Olympische Geschichte Nigerias

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NGR
Goldmedaillen Silbermedaillen Bronzemedaillen
3 10 12

Nigeria, dessen NOK, das Nigeria Olympic Committee, 1951 gegründet und im gleichen Jahr vom IOC anerkannt wurde, nimmt seit 1952 an Olympischen Sommerspielen teil. 1976 schloss man sich dem afrikanischen Boykott der Spiele von Montreal an. 2018 nahmen erstmals nigerianische Athleten an Olympischen Winterspielen teil.

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1952 bis 1976[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nigeria trat erstmals bei den Spielen von Helsinki 1952 ins olympische Rampenlicht. Die Mannschaft bestand aus neun Leichtathleten. Der erste nigerianische Olympionike waren die 100-Meter-Läufer Titus Erinle, Karim Olowu und Edward Ajado sowie die Hochspringer Josiah Majekodunmi, Nafiu Osagie und Boniface Guobadia, die alle ihre Wettkämpfe am 20. Juli 1952 bestritten.

Auch 1956 in Melbourne wurden nur Leichtathleten entsandt. Das beste Ergebnis lieferte Karim Olowu mit einem fünften Platz im Hochsprung. 1960 in Rom nahmen erstmals nigerianische Boxer teil. Der Halbmittelgewichtsboxer Nojim Maiyegun schaffte 1964 in Tokio mit seiner Bronzemedaille den ersten Medaillengewinn für Nigeria. Eine Spitzenplatzierung gab es wieder im Weitsprung. Wariboko West sprang auf Platz 4. In Tokio waren erstmals nigerianische Frauen am Start. Die ersten Olympionikinnen Nigerias waren am 15. Oktober 1964 die 100-Meter-Läuferin Clarice Ahanotu und die Hochspringerin Amelia Okoli.

Bis auf zwei Viertelfinalteilnahmen im Boxen durch Gabriel Ogun im Halbfliegengewicht und Fatai Ayinla im Halbschwergewicht blieben die Spiele von Mexiko-Stadt 1968 aus nigerianischer Sicht erfolglos. In Mexiko-Stadt nahm erstmals eine nigerianische Fußballauswahl am olympischen Turnier teil.

1972 in München sorgte ein Boxer für den zweiten Medaillengewinn Nigerias. Isaac Ikhouria gewann Bronze im Halbschwergewicht. 1976 folgte Nigeria dem Boykottaufruf der afrikanischen Länder und blieb den Spielen von Montreal fern.

1980 bis 1996[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Moskau 1980 nahmen erstmals nigerianische Gewichtheber und Ringer teil. Diesmal blieb die nigerianische Mannschaft erfolglos. Zwei Medaillen wurden 1984 in Los Angeles gewonnen. Die 400-Meter-Staffel der Männer mit Sunday Uti, Moses Ugbisie, Rotimi Peters und Innocent Egbunike lief zur Bronzemedaille. Der Boxer Peter Konyegwachie gewann Silber im Federgewicht.

Keine Medaillen gab es in Seoul 1988. Innocent Egbunike konnte sich für das Finale über 400 Meter qualifizieren und wurde Fünfter. Die 400-Meter-Staffel erreichte im Finale Platz 7. Olympische Premieren feierten nigerianische Judoka, Tennis- und Tischtennisspieler. Schwimmen und Handball kamen 1992 in Barcelona neu hinzu. In Barcelona wurden vier Medaillen gewonnen. Beide 100-Meter-Staffeln kamen auf Podium. Die Männerstaffel mit Oluyemi Kayode, Chidi Imoh, Olapade Adeniken, Davidson Ezinwa und Osmond Ezinwa (nur im Vorlauf eingesetzt) gewannen Silber. Die Frauenstaffel mit Beatrice Utondu, Faith Idehen, Christy Opara-Thompson und Mary Onyali-Omagbemi gewann Bronze und damit die erste Medaille von nigerianischen Frauen. Zwei weitere Silbermedaillen gewannen die Boxer David Izonritei im Schwergewicht und Richard Igbeneghu im Superschwergewicht.

1996 in Atlanta gab es mehrere olympische Premieren für Nigeria. Hier traten erstmals Badmintonspieler aus Nigeria an. Am 1. August 1996 gelang Chioma Ajunwa der erste nigerianische Olympiasieg, gleichzeitig der erste Medaillengewinn einer nigerianischen Einzelsportlerin. Eine weitere Goldmedaille steuerte die nigerianische Fußballauswahl der Männer bei. Die 400-Meter-Staffel der Frauen mit Olabisi Afolabi, Fatima Yusuf, Charity Opara und Falilat Ogunkoya gewann Silber. Ogunkoya gewann zudem Bronze über 400 Meter, Mary Onyali über 200 Meter. Eine weitere Bronzemedaille erkämpfte sich der Superschwergewichtsboxer Duncan Dokiwari. Mit sechs Medaillen, davon zwei Olympiasiegen waren die Spiele von Atlanta die bislang erfolgreichsten Olympischen Spiele für Nigeria.

2000 bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2000 in Sydney konnte die 400-Meter-Staffel der Männer mit Clement Chukwu, Jude Monye, Sunday Bada und Enefiok Udo-Obong sowie den in der ersten Runde eingesetzten Nduka Awazie und Fidelis Gadzama den dritten nigerianischen Olympiasieg feiern. Die ursprünglich siegreiche US-Staffel wurde wegen eines Dopingvergehens von Antonio Pettigrew disqualifiziert. Die Frauenstaffel belegte Rang 4 und verfehlte eine Medaille um 0,34 Sekunden. Glory Alozie steuerte im 100-Meter-Hürdenlauf eine Silbermedaille bei. Eine weitere Silbermedaille gewann die Gewichtheberin Ruth Ogbeifo im Schwergewicht.

In Athen 2004 gingen erstmals Basketballspieler und Taekwondoin aus Nigeria an den Start. Zwei Bronzemedaillen gewannen die Leichtathletik-Staffeln der Männer. Die 100-Meter-Staffel wurde von Olusoji Fasuba, Uchenna Emedolu, Aaron Egbele und Daji Aliu, die 400-Meter-Staffel von James Godday, Musa Audu, Saul Weigopwa und Enefiok Udo-Obong gebildet.

Die nigerianische U-23-Fußballnationalmannschaft der Männer gewann 2008 in Peking nach einer 0:1-Niederlage im Finale gegen Argentinien die Silbermedaille. Bronze gewann im Weitsprung Blessing Okagbare. Die 100-Meter-Staffel der Frauen mit Ene Franca Idoko, Gloria Kemasuode, Halimat Ismaila und Oludamola Osayomi sowie der in der Vorrunde eingesetzten Agnes Osazuwa erreichte ebenfalls Platz 3. Da die russische Staffel, die das Finale gewonnen hatte, 2016 wegen Dopings der Läuferin Julia Schermoschanskaja die Goldmedaille aberkannt wurde, rückte die belgische Staffel auf den ersten und die nigerianische Staffel auf den zweiten Platz vor.[1] Blessing Okagbare belegte im Weitsprung den Bronzerang. Die Silbermedaillengewinnerin Tatjana Lebedewa aus Russland wurde 2017 wegen Dopings nachträglich disqualifiziert, Okagbare rückte damit auf Platz 2 vor.[2] Weitere Bronzemedaillen gewannen der Taekwondoin Chika Chukwumerije im Schwergewicht und die Gewichtheberin Mariam Usman, ebenfalls im Schwergewicht. Usman hatte ihren Wettkampf ursprünglich als Fünfte beendet. Doch sowohl die Zweitplatzierte Olha Korobka aus der Ukraine sowie die Drittplatzierte Marija Grabowezkaja aus Kasachstan wurden 2016 bei Nachtests des Dopings überführt und disqualifiziert. Somit rückte Usman auf den Bronzeplatz nach.[3]

Ohne Medaillengewinn blieb Nigeria bei den Spielen von London 2012, bei dem erstmals ein nigerianischer Kanute teilnahmen. Die 100-Meter-Staffel der Frauen verpasste mit Platz 4 eine Medaille um 0,6 Sekunden. Nigerianische Ruderer traten erstmals in Rio de Janeiro 2016 in Erscheinung. Eine Bronzemedaille konnte die U-23-Fußballnationalmannschaft der Männer gewinnen. Nach einer 0:2-Niederlage im Halbfinale gegen Deutschland, konnte im Spiel um die Bronzemedaille Honduras mit 3:2 (nach einer 3:0-Führung) besiegt werden. Der Tischtennisspieler Segun Toriola nahm zum siebten Mal an Olympischen Spielen teil. In Barcelona ging er mit 17 Jahren an den Start. In Rio de Janeiro war er mit 41 Jahren der älteste Teilnehmer Nigerias bei Olympischen Spielen.

2018 in Pyeongchang war Nigeria erstmals bei Winterspielen vertreten. Die erste Wintermannschaft bestand nur aus Frauen, die im Bobsport und Skeleton antraten. Die Skeletonfahrerin Simidele Adeagbo war am 16. Februar 2018 die erste Athletin Nigerias bei Olympischen Winterspielen.

IOC-Mitglied[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habu Gumel, Präsident des nigerianischen NOKs, wurde 2009 zum IOC-Mitglied gewählt.

Übersicht der Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sommerspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Athleten Flaggenträger Sportarten Medaillen
Gesamt m w Leichtathletik Boxen Fußball Gewichtheben Ringen Judo Tischtennis Tennis Schwimmen Handball Badminton Basketball Taekwondo Kanusport Rudern Gesamt Rang
1896–1948 nicht teilgenommen
1952 9 9 0 9
1956 10 10 0 10
1960 12 12 0 8 4
1964 18 26 2 14 4 1 1 35
1968 36 31 5 15 5 16
1972 25 20 5 Benedict Majekodunmi 19 6 1 1 43
1976 nicht teilgenommen
1980 44 38 6 16 8 17 2 1
1984 32 30 2 Yusuf Alli 10 3 6 3 1 1 2 30
1988 69 61 8 Yusuf Alli 23 7 17 4 6 3 6 3
1992 55 32 23 Innocent Egbunike 14 9 1 5 2 6 2 16 3 1 4 38
1996 65 49 16 Mary Onyali 32 4 16 1 4 1 4 1 2 2 1 3 6 32
2000 83 44 39 Sunday Bada 29 5 32 5 2 2 7 2 1 2 3 41
2004 70 24 46 Mary Onyali 14 7 16 2 1 2 8 2 12 3 2 2 68
2008 74 37 37 Bose Kaffo 22 4 31 3 2 1 6 2 1 2 3 2 5 61
2012 49 30 19 Sinivie Boltic 21 2 2 4 4 12 2 1
2016 77 51 26 Olufunke Oshonaike 27 1 18 1 7 5 2 12 1 1 1 1 78
Gesamt 3 10 12 25 65

Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Athleten Flaggenträger Sportarten Medaillen
Gesamt m w Bobsport Skeleton Alpine Ski Gesamt Rang
1924–2014 nicht teilgenommen
2018 3 0 3 Ngozi Onwumere 2 1
2022 1 1 0 Samuel Ikpefan 2
Gesamt 0 0 0 0 -

Liste der Medaillengewinner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goldmedaillen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Spiele Sportart Disziplin
Chioma Ajunwa 1996 Atlanta Leichtathletik Weitsprung
U-23-Fußballnationalmannschaft 1996 Atlanta Fußball Herrenturnier
Nduka Awazie
Fidelis Gadzama
Clement Chukwu
Jude Monye
Sunday Bada
Enefiok Udo-Obong
2000 Sydney Leichtathletik 4-mal-400-Meter-Staffel

Silbermedaillen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Spiele Sportart Disziplin
Peter Konyegwachie 1984 Los Angeles Boxen Federgewicht
Olapade Adeniken
Davidson Ezinwa
Chidi Imoh
Oluyemi Kayode
Osmond Ezinwa
1992 Barcelona Leichtathletik 4-mal-100-Meter-Staffel
Richard Igbineghu 1992 Barcelona Boxen Superschwergewicht
David Izonritei 1992 Barcelona Boxen Schwergewicht
Olabisi Afolabi
Fatima Yusuf
Charity Opara
Falilat Ogunkoya
1996 Atlanta Leichtathletik 4-mal-400-Meter-Staffel
Glory Alozie 2000 Sydney Leichtathletik 100 Meter Hürden
Ruth Ogbeifo 2000 Sydney Gewichtheben Schwergewicht
U-23-Fußballnationalmannschaft 2008 Peking Fußball Herrenturnier
Ene Franca Idoko
Gloria Kemasuode
Halimat Ismaila
Oludamola Osayomi
Agnes Osazuwa
2008 Peking Leichtathletik 4-mal-100-Meter-Staffel
Blessing Okagbare 2008 Peking Leichtathletik Weitsprung

Bronzemedaillen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Spiele Sportart Disziplin
Nojim Maiyegun 1964 Tokio Boxen Halbmittelgewicht
Isaac Ikhouria 1972 München Boxen Halbschwergewicht
Sunday Uti
Moses Ugbisie
Rotimi Peters
Innocent Egbunike
1984 Los Angeles Leichtathletik 4-mal-100-Meter-Staffel
Beatrice Utondu
Christy Opara
Mary Onyali
Faith Idehen
1992 Barcelona Leichtathletik 4-mal-100-Meter-Staffel
Duncan Dokiwari 1996 Atlanta Boxen Superschwergewicht
Falilat Ogunkoya 1996 Atlanta Leichtathletik 400 Meter
Mary Onyali 1996 Atlanta Leichtathletik 200 Meter
Olusoji Fasuba
Uchenna Emedolu
Aaron Egbele
Deji Aliu
2004 Athen Leichtathletik 4-mal-100-Meter-Staffel
James Godday
Musa Audu
Saul Weigopwa
Enefiok Udo-Obong
2004 Athen Leichtathletik 4-mal-400-Meter-Staffel
Chika Chukwumerije 2008 Peking Taekwondo Schwergewicht
Mariam Usman 2008 Peking Gewichtheben Schwergewicht
U-23-Fußballnationalmannschaft 2016 Rio de Janeiro Fußball Herrenturnier

Medaillen nach Sportart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportart Gold Silber Bronze Gesamt
Leichtathletik 2 5 6 13
Fußball 1 1 1 3
Boxen 0 3 3 6
Gewichtheben 0 1 1 2
Taekwondo 0 0 1 1
Gesamt 3 10 12 25

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nigeria in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original)
  • Nigeria auf Olympics.com – The Official website of the Olympic movement (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Meldung im Spiegel vom 17. August 2016
  2. Meldung des IOC vom 25. Januar 2017 (engl.)
  3. Meldung bei Sport1 vom 17. November 2016