste Kino Lübecks. Mitte der 1990er Jahre wurde in der Stadthalle nach dem Vorbild der Multiplex-Kinos ein Kinopalast mit sieben Sälen eingerichtet, nachdem Cinestar bereits in einigen ostdeutschen Städten solche Kinos erbauen ließ. Hier laufen heute vor allem Filme des Mainstream-Kinos, wobei nur noch am Wochenende auch Spätvorstellungen angeboten werden und im Unterschied zu ähnlich großen Städten immer noch keine Vorstellungen in englischer Originalfassung zu sehen sind. 2005 wurde die Stadthalle renoviert und neu bestuhlt. Es gibt noch zwei weitere kommerzielle Kinos, das Capitol in der Breiten Straße, in dem eher ausgelaufene Mainstream-Filme sowie Programmkino-Filme laufen, sowie das Zweifünfzig in der Königstraße. Der Name ist mit dem Eintrittspreis in Verbindung zu setzen. Das Zweifünfzig zeigt einerseits ausgelaufene Filme in einer Wiedervorstellung zum günstigen Preis, meist zwei bis drei Monate später, oft auch Autorenfilme in der Lübecker Erstvorstellung, auch dann zum Preis von 2,00€ bis 2,50€. Außen vor bleibt nur das Kommunale Kino in der Mengstraße, ein kleiner Vorführungsraum mit einem kleinen, ausgewählten Filmangebot, das auch selten Gezeigtes abdeckt und dafür schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Jedes Jahr im Herbst steht Lübeck im Zeichen der Nordischen Filmtage. Am 30. Dezember 2005 gab die Geschäftsführerin der Cinestar-Kinos, Marlies Kieft, bekannt, dass im Frühjahr 2006 das Capitol geschlossen werden soll und auch die Lichtspiele Hoffnung nicht als Kino, sondern als Veranstaltungssaal wieder eröffnet werden sollen. Das Zweifünfzig soll im Ausgleich renoviert werden und dann als Filmhaus auch anspruchsvolle Filme zeigen. Die günstigen Vorstellungen sollen aber wohl zu den Früh- und Spätvorstellungen weiterlaufen. Durch diese Maßnahmen sinkt die Zahl der Leinwände in der Hansestadt von 16 auf 10 (11, wenn das Kommunale Kino mitgezählt wird).

Museen

Zeughaus in Lübeck

Für viele Interessengebiete kann man Lübecks reichhaltige Museen besichtigen. Als erstes zu nennen ist das weiter unten noch genau aufgeführte, für seine großartige Sammlung mittelalterlicher Sakralkunst, (Memling-Altar), bekannte St.-Annen-Museum für Kunst und Kulturgeschichte mit der neuen Kunsthalle St. Annen. Weitere Kunstsammlungen sind im Behnhaus und Drägerhaus mit einem international bedeutsamen Schwerpunkt für die Nazarenische Kunst und sowie im Kulturforum Burgkloster. Die Stadtgeschichte Lübecks wird im Holstentor-Museum dargestellt. In der Nähe des Doms befinden sich das Museum für Natur und Umwelt sowie die im mittelalterlichen Zeughaus gelegene Völkerkundesammlung, das den reichhaltigen Fundus in themenbezogenen Sonderausstellungen anbietet. Ebenfalls noch in der Altstadt kann man das TheaterFigurenMuseum von Fritz Fey jr. am Kolk besichtigen, Literaturinteressierten sind dann noch das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum und das Günter-Grass-Haus zu empfehlen. Ein kommerzielles Museum ist der Marzipansalon im Café Niederegger, in dem man alles über das „weiße Gold“ erfahren kann. Außerhalb der Altstadt gibt es dann noch die Geschichtswerkstatt Herrenwyk in Kücknitz. Am 12. Juli 2005 öffnete im Burgkloster das Lübecker Museum für Archäologie.

Die Leitung der städtischen Museen obliegt ab 1. Januar 2006 der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck.

Die Literaturstadt

Heinrich und Thomas Mann – um 1900

Lübeck sieht einen deutlichen Schwerpunkt des kulturellen Lebens auch in der Auseinandersetzung mit der dort geborenen Literatur der Brüder Thomas Mann und Heinrich Mann, die als Zentrum das Buddenbrookhaus in der Mengstraße neben der Lübecker Marienkirche gefunden hat. Viele Fremde begreifen die Buddenbrooks heute noch auch als einen „Lübeck-Reiseführer“. Die Hansestadt verleiht den Thomas-Mann-Preis. Weitere berühmte Autoren aus Lübeck sind Emanuel Geibel, Otto Anthes und Erich Mühsam. Günter Grass lebt heute in der Nähe von Lübeck. In der Hansestadt selbst befindet sich das Günter-Grass-Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen Originalwerke. Es gibt die Erich-Mühsam-Gesellschaft, die den Erich-Mühsam-Preis verleiht. Auch die Schriftsteller Werner Bergengruen und Theodor Storm waren Schüler des Katharineums.

Bauwerke

Das Weltkulturerbe auf der Altstadtinsel besteht aus weit über tausend Gebäuden, die als Denkmale in die Denkmalliste eingetragen sind. Insofern kann hier nur ein Ausschnitt der wichtigsten erwähnt werden. Das Weltkulturerbe ist jedoch die Gesamtheit des erhaltenen Teils der mittelalterlichen Stadt.

Der Lübecker Malerwinkel
Salzspeicher an der Trave (2003)
Fassade des Heiligen-Geist-Hospitals
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Dom zu Lübeck
Aegidienkirche

Die sieben Türme

Das Bild der Altstadt wird geprägt durch die sieben Kirchtürme (daher die Bezeichnung „Stadt der sieben Türme“), die den fünf großen Altstadtkirchen zuzuordnen sind. Die größte von ihnen ist die Marienkirche, die Kirche des Rates und der Bürgerschaft. Sie steht in prominenter Lage in der Nähe des Marktes direkt hinter dem Rathaus. Die Marienkirche ist heute die drittgrößte Kirche Deutschlands, die Mutterkirche der Backsteingotik und beeindruckt nicht nur durch ihre äußere, sondern auch durch ihre innere Größe. Auch wenn im II. Weltkrieg wesentliche Kunstschätze im Inneren zerstört wurden, wirkt sie heute doch besonders durch das fast 40m hohe Mittelschiff mit reichhaltigen Deckenmalereien eindrucksvoll. Direkt neben der Marienkirche befindet sich seit jeher das Herz der Stadt, der Markt mit dem Rathaus. Das Rathaus ist im Unterschied zu anderen bedeutenden Rathäusern nicht in einem Stil erbaut, sondern man sieht auch heute noch deutlich, dass es seit dem 12. Jahrhundert immer stückweise ergänzt wurde. Hier finden sich heute Baustile von der Gotik über die Renaissance bis hin zur Moderne der 50er-Jahre. Dem Rathaus schließt sich entlang der Breiten Straße das von der Backsteinrenaissance überformte Kanzleigebäude an, dessen Arkaden 2005 renoviert und geöffnet wurden, um die Fußgängerzone der Breiten Straße auch durch Geschäfte auf dieser Seite attraktiver zu gestalten. Der Rest des Lübecker Marktes wurde im II. Weltkrieg zerstört. Die Gestaltung des Marktes ist seitdem bis zuletzt immer wieder Punkt lebhafter Diskussionen gewesen.

Die zweitgrößte Kirche Lübecks, ebenso wie die Marienkirche mit zwei Türmen ausgestattet, ist der noch romanisch begründete Dom. Er befindet sich eher abgelegen am südlichen Ende der Altstadtinsel in einer ruhigen Umgebung, die noch die alte Domfreiheit erahnen lässt. In der Lage der beiden Kirchen zueinander spiegelt sich der Konflikt zwischen der Lübecker Bürgerschaft und dem Lübecker Bischof wieder, der dazu führte, dass die Lübecker Bischöfe ihre Residenz nach Eutin verlegten. Im Unterschied zur Marienkirche ist der Dom im Inneren eher nüchtern weiß gestaltet. Hier kann man aber z. B. das Triumphkreuz des berühmten Holzschnitzers Bernt Notke bewundern. Ganz in der Nähe, in der Parade, befindet sich die Propsteikirche Herz Jesu, welche 1891 erbaut wurde.

Wie auch Dom und Marienkirche, so wurde auch die Petrikirche im II. Weltkrieg erheblich zerstört und erst als letzte wieder aufgebaut. Ebenfalls in Sichtweite des Marktes gelegen, war sie früher die Stammkirche der Fischer und Binnenschiffer. Heute hat sie keine eigene Gemeinde mehr und wird als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Unter anderem ist sie seit 2004 Universitätskirche und wird von den Lübecker Hochschulen für Feierlichkeiten verwendet. Auf ihrem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man bei schönem Wetter bis nach Travemünde und tief ins Mecklenburgische sehen kann.

Die Jakobikirche liegt am anderen großen Platz Lübecks, dem Koberg. Die Kirche war die Stammkirche der Seeschiffer und liegt gegenüber der berühmten Schiffergesellschaft, dem Zunfthaus der Kapitäne und heute bekanntesten Restaurant Lübecks mit vielen Schiffsmodellen an der Decke. Ihr Turm besticht durch die vier kugeligen Verzierungen an der Basis des Turmhelms. Die Jakobikirche wurde im Krieg nicht zerstört und bietet daher heute noch das über die Jahrhundert gewachsene Erscheinungsbild. In einer Seitenkapelle steht ein Rettungsboot des 1957 gesunkenen Segelschulschiffes Pamir.

Die Aegidienkirche ist die kleinste der fünf großen Altstadtkirchen und die einzige im Ostteil der Altstadt, dem Wohnviertel der Handwerker und kleinen Leute. Auch sie wurde im Krieg nicht zerstört, und ihr Innenraum konnte daher sein Erscheinungsbild erhalten.

Sakralbauten

Blick vom St.-Annen-Viertel auf den Lübecker Dom
St.-Annen-Museum

Die Katharinenkirche ist eine ehemalige Franziskaner-Klosterkirche des Katharinenklosters. Sie hat keinen Turm und trägt daher nicht zum klassischen Stadtpanorama bei. Ihr Inneres ist aber dennoch überaus sehenswert und gilt als ein Höhepunkt backsteingotischer Architektur. Sie schließt direkt an das Gymnasium Katharineum an und wird heute als Ausstellungsraum genutzt. In ihrer Westfassade finden sich Figuren des Bildhauers Ernst Barlach.

Weitere Sakralbauten des Mittelalters sind das Burgkloster und das St.-Annen-Kloster. Das Burgkloster, ein ehemaliges Dominikaner-Kloster wurde zum Dank für den Sieg gegen Dänemark in der Schlacht bei Bornhöved (1227) gegründet. Doch von seinem mittelalterlichen Bau sind nur wenige Überreste erhalten geblieben und durch ein neugotisches Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert ergänzt worden. Dieser Gebäudekomplex hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Aufgaben gehabt, war z. B. zur Zeit des Nationalsozialismus Gerichtsgebäude und somit Schauplatz einiger Prozesse gegen Regimegegner. Heute befindet sich hier u. a. ein archäologisches Museum. Das St.-Annen-Kloster in der Nähe der Aegidienkirche beherbergt heute ein umfangreiches Museum mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. So finden sich bedeutende sakrale Kunstwerke wie eine der größten Sammlungen mittelalterlicher Flügelaltäre und Statuen, dann ein Überblick über Lübecker und Hanseatische Wohnkultur vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, schließlich im neuen Anbau, der Lübecker Kunsthalle St. Annen, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst.

Stadttore

Lübeck hatte bis ins 19. Jahrhundert noch vier Toranlagen; heute findet man nur noch zwei Überreste von ihnen. Das Holstentor ist als Wahrzeichen der Stadt sicher deutschlandweit am berühmtesten. Es wird aber schon seit langem vom Verkehr nur noch umfahren und steht auf einem kleinen, parkähnlichen Platz, wo tagtäglich Hunderte von Touristen es aus der Nähe besichtigen. Im Inneren befindet sich ein Museum zur Stadtgeschichte. Direkt hinter dem Holstentor finden sich die Salzspeicher. In diesem mittelalterlichen Gebäudekomplex wurde das auf der Trave und Stecknitz angelieferte Salz aus den Lüneburger Salinen zwischengelagert und dann auf Seeschiffe weiter verladen. Heute findet sich hier ein Bekleidungsgeschäft. Das andere erhaltene Stadttor ist das Burgtor. Es ist noch in Überreste der Befestigungsanlagen am nördlichen Stadtrand integriert und muss auch heute noch von jedem durchfahren oder -laufen werden, der sich der Altstadt von Norden her nähert. Es geht direkt über in den Gebäudekomplex des Burgklosters. Das Mühlentor unweit der heutigen Mühlentor-Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal und das Hüxtertor wurden abgerissen, bevor das Geschichtsbewusstsein in Lübeck durchgriff.

Plätze

Am zweiten großen Lübecker Platz, dem Koberg liegt neben der Jakobikirche noch das Heiligen-Geist-Hospital. Dieses Gebäude ist ein gutes Beispiel für die Formen der Wohltätigkeit in der mittelalterlichen Gesellschaft. Um auch den Armen, Kranken und Alten einen Platz zu bieten, ließen wohlhabende Bürger dieses Gebäude errichten. Bis in die 1970er Jahre hinein wurde die große Halle mit den heute noch zu besichtigenden, im 19. Jahrhundert errichteten Kabäuschen mit je ca. 3m² Wohnfläche als Altersheim verwendet, dann durften/mussten die Seniorinnen und Senioren in einen moderner eingerichteten Seitenflügel mit größeren Zimmern einziehen. Um die Weihnachtszeit findet hier einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte Norddeutschlands statt, wenn viele Kunsthandwerker jeweils eins der Kabäuschen besetzen, um hier ihre Waren zu verkaufen. Der Koberg wird auch ansonsten von sehr gut erhaltenen, meist klassizistischen Gebäuden umgeben, wobei ähnlich wie beim Marktplatz die Gestaltung und Nutzung des „schönsten Platzes Norddeutschlands“ zu Diskussionen führt. Heutzutage wird er leider meist als illegaler Parkplatz verwendet.

Museen und Bürgerhäuser

Einige bedeutende Bürgerhäuser in der Innenstadt werden heutzutage als Museen verwendet. So bietet das klassizistische Ensemble aus Behnhaus und Drägerhaus in der oberen Königstraße heute Raum für ein Kunstmuseum. Im Buddenbrookhaus in der Mengstraße, gegenüber der Marienkirche befindet sich heute das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum. In der Glockengießerstraße findet man seit einigen Jahren schließlich das Günter-Grass-Zentrum.

Die Kaufmannschaft zu Lübeck als Rechtsnachfolgerin der Lübecker Kaufmannsgilden besitzt im Haus der Kaufmannschaft zwei der schönsten und bedeutsamsten geschnitzten Inneneinrichtungen der Renaissance. Ihr gehört auch das Schabbelhaus in der Mengstraße, bestehend aus zwei verbundenen Bürgerhäusern der Backsteinrenaissance mit der Einrichtung des ausgehenden 18. Jahrhunderts, das als Restaurant zugänglich ist.

All diese beschriebenen Gebäude setzen nur kleine Rahmenpunkte, und wer Lübeck besichtigen möchte, tut gut daran, auch abseits davon durch die Gassen und Gruben zu laufen. Die Lübecker Altstadt bietet ein großes Ensemble sehenswerter Gebäude aus unterschiedlichsten Baustilen, beginnend mit einigen romanischen Resten am Dom, viel Gotik und Renaissance, einige Gebäude aus Barock und Rokoko, stilvolle Straßenzüge des Klassizismus und neben einigen modernen Bausünden auch sicher sehenswerte Bauwerke der Moderne.

typisch Lübecker Gang

Gänge und Höfe – Stiftungen der Reichen für das Wohl der Armen

Die Gänge und Höfe sind eher aus Platznot in den Hinterhöfen der Wohnhäuser entstandene Wohnquartiere, die früher für die Ärmsten der Armen errichtet wurden, heute aber begehrter Wohn(t)raum sind. Der größte und schönste Hof ist sicherlich der Füchtingshof in der Glockengießerstraße.

Vorstädte

Wer mehrere Tage in Lübeck verbringt, sollte sich neben der Altstadt auch die Vorstädte ruhig genauer anschauen. Jenseits der idyllischen Wallanlagen finden sich in St. Gertrud und St. Jürgen sehenswerte Villenviertel mit klassizistischen und aus der Gründerzeit stammenden Villen. Besonders hervorstechend sind hier die Eschenburg-Villa in St. Gertrud an der Travemünder Allee und die Lindesche Villa des dänischen Architekten Lillie in St. Jürgen an der Ratzeburger Allee, die heute als Standesamt genutzt wird. Nur wenige Meter von der Linde-Villa befindet sich außerdem die St. Jürgen-Kapelle aus dem 17. Jahrhundert als Zeichen dafür, dass auch schon vor der Industrialisierung außerhalb der Lübecker Stadtmauern gesiedelt wurde. In St. Gertrud befindet sich außerdem das Fischerdorf Gothmund am Ufer der Trave, ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel, das durch sein geschlossenes Ensemble von Reetdachhäusern besticht.

Travemünde

Fast 20 km von der Innenstadt schließlich ist das Ostsee-Bad Travemünde zu finden, das drittälteste Seebad Deutschlands. Hier kann man die Altstadt mit ihren kleinen Häusern besichtigen, die Vorderreihe mit den Wohnhäusern der Kapitänswitwen, die Bäderarchitektur vergangener Jahrhunderte bewundern (Casino, Kurhaus) oder hinterfragen (Maritim-Hotel). Zudem befindet sich in Travemünde der älteste Leuchtturm Deutschlands, der nicht mehr in Betrieb ist, aber besichtigt werden kann.

Standdenkmale und Skulpturen im öffentlichen Raum

Lübecker Stiftungskultur

Seit dem Mittelalter hat das Stiften in Lübeck Tradition. In seinem Ursprung der Gläubigkeit begüterter Kaufleute entsprungen, die sich so ihr Seelenheil zu sichern suchten. Die Stiftung Heiligen-Geist-Hospital ist heute wohl die älteste bestehende Stiftung in Lübeck. Viele der Lübecker Gänge und Höfe beruhen auf Stiftungen Lübecker Kaufleute. Ohne das Engagement der in Lübeck ansässigen großen und kleinen Stiftungen wäre das reichhaltige Kulturleben der Stadt nicht denkbar und der Erhalt des Kulturerbes nicht darstellbar. Die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck betreut die Lübecker Museumslandschaft. Lübecks älteste Bürgerinitiative, die

betreut als Treuhänderin eine Vielzahl kleinerer, unselbständiger Stiftungen Lübeck gesonnener Bürger.

Weitere wichtige gemeinnützige Stiftungen in Lübeck sind die

Lübeck ist heutzutage immer noch die Stadt mit der größten „Stiftungsdichte“ Deutschlands.

Tourismus, Freizeit und Erholung

Tourismus

Lübeck kennt im Bereich der Altstadt den Städtetourismus, der sich in den letzten Jahren bedingt durch die Entwicklung des Flughafens mit seinen preiswerten innereuropäischen Linienverbindungen im bundesweiten Trend überdurchschnittlich entwickelt hat. Zielgruppen im Ausland sind die Ostsee Anrainerstaaten, Italien und England. In diesem Bereich ist Lübeck der wichtigste Faktor im Tourismus in Schleswig-Holstein. Daneben bietet das Seebad Travemünde an der Lübecker Bucht alle Möglichkeiten eines modernen Ostseebades. Wer die Altstadt erkunden will, hat dazu außer den normalen Stadtführungen noch andere Möglichkeiten. Als Individualtourist kann man auch außerhalb der touristisch ausgetretenen Pfade zwischen Holstentor, Markt und Schiffergesellschaft die vielen kleinen Gassen kennen lernen. Aber auch hierfür werden mittlerweile Stadtführungen angeboten. Ebenso Stadtführungen in den Abendstunden, geführt von einem Nachtwächter. Eine weitere Möglichkeit ist es, mit einem Ausflugsboot einmal die Altstadtinsel zu umrunden. Dies lässt sich aber nur unter der Woche richtig gut unternehmen, weil man dann mit den Booten auch den Elbe-Lübeck-Kanal befahren kann; am Wochenende ist die Hubbrücke unterhalb des Burgtores herunter gefahren.

Freizeit und Erholung im Stadtgebiet

Wasser, Grünflächen und ausgedehnte Wälder bestimmen das Stadtgebiet Lübecks, das zu den größten kommunalen Waldbesitzern Deutschlands gehört. Die Gewässer von Trave, Wakenitz und Elbe-Lübeck-Kanal sind landseitig von Wanderwegen erschlossen und größtenteils mit den großzügigen und ausgedehnten Parkanlagen verbunden. Auf der Trave verkehren Ausflugsschiffe zwischen Lübeck und Travemünde und auf der Wakenitz bis nach Rothenhusen mit Anschlussmöglichkeit über den Ratzeburger See nach Ratzeburg in den Naturpark Lauenburgische Seen (östlich des Sees: Biosphärenreservat Schaalsee). Die Wälder und die Naturschutzgebiete an Wakenitz und Trave (Lagune im Schellbruch, Dummersdorfer Ufer mit dem Bodendenkmal der mittelalterlichen Burg an der Stülper Huk) in unmittelbarer Nähe zum Stadtgebiet wie das Nebeneinander von Seebad und mittelalterlichem Weltkulturerbe im gemeinsamen Geist hanseatischer Tradition machen einen wichtigen Teil der Lebensqualitäten und des Freizeitwertes der Stadt aus. Der Travelauf mit den anliegenden Naturschutzgebieten wurde als FFH-Gebiet an die Europäische Union gemeldet.

Insbesondere in den Wäldern in und um Lübeck finden sich etliche Hünengräber aus der Steinzeit, unter anderem im Stadtgebiet in den Forsten von Blankensee und Waldhusen. Bei Pöppendorf ist eine der größten und am best erhaltenen Burganlagen aus der Zeit der Wenden zu besichtigen: Die Ringburg ist eine slawische Fluchtburg und hat einen Durchmesser von rund 100 m bei einer Wallhöhe außen von 8–12 m.

Freizeit und Erholung in der näheren Umgebung der Stadt

Auch die nähere Umgebung der Stadt bietet eine Vielzahl von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten: neben den Seebädern an der Lübecker Bucht die Seen und Wälder der Holsteinischen Schweiz um die Residenzstadt Eutin (mit den Carl Maria von Weber-Festspielen auf der Freilichtbühne im Schlosspark direkt am Eutiner See), den Klützer Winkel und die Hansestadt Wismar auf der Mecklenburger Seite der Lübecker Bucht, den Naturpark Lauenburgische Seen mit der Inselstadt Ratzeburg und der Stadt Mölln an der Alten Salzstraße, und nicht zuletzt den Sachsenwald.

Im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ hat der Bereich Umwelt der Hansestadt Lübeck gemeinsam mit der „Regionalpartnerschaft Lübecker Bucht e. V.“ den Erholungsführer „Lübeck Natürlich! Naturnahe Erholung in der Region Lübeck“ herausgegeben. Aufgrund des Erfolges der ersten Auflage 2004/2005 wurde jetzt eine zweite Ausgabe 2006/2007 mit neuen Themenschwerpunkten und Ausflugszielen verausgabt.[13]

Auch die Städte des Umlands bieten eigene Attraktionen, wie zum Beispiel Bad Segeberg mit den Karl-May-Festspielen. Größter Freizeitpark ist der Hansa-Park in Sierksdorf.

Regelmäßige Veranstaltungen

Bräuche

  • Mai: In der Nacht (ca. um Mitternacht) zum ersten Mai findet das alljährliche Mai-Singen unter den Arkaden des Rathauses statt. Es handelt sich dabei nur um einen kleinen Kreis von jungen und alten Sängern, die mitten in der Nacht den Mai begrüßen wollen. Die besondere Atmosphäre entsteht dadurch, dass die Veranstaltung nicht organisiert und auch nicht kommerziell ausgenutzt wird. Es handelt sich eher um eine – vielleicht auch lokalpatriotische – Zusammenkunft Lübecker Familien. Initiator: Otto Anthes und sein „Eulen“-Tisch nach dem Ersten Weltkrieg.

Kulinarische Spezialitäten

Die Lübecker Küche entspricht in ihren regionalen, norddeutschen Eigenarten mehr einer frugalen Variante der Hamburger als der Schleswig-Holsteiner Küche.

Persönlichkeiten

Vereine

  • Aegidienhof e. V., Verein zur Förderung u. a. der soziale Stadtteilarbeit im Aegidienviertel
  • ArchitekturForumLübeck e. V., Vereinigung Lübecker BürgerInnen und Architekten/-innen für Baukultur
  • Lübecker Segler-Verein von 1885 e. V.
  • Lübecker Schachverein von 1873 e. V. (Deutscher Meister 2001–2003)
  • Lübecker Yacht Club, Veranstalter der Travemünder Woche und anderer Segelregatten
  • Phönix Lübeck
  • Aeroclub von Lübeck, Segelflugverein
  • VfB Lübeck (größter Fußballverein der Stadt, spielt im Stadion an der Lohmühle)
  • Tanzclub Concordia Lübeck e. V.
  • Verein der Freunde und Förderer der Kirchenmusik an St. Marien zu Lübeck e. V.
  • Alte Riege Lübeck, VfB Lübeck-Fanclub
  • RC Lübeck, Lübecker Modellbauverein für RC-Cars
  • 1. Lübecker Fanfarenzug mit großer Jugendabteilung
  • Radsport-Team Lübeck e. V.
  • SV Viktoria Lübeck 08
  • Blasorchester Lübeck in der Spielvereinigung Moisling von 1986 e.V.
  • TMV-Brassband
  • Lübecker Verkehrsverein e. V. gegründet 1904, Service für Lübeck-Besucher
  • Lübecker Turnerschaft (LT)
  • American Sports Club Lübeck e. V. (American Football (Lübeck Cougars), Baseball, Cheerleading)

Literatur

  • Heinrich Christian Zietz: Ansichten der freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Mit 16 Kupfern. Friedrich Wilmans, Frankfurt M 1822, Weiland, Lübeck 1978 (Repr.).
  • Otto Grautoff: Lübeck. Stätten der Kultur. Bd 9. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1908.
  • Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Otto Quitzow, Lübeck 1926, Weidlich, Frankfurt M 1981 (Repr.). ISBN 3-8035-1120-8
  • Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Bd 1. Nordostdeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages. Kohlhammer, Stuttgart 1939.
  • Abram Enns: Kunst und Bürgertum – Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians – Weiland, Hamburg – Lübeck 1978. ISBN 3-7672-0571-8
  • Lübeck 1226 – Reichsfreiheit und frühe Stadt. Scheffler, Lübeck 1976.
  • Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1986. ISBN 3-7950-0452-7
  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1989. ISBN 3-7950-3203-2
  • Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Lübeck 2004. ISBN 3-7950-7005-8
  • Heinz Stoob: Stadtmappe Lübeck. in: Deutscher Städteatlas. Bd 3. Teilband 6. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. Im Auftrag des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte e. V. und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hrsg. von Heinz Stoob, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek. Dortmund-Altenbeken, 1984. ISBN 3-89115-006-7
  • Lübeck-Lexikon. Die Hansestadt von A bis Z. Hrsg. von Antjekathrin Graßmann. Lübeck: Schmidt-Römhild 2006. ISBN 3-7950-7777-X

Quellen

  1. Geoklima 2.1
  2. Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1997. ISBN 3-7950-3215-6
  3. Adam von Bremen: la:Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. Hahn, Hannover 1993. ISBN 3-7752-5288-6
  4. Helmold von Bosau: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
  5. C.-H. Seebach: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988. ISBN 3-529-02675-1
  6. G. P. Fehring: Die Burg in Lübeck. in: Lübecker Schriften für Archäologie und Kulturgeschichte. Habelt, Bonn 6.1982. ISSN 0721-3735
  7. Für alle: Philippe Dollinger: Die Hanse. Kröner, Stuttgart 1998. ISBN 3-520-37105-7
  8. Arnold von Lübeck: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
  9. Philippe Dollinger: Die Hanse. ebda.
  10. Abraham B. Enns: Kunst und Bürgertum. Weiland, Lübeck 1978. ISBN 3767205718
  11. Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Schmidt-Römhild, Lübeck 2004. ISBN 3-7950-7005-8
  12. vergl. Informationen der Deutschen Bahn zur Elektrifizierung Hamburg - Lübeck-Travemünde
  13. Ursula Kühn: Lübeck Natürlich. Lübeck 2004

Weblinks

Commons: Lübeck – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Lübeck – Quellen und Volltexte

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