Benz & Cie.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Oktober 2016 um 19:43 Uhr durch Edhac-Edham (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Markenzeichen Benz

Die Benz & Cie. war ein deutsches Maschinenbau- und Automobilunternehmen, das in Mannheim gegründet wurde und später Betriebsstätten in Mannheim-Waldhof und Gaggenau hatte.

Geschichte

Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim

Benz-Stationärmotor

Der Ingenieur Carl Benz, der 1879 seinen ersten funktionierenden Zweitaktmotor entwickelt hatte, war 1883 aus der von ihm gegründeten „Mannheimer Gasmotorenfabrik“ ausgeschieden. Am 1. Oktober desselben Jahres gründete er zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim“. Bereits in den ersten vier Monaten konnte das neue Unternehmen über 800 Stationärmotoren verkaufen.

1886 erhielt das Unternehmen das Patent auf das neue, dreirädrige Ligroingas-Veloziped, das als Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 angeboten wurde. Damit war Benz & Cie. der erste Automobilhersteller Deutschlands. In rascher Folge entstanden weitere drei- und vierrädrige Automobile. Während Benz & Cie. die Fahrgestelle und Motoren fertigte, lieferte der Mannheimer Stellmacherbetrieb Kalkreuther fast alle Aufbauten und Karosserien. Von den Zweitaktmotoren konnten 1886 schon 80 Stück verkauft werden und 1891 waren es bereits 500 Motoren, die größtenteils exportiert wurden.

1890 schieden die beiden Gesellschafter Rose und Eßlinger aus dem Unternehmen aus. Neue Miteigentümer wurden Friedrich von Fischer und Julius Ganß, die, wie Benz, die Zukunft im Bau von Automobilen sahen. 1891 erfand Benz die Achsschenkellenkung für seine Fahrzeuge nochmals neu.[1]

Von 1887 bis 1899 stieg die Zahl der Beschäftigten von 40 auf 430. Bis 1893 wurden nur 69 Fahrzeuge hergestellt, doch bis zur Jahrhundertwende waren es schon insgesamt 1709 Stück.

Aktiengesellschaft

Carl Benz zog sich 1903 aus seiner Firma zurück (kolorierte Fotografie aus späteren Jahren)

1899 wurde die Benz & Cie. (oder Benz & Co., wie einige Quellen angeben) in „Benz & Cie. AG“ umbenannt; die Vorstände der neuen Aktiengesellschaft wurden Benz und Ganß.

Im neuen Jahrhundert, als die Eigentümer des Unternehmens gerade Grundstücke zum Bau einer neuen Fabrik im Mannheimer Vorort Waldhof gekauft hatten, sackten die Verkäufe plötzlich drastisch ab: Der wichtigste Konkurrent, die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart hatte mit ihren modernen Mercedes-Modellen der ehemals größten Automobilfabrik der Welt entscheidende Marktanteile abgenommen. Ganß verpflichtete daraufhin den französischen Konstrukteur Marius Barbarou, der auch gleich Pläne für eine ganz neue Baureihe mitbrachte, die die veralteten Benz-Konstruktionen ersetzte und unter dem Namen „Parsifal“ herauskam. Die „älteste und grösste Specialfabrik der Welt für Motorwagen“ – so die Eigenwerbung – inserierte im Jahr 1902 folgende Modelle: 4½, 6, 10, 12, 15 und 20 PS. Von den Motorwagen wurden schon 3600 Stück ausgeliefert.

Barbarou wurde als Konstrukteur der neuen Benz-Wagen der Öffentlichkeit präsentiert, was Benz so verärgerte, dass er sich 1903 aus der aktiven Tätigkeit im Unternehmen zurückzog. Auch die neue Baureihe verbesserte die Situation des Unternehmens nicht wesentlich, und so schieden 1904 Ganß und Barbarou aus dem Unternehmen aus, Benz wurde Aufsichtsratsvorsitzender.

Die neuen Gesellschafter Georg Diehl und Fritz Erle ließen vom neuen Konstrukteur Hans Nibel die Modellpalette gründlich überarbeiten und sorgten endlich 1905 wieder für den notwendigen wirtschaftlichen Erfolg, vorwiegend mit Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse. Aber auch die Rennfahrzeuge machten die Benz & Cie. weltberühmt. Bekanntestes Modell war der Blitzen-Benz von 1909.

Werke in Gaggenau und Waldhof

Markenzeichen Benz Gaggenau

Benz & Cie. sah weitere Marktchancen im Bau von Lastkraftwagen, wozu allerdings der Platz im Mannheimer Werk nicht ausreichte. Daher kooperierte man ab 1907 mit der Süddeutschen Automobilfabrik GmbH in Gaggenau und übernahm das Unternehmen und seine Betriebsstätte 1909 ganz. Die Süddeutsche Automobilfabrik hatte sich im Wesentlichen mit dem Lastwagenbau beschäftigt, ihre wenig umfangreiche PKW-Produktion wurde aufgegeben.

Auch für die PKW-Produktion reichte der Platz im alten Mannheimer Werk bald nicht mehr aus. Auf den von Benz und Ganß bereits vor Jahren gekauften Grundstücken in Waldhof entstand daher 1908 und 1909 eine komplett neue Fabrik für die Automobilproduktion.

Die Stationärmotoren – immer noch ein Standbein des Unternehmens – wurden weiterhin in der Mannheimer Innenstadt hergestellt. Für das Jahr 1910 wird die Zahl der Beschäftigten bei Benz & Cie. mit 2500 im Werk Mannheim und 840 im Werk Gaggenau angegeben.

Benz & Cie., Rheinische Automobil- und Motorenfabrik AG

Fabrikschild mit der neuen Unternehmensbezeichnung ab 1911
historisches Wertpapier von Benz & Cie. von 1912

Da die Herstellung von Automobilen inzwischen der Hauptgeschäftszweig war, änderte man im August 1911 die Firma erneut: Die neue Gesellschaft hieß nun „Benz & Cie., Rheinische Automobil- und Motorenfabrik AG“.

Ab 1911 baute Benz & Cie. auch wieder kleinere Automobile mit ca. 2 Litern Hubraum, die dann auch Basis der Kriegs- und Nachkriegsproduktion waren. Die Zusammenarbeit mit Edmund Rumpler brachte nicht den erhofften Erfolg, obwohl ein „Benz-Tropfenwagen“ als Rennwagen entstand. Vor und während des Ersten Weltkriegs wurden in Mannheim auch Flugmotoren gebaut (siehe Benz Bz III).

Im Jahre 1922 wurde die Fertigung von Stationärmotoren ausgegliedert und an die Berliner Finanzgruppe Fonfé verkauft. Diese betrieb die Fabrik in der Mannheimer Innenstadt als „Motoren-Werke Mannheim AG“ (MWM) weiter.

Fusion mit Daimler

Ab 1921 hatte der Berliner Börsenspekulant Jakob Schapiro durch gewagte Finanztransaktionen und Kompensationsgeschäfte (Benz Motorwagen gegen seine Schebera-Karosserien) immer mehr Einfluss im Unternehmen bekommen. Schließlich war er im Aufsichtsrat vertreten, und 1924 gehörten ihm bereits 60 % der Aktien der Benz & Cie. AG. In der gleichen Art und Weise hatte er sich auch Einfluss in anderen deutschen Automobilunternehmen verschafft, u. a. bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in Stuttgart, bei der NAG in Berlin, bei Hansa-Lloyd in Bremen und bei der NSU in Neckarsulm. Mit seinen Spekulationsgeschäften brachte Schapiro all diese Unternehmen an den Rand des Konkurses, wobei sich die DMG aufgrund ihrer Wirtschaftskraft sich noch am ehesten halten konnte.

Der Vorstandsvorsitzende von Benz & Cie., Wilhelm Kissel, nahm daher 1924 Fusionsverhandlungen mit dem ehemaligen Konkurrenten DMG auf, mit dem man bereits seit einiger Zeit eine Vertriebskooperation betrieben hatte. 1925 wurde Kissel auch als Vorstand der DMG bestellt. Am 1. Juli 1926 flossen die beiden Unternehmen im Verhältnis 654 (Daimler) : 346 (Benz) in die neue Daimler-Benz AG mit Sitz in Stuttgart-Untertürkheim ein.

Fahrzeugmodelle

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Otto Neubauer, Michael Wessel: Die Automobile der Benzstadt Gaggenau. Neubauer-Verlag, Hamburg 1986.
  • Werner Oswald: Mercedes-Benz Personenwagen 1886–1986. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-61301133-6.
  • Mercedes-Benz AG (Hrsg.): Benz & Cie. Zum 150. Geburtstag von Karl Benz. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1994.
  • Hans-Erhard Lessing u.a. (Hrsg.): Die Benzwagen. (Reprint der Unternehmensschrift von 1913) Wellhöfer-Verlag, Mannheim 2008.

Weblinks

Commons: Benz & Cie. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Jahrhundert Automobiltechnik – Nutzfahrzeuge, Seite 14 f. VDI-Verlag 1987 ISBN 3-18-400656-6