„Königreich Ägypten“ – Versionsunterschied

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Die ägyptische Regierung unter [[Adli Yakan Pascha]] und seinem Nachfolger [[Muhammad Mahmoud Pascha]] bemühte sich ab 1927 um Rehabilitierungsmaßnahmen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Die hohen Investitionen führten zum Bau von [[Flussbifurkation]]en und zur Finanzierung von Aufklärungskampagnen. Das Problem konnte aber bis zur Revolution von 1952, in der die Rehabilitierungsmaßnahmen intensiviert wurden, nie ganz behoben werden.
Die ägyptische Regierung unter [[Adli Yakan Pascha]] und seinem Nachfolger [[Muhammad Mahmoud Pascha]] bemühte sich ab 1927 um Rehabilitierungsmaßnahmen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Die hohen Investitionen führten zum Bau von [[Flussbifurkation]]en und zur Finanzierung von Aufklärungskampagnen. Das Problem konnte aber bis zur Revolution von 1952, in der die Rehabilitierungsmaßnahmen intensiviert wurden, nie ganz behoben werden.

== Militärwesen ==
{{Hauptartikel|Ägyptische Militärgeschichte}}
Die unter [[Muhammad Ali Pascha]] 1820 wiedergegründeten [[Streitkräfte Ägyptens]] wurden ab 1922 zur stärksten Militärmacht auf dem afrikanischen Kontinent und in Vorderasien ausgebaut und rechtfertigten den Status einer regionalen [[Großmacht]]. Ihr Zuständigkeitsbereich war es Ägyptens [[territoriale Integrität]] zu waren, die Monarchie zu schützen und die ägyptischen Ansprüche auf den Sudan zu untermauern.

Das [[Ägyptisches Heer|Heer]], die königliche [[Marine]] und die [[Ägyptische Luftstreitkräfte|Luftwaffe]] (1928 gegründet) blieben, abgesehen von der Bewilligung der nötigen Finanzmittel durch das Parlament, nach der Verfassung weitgehend der Verfügungsgewalt des ägyptischen Königs beziehungsweise der Regierung unterstellt. Die Grenzen der „Kommandogewalt“ des Königs waren dabei kaum definiert. Es blieb daher bis zur Revolution von 1952 eine der zentralen Stützen der Monarchie.
[[Datei:ModernEgypt, Opening of Luxor-Aswan rail line, Album-2-BAL-00000606-0008.jpg|mini|Militärparade des Heeres in [[Luxor]], 1926]]
[[Datei:Flag of the Army of Egypt (1922-1952).svg|mini|links|Flagge der ägyptischen Streitkräfte bis 1952]]
Die Armee richtete sich kaum gegen äußere Feinde, da sich damals fast ganz Afrika in europäischer Hand befand, sondern sollte nach dem Willen der militärischen Führung im Innern etwa bei [[Streik]]s zum Einsatz kommen und Sicherheit herstellen. In der Praxis wurde die Armee allerdings bei den großen Streiks oder Protesten kaum eingesetzt und ging lediglich gegen die [[Muslimbrüder]] und [[Kommunismus|Kommunisten]] mit voller Härte vor. Gleichwohl bildete die Armee als Drohpotential einen nicht zu unterschätzenden innenpolitischen Machtfaktor.

Die enge Verbundenheit mit der ägyptische Monarchie und Elite spiegelte sich zunächst noch im stark adelig geprägten albanisch- und türkischstämmigen [[Offizierskorps]], die der König, nachdem sie zuvor von den britischen Kolonialherren entlassen worden waren, wieder in Dienst gestellt hatte, wieder. Auch später behielt die [[Aristokratie]] eine starke Stellung unter den Führungsrängen, allerdings drang im mittleren Bereich mit der Vergrößerung der Armee und der Luftwaffe der bürgerliche Anteil stärker vor. Die entsprechende Auswahl und die innere Sozialisation im Militär sorgten allerdings dafür, dass auch das Selbstverständnis dieser Gruppe sich kaum von der ihrer adeligen Kameraden unterschied. Die ägyptische Regierung entließ 1946 alle britischen Offiziere aus ihrem Dienst.<ref>Kenneth Pollack: Arabs at War, Lincoln, 2004; S. 14.</ref>
[[Datei:ModernEgypt, Farouk & Farida Marriage, DHP13655-21-4 01.jpg|mini|Ägyptische Militärflugzeuge bei einer Parade zur Freier der Heirat von König [[Faruq]] mit Königin [[Farida von Ägypten]], 20. Januar 1938]]
Unter der [[Britische Herrschaft in Ägypten|britischen Herrschaft]], als die Armee unter der Oberbefehl eines britischen [[Sirdar (Ägypten)|Sirdar]] stand, hat die Gesellschaft das Militär eher mit Misstrauen betrachtet. Dies änderte sich nach der Unabhängigkeit 1922, in der die Armee inoffiziell die Aufständischen unterstützte, fundamental. Das Militär wurde zu einem zentralen Element des entstehenden [[Patriotismus]] und aufsteigenden Nationalismus. Kritik am Militär galt als unpatriotisch. Dennoch unterstützten die Parteien eine Vergrößerung der Armee nicht unbegrenzt. So erreichte das Militär bei der [[Generalmobilmachung]] im September 1939 mit einer Stärke von etwa 100.000 Mann seine von der Verfassung vorgegebene Stärke in Krisenzeiten.

Die ägyptischen Streitkräfte befanden sich parallel zur [[Industrialisierung]] des Landes in den folgenden Jahren in einer Phase der Modernisierung. 1928 beschloss das Parlament die Gründung einer eigenen ägyptischen Luftwaffe.
Am 2. November 1930, verkündete König Fuad I. die Gründung der ''Egyptian Army Air Force'' (EAAF). Am 27. Mai 1931 kaufte die ägyptische Regierung die ersten fünf Flugzeuge und beschloss die Errichtung des [[Militärflugplatz|Fliegerhorsts]] ''Almaza'' im Nordosten von [[Kairo]]. Im Mai 1932 wurde die Anlage eingeweiht. 1934 verkaufte die britische Regierung Ägypten zehn [[Avro 626]]-Flugzeuge, was die ersten echten ägyptischen Militärflugzeuge waren. 1937 wurde die ''Egyptian Army Air Force'' von der gemeinsamen Heeresleitung getrennt und als '''Royal Egyptian Air Force''' (REAF) zu einer eigenen Teilstreitkraft. Daraufhin wurden neue Stationen in der [[Sueskanal]]zone und in [[Unterägypten]] gebaut.

Auch die königliche ägyptische [[Marine]] wurde ständig ausgebaut. Die Handlungsmöglichkeiten der prestigeträchtigen Flotte blieben mangels Treibstoff, [[Flugzeugträger]]n oder angemessenem Schutz durch die Luftwaffe und wegen der Informationsüberlegenheit anderer Flotten ([[Radar]], [[Bletchley Park|Ultra]]) auf Kampfeinsätze bei guter Sicht und auf Operationen im zentralen Mittelmeer beschränkt.

Die wichtigste und schlagkräftigste Teilstreitkraft bildete das ägyptische Heer, das während des Königreichs eine sehr starke gesellschaftlich prägende Bedeutung gewann. Das Offizierskorps galt in weiten Teilen der Bevölkerung als „Erster Stand im Staate.“ Dessen Weltbild war dabei geprägt von der Treue zur Monarchie und der Verteidigung der Königsrechte, es war konservativ, antisozialistisch, säkular und grundsätzlich antidemokratisch geprägt.

Von Bedeutung war das Militär zweifellos auch für die innere Nationsbildung. Der gemeinsame Dienst zwischen Ägyptern und Sudanesen förderte die Integration der sudanesischen Bevölkerung in einem von Ägypten dominierte Reich. Selbst die schwarzafrikanische Bevölkerung, die dem muslimisch-arabisch dominierten Staat mit Misstrauen betrachtete, blieb gegenüber der Ausstrahlung des Militärs nicht immun. Dabei mussten bis zum [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] alle Männer zwischen dem 17. und 23. Lebensjahr Militärdienst leisten. Wegen des Überangebots an Wehrpflichtigen in Ägypten und einer in Friedenszeiten nur 23.000 Mann umfassenden Armee folgte allerdings nur gut ein Bruchteil eines Jahrgangs dem Einberufungsbefehl und leistete aktiven Militärdienst.<ref>{{Cite web|url=http://countrystudies.us/egypt/127.htm|title=Egypt - The Egyptian Military in World War II|website=countrystudies.us|access-date=2016-03-22}}</ref>

Der [[Militarismus]] in der ägyptischen Gesellschaft war seit dem Herrschaftsantritt der [[Dynastie des Muhammad Ali|Muhammad Ali-Dynastie]] fest verankert. Überall im Reich wurden die neuen Kriegervereine zu Trägern einer militaristischen Weltanschauung. Ihre Wirkung und Einfluss bleiben aber mit ein paar Tausend Mitgliedern gering. Dennoch hatten die Streitkräfte in der Bevölkerung den Ruf unbesiegbar zu sein und die tatsächliche militärische Stärke wurde überschätzt. Dies zeigte sich beim ägyptisch-arabischen [[Palästinakrieg|Angriffskrieg]] in [[Palästina (Region)|Palästina]], der von der Regierung kurzfristig beschlossen worden war, ohne dabei Rücksicht zu nehmen auf den Zustand und die für den Krieg notwendigen Kapazitäten der Streitkräfte. Auch wurden ökonomische, geostrategische und topografische Faktoren sowie die mangelnde öffentliche Unterstützung für den Krieg ignoriert. Unzureichende Vorbereitung, Führung, Motivation und eine veraltete Ausrüstung führten besonders im Bereich der ägyptischen Land- und Luftstreitkräften nach kleineren Anfangserfolgen in [[Südbezirk (Israel)|Südisrael]] zu militärischen Desastern, die international und auch in Ägypten selbst ein Bild von militärischer Unfähigkeit verfestigten und Ägyptens bislang unangefochtene Rolle als mächtigstes islamisches Land in Frage stellten.

Die Niederlage im Palästinakrieg, in dem die ägyptische Armee
trotz gewährten Militär- und Finanzhilfen aus [[Saudi-Arabien]] und anderen arabischen Staaten wurden unter schweren menschlichen Verlusten bis 1949 wieder auf das Gebiet des heutigen [[Gazastreifen]]s zurückgetrieben wurde, beschädigten das Ansehen des ägyptischen Militärs erheblich. Dennoch blieb dies, im Vergleich zur Monarchie, gering und die Armee konnte bald wieder populär werden. Ein Grund dafür war sicher ihre danach sprunghaft begonnene erneute Modernisierung. Bereits im März 1949 startete Ägypten mit der Entwicklung eines eigenen Raketenprogramms und Versuche mit neuen [[Biologische Waffe|biologischen Waffen]]. 1951 begann man, mit sowjetischer Hilfe, sogar ein Atomprogramm zur Entwicklung einer eigenen ägyptischen Atombombe. Die Anstrengungen dafür waren aber unzureichend. Erst 1958 wurde mit dem Bau des [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Kernreaktor]]s ''ETRR-1'' in der Nähe der Stadt [[Bilbeis]] ernsthafte Schritte in Richtung Bombe unternommen.<ref>{{cite book|last=Zahlan|first=A. B.|title=Science, Development, and Sovereignty in the Arab World|url=http://books.google.com/books?id=JRPIAAAAQBAJ&pg=PA82|accessdate=14 Juli 2014|date=2012-07-03|publisher=Palgrave Macmillan|isbn=9781137020987|page=82}}</ref>

Beim Wiederaufbau der ägyptischen Streitkräfte nach 1948 wirkten teilweise ehemalige Wehrmachtsoffiziere und [[Schutzstaffel|SS]]-Angehörige entscheidend mit. Beispielsweise übernahm der ehemalige General [[Wilhelm Fahrmbacher]] die Ausbildung der Streitkräfte. Ein ehemaliger deutscher Kapitän arbeitete als Ausbilder bei der ägyptischen [[Marine]]. Insgesamt waren anfangs der 1950er Jahre etwa 50 Personen aus Deutschland in Ägypten im militärischen Bereich beschäftigt. [[Wilhelm Voß (Wehrwirtschaftsführer)|Wilhelm Voß]], während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] Generaldirektor der [[Reichswerke Hermann Göring|Reichswerke „Hermann Göring“]], baute in Ägypten eine neue [[Rüstungsindustrie]] von eher geringer Kapazität auf. Neben Fabriken für [[Handfeuerwaffe]]n und [[Munition]] handelte es sich auch um „erste Raketenkonstruktionen“. [[Rolf Engel]], ein deutscher [[Rakete]]n-Ingenieur und ehemaliger [[Schutzstaffel|SS]]-[[SS-Hauptsturmführer|Hauptsturmführer]], versuchte sich an der Entwicklung kleinerer Raketen, die sich jedoch alle als nicht funktionstüchtig erwiesen.

Die Streitkräfte unterteilten sich administrativ in mehrere [[Militärbezirk]]e, die in ihren Grenzen genau den Provinzen des Reiches entsprachen.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 2. April 2016, 09:12 Uhr

Königreich Ägypten
المملكة المصرية, al-Mamlakat al-Miṣrīya

1922–1953

Dazugehörige Gebiete:
Anglo-Ägyptischer Sudan (ägyptisch-britisches Kondominium) / السودان الإنجليزي المصري, as-Sūdān al-Inglīzī al-Maṣrī
und
Gazastreifen (seit 1948 besetzt und verwaltet) / قطاع غزّة, Qitāʿ Ġazza

Flagge des Königreichs Ägypten Wappen des Königreichs Ägypten
Flagge Wappen
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Sultanat Ägypten




 
Republik Ägypten Flagge der Republik Ägypten

Italienisch-Libyen Flagge von Italienisch-Libyen
Anglo-Ägyptischer Sudan Flagge des Anglo-Ägyptischen Sudans 1953–1956
Französisch-Äquatorialafrika Flagge von Französisch-Äquatorialafrika
Britisch-Kenia Flagge der Kronkolonie und des Protektorates Kenia

Verfassung Verfassung des Königreichs Ägypten von 1923

Verfassung des Königreichs Ägypten von 1930

Amtssprache Arabisch

sowie inoffizielle Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Albanisch, Hebräisch, Griechisch, Armenisch, Berbersprachen, Nubische Sprachen, Bedscha, Nuer, Dinka, Fur, Schilluk
Hauptstadt Kairo
Staatsform föderale Erbmonarchie
Regierungssystem
– 1922 bis 1952
– 1952 bis 1953

konstitutionelle Monarchie
Militärdiktatur
Staatsoberhaupt
– 1922 bis 1936
– 1936 bis 1952
– 1952 bis 1953
König von Ägypten und des Sudan
Fu’ad I.
Faruq
Fu’ad II.
Regierungschef
– 1922 (erster)
– 1952 bis 1953 (letzter)
Premierminister
Abdel Khalek Sarwat Pascha
Ali Muhammad Nagib
Fläche
– 1922
– 1926
– 1947
– 1950

4.529,065 km²
4.376,629 km²
3.521,259 km²
3.507,259 km²
Einwohnerzahl
– 1947

27.873.447
Bevölkerungsdichte
– 1947

7,9 Einwohner pro km²
Staatsgründung 28. Februar bzw. 15. März 1922 (Proklamation des Königreichs)
Auflösung 18. Juni 1953 (Ausrufung der Republik)
Hymne
Nationalhymne
– 1922 bis 1936
– 1936 bis 1953

Königshymne


Eslami ya Misr
Es Salaam el malaki el masr
Salam Affandina
Währung Ägyptisches Pfund = 100 Piaster = 1000 Millièmes
Zeitzone UTC +2
Karte
Lage des Königreichs in Afrika von 1934 bis 1953

Das Königreich Ägypten (arabisch المملكة المصرية, DMG al-Mamlakat al-Miṣrīya), auch (Neues) Ägyptisches Reich (arabisch الإمبراطورية المصرية الجديدة, DMG al'iimbiraturiat almisriat aljadida) genannt, bezeichnet den Gesamtstaat des Reiches der europäischen Muhammad Ali-Dynastie in Nord- und Ostafrika in seiner letzten Phase im Zeitraum von 1922 bis 1953.

Das Königreich wurde am 28. Februar 1922 vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland in die staatliche Unabhängigkeit entlassen und entstand mit der Proklamation des bisherigen Sultans Fu’ad I. zum König am 15. März 1922. Vorausgegangen war dem 1919 ein Volksaufstand gegen die Kolonialmacht. Damit war nach über 2000 Jahren mehrerer Fremdherrschaften unter einer monarchistischen Staatsform erstmals wieder ein souveräner ägyptischer Nationalstaat entstanden.

Das Königreich Ägypten erstreckte sich über das Territorium der heutigen Republiken Ägypten, Sudan und Südsudan und umfasste zeitweise Teile der Staaten Libyen (Großteil der historischen Region Kyrenaika) und Tschad (Regionen Ennedi und Borkou) und das umstrittene Ilemi-Dreieck (heute von Kenia kontrolliert) und war bislang der größte neuzeitliche Staat Afrikas und zur damaligen Zeit der sechstgrößte Staat der Erde. Mit über 27 Millionen Einwohnern war die Monarchie auch das bevölkerungsreichste Land des Nahen Ostens. Das Land hatte dadurch eine enorme politische und kulturelle Ausstrahlung in der arabischen und islamischen Welt und war als eine quasi „regionale wirtschaftliche und militärische Großmacht“ fast drei Jahrzehnte die entschiedene Macht im Nahen Osten, Vorderasien und Ostafrika.

Während der Zeit des Königreichs war Ägypten wirtschafts- und sozialgeschichtlich durch eine schnelle Industrialisierung und einen gesellschaftlichen Modernisierungskurs geprägt, der unter anderem auf eine radikale Säkularisierung, die weitgehende Gleichstellung der Geschlechter, sowie eine Verbesserung des Lebensstandardes abzielte. Ökonomisch entwickelte sich das Land von einem Agrar- zum ersten Industriestaat Afrikas. Durch den Ausbau des Handels mit Baumwolle und des Bankwesens gewann der Dienstleistungssektor auch an Bedeutung. Diese wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilisierungsphase dauerte von 1922 bis 1939.

Kennzeichnend für den demographischen Wandel in der Monarchie waren ein rapides Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung, Urbanisierung und die intensivierte Zuwanderung von europäischen Ausländern. Die dadurch entstandene Zunahme der städtischen Arbeiterbevölkerung und der Aufstieg des Großbürgertums waren prägende Ereignisse. Trotzdem konnten die ägyptische und sudanesische Aristokratie ihr hohes Sozialprestige, ihre dominante Rolle beim Militär, in der Diplomatie und der höheren Zivilverwaltung behaupten. Durch den Aufstieg von mehreren Massenverbänden und -parteien gewann zudem die öffentliche Meinung an Gewicht.

Die innen- und außenpolitische Entwicklung wurde vor allem in den Anfangsjahren von der nationalistischen Wafd-Partei bestimmt. Deren verschiedene Regierungen setzten auf einen relativ liberalen Kurs mit vielen politischen und gesellschaftlichen Reformen. Außenpolitisch versuchte man das Reich durch ein komplexes Bündnissystem mit den Großmächten Italien, Frankreich und Großbritannien abzusichern (z. B. Anglo-Ägyptischer Vertrag von 1936).

Die Phase nach dem Tod von König Fu’ad I. 1936 führte zu einer erheblichen persönlichen Einflussnahme seines Sohnes Faruq auf die Tagespolitik. Auch war seine Regierungszeit von Korruption und einer widersprüchlichen Außenpolitik geprägt, die zwischen einer Anlehnung an die faschistischen Diktaturen in Europa und die westlichen demokratischen Staaten schwankte und am Vorabend des Zweiten Weltkriegs Ägypten letztendlich in die Isolation führte. Auch die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich mit der Weltwirtschaftskrise ab 1930 zunehmend. Der danach beginnende Aufstieg der faschistischen Jungägyptischen Partei und der islamistischen Muslimbruderschaft führten zu einer fünfjährigen Diktatur (1930–1935).

1940 wurde Ägypten von Großbritannien besetzt. Das Land war dabei in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt und erst 1942 konnten die britischen Truppen die seit 1940 andauernde Invasion der Achsenmächte abwehren. Die aus dem Krieg resultierende tiefe ökonomische und politische Krise 1946 und der weiterhin beträchtliche britische Einfluss führten zu einem starken Rückhaltverlust der Monarchie in der Bevölkerung und dem Militär.

Das Ende des Reiches kam im Fahrwasser des Kalten Krieges und deutete sich mit der Niederlage im Palästinakrieg gegen Israel 1948/49 an. Die nach dem Krieg zunehmende Unterdrückung der linksliberalen, kommunistischen und islamistischen Opposition führte zu vielseitigen gesellschaftlichen Spannungen, die in der „Revolution des 23. Juli“ 1952, in der Faruq gestützt wurde, kulminierten. Die darauffolgende Diktatur des Militärs während Herrschaftszeit des minderjährigen Fu’ad II. bis 1953 führte zu einer verstärkten Anlehnung an die Sowjetunion und deren Satellitenstaaten und zum Erstarken des arabischen Nationalismus. Am 18. Juni 1953 wurde die jahrhundertealte Monarchie abgeschafft und das Gebiet des Reiches aufgeteilt. Der nördliche Landesteil wurde im gleichen Jahr zur Republik Ägypten, der südliche 1956 zur Republik Sudan. Die beiden nachfolgenden Staaten schafften die Aristokratie ab, verwiesen die Muhammad Ali-Dynastie des Landes und Ägypten führte eine Landreform durch. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen der nachfolgenden Jahrzehnte (Sechstagekrieg 1967, Erstarken des Islamismus, Diktatur von Husni Mubarak 1983–2011, Militärherrschaft und Sezessionskrieg im Sudan 1969–1985 und 1983–2005) gibt es in den heutigen Nachfolgestaaten eine vielseitig positive Erinnerungskultur zum Königreich Ägypten.

Vorgeschichte

Osmanische Herrschaft und Begründung der Muhammad Ali-Dynastie

Muhammad Ali Pascha, Gemälde von Auguste Couder 1840
Ägypten unter der Muhammad Ali-Dynastie von seiner Gründung bis 1914

Die Wurzeln des Königreichs Ägypten lagen in der Eroberung des Landes durch den osmanischen Sultan Selim I.. Danach wurde Ägypten als Eyâlet eine Großprovinz des Osmanischen Reiches. Im 16. Jahrhundert wurde das Land für die Osmanen ein wichtiger Stützpunkt für die Expansion in Nordafrika und Arabien. Die ständige militärische Präsenz der Osmanen hatte tief greifende Einschnitte in die ägyptische Zivilgesellschaft und die bisherigen wirtschaftlichen Institutionen zur Folge.[1] Sie führte zu einer Abschwächung des Wirtschaftssystems.[1] Das Eyâlet Ägypten verarmte danach und erlitt zwischen 1687 und 1731 sechs Hungersnöte.[2] Allein die Hungersnot von 1784 kostete es etwa ein Sechstel der damaligen Bevölkerung ihr Leben.[3]

1798 begann, im Zuge des Zweiten Koalitionskriegs zwischen den europäischen Monarchien und der revolutionären französischen Republik, die Eroberung Ägyptens durch Napoleon Bonaparte. Die ägyptische Expedition endete erst mit der Vertreibung der Franzosen im Jahre 1801 durch die Osmanen. Danach brachen im Land innere Machtkämpfe aus, in denen die Mamluken, Teile der britischen Streitkräfte, die Osmanen und Albaner, die nominell den Osmanen gegenüber loyal waren, um die Macht rangen. Aus diesem Chaos ging der Kommandant der albanischen Regimenter Muhammad Ali Pascha als Sieger hervor. Muhammad Ali wurde im Jahre 1805 von Sultan Selim III. der Titel Wālī (Gouverneur) von Ägypten zuerkannt. Im gleichen Jahr begründete er die gleichnamige Dynastie.[4]

Nach seiner Machtübernahme verlagerte Muhammad Ali Pascha seinen Schwerpunkt auf das Militär. Er erschuf die moderne ägyptische Armee und eroberte in mehreren Kampagnen den Sudan (1820–1824), Syrien (1833), Teile der arabischen Halbinsel, Anatoliens und Griechenlands (siehe Griechische Revolution). Im Jahre 1841 bremsten die führenden europäischen Mächte, in der Befürchtung, das Muhammad Ali das Osmanische Reich stürzen könnte, die territoriale Expansion Ägyptens und zwangen die Provinz die meisten Eroberungen an die Osmanen zurückzugeben. Muhammad Ali wurde aber der Türkisch-Ägyptische Sudan zuerkannt und er durfte weiterhin weitgehend unabhängig regieren. Danach modernisierte er das Land. Er schickte dafür ägyptische und sudanesische Schüler in den Westen, um die neuen Techniken der Großmächte für Ägypten zugänglich zu machen und lud ausländische Ausbildungsmissionen nach Ägypten ein. Er versuchte das Land zu industrialisieren, ließ ein System von Kanälen für die Bewässerung und den Transport errichten und reformierte den öffentlichen Dienst.[4]

1820 begann Ägypten mit dem Export von Baumwolle. Der Anbau wurden von Muhammad Ali unterstützt und gefördert. Dadurch entstand eine Monokultur die Ägypten bis zum Ende des Jahrhunderts prägen sollte. Die sozialen Auswirkungen dieses Projektes waren enorm: Landbesitz wurde eingeengt, viele Ausländer kamen ins Land und es fand eine Verlagerung der Produktion auf internationale Märkte statt.[4]

Im September 1848 übergab Muhammad Ali, der 1849 sterben sollte, das Amt des Wālī an seinen Sohn Ibrahim, dann folgte ihm sein Enkel Abbas I. (im November 1848), dann Said (1854) und Ismail (im Jahre 1863). Abbas regierte Ägypten relativ zurückhaltend, während Said und Ismail ehrgeizige Entwickler waren. Der Sueskanal, der in Partnerschaft mit Frankreich von 1859 bis 1869 gebaut wurde, wurde im November vollendet. Der Bau war aber mit hohen Kosten verbunden.

Britische Herrschaft bis zum Ersten Weltkrieg

Karte des Khedivats Ägypten von 1912

Der Bau des Sueskanals hatte mit seinen hohen Kosten zwei Effekte zur Folge: er führte zu enormen Staatsschulden Ägyptens bei den europäischen Banken und verursachte, wegen der belastenden Besteuerung, Unzufriedenheit in der einheimischen Bevölkerung. Im Jahre 1875 war Ismail gezwungen, Anteile des Kanals an die britische Regierung zu verkaufen. Innerhalb von drei Jahren führte dies zu der Einführung einer britischen und französischen Finanzkontrolle und machte das Land von den drei Großmächten Frankreich, Großbritannien und dem Königreich Italien abhängig. Frankreich und Großbritannien behielten sich zudem das Recht vor, jeweils einen Beamten zur Unterstützung der ägyptischen Regierung zu entsenden.[4]

Die Einflussnahme europäischer Länder auf Ägypten ließ eine islamische und arabisch-nationalistische Opposition entstehen. Die für die Briten gefährlichste Opposition in dieser Zeit bildete aber die ägyptische Armee, die weitgehend von Albanern und den Mamluken dominiert wurde. Das Militär sah vor allem in der Neuausrichtung der wirtschaftlichen Entwicklung eine Bedrohung für seine bisherigen Privilegien.

Eine große militärische Demonstration der Urabi-Bewegung im September 1881 zwang den Khediven Tawfiq zur Entlassung seines Premierministers Riyad Pascha und zum Erlassen von mehreren Notdekreten. Die bereits im Land lebenden Europäer zogen sich in ihre Viertel, wie in Alexandria, zurück und organisierten eine Selbstverteidigung vor nationalistischen Übergriffen.

Die Unruhen führten im April 1882 zur Entsendung von französischen und britischen Kriegsschiffen an die ägyptische Küste. Die Invasion begann aber erst im August, nachdem im Juni die Urabi-Bewegung die Macht in Ägypten übernommen hatte. Sie begann mit der Verstaatlichung aller Vermögenswerte in Ägypten und förderte anti-europäische Gewaltausbrüche und Proteste. In Verbindung mit einer islamischen Revolution in Britisch-Indien entsandten die Briten eine anglo-indisches Expeditionskorps zur Einnahme des Sueskanals. Gleichzeitig landeten in Alexandria französische Kräfte. Die Operation gelang und die die ägyptische Armee wurde in der Schlacht von Tel-el-Kebir im September 1882 geschlagen. Danach übernahm Tawfiq wieder die Kontrolle über das Land.

Das Ziel der Invasion war es gewesen, die politische Stabilität in Ägypten unter einer Regierung der Khediven wiederherzustellen und das Land ausländischen Einflüssen wieder zugänglich zu machen. Jedoch deutete sich bald die dauerhafte Besetzung Ägyptens an. 1883 wurde ein britisches Generalkonsulat für Ägypten geschaffen, dessen erster Konsul Evelyn Baring, 1. Earl of Cromer wurde. Cromer war der Ansicht, dass die politische Stabilität Ägyptens die finanzielle Stabilität benötigen würde und schuf ein Programm der langfristigen Investition in Ägyptens produktiven Ressourcen, vor allem in der Baumwollproduktion, die Hauptstütze der Exporteinnahmen des Landes.

1881 brach im, immer noch zu Ägypten gehörenden, Sudan mit dem Mahdi-Aufstand ein religiöser Aufstand aus. Der aufständische Führer Muhammad Ahmad proklamierte sich zum Mahdi des Landes und eroberte bis 1885 weite Teile des Staates. Mit der Einnahme der Stadt Khartum 1884/1885 und der Ausrufung des Kalifats von Omdurman hatte Ägypten endgültig die Kontrolle über den Sudan verloren.

Im Jahre 1896, während der Herrschaft von Tewfiks Sohn Abbas II., begann eine massive anglo-ägyptische Streitmacht unter dem Kommando von General Herbert Kitchener mit der Wiedereroberung des Sudans.[5] In der Schlacht von Umm Diwaykarat1899 wurde die ägyptische Herrschaft im Sudan wieder hergestellt.

Im Jahre 1906 führte der Dinschawai-Vorfall zu landesweiten Protesten in Ägypten und zur Bildung neuer nationalistischer politischer Lager, die teilweise durch das Deutsche Reich finanziert und unterstützt wurden. Das Hauptziel Großbritanniens, im frühen 20. Jahrhundert, war es in Ägypten diese Gruppen erneut zu beseitigen. Bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges entwickelte sich Ägypten unter britischer Herrschaft zu einer regionalen Wirtschaftsmacht und zu einem bedeutenden Handelsziel des Nahen Ostens. Einwanderer aus weniger stabilen Teilen der Welt, einschließlich Griechen, Juden und Armenier sowie zahlreiche Briten, Franzosen und Italiener, fingen an nach Ägypten zu gehen und sich dort niederzulassen. Die Zahl der Ausländer im Land stieg von 10.000 in den 1830er Jahren auf 90.000 in den 1840er Jahren und auf über 1,5 Millionen in den 1880er Jahren.[6]

Der Weg in die Unabhängigkeit

Entstehung des Sultanates Ägypten

Afrika und das Sultanat Ägypten 1917

Im Dezember des Jahres 1914, als Folge der Kriegserklärung des Osmanischen Reiches, zu dem Ägypten immer noch nominell gehörte, erklärte Großbritannien ein Protektorat über Ägypten und setzte den bisherigen Khediven Abbas II. ab und ersetzte ihn durch Hussein Kamil, der sich zum ersten ägyptischen Sultan ausrief.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war im Nahen Osten das Gebiet des Sueskanals, der für Großbritannien strategisch sehr bedeutend war und die kürzeste Verbindung zu seinen Kolonien war, das Hauptziel der osmanischen Armee. Im Januar 1915 überquerte sie die Sinai-Halbinsel und stieß in Richtung Kanal vor. In der ersten Jahreshälfte von 1916 gelang es den Ägyptern und Briten Teile der Sinai-Halbinsel zurückzuerobern und die Osmanen zurückzuschlagen. Nach der Schlacht von Rafah im Januar 1917 wurden die türkischen Truppen vollständig aus dem Sinai vertrieben.

Als der Krieg endete, begannen Nationalisten erneut die ägyptische Unabhängigkeit von Großbritannien zu fordern. Sie wurden dabei vom US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, der die Selbstbestimmung aller Nationen verteidigte, beeinflusst und unterstützt. Im September 1918 unternahm Ägypten mit der Bildung einer eigenen Delegation (von arabisch وفد Wafd) für die Pariser Friedenskonferenz 1919 erste Schritte in Richtung Unabhängigkeit. Die Idee für eine solche Delegation stammte von der Umma-Partei (حزب الأمة, Hizb al-Umma), deren prominente Mitglieder wie Lutfi as Sayyid, Saad Zaghlul, Mohamed Mahmoud Khalil, Ali Sharawi und Abd al Aziz Fahmi die Delegierten sein sollten.

Am 13. November 1918, als Ägypten den Yawm al Jihad (Tag des Kampfes) feierte, wurde Zaghlul, Fahmi und Sharawi wurde eine Audienz beim britischen Hochkommissar für Ägypten Reginald Wingate gewährt. Sie forderten die völlige Unabhängigkeit mit den Maßgaben, dass es Großbritannien erlaubt sei, den Sueskanal zu kontrollieren und die öffentliche Verschuldung des Landes zu überwachen. Sie fragten auch um die Erlaubnis nach London zu gehen, um ihren Forderungen vor die britische Regierung unter David Lloyd George zu bringen. Am selben Tag bildeten die Ägypter eine Delegation zu diesem Zweck. Die Briten weigerten jedoch der Delegation nach London zu gehen.

Am 8. März 1919 wurden Zaghlul und drei weitere Mitglieder des Wafd festgenommen und am nächsten Tag nach Malta deportiert. Eine Aktion, die die Revolution von 1919 auslöste.

Erster Weltkrieg und Folgen

Revolutionäre mit den religiösen Symbolen des islamischen Halbmonds, des christlichen Kreuzes und des jüdischen Davidsterns während der Revolution von 1919, Kairo
Ägyptische Revolutionäre Flagge

Die Revolution von 1919, die in Ägypten „erste Revolution“ genannt wird, markierte das Ende der britischen Herrschaft in Ägypten. Am Volksaufstand nahmen Vertreter aller sozialen Schichten (Adelige, Großbürger, Geistliche, Arbeiter und Bauern) teil. Es gab gewalttätige Auseinandersetzungen in Kairo und den Provinzstädten von Unterägypten, vor allem in Tanta, und der Aufstand breitete sich in die Kyrenaika, den Nordosten Tschads, den Sudan und nach Oberägypten aus.

Die Deportation der Wafd-Delegierten löste auch Studentendemonstrationen aus und eskalierte durch Aufrufe zu Streiks durch Studenten, Regierungsbeamte, Fachkräfte, Frauen und Transportarbeiter. Innerhalb einer Woche war die Infrastruktur Ägyptens durch Generalstreiks und Unruhen stillgelegt worden. Eisenbahnstrecken und Telegrafenleitungen wurden unterbrochen, Taxifahrer weigerten sich zu arbeiten, Anwälte erschienen nicht zu Gerichtsverfahren und etc., wobei die Revolution weitgehend von Frauen aus den oberen Gesellschaftsschichten getragen wurde. Sie organisierten Streiks, Demonstrationen und Boykotts der britischen Waren und schrieben Petitionen, die sie an ausländische Botschaften schickten.

Auf die Unruhen reagierten die Briten mit harten Repressionsmaßnahmen, die bis zum Sommer 1919 zum Tod von mehr als 800 Ägyptern, sowie 31 Europäern führten.

Im November 1919 wurde eine Kommission unter der Leitung von Alfred Milner nach Ägypten geschickt, um zu versuchen, die angespannte Situation aufzuklären. Die Zusammenarbeit mit der Kommission wurde aber von den Nationalisten, die eine Fortsetzung des Protektorats, wie sie Großbritannien forderte, ablehnten, boykottiert. Die Ankunft Milners und seiner Berater wurde durch erneute Streiks der Studenten, Juristen, Fachleute und Arbeiter begleitet.

Im Jahr 1920 legte Milner seinem Bericht dem britischen Außenminister George Curzon vor und empfahl ihm das Protektorat abzuschaffen und ein britisch-ägyptisches Militärbündnis zu begründen. Curzon stimmte zu und lud eine ägyptischen Delegation unter der Leitung von Saad Zaghlul und Adli Yakan Pascha nach London ein. Die Delegation kam im Juni 1920 in London an und handelte bis zum August 1920 einen Vertrag aus, der Ägypten in die weitgehende Unabhängigkeit von Großbritannien bringen sollte. Im Februar 1921 genehmigte das britische Parlament die Vereinbarung, und Ägypten wurde aufgefordert, eine weitere Delegation nach London zu entsenden, um eine endgültige Vereinbarung zu erreichen. Die zweite Delegation kam im Juni 1921 an und erreichte weitreichende Zugeständnisse der Briten. Ägypten wurden dabei die volle Souveränität über sich und den Sudan garantiert, jedoch behielten die Briten die Kontrolle über den Sueskanal. Teile der Vereinbarung wurden aber später nicht erfüllt.

Kurz vor der geplanten Unabhängigkeitserklärung Ägyptens kam es in Kairo im November und Dezember erneut zu Unruhen, die die Briten nicht mehr unter ihre Kontrolle bringen konnten. Im Dezember 1921 verhängten die britischen Behörden in Kairo das Kriegsrecht und ließen Zaghlul auf die Seychellen verbannen.

Unabhängigkeitsgewährung und Reichsgründung

König Fu’ad I. im neuen ägyptischen Parlament, 1924

Am 28. Februar 1922 wurde Ägypten von Großbritannien, das sich weiterhin als Schutzmacht Ägyptens betrachtete, in der Declaration to Egypt in die weitgehende staatliche Unabhängigkeit entlassen.

Das geschah unter vier Einschränkungen. Im Land blieben weiterhin britische Truppen zur Landesverteidigung nach außen stationiert. Außerdem behielten die Briten in Ägypten und im gemeinsam verwalteten Sudan weitreichende Interventionsrechte, die die außenpolitische Unabhängigkeit des Landes einschränkten. Ferner zählten dazu Rechte hinsichtlich der Verkehrswege, etwa des Sueskanals und des Nil, und zur Sicherung von Ansprüchen ausländischer Gläubiger. Dennoch gelang den Briten dadurch die Spaltung der ägyptischen Nationalbewegung und die Beruhigung des Landes. Obwohl Ägypten damit formell souverän war, blieb es noch eine geraume Zeit faktisch nur ein teilsouveräner Staat.

Kurz nach der Unabhängigkeitsgewährung proklamierte sich am 15. März 1922 der bisherige Sultan, der Sohn des Khediven Ismail Pascha, Fu’ad I., der in der Bevölkerung hohes Ansehen genoss und populär war, in Kairo zum König von Ägypten. Erster Premierminister der Monarchie wurde Abdel Khalek Sarwat Pascha, der seit dem 16. März 1922 als Regierungschef amtierte. Ägypten war damit, neben Liberia (seit 1847 unabhängig), dem abessinischen Kaiserreich (nie kolonialisiert) und der südafrikanischen Union (seit 1910 unabhängig), der einzige souveräne Staat Afrikas.

Fu’ad I. knüpfte bei seinem Titel „König“ an die Tradition der Pharaonen (hebräisch für „König“) im antiken Ägypten an. Das Land wurde daher auch „neues ägyptisches Reich“ (الإمبراطورية المصرية الجديدة, al'iimbiraturiat almisriat aljadida) bezeichnet. Am 4. November 1922 erlangte es durch die Entdeckung des Grabs von Tutanchamun erneut internationale Aufmerksamkeit.

Im Januar 1924 fanden die ersten Parlamentswahlen statt. Als Siegerin ging mit 87,4 % die neu entstandene Wafd-Partei hervor. Sie arbeitete zusammen mit dem König eine neue Verfassung aus, die am 19. April 1923 in Kraft trat und das Königreich Ägypten zu einer, am monarchischen Prinzip ausgerichteten, föderalen und konstitutionellen Erbmonarchie unter einem parlamentarischen Regierungssystem machte. Die neue Verfassung war teilweise an die Verfassungen von Preußen, Japan, Italien, Großbritannien, der USA und etc. angelehnt. Dem regierenden Monarchen garantierte sie trotzdem weitreichende Kompetenzen. Fu’ad I. hatte ein Vetorecht und machte häufig Gebrauch von seinem Recht, das Parlament aufzulösen. Während seiner Herrschaft konnte kein Parlament seine Legislaturperiode verfassungsgemäß beenden.[7]

Als neue Staatssymbole wurden eine Flagge mit drei weißen Sternen, die für Muslime, Christen und Juden standen und von einem Halbmond umschlossen wurden, gewählt. Als Staatswappen fungierte das Wappen der Muhammad Ali-Dynastie.

Gründer- und Stabilisierungsphase

Neue Grenzen, Säkularisierung, Gesellschaftsreformen

Obere ägyptisch-libysche Grenze ab 1926
Saad Zaghlul, wichtiger Gesellschaftsreformer und 1924 Premierminister. In Ägypten wird er Zaeem al Ummah (Führer/Vater der Nation) genannt
Port Said, Gemälde von Alexander Jakowlew 1927

Am 26. Januar 1924 wurde Saad Zaghlul vom ägyptischen Parlament zum neuen Premierminister gewählt. Er folgte damit Abdel Fattah Yahya Ibrahim Pascha (im Amt seit dem 15. März 1923). Er setzte auf einen Kurs der Modernisierung und stand im Konflikt mit Großbritannien. Zaghlul forderte von den Briten, die ägyptische Souveränität im Sudan anzuerkennen („Einheit des Niltals“) und wollte die ägyptische Armee vollständig dem britischen Einfluss entziehen.

Am 19. November 1924 wurde in Kairo der der britische Generalgouverneur des Sudans und britischer Oberbefehlshaber der ägyptischen Truppen (Sirdar) Lee Stack ermordet und pro-ägyptische Unruhen brachen im Sudan aus.[8] Die Briten forderten von Ägypten eine finanzielle Entschädigung und den Rückzug aller ägyptischen Truppen und Beamten aus dem Sudan. Zaghlul erfüllte die erste Forderung. Die zweite scheiterte am Widerstand von König Fu’ad I..

Am 24. November wurde Zaghlul von Fu’ad I., der zunehmend im Konflikt mit der Wafd-Partei stand, abgesetzt und durch Ahmed Ziwar Pascha ersetzt. Ahmed Ziwar Pascha führte den Modernisierungskurs fort und er und seine Nachfolger legten die endgültigen Grenzen des Königreichs Ägypten zu seinen Nachbarstaaten italienisch-Eritrea und Abessinien im Osten, Britisch-Uganda und Kenia im Süden, Belgisch-Kongo, französisch-Äquatorialafrika und italienisch-Libyen im Westen, fest.

1926 trat Ägypten, trotz breiten Widerstandes bis ins Königshaus hinein und Unruhen in der Bevölkerung, die Kufra-Oasen und mit Teilen der der heutigen libyschen Provinzen al-Kufra, Murzuq und al-Wahat an italienisch-Libyen ab. Die Gebiete wurden aber erst 1931 von italienischen Truppen erobert. Nach einem Vertrag zur endgültigen ägyptisch-libyschen Grenzbereinigung, wurde auf Vorschlags Großbritanniens die Kleinstadt al-Dschaghbub mit dem al-Butnan 1926 noch abgetreten. In einem ägyptisch-französischen Grenzabkommen trat Ägypten im gleichen Jahr ein 152,436 km² großes Territorium, das den Norden der heutigen tschadischen Regionen Ennedi und Borkou umfasste, an die Kolonie französisch-Äquatorialafrika ab.

1934 wurde vom Anglo-Ägyptischen Sudan das Sarra-Dreick, das die Oase Ma'tan as-Sarra umfasste, abgetrennt und an Libyen angeschlossen. Insgesamt trat die ägyptische Monarchie mit dem Sudan bis 1934 ein Gebiet von der Größe von 855,370 km² an Libyen ab.[9] Dennoch blieb die Landmasse des Reiches mit über 3,5 Millionen Quadratkilometern enorm. Das Königreich war der mit Abstand größte Staat Afrikas, gefolgt von Belgisch-Kongo mit über 2,3 Mio. km², das größte arabische und muslimische Land und 1930 nach der Sowjetunion, der Republik China, den Vereinigten Staaten und Brasilien der viertgrößte zusammenhängende unabhängige Staat weltweit.

Innenpolitisch strebte die regierende Wafd-Partei ab 1925 eine Säkularisierung und, trotz der Bewahrung der Aristokratie, eine Modernisierung der bisherigen Gesellschaftsordnung an. Obwohl in der Verfassung von 1923 bereits die endgültige Trennung zwischen Religion und Staat festgeschrieben worden war und das Königreich offiziell ein laizistischer Staat war,[10] ging die Wafd-Partei noch weiter. Sie leitete eine grundlegende Umwälzung der bisherigen religiösen Strukturen ein. Unter anderem wurde das öffentliche tragen der Burka verboten und eine Neuordnung des ehelichen Scheidungsrechts durchgeführt, wobei den Frauen aber das Wahlrecht trotzdem bis 1956 verwehrt blieb. Für die Wafd-Partei war der seit der Revolution von 1919 andauernde Prozess der Gleichstellung von Mann und Frau weitgehend abgeschlossen. Weitere Reformen waren die Abschaffung des islamischen Kalenders und die Einführung des europäischen gregorianischen Kalenders, was vor allem auf Adli Yakan Pascha und Mustafa an-Nahhas Pascha zurückzuführen war. Auch im ägyptischen Schulsystem gingen die verschiedenen säkularen und teilweise anti-religiösen Regierungen des Wafd auf Konfrontationskurs mit dem Islam.[11] Sämtliche religiöse Einflüsse wurden bis zu Fu’ads I. Tod 1936 aus den Schulen verbannt und der Religions – und Koranunterricht abgeschafft. Die Wafd-Regierungen verwiesen verstärkt ab 1930 zahlreiche Geistliche des Landes, da die Partei sie als Gefahr für die Nation und das Königtum betrachtete und ersetzten die am Koran orientierte Rechtsprechung der Scharia durch ein bürgerliches Gesetzbuch. Die Rechtsnormen waren dabei nach dem Vorbild des Code civil gestaltet worden. Auch das gesamte Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht, das noch aus osmanischer Zeit stammte, wurde nach westlichen Vorbildern umgestaltet. Es wurden auch das moderne Erbrecht und Familienrecht des Zivilgesetzbuches und das italienische Strafrecht übernommen. Die ägyptischen Regierung orientierte sich dabei an der Türkei unter Mustafa Kemal Atatürk und am scheinbar schnell aufsteigenden Iran unter der Herrschaft des Schahs Reza Schah Pahlavi.

In der Opposition zu den Gesellschaftsreformen stand die Muslimbruderschaft. Sie wurde 1928 von Hasan al-Bannā gegründet und setzte sich für das Ende der Vorherrschaft der Briten in Ägypten und aktiv für die Stärkung des Islams und der Umma ein. Zudem forderte sie die Abschaffung der Aristokratie und das Ende der Monarchie, womit sie im Konflikt mit dem weltlich orientierten ägyptischen Staat stand. Ihr Zulauf blieb daher in den ersten Jahren nach ihrer Gründung begrenzt. Auch inszenierte Boykotte von jüdischen und koptischen Geschäften blieben erfolglos.

Wirtschaftsaufschwung, Versagen des liberalen Staates ab 1930, Instabilität

Fu’ad I. mit dem belgischen König Albert I. und seiner Frau Elisabeth Gabriele in Bayern am Misr-Bahnhof beim Besuch einer Industrieausstellung in Kairo, Januar 1930

Im Jahr 1929 gewann der Wafd wieder einen klaren Wahlsieg und der Führer der Partei Mustafa an-Nahhas Pascha wurde am 1. Januar 1930 zum zweiten mal zum Premierminister ernannt.[12]

Während seiner Amtszeit kam es zu Konflikten mit König Fu’ad I., da sich Nahhas Pascha als Verteidiger der verfassungsmäßigen Ordnung betrachtete. Er begann auch, die bereits 1924 von der Wafd-Partei versprochene Modernisierung des Landes. Er war für die Neuorganisation der Kairoer Börse, die danach zu den fünf größten Börsen der Welt gehörte, verantwortlich, führte eine Steuer- und Agrarreform durch. Das Hauptanliegen von Nahhas Pascha war aber eine verstärkte Industrialisierung des Landes, um den europäischen Nationen ebenbürtig zu sein. Es entstanden neue Industrieanlagen in Kairo, Alexandria und Gizeh. Die meisten Hafenstädte wie Port Said oder Sues wurden stark ausgebaut und neue Straßen und Eisenbahnstrecken, die teilweise bis in den heutigen Südsudan reichen, errichtet. Auch neue Stromnetze und ein erneuertes Kommunikationssystem wurden gebildet, um das ganze Königreich mit Strom beziehungsweise Informationen zu versorgen. Ägypten war damit der erste Industriestaat Afrikas überhaupt und das modernste Land des Nahen Ostens.

Moderner Stadtplan von Kairo, 1933
Der Shinnawi-Palast in al-Mansura, erbaut 1928

Trotz großer Unterstützung in der Bevölkerung erlitt die Wafd-Partei zwischen 1930 und 1935 auf innen- und außenpolitischer Ebene zwei entschiedene Niederlagen. Die erste war das Versäumnis sich mit Großbritannien auszusöhnen, das zu ernsthaften Zugeständnissen bereit war. Die Gespräche dazu verliefen zunächst erfolgreich, wurden aber aufgrund von Uneinigkeiten über den umstritten Status des Sudans abgebrochen. Zur gleichen Zeit drängte die aufkommende Weltwirtschaftskrise den König die politische Initiative zu ergreifen. Fu’ad I. löste das Parlament auf und ernannte am 20. Juni 1930 Ismail Sedki Pascha zum neuen Premierminister. Ismail Sedki war Parteichef der Hizb ash-Shaab („Volkspartei“), einer monarchistischen Partei, die sich für mehr politische Rechte des Königs einsetzte. Fu’ad I. ließ die Partei gewähren und Sedki begann mit der Aushöhlung der bisherigen demokratischen Institutionen zugunsten des Königtums.[13] Seine erste Amtshandlung war sein Austritt aus der von ihm gegründeten Partei, die seinen Kurs nicht mittragen wollte. Auch das Parlament weigerte sich, ihn zu unterstützen. Als im Sommer 1933 Sedki dem damaligen Parlamentspräsidenten Wisa Wasif ein verfassungswidriges Dekret vorlegte, und dieser sich weigerte es zu unterzeichnen, kam es zu Unruhen in den Städten und Dörfern. Zudem hinzu kamen Aufrufe zur Gewalt der Muslimbruderschaft, die gegen Juden und koptischen Christen hetzte.

Sedki zerschlug die Revolte mit Polizeigewalt. Im Parlament konnte er durch Bestechung die Mehrheit der Abgeordneten hinter sich bringen. Er verurteilte die führenden Protestler zu hohen Geldstrafen und verbannte sie teilweise in den Sudan. Am 27. Oktober 1930 kündigte er an, eine neue Verfassung aufzusetzen, die die Befugnisse des Königs und der Regierung deutlich erweitern sollte. Er stieß dabei aber auf heftige Kritik in der Presse und die Oppositionsparteien verweigerten ihm jede Form der Zusammenarbeit. Sie boykottierten die Parlamentswahlen von 1931 und es kam erneut zu Gewaltausbrüchen. Sedki ernannte daraufhin eigenmächtig von ihm ausgesuchte Personen zu neuen Parlamentsabgeordneten.

Ab 1932 radikalisierte sich politisch Sedki zunehmend und begann mit der Errichtung einer Diktatur. Die Arbeit von oppositionellen politische Parteien und Vereinigungen wurde unter seiner Herrschaft eingeschränkt, eine Pressezensur eingeführt und zahlreiche vermeintliche und tatsächliche Gegner verhaftet oder ermordet. Ab 1933 war Sedki befugt, Dekrete mit Gesetzeskraft zu erlassen und war formal nur gegenüber dem Monarchen verantwortlich. Während dieser Zeit ließ er auch um sich einen Personenkult betreiben.

Die schleichende Machtübernahme stieß bei Fu’ad I., der von Sedki faktisch an die Wand gespielt wurde und kein Gewicht im politischen Leben Ägyptens mehr hatte, auf Widerstand. Auch Teile der Regierung unter der Führung des Justizministers Ali Maher Pascha wendeten sich gegen die Diktatur.[14] Im September 1933 wurde Sedki vom König entlassen und anstelle der Diktatur trat eine autoritär geführte Monarchie.

Wirtschaftskrise, Rückkehr zur Demokratie, Ausgleich mit Großbritannien

Nach dem New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929 traf ab 1930 auch Ägypten die Weltwirtschaftskrise. Der Außenhandel ging erheblich zurück und das Land konnte kaum noch Baumwolle exportieren. Auch die Industrieproduktion sank um mehr als 60 %. Es kam es zu einer Hyperinflation und die Arbeitslosigkeit stieg bis 1935 auf einen viertel der Bevölkerung an. Besonders für die Bauern war die Situation katastrophal. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte fielen von 1929 bis 1933 um 50 %, wodurch die Produktion zurückging und viele Menschen verarmten

Die starke wirtschaftliche Krise in Ägypten sollte Abdel Fattah Yahya Ibrahim Pascha lösen. Am 22. September 1934 ernannte ihn Fu’ad I. zum neuen Premierminister. Er versuchte in seiner Amtszeit durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und der Regulierung der Finanzmärkte und die Einführung von Sozialversicherungen zu bewältigen. Jedoch blieben die Löhne der ägyptischen Arbeiterschaft niedrig. Es kam daraufhin zu Arbeiterunruhen und die 1921 gegründete ägyptische Kommunistische Partei trat zum ersten mal als bedeutende politische Kraft hervor. Im November 1934 setzte Fu’ad I. Abdel Fattah Yahya Ibrahim Pascha ab. Neuer Premierminister wurde am 15. November Muhammad Tawfiq Nasim Pascha, der die Maßnahmen seines Vorgängers aber fortführte, anstatt einen neuen Kurs einzuschlagen.

Offizielles Porträt von König Faruq

Durch die nationalsozialistische Machtübernahme im Deutschen Reich 1933 kam es auch in Ägypten zu einem Aufkeimen des Faschismus. Bereits seit 1926 bestand die Landesgruppe Ägypten der nationalsozialistischen Auslandsorganisation NSDAP/AO in Ägypten. Da die Gruppe zunächst wenig erfolgreich war, drohte Hitler nach der Machtübergabe erfolgreich mit einem Boykott der ägyptischen Baumwolle. Die ägyptische Regierung nahm daraufhin eine Kehrtwendung ihrer zuvor antinazistischen Politik vor und verurteilte die antideutsche Boykottbewegung im Land. Auch die ägyptische Presse stellte jetzt angesichts der deutschen Drohung die Juden als Zerstörer der ägyptischen Wirtschaft an den Pranger, wobei solche Kampagnen bereits 1936 wieder aufhörten. 1935 eröffneten die Nationalsozialisten in Kairo eine Zweigstelle des Deutschen Nachrichtenbüros als Propaganda- und Geheimdienst-Zentrale. Schon drei Jahre später war das Deutsche Reich zum zweitgrößten Importeur für ägyptische Waren aufgestiegen.

Im Oktober 1933 gründete Ahmed Husayn die Jungägyptische Partei, die die Gründung eines neuen ägyptischen Reiches befürwortete beziehungsweise Ansprüche auf die Grenzen Ägyptens von 1922 erhob.[15] Die Partei verfügte mit den sogenannten Grünhemden über eine paramilitärische Organisation und orientierte sich vorwiegend am Italienischen Faschismus. Sie und die Muslimbruderschaft erhielten danach immer mehr Zulauf und gewannen an politischem Gewicht. Daraufhin drängten die Wafd-Partei und das ägyptische Parlament Fu’ad I. 1935 zur Außerkraftsetzung der Verfassung von 1930, um angeblich eine weitere Diktatur verhindern zu können. Der König stimmte nach anfänglichem Zögern zu.

Am 30. Januar 1936 wurde Ali Maher Pascha von der Wafd-Partei von Fu’ad I. zum Premierminister ernannt. Am 28. April 1936 starb, nach 14 Jahren Herrschaft und im Alter von 68 Jahren, der König. Sein Nachfolger wurde sein sechzehnjähriger Sohn Faruq. Am 6. Mai kehrte er von seinem Studium in Großbritannien nach Ägypten zurück. Zuerst übernahm ein Regentschaftsrat, bestehend aus Muhammad Ali Tewfik, Adli Yakan Pascha, Tawfiq Nasim Pascha, Aziz Ezzat Pascha und Sherif Sabri Pascha, die Vormundschaft für den jugen König. Am 29. Juli 1937 wurde der Rat aufgelöst und Faruq für regierungsfähig erklärt.

Der König nach seiner Inthronisierung im ägyptischen Parlament, 1937

In den Parlamentswahlen vom Mai 1936 gewann die Wafd-Partei wieder die Mehrheit im Parlament und Faruq, der wie sein Vater die demokratische Staatsordnung ablehnte, musste am 6. Mai Mustafa an-Nahhas Pascha zum Premierminister ernennen. Dennoch kam es zu einer gewissen Zusammenarbeit zwischen dem Monarchen und der Regierung. Faruq kündigte zu Beginn seiner Regierungszeit ein umfassendes Reformprogramm an und beauftragte Nahhas Pascha mit der Umsetzung. Die Regierung amnestierte alle Teilnehmer an politischen Protesten, die zwischen 1930 und 1933 verhaftet wurden, gewährte allen Bauern einen finanziellen Kredit und senkte für alle Bürger die Steuern. Außenpolitisch setzte man auf einen Ausgleich mit Großbritannien. Nahhas Pascha nahm mit den Briten wieder Gespräche auf und konnte erfolgreich einen Vertrag aushandeln, der den seit 1924 andauernden Streit zwischen den beiden Nationen beilegte und sie zu Verbündeten machte. Durch den Anglo-Ägyptischen Friedensvertrag vom 26. August 1936 verzichtete Großbritannien auf bestimmte vorbehaltene Rechte in Ägypten und zog seine Truppen schrittweise bis auf die Sueskanalzone zurück, wobei es sich aber das Zugriffsrecht auf das ägyptische Transport- und Kommunikationssystem im Kriegsfall sicherte.[16] Zudem wurde die ägyptische Armee dem Oberbefehl des Königs unterstellt und das bisherige Amt des Sirdar abgeschafft und anstatt ein Hochkommissar ein Botschafter als britische Vertretung nach Ägypten entsannt. Am 14. November 1936 musste Miles Lampson (Hochkommissar) und 1937 Charlton Watson Spinks (Sirdar) ihren Posten räumen und das Königreich Ägypten konnte die britische Herrschaft endgültig abschütteln, wobei der britische Einfluss beträchtlich blieb.[17]

Neue Außenpolitik, Vollbeschäftigung, Vorabend des Zweiten Weltkriegs

Ein Bankett im Abdeen-Palast anlässlich der Hochzeit von König Faruq und Königin Farida von Ägypten. Photographierte Personen von rechts nach links:
Prinzessin Nimet Mouhtar (1876–1945), Tante Faruqs (väterlicherseits);
König Faruq (1920–1965), der Bräutigam;
Königin Farida (1921–1988), die Braut;
Melek Tourhan (1869–1956), Witwe von Hussein Kamil;
Prinz Muhammad Ali Ibrahim (1900–1977), Faruqs Onkel (väterlicherseits)
Premierminister Mohamed Mahmoud Khalil erreichte während seiner zweiten Amtszeit bis 1939 einen Ausgleich mit Großbritannien

Am 26. Mai 1937 trat Ägypten dem Völkerbund bei und orientierte sich außenpolitisch neu. Es kam zu einer Anlehnung an die westlichen Demokratien und erneut zu einem Abrücken vom faschistischen Königreich Italien und dem nationalsozialistischen Deutschen Reich, an die sich Ägypten seit 1933 verstärkt angelehnt hatte. Verantwortlich dafür war Mohamed Mahmoud Khalil, der am 29. Dezember 1937 von Faruq zum neuen Premier ernannt wurde, nachdem Nahhas Pascha fast einem Attentat der jungägyptischen Partei zum Opfer gefallen wäre.[18] Mahmoud pflegte gute Beziehungen zum britischen Königshaus und war ein Unterstützer des ägyptisch-britischen Bündnisses von 1936. Unter seiner Regierung verurteile Ägypten den Anschluss Österreichs 1938 und die vorherige italienische Eroberung Äthiopiens 1935/1936. Mit Italien kam es danach zu Spannungen und zwischen den beiden Ländern flammte wieder ein Konflikt um die endgültige Grenzziehung Ägyptens mit der Kolonie italienisch-Libyen auf. Italien forderte zudem von Ägypten die Auslieferung von Anhängern des gestürzten Freiheitskämpfers Umar al-Muchtar, die im Rahmen der Wiedereroberung Libyens zwischen 1923 und 1931 ins Land geflohen waren. Die ägyptische Regierung lehnte ab und Italien errichtete an der Grenze zu Ägypten einen 270 bis 300 km langen und vier Meter breiten Stacheldrahtverhau mit befestigten Kontrollposten.

Der neue Kurs stieß bei einem beträchtlichen Teil der Ägypter auf Ablehnung. Die Wafd-Partei, die sich seit der Ernennung von Mahmoud in der Opposition befand, lehnte ihn ebenfalls ab. Die Regierungspartei liberale Verfassungspartei (حزب الاحرار الدستوريين, Ḥizb al-aḥrār al-dustūriyyīn), die sich vom Wafd abspaltete, wurde danach von Faruq immer mehr unter Druck gesetzt und mäßigte ihren Kurs wieder. So verurteilte Ägypten nicht die deutsch-italienische Intervention im Spanischen Bürgerkrieg und hielt sich bei der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 zurück. Dennoch hatte sich Ägypten bei den späteren Achsenmächten als auch bei den westlichen Demokratien, deren Appeasement-Politik (vor allem das Münchner Abkommen 1938) Mahmoud nicht mittragen wollte, außenpolitisch diskreditiert und pflegte nur noch gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, was auch eine Beendigung der Wirtschaftskrise in Ägypten ermöglichte. Mahmoud setzte dabei auf wirtschaftsliberale Strukturreformen und Ägypten erreichte 1937/1938 wieder Vollbeschäftigung. Die liberale Regierung belebte zudem das Modernisierungsprogramm der Wafd-Partei, das 1930 ins Stocken kam und in den Wirren der Diktatur von Ismail Sedki Pascha abgebrochen wurde, wieder und führte es fort. Der Lebensstandard, insbesondere in Kairo und auf dem Land, stieg danach erheblich an. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich 1,300 US-Dollar näherte sich das Land dem europäischen Durchschnitt. Wobei es große Unterschiede zwischen dem Norden und Süden des Landes gab. Im heutigen Südsudan war von der Entwicklung nichts zu spüren und die Mehrheit der Bevölkerung lebte weiterhin in Armut. In Khartum fand im Auftrag von Faruq hingegen eine umfassende Stadterneuerung statt. Große Teile der Stadt wurden dabei abgerissen und zahlreiche europäische Architekten für die Umgestaltung herangezogen. Auf die internationale Bühne konnte Ägypten am 16. März 1939 wieder zurückkehren. Durch die Heirat von Faruqs Schwester Fausia mit dem iranischen Kronprinzen und späteren Schah Mohammad Reza Pahlavi war eine strategische Allianz Ägyptens mit dem Iran und der Türkei entstanden. Iran lieferte ab da an umfassende Rohstoffvorräte (insbesondere Erdöl) an Ägypten, während dessen Beamte beim Aufbau der damals unterentwickelten iranischen Infrastruktur halfen. Die Allianz überstand den Zweiten Weltkrieg und hielt faktisch bis zur Scheidung des Paares am 18. November 1948.

Am 18. August 1939 wurde Mahmoud von Faruq durch Ali Maher Pascha ersetzt, der damit zum zweiten Mal Premierminister wurde. Ali Maher war zwar auch ein Mitglied der Liberalen Verfassungspartei, stand Großbritannien aber kritisch gegenüber und befürwortete eine dauernde Neutralität Ägyptens. Dennoch verurteilte er, wie sein Vorgänger, die nationalsozialistischen Nürnberger Rassengesetze und bot verfolgten deutschen Juden in Ägypten eine neue Heimat an. Aus dem aufkeimenden Nahostkonflikt versuchte er sein Land herauszuhalten.

Zweiter Weltkrieg

Neutralität und britische Besetzung 1940

Ali Maher Pascha kurz vor seiner Entlassung um 1940

Im September 1939 begann mit dem deutschen Polenfeldzug der Zweite Weltkrieg in Europa. Nach dem erfolgreichen Feldzug der Wehrmacht gegen Frankreich sah sich dessen Verbündeter Italien im Zugzwang, trat am 10. Juni 1940 auf der Seite des Deutschen Reiches in den Zweiten Weltkrieg ein und erklärte Großbritannien sowie Frankreich den Krieg. Benito Mussolini wollte den Krieg nutzen, um das Imperium Romanum rund um das Mittelmeer neuzugründen und erhob auch Ansprüche auf Ägypten und den Sudan. Am 10. Juni 1940 begann mit italienischen Angriffen auf benachbarte britische Kolonien der Ostafrikafeldzug. Ägypten wurde damit in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen worden und italienische Truppen stießen auf dessen Territorium vor. Sie besetzten die heute sudanesischen Orte Kassala, Gallabat, Kurmuk und Qeisan.

Am 13. Juni 1940 brach als Reaktion auf die Invasion das ägyptische Parlament alle diplomatischen Beziehungen mit Italien ab,[19] erklärte aber, es werde sich im Krieg neutral verhalten.[20] Am 13. September wurden gegenüber dem Deutschen Reich die gleichen Schritte ergriffen.[21] Am 28. Juni 1940 wurde Ali Maher Pascha als Premierminister entlassen, weil er sich geweigert hatte, die Beziehungen zu Italien abzubrechen. Neuer Regierungschef wurde Hassan Sabry Pascha. Kurz darauf berief sich Großbritannien auf den Anglo-Ägyptischen Vertrag von 1936, der bei einer Bedrohung des Sueskanals die Besetzung des Landes erlaubte. Die ägyptische Armee hatte dem dabei nichts entgegenzusetzen. Faruq protestierte gegen die Besetzung, wurde aber von den Briten kaltgestellt. Auch Proteste des Parlaments und der Bevölkerung wurden ignoriert und teilweise unterdrückt. In Alexandria und Kairo ließen die Briten die italienische Minderheit, wegen Sympathie mit dem Feind, internieren.

Im August 1940 kam danach erneut zu Aufständen, die bis August dauerten. Italien nahm dies zum Anlass um das scheinbar instabile und militärisch schwach verteidigte Land im September vom Norden anzugreifen und damit die ägyptisch-britischen Truppen in einem Mehrfrontenkrieg zu binden.

Invasion der Achsenmächte

Italienischer Vorstoß nach Ägypten und die britische Operation Compass
Gebiete und Kolonien des Königreiches Italien 1941

Nach kleineren Gefechten an der libysch-ägyptischen Grenze am 9. September 1940 mit einer Serie von Luftangriffen auf britische Grenzposten, begann am 13. September die italienische Invasion des ägyptischen Mutterlandes. Benito Mussolini hatte vom italienischen Oberbefehlshaber in Libyen, Rodolfo Graziani, diesen Vorstoß gefordert, um den Briten den Sueskanal zu entreißen, Ägypten zu besetzen und die italienischen Besitzungen in Nord- und Ostafrika dadurch zu verbinden. Die vorsichtig vorrückenden Italiener drangen binnen weniger Tage bis etwa 100 Kilometer auf ägyptisches Gebiet vor, wo sie aufgrund der Zerstörung ihrer Nachschubwege durch britische Flugzeuge und Kriegsschiffe haltmachten und befestigte Lager errichteten. Dort kollidierten sie mit der Spitze der britischen Streitkräfte in Ägypten, deren Hauptquartier sich in Marsa Matruh befand. Am 16. September wurde der Ort Sidi Barrani besetzt, womit der italienische Machtbereich im Land sein Maximum erreichte.

Am 14. November 1940 starb Premierminister Hassan Sabry Pascha. Sein Nachfolger wurde Hussein Sirri Pascha, dem Sympathien für die Achsenmächte nachgesagt wurden. Dennoch unterstützte er mit der Operation Compass den Gegenangriff der Briten, der am 8. Dezember 1940 begann. Am 10. und 11. Dezember wurde Sidi Barrani wieder von britischen Verbänden zurückerobert. Damit war die italienische Invasion Ägyptens gescheitert. Am 11. Dezember musste sich Rodolfo Graziani mit seinen Truppen an die libysch-ägyptische Grenze zurückziehen, wo am nächsten Tag auch die Briten eintrafen und rund 38.000 italienische Soldaten gefangen nahmen. Innerhalb der nächsten 10 Wochen stießen sie rund 800 km auf libysches Gebiet vor, zerstörten dabei 400 Panzer, erbeuteten 1292 Geschütze und erfassten rund 130.000 Kriegsgefangene.

Während der gesamten italienischen Invasion Ägyptens und den nachfolgenden Zusammenstößen vom 9. September 1940 bis 9. Februar 1941 verloren die Briten und ihre Verbündeten nur 500 Mann und hatten 1373 Verletzte und 55 Vermisste zu beklagen. Für das Königreich Italien war das Unternehmen ein Desaster.

Kairoer Straßenszene während des Krieges 1941

Die Nachricht der italienischen Niederlage in Ägypten und der erfolglose Angriff auf das Königreich Griechenland, der aufgrund starker griechischer Gegenwehr bald die volle Aufmerksamkeit der königlich italienischen Truppen beanspruchte und der Angriff auf Tarent im Oktober 1940, zwangen Hitler zum Eingreifen. Im Februar 1941 entsendete er das neugegründete Deutsche Afrikakorps unter dem Befehl Erwin Rommels nach Tripolis, wo sich dieser zusammen mit den Italienern zum Angriff rüstete. Am 31. März begann der Vormarsch, dessen Hauptvorstoß sich auf Marsa el Brega, um einen Brückenkopf zur Einnahme der Kyrenaika errichten zu können, richtete. Der deutsch-italienische Vorstoß stoppte Mitte April bei der ägyptischen Grenzstadt und Festung Sallum östlich von Tobruk. Am 10. April startete das Afrikakorps die Belagerung von Tobruk.

Im November 1941 begannen die Alliierten die Operation Crusader zur Beendigung der Belagerung. Der Angriff erwies sich als erfolgreich und nach einer komplexen Reihe von Schlachten erreichten sie am 6. Januar 1942 Berga. Die Belagerung von Tobruk endete schließlich am 27. November und die Achsenmächte zogen sich aus der Kyrenaika bis einschließlich nach El Agheila zurück. König Faruq und die Wafd-Partei setzten in den Sieg enorme Erwartungen und strebten eine Wiedereingliederung der 1926 beziehungsweise 1934 an Libyen abgetreten Gebiete an, was aber erfolglos blieb.

Im November 1941 konnten die Briten auch in Ostafrika die Initiative zurückgewinnen. Die Kämpfe endeten mit der Aufgabe von Italienisch-Ostafrika und befreiten Ägypten aus der Umklammerung des Zweifrontenkrieges. In der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 1941 kam es aber zum Angriff auf Alexandria, wo von Kampfschwimmern einer Spezialeinheit (Decima Flottiglia MAS) der italienischen Regia Marina auf den Stützpunkt der britischen Mediterranean Fleet ein Angriff auf den Hafen von Alexandria durchgeführt wurde. Sechs italienische Torpedoreiter setzten dabei mit Sprengladungen die beiden Schlachtschiffe HMS Queen Elizabeth und HMS Valiant auf Grund. In der Folge dieses Angriffs verschob sich das Kräfteverhältnis im Mittelmeer für einige Monate zugunsten der Achsenmächte.

Im Mai 1942 startete das Afrikakorps das Unternehmen Theseus. Diese Offensive konnte die Briten bis nach Ägypten zurückdrängen.

Am 20. Juni 1942 griffen die Achsenmächte erneut Tobruk an. Der Angriff führte zur Erbeutung von großen Mengen an Treibstoff und Munition. Die Briten waren nicht im Stande die Stadt zu halten und gaben am Abend des 21. Juni auf. Einen Tag später überschritt Rommel erneut die libysch-ägyptische Grenze, wo er am 24. Juni einen Halt machte. Am 26. Juni kam es zur Schlacht von Marsa Matruh, wo Rommel in der Lage war die Stadt am 29. Juni zu erobern. Der Fall von Marsa Matruh war ein großer Sieg für Rommel. Jetzt waren seine Truppen nur noch 200 km von Alexandria entfernt und erbeuteten wichtiges Kriegsmaterial. Am gleichen Tag wurde die Kleinstadt El Dabaa eingenommen, von wo die Panzerarmee Afrika auf El Alamein (112 km westlich von Alexandria und 592 km östlich von Tobruk) vorstoßen sollte.

Am 1. Juli begann die erste Schlacht von El Alamein. Die Kämpfe zogen sich etwa über vier Wochen des Monats Juli 1942 hin und endeten mit einem britischen Sieg, weil sich die 8. Armee der Briten vor allem auf eine Schwächung der italienischen Truppen konzentrierte um deren deutschen Verbündeten nachhaltig zu schwächen.

Von der Regierungskrise 1942 bis zum Ende des Krieges

Im Februar des Jahres 1942, als das Afrikakorps eine erfolgreiche Offensive in Richtung Ägypten begann, kam es zum ersten mal seit dem Tod von König Fu’ad I. 1936 zum Konflikt zwischen den Briten und dem ägyptischen Königshaus. König Faruq wollte den, bei den Briten verhassten, Nationalisten Ali Maher Pascha erneut zum Premierminister ernennen, entschied sich aber dann die bisherige Regierung unter Hussein Sirri Pascha im Amt zu belassen. Als die britische Regierung davon Wind bekam, forderte sie die Bildung einer neuen Regierung unter Mustafa an-Nahhas Pascha von der Wafd-Partei, die angesichts des Afrikafeldzugs für Stabilität in der Verwaltung sorgen sollte. Als Faruq versuchte, die Ernennung von an-Nahas durch Aufschiebung zu verhindern, ließ der britische Botschafter in Kairo Miles Lampson kurzerhand den Palast des Königs am 4. Februar von britischen Truppen mit Panzern umstellen, woraufhin Faruq nachgab. Dieser Akt verdeutlichte für das ägyptische Militär und die einheimische Bevölkerung die Machtlosigkeit Faruqs gegenüber den Briten und beschädigte sein Ansehen erheblich.[22] Aber auch die Wafd-Partei, die in den Wahlen vom März 1942 erneut die absolute Mehrheit erreichen konnte und einst die Fahnenträgerin des ägyptischen Nationalismus gewesen war, wurde zum Symbol der Kollaboration mit den Briten.[23]

Faruq mit Ministern nach der Krise von 1942

Nach der Regierungskrise kam es Anfang 1942 in Alexandria und Kairo zu antibritischen und prodeutschen Demonstrationen und Sabotageakten. Hochrangige Offiziere, wie der Generalstab der ägyptischen Armee nahm geheime Kontakte zum italienischen und deutschen Stab auf. Auch in der ägyptischen Elite um Faruq gab es zahlreiche Sympathisanten der Achsenmächte.[24] Dennoch hielt sich die Zusammenarbeit mit der Achse im Vergleich zu anderen arabischen Ländern weitgehend in Grenzen. Es gab keine gegen Juden gerichtete Boykotte, physische Übergriffe unterblieben und die Ausübung der Religion wurde nicht behindert, zudem weigerte sich Faruq die ägyptischen Juden im Falle eines Sieges der Achse auszuliefern.

Die Führung des Vereinigten Königreichs versuchte als Folge der Proteste das ägyptische Volk erfolgreich zu beruhigen. Die Wafd-Partei konnte danach wieder an Ansehen gewinnen und blieb bis zu ihrem Verbot 1952 weiterhin die dominierende politische Kraft.

Das britische Schlachtschiff HMS Howe (32) mit einer Feluke im Sueskanal, 14. Juli 1944

Vom 23. Oktober bis zum 3. November kam es zur Entscheidungsschlacht von El Alamein, die mit einem britischen Sieg endete und am 6. November zur Erfassung von über 30.000 Soldaten führte.[25] Bernard Montgomery, der am 13. August 1942 von Premierminister Winston Churchill zum Oberbefehlshaber der 8. Armee ernannt worden war, war der Befehlshaber der britischen Truppen. Die Schlacht markierte einen wichtigen Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges und war der erste große Sieg den die britischen Commonwealth-Truppen über die deutsche Armee. Heute glauben einige Historiker, dass sie mit der Schlacht von Stalingrad einer beiden großen alliierten Siege war, die zur Totalniederlage des Deutschen Reiches 1945 führten.

Nach dem vollständigen Rückzug aus Ägypten musste auch Libyen im Januar 1943 von den Achsenmächten aufgegeben werden. Mit der Niederlage im Tunesienfeldzug am 13. Mai 1943 endete auch der Afrikafeldzug. Im Anschluss fand vom 22. bis zum 26. November 1943 die Konferenz von Kairo zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und dem chinesischen Generalissimus Chiang Kai-shek statt. Die drei Regierungschefs einigten sich dabei auf die Kairoer Erklärung über die Kriegsziele gegenüber dem japanischen Kaiserreich im Pazifikkrieg.

Kurz vor seinem Sturz am 10. Oktober 1944 organisierte Mustafa an-Nahhas Pascha im September in Alexandria ein Treffen von Vertretern aus sieben arabischen Staaten. Am 7. Oktober desselben Jahres wurde mit der Unterzeichnung des „Protokolls von Alexandria“ (sog. Memorandum of Understanding) die Gründung der Arabischen Liga beschlossen. Im Februar und März 1945 in Kairo kam es zu weiteren Vorbereitungstreffen. Am 11. Mai 1945 wurde das Königreich Ägypten einer er Gründungsstaaten der Liga. Die dabei hervortretende ägyptische Dominanz (Sitz der Organisation war in Kairo und der erste Generalsekretär war mit Abdel Rahman Azzam ein Ägypter) führte vermehrt zu Spannungen mit Saudi-Arabien.

Der Nachfolger von an-Nahhas wurde Ahmed Maher Pascha von der liberal-monarchistischen Saadisch institutionalisierten Partei (حزب الهيئة السعدية).[26][27] Unter Maher Pascha konnten seine Partei und Faruq ihre Popularität ausbauen. Im Januar 1945 erhielt die Partei durch den Boykott der Wafd-Partei bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Am 26. Februar wurde Mahmoud an-Nukrashi Pascha zum Premier ernannt und erklärte dem Deutschen Reich und Japan den Krieg. Ägyptische Truppen nahmen aber an keinen Kampfhandlungen teil und flogen lediglich bis 1943 Aufklärungsflüge gegen Italien.

Als eine der Siegermächte wurde Ägypten am 13. Februar 1945 von Franklin D. Roosevelt besucht. Weitere Staatsgäste waren Äthiopiens Kaiser Haile Selassie, der saudische König Abd al-Aziz ibn Saud und Winston Churchill.

Die Nachkriegsjahre 1945–47

Am 24. Oktober 1945 wurde Ägypten unter Einschluss des Sudan Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und eines der ersten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. Am Ende des gleichen Jahres wurde vom Parlament ein minderheitenfeindliches Firmengesetz verabschiedet, wonach 75 % aller Angestellten eines Unternehmens Ägypter sein mussten (in einer Fabrik 90 % der Arbeiter) und dass 51 % des Kapitals einem Ägypter gehören mussten. Dadurch verloren viele Ausländer ihr Vermögen. Auch wurde deren Sondergerichtsbarkeit abgeschafft und alle Einwohner des Königreichs zu gleichberechtigten Bürgern erklärt, wobei der Adel sein hohes Sozialprestige behielt und weiterhin seine dominante Rolle beim Militär, in der Diplomatie und der höheren Zivilverwaltung behaupten konnte. Die Reformen kamen aber freilich zu spät, viele junge Ägypter waren nach dem Krieg von der parlamentarischen Demokratie, die angeblich von den Briten „gelenkt“ wurde, und von der Untätigkeit der ägyptischen politischen Elite enttäuscht. Zudem führte der Krieg zu einer tiefen ökonomischen und politischen Krise. Die Masse des Volkes hatte mit einer steigenden Analphabetismusrate zu kämpfen. Es breiteten sich endemische Krankheiten im ganzen Land aus und das Gesundheitssystem brach zusammen. Zusätzlich sank das Pro-Kopf-Einkommen und die Arbeitslosigkeit stieg an. Die Großgrundbesitzer (1952 ca. 4000 Familien, die nur etwa 1 % der Gesamtbevölkerung ausmachten, waren Besitzer von 70 % der gesamten Ackerfläche) unterdrückten zudem verstärkt die Bauern und es kam auf dem Land zu kleineren Hungersnöten. Auch die Ausländer verarmten und wanderten teils aus. So war eine Atmosphäre der Rebellion und von Unruhen entstanden. Der erste Gewaltausbruch waren die Pogrome von Kairo vom 2. und 3. November 1945, in denen die ägyptischen Juden zum ersten Mal seit der Gründung des Königreichs aus der ägyptischen Gesellschaft ausgeschlossen worden. Obwohl König Faruq die Ereignisse verurteilte und sich zusammen mit Premierminister Mahmoud an-Nukrashi Pascha mit dem Großrabbiner Chaim Nahum von Ägypten und des Sudan traf, wurden die Ereignisse juristisch nicht aufgearbeitet.[28]

Eine französische Briefmarke für Alexandria, 1946
Ein Empfang islamisch-revolutionärer Persönlichkeiten in Kairo 1947. Auf der Fotografie sind unter anderem Hasan al-Bannā, Aziz Ali al-Misri, Mohamed Ali Eltaher sowie weitere ägyptische, algerische und palästinensische Vertreter abgebildet

Im November 1945 folgte von der Muslimbruderschaft ein missglücktes Attentat auf den Parteivorsitzenden der Wafd-Partei an-Nahhas. Im Januar 1946 wurde ein Diplomat, der bei der Ausarbeitung des Anglo-Ägyptischen Vertrags von 1936 mitgewirkt hatte, getötet. Am 9. Februar endete eine zu Beginn friedliche Studentendemonstration mit mehreren Todesfällen, und am 21. Februar stürmten Studenten und Arbeiter eine britische Kaserne in Kairo, wobei von den Briten 23 Ägypter erschossen wurden. Die angespannte Lage wurde weitgehend von der jungägyptischen Partei getragen und von der Muslimbruderschaft angeheizt. Die beiden Organisationen plünderten zahlreiche ausländische Geschäfte, zündeten ganze Gebäude an, inszenierten Proteste gegen die Monarchie und verübten in Kairo und Alexandria mehrere Terroranschläge. Um die Proteste zu beenden berief Faruq Ismail Sedki Pascha am 17. Februar 1946 zum Regierungschef. Sediki amtierte damit zum zweiten Mal und zerschlug die Proteste mit Polizeigewalt. Er konnte damit Ägypten wieder eine gewisse Stabilität verschaffen.

Während der Unruhen verschlechterten sich die Außenbeziehungen zum Westen zunehmend. 1946 gewährte Ägypten dem ehemaligen Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini, der in mehreren europäischen Staaten als Kriegsverbrecher gesucht wurde, Asyl. Im gleichen Jahr nahm das Land den ehemaligen König von Italien Viktor Emanuel III., der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Machtübernahme Benito Mussolinis und der Faschistischen Partei sowie den anschließenden Aufbau einer Diktatur, an der er bis 1943 festhielt, duldete, auf. Zudem verhängte das Land keine Wirtschaftssanktionen gegen das Regime von Francisco Franco in Spanien, obwohl es der Resolution 4 des UN-Sicherheitsrates zugestimmt hatte. Auch die seit der Besetzung des Landes 1940 angespannten britisch-ägyptischen Beziehungen kühlten kontinuierlich ab. Ägypten forderte eine Neuverhandlung des Vertrages von 1936 und versagte den Briten das Zugriffsrecht auf das ägyptische Transport- und Kommunikationssystem, wie es 1936 vereinbart worden war.

Niedergang

Niederlage im Palästinakrieg, Verbot der Muslimbruderschaft 1948, Destabilisierung der Regierung

Am 14. Mai 1948 erklärte David Ben-Gurion auf Grundlage des UN-Teilungsplans für Palästina vom 29. November 1947, den Ägypten abgelehnt hatte, die Unabhängigkeit des Staates Israel, als das britische Mandat über Palästina offiziell endete.[29][30]

Karte des UN-Teilungsplans für Palästina 1947
Logo der Muslimbruderschaft

König Faruq und die ägyptische Regierung vertraten zuerst eine konziliantere Haltung gegenüber dem neuen Staat. Aus Furcht vor einem Staatsstreich beziehungsweise einer Machtübernahme durch die Muslimbruderschaft und um einen Machtgewinn der Staaten Transjordanien und Saudi-Arabien zu verhindern,[31] entschied man sich zusammen mit den anderen arabischen Staaten Syrien, Libanon, Transjordanien und Irak, eine Militärallianz zu bilden und Israel ohne Kriegserklärung am 15. Mai anzugreifen. Faruqs Ziel danach war es, die südlichen Gebiete der Region Palästina zu annektieren. Die ägyptische Regierung sandte dafür eine rund 10.000 Mann starke Expeditionsstreitkraft in die Kämpfe. Sie bestand aus fünf Infanteriebataillonen und einem Panzerbataillon. Die regulären Einheiten wurden dabei von rund 2000 Freiwilligen unterstützt, vorwiegend Mitgliedern der Muslimbruderschaft, die bereits vor Kriegsausbruch in das Mandatsgebiet eingesickert waren, und einigen Sudanesen.[32]

Der Befehlshaber der ägyptischen Expeditionstruppen Generalmajor Ahmed Ali al-Mwawi plante zwei Hauptstoßrichtungen. Der kleinere Teil sollte durch die Negevwüste über Be’er Scheva auf Jerusalem vorrücken. Dieser Vorstoß erreichte am 23. Mai Ramat Rachel am südlichen Stadtrand von Jerusalem und wurde erst hier von israelischen Truppen zum Stehen gebracht. Der zweite größere Teil der ägyptischen Streitkräfte rückte unterdessen entlang der Küste auf Tel Aviv vor und traf unterwegs auf entschlossenen Widerstand in den jüdischen Siedlungen. Auch dieser Vormarsch konnte schließlich nördlich von Aschdod aufgehalten werden. In der Luft und auf dem Wasser ging ebenso die Initiative verloren. Die königlich ägyptische Luftwaffe (REAF), die im Mai noch Tel Aviv mit dem Flughafen Sde-Dov bombardiert hatte, verlor durch die Aufstellung einer effektiven israelischen Flugabwehr viele ihrer besten Piloten und zahlreiche Flugzeuge. Die Marine des Landes lieferte sich zu Beginn des Krieges einige kleinere Seeschlachten mit der neuen israelischen Marine. Zu Beginn des Jahres 1949 waren ihre Einsatzmöglichkeiten aber weitgehend ausgeschöpft, woraufhin israelische Schiffe ägyptische Küstenanlagen von Gaza bis hin zu Port Said bombardierten.[33]

Die endgültige Wendung des Krieges kam am 8. Juli 1948 beim Kibbuz Negba, als die ägyptischen Truppen einen Präventivschlag auf den Ort starteten starteten. Obwohl keine Seite einen entschiedenen Vorteil gewinnen konnte, war die ägyptische Armee danach faktisch ausgezehrt und litt immer mehr unter Munitionsmangel. Im Oktober versuchte das Land noch eine Blockade zu verhängen, was aber am 15. Oktober mit der Zerstörung des Flugfeldes in El-Arisch durch die israelischen Luftstreitkräfte scheiterte. Am 22. Oktober stießen israelische Truppen schließlich auf ägyptisches Territorium vor, woraufhin sich die britische Regierung unter Premierminister Clement Attlee einschaltete und Israel zum Rückzug aus Ägypten zwang. Am 6. Januar 1949 verließen die letzten israelischen Soldaten ägyptischen Boden.[34]

Am 24. Februar wurde auf Rhodos ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Ägypten unterzeichnet, in dem das Land offiziell aus dem Krieg ausschied. Die ägyptischen Truppen zogen sich danach aus der Negevwüste zurück und behielten nur die Kontrolle über den heutigen Gazastreifen, wo am 22. September 1948 von Mohammed Amin al-Husseini eine „arabische Regierung für ganz Palästina“ ausgerufen wurde, die jedoch vollständig von Ägypten abhängig war.[35] Die anderen arabischen Staaten folgten dem ägyptischen Drängen auf einen Waffenstillstandsabkommen und gaben nach und nach nach. Am 20. Juli 1949 endete der Palästinakrieg.

Die ägyptische Niederlage hatte, trotz relativ günstigen Waffenstillstandsbedingungen, enorme Folgen für das Land. Außenpolitisch war Ägypten als mächtigstes arabisches Land diskreditiert und konnte einen Einflussgewinn Jordaniens (annektierte das Westjordanland) und Saudi-Arabiens nicht verhindern. Innenpolitisch flammten die Unruhen von 1946/47 wieder auf. In eine erneuten Welle der Gewalt wurden im Juni und Juli 1948 Juden durch gezielte Bombenanschläge angegriffen und deren Geschäfte zerstört. Die europäischen Einwohner Alexandrias und ägyptische Christen wurden ebenfalls zu Zielobjekten des Terrors der Muslimbruderschaft. Die Ausschreitungen hielten in gewissem Umfang bis 1952 an und forderten mehrere hundert Tote, darunter 70 Juden.

Die Antwort der Regierung auf die Pogrome und den wachsenden Einfluss der Muslimbruderschaft kam mit deren Verbot am 8. Dezember 1948.[36] Die Regierung von Mahmoud an-Nukrashi Pascha vermutete, dass die Muslimbrüder eine Revolution planen würden, und betrachteten sie als eine Gefahr für die herrschenden Eliten. Darüber hinaus hatte die Bruderschaft ihre eigenen Krankenhäuser, Fabriken und Schulen, die danach verstaatlicht wurden. Der Staat beschlagnahmte auch ihre beträchtlichen Vermögenswerte. Danach folgte eine brutale Repressionswelle von Seiten der Regierung. Von 1948 bis 1950 wurden zehntausende Mitglieder der Bruderschaft verhaftet und viele von ihnen in Gefängnissen gefoltert oder ermordet. Im November 1948 wurden 32 prominente Führer der Bruderschaft verhaftet[36] und der geistliche Führer der Organisation Hasan al-Bannā, nachdem er Monatelang unter strenger polizeilicher Überwachung gelebt hatte, am 12. Februar 1949 im Auftrag des Königshauses in Kairo erschossen.[37]

Trotz brutaler Repressalien und der Institutionalisierung einer strikten Pressezensur wurde die ägyptische Regierung durch die Unruhen stark destabilisiert und verlor weitgehend die Kontrolle über das Land. Im März 1948 ermordeten die Muslimbrüder den Richter Ahmed El-Khazindar Bey und am 28. Dezember Premierminister Mahmoud an-Nukrashi Pascha.[38][39] Ein Attentat auf seinen Nachfolger Ibrahim Abdel Hadi Pascha misslang. Es kam zudem immer wieder zu gewalttätigen Angriffen, die sich gegen die Polizei richteten und zu Streiks von Arbeiter und Bauern. Es markierte den Beginn des Niedergangs des Königreichs, was in der Revolution von 1952 gipfelte.

Nationalismus im Wandel

Demonstranten feiern in Kairo den ägyptisch-britischen Bruch, 1951

Durch die Niederlage im Palästinakrieg erschöpfte sich der bis dahin vorherrschende Ideologie des ägyptischen Nationalismus und führte kurzzeitig zum Verlust der ägyptischen Hegemonialmachtstellung in der arabischen und islamischen Welt. Der arabische Nationalismus und Panarabismus, die im Zuge der allgemeinen Emanzipation der Kolonialvölker entstanden waren und auf eine Vereinigung der arabischen Länder abzielten, wurden eine akzeptable Alternative für viele, die, vom ägyptischen Nationalismus enttäuscht, nach einer ideologischen Ergänzung suchten. Es begannen sich auch die ideologischen Schwerpunkte zu verlagern und das demokratische Element verlor zugunsten von links-revolutionären und republikanischen Ideen an Gewicht. Ein Beispiel war 1949 die Gründung der sogenannten „Bewegung Freier Offiziere“, einer Gruppe bewaffneter Armeeoffiziere, die von Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser geleitet wurden. Ein folgenschweres Element des neuen Nationalismus war aber die danach einsetzende Unterdrückung ethnischer Minderheiten wie der Kopten, Juden und Europäer. Auch die Religion spielte dabei eine immer größere Rolle. So wurde etwa in den heute südsudanesischen Provinzen neben der englischen auch offiziell die arabische Sprache als Amtssprache eingesetzt. Die Regierung verlor aber so den Rückhalt der Bevölkerung in den schwarzafrikanischen Gebieten.

Ein weiteres Zeichen für den erstarkenden Nationalismus war das allgemeine Bestreben, den Anglo-Ägyptischen Vertrag neu zu verhandeln. Ziel war es die britischen Streitkräfte vollständig zum gehen zu bewegen oder zumindest ihre Zahl zu senken. Die Briten waren aber entschlossen mindestens 80.000 Soldaten um die Sueskanalzone zu stationieren.

Die ägyptisch-britischen Verhandlungen begannen 1946. Faruq entsendete Premierminister Ismail Sedki. Als dieser von den Verhandlungen in London mit einem Vertragsentwurf, den die nationalistischen Gruppen absolut inakzeptabel gebrandmarkt hatten, führte der Druck der Straße im Dezember 1946 zum Rücktritt der Regierung, was bereits die Machtlosigkeit der Monarchie demonstrierte.[40] Auch unter den nachfolgenden Regierungen konnte keine Einigung erzielt werden.

Am 8. Oktober 1951 kündigte das ägyptische Parlament unter Premierminister Mustafa an-Nahhas Pascha einseitig den Vertrag von 1936. Dies löste Massendemonstrationen zur Unterstützung der ägyptischen Unabhängigkeit aus und konnte der Monarchie noch ein letztes Mal Abhilfe schaffen. Ägypten konnte sich dadurch vollends aus der britischen Einflusssphäre befreien, wobei die Außenpolitik trotzdem in einem gewissen Masse pro-westlich blieb. Insbesondere die Nähe zu den ehemaligen Kolonialmächten Italien, Frankreich und Großbritannien wurde gesucht.

Um den Nationalismus noch mehr zu beflügeln und die Unterstützung der Monarchie in der Bevölkerung wieder zu stärken nahm Faruq am 16. Oktober 1951 den, ihm vom ägyptischen Parlament und der Regierung von Mustafa an-Nahhas Pascha angebotenen, Titel König von Ägypten und Sudan an.[41] Gleichzeitig kündigte er das anglo-ägyptische Kondominium und forderte die britischen Truppen zum Rückzug aus dem Sudan auf. Großbritannien weigerte sich und das Kondominium konnte faktisch bis 1956 fortbestehen. Die Krönung von Fuad erwies sich innenpolitisch als Vorteilhaft und brachte der ägyptischen Monarchie wieder Zulauf. Im Sudan konnten die unionistischen Kräfte zusätzlich für das Vorhaben gewonnen werden und auch dort der Monarchismus gestärckt werden. Außenpolitisch führte diese Schritt Ägypten aber noch mehr ins Abseits. Viele Länder protestierten dagegen oder kannten den neuen Herrschaftsanspruch von Fuad gar nicht an und forderten Ägypten auf den Sudanesen das Recht auf Selbstbestimmung zu gewähren.[42]

Beginn des Kalten Kriegs und Dekolonisation

Das Mogamma, von sowjetischen Architekten von 1950–1952 erbaut und heute das Zentralverwaltungsgebäude Ägyptens

Zu den Ländern, die den ägyptischen Herrschaftsanspruch nicht anerkannten, war fast ganz Westeuropa und die Vereinigten Staaten[43] und der Vatikan.[44] Damit hatte Ägypten zu Beginn des Kalten Krieges die USA und Großbritannien endgültig gegen sich. Obwohl König Faruq und die ägyptische Regierung immer wieder die Saturiertheit der Nation beteuerten, erschien diesen Staaten die Politik Ägyptens als nicht recht berechenbar. Zudem hielt die US-Regierung unter ihrem Präsidenten Harry S. Truman Ägypten für ein extrem korruptes und instabiles Land, dass leicht unter sowjetischen Einfluss fallen könnte. Um dies zu verhindern wurde von der Central Intelligence Agency das „Project FF (Fat Fucker)“, das auf einen Sturz von König Faruq, von dessen autoritärem Regierungsstil man hauptsächlich enttäuscht war, abzielte und die Installation einer pro-westlichen republikanischen Regierung unter der Führung der Bewegung der Freien Offiziere, die sowohl von den Amerikanern und den Sowjets unterstützt wurde, vorsah, entwickelt.[45] Es wurde von Kermit Roosevelt junior und Miles Copeland junior[46] initiiert, aber nie umgesetzt.

Im September 1947 bat Ägypten offiziell die US-Botschaft in Kairo um Hilfe bei der Ausbildung der ägyptischen Streitkräfte. Das Gesuch wurde aber abgelehnt.

Trotz einer relativ blockfreien Außenpolitik herrschte in der ägyptischen Elite eine große Furcht vor dem Kommunismus und Stalinismus. Insbesondere die schnell aufeinanderfolgenden kommunistischen Machtübernahmen in Osteuropa ab 1944 und in China nach dem Bürgerkrieg 1949 zwangen Ägypten zur Praktizierung einer eigenen Eindämmungspolitik, die an die der USA angelehnt war und auf eine Eindämmung der kommunistischen Expansionspolitik im arabischen und islamischen Raum abzielte. Im Griechischen Bürgerkrieg zwischen kommunistischen Aufständischen und der royalistischen Regierung ließen ägyptische Behörden kommunistisch gesinnte Griechen der dortigen Minderheit und von Griechenland deportierte griechische Kriegsgefangene internieren. Angeblich soll der ägyptische Generalstab sogar den Einsatz von Bodentruppen angeboten haben.

Premierminister Mustafa an-Nahhas Pascha schloss 1951 zusammen mit dem sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow einen ägyptisch-sowjetischen Nichtangriffspakt

Durch die Wirtschaftskrise von 1946 hatte auch im Inneren Ägyptens der Kommunismus stark an Zulauf gewonnen. Vor allem die städtische Arbeiterschaft und die jüngere Generation der Ägypter hatten kommunistische Sympathien. Die immer noch vom Palästinakrieg geschwächte Regierung bat darum die Muslimbruderschaft um Hilfe und hoffte diese zu einem antikommunistischen Bollwerk umfunktionieren zu können. Dafür wurde 1950 die Bruderschaft rehabilitiert und die meisten Gefangenen freigelassen. Auch die Jungägyptische Partei wurde unterstützt und deren Anhänger führten bewaffneten „Strafexpeditionen“ gegen „rote“ Gewerkschaftshäuser, Zeitungsredaktionen, Arbeiterheime, Kulturhäuser, Genossenschaften und Einzelpersonen durch. Nach einiger Zeit waren die über 20 verschiedenen sozialistischen und kommunistischen Kleinparteien und Organisationen als politischer Faktor bereits weitgehend ausgeschaltet. Zudem verloren Gewerkschaften massiv an Mitgliedern und Einfluss. Die einzige große „rote“ Partei, die dem inoffiziellen Staatsterror standhielt, war die 1947 gegründete Demokratischen Bewegung der Nationalen Befreiung (الحركة الديمقراطية للتحرر الوطنى), deren Mitgliederzahl 1952 etwa 2.000–3.000 betrug und sie damit zur größten kommunistischen Organisation Ägyptens und der arabischen Welt machte. Auch strebte sie eine Revolution zum Sturz der Monarchie an und wurde daher verfolgt. Dennoch konnte sich die Partei aber nie wirklich zu einer echten Bedrohung für das Königshaus entwickeln.

Aufgrund einiger Berichte von ausländischen ägyptischen Kommunisten wurde ab 1950 die Sowjetunion auf Ägypten aufmerksam. Obwohl sie auch gegen die besitzende Klasse in Ägypten wetterte, suchte sie dennoch den politischen Schulterschluss.

1950 gab der sowjetische Diktator Josef Stalin den Bau des Mogamma, des heutigen ägyptischen Zentralverwaltungsgebäudes, in Auftrag und bot Entwicklungszusammenarbeit an. Als Motiv konnte dabei gesehen werden, erheblichen Einfluss auf Ägypten und seine Region ausüben zu können und das Königreich an das sowjetische Herrschaftssystem anzubinden.[47] Ägypten lehnte aber ab und erschwerte der Sowjetunion damit den Aufbau langfristiger Beziehungen und schloss stattdessen einen Nichtangriffspakt mit ihr.[48] Gleichzeitig aber pflegte das Königreich, obwohl es den Sturz der jugoslawischen Monarchie nicht anerkannt hatte, gute Beziehungen mit dem ebenfalls blockfreien Jugoslawien unter Josip Broz Tito, der bei Stalin verhasst war. Damit hatte Ägypten sich im beginnenden Kalten Krieg als eine blockfreie Macht etabliert, eine Politik, die bis heute beibehalten wird.

Gleichzeitig mit dem Kalten Krieg kam auch der Beginn der Dekolonisation der europäischen Besitzungen. Ägypten nahm auch hier eine neutrale Position an. Einerseits hatte die ägyptische Regierung großes Interesse an einem britischen Rückzug aus Afrika und dem ganzen Nahen Osten. Andererseits gab es Befürchtungen, wie die neuen Staaten zu Ägypten stehen würden und Furcht vor neuen Konflikten in der Region (z. B. Palästinakrieg oder Erster Indisch-Pakistanischer Krieg). Auch wollte man die guten Beziehungen zu Frankreich, das mit seiner Kolonie französisch-Äquatorialafrika direkt an Ägypten grenzte, nicht aufgeben.

Am 24. Dezember 1951 wurde Ägyptens westlicher Nachbar Libyen unabhängig. Die ägyptische Regierung und Faruq auf das neue Königreich Einfluss zu nehmen. Ziel dieser Kampagne war es Libyen zur Anerkennung der ägyptischen Ansprüche auf den Sudan zu bewegen. Faruq bot dem libyschen König Idris I. sogar Wirtschaftshilfe an. Obwohl danach auch wirtschaftliche Verbesserung eintraten, kam die wirtschaftliche Entwicklung nur langsam voran und Libyen blieb als armes und unterentwickeltes Land auf ausländische Hilfe angewiesen.

Staatsstreich 1952 – „Revolution des 23. Juli“

Großdemonstration vor dem alten Khediven-Opernhaus in Kairo, 25. Januar 1952

Wegen zunehmender Korruption und Misswirtschaft sank die Beliebtheit von König Faruq ab 1952.[49] Auch die Mehrheit des Militärs stellte sich nun gegen den König und begann dessen Befehle und Weisungen eigenmächtig zu missachten. Bereits während des Winters 1951–1952 gab der Generalstab diskret Anweisung, Anschläge auf britische Positionen in Kairo, Alexandria und um den Sueskanal zu unterstützen. Ein besonders verheerender Angriff der Freischärler fand dabei in Ismailia statt. Er führte zum Tod von mehreren britischen Soldaten und traf die britische Schifffahrt ins Herz. Am 25. Januar 1952 führte ein erneuter Zwischenfall bei einer Polizeistation zum Tod von 50 ägyptischen Hilfspolizisten.[50] Die Untätigkeit des Königs oder seines Hofstaates führten auch in der Bevölkerung zu so einem starken Rückhaltverlust der Monarchie, das Faruq diesen nicht mehr ignorieren konnte. Als er Stadtteile Kairos besuchte, schlug ihm teilweise blanker Hass entgegen.[51]

Eine ägyptische Briefmarke vom Tag der Revolution

Um die Lage eskalieren zu lassen, hatten angeblich die Freien Offiziere (vermutlich aber die Muslimbruderschaft), die sich an die Spitze der revolutionären Bewegung im Militär gesetzt hatten, den Auftrag gegeben, in ganz Kairo Brände zu legen. Die örtlichen Feuerwehren wurden von Passanten von Löscharbeiten abgehalten. In der amerikanischen und sowjetischen Presse wurden die Ereignisse als „Kairoer Brände“ (حريق القاهرة‎) bekannt und erlangten internationale Aufmerksamkeit. In Ägypten wird dieses Ereignis, das zum Tod von 26 Menschen und zur Zerstörung oder Plünderung von über 750 Gebäuden führte,[52] „Schwarzer Samstag“ genannt.[53][50]

Nachdem sich nicht der gewünschte Erfolg zeigte (Faruq hatte Premierminister an-Nahhas den Oberbefehl über die Streitkräfte übertragen und ihn das Kriegsrecht ausrufen lassen), und sich weder die Volksmassen noch das Militär, dem es gelungen war, wieder Ordnung herzustellen,[51] gegen die Regierung erhoben hatten, verschoben die Revolutionäre, die das Ereignis als idealen Nährboden betrachteten, den Putsch. Es gab dabei Pläne, bis 1954 oder 1955 zu warten.[54]

Um seine Autorität wiederherzustellen, entließ Faruq am 27. Januar 1952 die Regierung von Mustafa an-Nahhas Pascha, nachdem er ihr Versagen bei der Bekämpfung der Brände vorgeworfen hatte. In den folgenden Monaten regierte der König weitgehend am Parlament vorbei und ernannte und entließ drei kurzlebige Regierungen (Ali Maher Pascha (27. Januar – 1. März), Ahmad Naguib Hilali Pascha (2. März – 29. Juni, erneut 22. – 23. Juli) und Hussein Sirri Pascha (2. – 20. Juli)). Diese Regierungen konnten die Abwärtsspirale noch einmal stoppen. Allerdings konnte dies nicht über die Unzufriedenheit der jüngeren Ägypter über die alte und feudale Klassengesellschaft des Landes, die in der arabischen Welt einzigartig war, hinwegtäuschen. Auch blieb die Korruption allgegenwärtig.

Am 16. Juli 1952 wurden die geplanten Parlamentswahlen von Faruq abgesagt, da er eine antimonarchistische Mehrheit im Parlament fürchtete. Dieser Schritt sorgte auch bei seinen letzten Anhängern für Entrüstung und im demokratischen Lager für Empörung. Im Ausland wurde Faruq sogar vorgeworfen, dass er eine Königsdiktatur errichten wolle, was aber widerlegt ist.

Am frühen Morgen des 23. Juli 1952 begann das Militär schließlich mit der Durchführung eines unblutigen Militärputsches gegen Faruq. Anführer waren dabei die beiden Freien Offiziere Oberst Gamal Abdel Nasser und General Muhammad Nagib.[49] Der Staatsstreich war ursprünglich für den 5. August geplant, wurde aber an Faruq und die Regierung verraten. So beschlossen die Putschisten einen Präventivschlag zu starten. Den Freien Offizieren gelang es dabei mit weniger als 100 Beamten, die royalistischen Kräfte in der Armee und Polizei festzusetzen und sich die Unterstützung der Muslimbrüder, der Jungägyptischen Partei und der kommunistischen Demokratischen Bewegung für Nationale Befreiung zu sichern.[54] Um 7:30 Uhr wurde schließlich die ägyptische Bevölkerung von General Naguib von den Vorgängen in Kenntnis gesetzt und die Revolution ausgerufen. Überall brachen danach im ganzen Land Aufstände gegen die Monarchie aus und in der Presse wurde eine Kampagne gegen Faruq gestartet. Zehntausende Demonstranten, vor allem Studenten, taten danach in den Großstädten ihren Unmut kund.[55][51]

Faruq floh daraufhin aus Kairo, das sich seit 6 Uhr unter der Kontrolle der Revolutionäre befand, nach Alexandria. Dort residierte er im Montaza Palace und bat über Vertreter überraschend die Vereinigten Staaten um Hilfe. Diese lehnten ab, obwohl die US-Botschaft und das dortige CIA-Büro über den Staatsstreich bereits im Voraus informiert waren. Am 25. Juli besetzte die ägyptische Armee auch Alexandria und der König wurde zu einem Gefangenen der neuen revolutionären Regierung unter Premierminister Muhammad Nagib. Am 26. Juli wurde er, nachdem er alle Macht verloren hatte, offiziell für abgesetzt erklärt und im Raʾs-at-Tīn-Palast unter Hausarrest gestellt.

Über das Schicksal des Königs gab es unter den Freien Offizieren mehrere Debatten. Während einige (einschließlich General Naguib und Nasser) es als die beste Lösung betrachteten, den Monarchen ins Exil zu schicken, argumentierten andere dafür, ihn vor Gericht zu stellen und für „Verbrechen am ägyptischen Volk“ anzuklagen. Schließlich wurde Faruq gezwungen, zu Gunsten seines sechs Monate alten Sohnes Fu’ad II. abdanken und ging noch am Abend des gleichen Tages um 18 Uhr ins Exil nach Italien.

König Fu’ad II., 1952

Die sogenannte „Revolution des 23. Juni“ (ثورة 23 يوليو 1952), wie sie bis heute in Ägypten und im Sudan genannt wird, bedeutete nicht – wie häufig fälschlich angenommen – das Ende der ägyptisch-sudanesischen Monarchie. Der ursprüngliche Plan der Freien Offiziere, der 1951 ausgearbeitet wurde und sich aus sechs Punkten zusammensetzte, zielte nicht auf die Abschaffung der Monarchie ab. Dessen Punkte waren vorerst:

Militärdiktatur der „Freien Offiziere“ unter Fu’ad II. (1952–1953)

Mitglieder des Ägyptischen Revolutionären Kommandorates (RCC)

Nach der Machtübernahme errichteten die Freien Offiziere eine Militärdiktatur mit Fu’ad II., der im Parlament am 26. Juli 1952 zum letzten König von Ägypten und des Sudan gekrönt wurde, de jure als Staatsoberhaupt. Für den jungen König übernahm ein Regentschaftsrat die Vormundschaft.[56]

Der erste Premierminister des neuen Regimes wurde Ali Maher Pascha. Die tatsächliche Macht lag aber beim neu gebildeten „Ägyptischen Revolutionären Kommandorat“ (RCC), dessen Vorsitzender Nagib war. Auch hatte Faruq ihm den Oberbefehl über die Streitkräfte übertragen.

Der Kommandorat begann unverzüglich mit der Entfernung royalistischer Kräfte aus dem politischen Leben und wichtigen Positionen im Staat. Auch die Polizei wurde infiltriert und zu einem Repressionswerkzeug des neuen Regimes.[57] Den sogenannten Kommissaren der Revolutionsführer, die an die Stelle der alten Elite getreten waren, fehlte es aber an Verwaltungserfahrung.[57]

Gegen Ende August 1952 beschloss der Kommandorat die Abschaffung der Aristokratie und der Vorrechte und Titel des ägyptischen und sudanesischen Adels. Auch wurden alle alten politischen Parteien (einschließlich der Wafd-Partei), die sich gegen die Diktatur stellten, zwangsaufgelöst und zahlreiche Politiker und Gefolgsleute des alten Regimes verhaftet. In der Nacht vom 5. bis 6. September ließ das Regime in einer groß angelegten Säuberungsaktion 64 Politiker, darunter drei ehemalige Premierminister, verhaften. Nach diesem Ereignis trat Premierminister Ali Maher aus Protest zurück. Neuer Regierungschef wurde Nagib.[57] Damit war er endgültig als eigentlicher Machthaber Ägyptens hervorgetreten.

Polizisten nehmen pro-sowjetische Aktivistinnen vor einer britischen Bank fest

Am Tag nach dem Wechsel des Ministerpräsidentenamtes kündigte die Regierung am 8. September die Umsetzung einer Landreform durch.[57] Als Teil der Reform wurden so gut wie alle Ländereien der meist adeligen Großgrundbesitzer entschädigungslos enteignet. Die Reform erlaubte einer Person den Besitz von höchstens 200 Feddan (ca. 80 Hektar) Land. Insgesamt wurden über 1.000.000 Feddan, 15 % der damaligen ägyptischen landwirtschaftlichen Flächen, umverteilt. Auch erhielten die Bauern als Entschädigung für frühere Enteignungen vom Staat kostenlos Saatgut und Pflanzen- und Düngemittel. Als Folge davon erlebte die Landwirtschaft einen kleinen Aufschwung, geriet aber danach aufgrund von Desorganisation ins Chaos.

Eine weitere Reform war die Veränderung der bisherigen Wirtschaftsstrukturen. Das Königreich Ägypten sollte zur Zentralverwaltungswirtschaft umgewandelt werden. Die Kommandeure setzten ihr Programm mit zahlreichen Verstaatlichungen um. Zahlreiche Industrielle verloren daraufhin ihre Fabriken oder Unternehmen. Der revolutionäre Rat beschloss im Dezember 1952 eine Kehrtwende und entschloss sich die Kontrolle über den privaten Sektor zu stärken. Auch wurden große Industrieprogramme angelegt, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg zeigten und Ägypten verschuldeten. Auch wurden vom Staat die Zölle auf Maschinen und Rohstoffe gesenkt und der Export von Waren verstärkt. Dafür wurde die Einfuhr von Fertigerzeugnissen begrenzt.[57] Die immer wichtiger werdende Rolle des ägyptischen Staates im Wirtschaftsleben wurde so gefestigt.

Um die Macht des neuen Regimes noch mehr zu konsolidieren, wurde am 10. Dezember die ägyptische Verfassung von 1923 außer Kraft gesetzt und es kam mit der Abschaffung des Mehrparteiensystems zum endgültigen Abkehr vom Parlamentarismus. Am 16. Januar 1953 wurden alle politischen Parteien, die noch bestanden, zwangsaufgelöst. Zur einzigen legalen Partei wurde die neugegründete „Nationale Union“ mit Nasser als Generalsekretär. Am 10. Februar 1953 wurde eine Übergangsverfassung aufgesetzt und verkündet, dass die Demokratie nach einer dreijährigen „Übergangszeit“ wieder hergestellt werde.[57]

Das Ende des Parlamentarismus löste neue, radikalere Kräfte frei. Unter den verschiedenen kommunistischen Kleinparteien, deren Aktivitäten trotz Verbot weitergingen, löste der Putsch von 1952 Kontroversen aus. Zur gleichen Zeit aber wurden kommunistische Aktivisten, die unter den Wafd-Regierungen inhaftiert wurden, freigelassen. Nun konnten Kräfte wie die linksradikale Bewegung der Nationalen Befreiung sich frei entfalten und sogar politisch mitbestimmen. Doch im August 1952 unternahm das Militär einen Angriff auf eine Textilfabrik im heutigen Gouvernement al-Buhaira, wo sie einen gewalttätigen Streik unterdrücken musste. Die beiden Aufständischenführer wurden, trotz Protesten aus Moskau und der kommunistischen Welt, von einem Militärgericht zum Tode verurteilt.

Öffentliche Kritik übten die Kommunisten regelmäßig an Nasser, und beschuldigten ihn unter anderem, den Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion von 1951 zu torpedieren.[57] Die anschließende Repression der führte zu Protesten von Teilen des Militärs, vor allem von jungen radikalisierten Offizieren. Die Regierung verhaftete danach 35 Personen und verwies den hochrangigen linksliberalen Offizier Youssef Seddik, der einer der Hauptorganisatoren der Revolution war, vom Revolutionsrat.[57]

Nachdem die Regierung die kommunistische Opposition weitgehend ausgeschaltet hatte, wendete sie sich ab 1954 gegen die Vereinigung der Muslimbrüder, die sich nicht als politische Partei betrachtete, und das Verbot ignorierte. Die Organisation pflegte zunächst mit der neuen Regierung gute Beziehungen. Ein Vertreter der Muslimbrüder war im Regentschaftsrat für Fu’ad II., und der Muslimbruderschaft waren sogar drei Ministerposten zugeteilt worden. Hier aber gab es die ersten Missverständnisse zwischen den Islamisten und dem Militärregime.[57] Der Führer der Muslimbruderschaft Hasan al-Hudaibi wollte, ungeachtet der Zerwürfnisse, noch mehr Einfluss auf die Regierung der Freien Offiziere ausüben. Die Organisation erklärte dafür ihre Abweichung von illegalen Aktivitäten und ehemaliger Terrortaktiken. Gegner eines solchen Kurses wurden aus den Führungsgremien des Vereins entfernt. Die Freien Offiziere gingen aber darauf ein und in der letzten Phase des Königreiches kam es zu einem erstarken des Islam. So wurde die Präsenz des Islams im öffentlichen Raum stärker. Frauen wurde die Verpflichtung ein Kopftuch zu tragen auferlegt und die neue Gesetze nur unter Einhaltung der Scharia verabschiedet.[58]

Außenpolitisch ging das neue Regime auf die Sowjetunion und deren Satellitenstaaten zu. Insbesondere, weil die Sowjetunion bereit war, ideologisch und auch mit Waffen den Kampf gegen Israel zu unterstützen. Dem neuen Kurs stand aber die Ablehnung der USA gegenüber, die sich nun zunehmend gegen die Freien Offiziere wendeten.

Ende der Monarchie

Im Juni 1953 deutete sich mit der Auflösung des Regentschaftsrates das Ende der ägyptischen Monarchie an.

Am 18. Juni stimmte der Revolutionäre Kommandorat für die Abschaffung der Erbmonarchie und rief die Republik Ägypten aus. Damit endete die seit 1805 andauernde Herrschaft der Dynastie des Muhammad Ali. König Fu’ad II. wurde noch am gleichen Tag ins Exil zu seiner Familie geschickt. Neues Staatsoberhaupt der Republik wurde Präsident Nagib, der auch gleichzeitig Regierungschef war. Er übergab dafür das Verteidigungsministerium und den Posten des Oberbefehlshabers der Armee an Nasser, der gleichzeitig Innenminister war. Nagib und Nasser wurden aber bald zu Rivalen, und es entstanden innerhalb der revolutionären Bewegung zwei politische Lager. Während der Präsident die Unterdrückung der Muslimbrüder und Kommunisten unterstützte, suchte Nasser ihre Nähe. Auch wollte Nagib zum parlamentarischen System zurückkehren, dem Nasser entgegenstand. Der Revolutionsrat erzwang, auf Druck von Nasser, am 23. Februar 1954 den Rücktritt des Präsidenten. Bereits vier Tage später musste er seinen Schritt zurückziehen, weil Nagib noch große Beliebtheit in der Armee und im Volk genoss. Am 25. Februar wurde er wieder Präsident. Nasser musste als neuer Premierminister aber akzeptieren, dass Nagib Präsident blieb.

Am 5. März 1954 gab der revolutionäre Kommandorat die Wiedereinführung der demokratischen Freiheiten, die Freilassung von Gefangenen und die Wiedergründung der Parteien bekannt. Er entschied sich auch für die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung und die Verabschiedung einer neuen Verfassung. Der Erfolg dieser Reformen blieb aber aus, da es am 19. März landesweit zu Unruhen kam, und Nagib musste am 14. November 1954 endgültig seinen Rücktritt erklären und wurde von Nasser unter Hausarrest gestellt. Am 23. Juni 1954, als sich die Revolution von 1952 zum zweiten Mal jährte, wurde Nasser neuer Präsident. Die sudanesischen Unionisten, insbesondere die „National Unionist Party“, die eine Vereinigung des Sudans mit Ägypten unter der Monarchie anstrebte, nahm 1955 Distanz zur neuen Republik. So erfüllten sich die Hoffnungen Ägyptens, der unabhängige Sudan werde sich dann freiwillig mit Ägypten vereinigen, nicht. 1952 hatte Ägypten bereits dem Sudan das Selbstbestimmungsrecht gewährt und verzichtete in einem britisch-ägyptischen Abkommen auf die volle Souveränität über dem Sudan. Am 1. Januar 1956 wurde nach einer Volksabstimmung die Republik Sudan ausgerufen. Neues de facto Staatsoberhaupt der Republik wurde als Ministerpräsident der Nationalist Ismail al-Azhari. Damit hatte Ägypten den Sudan endgültig aufgeben müssen und aus der Erbmasse des Königreichs waren zwei Staaten entstanden.

Politisches System des Reiches

Das politische System des Reiches basierte auf der Machtbalance zwischen den drei großen Kräften im Land: der ägyptischen Monarchie, der Wafd-Partei und Großbritannien. Dieser Zustand dauerte bis zur großen Regierungskrise von 1942. Danach trat an die Stelle der Briten die ägyptische Armee mit großem politischen – und nach dem Staatsstreich 1952 auch wirtschaftlichem – Einfluss.

Monarchie und Hof

Catherine Tobin: The Land of Inheritance (Das Land der Vererbung)

Das wichtigste Element des Staates war die Monarchie. Die Verfassung garantierte dem König und der Aristokratie einen erheblichen Handlungsspielraum. Sie bestimmte den König von Ägypten und des Sudan (ملك مصر والسودان‎, Malik Miṣr was-Sūdān) zum Souverän des Staates (siehe monarchisches Prinzip) und Staatsoberhaupt. Sie gestand ihm die Befehlsgewalt über die Streitkräfte des Landes und freie Hand bei der Ernennung des Premierministers, Beamter in der Armee und Verwaltung und der ʿUlama', der Religionsgelehrten des Islam, zu.

Auch mussten alle Gesetze nach der Verabschiedung durch das Parlament vom König unterzeichnet werden. Der König war außerdem für die Eröffnung und Schließung der Parlamentssitzungen verantwortlich und konnte es auflösen und Neuwahlen ausrufen. Trotz dieser weitreichenden Befugnisse musste der regierende Monarch keinen Eid auf die Verfassung ablegen.

Der König wurde während der Zeit des Königreichs zunehmend zu einem Symbol des Reiches. Galt über Jahrzehnte hinweg die Meinung, dass die verschiedenen Khediven und Sultane Vasallen fremder Mächte wären und dass Ägypten von einer Monarchie abhängig war, die nicht ägyptisch zu sein schien, änderte sich die Rolle der seit 1805 herrschenden Dynastie ab 1922 zunehmend. Grund dafür waren die erfolgreichen Versuche von Fu’ad I. und Faruq, sich langsam und friedlich aus der britischen Einflusssphäre zu lösen und einen eigenständigen Kurs einzuschlagen, ohne dabei große Kompromisse eingehen zu müssen (z. B. wurden die Ansprüche auf den Sudan nicht aufgegeben und die Forderung durchgesetzt, eine eigene Außenpolitik zu betreiben). So konnten auch in der Anfangsphase antimonarchistische Strömungen in der Bevölkerung für den neuen Staat gewonnen werden und Ägypten entwickelte sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges zu einer starken monarchistischen Nation.[59]

Für die Entscheidungen der Monarchen spielten meist der Hofstaat und einige enge persönliche Vertraute aus der ägyptischen Aristokratie, die sehr dem europäischen Hochadel ähnelte, eine wichtige Rolle. Bereits mit Fu’ad I. nahm der Monarch erheblichen Einfluss auf die Personalpolitik, ohne in der Regel in die Tagesgeschäfte einzugreifen. Faruq übte dafür persönlich in einem erheblichem Umfang Einfluss auf die Tagespolitik aus. Dabei beeinflussten teilweise konkurrierende Akteure den König und ließen seine Entscheidungen oft widersprüchlich erscheinen.

Bürokratie und Justiz

Der ehemalige Justizpalast von Alexandria war Sitz eines der Gemischten Gerichtshöfe Ägyptens

Dem ägyptischen König stand ein beträchtlicher Bürokratieapparat zur Verfügung. Er sorgte bei den meisten innenpolitischen Konflikten für Kontinuität und galt als Garant der Stabilität des Reiches. So mussten die politischen Entscheidungsträger bei umstrittenen Beschlüssen oft mit dem Eigengewicht der höheren Beamten rechnen. In der Verfassung von 1923 wurden ihnen zwar politische Freiheit garantiert. Es wurde aber bei ihrer Ernennung auf eine säkulare monarchistisch-patriotische Gesinnung geachtet. So konnten linksliberale, islamistische und antimonarchistische Politiker fast nie in Verwaltungsämter gelangen.

In den höheren Positionen des Beamtentums waren Aristokraten überrepräsentiert. Die Religion spielte nur Gegen Ende des Reiches eine Rolle. Während der liberalen Anfangsphase des Königreiches waren auch Beamte anderer Konfessionen vertreten. Dabei nahmen zahlreiche Juden und Kopten wichtige Positionen in der Bürokratie ein und wirkten teilweise entscheidend mit beim Aufbau des jungen Staates.

Neben einem gut organisierten Bürokratieapparat verfügte das Königreich Ägypten auch über ein modernes europäisch „durchdrungenes“ Rechtssystem, das auch für das Territorium des Anglo-Ägyptischen Sudan zuständig war. Das britische, italienische Recht und der code civil galten als Hauptquelle der Gesetzgebung. Das islamische Recht, die Scharia, die seit 1980 die Hauptquelle Ägyptens ist, spielte dabei kaum eine Rolle.[60] Die Rechtsnormen wurden aber meist freiwillig unter Beachtung des islamischen Rechts sunnitischer Ausprägung gestaltet. Auch gab es bis 1949 vier Gemischte Gerichtshöfe, die der Verhandlung von zivil- und wirtschaftsrechtlichen Streitfällen zwischen Einheimischen und Ausländern sowie zwischen Ausländern verschiedener Nationalitäten dienten. An ihre Stelle trat 1949 ein ägyptischer Ableger des code civil, der allen Bürgern, auch wenn sie nicht Staatsbürger des Königreiches waren, die gleichen Rechte garantierte und zum Vorbild für die Rechtswesen aller anderen arabischen Monarchien wurde.[61]

Obwohl die Justiz offiziell unabhängig war, und man dafür extra klerikale Richter aus der Zeit des Sultanates durch junge, säkular, in Europa, ausgebildete Richter ersetzte, konnte man die politische Einstellung der Justiz deutlich an ihren Urteilen erkennen. Während linke Straftäter teilweise mit enormer Härte behandelt wurden, kam es bei rechten Straftätern zu milderen Anklagen oder Strafen. Dies betraf auch die Strafverfolgungsbehörden. Sie fühlten dem Staat und im Zeitraum des Kalten Krieges zunehmend dem Kampf gegen den Kommunismus verpflichtet.

Verfassung

Das Reich hatte während seiner 31 jährigen Existenzzeit zwei Verfassungen, die jeweils neben Ägypten auch im Sudan volle Gültigkeit hatten:

Die Verfassung von 1923 trat nach einem Referendum am 19. April 1923 in Kraft und wurde von einer Verfassungskommission, die aus 30 Vertretern aller sozialen Schichten und politischen Parteien bestand, ausgearbeitet. Sie galt zu ihrer Zeit als eine der fortschrittlichsten überhaupt und war der erste erfolgreiche Versuch, eine parlamentarische Demokratie in Ägypten zu etablieren. Sie gilt als die liberalste Verfassung in der ägyptischen Geschichte.

Die Verfassung von 1930 wurde vom bis 1933 diktatorisch regierenden Premierminister Ismail Sedki Pascha ausgearbeitet. Sie wandelte Ägypten in eine autoritär geführte Monarchie, in der die Befugnisse des Königs und der Regierung zu Lasten des Parlamentes stark ausgebaut wurden, um. Auch wurde die Arbeit politischer Parteien und die Presse- uns Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt. 1935 wurde sie nach Protesten außer Kraft gesetzt.

Die Verfassung von 1923 ging aus der 1882 ausgearbeiteten Verfassung des Khedivates Ägypten. Sie wurde maßgeblich von Saad Zaghlul und Mustafa an-Nahhas Pascha geprägt. Sie war zum einen ein Organisationsstatut, welches die Kompetenzen der Staatsorgane, durch die das Reich handelte, und sonstiger Einrichtungen des Reiches gegenseitig nach innen abgrenzte. Sie legte andererseits die Zuständigkeit des Reiches gegenüber den Provinzen fest. Das Reich durfte dabei nur für diejenigen Angelegenheiten tätig werden, die dem Reich in der Verfassung ausdrücklich als Zuständigkeit zugewiesen wurden. Im Übrigen waren die teilsouveränen Provinzen zuständig.

Die Verfassung verfügt zwar über einen klaren Grundrechtsteil. So gab es ein Benachteiligungsverbot auf Grund der Staatsbürgerschaft und Minderheitenschutz. Die Beziehung zwischen Untertan (Bürger) und der Monarchie wurde rechtlich aber nur grob ausgestaltet.

Die Verfassung verstand das Königreich Ägypten als einen Zusammenschluss teilsouveräner Provinzen. Dem entsprach, dass das Königreich de facto ein Bundesstaat war, der sich vor allem im Sudan auf lokale Stammesführer stützte. Die Gliedstaaten des Reiches hatten ausgeprägte Eigenzuständigkeiten, wobei ihnen aber keine Vertretung im Parlament zufiel.

Der ägyptische Monarch trug den Herrschertitel König von Ägypten und des Sudan. Ihm standen dabei beachtliche Kompetenzen zu, die weit über das hinausgingen, was sich die nationalistisch-demokratischen Kräfte im Land vorgestellt hatten.[62] Er ernannte und entließ die Regierung, Beamte und führte ab 1936/37 den Oberbefehl über die königliche Marine, Luftwaffe und das ägyptische Heer. Auch sah die Verfassung vor, dass der König, falls erforderlich, mittels der Armee die innere Sicherheit wiederherstellen konnte.[62] Diese Konzentration der Kommandogewalt bestand bereits vor dem Anglo-Ägyptischen Vertrag 1936, in dem Großbritannien den Oberbefehl über die Streitkräfte endgültig dem ägyptischen König zugestand, und oft von Fu’ad I. als Druckmittel eingesetzt wurde. Allerdings war die Macht des Königs nie absolut,[62] sondern stand in der Tradition des ägyptischen Konstitutionalismus seit dem Herrschaftsantritt von Muhammad Ali Pascha.

Der Premierminister war dem König und Parlament gleichermaßen verantwortlich. Dieser Umstand führte dazu, dass es oft zu Konflikten oder Missverständnissen zwischen dem König und dem Parlament kam. Auch wählte das Parlament den Regierungschef. Der König ernannte ihn dann meistens auch, hätte aber auch eine von ihm ausgewählte Person ernennen können.

Das Gegengewicht zur Regierung bildete das ägyptische Parlament. Es bestand aus zwei Kammern, der Abgeordnetenkammer und dem Senat. Der König hatte das Recht 2/5 der Senatoren und den Senatspräsidenten zu ernennen.[62]

Das Wahlrecht sah eine allgemeine, gleiche und geheime Wahl für Männer vor. Die Legislaturperiode dauerte vier Jahre. Der König konnte das Parlament jederzeit auflösen und Neuwahlen ausschreiben. Die Kernkompetenzen des Parlamentes waren die Erlassung von Gesetzen aller Art und die Verabschiedung des Haushalts. Damit war die Regierung endgültig an das Parlament gebunden und die parlamentarische Demokratie im Staat fest verankert.

Die Verfassung von 1923 ließ aber einen wichtigen Punkt unerwähnt. Der Anspruch auf die Souveränität über den Sudan wurde nicht in den Verfassungstext aufgenommen,[63] obwohl es ein zentrales Thema in der ägyptischen Innen- und Außenpolitik war.

Herrscher und Ministerpräsidenten

Der ägyptische Monarch regierte de facto in Personalunion als König von Ägypten und des Sudan. Während der Titel in Ägypten mit wirklicher politischer Macht verbunden war, war er im Sudan fast rein zeremonieller Natur.

  • Fu’ad I. (1868–1936)
    • Am 15. März 1922 Krönung zum König von Ägypten und Souverän von Nubien, des Sudan, Kurdufan und Darfur
    • Am 28. April 1936 gestorben
Die ägyptische und sudanesische Königskrone
  • Faruq (1920–1965)
    • Am 28. April 1936 mit dem Tod seines Vorgängers automatisch König
    • Am 29. Juli 1937 Krönung zum König von Ägypten und Souverän von Nubien, des Sudan, Kurdufan und Darfur[64]
    • Am 16. Oktober 1951 Krönung zum König von Ägypten und des Sudan
    • Am 26. Juli 1952 Regierungsverzicht und Abdankung
  • Fu’ad II. (1951–)
    • Am 26. Juli 1952 Krönung zum König von Ägypten und des Sudan
    • Am 18. Juni 1953 abgesetzt

Der ägyptische Premierminister zur Zeit des Königreiches wurde vom Parlament gewählt und vom König ernannt. Die meisten Regierungschefs waren Vertreter der Wafd-Partei. Die Amtsträger wechselten sehr häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Allein von 1926 bis 1936 hatte Ägypten 16 verschiedene Regierungen.[65] Die politisch oder wirtschaftlich einflussreichsten Premierminister waren:

  • Abdel Khalek Sarwat Pascha, (erster Premierminister und einer der Staatsgründer des Königreiches, amtierte 16. März 1922–30. November 1922)
  • Saad Zaghlul (von 1919 bis zu seinem Tod 1927 Parteichef der Wafd-Partei, wichtiger Unabhängigkeitskämpfer, Gesellschaftsreformer und geistiger Vater der Verfassung von 1923, amtierte 26. Januar 1924–24. November 1924)
  • Mustafa an-Nahhas Pascha (von 1927 bis 1952 Parteichef der Wafd-Partei, Gesellschaftsreformer und wichtiger Akteur bei der Ausarbeitung von britisch und sowjetisch-ägyptischen Verträgen und der Gründung der arabischen Liga, amtierte 16. März 1928–27. Juni 1928, 1. Januar 1930–20. Juni 1930, 9. Mai 1936–29. Dezember 1937, 5. Februar 1942–10. Oktober 1944, 12. Januar 1950–27. Januar 1952)
  • Mohamed Mahmoud Khalil (erreichte einen ägyptisch-britischen Ausgleich, amtierte 27. Juni 1928–4. Oktober 1929, 29. Dezember 1937–18. August 1939)
  • Ismail Sedki Pascha (regierte während seiner ersten Amtszeit weitgehend diktatorisch,[65] orientierte sich dabei an Benito Mussolini und schuf durch eine neue Verfassung wieder politische Stabilität in Ägypten, amtierte 20. Juni 1930–22. September 1933, 17. Februar 1946–9. Dezember 1946)
  • Ali Maher Pascha (wichtige Persönlichkeit der nationalistischen Bewegung, setzte sich für eine dauernde Neutralität Ägyptens ein und bot deutschen Juden Schutz und eine neue Heimat an, amtierte 30. Januar 1936–9. Mai 1936, 18. August 1939–28. Juni 1940, 27. Januar 1952–2. März 1952, 23. Juli 1952–7. September 1952)
  • Hussein Sirri Pascha (amtierte auf dem Höhepunkt des Vorstoßes der deutsch-italienischen Truppen in Ägypten während des Afrikafeldzuges, amtierte 15. November 1940–5. Februar 1942)
  • Mahmoud an-Nukrashi Pascha (erklärte am 26. Februar 1945 dem Deutschen Reich und Japan den Krieg, beschloss 1948 den Einsatz ägyptischer Truppen im Palästinakrieg, wurde nach der Niederlage von der Muslimbruderschaft ermordet, amtierte 26. Februar 1945–17. Februar 1946, 9. Dezember 1946–28. Dezember 1948)
  • Muhammad Nagib (putschte sich zusammen mit Gamal Abdel Nasser am 23. Juli 1952 an die Macht (siehe Militärputsch in Ägypten 1952) und errichtete eine Militärdiktatur. 1953 wurde er zum ersten Präsidenten der Republik, amtierte 7. September 1952–18. Juni 1953)

Politische Parteien und Massenorganisationen

Die politischen Parteien im Königreich stammten größtenteils noch aus der Zeit des Sultanates oder des Khedivats. Es kam aber zu zahlreichen Neugründungen und Abspaltungen.

Von 1923 an bis 1952/53 erlebte Ägypten eine bemerkenswerte, an politischen und demokratischen Praktiken reiche Erfahrung; in dieser Periode war die Wafd-Partei fast ununterbrochen die stärkste Partei im Parlament. Mit dem Ausbrechen der Revolution vom Juli 1952 bemühte sich die Militärdiktatur unter Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser, die Opposition zu liquidieren. Durch ein Dekret über die Auflösung der politischen Parteien und die Annahme eines Einparteiensystems wurden im Januar 1953 alle politischen Parteien verboten.

Ägyptische Revolutionäre der Wafd-Partei mit einer US-amerikanischen Flagge, 1919
Flagge der Wafd-Partei

Im Parteienspektrum zur Zeit des Königreiches gab es folgende Parteien von Bedeutung:

Partei Ausprägung Gründung
Wafd-Partei Ägyptischer Nationalismus, Royalismus,
Wirtschaftsliberalismus,
Antikolonialismus,
Nationalliberalismus
1919
Umma-Partei Ultranationalismus 1907
Watani-Partei Ägyptischer Nationalismus,
Antikolonialismus,
Konservatismus
1907
Liberale Verfassungspartei Linksliberalismus,
Konstitutionalismus,
Antikolonialismus
1922
Ittihad-Partei Ägyptischer Nationalismus,
religiöser Traditionalismus,
Antikolonialismus
1924
Saadisch institutionalisierte Partei Liberalismus,
Royalismus
1938
Ägyptische Volkspartei Royalismus,
Vertretung des ländlichen Raums
1930
Ägyptische Kommunistische Partei Kommunismus,
Marxismus-Leninismus
1921
„Föderale Partei“ Föderalismus,
Royalismus
?

und eine Reihe kleinerer ägyptischer und sudanesischer Parteien:

Als keine Partei betrachtete sich die islamistische Muslimbruderschaft. Sie verstand sich als Massenorganisation. Die Bruderschaft wuchs nach ihrer Gründung 1928 sehr rasch und breitete sich auch in Nachbarländern aus.[66] Ende der 1930er Jahre noch eine Gruppe von wenigen Hundert, hatte sie 1941 schon ungefähr 60.000, 1948 ungefähr 500.000 Mitglieder und Hunderttausende Sympathisanten. Sie war streng hierarchisch organisiert, hatte eigene Moscheen, Firmen, Fabriken, Krankenhäuser und Schulen und besetzte wichtige Posten in Armee und Gewerkschaften. Sie legte viel Wert auf Bildung und Ausbildung im Sinne ihrer islamischen Gesellschaftsvision. So gelang es ihr, großen Einfluss im ägyptischen Staat zu gewinnen. 1948 wurde sie verboten, aber 1950 wieder zugelassen.

Außenbeziehungen

Die Außenpolitik Ägyptens während des Königreiches war hauptsächlich durch das Streben nach Hegemonie in der arabischen und islamischen Welt und eine traditionell feste Bindung an Westeuropa geprägt. Ägypten pflegte dabei gute Beziehungen zu seinen unmittelbaren Nachbarstaaten wie Griechenland, der Türkei, Iran, Frankreich, Italien und Jugoslawien, aber auch mit Ländern wie Japan und den Vereinigen Staaten.

Der spätere griechische König Paul im Gespräch mit Premierminister Mustafa an-Nahhas Pascha und dem bekannten ägyptischen Gynäkologen Naguib Pascha Mahfouz, 1942. Kairo war nach dem Balkanfeldzug ab 1941 Sitz der griechischen Exilregierung
König Fu’ad I. mit dem letzten Kronprinz von Abessinien Amha Selassie I., Dezember 1931
Die Königin von Rumänien Marie von Edinburgh mit Howard Carter nach der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun in Ägypten

In den Anfangsjahren nach der Unabhängigkeit 1922 war es der ägyptischen Regierung verwehrt, eine eigenständige Außenpolitik zu betreiben. Sie wurde von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien bestimmt, das sich seit 1882 als Schutzmacht Ägyptens betrachtete. Nach dem britisch-ägyptischen Zerwürfnis wegen der Ermordung des sudanesischen Generalgouverneurs Lee Stack am 20. November 1924 in Kairo verschlechterten sich die Beziehungen zusehends. Als Folge suchte die ägyptische Regierung die Anerkennung als souveräner Staat durch andere Großmächte.

Ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre versuchte Ägypten, ein Bündnis mit einigen europäischen Großmächten abzuschließen. Die Bemühungen erwiesen sich als erfolgreich. 1936 wurde mit Großbritannien der Anglo-Ägyptische Vertrag geschlossen, der beide Länder zu gleichberechtigten Bündnispartnern machte. Dem Vertrag war die italienische Eroberung Äthiopiens, das ebenfalls keine Bündnispartner hatte, vorausgegangen. Mit Frankreich, das vor allem kulturell in Ägypten präsent war, bestand ein de-facto-Bündnis, das auf einem Grenzvertrag von 1926 basierte. Mit dem Königreich Italien pflegte Ägypten Anfangs sehr gute Beziehungen, diese verschlechterten sich ab 1932 zunehmend (siehe Wiedereroberung Libyens). Am 13. Juni 1940 beschloss das ägyptische Parlament, die Beziehungen zu Italien abzubrechen. Daraufhin griffen italienische Truppenverbände (siehe Italienische Invasion Ägyptens) den Nordwesten des Landes an. Nach der Niederlage der Achsenmächte in Nordafrika 1943 schloss sich im Frühjahr 1945 Ägypten den Alliierten an und erklärte dem Deutschen Reich und Japan den Krieg. Am 10. September 1946 schlossen Ägypten und Italien einen Friedensvertrag.

Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges wurde die Außenpolitik des Reiches hauptsächlich von Mohamed Mahmoud Khalil bestimmt, der als Premierminister erheblichen Einfluss darauf nahm. Seine Politik, die zuerst auf einen erfolgreichen Ausgleich mit Großbritannien gerichtet war, führte Ägypten aber in die Isolation. Da sich das Land sowohl gegen die aggressive Expansionspolitik der Länder Japan, Italien und des Deutschen Reiches stellte, aber auch die Appeasement-Politik der westlichen Demokratien nicht mittragen wollte. Nur die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten blieben freundschaftlich.

Nach den Zweiten Weltkrieg wurde Ägypten Gründungsmitglied der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen. Schon bald kam es zu Spannungen mit den Westmächten, zum Beispiel wegen der ägyptischen Ansprüchen auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat und die Souveränität über den Sudan. Auch ließ Ägypten die Sowjetunion auf Distanz gehen, weil es deren Truppenpräsenz im Iran, deren Unterstützung für die Kommunisten im Bürgerkrieg in Griechenland und der versuchten Einflussnahme in der Türkei offen entgegenstand. Auch im arabischen Raum kam es zu Konflikten. Das Königreich Irak und Saudi-Arabien lehnten Ägyptens Pläne von der „Einheit des Niltals“ ab. Trotzdem kämpften die drei Staaten, zusammen mit Transjordanien, Syrien und dem Libanon 1948–1949 im Palästinakrieg gegen Israel.

Nach der arabischen Niederlage 1949 kam es erneut zu verstärkten Reibungsflächen mit Saudi-Arabien. In der Arabischen Liga entstanden so zwei Lager: ein religiös-konservatives unter der Führung der Saudis und ein säkular-weltliches unter der Führung Ägyptens. Ägypten und Saudi-Arabien lieferten sich danach ab 1949 ein beispielloses Wettrüsten, das große Teile des Haushaltes der beiden Staaten in Anspruch nahm. In der ägyptischen Politik und im Militär wurden die Saudis zunehmend als „Erzrivale“ betrachtet, dessen absolutistische islamisch-konservative Monarchie das absolute Gegenstück zur modernen westlich geprägten ägyptischen Monarchie war. Die Spannungen kulminierten schließlich im Bürgerkrieg im Nordjemen von 1962–1970, der zu einem Stellvertreterkrieg wurde.

In der islamischen Welt erkannten die meisten Staaten den ägyptischen Führungsanspruch an. Auch in Ostafrika und Vorderasien schien der Anspruch gesichert zu sein. Länder wie der Iran, die Türkei, Israel oder Abessinien entwickelten sich aber bald zu ernst zu nehmenden Konkurrenten.

Ab Anfang der 1950er Jahre leistete das Königreich Ägypten außenpolitisch auch Entwicklungshilfe und war in der Ausbildung von Sicherheitskräften und im Aufbau von Infrastruktur, die Rüstungsexporte begleiteten, tätig. Vor allem kam diese Hilfe den monarchischen Staaten Libyen, Afghanistan, Nordjemen, Iran und Abessinien zuteil.

Reichsteile und Länder

Karte des Königreiches Ägypten mit dem Sudan vor dem Zweiten Weltkrieg
Karte des Königreiches Ägypten mit dem Sudan vor dem Zweiten Weltkrieg
Königreich Ägypten

Anglo-Ägyptischer Sudan

Sarra-Dreieck (1934 an Italien abgetreten)

Das Königreich Ägypten verstand sich als ein Zusammenschluss von 12 bzw. ab 1948 13 teilsouveränen Provinzen. Obwohl offiziell eine zentralistische Verwaltung bestand, existierte aber in der Praxis eine föderale Staatsordnung.

Die Gliedstaaten des Reiches hatten ausgeprägte Eigenzuständigkeiten. Sie besaßen eine eigene Amtssprache, Staatssymbole, eine de facto-Verfassung, die auf mündlichen Zusagen der Regierung basierte, und Hauptstadt, jedoch hatte Kairo als überregionale Hauptstadt einen besonderen Status. Die Provinzen des Anglo-Ägyptischen Sudan besassen einige Sonderrechte, die ihnen die ägyptische Regierung auf Druck von lokalen sudanesischen Stammesführern und Clans zugestanden hat. Damit versuchte Ägypten die sudanesische Bevölkerung friedlich in die Verwaltung des Reiches einzubinden und sie dem britischen Einfluss zu entzhiehen. Alle Provinzen waren aber finanziell vom Steuersystem des Reichs abhängig. Auch behielt sich das Königreich starke Verwaltungs- und Gesetzgebungskompetenzen vor.

Provinzübergreifend bestand Ägypten de facto bis 1953 aus zwei (Teil-)Staaten, die vom ägyptischen König in Personalunion regiert wurden. Zum ägyptischen Mutterland kam der Anglo-Ägyptische Sudan, den die ägyptische Monarchie zusammen mit Großbritannien verwaltete. Ägypten hatte seit der Errichtung des Kondominiumes 1899 nie mehr die volle Kontrolle über das Gebiet erlangt. Umstritten ist aber wie groß der ägyptische Einfluss war. Britische Beamte kontrollierten zwar die höheren Verwaltungsposten und das Kondominium wurde von einem britischen Generalgouverneur verwaltet. Ägyptische Beamte waren aber ab mittlerer Führungsebene bis hin zur Polizei in allen Ämtern überpräsent. Auch war die einzige Amtssprache des Gebietes faktisch Arabisch, das Ägyptische Pfund die einzige Währung und der König von Ägypten völkerrechtliches Oberhaupt des Sudan.

Die meisten – heute ägyptischen – Provinzen wurden im Jahre 1960/61 durch Gamal Abdel Nasser oder durch seinen Nachfolger Anwar as-Sadat aufgelöst. An ihre Stelle traten kleinere, ausgeprägt zentralistisch verwaltete, Gouvernements, an deren Spitze heute jeweils ein Gouverneur im Ministerrang steht. Die sudanesischen Provinzen gingen die heutigen sudanesischen und südsudanesischen Bundesstaaten auf.

Im Februar 1949 bekam Ägypten nach dem Palästinakrieg in einem Waffenstillstandsabkommen mit Israel den heutigen Gazastreifen zugeschlagen. Er wurde von der Monarchie nur verwaltet, nicht annektiert. Die Bewohner des Streifens erhielten auch keine staatsbürgerlichen Rechte von Ägypten und blieben somit staatenlos.[67]

Provinzen des Königreiches Ägypten
Provinzen Hauptstadt Gründung Heutiger Staat
alhudud alfayida keine
(de facto Kairo)
1917 Ägypten
muhafazat alqinal Port Said 1859 Ägypten
muhafazat alssahra' algharbia Marsa Matruh 1917 Ägypten
muhafazat sayna' al-Arisch 1917 Ägypten
almuhafazat alssuhrawiat aljunawbiat Charga 1917 Ägypten
A'li an-Nil Malakal 1919 Südsudan
al-Chartum Khartum 1919 Sudan
an-Nil al-azraq Wad Madani 1919 Sudan
Äquatoria Dschuba 1919 Südsudan
Bahr al-Ghazal Waw 1948 Südsudan
Darfur al-Faschir 1919 Sudan
Kassala Kassala 1919 Sudan
Kurdufan al-Ubayyid 1919 Sudan
Königreich Ägypten Kairo 1922 Ägypten,
Sudan,
Südsudan

Wirtschaftsgeschichte

Die ägyptische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz des Reiches erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Es breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet des Reiches aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Kairo und die anderen Großstädte wirtschaftliche Zentren heraus, ehe nach dem Zweiten Weltkrieg die Industrialisierung auch im Anglo-Ägyptischen Sudan Einzug hielt. Zwar war bis zum Ende des Königreiches im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem europäischer Mächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb das Königreich Ägypten weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. 1928/28 zählte Ägypten mit dem Sudan etwa 60 große Industriebetriebe und war vor der Weltwirtschaftskrise zum ersten Industriestaat Afrikas überhaupt aufgestiegen. Das Zugpferd der Industrialisierung Ägyptens war die Baumwolle verarbeitende Industrie. Ihr Aufstieg begann bereits in den 1890er Jahren, als zahlreiche neue landwirtschaftlich nutzbare Flächen erschlossen wurden und ganzjährig bewässert werden konnten.[68] Mit der Revolution von 1919, in der es zu einem kurzzeitigen wirtschaftlichen Aufstieg kam,[69] erlebte Ägypten ab 1922 einen erneuten, nie dagewesenen, wirtschaftlichen Boom, der bis 1930 dauerte. Die ägyptische Baumwollindustrie wuchs dabei ununterbrochen. Ägypten war vor der Weltwirtschaftskrise, nach den Vereinigten Staaten, zum zweitgrößten Baumwollexporteur der Welt aufgestiegen und hatte im Weltmarkt eine Monopolstellung inne. Jedoch machte die ägyptische Produktion nur 1 Viertel der der USA aus. So hatte Ägypten keinen Einfluss auf den Preis der Baumwollprodukte. Die ägyptische Baumwollindustrie wurde von lokalen ethnischen Minderheiten, wie Juden, Griechen und Briten dominiert.[70] Es existierten lediglich drei große einheimische ägyptische Industriebetriebe für den Handel mit Baumwolle. Schwerpunkt der Entwicklung waren dabei die Küstengebiete, von denen aus die Produkte halbverarbeitet und nach Europa verschifft wurden.

Landwirtschaft

Niederländische Postkarte des Nils, 1922

Obwohl Ägypten zum am stärksten industrialisierten Land Afrikas aufgestiegen war, war die Landwirtschaft nach wie vor eine wichtige Grundlage der Wirtschaft geblieben. Die landwirtschaftliche Produktion konzentrierte sich neben der Baumwolle auf den Anbau von Zuckerrohr, Mais, Reis, Hirse, Kartoffeln, Obst und Gemüse, Erdnüsse, Sesam, Hirse, Sorghum und Weizen. Die Verteilung der Ernte setzte sich vor der Weltwirtschaftskrise durchschnittlich aus 40–50 % Baumwolle, 25–30 % Weizen, Mais und Bohnen und 10–20 % restlichen Produkten zusammen.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beschränkte sich auf das Niltal, das Nildelta und die Dschazira-Ebene im Sudan zwischen dem Weißen und dem Blauen Nil sowie einige Oasen. Die Bauern (Fellachen) bewirtschaften das Land mit teilweise jahrtausendealten Anbau- und Bewässerungsmethoden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Einführung einer mechanisierten Landwirtschaft begonnen. Die Bewässerungsmethoden am Nil wurden jedoch ab Ende des 19. Jahrhunderts von Überschwemmungsbassins auf eine ganzjährige Bewässerung durch Kanalisation umgestellt. Dabei hat sich der landwirtschaftliche Anbau von einer Subsistenz- zu einer Exportorientierung gewandelt, so dass relativ betrachtet weniger landestypische Nahrungsmittel wie Ackerbohnen und Kohl geerntet und in den ganzen Nahen Osten exportiert werden konnten. Das bedeutendsten Produkt blieb aber die Baumwolle. Ihr, ab den 1920er Jahren intensivierter, Anbau führte aber schnell zu einer Überausbeutung und Versalzung des Bodens, was zu großen Ernteverlusten und der Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten führte. Krankheiten wie Byssinose, Malaria und Schädlinge wie Hakenwürmer breiteten sich aus. Allein in der Provinz alhudud alfayida waren 90 % der Bevölkerung betroffen. Teile der Betroffenen konnten nie geheilt werden und blieben lebenslang geschwächt.

Die ägyptische Regierung unter Adli Yakan Pascha und seinem Nachfolger Muhammad Mahmoud Pascha bemühte sich ab 1927 um Rehabilitierungsmaßnahmen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Die hohen Investitionen führten zum Bau von Flussbifurkationen und zur Finanzierung von Aufklärungskampagnen. Das Problem konnte aber bis zur Revolution von 1952, in der die Rehabilitierungsmaßnahmen intensiviert wurden, nie ganz behoben werden.

Militärwesen

Die unter Muhammad Ali Pascha 1820 wiedergegründeten Streitkräfte Ägyptens wurden ab 1922 zur stärksten Militärmacht auf dem afrikanischen Kontinent und in Vorderasien ausgebaut und rechtfertigten den Status einer regionalen Großmacht. Ihr Zuständigkeitsbereich war es Ägyptens territoriale Integrität zu waren, die Monarchie zu schützen und die ägyptischen Ansprüche auf den Sudan zu untermauern.

Das Heer, die königliche Marine und die Luftwaffe (1928 gegründet) blieben, abgesehen von der Bewilligung der nötigen Finanzmittel durch das Parlament, nach der Verfassung weitgehend der Verfügungsgewalt des ägyptischen Königs beziehungsweise der Regierung unterstellt. Die Grenzen der „Kommandogewalt“ des Königs waren dabei kaum definiert. Es blieb daher bis zur Revolution von 1952 eine der zentralen Stützen der Monarchie.

Militärparade des Heeres in Luxor, 1926
Flagge der ägyptischen Streitkräfte bis 1952

Die Armee richtete sich kaum gegen äußere Feinde, da sich damals fast ganz Afrika in europäischer Hand befand, sondern sollte nach dem Willen der militärischen Führung im Innern etwa bei Streiks zum Einsatz kommen und Sicherheit herstellen. In der Praxis wurde die Armee allerdings bei den großen Streiks oder Protesten kaum eingesetzt und ging lediglich gegen die Muslimbrüder und Kommunisten mit voller Härte vor. Gleichwohl bildete die Armee als Drohpotential einen nicht zu unterschätzenden innenpolitischen Machtfaktor.

Die enge Verbundenheit mit der ägyptische Monarchie und Elite spiegelte sich zunächst noch im stark adelig geprägten albanisch- und türkischstämmigen Offizierskorps, die der König, nachdem sie zuvor von den britischen Kolonialherren entlassen worden waren, wieder in Dienst gestellt hatte, wieder. Auch später behielt die Aristokratie eine starke Stellung unter den Führungsrängen, allerdings drang im mittleren Bereich mit der Vergrößerung der Armee und der Luftwaffe der bürgerliche Anteil stärker vor. Die entsprechende Auswahl und die innere Sozialisation im Militär sorgten allerdings dafür, dass auch das Selbstverständnis dieser Gruppe sich kaum von der ihrer adeligen Kameraden unterschied. Die ägyptische Regierung entließ 1946 alle britischen Offiziere aus ihrem Dienst.[71]

Ägyptische Militärflugzeuge bei einer Parade zur Freier der Heirat von König Faruq mit Königin Farida von Ägypten, 20. Januar 1938

Unter der britischen Herrschaft, als die Armee unter der Oberbefehl eines britischen Sirdar stand, hat die Gesellschaft das Militär eher mit Misstrauen betrachtet. Dies änderte sich nach der Unabhängigkeit 1922, in der die Armee inoffiziell die Aufständischen unterstützte, fundamental. Das Militär wurde zu einem zentralen Element des entstehenden Patriotismus und aufsteigenden Nationalismus. Kritik am Militär galt als unpatriotisch. Dennoch unterstützten die Parteien eine Vergrößerung der Armee nicht unbegrenzt. So erreichte das Militär bei der Generalmobilmachung im September 1939 mit einer Stärke von etwa 100.000 Mann seine von der Verfassung vorgegebene Stärke in Krisenzeiten.

Die ägyptischen Streitkräfte befanden sich parallel zur Industrialisierung des Landes in den folgenden Jahren in einer Phase der Modernisierung. 1928 beschloss das Parlament die Gründung einer eigenen ägyptischen Luftwaffe. Am 2. November 1930, verkündete König Fuad I. die Gründung der Egyptian Army Air Force (EAAF). Am 27. Mai 1931 kaufte die ägyptische Regierung die ersten fünf Flugzeuge und beschloss die Errichtung des Fliegerhorsts Almaza im Nordosten von Kairo. Im Mai 1932 wurde die Anlage eingeweiht. 1934 verkaufte die britische Regierung Ägypten zehn Avro 626-Flugzeuge, was die ersten echten ägyptischen Militärflugzeuge waren. 1937 wurde die Egyptian Army Air Force von der gemeinsamen Heeresleitung getrennt und als Royal Egyptian Air Force (REAF) zu einer eigenen Teilstreitkraft. Daraufhin wurden neue Stationen in der Sueskanalzone und in Unterägypten gebaut.

Auch die königliche ägyptische Marine wurde ständig ausgebaut. Die Handlungsmöglichkeiten der prestigeträchtigen Flotte blieben mangels Treibstoff, Flugzeugträgern oder angemessenem Schutz durch die Luftwaffe und wegen der Informationsüberlegenheit anderer Flotten (Radar, Ultra) auf Kampfeinsätze bei guter Sicht und auf Operationen im zentralen Mittelmeer beschränkt.

Die wichtigste und schlagkräftigste Teilstreitkraft bildete das ägyptische Heer, das während des Königreichs eine sehr starke gesellschaftlich prägende Bedeutung gewann. Das Offizierskorps galt in weiten Teilen der Bevölkerung als „Erster Stand im Staate.“ Dessen Weltbild war dabei geprägt von der Treue zur Monarchie und der Verteidigung der Königsrechte, es war konservativ, antisozialistisch, säkular und grundsätzlich antidemokratisch geprägt.

Von Bedeutung war das Militär zweifellos auch für die innere Nationsbildung. Der gemeinsame Dienst zwischen Ägyptern und Sudanesen förderte die Integration der sudanesischen Bevölkerung in einem von Ägypten dominierte Reich. Selbst die schwarzafrikanische Bevölkerung, die dem muslimisch-arabisch dominierten Staat mit Misstrauen betrachtete, blieb gegenüber der Ausstrahlung des Militärs nicht immun. Dabei mussten bis zum Zweiten Weltkrieg alle Männer zwischen dem 17. und 23. Lebensjahr Militärdienst leisten. Wegen des Überangebots an Wehrpflichtigen in Ägypten und einer in Friedenszeiten nur 23.000 Mann umfassenden Armee folgte allerdings nur gut ein Bruchteil eines Jahrgangs dem Einberufungsbefehl und leistete aktiven Militärdienst.[72]

Der Militarismus in der ägyptischen Gesellschaft war seit dem Herrschaftsantritt der Muhammad Ali-Dynastie fest verankert. Überall im Reich wurden die neuen Kriegervereine zu Trägern einer militaristischen Weltanschauung. Ihre Wirkung und Einfluss bleiben aber mit ein paar Tausend Mitgliedern gering. Dennoch hatten die Streitkräfte in der Bevölkerung den Ruf unbesiegbar zu sein und die tatsächliche militärische Stärke wurde überschätzt. Dies zeigte sich beim ägyptisch-arabischen Angriffskrieg in Palästina, der von der Regierung kurzfristig beschlossen worden war, ohne dabei Rücksicht zu nehmen auf den Zustand und die für den Krieg notwendigen Kapazitäten der Streitkräfte. Auch wurden ökonomische, geostrategische und topografische Faktoren sowie die mangelnde öffentliche Unterstützung für den Krieg ignoriert. Unzureichende Vorbereitung, Führung, Motivation und eine veraltete Ausrüstung führten besonders im Bereich der ägyptischen Land- und Luftstreitkräften nach kleineren Anfangserfolgen in Südisrael zu militärischen Desastern, die international und auch in Ägypten selbst ein Bild von militärischer Unfähigkeit verfestigten und Ägyptens bislang unangefochtene Rolle als mächtigstes islamisches Land in Frage stellten.

Die Niederlage im Palästinakrieg, in dem die ägyptische Armee trotz gewährten Militär- und Finanzhilfen aus Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten wurden unter schweren menschlichen Verlusten bis 1949 wieder auf das Gebiet des heutigen Gazastreifens zurückgetrieben wurde, beschädigten das Ansehen des ägyptischen Militärs erheblich. Dennoch blieb dies, im Vergleich zur Monarchie, gering und die Armee konnte bald wieder populär werden. Ein Grund dafür war sicher ihre danach sprunghaft begonnene erneute Modernisierung. Bereits im März 1949 startete Ägypten mit der Entwicklung eines eigenen Raketenprogramms und Versuche mit neuen biologischen Waffen. 1951 begann man, mit sowjetischer Hilfe, sogar ein Atomprogramm zur Entwicklung einer eigenen ägyptischen Atombombe. Die Anstrengungen dafür waren aber unzureichend. Erst 1958 wurde mit dem Bau des sowjetischen Kernreaktors ETRR-1 in der Nähe der Stadt Bilbeis ernsthafte Schritte in Richtung Bombe unternommen.[73]

Beim Wiederaufbau der ägyptischen Streitkräfte nach 1948 wirkten teilweise ehemalige Wehrmachtsoffiziere und SS-Angehörige entscheidend mit. Beispielsweise übernahm der ehemalige General Wilhelm Fahrmbacher die Ausbildung der Streitkräfte. Ein ehemaliger deutscher Kapitän arbeitete als Ausbilder bei der ägyptischen Marine. Insgesamt waren anfangs der 1950er Jahre etwa 50 Personen aus Deutschland in Ägypten im militärischen Bereich beschäftigt. Wilhelm Voß, während der Zeit des Nationalsozialismus Generaldirektor der Reichswerke „Hermann Göring“, baute in Ägypten eine neue Rüstungsindustrie von eher geringer Kapazität auf. Neben Fabriken für Handfeuerwaffen und Munition handelte es sich auch um „erste Raketenkonstruktionen“. Rolf Engel, ein deutscher Raketen-Ingenieur und ehemaliger SS-Hauptsturmführer, versuchte sich an der Entwicklung kleinerer Raketen, die sich jedoch alle als nicht funktionstüchtig erwiesen.

Die Streitkräfte unterteilten sich administrativ in mehrere Militärbezirke, die in ihren Grenzen genau den Provinzen des Reiches entsprachen.

Siehe auch

Literatur

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Commons: Königreich Ägypten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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