Dieser Artikel beschreibt ein aktuelles Ereignis. Die Informationen können sich deshalb rasch ändern.
Die COVID-19-Pandemie (auch Coronavirus-Pandemie, Corona-Pandemie[1], Coronavirus-Krise oder Corona-Krise, ehemals auch Coronavirus-Epidemie) ist ein Ausbruch der neu aufgetretenen AtemwegserkrankungCOVID-19 (oder „Covid-19“, für englisch corona virus disease 2019). Diese Erkrankung war erstmals Ende Dezember 2019 in der Millionenstadt Wuhan der chinesischen Provinz Hubei auffällig geworden, entwickelte sich im Januar 2020 in China zur Epidemie und breitete sich schließlich weltweit aus. Der Ausbruch wurde durch das bis dahin unbekannte CoronavirusSARS-CoV-2 ausgelöst. Dieses Virus wird auch als neuartiges Coronavirus bezeichnet.
Um einer Ausbreitung in Staaten ohne leistungsfähige Gesundheitssysteme entgegenzuwirken, rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 30. Januar 2020 die internationale Gesundheitsnotlage aus.[2][3] Ab dem 28. Februar 2020 schätzte die WHO in ihren Berichten das Risiko auf globaler Ebene als „sehr hoch“ ein (englischWHO risk assessment, global level: very high), zuvor als „hoch“.[4] Am 11. März 2020 erklärte die WHO die bisherige Epidemie offiziell zu einer Pandemie,[5] der ersten seit der Pandemie H1N1 2009/10.
Am 13. Januar 2020 wurde aus Thailand – und damit außerhalb der Volksrepublik China – die erste laborbestätigte Infektion mit SARS-CoV-2 gemeldet, am 23. Januar 2020 wurde der erste Infektionsfall außerhalb von Asien in den Vereinigten Staaten von Amerika gemeldet, am 27. Januar wurde die erste Ansteckung in Europa in Bayern bekannt.[6] Es gab jeweils eine Verbindung zu Reisen nach oder von Wuhan.[4] Am 2. Februar 2020 trat auf den Philippinen der erste Todesfall außerhalb Chinas auf; es handelte sich um einen Chinesen aus Wuhan.[7]
Am 9. Februar 2020 überstieg die Zahl der registrierten Todesfälle mit über 800 die Gesamtzahl der Todesfälle der SARS-Pandemie 2002/2003.[8] Am 15. Februar 2020 meldete Frankreich den ersten Todesfall außerhalb Asiens, eine aus China eingereiste Person. Am 23. Februar 2020 wurden aus Italien die ersten beiden Europäer gemeldet, die an COVID-19 verstarben.[4] Der WHO-Bericht vom 26. Februar 2020 meldete erstmals mehr Neuinfektionen außerhalb Chinas als innerhalb, mit dem WHO-Bericht vom 16. März 2020 überstieg die Zahl der kumulierten Infektionen außerhalb Chinas (86.434) dann die innerhalb Chinas (81.077).
Am 7. März 2020 meldete die WHO erstmals über 100.000 Infizierte weltweit bei 3.486 Toten, am 19. März erstmals über 200.000 Infizierte bei 8.778 Toten. Bereits sechs Tage später, am 25. März 2020, meldete die WHO über 400.000 Infizierte bei 18.440 Toten und am 4. April 2020 mehr als 1.000.000 Infizierte bei etwa 57.000 Toten.[4] Italien wurde zunehmend zum neuen Zentrum der Pandemie; am 19. März wurden hier erstmals mehr Todesopfer gemeldet als in China.[9] Am 23. März 2020 gab es neben China, Italien und Spanien die meisten Infektionsfälle im Iran, in Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten; aus China wurden nur noch wenige Neuinfektionen gemeldet.[4][10] Am 25. März gab es auch in Spanien mehr Todesopfer als in China.[11] Am 27. März 2020 wurden in den USA erstmals über 100.000 Infizierte gemeldet.[12] Damit entwickelt sich Nordamerika neben Europa und nach China zum neuen Zentrum der Pandemie.[13] Am 10. April 2020 waren über 1,5 Millionen Fälle in über 200 Ländern bzw. Territorien bekannt, am gleichen Tage wurde die Zahl von 100.000 Toten weltweit überschritten.[4] In zahlreichen Ländern ist die Pandemie inzwischen durch massive Einschnitte in das öffentliche Leben der Gesellschaft und in das Privatleben ihrer Bürger (siehe Auswirkungen der COVID-19-Pandemie) sowie durch eine Wirtschaftskrise gekennzeichnet.
Hinweis zu den aktualisierten Daten: Die täglichen WHO-Berichte beinhalten die aus den Mitgliedsstaaten gemeldeten Fallzahlen, dadurch kommt es nicht nur zu einer zeitlichen Verzögerung. Die einzelnen Länder unterscheiden sich auch stark in ihrer Meldepolitik, so dass die Länder anhand dieser Zahlen nicht vergleichbar sind, siehe Abschnitt Anmerkungen zu den Daten und Falldefinition der WHO. Das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) an der Johns Hopkins University entwickelte eine alternative Sammlung der durch örtliche Stellen gemeldeten Fälle und Präsentation der Daten per als Dashboard bezeichneten Online-Tool, siehe Weblinks unten. Diese Zahlen unterliegen einem größeren Vorbehalt als die an anderer Stelle gezeigten Daten der WHO, mehr Informationen dazu finden sich im Abschnitt Genesung.
Bestätigte Fälle (kumuliert) weltweit, davon in China bis 12. April 2020, nach Daten der WHO (Anmerkungen zu den Daten)
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Bestätigte Tote (kumuliert) weltweit, davon in China bis 12. April 2020, nach Daten der WHO (Anmerkungen zu den Daten)
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Die Krankheit COVID-19 und der Krankheitserreger SARS-CoV-2, die in der Volksrepublik China am Jahresende 2019 die Epidemie auslösten, waren vorher nicht bekannt. Im Verlauf des zunächst als lokaler Ausbruch und relativ schnell als Epidemie eingestuften Ereignisses mussten daher zunächst wesentliche Erkenntnisse über die Krankheit gewonnen werden. Dies betraf den krankmachenden Auslöser ebenso wie grundlegende Kennzahlen, die die Gefährlichkeit einer Krankheit bestimmen (siehe Virulenz und Pathogenese des auslösenden Virus SARS-CoV-2), und die Fakten, die die Verbreitung und mögliche Maßnahmen dagegen betreffen.
Gleichzeitig mit dem grundsätzlichen Problem, zunächst herauszufinden, worum es sich handelt (siehe Entdeckungsgeschichte des SARS-CoV-2) erschwerten die rasante räumliche Ausbreitung und weitere Merkmale der Krankheit die Erhebung von genügend genauen Daten, um Verbreitung, Ausdehnung und Gefährlichkeit wissenschaftlich exakt zu bestimmen (siehe unten den Abschnitt Modellrechnungen). Gemeint sind die gleichartigen Symptome der neuen Krankheit COVID-19 und der verschiedenen Formen von Virusgrippen: Husten, Atembeschwerden und Fieberanstieg (siehe Klinische Erscheinungen bei COVID-19). Ein besonderes Problem stellt die anscheinend hohe Infektiosität bereits in der Inkubationszeit vor dem Auftreten dieser oder anderer Symptome dar.
Zu Beginn gingen die örtlichen Autoritäten fälschlicherweise nicht von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen aus, der direkten Infektion, da dies bei einem Erreger, der aus dem Tierreich auf den Menschen übergeht, einer Zoonose, eher die Ausnahme ist und man meinte, zunächst keine solchen Fälle identifiziert zu haben.[14] Nachdem der Erreger als neuartige Unterart der Virenspezies SARS-assoziiertes Coronavirus (kurz SARS) identifiziert worden war,[15] gingen die Seuchenbekämpfer von ähnlichen Bedingungen aus wie bei der bereits zuvor bekannten Krankheit Schweres Akutes Atemwegssyndrom, ausgelöst durch das bisher kurz als SARS bekannte und später dann in Abgrenzung vom neu entdeckten Virus als SARS-CoV-1 bezeichnete[16] Virus und der davon ausgelösten SARS-Pandemie 2002/2003. Wie sich später herausstellte, waren diese Annahmen falsch, insbesondere, was die Mensch-zu-Mensch-Übertragung und Verbreitung der Krankheit durch Träger ohne oder nur mit sehr leichten Symptomen betraf. Im Verlauf des Februars 2020 stellte sich heraus, dass COVID-19 deutlich leichter als SARS übertragen wird, dass viele Infizierte keine Symptome zeigen und dass sogenannte asymptomisch Infizierte, also Infizierte gänzlich ohne, ohne deutliche oder zeitlich noch nicht ausgeprägte Symptome, ansteckend sein können. Es wurden Fälle berichtet, in denen Menschen andere Familienmitglieder angesteckt haben, ohne dass sie selbst Symptome zeigten.[17][18] Auch als Mitte März 2020 noch nicht ganz klar war, welche Rolle diese Stillen Träger in der Pandemie genau einnehmen, wurde bekannt, dass rund ein Drittel der positiv getestet Infizierten wohl asymtomisch sind und einen relevanten Teil der Infektionen verursachen.[19] Hinzu kam in den ersten Wochen des Seuchenzuges die Überforderung der Behörden in Wuhan, die zu einer derart hohen Dunkelziffer in dieser Region führte, „dass die gezählten Fälle dort nicht sehr aussagekräftig sind“, so der Epidemiologe René Niehus.[20]
Gefährlichkeit der Krankheit
Zur Einschätzung der Gefahr durch eine Epi- bzw. Pandemie werden unterschiedliche Faktoren betrachtet: Zu unterscheiden ist, ob eine Krankheit individuell für eine bestimmte Person gefährlich ist oder für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, für die Bevölkerung eines Staates, einer Region oder der ganzen Welt. Die WHO benennt deshalb in ihren täglichen Berichten die Gefährdungslage getrennt für China, Regional Level und Global Level (Stand 26. Februar 2020).[4] Die wichtigsten Kenndaten einer Epidemie sind die Übertragungsrate, die Ausbreitungsdynamik (zeitlich und räumlich), der Anteil schwerer Verläufe, die Letalität sowie die Inkubationszeit. Einige dieser Daten lassen sich erst im Nachhinein ermitteln, siehe den Abschnitt Probleme der Interpretation im Artikel Letalität. Andere werden maßgeblich durch menschliches Verhalten bestimmt und sind daher sehr variabel. Dies trifft insbesondere auf die räumliche Ausbreitung und die Basisreproduktionszahl zu, die durch individuelle Faktoren wie Reiseverhalten, Kommunikations- und Kontaktarten sowie Hygieneverhalten stark beeinflusst werden.
Die WHO fasste am 19. Februar 2020 die bis dahin wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse (teilweise auf Abschätzungen durch Modellrechnungen beruhend) zusammen:[21]
Zeit zwischen Infektion und Auftreten der Symptome (Inkubationszeit): 5–6 Tage (in Einzelfällen bis 14 Tage)
Zeit zwischen „Fall 1“ und dem davon angesteckten „Fall 2“ in einer Übertragungskette (Serielles Intervall): rund 5–7 Tage
Letalität: nicht gesichert bekannt. Die WHO, wie die Wissenschaft allgemein, unterscheidet zwischen zwei Berechnungsformen. Zum einen ist dies das Verhältnis von bekannten Todesfällen zu bestätigten Krankheitsfällen, die cCFR (WHO) oder nur CFR für (confirmed) case fatality rate. Zum anderen ist dies die statistische Wahrscheinlichkeit, an den Folgen einer Infektion zu sterben, die IFR für infection fatality rate. Für beide Varianten sind während einer dynamisch sich ausbreitenden Erkrankungswelle mit mutmaßlich hohen Dunkelziffern nur begrenzt verlässliche Aussagen möglich. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person unabhängig von individuellen Merkmalen stirbt, die IFR, wird von der WHO mit 0,3–1 % angegeben, eine von der WHO zitierte Arbeit benennt als vorläufige Schätzung 0,4–2,6 %, wobei der wahrscheinlichste Wert mit 0,94 % angegeben wurde.[22]
Schwere Krankheitsverläufe, insbesondere solche, bei denen die Lunge betroffen ist, haben oft langfristige Schäden zur Folge. Bekannt sind neben Schäden der Lunge auch solche des Herzmuskels. Auch vermeintlich harmlose Krankheitsverläufe können sehr ausgeprägte Veränderungen in der Lunge hervorrufen, von denen Stand März 2020 nicht bekannt ist, ob sie sich zurückbilden.[23][24]
Die Zahl der Menschen, die von einem Infizierten angesteckt werden (Basisreproduktionszahl), lag nach einer Metastudie von 12 Arbeiten bis zum 7. Februar 2020 bei 3,28 (arithmetisches Mittel), bzw. 2,79 (Median), also bei rund 3 Personen.
Unterschiede der Bevölkerungsgruppen gibt es insbesondere bei den Fällen mit schweren Komplikationen und tödlichem Verlauf, auch wenn alle infiziert werden können.
Die Übertragung erfolgt in der Regel über Tröpfcheninfektion, auch die Ansteckung über Aerosole – eine Unterform der Tröpfcheninfektion – kommt in Frage. Es ist nicht erwiesen, dass die Übertragung auch durch das Berühren kontaminierter Oberflächen und Gegenstände (Schmierinfektion) stattfindet, es wird aber von offizieller Seite davor gewarnt.[25]
Von hoher Unsicherheit behaftet war Ende Februar 2020 die Frage der Pathogenität, d. h., wie hoch der Anteil der Menschen mit (schweren) Symptomen an der Gesamtheit der Infizierten ist. Dazu fehlen, wie der oben angeführte WHO-Report – 29 anführt, Reihenuntersuchungen, die den wahren Anteil an Infizierten in der Bevölkerung bestimmen. Insbesondere die im nichtchinesischen Ausland untersuchten Cluster deuten aber auf eine insgesamt geringe Pathogenität im Vergleich zu SARS.
Ebenso unsicher ist die Infektiosität, also wie wahrscheinlich eine Ansteckung im Falle einer Aussetzung gegenüber dem Virus ist. Diese Infektiosität ist nur zum Teil durch das Virus selbst bestimmt (seine Kontagiosität), zu einem anderen dadurch, wie gesund die exponierte Person ist, wie gut ihr Immunsystem auf das Virus reagiert, aber auch wie vielen Viren die Person ausgesetzt ist und wie lange dies geschieht. Grobe Schätzungen gehen von einer deutlich höheren Infektiosität als bei SARS aus, aber kleiner als beispielsweise bei Masern.[26]
Die Letalität von COVID-19 scheint nicht so hoch zu sein wie bei den CoronavirenSARS oder MERS.[27] Mitte Februar wurde eine chinesische Studie veröffentlicht, in der 44.672 bestätigte COVID-19-Fälle untersucht wurden. 81 % der Patienten hatten milde Formen von COVID-19. In etwa 14 % der Fälle verursachte das Virus schwere Krankheitsverläufe mit Lungenentzündung und Dyspnoe. Etwa fünf Prozent der Patienten erlebten Atemstillstand, einen septischen Schock oder Multiorganversagen. In etwa zwei Prozent der Fälle verlief die Krankheit tödlich.[28] Der Studie zufolge erhöht sich das Risiko zu sterben mit dem Alter. Der WHO zufolge gibt es relativ wenige Fälle von erkrankten Kindern.[27] Bei einem leichten Krankheitsverlauf (dem häufigsten Fall) klingen die Krankheitszeichen, sofern überhaupt welche bestehen, laut WHO in der Regel innerhalb von zwei Wochen ab.[29] Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauere es zwischen drei und sechs Wochen, bis sie sich von der Krankheit erholen.[29]
Vergleich mit Influenza (Grippe)
Die von der WHO zitierte Studie von Mike Famulare, Institute for Disease Modeling, schätzte mittels eines Rahmenkonzepts zur Bewertung von Influenza-Epidemien und -Pandemien[30] und dessen Skalen für Übertragbarkeit und des klinischen Schweregrades COVID-19 als gleich übertragbar wie die Spanische Grippe, aber eine Stufe geringer im klinischen Schweregrad ein und somit insgesamt eine Stufe weniger schwerwiegend als diese, aber zwei Stufen schwerwiegender als die Asiatische Grippe und die Hongkong-Grippe.[22] Ein pauschaler Vergleich zwischen der in diesem Artikel behandelten Epidemie von COVID-19 und der Grippe ist nicht möglich, denn das Influenzavirus ist extrem wandelbar und jede Grippewelle, jede Grippesaison unterscheidet sich maßgeblich in ihren grundlegenden Werten. Da Coronaviren ebenfalls wandelbar sind – wenn auch nicht so stark wie Grippeviren –, ist dies für COVID-19 anzunehmen, sollte das Virus endemisch werden. Dies ist der Fall, wenn es nicht wie bei SARS ausgemerzt oder wie MERS stark eingedämmt werden kann.[31]
Der in den deutschen Medien mehrfach mit der Aussage „fünfmal gefährlicher als Grippe“[32] zitierte Virologe Alexander S. Kekulé bezog seinen Vergleich daher ausdrücklich auf die saisonale, aktuell leichte Grippe.[33]Lothar H. Wieler, Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI), gab in einer Pressekonferenz am 27. Februar 2020 eine ähnliche Einschätzung ab. Er verglich dabei die Prozentzahlen der Todesfälle unter den Infizierten für eine leichte Grippe-Saison mit einer Letalität von 0,1–0,2 % mit einer angenommenen von 1–2 % für die SARS-CoV-2-Epidemie.[34] Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit stufte die Situation zu COVID-19 Ende Februar 2020 im Prinzip eher als besorgniserregend ein, kam im Vergleich zur Grippe jedoch zum damaligen Zeitpunkt zu der Schlussfolgerung, dass man bei COVID-19 noch weit vom Niveau der saisonalen Influenza mit weltweit ungefähr 650.000 Toten pro Jahr entfernt gewesen sei, auch wenn sich das bald ändern könne. Er verwies auf die mangelnde Immunität der Bevölkerung bei COVID-19 im Gegensatz zur normalen, saisonalen Grippe, sowie fehlende Impfmöglichkeiten.[35] In der Grippe-Saison 2019/20 wurden von der 40. KW 2019 bis zur 11. KW 2020 insgesamt rund 165.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle, davon 23.646 hospitalisiert und insgesamt 265 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion für Deutschland an das Robert Koch-Institut übermittelt. (Datenstand: 13. März 2020)[36]
Genesung
Tote und Genesene kumuliert zu Infizierten (weltweit) nach Daten der Johns-Hopkins-Universität[37]
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Die WHO weist in ihren Situation Reports weder Zahlen für Genesene noch für aktuell als infiziert Gemeldete (also die bisher bestätigten Infizierten abzüglich der Verstorbenen und Genesenen) aus. Zum Verständnis einer Epidemie ist trotzdem neben der Entwicklung der Gesamtzahl der Infizierten die zum aktuellen Zeitpunkt gegebene Menge der Infizierten, also der Infizierten, die weder verstorben noch genesen sind, relevant, ebenso die Zahl der Genesenen und damit wahrscheinlich zukünftig Immunen.[38] Die Zahlen der Genesenen und Toten sind im Vergleich zur Zahl der Infizierten zeitlich verschoben – um die Dauer zwischen Bestätigung der Infektion und der Beendigung der Krankheit durch Gesundung oder Tod. Insbesondere lassen sie keine einfachen Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit oder die Letalität zu. Das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) an der Johns Hopkins University entwickelte eine alternative Sammlung der durch örtliche Stellen gemeldeten Fälle und Präsentation der Daten per Online-Tool,[39]siehe Weblinks unten. Die hier angegebenen Zahlen unterliegen einem größeren Vorbehalt als die an anderer Stelle gezeigten Daten der WHO, da es keine einheitliche Definition der Genesung gibt. Die Zeit schrieb am 4. März hierzu, bei den Zahlen aus China handele es sich strenggenommen um ‚aus dem Krankenhaus Entlassene‘, da die Zahlen nur diese erfassten. In China gilt jeder als genesen, der drei Tage fieberfrei war und zweimal negativ auf das Virus getestet wurde, jedoch sei zu bezweifeln, ob unter dem starken Druck auf das Gesundheitssystem wirklich alle Entlassenen nicht mehr ansteckend waren. Weiter schrieb sie, in Deutschland gebe es keine offiziellen Zahlen, da es keine Meldepflicht für das Genesen gebe, und zitiert einen Gesundheitsamtsleiter, der sagte, sie dürften dem Robert Koch-Institut (RKI) aus Datenschutzgründen gar keine Informationen über Genesene übermitteln.[38] In Deutschland gelten Infizierte frühestens zehn Tage nach Beginn ihrer Symptome als genesen, zudem dürfen sie 48 Stunden lang kein Fieber gehabt haben, seit mehr als 24 Stunden keine weiteren Symptome mehr verspüren und zwei im Abstand von mindestens 24 Stunden genommene Abstriche aus dem Nasenrachenraum müssen virenfrei sein.[40] Die frühe Entlassungspraxis in China und in anderen Einzelfällen ist insbesondere für die Frage des Rückfallrisikos problematisch, da einige Fälle später erneut positiv auf das Virus getestet wurden und so die Frage aufwarfen, ob eine mehrfache Ansteckung möglich sei. Die vermeintlich doppelt Erkrankten waren jedoch wahrscheinlich nur zu früh aus dem Krankenhaus entlassen worden.[41]
Immunität
Da das Virus als Zoonose erstmals auf den Menschen übersprang, hatte die Bevölkerung keine adaptive Immunität, d. h. erworbene Immunität durch früheren Kontakt mit dem Erreger bzw. Impfung.[42] Auch eine Kreuzimmunität auf Grund von sehr ähnlichen, schon zirkulierenden Erregern ist nicht bekannt[43] bzw. dürfte nicht vorhanden sein.[44] Für die Entwicklung einer Epidemie in der Gesamtbevölkerung ist hauptsächlich die Herdenimmunität wichtig. Diese steigt mit dem Anteil der immunisierten Bevölkerung und bremst die Ausbreitung, bis die Nettoreproduktionszahl unter 1 gedrückt wird und die Weiterverbreitung rückläufig wird. Für COVID-19 liegt die Schätzung des Anteils von Infizierten, ab dem die Nettoreproduktionszahl unter 1 fällt, bei rund 60 bis 70 % der Bevölkerung.[45][46] Eine Politik, die auf das rasche Wirksamwerden einer Herdenimmunität in ihrer Gebietskörperschaft setzt, müsste also in Kauf nehmen, dass innerhalb relativ kurzer Zeit 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert werden. Damit Risikogruppen nicht ebenso schnell „durchseucht“ würden, müssten sie vom Rest der Bevölkerung abgeschottet werden.
Vergleiche mit anderen Coronaviren lassen die meisten Forscher annehmen, dass Menschen nach Durchleben von COVID-19 bzw. einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine Immunität erwerben, jedoch müssen diese Annahmen noch wissenschaftlich bewiesen werden. Nach Studien über die vier bereits bekannten endemischen Coronaviren, die Erkältungen verursachen, ist die Immunität nur kurzlebig und selbst Menschen mit hohen Antikörperkonzentrationen im Blut können weiterhin mit Viren dieser Familie infiziert werden. Für die beiden Coronaviren SARS-CoV-1 und MERS-CoV, welche die bisherigen Epidemien auslösten, sind die Beweise wegen mangelnder Daten jedoch unklar. Nach bisher unveröffentlichten Daten konnten für das vor COVID-19 bereits bekannte Coronavirus SARS-CoV-1 noch 15 Jahre nach der Infektion Antikörper im Blut nachgewiesen werden.[47]
Ob dies auch für das aktuelle SARS-CoV-2 angenommen werden darf, ist offen. An der erworbenen Immunisierung bei SARS-CoV-2 gab es durch vermeintlich erneut Infizierte (siehe Abschnitt Genesung) auch Zweifel. Nach einer Vorabveröffentlichung im März 2020 mit ausstehendem Peer-Review konnten Forscher in einem Tierversuch zwei Rhesusaffen vier Wochen nach durchstandener Infektion nicht erneut infizieren. Die Forscher deuteten ihre Ergebnisse so, dass die Primärinfektion mit SARS-CoV-2 vor späteren Infektionen schützen könnte.[48][47]
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité schätzt Mitte März 2020 das Thema Immunität gegen SARS-CoV-2 (COVID-19) zusammenfassend wie folgt ein:
„Wer sich einmal infiziert hat, der ist wahrscheinlich für den Rest der Pandemie immun, ich würde denken, für ein paar Jahre. Und selbst wenn man sich noch einmal ansteckt, dann bekommt man es als harmlose Erkältung. Die nächste Infektion ist dann nicht mehr schwer. Das würde ich jetzt zumindest schätzen.“
– Christian Drosten im Interview in der Zeit vom 20. März 2020[49]
Bisherige Antikörpertests reagieren nicht nur auf diejenigen Antikörper, die auf eine überstandene COVID-19-Infektion zurückzuführen sind, sondern teils auch auf Antikörper gegen andere, weiter verbreitete Coronaviren.[50]
Risikogruppen
Die Untersuchungen, welche Bevölkerungsanteile besondere Risiken für eine Infektion, eine Erkrankung oder schwere Konsequenzen haben, sind nicht abgeschlossen und müssen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen separat durchgeführt werden. Die Süddeutsche Zeitung fasste Ende März 2020 die Erklärungsversuche für die Unterschiede in den Zahlen für verschiedene Bevölkerungsanteile so zusammen, dass es bis zu dem Zeitpunkt zu wenige Untersuchungen an ausreichend großen Patientengruppen gebe, um die Hypothesen zu belegen.[51] Dennoch lassen diese Unterschiede in den Statistiken erkennen, dass Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen, hoher Blutdruck oder Krebs das Risiko schwerer Verläufe erhöhen. Nach Angaben des RKI sind nicht nur Ältere und Vorerkrankte, sondern auch Raucher Risikogruppen für einen schweren Verlauf.[52][53] Weiter können auch junge Menschen zu der Risikogruppe zählen, z. B. bei hohem Body-Mass-Index oder koronarer Herzerkrankung.[49]
Stand 9. April waren laut WHO 95 % aller in Europa gemeldeten Todesfälle der Altersgruppe über 60 zuzuordnen. Mehr als 50 % dieser Verstorbenen waren über 80 Jahre alt.[54]
Eine Untersuchung von Verstorbenen mit positivem COVID-19-Befund in Italien (Stand: 17. März 2020) ergab, dass lediglich 0,8 % dieser Personen keine Vorerkrankung hatten, während 25,1 % der Todesfälle eine und 25,6 % zwei Vorerkrankungen hatten. Drei oder mehr Vorerkrankungen wurden bei 48,5 % der Fälle festgestellt.[55]
Das Virus ist vom Menschen auch auf Katzen übertragbar und Katzen können es auf andere Katzen übertragen, allerdings ist die Übertragungshäufigkeit da geringer als zwischen Menschen.[56] Ende März 2020 wurde in Belgien die Infektion bei einer Hauskatze nachgewiesen, die Atembeschwerden und Verdauungsbeschwerden hatte.[57] Das Virus wurde Anfang April 2020 in New York auch bei einem Tiger aus einem Zoo nachgewiesen, der unter trockenem Husten und Appetitlosigkeit litt.[58]
Vorbeugung und Behandlung
Bei der Vorbeugung muss zwischen der gesellschaftlichen Vorbeugung und der individuellen Vorbeugung unterschieden werden.
Die gesellschaftliche Vorbeugung hat zum Ziel, die Ausbreitung einer Seuche möglichst zu stoppen oder zu verlangsamen. Die Ausbreitung einer Seuche ist neben den Eigenschaften des Virus (siehe Abschnitt #Gefährlichkeit der Krankheit) maßgeblich durch das Sozialverhalten der Menschen gekennzeichnet. Daher sind Hygienemaßnahmen, Früherkennung und das Management von Kontaktpersonen (Ermittlung und beispielsweise häusliche Isolierung oder eine Quarantäne) erste Maßnahmen, die eine weitere Verbreitung des Virus verhindern oder verlangsamen sollen.[59] Eine Tracing-App kann helfen, Kontaktpersonen zu informieren.[60] Bei einem neuartigen Krankheitserreger wird versucht, mittels Eindämmungsstrategie (Containment) die Ausbreitung im Anfangsstadium zu ersticken und den Krankheitserreger zu eliminieren. Die Maßnahmen sind:[61]
Identifizierung und Isolation von Infizierten;
Identifikation der Infektionsketten;
Identifikation aller Kontaktpersonen und Nachverfolgung deren Status;
Bei einer weiteren Verbreitung werden verschiedenste Maßnahmen getroffen, die alle das sogenannte Social Distancing, deutsch Räumliche Distanzierung, also die Erhöhung des sozialen Abstands, die Kontaktreduzierung zum Ziel haben. Denn die soziale Nähe bestimmt bei Erregern, die von Mensch zu Mensch übertragen werden, maßgeblich die Basisreproduktionszahl, also die Menge an Menschen, die ein Infizierter ansteckt.[62] Diese Maßnahmen sind unter anderem:
Tragen von einfachen Masken wie z. B. Mund-Nasen-Schutz zur Reduktion der Verbreitung von Tröpfchen als potentielle Virusträger. Vom Tragen medizinischer Masken und Schutzausrüstung im Alltag wird in vielen Ländern aus Gründen der Praktikabilität und des Versorgungsnachschubs abgeraten.[63]
Aufruf und Empfehlungen zur Kontaktreduktion an die Bevölkerung;[64]
Schließung von öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten etc.;
Wenn ein Erreger endemisch wird, er nicht mehr als eindämmbar und ausmerzbar gilt, ändern sich die Vorsorgeziele von Bekämpfung der Ausbreitung in Richtung Verlangsamung der Ausbreitung und Gesundheitsvorsorge. Oberstes Ziel ist in dieser Phase „das gleichzeitige Erkranken extrem vieler behandlungsbedürftiger Personen und die damit drohende Überlastung der medizinischen Infrastruktur zu vermeiden“.[65] Der Nationale Pandemieplan für Deutschland definiert folgende Ziele:
Verringerung von Morbidität und Mortalität in der Gesamtbevölkerung;
Sicherstellung der Versorgung erkrankter Personen;
zuverlässige und zeitnahe Information für politische Entscheidungsträger, Fachpersonal, die Öffentlichkeit und die Medien.
Experten rufen dazu auf, Risikogruppen wie Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen besonders zu schützen.[66] Christian Drosten empfahl deshalb, dass Familien ihre Kinder in nächster Zeit nicht mehr zu den Großeltern zur Betreuung geben sollten. Er schlug auch vor, Einkäufe für Ältere zu erledigen, damit diese nicht mehr in den Supermarkt müssten. Arbeitgeber sollten, falls möglich, chronisch Kranken ermöglichen, von zu Hause aus zu arbeiten.[67] Die gesamte Bevölkerung ist aufgerufen, unnötige Sozialkontakte zu vermeiden.[68]
Eine Vorbeugung mittels Immunisierung durch eine Impfung ist noch nicht möglich, es wird an der Entwicklung von Coronavirusimpfstoffen gearbeitet. Der Einzelne kann durch Kontaktreduktion (siehe oben) und Hygiene die Gefahr der Ansteckung für sich und andere minimieren.
Konkret empfehlen die Weltgesundheitsorganisation (WHO)[69] und andere (separat ausgewiesen) Folgendes:
regelmäßig und gründlich die Hände mit Wasser und Seife oder mit einer für die Handdesinfektion geeigneten Handwaschlotion waschen, oder mit einem Handdesinfektionsmittel auf Alkoholbasis benetzen;
mindestens 1 m Abstand zu anderen Personen halten (WHO), besser bis 2 m Abstand zu Menschen, die sprechen, niesen oder husten (so ist zum Beispiel laut der Allgemeinverfügung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 20. März 2020, Vorläufige Ausgangsbeschränkung anlässlich der Corona-Pandemie[70] zwischen zwei Personen ein Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten);
einen einfachen Mundschutz wie z. B. Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit tragen. Das dient primär nicht dem eigenen Schutz vor Ansteckung, sondern der Reduktion der Verteilung von Tröpfchen und das sollte daher jeder tun, der hustet oder niest (WHO), oder noch besser alle. Medizinische Masken und Schutzausrüstung sind davon ausgenommen und sollten den dafür vorgesehenen Aufgaben vorbehalten bleiben.[63][71];
Für die Krankheit COVID-19 gibt es bisher keine spezifische Behandlung, eine Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern. Es wird jedoch untersucht, ob bereits bekannte Virostatika auch bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 wirksam sind.
Das auslösende Virus stammt ziemlich sicher aus dem Tierreich (Zoonose), wobei das Erregerreservoir bislang nicht vollständig klar ist. Zunächst wurde vermutet, das Virus stamme von Fledermäusen, von denen das Virus über einen Zwischenwirt, wahrscheinlich ein weiteres Säugetier, auf den Menschen überging.[73][74] Ende März 2020 wurde vermutet, dass das Virus ebenso wahrscheinlich vom Schuppentier stammt. Schließlich wird vermutet, dass es bei einer Doppelinfektion zu einer Rekombination gekommen ist und das Virus SARS-CoV-2 eine neue Chimäre aus einem Virus, der dem aus Fledermäusen isolierten Virus ähnelt, und einem Virus, der dem aus Schuppentieren isolierten Virus ähnelt, ist.[75]
Erste bekannt gewordene menschliche Erkrankungsfälle gab es im Dezember 2019.[76] Da mehrere der zuerst Infizierten auf dem „Wuhan Huanan Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte“ (chinesisch武汉华南海鲜批发市场, PinyinWǔhàn huánán hǎixiān pīfā shìchǎng) als Verkäufer oder Händler arbeiteten, wurde dort der primäre Infektionsort vermutet.[77] Auf dem wet market wurden neben Meerestieren auch viele andere Wildtiere, die in der chinesischen Küche und der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung finden, gehandelt.[78] Später wurde nach einer Studie des Wuhan Hospitals bekannt, dass der erste identifizierte Patient diesen Markt nicht frequentiert hatte.[75] Am 31. Dezember 2019 sandte die chinesische Seuchenschutzbehörde ein Team zur Untersuchung der unklaren Fälle nach Wuhan.[79] Die Behörden und die WHO gingen anfänglich davon aus, dass der Erreger der Infektion nicht oder nur sehr schwer von Mensch zu Mensch übertragbar sei.
Ein Artikel der Zeitschrift Science fasste Ende Januar die Forschungsergebnisse mehrerer Gruppen zur genetischen Mutation und Herkunft zusammen, wonach mehrere Gruppen den Beginn der Verbreitung auf Mitte November 2019, eine Gruppe sogar auf den 18. September 2019 schätzten.[80]
Regierungsunterlagen zeigen laut einem Bericht der South China Morning Post aus dem März 2020, dass der erste Patient, dessen Proben nachträglich COVID-19 zuzuordnen sind, sich am 17. November 2019 infiziert haben könnte. Ab da seien täglich zwischen einem und fünf Fälle registriert worden. Keiner der frühen Fälle wird als Patient null gesehen. Bis zum 15. Dezember wären dem Bericht zufolge 27 Personen infiziert gewesen, am 17. Dezember wären erstmals zweistellige Neuinfektionen aufgetreten. Am 27. Dezember seien mehr als 180 Menschen infiziert gewesen, bis Jahresende mindestens 266 Personen. Am 31. Dezember informierte bereits das medizinische Informationssystem HealthMap sowie die kanadische Firma BlueDot in den USA die WHO und die CDC über einen auffälligen Anstieg von Berichten über Pneumonien unklarer Genese in der Region um Wuhan.[81][82]
Zum Jahresbeginn habe es 381 Infektionen gegeben, ohne dass diese zum damaligen Zeitpunkt unklaren Fälle an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden.[83]
Die lokale Gesundheitsbehörde war spätestens am 27. Dezember über den Befund eines SARS-ähnlichen Erregers informiert. China hatte nach den Erfahrungen der SARS-Pandemie ein Frühwarnsystem eingeführt, das sicherstellen sollte, dass Seucheninformationen unabhängig von politischen Erwägungen unverzüglich an das Zentrum für Seuchenbekämpfung weitergeleitet werden. Im Fall des neuartigen Coronavirus geschah dies aber nicht.[84]
Am 30. Dezember warnte der chinesische Arzt Li Wenliang innerhalb einer WeChat-Gruppe mit Kollegen angesichts einer Serie von Lungenentzündungen (Pneumonien) im örtlichen Krankenhaus in Wuhan vor einem Virus, von dem er zu dieser Zeit dachte, es verursache das schwere akute Atemwegssyndrom (SARS).[85] Nachdem sich ihre Warnung im Internet verbreitet hatte, wurden Li und mindestens sieben weitere Kollegen von der Polizei vorgeladen. Sie wurden beschuldigt, „unwahre Behauptungen gemacht“ zu haben, die die „gesellschaftliche Ordnung ernsthaft gestört“ hätten, und mussten unter Androhung harter Strafen Schweigepflichtserklärungen unterschreiben, gegen die Li Wenliang später allerdings verstieß.[86][87] Am 1. Januar 2020 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua über die angeblichen „Falschmeldungen“ der Ärzte und bekräftigte, dass es keine Anzeichen für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung der neuen Erkrankung gebe.[88] Li Wenliang starb am 7. Februar 2020 mit 33 Jahren mutmaßlich an der Krankheit, vor der er gewarnt hatte.[89] Die Ärzte hatten aus eigener Initiative weiter an den offiziellen Kanälen vorbei Patientenproben an Analyselabors geschickt, um auf eigene Faust dem Grund der Erkrankung nachzugehen.[90] Sie wurden Ende Januar vom Obersten Volksgerichtshof rehabilitiert.[89]
Der chinesischen Regierung wird diesbezüglich vorgeworfen, den Ausbruch der Krankheit zunächst aktiv verschleiert und damit überhaupt erst dessen ungehinderte Ausbreitung ermöglicht zu haben.[91] Obwohl das neue Virus bereits im Dezember 2019 entdeckt und sequenziert worden war, befahl die Kommunistische Partei Chinas den Forschungseinrichtungen noch im Januar, die Tests abzubrechen sowie die Proben wieder zu vernichten, und verhängte eine Pressesperre.[92][93][76][94]
Am 31. Dezember 2019 informierten die chinesischen Behörden offiziell die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass seit Anfang Dezember 2019 mehrere Fälle von schwerer Lungenentzündung in der Stadt Wuhan aufgetreten waren, deren Erreger bisher nicht identifiziert werden konnte und für die als Auslöser ein bislang uncharakterisierter Krankheitserreger angenommen wurde. Die Meldung wurde noch am selben Tag über die Nachrichtenagenturen verbreitet.[95] Die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC erfuhr dann ebenfalls von der Pneumonie-Häufung in Wuhan. Eine Epidemiologin der CDC, die zuvor eingebettet bei der chinesischen Seuchenkontrollbehörde gearbeitet hatte und deren Aufgabe es auch gewesen wäre, frühzeitig Informationen über potentiell gefährliche Ausbrüche weiterzugeben, war im Juli von der US-Regierung abberufen und die Position nicht neu besetzt worden.[96]
Zwischen dem 31. Dezember 2019 und dem 3. Januar 2020 wurden der WHO insgesamt 44 Fälle von Pneumonien mit unbekannter Ursache aus Wuhan gemeldet.
2020
Der Fischmarkt in Wuhan wurde am 1. Januar 2020 durch die örtlichen Behörden geschlossen und desinfiziert.[78] Am 5. Januar 2020 schloss das Chinese Center for Disease Control aufgrund von Untersuchungsergebnissen MERS-CoV und SARS-CoV als Erreger aus.[97] Am 7. Januar 2020 wurde von chinesischer Seite die Identifizierung eines neuartigen Coronavirus bei mehreren Erkrankten bekanntgegeben. Das Virus erhielt die provisorische Bezeichnung 2019-nCoV (2019 neuartiges Coronavirus).[78] Am 13. Januar 2020 gab das Gesundheitsministerium Thailands bekannt, dass das neue Virus bei einer Reisenden aus Wuhan in Thailand nachgewiesen wurde. Am 15. Januar wurde ein analoger Fall aus Japan bekannt und am 20. Januar ein Fall aus Südkorea.[78]
Aus dem Umstand, dass Erkrankungsfälle bei mehreren Fernreisenden aufgetreten waren, schlossen Epidemiologen, dass die Zahl der Erkrankungsfälle weit größer sein müsse als die anfänglich gemeldeten 44 Fälle. Experten schätzten am 17. Januar 2020 die Zahl der in Wuhan infizierten Personen auf etwa 1.700.[98] Aus der Tatsache, dass mehrere Angehörige des Krankenhauspersonals, das mit der Behandlung der Erkrankten befasst war, ebenfalls erkrankten, wurde deutlich, dass das Virus prinzipiell von Mensch zu Mensch übertragbar war. Dies wurde am 20. Januar 2020 durch die chinesischen Behörden bestätigt.[99]
Noch am 18. Januar versammelten sich knapp 40.000 Familien in Wuhan ungehindert für Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest (Potluck). Es wird vermutet, dass es hierbei zu einer besonders großen Anzahl an Infektionen kam.[100]
Derweil hatte die Krankheit auch Beijing erreicht, wo Infizierte seit dem 20. Januar in bestimmten Krankenhäusern konzentriert wurden.[101]
Bis einschließlich 26. Januar 2020 waren offiziellen chinesischen Angaben zufolge in China 2.744 infizierte Personen registriert worden. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg auf 80 (alle in China).[102] Am 26. Januar 2020 wurde vom deutschen Robert Koch-Institut die Provinz Hubei inklusive der Stadt Wuhan als erstes Risikogebiet in China eingestuft.
Am 27. Januar 2020 meldete das chinesische Staatsfernsehen einen Anstieg um 1.200 Erkrankungen, wodurch die Gesamtzahl der in China gemeldeten Fälle auf etwa 4.000 stieg; eine Abweichung von 500 gegenüber den Zahlen der WHO.[103]
Anfang Februar schien die Zahl der Neuinfektionen in China zunächst zu sinken. Das deutsche Robert Koch-Institut erklärte am 7. Februar 2020, dass die chinesischen Risikogebiete ausgeweitet und vier Großstädte (Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou) in der Provinz Zhejiang in Küstennähe im Osten Chinas mit ins bisherige Risikogebiet eingeschlossen werden. Am 13. Februar änderten die chinesischen Behörden die Meldekriterien und es wurden, abweichend von den Vorgaben der WHO, auch klinisch diagnostizierte Fälle ohne Virusnachweis erfasst. Dies ergab allein für Hubei mit 14.000 neuen Fällen die höchste Zahl an gemeldeten Neuinfektionen.[104][105] Diese Änderung wurde am 20. Februar wieder zurückgenommen und die Meldekriterien entsprechen seither wieder den Vorgaben der WHO. Am 14. Februar 2020 gab die Nationale Gesundheitskommission bekannt, dass zum Berichtstag 1.716 Mitarbeiter des Gesundheitswesens infiziert seien. Sechs davon wurden als verstorben gemeldet.[106] Bis zum 20. Februar 2020 gab es 2.055 laborbestätigte Infektionen bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens, 88 % davon in der Provinz Hubei, in insgesamt 476 chinesischen Kliniken.[107]
Am 18. Februar 2020 lag die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in China unter 2.000, am 20. Februar sank sie unter 1.000 und laut WHO-Bericht vom 26. Februar 2020 gab es erstmals mehr Neuinfektionen außerhalb (460) Chinas als innerhalb (410).[4] Die von der WHO vom 16. bis 24. Februar 2020 in China durchgeführte gemeinschaftliche Mission (englisch WHO-China joint mission) kam zu dem Ergebnis, dass die in China durchgeführten radikalen Maßnahmen geeignet waren, das Virus einzudämmen und seit Ende Februar 2020 die Anzahl der Neuinfizierten deutlich zu senken. Dies wurde durch intensive Nachverfolgung von Infizierten und ihren Kontaktpersonen erreicht. Auch die Einschränkungen von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen durch Absage zahlreicher Großveranstaltungen sowie die Verlängerung der Ferien anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes dienten diesem Zweck. Als extreme Maßnahme galt die Abriegelung der Stadt Wuhan, mit der die gesamte Bevölkerung in häusliche Quarantäne versetzt wurde[107][108] (siehe Abschnitt Maßnahmen in China).
In seiner Rede am 9. März 2020 erklärte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass mehr als 70 % der etwa 80.000 Infektionsfälle mittlerweile genesen seien und die Klinik verlassen hätten.[109] Die Zahl der Neuinfektionen in China lag an diesem Tag bei 45.[4]
In dem Bericht der WHO-Mission, für den im Februar Wissenschaftler aus acht Ländern neun Tage im Land unterwegs waren, heißt es, China habe „die womöglich ambitionierteste, agilste und aggressivste Anstrengung zur Krankheitseindämmung in der Menschheitsgeschichte“ unternommen.[110][111][112]
Indien
→ Hauptartikel: COVID-19-Pandemie in Indien Am 24. März 2020 erließ die Regierung Indiens eine 21-tägige Ausgangssperre für die gesamte Bevölkerung, da es trotz vergleichsweise wenig Tests offiziell mehr als 500 Corona-Fälle gab.[113][114]Narendra Modi, derzeitig Premierminister Indiens, ordnete besonders strenge Maßnahmen an. Regierungsstellen, Büros, Einkaufszentren und öffentliche Verkehrsmittel sind still gelegt – diese Maßnahme trat nur vier Stunden nach Bekanntgabe in Kraft, was dazu führte, dass die Bevölkerung kaum Vorbereitungszeit hatte und die Versorgung mit Lebensmitteln aufgrund von extremen Hamsterkäufen teilweise nicht mehr gewährleistet war.[115]
Laut Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation sind in Indien 80,9 Prozent der Arbeiter im informellen Sektor beschäftigt – ohne Verträge, Lohnfortzahlung oder Versicherung. Jeder Tag ohne Arbeit ist für sie ein Tag ohne Einkommen; viele haben kaum Rücklagen.[116][117]
Am 20. Februar 2020 meldete der Iran den Nachweis des Virus bei zwei Todesfällen.[4] Da bei den an die Weltgesundheitsorganisation gemeldeten Zahlen für den Iran die Zahl der Todesfälle in Relation zur Zahl der Infizierten überdurchschnittlich hoch war, wird in Presseberichten eine hohe Dunkelziffer nicht erkannter oder nicht gemeldeter Infektionen mit SARS-CoV-2 vermutet.[118][119] Experten drückten ihre Besorgnis aus, dass Iran nicht über die erforderlichen Ressourcen verfüge, die Ausbreitung der Infektion einzudämmen, sollten die Fallzahlen stark steigen.[120] Reisende mit Aufenthalt im Iran waren bis Anfang März 2020 die Ursache für Infektionen in mehreren Ländern im Nahen und Mittleren Osten, beispielsweise Afghanistan, Bahrain, Irak, Katar, Kuwait, Libanon, Oman, Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten.[121]
Am 25. Februar 2020 wurde bekannt, dass der stellvertretende iranische Minister für Gesundheit Iraj Harirchi, der tags zuvor bestritten hatte, das Ausmaß des Ausbruchs zu vertuschen, positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden war.[122] Vom 2. bis 10. März war ein Team der Weltgesundheitsorganisation vor Ort, um bei der Bekämpfung des COVID-19-Ausbruchs zu helfen,[121][123] dabei wurde angemahnt, dass die Mitarbeiter im Gesundheitssystem besser geschützt werden müssten.[123] Am 4. März 2020 erklärte der Generalstaatsanwalt des Landes, das Horten von Atemschutzmasken und anderen Vorräten sei mit der Todesstrafe belegt worden.[119]
Laut WHO-Bericht vom 23. März 2020 lag die offizielle Zahl der Todesfälle bei 1.685, bei insgesamt 21.638 Infektionsfällen. Den höchsten Stand von täglichen Neuinfektionen erreichte man am 30. März mit 3.186 Fällen, danach sank die Zahl kontinuierlich, so dass am 8. April erstmals seit dem 24. März wieder unter 2.000 Neuinfektionen pro Tag vermeldet werden konnten. Die Gesamt-Todeszahl übertraf bereits am 4. April die von China und war ab diesem Tag nur noch in fünf anderen Ländern der Welt höher. Auch bei der Zahl der Infizierten gehört der Iran weiterhin zu den am schwersten betroffenen Staaten. Auf dem Stand vom 10. April 2020 meldeten nur sieben andere Länder mehr Infektionen.[4]
Die Türkei war vergleichsweise lange Zeit von der COVID-19 Pandemie nicht betroffen. Präventiv wurden am 24. Januar 2020 an den internationalen Flughäfen Wärmebildkameras installiert und bei Reisenden aus China Tests durchgeführt, später wurden alle Passagiere kontrolliert. Am 11. März 2020 gab der Gesundheitsminister Fahrettin Koca bekannt, dass ein Mann, der sich unter anderem in Italien und Deutschland aufgehalten hatte, positiv auf das Virus getestet worden sei. Am 12. März fand unter der Leitung des Staatspräsidenten eine Sondersitzung statt. Daraufhin wurde bekannt gegeben, dass sämtliche Schulen geschlossen werden und ab dem 23. März der Fernunterricht an den Schulen beginnt. Das Staatsfernsehen TRT hat mit Lehrpersonen Programme entwickelt. Der Unterricht wird über drei speziell dafür eingerichtete Fernsehsender (EBA – Eğitim Bilişim Ağı) und eine Website erfolgen. Weiter wurden in einem ersten Schritt Flüge in mehrere EU-Länder verboten, später folgten die Schweiz, das Vereinigte Königreich und Saudi-Arabien. Am 16. März 2020 wurden alle Geschäfte geschlossen, die nicht der Grundversorgung dienen. Am 22. März 2020 waren laut Gesundheitsministerium bereits 1236 Menschen infiziert und 21 gestorben.[124][125][126]
Am 31. März sollen es laut Gesundheitsminister Fahrettin Koca 13.531 Infizierte und 214 Gestorbene gewesen sein.[127] Am 10. April meldete die Türkei als elftes Land weltweit den 1.000 Todesfall. Die Zahl der Infizierten betrug nun 47.029 und war damit achtmal höher als zwei Wochen zuvor, wo sie noch mit 5.698 angegeben wurde.[4]
Vorderasien
Am 22. Februar 2020 meldeten Israel und der Libanon jeweils ihren ersten Erkrankungsfall.[128] Am 24. Februar bestätigten Kuwait (3), Bahrain (1), Afghanistan und der Irak (1) die ersten Infektionsfälle in ihren Ländern.[129] In all diesen neu gemeldeten Fällen soll es Verbindungen zum Iran gegeben haben.[120] Bei Fällen im Libanon, in Kuwait, Bahrain, Oman, Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie im Irak und in Afghanistan konnte nachträglich ein Zusammenhang durch Reisen in den Iran ermittelt werden.[121][130] Am 22. März 2020 hat auch Syrien offiziell seinen ersten neuartigen Coronavirus-Fall gemeldet.[131]
Besondere Sorge bereitet den Experten die mögliche Ausbreitung in Ländern mit unzureichenden Gesundheitssystemen und überfüllten Flüchtlingslagern.[132][133][131] Im Nordwesten Syriens beispielsweise leben drei Millionen Geflüchtete unter extrem beengten und unhygienischen Bedingungen und Syriens Gesundheitssystem ist nach neun Jahren Bürgerkrieg heruntergewirtschaftet.[134]
Republik China (Taiwan)
Ausgehend von der SARS-Epidemie 2004 etablierte Taiwan mit dem Nationalen Gesundheitskommandozentrum eine zentrale Einrichtung zur Steuerung der Reaktion auf einen erneuten Krankheitsausbruch. Am 31. Dezember 2019, an dem Tag, als die VR China der WHO eine Häufung von Pneumonien meldete, begannen die taiwanesischen Behörden mit Fiebermessungen und Befragungen bei allen Flugreisenden aus der Volksrepublik. Bis zum 24. Februar 2020 beschloss das Gremium 124 Einzelmaßnahmen, von der Regelung der Quarantäne, der proaktiven Suche nach Infizierten, Regelungen für Schulen und Bildungseinrichtungen sowie der Kontrolle von See- und Luftgrenzen. Die Produktion von Schutzmasken wurde unter Heranziehung von Soldaten gesteigert. Am 20. Januar 2020 gab das Taiwan CDC bekannt, über einen Vorrat von 44 Millionen OP-Masken und 1,9 Millionen N95-Masken zu verfügen (bei rund 23,5 Millionen Einwohnern). Die Zahl bereitstehender Isolationszimmer mit Unterdrucksystem wurde mit 1.100 angegeben. Taiwan fasste Reise- und Kranken- sowie Sozialversicherungsdaten zusammen, womit die Gefährdung einer individuellen Person errechnet wurde. Aufgrund dieser Daten wurde ein Echtzeitalarm an die betreffenden Personen per Mobilfunk verschickt. Dieser ermöglichte erst die Einreise. Bei unauffälliger Datenlage wurden die Personen durchgewunken. Bei Verdachtsfällen aufgrund der Reisedaten wurden die Patienten unverzüglich in häusliche Quarantäne für eine Inkubationszeit überführt. Die Einhaltung der Quarantäne wurde über das Mobiltelefon über dasselbe Programm überwacht.[135]
Anfang März 2020 zeigt sich, dass die Eindämmung des SARS-CoV-2 in Taiwan mit diesen Maßnahmen extrem erfolgreich verläuft, obwohl Taiwan auf Druck Chinas offiziell von der WHO nicht mit Informationen versorgt und von der Zusammenarbeit fast vollständig ausgeschlossen wird.[136]
Mitte Februar 2020 wurden in Südkorea die ersten Fälle festgestellt, bei denen sich nicht klären ließ, wo sie sich angesteckt haben.[137] Die Zahl der bekannten Infektionsfälle bewegte sich bis zum 20. Februar 2020 bei unter 50 und stieg dann sprunghaft an. Ein erheblicher Teil konnte auf eine 61-jährige Superverbreiterin zurückgeführt werden, die innerhalb der Shincheonji-Kirche in Daegu mindestens 37 andere Anhänger infiziert hatte.[138] Sie hatte zuvor einen Virustest verweigert. Am 22. Februar 2020 wurden bereits mehr als 400 Infektionsfälle im Land gemeldet, von denen etwa die Hälfte mit der Kirchengemeinde in Daegu und einem Krankenhaus in Cheongdo in der Umgebung in Verbindung stand,[139] außerdem zwei Todesfälle.[138] Die Städte Daegu und Cheongdo wurden durch die Behörden zu „Sonderüberwachungszonen“ erklärt.[140] Am 23. Februar 2020 wurden über 600 Infektionsfälle sowie fünf Todesfälle gezählt. Präsident Moon Jae-in erklärte, dass sich das Land an einem „schwerwiegenden Wendepunkt“ befinde. Die nächsten Tage seien für die Bekämpfung der Ausbreitung der Virusinfektion entscheidend.[141] In Südkorea gibt es Apps und Webseiten, die vor Orten warnen, an denen sich Infizierte nachweislich (mit ihrem Smartphone) aufgehalten haben.[142] Zur Eindämmung der Epidemie steigerten die Gesundheitsbehörden die Testkapazität des Landes von rund 200 Ende Januar 2020 auf rund 1000 Ende Februar 2020. Vom 20. Januar bis zum 5. März wurden rund 146.000 Personen in Südkorea getestet. Das Ziel dieses Massentestprogramms ist die Unterbrechung der Infektionsketten durch Isolierung aller Überträger inklusive der beschwerdefreien Patienten.[143]
Südostasien
In Brunei wurde am 9. März ein Mann, der aus Kuala Lumpur zurückkehrte, positiv auf Corona getestet.[144]
Aus Indonesien fehlten lange Zeit Meldungen über Infizierte, was Kritiker an der Qualität der Kontrollen zweifeln ließ, bis Mitte März erste Fälle entdeckt wurden. Am 12. März wurde mit einer britischen Touristin auf Bali der erste Todesfall aus Indonesien gemeldet. Bis zu diesem Tag wurden insgesamt 34 Fälle in Indonesien registriert.[145] Am 15. März lag die Zahl bei 117 Infizierten und vier Toten.[146] Am 10. April wurde der 300. Todesfall gemeldet, die Zahl der Infizierten wird mit 3.512 angegeben, was eine sehr hohe Sterblichkeit bedeuten würde, aber wohl weiterhin auf eine große Dunkelziffer zurückzuführen ist.[4]
Am 27. Januar wurde der erste Fall von Corona in Kambodscha registriert, ein Chinese, der aus Wuhan kam.[147] Am 13. Februar erreichte das Kreuzfahrtschiff Westerdam den Hafen von Sihanoukville. Bei einer US-amerikanischen Passagierin wurde kurz darauf bei der Weiterreise nach Malaysia eine Infektion mit dem Virus diagnostiziert. Seitdem durften die verbleibenden 980 Passagiere und Besatzungsmitglieder der Westerdam das Schiff nicht mehr verlassen, bis sie negativ auf das Virus getestet wurden. Da inzwischen allerdings neben der Frau noch weitere 1276 Passagiere bereits ungetestet das Schiff verlassen hatten und weitergereist sind, befürchteten Experten eine nun sehr viel schwerer eingrenzbare Verbreitung der neuartigen Coronavirus-Epidemie.[148] Bis zum 10. April 2020 wurden 120 Fälle gemeldet, Todesfälle sind keine bekannt.[4]
Laos und Myanmar meldeten am 24. März jeweils ihre beiden ersten Corona-Fälle.
In Osttimor wurde am 21. März 2020 erstmals ein Fall einer Corona-Infektion gemeldet. Es handelt sich um einen Ausländer, der in Osttimor lebt. Er hatte leichte Symptome und wurde von den Behörden isoliert.[149]
In Singapur wurde bereits am 2. bzw. 3. Januar 2020 begonnen, alle Patienten mit Lungenkrankheiten zu identifizieren, die zuvor aus der Region Wuhan eingereist waren, und bei allen aus Wuhan ankommenden Reisenden am Flughafen Fieber zu messen. Im Januar wurden die Alarmierungslevels und das Contact-Tracing schrittweise ausgebaut. Am 31. Januar 2020 wurden Einreisen aus Hubei untersagt und 700 Menschen, die vorher in Hubei waren, isoliert. Aus China kommende Einwohner mussten sich von da an zwei Wochen lang isolieren. Nach Ausrufung der Alarmstufe „DORSCON orange“ waren Lebensmittel und Güter des Grundbedarfs vielfach ausverkauft, Premier Lee Hsien Loong rief in einer Videoansprache in sozialen Netzwerken die Bevölkerung zur Ruhe auf. Es gebe reichlich Vorräte, die Stadt werde nicht abgeriegelt, und es würden auch nicht alle Bürger angewiesen, zu Hause zu bleiben, wie in China, Südkorea oder Italien geschehen.[150][151]
Zum Stand 19. Februar waren 84 Infizierte in Kliniken behandelt worden, von denen 4 in die Intensivstation kamen.[152] Zum Stand 16. März gab es 121 bestätigte COVID-19-Fälle – entscheidend aber: Fast ebensoviele Patienten waren als geheilt entlassen. Alle COVID-19-Fälle konnten innerhalb kürzester Zeit isoliert werden, die Kontakte wurden mit dem nach der Sars-Epidemie 17 Jahre zuvor entwickelten Contact-Tracing-Management identifiziert und unter Quarantäne gestellt. Premier Lee konnte vermelden, die Situation sei unter Kontrolle und man werde die Stadt nicht herunterfahren, so wie dies in China, Südkorea oder Italien geschehen sei. Reisende aus Deutschland wurden nicht ins Land gelassen, das Land galt als Risikofall – als einer jener Staaten, die Corona zu lange nicht ernst genug genommen hätten, wie Premier Lee kritisiert: „Ein alarmierendes Level von Inaktivität hat es die Weltgesundheitsorganisation genannt. Wir hier in Singapur haben COVID-19 von Anfang an absolut ernst genommen“.[153] Claire Hooker, Dozentin für Werte, Ethik und Medizin an der Universität Sydney, die seit 20 Jahren die Reaktionen der Öffentlichkeit auf Epidemien und Krankheiten studiert, erklärte, dass die Rede von Lee „ein ziemlich aussergewöhnliches Beispiel von guter Risiko-Kommunikation“ sei.[154]
Thailand meldete am 13. Januar den ersten Coronafall außerhalb Chinas.[155] Am 2. März zählte man insgesamt 43 Krankheitsfälle.[156] In Lop Buri stürmte eine Affenhorde den Ort, da die Touristen, die normalerweise die Tiere füttern, wegen der Epidemie ausblieben.[157]
Die Zahl der Infizierten an oder von Bord der Diamond Princess im Hafen von Yokohama stieg am 24. Februar 2020 auf 691 (vergleiche den Abschnitt Diamond Princess). Diese Infektionsfälle werden in den WHO-Berichten nicht Japan zugeordnet, sondern als Internationale Beförderung geführt (vergleiche den Abschnitt Tabellen).[4] Am 26. Februar verordnete das Schulamt in der PräfekturHokkaidō Grund- und Mittelschulen für einige Tage zu schließen.[158] Am gleichen Tag stieg die Zahl der Infektionen in Japan auf 164.[4] Am Folgetag verkündete der Premierminister Shinzō Abe die Schließung aller Schulen in Japan bis zum April 2020;[159] für Kinder, deren berufstätige Eltern keine Betreuungsmöglichkeit hatten, waren Ausnahmen vorgesehen.[160]
Durch das Bayerische Gesundheitsministerium wurde am 28. Januar 2020 eine erste Infektion in Deutschland laborbestätigt. Ein 33-jähriger Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto, der in der Unternehmenszentrale in Stockdorf arbeitete,[161] hatte sich während einer internen Schulung bei einer angereisten chinesischen Kollegin vom Unternehmensstandort Shanghai infiziert. Danach wurde bekannt, dass sich im Zusammenhang mit dem ersten bestätigten Fall 13 weitere Webasto-Mitarbeiter oder deren Angehörige infiziert hatten.[162] Bis Ende Februar wurden alle Infizierten als geheilt aus der Klinik entlassen.[163]
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte am 22. Januar 2020 erklärt, „dass nur wenige Menschen von anderen Menschen angesteckt werden können“ und dass sich das Virus nicht sehr stark auf der Welt ausbreiten würde.[164] Dies wurde vom Virologen Alexander Kekulé kritisiert, der am selben Tag erklärte, dass er „nicht ganz die Gelassenheit des Robert Koch-Instituts“ teile.[165]
Am 25. Februar 2020 wurde der erste Erkrankte in Baden-Württemberg bestätigt. Er hatte sich wahrscheinlich bei einer Italienreise in Mailand angesteckt. Kurz darauf wurde auch bei einer Person aus Nordrhein-Westfalen COVID-19 nachgewiesen.[166] Danach stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen stark an: Waren am 29. Februar noch 57 Personen infiziert, stieg die Zahl in der darauffolgenden Woche auf 795 Personen.[167] Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzte die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland zunächst als mäßig ein. Diese Gefährdung habe aber von Region zu Region variiert und sei in „besonders betroffenen Gebieten“, insbesondere dem Kreis Heinsberg, hoch gewesen.[168] Am 16. März 2020 gab es über 4.838 bestätigte Fälle und 12 bestätigte Todesfälle in Deutschland.[167]
Sprach zunächst das Robert Koch-Institut davon, dass "die Pandemie von selbst gestoppt [wird], wenn sich immer mehr Menschen infiziert haben und eine Immunität aufbauen"[169], so muss dennoch die Strategie offensichtlich eine „Ausrottung“ der Krankheit sein, um eine Überlastung des Gesundheitssystems sowie eine Wirtschaftskrise zu vermeiden.
Nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten am 13. März 2020 appellierte BundeskanzlerinAngela Merkel an die Bürger, „alle nicht notwendigen Veranstaltungen abzusagen und auf Sozialkontakte zu verzichten“.[170] In vielen Bundesländern wurden Maßnahmen beschlossen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. So wurden beispielsweise Großveranstaltungen verboten[171] bzw. Kitas und Schulen geschlossen.[172] Nach Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums vom 13. März 2020 sollten sich „alle Reiserückkehrer aus Italien, Österreich und der Schweiz selbst in Quarantäne begeben“, das heißt symptomunabhängig „unnötige Kontakte“ vermeiden „und […] zwei Wochen zu Hause“ bleiben.[173]
Mitte März 2020 warnte das Gesundheitsministerium vor dem Gerücht, dass bald massive weitere Einschränkungen des Lebens angekündigt werden[174] und auch Ministerpräsident Markus Söder wies Gerüchte über eine Zwangsschließung von Gaststätten zurück.[175] 3 Tage später teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit, dass Gaststätten und Freizeiteinrichtungen geschlossen werden. Sie sagte auch: „Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen seien Maßnahmen nötig, die es so in Deutschland noch nicht gegeben habe.“[176]
Am 17. März veränderte das RKI die Gefährdungseinschätzung für die Gesundheit der Bevölkerung und schätzte dies nunmehr als insgesamt „hoch“ ein. Die Belastung des Gesundheitswesens könne örtlich „sehr hoch“ sein.[177] Daraufhin legten zunächst einzelne Bundesländer Maßnahmen zu Ausgangsbeschränkungen fest, beispielsweise wurden in Baden-Württemberg ab dem 18. März 2020 gemäß der Corona-Verordnung der Landesregierung sämtliche Versammlungen und Veranstaltungen untersagt, Kirchen, Synagogen, Moscheen, Kultur- und Bildungseinrichtungen geschlossen[178] und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege erließ am 20. März 2020 per Allgemeinverfügung eine „Vorläufige Ausgangsbeschränkung“ mit Wirkung vom 21. März 2020 bis zunächst 3. April 2020.[179] Unter anderem war das Verlassen der eigenen Wohnung nur noch bei Vorliegen „triftiger Gründe“ erlaubt.
Am 22. März 2020 einigten sich Bund und Länder auf ein „umfassendes Kontaktverbot“, statt weitergehende Ausgangssperren zu beschließen. Zur Reduzierung sozialer Kontakte ist zum Beispiel bei Zusammentreffen im öffentlichen Raum ein Mindestabstandes von 1,5 m einzuhalten, die Gastronomiebetriebe werden geschlossen, hierbei ausgenommen sind Speisen und Getränke zum Mitnehmen. Auch Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege (z. B. Friseure) bleiben geschlossen. Kernpunkt des Kontaktverbotes ist, dass der Aufenthalt im öffentlichen Raum „nur alleine oder mit einer weiteren Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet“ ist.[180] Die Maßnahmen gelten zunächst bis 19. April 2020.
Nach weiteren zahlreichen, meist negativen Verdachtsfällen in den Tagen vor dem 25. Februar wurden an diesem Tag erstmals zwei Krankheitsfälle in Innsbruck gemeldet. Dabei handelt es sich um zwei 24-jährige aus der Lombardei stammende Italiener, die in Innsbruck leben und einige Tage vorher aus ihrer Herkunftsregion Bergamo nach Tirol kamen.[181] Einen weiteren Fall gab es zwei Tage später in Wien, wo ein älterer Patient bereits zehn Tage im Spital auf Grippe behandelt wurde.[182] Es folgten weitere Positivdiagnosen in Wien und in anderen Bundesländern.
Am 27. Februar 2020 gab die Bundesregierung bundeseinheitliche Richtlinien aus, denen zufolge bei Verdachtsfällen kein Arzt aufgesucht, sondern primär die im Jahr zuvor geschaffene Gesundheitshotline 1450 angerufen werden sollte, um andere Personen keiner Ansteckungsgefahr auszusetzen. Diese Hotline sollte danach die weiteren Schritte, beispielsweise einen Hausbesuch zur Durchführung eines Tests, organisieren.[183][184]
Am 10. März 2020 gab die Bundesregierung eine Reisewarnung mit der höchsten Sicherheitsstufe (6) für Italien und San Marino aus und verhängte eine Einreisesperre für Reisende aus Italien.[185] Nachdem Mitte März zuerst einzelne Gemeinden unter Quarantäne gestellt wurden, verlautbarte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 15. März eine landesweite Ausgangsbeschränkung, verbunden mit einer Einschränkung der Versammlungsfreiheit auf bis zu fünf Personen. Ausnahmen, das Haus zu verlassen, sind: Berufsarbeit, dringend notwendige Besorgungen (bspw. Lebensmittel), Betreuung/Hilfe anderer Personen sowie Bewegung im Freien allein (beispielsweise: laufen gehen, spazieren gehen) und mit Menschen, die im eigenen Wohnungsverband leben oder wenn ein Abstand von mindestens einem Meter zu anderen Menschen sichergestellt ist.[186][187] Seit Dienstag, dem 17. März, gilt für gastronomische Betriebe eine Totalsperre.[188] Um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten, werden ehemalige Zivildienstleistende einberufen.[189] Ab dem 23. März 2020 wird der Flughafen Innsbruck bis auf Weiteres geschlossen.[190]
In einer Umfrage unter den Mandataren und Funktionären der Gemeinden Österreichs sind über 50 % mit den Aktionen der Bundesregierung zufrieden. 68 % wünschen sich jedoch auch klarere Anweisungen zu beschlossenen Auflagen und 9,25 % sind nicht zufrieden mit dem Breitband-Netz in ihren Gemeinden[191]
Das Bundesamt für Gesundheit vermeldete am 25. Februar 2020 den ersten positiv getesteten Einwohner der Schweiz, einen im Kanton Tessin wohnhaften 70-jährigen Mann, der sich in der Nähe von Mailand angesteckt hatte.[192]
Am 27. Februar wurden 7 weitere Fälle bekannt; in den folgenden Kantonen waren insgesamt 8 bestätigte Corona-Patienten in Spitalpflege: Aargau, Basel-Stadt, Genf, Graubünden, Tessin, Waadt und Zürich. Alle Patienten waren kurz zuvor in Italien. Am 28. Februar 2020 wurde der erste Patient vom 25. Februar 2020 im Kanton Tessin als genesen aus dem Spital entlassen; am 5. März verstarb die erste Person in der Schweiz aus den Erstinfizierten im Kanton Waadt.[193]
Auf den 17. März 2020 wurde für die Schweiz eine „Ausserordentliche Lage“ gemäß Epidemiengesetz ausgerufen; alle Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wurden bis am 19. April 2020 geschlossen. Dienstleistungsbetriebe führten Homeoffice ein; auf die Verhängung einer Ausgangssperre wurde verzichtet im Vertrauen auf das Verantwortungsbewusstsein der Bürger. Unternehmen, welche den Betrieb behördlich verordnet einstellen mussten, erhielten von den Banken binnen Stunden Sofortkredite von bis zu 500.000 Franken, für die der Bund bürgt.[194] Um Entlassungen zu vermeiden, wurden die Kriterien für Kurzarbeit erleichtert. Die Schulen wurden landesweit geschlossen; die Schüler erhielten ihre Aufträge online und erschienen mit Abstand einzeln in den Schulhäusern, um Material abzuholen.[195]
In Liechtenstein sind derzeit 51 Personen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert und es wurden 750 Tests durchgeführt (Stand: 23. März 2020).[196][197] Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein berichtet über das Amt für Gesundheit im Ministerium für Gesellschaft seit dem 11. Februar 2020 in Medienmitteilungen der Regierung über die Situation im Land. Über die Medienmitteilungen werden neben Anordnungen, Gesetzesänderungen und sonstigen Maßnahmen auch Fallzahlen von Infizierten und den bisher durchgeführten Tests in Liechtenstein genannt.[198][199] Am 23. März 2020 gab die Regierung von Liechtenstein mehrere Maßnahmen im Gesundheitssystem bekannt. Da aufgrund der steigenden Fallzahlen im Land auch mit weiteren schweren Krankheitsverläufen gerechnet werden müsse, wolle man neben den bisherigen Betten im Liechtensteinischen Landesspital weitere Kapazitäten im Haus St. Peter und Paul schaffen, um sich auf diese Situation vorzubereiten. Zusätzlich zu den bestehenden Beatmungsgeräten im Landesspital wurden im Zuge der Corona-Krise im März 2020 fünf weitere Beatmungsgeräte angeschafft. Falls es die Lage erfordere, wolle man darüber hinaus noch weitere Beatmungsplätze im Spital einrichten.[196][197]
Die Staaten des Baltikums meldeten an folgenden Daten jeweils den ersten Infektionsfall: Estland am 27. Februar 2020, Litauen am 28. Februar 2020 und Lettland am 3. März 2020.
Am 13. März 2020 wurde berichtet, dass in Estland bis zum 1. Mai 2020 die Schulen geschlossen und öffentliche Versammlungen verboten wurden. Reisende aus Risikogebieten mussten sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben.[200]
Nachdem Litauen Mitte März 2020 (mit 34 Infektionsfällen am 19. März 2020) den nationalen Notstand ausgerufen hatte und die gesamte Bevölkerung für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt hatte, wurden die zuvor ermittelten Bewegungsprofile der Infektionsfälle anonymisiert im Internet veröffentlicht.[201] Zu den EU-Nachbarländern Polen und Lettland wurden Grenzkontrollen eingerichtet (Stand 14. März 2020).[202]
In Lettland wurden im März 2020 die Schulen geschlossen.[203] Mitte März 2020 verhängte Lettland ein Einreiseverbot für Reisende u. a. aus Deutschland.[204]
Dänemark hat besonders früh mit strikten Maßnahmen auf die Corona-Krise reagiert, unter anderem sind seit dem 14. März die Grenzen für Ausländer ohne triftigen Einreisegrund geschlossen. Schulen, Kindergärten, Restaurants, Cafés und Freizeiteinrichtungen sind ebenfalls geschlossen, es gilt ein Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen.
Am 11. März hat die Gesundheitsbehörde Sundhedsstyrelsen einen Wechsel der Test-Strategie mitgeteilt: nur noch Menschen, die mit starken Atembeschwerden oder einer Atemwegserkrankung in ärztlicher Behandlung sind werden auf COVID getestet. Das führt dazu, dass tatsächlich sehr viel mehr Menschen infiziert sind als die Statistik es ausweist.[205][206]
Ende Januar 2020 trat mit drei Erkrankten in Frankreich das Virus erstmals in Europa auf.
Am 15. Februar 2020 wurde der erste Todesfall in Europa und damit außerhalb Asiens bekanntgegeben; es handelte sich um einen 80-jährigen Touristen aus China, der in Frankreich verstarb.[133]
Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran berichtete am 22. Februar, dass Frankreich die Zahl der Labore, die Infektionen nachweisen können, vervielfacht habe. Als Ziel gab er an, die Kapazität von derzeit 400 Tests pro Tag auf mehrere Tausend Tests pro Tag auszuweiten.[207] Mitte März wurde bis auf weiteres die Schließung aller Kitas, Schulen, Universitäten und öffentlich zugänglichen Einrichtungen (Geschäfte, Restaurants etc.) angeordnet.[208][209]
Island hat nur 364.000 Einwohner. Die Regierung unter Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir hat das öffentliche Leben eingeschränkt und testet großflächig. Auch Menschen ohne Symptome werden getestet.[210]
Einen besonderen „Aufschrei“ gab es, als bekannt wurde, dass sich mehrere Isländer im österreichischen Skiort Ischgl infiziert hatten und obwohl die isländische Regierung Ischgl als Risikogebiet deklariert hatte, reagierte die Lokalregierung erst eine Woche später.[211]
In der Nacht zum 22. Februar 2020 wurden in Italien die ersten durch das neuartige Coronavirus bedingten Todesfälle unter Europäern gemeldet. Die Betroffenen waren ein 78-jähriger Mann aus der Nähe von Padua sowie eine 77-jährige Frau aus der Nähe von Cremona, die in der Nacht zuvor verstorben war und sich nachträglich als infiziert herausstellte. In der Lombardei waren am 22. Februar zunächst 39, später 46 Menschen als infiziert gemeldet, mit einer Häufung von Fällen in der Stadt Codogno; hinzu kamen 12 Infizierte in Venetien. Der „Patient 1“, ein 38-Jähriger, auf den zumindest die Infektionen in der Lombardei zurückgeführt werden, sei in gesundheitlich stabilem Zustand. Patient null wurde laut Quelle nicht gefunden.[212][213] In Codogno und weiteren neun umliegenden Gemeinden wurde die Schließung der Schulen und öffentlichen Lokale für die Dauer einer Woche verfügt. Am 22. Februar wurden die 50.000 dort lebenden Menschen aufgefordert, zu Hause zu bleiben, und die betroffenen zehn Kommunen in der Lombardei und eine Kommune in Venetien wurden abgeriegelt.[214][215] Wer sich der Anordnung widersetzt, riskiert bis zu drei Monate Haft.[214] Am selben Abend rief Friaul-Julisch Venetien als erste italienische Region den Notstand aus, um auf auftretende Krankheitsfälle flexibel reagieren zu können.[216] Im Laufe des Vormittags des 23. Februar wurde die Zahl von 100 Infizierten überschritten. Dabei kam es auch außerhalb der elf abgeriegelten Gemeinden zu weiteren Erkrankungen. In der Serie A wurden die Heimspiele von Atalanta Bergamo, Inter Mailand, Hellas Verona und des FC Turin abgesagt. Der Bürgermeister von Mailand Giuseppe Sala kündigte die Schließung der Schulen in Mailand bis mindestens Ende der Woche an.[217] Der Karneval in Venedig wurde vorzeitig beendet,[218]Museen, Kirchen, Opernhäuser und Sportstadien wurden zunächst bis Anfang März geschlossen. Für die Lebensmittel- und Medikamentenversorgung der abgeriegelten Gemeinden richtete die Regierung „sterile Korridore“ ein, über die Lieferanten, die mit Gesichtsmasken und Schutzkleidung ausgerüstet sind, zu bestimmten Zeiten Waren abliefern können.[219] Am Nachmittag des 23. Februar war in Cremona das dritte Todesopfer in Italien zu verzeichnen. Die Zahl der Infizierten stieg in den Folgetagen deutlich weiter an, darunter waren erstmals auch Infizierte aus nicht abgeriegelten Provinzen (zu aktuellen Zahlen siehe COVID-19-Pandemie in Italien).
Der italienische Vertreter in der Direktion der WHO Walter Ricciardi sagte, die Zahlen in Italien seien auch deshalb höher als anderswo, weil in Italien anfänglich Massentests auf das Virus durchgeführt wurden. Da man sich nicht auf diejenigen beschränkte, die Kontakt mit Erkrankten hatten, gingen viele Symptomfreie in die Statistik ein.[220] Symptomfreie positiv Getestete sind gemäß den Regeln der WHO in der Statistik mitzuzählen.[221] Der italienische Virologe Roberto Burioni bemängelt hingegen die öffentliche Intention, in Italien die Gefahr herabzuspielen.[222]
Das Robert Koch-Institut zählt seit dem 5. März auch Südtirol zu den Risikogebieten.[223] Am 8. März wurde das abgeriegelte Gebiet in Norditalien vergrößert, so dass die Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Menschen in Italien eingeschränkt wurde.[224] Am 9. März entschied die Regierung, die Bewegungseinschränkungen auf das gesamte italienische Staatsgebiet auszuweiten.[225] Die Schließung von Schulen und Universitäten wurde landesweit erst bis zum 3. April und einige Tage später über dieses Datum hinaus verlängert.[226][225] Der Spielbetrieb von Sportligen, wie der des italienischen Fußballs, ist vorübergehend eingestellt. Zudem wurde ein Versammlungsverbot angekündigt.[225] Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der innerstaatliche öffentliche Nahverkehr sollen trotz der Abriegelung nicht ausgesetzt werden.[225]
Mit Stand 14. März 2020 (11.685 Infizierte, 966 Tote) ist die Lombardei die am stärksten von der COVID-19-Pandemie in Europa betroffene Region.[227]
Am 25. Februar wurde die erste COVID-19-Erkrankung in Kroatien bestätigt. Der Erkrankte verbrachte die Zeit vom 19. bis zum 21. Februar in Milano, Italien. Nach der positiven Testung, wurde er im Universitätsklinikum „Dr. Fran Mihaljević“ für Infektionskrankheiten in Zagreb, untergebracht.[228] In der Nacht vom 17. auf den 18. März wurde der erste Todes gemeldet. Es verstarb ein Mann in der Selbstisolation. Die Obduktion ergab, dass das Virus die Todesursache war.[229][230][231][232][233]
Am 11. März 2020 wurden mit den Schulschließungen in der Gespanschaft Istrien, welche zu dieser Zeit die am stärksten betroffene Gespanschaft war, die ersten beträchtliche Einschränkungen des sozialen Lebens in Kroatien verhängt bzw. angekündigt. Am 16. März traten verschärfte Maßnahmen in Kraft, darunter auch die kroatienweiten Schließungen aller Bildungseinrichtungen.[234]
Die Regierung der Republik Kroatien richtete eine Website (koronavirus.hr), sowie die Telefonnummer 113, für zeitnahe und richtige Informationen bezüglich des Coronavirus, ein.[235][236]
Mit Stand vom 10. April 2020, waren in Kroatien 1.495 Personen an dem Virus erkrankt. Davon sind 231 genesen und 21 verstorben.
Ein erster Todesfall wurde am 12. März bekannt. Mitte März 2020 zählte Norwegen zu den am stärksten betroffenen Ländern in Europa. So lag Norwegen am 17. März 2020 in absoluten Zahlen mit 1169 Infizierten noch vor Österreich mit 1132 Infizierten; hierbei ist auch die geringere Einwohnerzahl in Norwegen in Relation zu bedenken.[237] Alle aus nicht-nordischen Ländern nach Norwegen Reisenden ohne Wohnsitz in Norwegen werden seit dem 16. März 2020 an der Grenze zurückgewiesen. Sofern sie nicht vorher ausreisen können, werden sie zu einer bis zu 14-tägigen Quarantäne verpflichtet.[238]
Am 7. April 2020 gab die norwegische Regierung bekannt, dass die getroffenen Maßnahmen ab dem 20. April allmählich gelockert werden. Zunächst soll vor allem der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.[239]
Aus Portugal wurden bis zum 13. März 2020 112 bestätigte Fälle gemeldet, es gab dort bis dahin keinen Toten.[240] Bis zum 20. März waren es 1.020 Fälle. Im Land wurde zum ersten Mal seit 1974 der Ausnahmezustand erklärt.
Drei Regionen der Russischen Föderation, die eine gemeinsame Außengrenze mit China besitzen, schlossen die Grenze bis zum 7. Februar 2020. Das betraf die Jüdische Autonome Oblast, die Oblast Amur und die Region Chabarowsk.[241][242] Der Ministerpräsident von Russland verfügte am 30. Januar 2020 eine zeitweilige Beschränkung des Verkehrs an 16 von insgesamt 25 Grenzübergängen zur Volksrepublik China. In der Anlage der Verordnung wurden die Grenzkontrollstellen aufgeführt.[243][244] Ab dem 20. Februar 2020 durften vorübergehend keine chinesischen Staatsbürger mehr in die Russische Föderation einreisen. Zuvor waren bereits zahlreiche Bahn- und Flugverbindungen von und nach China ausgesetzt und keine Arbeitsvisa mehr für Chinesen ausgestellt worden.[245]
Die Russische Föderation hatte am 1. Februar 2020 erstmals zwei Infektionsfälle bekannt gegeben, bis zum 5. März 2020 waren insgesamt drei Infektionsfälle an die WHO gemeldet worden.[4] Danach stiegen die Fallzahlen an, laut Presseberichten auf 15 Infektionsfälle am 8. März 2020.[246] Um den Import von weiteren COVID-19-Fällen zu verhindern, ordnete die Verwaltung der Hauptstadt Moskau an, dass Rückkehrer aus China, Südkorea, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, dem Iran sowie weiteren von der Epidemie betroffenen Ländern zwei Wochen lang in häusliche Quarantäne müssen. Bei Verstoß gegen diese Anordnung drohen Haftstrafen bis zu fünf Jahren.[246] Für die Zeit vom 23. März bis 12. April ordnete der Bildungsminister die Schließung der Schulen an. Am 18. März waren in Russland 114 Fälle von COVID-19 bekannt, die Hälfte davon in Moskau.[247] Theater und Festivals durften nicht mehr öffnen und Veranstaltungen über 50 Personen wurden in Moskau verboten.[248]
Mit Stand 20. März 2020 gab es 199 bestätige Infektionen in Russland, am 22. März 306 und einen ersten Toten, mittlerweile mussten auch Schwimmbäder und Fitnesscenter schließen.[249] Da keine massenhaften Tests stattfinden und der angewandte Bluttest erst ab einer hohen Konzentration des Erregers anschlägt, galten die offiziell verbreiteten Zahlen der russischen Behörden aber als fragwürdig und zu niedrig gegriffen.[250]
Nach dem Wochenende 14./15. März wurde der Spielbetrieb der Fußballliga gestoppt.[251]
Am 23. März ordnete der Bürgermeister von Moskau an, dass Einwohner ab Alter 65 vom 26. März bis 14. April zu Hause bleiben müssen.[252]
Anonym berichten Ärzte in Moskau von einem rasanten Anstieg an Lungenentzündungen in ihren Krankenhäusern.[253]
Am 25. März wurde die Folgewoche als landesweite bezahlte Ferienwoche deklariert. Für KMU wurde ein Steuernachlass für sechs Monate angekündigt.[254]
Schweden zählte am 24. März 2020 fast 2300 Infizierte und etwa 36 Tote.[255] Etwa drei Tage später waren es über 3000 Infizierte und 105 Tote.
Schweden hat (Stand 28. März 2020) das öffentliche Leben bei weitem nicht so stark eingeschränkt wie andere Länder. Der Chef der Agentur für Volksgesundheit, Anders Tegnell, setzt auf Herdenimmunität. Stefan Löfven (SAP), Ministerpräsident seit 2014, trägt diesen Kurs mit.[256]
Nachdem sich die Zahl der Infizierten innerhalb der zweiten Märzwoche (Kalenderwoche 11) verzehnfacht hatte, verkündete der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez am 13. März einen ab dem 16. März beginnenden nationalen Notstand.[257] Damit einher ging eine landesweite Ausgangssperre, die bis zum 26. April andauert. Mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken wurde die Schließung aller öffentlich zugänglichen Einrichtungen (Geschäfte, Restaurants) angeordnet.[257] Am 28. März 2020 verkündete Ministerpräsident Pedro Sánchez eine Verschärfung der Ausgangssperre: Arbeitnehmer wurden zwangsbeurlaubt, erhielten weiterhin ihr Gehalt und haben nicht geleistete Arbeitsstunden später nachzuholen. Nur für den Staat essentielle Tätigkeiten, etwa im Lebensmittelhandel, durften weiterhin ausgeübt werden.[258]
Am 10. März 2020 wurde die Schließung des Petersplatzes und des Petersdomes bekanntgegeben. Dies gilt vorerst bis zum 3. April.[259] Zuvor, am 8. März, war bereits die Schließung der Vatikanischen Museen verkündet worden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 5 Personen in vatikanischer Quarantäne.[260] Die Generalaudienzen und das Angelus-Gebet von PapstFranziskus finden nicht mehr vor großen Menschenmengen statt, sondern werden lediglich aus dem Apostolischen Palast via Livestream ins Internet übertragen. Erstmals in der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche, wurde der päpstliche Segen Urbi et orbi wegen der COVID-19-Pandemie außerplanmäßig am 27. März 2020 gespendet. Eigentlich wird dieser nur zu Ostern, Weihnachten und unmittelbar nach dem ersten öffentlichen Auftreten des neugewählten Papstes erteilt.
Mit 21 Todesfällen lag Großbritannien am 15. März 2020 nach Italien, Spanien und Frankreich in Europa an vierter Stelle, obwohl deutlich weniger positive Testergebnisse vorlagen als in diesen drei und weiteren drei Ländern.
Das Gesundheitssystem gilt als unterfinanziert und kaum auf eine Pandemie vorbereitet.[261]
Bis zum 15. März ging Premierminister Boris Johnson gelassen mit der Pandemie um und hatte Schutzmaßnahmen in größerem Stil abgelehnt.[262] Ab dem 18. März 2020 wurden sukzessive Maßnahmen (beginnend mit Schulschließungen[263]) gegen die Pandemie getroffen.
Weißrussland
In Weißrussland gab es mit Stand 30. März 2020 offiziell etwa 150 Infizierte, aber Menschenrechtler berichten, dass die Krankenhäuser wegen Patienten mit Lungenentzündung überfüllt sind. Die Pandemie wurde von Machthaber Alexander Lukaschenko mehrfach verharmlost und kleingeredet, unter anderem nannte er sie eine „Psychose“ und empfahl scherzhaft Wodka, Saunagänge und landwirtschaftliche Arbeit gegen das Ausbreiten des Virus. Als einziges Land der Welt finden zudem Sportveranstaltungen wie Fußball oder Eishockey regulär und mit Zuschauern weiter statt.[264] Auch das öffentliche Leben unterliegt keinen Einschränkungen, Kindergärten, Schulen, Universitäten usw. sind weiterhin geöffnet wie Geschäfte, Restaurants und Cafés.[265]
Am 14. Februar 2020 wurde der erste Infektionsfall auf dem afrikanischen Kontinent – in Ägypten – gemeldet.[266] Es handelte sich um einen 33-jährigen aus dem Ausland stammenden Patienten; nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums fielen bei allen seinen Kontaktpersonen die Tests auf den Erreger negativ aus. Bis zum 16. März 2020 wurden von 26 afrikanischen Ländern Fälle gemeldet.[267][268]Angola meldete am 21. März 2020 seinen ersten Corona-Fall.[269] Bis zum 25. März 2020 wurden 2412 Fälle in 43 afrikanischen Staaten gemeldet, davon 709 in Südafrika.[270]
Am 13. März wurde bekanntgegeben, dass die Ehefrau des kanadischen Regierungschefs Justin Trudeau positiv getestet wurde. Vorsorglich begaben sich beide für 14 Tage in Quarantäne.[271] Trudeau war der erste Regierungschef, der in Quarantäne ging.[272]
Zahlreiche Maßnahmen gegen das Virus wurden angekündigt. So soll das Parlament fünf Wochen schließen, internationale Flüge sollen auf wenige Flughäfen mit besonderen Kontrollen umgeleitet werden, Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 500 Personen sollen nicht mehr andocken dürfen. Von einem Einreiseverbot wurde zunächst abgesehen, um nicht zu illegalen Grenzübertritten Anlass zu geben. Die Regierung forderte die Bürger auf, von entbehrlichen Auslandsreisen abzusehen und sich im Sinne eines Social Distancing von Menschenmassen fernzuhalten.[273] Am 16. beziehungsweise 18. März wurden dann doch Einreiseverbote ausgesprochen.
Der erste bestätigte Fall in den USA wurde am 21. Januar 2020 aus dem Bundesstaat Washington vermeldet.[274] Am 6. März 2020 waren 245 bestätigte Fälle sowie 14 Todesfälle bekannt.[275] In mehreren Bundesstaaten wurde zahlreichen Menschen eine häusliche Quarantäne verordnet, insbesondere mehr als 2.500 Menschen allein in New York und mehr als 9.700 in Kalifornien (Stand: 6. März 2020). Es handelt sich um Kontaktpersonen der ersten bestätigten Infizierten sowie um zurückgekehrte Reisende.[276]
Ende Januar bewertete das CDC die Gefahr durch COVID-19 für die US-Bevölkerung als niedrig.[277]
Die Federal Reserve stellte im März Dollarscheine, die aus Asien zurückkehren, unter eine siebentägige Quarantäne.[278]
Nachdem US-Präsident Donald Trump die Gefahren des neuartigen Coronavirus Anfang März 2020 verharmlost[279][280] und in den ersten beiden März-Wochen gemäß CNN 33 Falschbehauptungen und/ oder irreführende Aussagen bezüglich der Pandemie getätigt hatte,[281] kündigte er in einer Fernsehansprache am 11. März – ohne Absprache mit der EU – ein einmonatiges Einreiseverbot für Nicht-US-Bürger an, die sich in den vergangenen zwei Wochen in einem der 26 europäischen Länder des Schengenraums aufgehalten hatten.[282] Wenige Tage später erweiterte Trump den Einreisestopp auf Großbritannien und Irland.[283]
Angesichts des sich ausbreitenden neuartigen Coronavirus in den USA wurde am 13. März der nationale Notstand ausgerufen. Bis dahin waren weniger als insgesamt 15.000 Menschen getestet worden – wobei rund 2300 positiv auf COVID-19 getestet wurden. Diese vergleichsweise niedrige Zahl an positiv auf COVID-19 Getesteten lag daran, dass es an Tests fehlte. Vielen Menschen mit Krankheitssymptomen gelang es nicht, sich testen zu lassen. Präsident Trump erklärte, die Produktion von fünf Millionen Coronavirus-Tests sei angestrebt, die „sehr bald“ verfügbar sein würden.[284][285]
Als erster US-Bundesstaat verhängte Kalifornien am 19. März 2020 eine Ausgangssperre. Gouverneur Gavin Newsom ging davon aus, dass sich knapp 60 Prozent der 40 Mio. Einwohner in den nächsten acht Wochen anstecken könnten. In einigen Teilen Kaliforniens hätten sich laut Newsom zuvor die Fallzahlen alle vier Tage verdoppelt. Bis zur Verhängung der Ausgangssperre waren in Kalifornien 958 Infektionsfälle bekannt geworden sowie 19 Todesfälle. Am selben Tag hatte Bürgermeister Eric Garcetti die Einwohner von Los Angeles dazu aufgerufen, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Zuvor waren bereits im Raum San Francisco viele Bezirke mit einer einwöchigen Ausgangssperre konfrontiert worden.[286]
Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC rief am 4. April die amerikanische Öffentlichkeit dazu auf, im Alltag Schutzmasken zu tragen, um die Verbreitung der Infektionskrankheit zu verlangsamen.[287][288]
Nachdem am 26. Februar 2020 in Brasilien die erste bestätigte Infektion mit dem neuartigen Coronavirus aus Südamerika gemeldet worden war[289] und am 28. Februar zwei positive Fälle aus Mexiko bekannt geworden waren,[290] gab es mit Stand 1. März 2020 noch zehn weitere bestätigte SARS-CoV-2-Infektionen in Lateinamerika: einen zweiten Fall in Brasilien, vier Fälle in Mexiko, sechs in Ecuador und einen Fall in der Dominikanischen Republik. Bis zum 8. März kamen fünf bestätigte Infektionsfälle in Costa Rica hinzu. Auf dem südamerikanischen Kontinent traten Infektionen auch in Peru, Kolumbien und Französisch-Guayana auf.[291]
Die beiden brasilianischen Erstpatienten, ein 61-Jähriger und ein 32-Jähriger, stammen aus São Paulo und waren kürzlich von Reisen nach Italien zurückgekehrt.[292] Am 4. April 2020 wies das Land offiziell 10.278 Infektionen aus, eine Woche später waren es doppelt so viele. Zudem wurde am 11. April 2020 der tausendste Todesfall gemeldet.[4]
Ecuador
Das zunächst am stärksten betroffene Land war Ecuador; bis zum 4. März stieg die Zahl der dort bestätigten Infizierten auf zehn an. Alle Fälle sind Kontaktpersonen einer 71-jährigen, in Spanien lebenden Frau, die aus Madrid nach Ecuador gereist und einige Tage nach ihrer Ankunft erkrankt war.[293][294] Bis zum 8. März erhöhte sich die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in dem Land auf 14, am 7. April wies Ecuador 3747 Infektionen auf.[291]
In der ecuadorianischen Metropole Guayaquil ist Ende März das Bestattungswesen kollabiert. Ecuador hat relativ deutlich mehr Infizierte und Tote als die anderen lateinamerikanischen Staaten.[295]
Dominikanische Republik
Der erste bekannte Fall in der Dominikanischen Republik ist ein 62-jähriger Italiener, der am 22. Februar als Tourist in das Land eingereist war.[293] Er wurde in einem Militärkrankenhaus nahe der Hauptstadt Santo Domingo isoliert.[292] Bis zum 8. März 2020 erhöhte sich die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in dem Land auf fünf.[291] Am 7. April wurden 1956 Infektionen aufgeführt.
Am 2. März wurde der erste Fall in Argentinien bestätigt, wo schon in den Tagen zuvor mehrere Verdachtsfälle untersucht worden waren. Der erkrankte Mann kam allerdings erst am 1. März aus Italien nach Argentinien.[296] Bis zum 8. März 2020 erhöhte sich die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in dem Land auf zehn.[291] Am 7. April wurden 1628 Infektionen aufgeführt.
Am 3. März wurde der erste Erkrankte aus Chile gemeldet; der 33-jährige Kinderarzt war am 25. Februar mit seiner Frau von einer einmonatigen Asienreise zurückgekehrt und hatte sich am 1. März mit hohem Fieber in die Notaufnahme eines Krankenhauses in Talca begeben.[297] Am 4. März wurde die erste SARS-CoV-2-Infektion in der Hauptstadt Santiago de Chile bekannt gegeben: Eine 56-jährige Ärztin aus dem deutschen Krankenhaus der Metropole erkrankte nach der Rückkehr von einer Reise nach Norditalien.[298][299] Bis zum 8. März erhöhte sich die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in dem Land auf acht, darunter neben Kontaktpersonen der beiden Ärzte in Talca und Santiago ein 20-Jähriger aus Puerto Montt, der am 3. März aus Spanien zurückgekehrt war, und eine 83-jährige Frau aus Las Condes, die Besuch von infizierten Verwandten aus New York erhalten hatte.[300][301]
Guyana
Bis 10. April wurden in Guyana 37 Infektionsfälle verzeichnet, sechs Erkrankte waren verstorben und acht als geheilt entlassen.[302] Eine Zivilschutzkommission beschloss Anfang April 2020 ein Unterstützungsprogramm für bestimmte Gemeinden. Zudem traten Ausgangsbeschränkungen in Kraft.
In Mexiko wurde am 2. März der erste Erkrankte als geheilt entlassen, ein 35-jähriger Mann aus Mexiko-Stadt, der Mitte Februar an einer Geschäftsreise nach Italien teilgenommen hatte. Insgesamt zählte Mexiko am 3. März fünf Infektionsfälle, die sich alle auf Italienreisen angesteckt hatten.[290][303] Bis zum 14. März erhöhte sich die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in dem Land auf 41.[304]
Paraguay
129 bestätigte Infektionen und sechs Todesfälle wurden bis 9. April 2020 verzeichnet. Neben einem Plan zur Förderung der heimischen Landwirtschaft wurde für die Osterwoche für die Hauptstadt Asunción eine Ein- und Ausreisesperre beschlossen. Am 8. April verkündete Präsident Mario Abdo Benítez, die Ausgangsbeschränkungen für die Bürger des Landes bis zum 19. April zu verlängern. Ausnahmen sind beispielsweise der Einkauf von Lebensmitteln oder Medikamenten.[305]
Bis zum 9. April 2020 wurden aus dem südamerikanischen Land 473 bestätigte Infektionen und 7 Todesfälle gemeldet. Zuvor hatte die Regierung Ausgangsbeschränkungen verhängt und Wahlen verschoben. Der oberste Gerichtshof erklärte, dass mit Ausnahme der dringendsten Fälle Gerichtsverhandlungen vorläufig ruhen würden. Am 8. April wurde verkündet, dass ab 22. April in 973 Schulen des Landes der Unterricht wiederaufgenommen werden solle.[306]
Im März 2020 wurden in Venezuela die ersten zwei Fälle bekannt, welche aus Spanien eingereist waren; am 14. März waren 8 zusätzliche Personen betroffen.[307] Das Virus erreichte damit ein Land, in dem schon unabhängig vom Virus im Januar 2020 von einem Zusammenbruch der medizinischen Versorgung die Rede war.[308]
Flüchtlingslager und marginalisierte Roma-Siedlungen
Besondere Sorge bereitet den Experten die mögliche Ausbreitung in Ländern mit unzureichenden Gesundheitssystemen, überfüllten Flüchtlingslagern und marginalisierten Elendssiedlungen, in denen in vielen Staaten insbesondere Angehörige der nationalen Minderheit der Roma leben müssen.[132][133] Beim Umgang mit der Risikogruppe von in Elendssiedlungen kumulierten Roma kommt ethnische Diskriminierung und daraus erfolgende Ungleichbehandlung erschwerend hinzu.[309][310][311] Insbesondere wird kritisiert, dass die Maßnahmen dem Schutz der Dominanzbevölkerung dienen und nicht dem der nationalen Minderheiten der Roma.[312][313]
Nationale und kooperative Maßnahmen zur Sammlung von Kontakt- oder Bewegungsdaten
Unter Coronavirus-Tracking-Apps versteht man mobile Apps, die zur Unterstützung der Kontaktverfolgung (Tracking) entwickelt wurden. Als Begründung für den Einsatz dieser Apps wird genannt, dass sie helfen sollen, die COVID-19-Pandemie einzudämmen. Es handelt sich um "Contact-Tracing-App"s[314]. Andere Bezeichnungen für das "Contact Tracing per Smartphone-Apps"[315] sind "Anti-Corona-Tracking-Apps", "Anti-Corona-Apps"[316] oder "Corona-Apps".[317]
In Südkorea konnte mit Hilfe von Coronavirus-Tracking-Apps sowie Massentests und der Isolierung von Erkrankten die Ausbreitung der Krankheit stark verlangsamt werden, ohne dass es zu einem Shutdown wie in Europa kam. Die Verfügbarmachung der Daten von Mobiltelefonen beruht dabei auf Freiwilligkeit.[318]
In Österreich ist eine freiwillige Tracking-App des Roten Kreuzes mit dem Namen „Stopp Corona“ in Anwendung.[319]
Einige weitere europäische Länder, in manchen Fällen auch mehrere Institutionen je Land, melden, dass sie Coronavirus-Tracking-Apps entwickeln.[320][321][322][323] Ein europäischer Gegenentwurf zu den in Asien genutzten Tracking-Technologien ist laut dem Spiegel eine Kooperation zwischen einer Vielzahl von Instituten, Organisationen und Unternehmen in ganz Europa.[324]
Die datenschutzorientierte Nichtregierungsorganisation NOYB aus Österreich hat auf GDPRhub Institutionen aufgelistet, die solche Apps entwickeln.[325][326]
Aus Singapur wurde bekannt, dass dort „jede App-Installation mit der Telefonnummer des Nutzers verbunden und somit identifizierbar“ ist.[327]Dies schaffe "weitreichende Überwachungsmöglichkeiten".[328] Die "contact-tracing app" namens "TraceTogether" steht als Open-Source-App weltweit frei zur Verfügung.[329][330] Die TraceTogetherApp aus Singapur arbeitet mit Bluetooth, was von Datenschützern als kritisch gesehen wird (siehe hierzu den Abschnitt "Unterschiedliche Bewertung und Kritik an Coronavirus-Tracking-Apps und anderweitiger Auswertung von Standortdaten").
So ergehen zum Beispiel in Deutschland auch Forderungen nach datensparsamen Lösungen, die möglich sind.[331]
Corona-Tracker des israelischen Spyware-Herstellers NSO-Group angeblich in rund 12 Staaten
Fraglich war bislang, ob all diese Tracking-Apps in den verschiedenen Ländern von Grund auf entwickelt wurden, oder ob sie auf anderweitig gelieferten Grundlagen aufbauen oder lediglich solche ihnen zur Verfügung gestellten Apps modifizieren. Mitte März 2020 wurde laut der US-Nachrichtenwebsite Bloomberg bekannt, dass ungefähr 12 Staaten einen „Corona-Tracker“ des israelischen Spyware-Herstellers NSO-Group „zu Testzwecken bereits im Einsatz“ hätten, verkauft werden solle die App dann an Gesundheitsministerien. Dieser Tracker werte „riesige Mengen historischer Standortdaten aus“.[332][333] Die NSO-Group machte laut der Deutschen Welle in der Vergangenheit mit Spy-Apps, die Whatsapp-Sicherheitslücken ausnutzen, auf sich aufmerksam.[334]
Eine Anfrage von Netzpolitik.org beim deutschen Gesundheitsministerium „[…] ob ihm die NSO Group den Einsatz der Software angeboten habe und inwiefern es diesen in Betracht ziehe“, sei bislang unbeantwortet geblieben.[335] Laut der Deutschen Welle musste in Deutschland Gesundheitsminister Spahn den umstrittenen Passus zum Handy-Tracking vorerst wieder aus dem Gesetz streichen. Die Gesundheitsbehörden erhalten vorerst keine geheimdienstlichen Befugnisse."[336]
Anderweitige Auswertung von Standortdaten
Auch ohne Tracking-Apps kann aufgrund der Ortungsmöglichkeiten von Smartphones und Mobiltelefonen und daraus abgeleiteten Mobilitätsdaten bereits überprüft werden, ob sich Bürger an die im Rahmen der Corona-Pandemie erlassenen Verordnungen halten, „ob die Bevölkerung sich“ beispielsweise „an die Empfehlungen halte, zuhause zu bleiben“. Lothar Wieler, der Präsident des deutschen Robert Koch-Instituts, erläutert hierzu, dass die hierfür notwendigen Informationen, Ortungen und Bewegungsdaten von der Telekom zur Verfügung gestellt werden: Man kann „kleinräumig und ziemlich aktuell nachzuvollziehen, wie sich bestimmte Maßnahmen, die zur Epidemiebekämpfung eingeführt worden sind, auch auswirken“.[337] Mit Mobilitätsdaten kann zum Beispiel tagesaktuell gemessen werden, "wie sich Menschen bewegen, und ob sie in den letzten Wochen ihr Verhalten verändert haben".[338]
Einige Länder wie Israel und Österreich verwenden netzwerkbasierte Standortverfolgung oder Standortdaten anstelle von Tracking-Apps. Dadurch entfällt sowohl das Herunterladen einer App als auch die Möglichkeit, die Verfolgung zu vermeiden.
Der ehemalige Datenschutzbeauftragte der Deutschen Bundesregierung, Peter Schaar, hält die Methode, „jeden Einzelnen jede Sekunde zu tracken“, für rechtlich problematisch. Dies sei in Deutschland „auch im Zweifel nicht zulässig“.[339]
Der Journalist Tomas Rudl beschreibt das ständige Tracking der persönlichen Standortdaten in Netzpolitik.org als „Holzhammermethode“.[340] In Israel habe eine Notstandsverordnung „dem Inlandsgeheimdienst Schabak die Mittel in die Hand“ gegeben, „ohne unabhängige richterliche Kontrolle die Standortdaten von sämtlichen israelischen Handynutzern auszuwerten. Sollte sich aus diesen ergeben, dass sich ein Nutzer für länger als zehn Minuten in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten hat, schickt das Gesundheitsministerium eine SMS mit der Aufforderung, sich in Quarantäne zu begeben. Die Einhaltung der Auflage soll ebenfalls vom Geheimdienst kontrolliert werden. Ob solche drakonischen und technikgestützten Ansätze letztlich gegen die Ausbreitung des Corona-Virus helfen,“ bleibe – so Tomas Rudl – „vorläufig offen“.[341]
Unterschiedliche Bewertung und Kritik an Coronavirus-Tracking-Apps und anderweitiger Auswertung von Standortdaten
Die Privacy der bislang bekannten Apps wird unterschiedlich bewertet; zudem sind die Apps auch unterschiedlich kritisch. Während sie in China oder Südkorea breit eingesetzt und von der Bevölkerung akzeptiert wird (wobei es in China hierbei keine freie Meinungsäußerung gibt) und es in Israel, „wo Geheimdienste und Überwachung vor allem als Schutz wahrgenommen werden“, laut der Deutschen Welle „wesentlich geringere Hemmschwellen“ gibt, „um Handy-Tracking zur Corona-Bekämpfung einzusetzen“, wird sie in Europa eher skeptisch betrachtet. Verschiedene Länder beachten in unterschiedlicher Weise einen Ausgleich von Datenschutz und Sicherheitsvorkehrungen.[342]
Contact Tracing als "Risikotechnologie"
Der Chaos-Computer-Club bezeichnet "Contact Tracing" als "Risikotechnologie".[343] "Grundsätzlich" wohne "dem Konzept einer 'Corona App' aufgrund der möglicherweise erfassten Kontakt- und Gesundheitsdaten ein enormes Risiko inne. Gleichzeitig" gebe "es breite Anwendungsmöglichkeiten für "Privacy-by-Design"-Konzepte und -Technologien, die in den letzten Jahrzehnten von der Crypto- und Privacy-Community entwickelt wurden. Mit Hilfe dieser Technologien" sei "es möglich, die Potenziale des "Contact Tracing" zu entfalten, ohne eine Privatsphäre-Katastrophe zu schaffen. Allein deshalb" seien "sämtliche Konzepte strikt abzulehnen, die die Privatsphäre verletzen oder auch nur gefährden. Die auch bei konzeptionell und technisch sinnvollen Konzepten verbleibenden Restrisiken müssen fortlaufend beobachtet, offen debattiert und so weit wie möglich minimiert werden."[344] Daher legte der Chaos-Computer-Club "10 Prüfsteine für die Beurteilung von 'Contact Tracing'-Apps" vor. Einer dieser Anforderungen sei, dass "IDs für 'Contact Tracing' über Drahtlostechnik (z. B. Bluetooth oder Ultraschall) ...nicht auf Personen zurückführbar sein" dürften und "häufig wechseln" müssten. Aus diesem Grund" verbiete "sich auch eine Verbindung mit oder Ableitung von IDs aus Kommunikationsbegleitdaten wie Push-Tokens, Telefonnummern, verwendeten IP-Adressen, Gerätekennungen etc."[345]
Auch die NGOReporter ohne Grenzen legte sieben "Mindestanforderungen an eine Corona-Tracking-App" vor, zum Beispiel dass der jeweilige Quellcode "von Anfang an als Open-Source-Software" veröffentlicht werden müsse.[346]
Der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink hat Besorgnis über die Auswirkungen der Massenüberwachung mit Coronavirus-Apps geäußert.[347] Auch zuvor Mitwirkende wie Gernot Beutel, Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der an der Entwicklung der Geohealth App beteiligt war, will „diese Entwicklung aus Gründen des Datenschutzes“ nicht weiterverfolgen.[348]
Der deutsche Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kelber, sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv hierzu: „Es gibt natürlich Grenzen, wo man auch nicht freiwillig auf Freiheitsrechte verzichten kann. Das ist eine ganz wichtige Säule unseres Rechtsstaats. Diese roten Linien haben wir aber noch lange nicht beim Kampf gegen die Pandemie erreicht.“ Er gibt zu bedenken: Auf die Frage „Wären Sie bereit auf Datenschutz zu verzichten, um sich oder andere vor dem Virus zu schützen?“ hätten „etwa 64 Prozent mit Ja“ geantwortet. Er stellt hierbei allerdings klar: „Ich halte die Frage für unfair, weil sie nicht konkret ist. Wenn ich fragen würde: ‚Sind Sie einverstanden, dass Sie nach einer Infektion im Radio mit Namen und Adresse genannt werden?‘, würden das viele als völlig unnötig ablehnen. Es geht um die Verhältnismäßigkeit.“[349]
Drosten hatte dagegen erwähnt, dass eine fiktive App für Mobilgeräte den Lockdown ersetzen könne, falls die App großflächig eingesetzt und akzeptiert werden würde.[350]
Kritisch gesehen werden können die App-Entwicklungen, die auf Bluetooth aufsetzen, sie erfordern, dass diese als unsicher bekannte Technologie permanent aktiviert ist, was bösartige Angriffe auf das Mobilgerät möglich macht.[351]
Auch wird die Frage gestellt, ob die zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie geschaffene Überwachungsinfrastruktur schnell oder überhaupt abgebaut wird, wenn die Bedrohung vorüber ist.[352] So wird Jonathan Klinger, Anwalt und Rechtsberater der Bewegung Digitale Rechte in Israel, in der taz wiedergegeben mit: „Sobald das System aufgebaut ist, ist es unwahrscheinlich, dass es schnell wieder abgebaut wird.“[353]
Internationale Maßnahmen
Internationale Gesundheitsnotlage, WHO-Maßnahmen
Am 30. Januar 2020 erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus das Vorliegen einer Notlage für die öffentliche Gesundheit von internationaler Tragweite (kurz „internationale Gesundheitsnotlage“). Ausschlaggebend hierfür war die Sorge um die mögliche Ausbreitung der Virusepidemie auf Länder mit einem schwach entwickelten Gesundheitssystem, insbesondere in Subsahara-Afrika. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation betonte ausdrücklich, dass die Gesundheitsnotlage nicht wegen der Lage in China erklärt worden sei. Die WHO habe weiterhin volles Vertrauen in die Fähigkeiten Chinas, die Epidemie im Land unter Kontrolle zu bringen.[354]
Am 11. und 12. Februar 2020 fand in Genf auf Einladung der Weltgesundheitsorganisation eine Konferenz statt, auf der sich über 400 Experten aus verschiedenen Fachgebieten zur Epidemie berieten. Es ging um den Austausch von Wissen über die Krankheit COVID-19 und das sie verursachende Virus SARS-CoV-2 sowie um die Festlegung zeitnaher Strategien, Impfstoffe und Behandlungsmethoden zu entwickeln.[355][356] In seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz am 15. Februar 2020 sagte Ghebreyesus, dass die chinesischen Maßnahmen halfen, die Weiterverbreitung der Epidemie auf andere Staaten zu verlangsamen. Er lobte die gute Zusammenarbeit der internationalen Forschergruppen und erklärte, dass Tests zur Diagnose des Virus sowie persönliche Schutzausrüstungen für medizinisches Personal an Staaten mit großem Bedarf verschickt wurden.[357] Im Situation Report – 29 der WHO vom 18. Februar 2020 wurde gemeldet, dass Testkits zur Labordiagnose von COVID-19 nach 56 Staaten verschickt wurden, ebenso wurden mehr als 12 Tonnen an persönlicher Schutzausrüstung an Staaten mit besonderem Bedarf in den Regionen Westpazifik, Südostasien und Afrika versandt.[4] Am 13. März 2020 berichtete der WHO-Generaldirektor, dass 1,5 Millionen Testkits nach 120 Staaten geliefert wurden und 28 weitere Staaten folgen würden, außerdem wurden Vorräte an persönlicher Schutzausrüstung für 56 Staaten bereitgestellt.[358] Die aktualisierte Meldung im Situation Report – 78 der WHO vom 7. April 2020 führte mehr als 900.000 Mund-Nasen-Schutzmasken, 62.000 N95-Masken, 1.000.000 Schutzhandschuhe, 115.000 Kittel, 17.000 Schutzbrillen und 34.000 Gesichtsschutzmasken auf, die an 133 Staaten versendet wurden.[4]
Der WHO-Generaldirektor erklärte laut Medienangaben am 24. Februar 2020, dass es sich bislang nicht um eine Pandemie handele, sondern um Epidemien in einzelnen Ländern, denn es gebe bislang keine unkontrollierte globale Ausweitung des Virus. Von einer Pandemie zu sprechen, würde Angst schüren, sei im Prinzip unerheblich und würde keine Menschenleben retten.[359]
Am 1. März 2020 gab die WHO eine Empfehlung für die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung heraus. Diese wurde durch die weltweite Knappheit an Schutzausrüstung motiviert, welche für Atemmasken bereits bestehe und für Kittel und Augenschutz absehbar sei. Darin wird empfohlen, pflegerische Tätigkeit mit Mund-Nasen-Schutz zu erledigen. FFP-2- und N95-Masken sollten länger und bei mehreren Patienten getragen werden, um Material zu sparen. Diese höherwertigen Masken sollten nur bei aerosolbildenden Eingriffen am Patienten zum Einsatz kommen. Der allgemeine Einsatz von Masken in der Bevölkerung wurde nur für pflegende Angehörige und Personen mit Atemwegsbeschwerden empfohlen.[360]
Forscher aus Hongkong veröffentlichten in der Fachzeitschrift The Lancet am 3. März 2020 eine gegenteilige Empfehlung. Das chinesische Modell mit weitreichenden sozialen Distanzierungsmaßnahmen inklusive Maskengebot im öffentlichen Raum für alle sei dem Modell der alleinigen Kontaktverfolgung und Quarantäne überlegen. Letzteres wurde von den Autoren als gescheitert bewertet. Panikkäufe träten in Ländern mit und ohne Maskengebot auf, und im Mangelfall seien improvisierte Masken oder die längere Verwendung über die eigentliche Tragedauer empfehlenswert. Dies solle helfen, die Übertragung durch beschwerdefreie Infizierte zu reduzieren. Die Autoren empfahlen den Entscheidungsträgern in den Ländern ohne Maskengebot, ihre Politik zu überdenken.[361]
Am 11. März 2020 stufte die WHO die Auswirkungen des Virus offiziell als Pandemie ein.[5] Im WHO-Bericht 53 vom 13. März 2020 wurde bekannt gegeben, dass der COVID-19 Solidarity Response Fund (COVID-19 Solidaritätsfonds) in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Vereinten Nationen und anderen Partnern eingerichtet wurde, um der Pandemie zu begegnen.[4] Ziel ist es, bis Ende April 675 Millionen US-Dollar zu sammeln, um Staaten mit besonderem Bedarf bei ihrem Einsatz gegen die Verbreitung von COVID-19 zu unterstützen.[362] Um Spenden für den COVID-19 Solidaritätsfonds zu sammeln und die Beschäftigten im Gesundheitswesen im weltweiten Einsatz gegen das neuartige Coronavirus zu würdigen, wurde zusammen mit der NGO Global Citizen für den 18. April das globale Live-Streaming- und TV-Ereignis “One World: Together At Home” („Eine Welt: Zusammen zuhause“) geplant. Kuratorin des Events ist Lady Gaga, es sollen Beiträge von internationalen Künstlern und führenden Gesundheitsexperten gesendet werden.[363][364]
Anfang April 2020 unterstützte die WHO sechs östliche Mitglieder der WHO-Europagruppe mit finanziellen Mitteln in Höhe von 140 Millionen Euro, davon stammten 30 Millionen Euro von der EU-Kommission. Die Mittel wurden für medizinische Ausrüstung, persönliche Schutzausrüstungen und Diagnosestests, sowie Schulungen für das medizinische und das Laborpersonal und Informationskampagnen in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Republik Moldau, Ukraine und Weißrussland verwendet.[365]
Bei einem Treffen der EU-Gesundheitsminister am 13. Februar 2020 in Brüssel wurde eine enge Zusammenarbeit beschlossen, um den Informationsaustausch, die Beschaffung persönlicher Schutzausrüstungen und notwendige Kapazitäten bei Behandlung und Diagnose von COVID-19 sicherzustellen. Es wurden finanzielle Mittel für die Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes bereitgestellt. EU-weit geltende Einreisebestimmungen wurden nicht vereinbart, allerdings wurde geplant, dass Reisende aus bestimmten Regionen zu ihren Kontakten mit Menschen aus den von der Epidemie betroffenen Gebieten befragt werden. Bei dem Treffen lehnte BundesgesundheitsministerJens Spahn nationale Alleingänge ab, ebenso das Fiebermessen von Einreisenden.[367]
Am 24. Februar gab die Europäische Kommission Hilfsinvestitionen in Höhe von 232 Millionen Euro bekannt. Die Gelder sind für die WHO, für Forschung, für Afrika und für Flüge für die Rückholung von EU-Bürgern bestimmt.[368]
Am 12. März beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), bis zum Jahresende für langfristige Kredite für Banken und den Aufkauf von Wertpapieren 120 Milliarden Euro bereitzustellen.[369] Eine Woche später kündigte die EZB an, bis Ende des Jahres mit weiteren Anleihekäufen im Umfang von 750 Milliarden Euro die Wirtschaft stabilisieren zu wollen.[370]
Die EU-Kommission verabschiedete am 16. März Leitlinien, in denen sie die Mitgliedstaaten aufforderte, bei Grenzkontrollen für einen möglichst ungehinderten Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt sowie für einen freien Grenzübertritt der im Gesundheits- und Nahrungsmittelsektor arbeitenden Pendler zu sorgen. EU-Bürgern, die durch ein anderes Land nach Hause wollen, solle die Durchreise erleichtert werden.[371]
Am 17. März 2020 beschlossen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ein sofort wirksam werdendes 30-tägiges Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürger.[372] Ausnahmen gibt es für Personen mit längerfristigem Aufenthaltsrecht in einem EU-Staat sowie Sonderregelungen für Staatsbürger von EFTA-Staaten und dem Vereinigten Königreich. Wer einen dringenden Einreisegrund habe (beispielsweise eine Beerdigung oder einen Gerichtstermin), müsse dafür die entsprechenden Nachweise mitführen.[373]
Die EU-Kommission kündigte am 20. März an, sie werde wegen der Corona-Krise die Haushaltsregeln lockern. Zum ersten Mal werde die allgemeine Ausweichklausel des EU-Stabilitätspakts aktiviert.[374] Das heißt, dass „nationale Regierungen so viel Liquidität wie nötig in die Wirtschaft pumpen können“.[375]
Anfang März kam es in einigen Ländern zu Exportsperren für Schutzausrüstung, insbesondere Atemmasken und Schutzkleidung, so in Deutschland[376][377] und Frankreich.[378] Dadurch wurden Lieferungen für schon stark betroffene Länder wie Italien, Schweiz oder Österreich, zurückgehalten.[379][380]
Die EU-Kommission musste eine Rüge wegen mangelnder Solidarität aussprechen.[381][382][383] Erst Mitte März konnte eine Einigung erzielt werden, die auf gemeinsame Beschaffung durch die Kommission und Exportbeschränkungen nur für EU-Drittländer hinausläuft.[381] China kündigte an, Europa mit inzwischen dort nicht mehr benötigtem Material zu versorgen.[384]
Bundeskanzlerin Merkel lobte die Initiativen der EU-Kommission, beispielsweise zur gemeinsamen Beschaffung von Schutzkleidung.[385]
In einem Video-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten am 26. März 2020 vertraten einige Teilnehmer die Position, dass die Staaten gemeinsam Anleihen für die Bekämpfung der Krise („Corona-Bonds“) ausgeben sollten. Es kam aber zu keiner Einigung auf eine gemeinsame Position zur Finanzierung von Krisenbewältigungsmaßnahmen.[386]
Der Präsident des Europäischen Forschungsrats Mauro Ferrari reichte aus Enttäuschung über die Reaktion der EU auf die Krise am 7. April 2020 seine Kündigung ein.[387]
Am 9. April beschloss die EU besonders von der Pandemie betroffenen Mitgliedstaaten Kredite des EurorettungsschirmsESM bis zur einer Höhe von 240 Milliarden zu gewähren, Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von 200 Milliarden Euro für Unternehmen bereitzustellen und ein Kurzarbeiter-Programm namens "Sure" mit einem Umfang von 100 Milliarden Euro aufzustellen.[388][389]
Flug- und Reiseverkehr
Internationale Fluggesellschaften wie Air France stellten am 23. Januar 2020 zuerst Direktverbindungen nach Wuhan,[390] später nach ganz China ein. US-amerikanische Fluggesellschaften strichen Flüge nach China bis Ende April aus ihrem Flugplan.[105]
Nach British Airways[391] und weiteren Fluggesellschaften gab die Lufthansa am 29. Januar 2020 bekannt, den Flugverkehr zwischen der Volksrepublik China und Deutschland bis zum 9. Februar einzustellen, auch mit den Töchtern Swiss und Austrian Airlines,[392] und verlängerte am 3. Februar die Einstellung des Flugbetriebs bis Ende Februar, für die Ziele Nanjing, Shenyang, Qingdao, Shanghai und Peking sogar bis Ende März.[393][266] Mitte Februar hatten etwa 70 Linien Flüge nach China eingestellt, weitere 50 eingeschränkt.[394]
Die Behörden in der Mongolei schlossen ab dem 27. Januar 2020 die Landesgrenze zur Volksrepublik für den Autoverkehr, mit schwerwiegenden Konsequenzen für den bilateralen Warenhandel. Ebenso bleiben Universitäten und Bildungseinrichtungen bis zum 2. März geschlossen. Für den gleichen Zeitraum sind öffentliche Veranstaltungen untersagt.[395][396]
Hongkong beabsichtigte, am 30. Januar 2020 die wichtigsten Transportwege, insbesondere den Schienen- und den Fährverkehr, von und zum Kernland China zu unterbrechen. Der Flugverkehr sollte reduziert und private Reisegenehmigungen vorläufig nicht mehr erteilt werden.[397] Am 5. Februar wurde bekanntgegeben, dass Einreisende vom chinesischen Festland 14 Tage in Quarantäne untergebracht werden; auch in Hongkong lebende Personen, die von Chinareisen zurückkehren.[398]
Nordkorea reagierte auf die Epidemie mit einer Zwangsquarantäne von einem Monat für alle über China einreisenden Ausländer. Nach Einschätzung der russischen Botschaft in Pjöngjang wurden von Nordkorea bisher (28. Januar 2020) keine Erkrankungsfälle gemeldet.[241]
Die Philippinen erteilen chinesischen Staatsbürgern zeitweilig keine Einreisevisa.[241] Am 31. Januar verkündeten die Behörden in Singapur, keine Besucher mehr ins Land zu lassen, welche die letzten vierzehn Tage in China waren. Den eigenen Staatsbürgern und Personen mit dauerhafter Aufenthaltserlaubnis werden die Einreise weiterhin gestattet. Es wird jedoch ein vierzehntägiges Fernbleiben vom Arbeitsplatz nach Aufenthalt in China empfohlen.[399]
Die International Air Transport Association (IATA; Dachorganisation der internationalen Luftfahrt) schätzte am 21. Februar 2020 die zu erwartenden wirtschaftlichen Verluste für den internationalen Luftverkehr auf ein Volumen von etwa 30 Milliarden US$, wovon 27,8 Mrd. US$ auf den asiatisch-pazifischen Raum und 1,5 Mrd. US$ auf die übrige Welt entfielen.[400]
Am 27. Februar 2020 gab Saudi-Arabien bekannt, keine Visa für die Kleine Pilgerfahrt mehr auszustellen. Ebenso werde allen Reisenden aus vom Virus betroffenen Staaten die Einreise verweigert.[401]
Laut dem Bericht Situation Report – 39 der Weltgesundheitsorganisation gab es am 27. Februar 2020 in 41 Mitgliedsstaaten Reisebeschränkungen, die mit dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung begründet wurden, darunter in 11 Staaten auch Beschränkungen, die gegen andere Länder als China gerichtet waren. In den meisten Fällen wurde entweder die Einreise von Personen aus der VR China oder anderen von der neuartigen Coronavirus-Epidemie betroffenen Staaten untersagt oder Quarantäne- bzw. Isolierungsmaßnahmen für die Eingereisten verfügt oder die Ausstellung von Visa eingestellt.[4]
Die British Airways strich Anfang März 2020 für den Zeitraum vom 17. bis 28. März wegen der verminderten Nachfrage Hunderte Hin- und Rückflüge in die USA sowie nach Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Irland und in die Schweiz.[402] Auch EasyJet[403] und Ryanair[404] kündigten an, zahlreiche Flüge nach Italien zu streichen. Die Lufthansa strich Flüge, forderte ihre Mitarbeiter auf, unbezahlten Urlaub einzureichen oder auch in Teilzeit die angebotene Arbeitsleistung zu reduzieren; außerdem prüfte sie die Möglichkeit, bei der Bundesagentur für ArbeitKurzarbeit anzumelden.[405]
Seit dem 6. März 2020 besteht ein weitgehendes Einreiseverbot in Israel für Einreisende aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Spanien. Einreisen darf nur noch, wer eine Adresse in Israel nachweisen kann, an der er sich einer zweiwöchigen häuslichen Quarantäne unterziehen kann. Dieselbe Regelung galt bereits für Reisende aus Italien sowie aus mehreren asiatischen Ländern, darunter China und Thailand.[406]
Am 6. März 2020 schloss Bhutan seine Grenze für sämtliche touristischen Reisen von Ausländern.[407]
Passagiere berichteten von fast leeren Flugzeugen, Fluggesellschaften gaben No-show-Anteile von bis zu 50 % an. Fluggesellschaften drängen auf eine Änderung der Vorgabe, der zufolge sie 80 % ihrer Start- und Landerechte an wichtigen Drehkreuzen wahrnehmen müssen, um sie nicht zu verlieren.[408]
El Salvador hat am 8. März 2020 einen Einreisestopp für Reisende aus Deutschland, Frankreich, Italien, Iran und Südkorea erlassen. Nur salvadorianische Staatsbürger und Diplomaten dürfen aus diesen Ländern noch einreisen, werden aber für 30 Tage unter Quarantäne gestellt.[409]
Österreich erließ am 10. März 2020 einen Einreisestopp für aus Italien kommende Nichtösterreicher. Transitverkehr nach beispielsweise Deutschland ist weiterhin möglich, jedoch muss Österreich ohne Halt durchfahren werden. Der Flug- und der Bahnverkehr nach Italien werden eingestellt.[410] Mitte März 2020 verhängten mehrere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union unabhängig voneinander Grenzschließungen oder Grenzkontrollen, die somit das Schengener Abkommen außer Kraft setzten, als Folge gab es an den innereuropäischen Grenzen kilometerlange Staus. Dadurch kamen Lkw mit Warentransport verspätet an ihrem Ziel an. Die Europäische Kommission forderte die Mitgliedsstaaten auf, für einen möglichst freien Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt zu sorgen.[411]
Am 19. März wurde publik, dass die Lufthansa aufgrund der von vielen Ländern verhängten Einreisestopps 95 % aller Flüge streicht.[417] Am 21. März gab Kuba einen sofortigen Einreisestopp für Ausländer bekannt.[418]
Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate gab am 23. März 2020 bekannt, alle Passagierflüge zum 26. März für mindestens zwei Wochen einzustellen. Nachdem Emirates bereits am 25. März alle Passagierflüge einstellte, folgte nun auch Etihad Airways.[419][420]
Am 24. März stellte Ryanair den Flugbetrieb für mindestens zwei Monate ein.[421]
Kreuzfahrt
Betriebseinstellungen
Folgende Kreuzfahrtreedereien haben ihren Betrieb vorübergehend eingestellt (Auswahl):[422]
Das Kreuzfahrtschiff World Dream mit über 3700 Menschen wurde am 5. Februar 2020 vor Hongkong unter Quarantäne gestellt, nachdem ein Gast bei seiner Ankunft positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden war. Die Passagiere durften nach viertägiger Quarantäne am 9. Februar 2020 das Schiff verlassen.[424]
Diamond Princess
Die Diamond Princess wurde am 5. Februar 2020 mit rund 3600 Passagieren und Crewmitgliedern an Bord im Hafen von Yokohama bis zum 19. Februar unter Quarantäne gestellt. An Bord des Schiffes befanden sich zehn deutsche Staatsangehörige,[105] darunter zwei mit SARS-CoV-2-Befund.[133] Infizierte Personen wurden zur Behandlung auf Krankenhäuser in Yokohama und Umgebung verteilt.[425][426] Am 13. Februar wurden nach Medienangaben 219, darunter 15 Mitglieder der Besatzung und ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden, positiv getestet.[427] Die Zahl stieg bis um Ende der Quarantäne am 19. Februar auf 542.[4] Bis zum 3. März wurden der WHO insgesamt 706 Infizierte an Board des Schiffes gemeldet, es gab insgesamt sechs Todesfälle und 32 Kritische Fälle.[4][428]
Am 12. Februar 2020 begannen die japanischen Behörden, gesundheitlich angeschlagene Passagiere von Bord zu lassen; positiv Getestete kamen auf eine Isolierstation, negativ Getestete konnten in eine Quarantänestation gebracht werden.[429] Fünf Tage später wurde ein großer nicht infizierter Anteil der etwa 400 US-amerikanischen Passagiere in die USA in Quarantäne zurückgeholt. Weitere Staaten, beispielsweise Australien, Großbritannien, Italien, Kanada, Südkorea und Hongkong, kündigten an, ihre Bürger in die Heimat zurückzuholen.[425][430] Die US-amerikanische Seuchenkontrollbehörde CDC verhängte zum Schutz der öffentlichen Gesundheit der USA am 18. Februar eine Einreisebeschränkung, die alle Personen betraf, die sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes aufgehalten hatten. Nachdem sie das Schiff verlassen hatten, mussten sie zwei Wochen warten, bevor sie einreisen durften, dies betraf mehr als 100 US-Bürger. Bereits zurückgekehrte Personen mussten in den USA in Quarantäne bleiben.[431] Ab dem 19. Februar wurde es Personen, deren Test nicht positiv war, gestattet, die Diamond Princess zu verlassen. Wer engen Kontakt mit später positiv getesteten Personen hatte, durfte das Schiff zunächst nicht verlassen.[425] Drei Tage später wurden mehr als 100 Passagiere (Kontaktpersonen) an Land in eine Quarantäneeinrichtung gebracht.[139] In den darauffolgenden Tagen meldeten einige Nationen positive Virustests bei zurückgekehrten Passagieren, darunter Israel, Japan und Australien.[432][433][139] Am 22. Februar landeten die deutschen Ex-Passagiere auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel, sie sollten noch zwei Wochen in häuslicher Isolierung verbringen.[434] Der Kapitän verließ am 2. März 2020 als letzter Ausgeschiffter die Diamond Princess.[435]
Der an der Universität Kōbe arbeitende Infektiologe Kentarō Iwata kritisierte nach einer Inspektion des Schiffes die japanischen Gesundheitsbehörden und warf ihnen Fehler im Management der Quarantäne vor. Beispielsweise hatte es keine Aufteilung in „grüne“ (virusfreie) und „rote“ (möglicherweise kontaminierte und damit nicht sichere) Zonen gegeben, ebenso wenig gab es Regeln zum Tragen eines Mundschutzes. Seine Kritik erreichte als Video auf YouTube große Aufmerksamkeit in Japan und führte unter anderem zu einer Anfrage der Opposition im Parlament an den Gesundheitsminister Katsunobu Katō.[436][137] Der US-amerikanische Infektiologe Anthony Fauci, Direktor des US-amerikanischen NIAID, wertete aufgrund der hohen Infektionszahlen die Quarantänestrategie an Bord des Schiffes als gescheitert.[437] Die US-amerikanische Seuchenkontrollbehörde CDC bewertete dies ähnlich und warnte davor, dass die Entlassung der Passagiere ein Risiko für die Ausbreitung des Virus darstellte.[431]
Westerdam
Die Westerdam durfte, obwohl es keine bestätigten Fälle gab, in der ersten Februarhälfte mehrere Häfen in verschiedenen Staaten Südostasiens nicht anlaufen, bevor sie die Erlaubnis Kambodschas erhielt.[105] Nachdem viele Passagiere ab dem 14. Februar 2020 von Bord gegangen waren, wurde einen Tag später bei einer US-Staatsbürgerin bei ihrer Weiterreise in Malaysia das Virus bestätigt.[430] Auf dem Schiff hielten sich danach noch 236 Passagiere und 747 Besatzungsmitglieder auf, die auf dem Schiff verbleiben mussten; bei seiner Ankunft waren es 1455 Passagiere und 802 Besatzungsmitglieder gewesen.[438] Alle Personen, die das Schiff bereits verlassen haben, sollen nun aufgespürt und getestet werden; wer bereits weitergereist ist, soll am Zielort von den örtlichen Gesundheitsbehörden kontaktiert werden.[439] Thailand veranlasste ein Einreiseverbot für Passagiere der Westerdam.[430] Nach Angaben der Reederei befanden sich 57 deutsche Staatsbürger an Bord.[430] Am 18. Februar kehrten zwei von ihnen nach Brandenburg zurück, sie waren ohne Symptome und mussten in häuslicher Isolierung bleiben.[245] Dies entspricht der Empfehlung des Robert Koch-Instituts, Mitreisende auf dem Kreuzfahrtschiff als Kontaktpersonen einzustufen.[440]
Grand Princess
Am 7. März 2020 wurde bekannt, dass es eine Reihe von Infektionsfällen an Bord der Grand Princess gab; das Kreuzfahrtschiff lag seit dem 4. März 2020 vor San Francisco, Kalifornien, USA. Auf der Grand Princess befanden sich 3.533 Menschen, bei 19 Crewmitgliedern sowie zwei Passagieren verlief der Test auf das Coronavirus positiv.[441] Die Reederei Princess Cruises teilte mit, dass Passagiere aus dem US-Bundesstaat Kalifornien dort in einer Klinik getestet und gegebenenfalls isoliert werden sollen, für weitere Passagiere soll dies in anderen Bundesstaaten erfolgen. Die Besatzungsmitglieder sollen an Bord unter Quarantäne gestellt und behandelt werden.[442] Am 9. März 2020 durfte die Grand Princess im Hafen von Oakland anlegen.[443]
Costa Magica
Am 11. März 2020 wurde bekannt, dass sich auf der Costa Magica vier Gäste mit grippeähnlichen Symptomen befinden.[444] Daraufhin wurde das Schiff 6 Meilen vor der Küste von Martinique unter Quarantäne gestellt. Am 13. März 2020 hat sich der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus bei einem Gast und einem Besatzungsmitglied bestätigt.[445]
Zaandam
Die Zaandam legte am 5. März 2020 in Buenos Aires ab. Es kam zu Krankheitsfällen und Todesfällen. Die Rotterdam übernahm bis 3. April 2020 von der Zaandam etwa 1400 Menschen, die offenbar gesund waren. 450 Passagiere und 602 Besatzungsmitglieder, darunter 193 Passagiere mit grippeartige Symptomen, verblieben auf der Zaandam. Floridas Gouverneur Ron DeSantis prüfte daraufhin, ob der die beiden Schiffe in den Hafen von Fort Lauderdale einlaufen lasse.[446]
Artania
Am 3. April 2020 wurde der Tod eines deutschen Passagiers in einer Klinik der Stadt Perth gemeldet. Er gehörte zu den Passagieren, die auf dem Kreuzfahrtschiff Artania festsaßen.[447]
Weitere Kreuzfahrtschiffe
Auf weiteren Kreuzfahrtschiffen harrten mit Stand 5. April 2020 mehrere zigtausend Menschen noch aus.[448]
Evakuierungen
Nach Einschätzung des pakistanischen Außenministeriums hielten sich im Januar 2020 etwa 500 Studenten aus Pakistan in Wuhan auf. Zudem gibt es in der Stadt Studenten aus Afghanistan.[449]
Der japanische Premierminister bereitete die Rückholung von Japanern aus Wuhan mit Charterflügen vor. Deren Personenzahl wurde auf etwa 650 geschätzt. Am Abend des 28. Januar 2020 landete das erste japanische Passagierflugzeug im Rahmen der Evakuierungsaktion für japanische Staatsbürger auf dem Flughafen von Wuhan. Es brachte Hilfsgüter und medizinisches Fachpersonal. Von den sich in der Provinz Hubei aufhaltenden Japanern sind etwa 200 Personen in der ersten Rückholaktion eingeplant. Ziel des Rückflugs ist der Flughafen Tokio-Haneda.[449][450] Japan brachte mit dem ersten Flug 206 Personen zurück. Der japanische Premierminister Shinzō Abe begründete die entschlossene Aktion damit, dass es die „größte Verantwortung“ der Regierung sei, ihre Bürger zu schützen und eine „angemessene Gesundheitsversorgung“ zu gewähren.[451][452]
Nach einer Meldung von Akipress am 28. Januar hat die Regierung Kasachstans Vorbereitungen getroffen, um 61 kasachische Studenten mittels eines Charterflugs aus Wuhan unter Betreuung von eigenem ärztlichen Personal zu evakuieren. Die Genehmigung der chinesischen Stellen für diesen Flug wurde beantragt.[453]
Die Evakuierung des US-amerikanischen Konsulatpersonals aus der Stadt und weiterer Bürger war für den 28. Januar 2020 per Flugzeug vorgesehen und verschob sich auf den Folgetag.[454][449][455] Zunächst soll dieser Flug zum Ted Stevens Anchorage International Airport in Alaska führen, wo das Flugzeug auftanken kann. Die Passagiere sollen in ein nicht öffentliches Terminal geleitet werden. In dessen Gebäudetrakt befindet sich ein eigenes Ventilationssystem, und zudem ist das North Terminal von den anderen Flughafenbereichen isoliert. Das örtliche Providence Alaska Medical Center ist mit 30 Unterdruck-Quarantänezimmern zur Aufnahme von Verdachtspatienten vorbereitet.[456] Die Passagiere werden hier von Spezialisten der Centers for Disease Control and Prevention untersucht und können in unbedenklichen Fällen über den Ontario International Airport im San Bernardino County in die Vereinigten Staaten weiter einreisen.[457]
Indische Behörden gaben am 26. Januar 2020 bekannt, dass sie jegliche Möglichkeiten zur Evakuierung von über 250 Staatsbürgern, von denen die meisten Studenten sind, gemeinsam mit chinesischen Stellen prüften. Die indische Botschaft in China verzeichnete eine große Zahl von Anrufen auf drei Hotline-Anschlüssen. Evakuierungspläne gibt es von Frankreich und Russland. Chinesische Gesundheitsexperten gehen von einer immer stärker werdenden Fähigkeit des Virus zur Ausbreitung aus.[458] Chinesische und US-amerikanische Gesundheitsexperten vertreten gemeinsam die Auffassung, dass die noch ansteigende Übertragung auch ohne äußerliche Anzeichen erfolgen kann.[454][459]
Nach Angaben des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sind fünf Schweizer Bürger sowie drei chinesische Familienangehörige am 2. Januar 2020 auf einem Militärflugplatz nahe Marseille gelandet. Das EDA hatte die freiwillige Ausreise dieser Personen in Kooperation mit der französischen Regierung organisiert. Zwei weitere eingeplante Passagiere hatten kurz vor dem Abflug entschieden, vor Ort zu bleiben. Die acht Ausgeflogenen werden für 14 Tage in Südfrankreich unter Quarantäne gestellt.[460]
102 deutsche Staatsbürger und 26 Angehörige von ihnen, die alle beim Abflug symptomfrei waren, wurden am 1. Februar 2020 von der Flugbereitschaft der Bundeswehr aus der Region Wuhan nach Frankfurt am Main evakuiert. Sie wurden nach der Rückkehr für 14 Tage in der Südpfalz-Kaserne in Germersheim (Rheinland-Pfalz) in Quarantäne untergebracht. Am 2. Februar wurde bei zwei Passagieren das Coronavirus festgestellt.[461] Zur Verringerung eines eventuellen Infektionsrisikos wurden die in Germersheim unter Quarantäne gestellten Personen in vier Gruppen unterteilt, und jeder Gruppe wurden für den Ausgang innerhalb der Kaserne eigene Zeitfenster zugeteilt.[462] Die beiden am Coronavirus erkrankten Wuhan-Rückkehrer wurden von der Kaserne in Germersheim zur Behandlung in das Universitätsklinikum Frankfurt verlegt, später wurden sie gesund entlassen.[463] Die aus Wuhan evakuierten Personen wurden während ihrer Quarantäne in Germersheim von 22 DRK-Mitarbeitern, die sich für diesen Einsatz freiwillig gemeldet hatten, betreut. Am 17. Februar 2020 konnten sie alle gesund das Kasernengelände verlassen.[463]
Anfang Februar wurden mit einer Maschine der Air New Zealand 190 Menschen aus Wuhan evakuiert. Nur 54 davon waren Neuseeländer, 44 waren chinesische Staatsbürger, die in Neuseeland leben. Dazu kamen 35 Australier, 12 Chinesen aus Australien, 8 Briten, 17 Osttimoresen, je 5 Menschen aus Samoa und Papua-Neuguinea, 4 aus Tonga, 2 aus Fidschi und je 1 Staatsangehöriger von Kiribati, Mikronesien, Niederlande und Usbekistan. Alle Evakuierten, außer den Australiern, wurden zur Quarantäne nach Whangaparāoa auf einer Halbinsel im Norden von Auckland gebracht. Die Australier wurden weiter nach Australien geflogen.[464] Die 17 Osttimoresen konnten am 21. Februar in ihre Heimat zurückkehren.[465]
Am 9. Februar wurden 16 Erwachsene und 4 Kinder – Deutsche und ihre Familienangehörigen – aus Wuhan über den Flughafen Berlin-Tegel in ein Gebäude auf dem Gelände der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin-Köpenick gebracht. Sie waren symptomfrei und wurden unter eine 14-tägige Quarantäne gestellt. Die einen Tag später vorliegenden Laborergebnisse zeigten, dass bei ihnen das SARS-CoV-2 nicht nachweisbar war, der Test auf das Coronavirus wurde vorsichtshalber alle vier Tage wiederholt.[466]
Am 21. Februar wurden 15 weitere Deutsche aus der Provinz Hubei nach Stuttgart zurückgeholt. Der Test auf das Virus war bei ihnen in China negativ ausgefallen. Vorsichtshalber wurden sie für 14 Tage in einem Hotel unter Quarantäne gestellt.[467]
Weltbank
Die Weltbank legte ein Hilfspaket von zwölf Milliarden US-Dollar auf, das Entwicklungsländer beim Kampf gegen das Coronavirus unterstützen soll. Rund vier Milliarden US-Dollar stammen aus bestehenden Programmen.[468]
Die Weltbank hatte im Jahr 2017 Pandemie-Fonds (Pandemic Emergency Financing Facility, PEF) als Versicherungsmarkt für weltweite Pandemierisiken eingeführt, in Zusammenarbeit mit den Rückversicherern Swiss Re, Munich Re und GC Securities. Es wurden Anleihen in Höhe von insgesamt 320 Millionen US-Dollar ausgegeben.[469] Diese werfen jährlich hohe Zinsen ab, im Gegenzug verlieren Anleger ihre Einlage zum Teil oder auch in Gänze, falls die Bedingungen für eine Pandemie erfüllt sind. Das Geld wird dann zur Finanzierung der Krisenreaktion verwendet.[470][471] Dies geschieht laut Medienberichten 84 Tage nach einem entsprechenden Lagebericht der WHO. Teils ist es selbst für gut informierte Investoren schwer einzuschätzen, wann der Pandemiefall eintritt.[470] Die Anleihe, die nicht an öffentlichen Börsen gehandelt wird, verlor im Zuge der Corona-Epidemiekrise stark an Wert.[472] Experten betonen, dass die Summe klein ist im Vergleich der Gesamtheit der liquiden Mittel der Weltbank in Höhe von zehn Milliarden Dollar.[470]
Die nationalen Rotkreuzgesellschaften arbeiten als nationale Hilfsgesellschaften in enger Zusammenarbeit mit Behörden für die Bekämpfung des Virus.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) setzt sich unter anderem in Italien, Spanien, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Norwegen und Griechenland für gefährdete Bevölkerungsgruppen ein.[474] In Italien unterstützen etwa 30 MSF-Mitarbeiter Krankenhäuser, Pflegeheime und Patienten und helfen Hausärzten und Gesundheitsfachleuten bei der Umsetzung häuslicher Isolierung (Stand: 27. März 2020).[474] In Spanien richtete MSF temporäre Spitale ein, wo Patienten mit moderaten Beschwerden behandelt werden können, um Notaufnahmen und Intensivstationen zu entlasten, und berät zum Schutz von medizinischem Personal und älteren Menschen.[474][475] In Frankreich unterstützt MSF die örtlichen Gesundheitsbehörden bei der Diagnose und Behandlung von Infektionen in gefährdeten Bevölkerungsgruppen, insbesondere unter Migranten und Obdachlosen.[474][476]
In mehreren Staaten zugleich kam es zu Engpässen, die nicht kurzfristig durch Produktionserhöhungen und -umstellungen kompensiert werden konnten. Der Mangel an medizinischer Schutzkleidung, insbesondere auch an Atemschutzmasken, sowie an Mund-Nasen-Schutz für medizinische Fachkräfte und für die Allgemeinheit sowie an Desinfektionsmitteln wurde zu einem Faktor, den die Regierungen bei der Abwägung der Optionen miteinkalkulieren mussten. Teilweise griffen Regierungen direkt in Produktionsentscheidungen und Lieferketten ein. Außerdem kam es, zeitlich und örtlich begrenzt, zu weiteren Engpässen, etwa bei bestimmten Lebensmitteln und Sanitärprodukten.
Die COVID-19-Pandemie hatte weitreichende Auswirkungen auf die Ökonomie, die sich zunächst in China und Asien, später weltweit bemerkbar machten.
Die Quarantäne ganzer Regionen oder Ausgangsbeschränkungen der Bevölkerung wirkten sich auf die Versorgungslage aus[477] und führten im Einzelhandel mitunter zu Hamsterkäufen haltbarer Lebensmittel und Toilettenpapier.[478] Ebenfalls waren Dienstleistungsbranchen wie Tourismus, Gastronomie oder Unterhaltungseinrichtungen betroffen, die starke Umsatzeinbußen verzeichneten.[477] Die Unterbrechung länderüberschreitender Lieferketten führte zu zumindest zeitweisen Produktionsstopps.[477] Im März 2020 kam es an den Aktienmärkten vieler Staaten zum Börsencrash.[479] Die Wirtschaftskrise im Jahr 2020 wurde in den Medien auch als Coronarezession bezeichnet.
Die COVID-19-Pandemie hatte weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitswelt und Schule. Viele Menschen arbeiteten von zu Hause (Homeoffice), es kam aber auch zur Kurzarbeit oder Entlassung von Arbeitnehmern. Hinzu kamen regionale oder landesweite Schulschließungen. Die COVID-19-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf das soziale Miteinander, beispielsweise kam es nach dem Aufruf zum social distancing zu Ovationen an Fenstern und Balkonen als Dank an das medizinische Personal.
Teils kam es aber auch zu Diskriminierung und Ausgrenzung von Personen, von denen lediglich vermutet wurde, sie könnten das neuartige Coronavirus übertragen. Die Pandemie hat teils auch psychologische Folgen, etwa Ängste und zwischenmenschliche Probleme. Aufgrund der neuartigen Krankheit COVID-19 und des Virus SARS-CoV-2 kursieren vor allem im Internet viele Falschinformationen und Verschwörungstheorien.
Die Ausbreitung der Pandemie hatte wegen der zunehmenden Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivitäten und der individuellen Mobilität positive Folgen für die Umwelt.
Die Coronavirus-Epidemie führte einerseits zu drastischen Einschränkungen des akademischen Austauschs, andererseits aber auch zu einem schnellen, intensivierten internationalen Austausch von Informationen und Forschungsergebnissen, insbesondere zum Virus SARS-CoV-2, zum Krankheitsverlauf von COVID-19 und zur Epidemiologie.[357] Anfang Januar 2020 wurde die Entschlüsselung des Erbguts des in Wuhan isolierten Virus veröffentlicht, gefolgt von der Entschlüsselung weiterer Genomsequenzen.[480] Noch im Januar wurden Nachweisverfahren verfügbar; diese sind auf der Website der WHO abrufbar.[481] Intensiv wird zudem an der Entwicklung von Impfstoffen, Therapeutika und Tests geforscht.
Seit dem 22. Januar 2020 stellt das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) Echtzeit-Informationen über den Verlauf der Epidemie online bereit, mit Angaben zu bestätigten COVID-19-Fällen, Todesfällen und Gesundeten in allen betroffenen Staaten (vergleiche Weblinks).[39]
In nahezu allen betroffenen Ländern, insbesondere aber in solchen mit Quarantänemaßnahmen oder anderen Ausgangsbeschränkungen beziehungsweise Kontaktverboten sind kulturelle Veranstaltungen, wie Theater, Konzerte, Kino, Museumsbesuche, Besichtigungen nahezu ganz zum Erliegen gekommen. Hierzu zählen auch Kirchweihen, Jahrmärkte, Stadt- und Dorffeste. Zahlreiche Kinostarts wurden verschoben, Preisverleihungen und Festivals abgesagt.
Wegen der Pandemie wurden zahlreiche Sportveranstaltungen abgesagt oder verschoben, zunächst waren Veranstaltungen in China, später in Asien und mit Verlauf der Pandemie weltweit betroffen.
Prominente Verstorbene
Statistiken und Modellrechnungen zur Epidemie
Die täglichen WHO-Berichte beinhalten die aus den Mitgliedsstaaten gemeldeten Fallzahlen, dadurch kommt es zu einer zeitlichen Verzögerung. Das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) an der Johns Hopkins University entwickelte eine alternative Sammlung der durch örtliche Stellen gemeldeten Fälle und Präsentation der Daten per als Dashboard bezeichneten Online-Tool.[39]
Diese Zahlen unterliegen einem größeren Vorbehalt als die an anderer Stelle gezeigten Daten der WHO, mehr Informationen dazu finden sich im Abschnitt Genesung.
Bestätigte Tote und Übersterblichkeit
Experten verweisen darauf, dass Zahlen zu Todesfällen nach der Definition der WHO auch insofern unsicher sind, als in Fällen einer Coronavirusinfektion diese wie bei allen Atemwegserkrankungen nicht notwendigerweise die finale Todesursache sein müsse. Dies könne man vielfach nur anhand der Ergebnisse einer Autopsie unterscheiden.[487] Um diese Unsicherheiten bei der Bewertung der Schwere einer Seuche zu berücksichtigen, wird neben der Anzahl der Toten, die nach den Falldefinitionen bestätigt infiziert waren (siehe auch oben Abschnitt Vergleich mit Influenza (Grippe)), die Übersterblichkeit festgestellt,[488] was jedoch erst nachträglich möglich ist. Die Problematik der Zuordnung der Todesarten ist ein bekanntes Problem, so berücksichtigt die Schweiz beispielsweise traditionell in den statistischen Auswertungen von Sterblichkeiten nur eine Hauptdiagnose, obschon laut Neue Zürcher Zeitung „bei fast 90 Prozent aller Todesfälle mehr als eine Diagnose verzeichnet“ werde. Die Todesursachenstatistik sei zudem arbeitsintensiv, bisher von geringer Priorität und würde daher mit großer Verzögerung erstellt; im Dezember 2019 seien die Daten für 2017 veröffentlicht worden. Bereits Anfang April 2020 konnte jedoch das Eintreten einer Übersterblichkeit für die Woche vom 16. bis zum 22. März auf Grund der COVID-19-Pandemie festgestellt werden.[489] Anfang April berichtet Der Spiegel über die Datenlage der EuroMOMO (European Monitoring of Excess Mortality for Public Health Action), das wöchentliche Bulletins über die Gesamtsterberaten seiner 24 europäischen Partnerländer bzw. -regionen veröffentlicht.[490] Danach sei noch in der 13. Kalenderwoche in der Gesamtstatistik aller erfassten Länder kaum ein Ausschlag zu sehen. Die Zahlen müssten jedoch wegen verzögerter Meldungen vorsichtig interpretiert werden. Trotz dieser Unsicherheiten sei für die 14. Woche ein deutlicher Ausschlag von 10.000 Toten, also 70.000 statt der zu erwartenden 60.000 Toten, zu erkennen. Der Anstieg gehe hauptsächlich auf vier Staaten mit durch die Corona-Pandemie in Teilen zusammengebrochener Gesundheitsversorgung zurück (Italien, Frankreich, Spanien und England). Deutlich erhöht sei die Sterblichkeit auch in der Schweiz und in den Niederlanden. euroMOMO fasst die Statistik der 14. Kalenderwoche wie folgt zusammen:
“The latest pooled estimates from the EuroMOMO network show a marked increase in excess all-cause mortality overall for the participating European countries, related to the COVID-19 pandemic. This overall excess mortality is driven by a very substantial excess mortality in some countries, primarily seen in the age group of 65 years and above, but also in the age group of 15-64 years.”
„Die jüngsten zusammengefassten Schätzungen des EuroMOMO-Netzwerks zeigen einen deutlichen Anstieg der überhöhten Gesamtsterblichkeit in den teilnehmenden europäischen Ländern im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Diese generelle Übersterblichkeit wird in einigen Ländern durch eine sehr starke Übersterblichkeit verursacht, die vor allem in der Altersgruppe der über 65-Jährigen, aber auch in der Altersgruppe der 15-64-Jährigen auftritt.“
– euroMOMO: European mortality bulletin week 14, 2020[490]
Anmerkungen zu den Daten und Falldefinition der WHO
Die WHO gibt täglich einen Coronavirus disease 2019 (COVID-19) Situation Report heraus, der alle der WHO bis um 10 Uhr Mitteleuropäische Zeit des jeweiligen Tages von den Mitgliedsländern neu gemeldeten Fälle der letzten 24 Stunden beinhaltet. Die jeweiligen WHO-Mitglieder sind für die Angaben verantwortlich. Seit dem Report — 39 vom 28. Februar 2020 beinhaltet die Liste der Staaten einen Eintrag, wie viele Tage seit dem letzten gemeldeten Fall vergangen sind.[4] So lag der letzte gemeldete Fall für Kambodscha am 28. Februar bereits 32 Tage zurück. Zum Report – 49 am 9. März hatten die USA seit zwei Tagen keine Fälle mehr gemeldet, wodurch der Stand bei 213 Fällen und 11 Toten verblieb, obwohl andere Quellen viel höhere Zahlen gemeldet hatten, unter anderem Johns Hopkins CSSE: 605 Infizierte und 22 Tote, siehe unten Abschnitt Weblinks. Die WHO führt Taiwan, das kein WHO-Mitglied ist, als Region Chinas, weist dies aber seit dem Report — 56 vom 16. März 2020 nicht mehr in den Reports aus, sondern nur noch auf ihrem Dashboard Novel Coronavirus (COVID-19) Situation.[491]
Am 6. Februar 2020 wurden innerhalb der Volksrepublik China zum ersten Mal seit dem 24. Januar weniger neu infizierte Menschen erfasst als am Vortag. Medienberichte führten dies darauf zurück, dass die chinesische Nationale Gesundheitskommission am 7. Februar eine geänderte Definition für einen „bestätigten Coronavirus-Fall“ vorgab. Demnach sollten Personen, bei denen das SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, die aber keine Krankheitssymptome zeigen, nicht mehr als bestätigter Fall angesehen werden. Es war unklar, ob diese geänderte Zählweise bereits angewendet worden war.[492][493] Sie widersprach der Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation:
“Confirmed case: A person with laboratory confirmation of 2019-nCoV infection, irrespective of clinical signs and symptoms.”
„Bestätigter Fall: Eine Person mit durch Labortests bestätigter 2019-nCoV-Infektion (Anmerkung: später als COVID-19 bezeichnet), ungeachtet klinischer Anzeichen und Symptome.“
– WHO: Global Surveillance for human infection with novel coronavirus (2019-nCoV)[494]
Vom 13. Februar bis 19. Februar 2020 änderte die chinesische Gesundheitskommission erneut die Kriterien, somit ergab sich am 13. Februar allein für Hubei mit 14.000 neuen Fällen die höchste Zahl an Neuinfektionen. Nach der neuen Definition konnten Ärzte in der Provinz Hubei aufgrund ihrer Diagnose einen „bestätigten Coronavirus-Fall“ melden, wenn mehrere Faktoren wie Computertomographie (CT) der Lungen, andere Symptome und ein epidemiologischer Zusammenhang mit anderen Fällen zutrafen, unabhängig vom Nachweis des Virus im Labor.[105][493] Zuvor waren unter 167 Patienten fünf Fälle beschrieben worden, bei denen der Labortest mittels RT-PCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) negativ verlaufen war, aber der CT-Befund auf eine Infektion schließen ließ. Die Patienten wurden während der Behandlung isoliert und die RT-PCR-Untersuchung von neuen Abstrichen wiederholt, zum Teil mehrfach. Nach zwei bis acht Tagen bestätigte ein positiver Labortest die ursprüngliche Diagnose.[495]
Die Vorgehensweise vom 13. Februar entsprach nicht der Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation, die zunächst mit ihrem Situation Report – 24 dazu überging, nur die laborbestätigten Fälle aus China in ihrem Bericht aufzuführen, nicht die zusätzlichen, lediglich klinisch diagnostizierten. Außerdem forderte die WHO weiterführende Informationen zu dieser Änderung an.[496] Ab dem WHO-Bericht Situation Report – 25 wurden die zusätzlich klinisch diagnostizierten Fälle aus Hubei in einer Tabelle genannt, aber nicht in den Fallzahlen auf der ersten Berichtsseite berücksichtigt.[4] Bereits drei Tage später änderte die WHO ihre Berichterstattung erneut: Ab dem Situation Report – 28 wurden auf der ersten Seite die summierten Fallzahlen genannt, also die laborbestätigten und klinisch diagnostizierten Infektionsfälle. Eine separate Darstellung in der Tabelle für die Provinz Hubei entfiel.[4] Ab dem Situation Report – 31 vom 20. Februar 2020 wurde wieder die ursprüngliche Zählweise (nur die laborbestätigten Fälle) für China angewandt, da die chinesische Gesundheitskommission die Sonderregelung für die Provinz Hubei revidiert hatte.[4] (Stand: 20. Februar 2020)
Diskussion um Validität der gemeldeten Daten
Generell vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer von nicht erkannten Infektionen und von Infektionen, die symptomfrei verlaufen, und zweifeln die Aussagekraft der Zahlen der gemeldeten Fälle an.[105][493][497][498] Siehe dazu auch den Abschnitt Modellrechnungen.
Die Erhebungen und die Meldepolitik sind in den Ländern so unterschiedlich, dass die Daten kaum zum Vergleich der Länder genutzt werden können. So berichtet Die Zeit Mitte März 2020, dass Russland generell keine COVID-19-Tote meldet, sondern diese als Fälle von Lungenentzündung erfasst. Zudem existierten pauschale Vorbehalte, Negatives öffentlich zu machen und so die Regierung schwach aussehen zu lassen, wodurch von offizieller Seite der Zustand der Corona-Epidemie in Russland verschwiegen würde.[499] Ähnliches berichtet Der Spiegel aus dem Iran, wo die Machthaber aus Propagandagründen die Seuche zunächst vertuscht, dann lange verharmlost und Maßnahmen aus ideologischen Gründen hinausgezögert hätten. Rick Brennan, Notfalldirektor der WHO, glaube, dass das iranische Regime das Ausmaß der Krise noch immer vertuschte und die Zahl der Coronavirus-Toten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung fünfmal höher liege als offiziell angegeben.[500] Andere, vor Ort angeblich gut mit dem Gesundheitssystem vernetzte Quellen berichten von 11.500 Toten statt zum gleichen Zeitpunkt Ende März 2.200 an die WHO gemeldete Tote, weil das Regime Sorge um die Aufrechterhaltung der Macht hat.[501] Ende März berichtete die South China Morning Post, dass China seit dem 7. Februar positiv Getestete ohne Symptome zwar isoliere, aber entgegen den WHO-Regeln nicht mehr in die offizielle Zählung der bestätigten Fälle aufnähme. So fehlten bis Ende Februar mehr als 43.000 Fälle in den offiziell rund 80.000 von China Gemeldeten. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Italien hingegen testeten Menschen ohne Symptome (abgesehen von medizinischem Personal), wie die meisten europäischen Staaten erst gar nicht. Andere, wie Südkorea bemühten sich weiterhin alle Kontaktpersonen von positiv Getesteten zu überprüfen.[19]
Zudem sind die Verfahren rund um die Diagnose, d. h. wer wird wie oft mit welchem Verfahren getestet und wie viele Tests stehen zur Verfügung, von Land zu Land, selbst von Region zu Region stark unterschiedlich und ergeben unterschiedlich hohe Dunkelziffern.[502]
Eine Unterschätzung der wahren Zahl an Infizierten im Verlauf der Pandemie kann es auch durch mangelnde Testkapazität geben, welche von Land zu Land unterschiedlich schnell erreicht sind.[503] Beispielsweise testen manche Länder auf dem Höhepunkt der Verbreitung aufgrund mangelnder Kapazitäten nur noch bestimmte Risikogruppen.[504]
Die sich zwischen den Ländern teils stark unterscheidenden Werte bei der Fallsterblichkeit, die dadurch errechnet wird, dass man die Zahl der gemeldeten Fälle mit den gemeldeten Todesfällen ins Verhältnis setzt, sind aus Experten-Sicht auch auf diese unterschiedlichen Testkapazitäten und Teststrategien zurückzuführen. So wies in Europa beispielsweise Italien zwischenzeitlich (März 2020) eine scheinbare Sterblichkeitsrate von über 7,7 % auf, während in Deutschland im gleichen Zeitraum die Rate bei nur 0,3 % lag, was auch damit zu erklären war, dass in Deutschland flächendeckend und vor allem auch jüngere Infizierte mit leichten Symptomen getestet wurden, während Italien aufgrund der schon stärker ausgebreiteten Infektion nur noch diejenigen testen konnte, die schon mit schweren Symptomen behandelt werden mussten. Somit war schon die Auswahl des Personenkreises, der getestet wurde, verzerrt. Die eigentlich aussagekräftigere Angabe der Infektionssterblichkeit (Anzahl aller Infizierter einer repräsentativen Gruppe im Verhältnis zu den Gestorbenen) ist aufgrund der unsicheren Dunkelziffer aktuell (März 2020) nicht sicher bestimmbar.[505] Um diese Dunkelziffer bestimmen zu können wurde in Österreich begonnen, eine repräsentative Stichprobe von 2.000 Personen zu testen. Zur Abschätzung der Inzidenz müssten die Stichprobentests jeweils mit einer neu entnommenen repräsentativen Stichprobe regelmäßig wiederholt werden.[506]
Diagramme und Tabellen
Die folgenden Zahlen basieren auf den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich veröffentlichten Berichten zur weltweiten Lage. Es sind sämtliche Fälle berücksichtigt, die der WHO jeweils bis 10:00 Uhr (MEZ) desselben Tages als nachweislich mit dem Virus Infizierte gemeldet wurden.(a) „Kumuliert“ bedeutet so viel wie „aufsummiert“, d. h., dass alle Fälle aufgeführt sind, die bis zu dem jeweiligen Tag aufgetreten sind, und nicht nur die, die an dem jeweiligen Tag neu aufgetreten sind (letztere sind in den Tabellen kursiv aufgeführt). Bei den folgenden tabellarischen Darstellungen ist zu beachten, dass die Zahlen über die Länder hinweg schwer zu vergleichen sind. Beispielsweise weil andere Länder ihre Fälle anders zählen, andere Klassifikationskriterien für einen Coronatoten haben oder weil es zu Übermittlungsproblemen an die Behörden kommt. Zudem unterscheiden sich die Länder in ihren beobachtbaren individuellen Faktoren (Größe eines Landes, vorhandene Testkapazitäten etc.) und es können unbeobachtbare länderspezifische Faktoren vorliegen, die eine Vergleichbarkeit erschweren. Die absoluten Zahlen sind insbesondere aufgrund von unterschiedlichen sozio-ökonomischen Faktoren (z. B. die vorhandene Altersstruktur eines Landes oder bestimmte gegebene soziale Strukturen) nicht über die Länder hinweg vergleichbar.[507]
Die folgenden Anmerkungen beziehen sie auf die obigen Tabellen, die standardmäßig eingeklappt sind, weil ihre Größe die Lesbarkeit des Artikels auf machen Geräten einschränkt. Die Querverweise der Anmerkungen funktionieren nur bei aufgeklappten Tabellen.
Die Zahl der weltweiten kumulierten Infektionen sowie die Zahl der weltweiten Neuinfektionen sind an diesen Tagen widersprüchlich, wurden jedoch so aus dem WHO-Bericht übernommen.
Hinter „Japan – Internat. Beförderung“ verbirgt sich das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess in japanischen Gewässern, siehe den Abschnitt Diamond Princess.
Die Zahl der weltweiten kumulierten Todesfälle sowie die Zahl der weltweiten neuen Todesfälle sind an diesen Tagen widersprüchlich, wurden jedoch so aus dem WHO-Bericht übernommen.
Zum vereinfachten Verständnis richtet sich die Gruppierung der Länder hier nach der deutschen Gliederung der naturräumlich-geographischen Regionen und weicht daher von der Regionalgliederung der WHO ab. Die Gruppierung in der Tabelle hat somit keine Aussage über Verbreitungsgebiete oder -wege der Epidemie.
Wochenstatistik (Montagswerte): Die erste Angabe in der Zeile der „Weltweiten wöchentlichen Neuinfektionen/neuen Todesfälle“ ist jeweils in Klammern gesetzt, da diese nur sechs Tage berücksichtigt (von Dienstag, 21. bis Montag 27. Januar). Am Montag, dem 20. Januar, gab es noch keinen WHO-Bericht.
Todesfälle pro Millionen Einwohner in stark betroffenen Staaten
Bestätigte Todesfälle (kumuliert) auf 1.000.000 Einwohner[508] Besonders stark betroffene Staaten mit mehr als 500.000 Einwohnern 2x wöchentlich (jeweils dienstags und freitags)
Die Anzahl bestätigter Infektionen liegt während der raschen Ausbreitung einer Epidemie oft deutlich unter der Anzahl tatsächlicher Infektionen. Dieser Effekt kann selbst bei gutem Willen aller Beteiligten auftreten, da es selten gelingt, alle neu infizierten Personen sofort sicher zu identifizieren. Für eine Abschätzung der Zahl der tatsächlich Infizierten werden daher von der Infektionsepidemiologie verschiedene mathematische Prognosemodelle eingesetzt. Diese Modelle werden auch eingesetzt, um den zeitlichen und geografischen Verlauf einer Epidemie sowie wichtige epidemiologische Parameter abzuschätzen. Um die Verbreitung des Virus vorherzusagen spielen Computersimulationen eine große Rolle und liefern den Politikern einer Vielzahl von Staaten wichtige Entscheidungsgrundlagen. Ein mathematisches Simulationsmodell von besonderer Relevanz ist das Simulationsmodell vom COVID-19-Reaktionsteam des Imperial College London unter Leitung des Epidemiologen Neil Ferguson. Nachdem aktualisierte Daten im Modell des Imperial Teams darauf hinwiesen haben, dass das britische Gesundheitssystem bald von schweren COVID-19-Fällen überfordert sein würde und mehr als 500.000 Todesfälle erleiden könnte, falls die britische Regierung keine Maßnahmen ergreifen würde, kündigte Premierminister Boris Johnson unmittelbar als Reaktion strenge neue Bewegungseinschränkungen für die Menschen an. Das gleiche Modell legte nahe, dass die Vereinigten Staaten ohne Maßnahmen rund 2,2 Millionen Todesfälle erleiden könnten. Nachdem die Daten dem Weißen Haus vorgelegt wurden, folgten schnell neue Leitlinien zur räumlichen Distanzierung.[509]
Am 17. Januar 2020 erschien eine Hochrechnung einer mit der WHO zusammenarbeitenden Forschergruppe des Imperial College London. Die Forscher schlossen aus Verkehrsdaten zwischen China und Thailand, dass es am 12. Januar 2020 rund 1.000 bis 2.300 Infizierte mit mittleren bis schweren Symptomen in Wuhan gegeben haben müsste.[510] Eine Gruppe der Northwestern University schätzte anhand von unvollständigen Daten – unter anderem zu Mobilität und internationaler Verbreitung –, dass es in Wuhan am 29. Januar 2020 31.200 Infektionen gegeben habe.[511] Eine erneute Modellrechnung des Imperial College London vom 10. Februar 2020 schätzte, dass in der Provinz Hubei auf jeden durch Test gefundenen Infizierten neunzehn nicht getestete Infizierte mit milderem Verlauf kämen. Statt einer hohen geschätzten Letalität von 18 % in der Provinz Hubei läge die tatsächlichen Letalität dann bei rund 1 %.[512] Dieselbe Forschergruppe veröffentlichte am 21. Februar 2020 eine Abschätzung der Effizienz internationaler Quarantäne- und Überwachungsmaßnahmen. Aus der Analyse von Verkehrsdaten und Infektionsfällen ergab sich, dass nur einer von drei aus China exportierten Fällen erkannt werde. Möglicherweise gebe es unentdeckte Infektionscluster außerhalb Chinas.[513]
Am 31. Januar 2020 erschien in der Fachzeitschrift The Lancet eine Modellrechnung, die ein dynamisches Metapopulationsmodell in Kombination mit bayesscher Inferenz mit offiziellen Infektionsdaten von Ende Dezember 2019 bis Ende Januar 2020 sowie Daten aus der nationalen und internationalen Fluggaststatistik verwendete. Die Studie setzt die Zahl der Infizierten um ein Vielfaches höher an als die Zahl der positiv getesteten Fälle. Die Autoren schätzten die Zahl der Infizierten in China für den 25. Januar 2020 auf rund 75.000 und gaben an, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten zu dem Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit (95-%-Glaubwürdigkeitsintervall) nicht weniger als rund 37.000 und nicht mehr als rund 130.000 war. Davon waren gemäß den Zahlen der WHO jedoch nur 1.300 Infizierte bekannt. Ein Export des Virus von Wuhan in andere Millionenstädte habe nach dem Modell bereits stattgefunden. Die Studienautoren sagten voraus, dass es auch in anderen chinesischen Städten zu sich selbst unterhaltenden Ausbrüchen kommen würde. Die Studienautoren gingen davon aus, dass viele Patienten nur milde Symptome haben. Nicht betroffene Gebiete sollten Vorkehrungen für den Fall einer globalen Pandemie treffen.[514]
Am 18. Februar berichtete die Onlineausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature über aktuelle, noch nicht abschließend begutachtete Studien. Eine Studie von H. Nishiura, Epidemiologe an der Universität Hokkaidō (Sapporo, Japan), geht davon aus, dass sich die Epidemie mittelfristig innerhalb von China nicht wird eingrenzen lassen. Für ein Worst-Case-Szenario spreche auch, dass viele infizierte Personen keine Symptome zeigten und nach dem Ende der verlängerten Neujahrsferien viele Betriebe und Organisationen die Arbeit langsam wieder aufnähmen. Dadurch eröffneten sich neue Übertragungswege. Zwischen Ende März und Ende Mai könnten täglich bis zu 2,3 Millionen Fälle diagnostiziert werden. Zwischen 550 und 650 Millionen Menschen (≈40 % der Bevölkerung) könnten sich insgesamt infizieren.[515]
Eine am 16. März vorab online in Science veröffentlichte Arbeit erklärte mittels einer Modellrechnung auf Grundlage von Zahlen aus China vor Inkrafttreten der Eindämmungsmaßnahmen am 23. Januar 2020 die schnelle geografische Ausbreitung von SARS-CoV-2. Sie schätzte die Menge, Prävalenz und Ansteckungsrate (Kontagiosität und Infektiosität, englisch zusammengefasst contagiousness) der unentdeckten Infektionen. Die unentdeckten Fälle hatten meist geringere oder keine Symptome, waren aber dennoch ansteckend. Die Arbeit kam zum Schluss, dass 86 % aller Infektionen (95 %-Konfidenzintervall: [82–90 %]) unentdeckt geblieben waren. Die unentdeckt Infizierten hatten eine Ansteckungsrate, die 55 % derer der dokumentiert Infizierten betrug (95 %-Konfidenzintervall: [46–62 %]). Auf Grund der großen Zahl der undokumentierten Fälle waren sie jedoch zu 79 % die Infektionsquelle für die dokumentierten Fälle.[516]
Eine Hochrechnung des Imperial College London vom 30. März 2020 schätzte die Infektionszahlen und die Wirkung der getroffenen nicht-pharmazeutischen Maßnahmen in 11 europäischen Ländern. Laut der Hochrechnung seien durch die getroffenen Maßnahmen rund 56.000 Tode (95 %-Glaubwürdigkeitsintervall 21.000 bis 120.000) durch COVID-19 bis Ende März verhindert worden. Aufgrund der Zeitverzögerung von zwei bis drei Wochen nach denen die Wirkung der Maßnahmen erst abgeschätzt werden könne sprachen sich die Studienautoren für eine Beibehaltung der getroffenen Maßnahmen aus.[517]
Eine Modellrechnung im März 2020 veröffentlicht in den PNAS untersuchte den Effekt von Reisebeschränkungen und Flughafenscreenings in der Frühphase der Epidemie. Die Autoren kommen zu dem Schluss dass das Setzen der Stadt Wuhan und 15 weiteren Städten unter Massenquarantäne in der Provinz Hubei ab dem 23. Januar 2020 70 % der zu erwartenden Exportfälle im Zeitraum bis zum 15. Februar 2020 verhindert habe. Aufgrund der im Modell eingerechneten Übertragung im vorsymptomatischen Stadium sprechen die Autoren den Gesundheitsuntersuchungen an Flughafen nur einen mäßigen Effekt zu. In Zusammenschau folgern die Autoren dass diese Maßnahmen die Ausbreitung des Virus signifikant verlangsamt haben. Um eine Ausbreitung zu verhindern müsse jedoch ein effizientes Aufspüren der Kontakte erfolgen.[518]
Kontroversen
Da die Pandemie nahezu alle Bereiche des Lebens weltweit berührt, erfolgten nach und nach viele gesellschaftliche und politische Debatten. Diese sind in den jeweiligen Länderartikeln, im Artikel Auswirkungen der COVID-19-Pandemie oder den Hauptartikeln der Einzelthemen dargestellt, wie zum Beispiel der Stand der Wissenschaft im Artikel zum Virus SARS-CoV-2 und im Artikel zur Krankheit COVID-19, die Debatte um die Trageempfehlung von Schutzmasken wird im Artikel Mund-Nasen-Schutz (Medizin) behandelt, die Debatte um die Sammlung von Kontakt- oder Bewegungsdaten zur epidemiologischen Rückverfolgung von Infektionsketten und der Entwicklung von entsprechenden Programmen in Contact Tracing und Contact Tracing App. Randständische Meinungen, Wissenschaftsleugnung und problematische Debattenbeiträge werden ebenso wie Falschbehauptungen, Fake News, pseudowissenschaftliche Gesundheitsempfehlungen und Verschwörungstheorien im Artikel Desinformationen zur COVID-19-Pandemie thematisiert. Im Folgenden werden hier lediglich die internationalen Debatten und Kontroversen, welche sich unmittelbar auf die Pandemie als gefährliche Seuche beziehen, dargestellt.
Zeitpunkt der Pandemie-Erklärung der WHO
Schon im Februar wurden Stimmen laut, die von einer sich anbahnenden Pandemie sprachen. Der Virologe Christian Drosten äußerte bei einer gemeinsamen Vorlesung der Charité und der London School of Hygiene and Tropical Medicine im Berliner Museum für Naturkunde am 26. Februar 2020, er halte es für möglich, dass sich der Ausbruch des neuen Coronavirus nicht eindämmen lasse und zu einer Pandemie werde. Der Mikrobiologe Alexander S. Kekulé vom Universitätsklinikum Halle (Saale) vertrat am 25. Februar 2020 in der Zeit die Meinung: „Spätestens mit den aktuellen Übertragungsketten in Italien, die über mehrere Stufen gingen und nicht auf einen Import zurückgeführt werden können, sind alle Kriterien einer Pandemie erfüllt.“[519] Marlen Suckau-Hagel, Leiterin der Abteilung Gesundheit an der Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin, erklärte Mitte Februar 2020: „Die WHO drückt sich darum, die Pandemie auszurufen, aber das ist eher eine politische Aussage, die Zahlen sprechen eine andere Sprache.“[520] Ab dem 9. März 2020 verwendete der US-amerikanische Fernsehsender CNN den Begriff „Pandemie“ in seiner Berichterstattung. Dies wurde durch den leitenden medizinischen KorrespondentenSanjay Gupta damit begründet, dass SARS-CoV-2 auf allen Kontinenten, außer der Antarktis, verbreitet werde, in mehreren Staaten die Fallzahlen anhaltend steigen würden und es dort eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung geben würde. Gupta gab an, dass Offizielle des US-Gesundheitswesens bereits eine Verschiebung der Strategie von Containment (Eindämmungsstrategie) zu Mitigation (vorbeugende Maßnahmen zur Schadensminderung) signalisieren.[521] Diese Strategien werden im Epidemiologischen Bulletin des RKI erläutert.[162]
Angesichts der steigenden Infektionszahlen außerhalb Chinas erklärte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in seiner Rede am 26. Februar 2020, dass das Ausrufen einer Pandemie nur nach vorsichtiger Analyse der Fakten möglich sei, und verwies auf die bereits seit Ende Januar 2020 geltende „internationale Gesundheitsnotlage“ als höchstes Alarmierungszeichen der WHO. Er warnte, dass die unachtsame Verwendung des Wortes Pandemie dazu führen könne, dass unnötige Ängste und Stigmatisierung verstärkt würden, ohne dass dem ein Nutzen gegenüberstünde. Natürlich werde die WHO nicht zögern, von einer Pandemie zu sprechen, wenn dies die korrekte Beschreibung der Situation sei.[522] Er wiederholte diese Aussage in seiner Rede am 2. März 2020 und erläuterte, dass 90 % der global gemeldeten Fälle aus China kämen und dass 81 % der 8.739 Infektionsfälle außerhalb Chinas sich in vier Staaten ereignen würden.[523] Am 9. März 2020 – zu diesem Zeitpunkt lag die Zahl der Infektionsfälle über 100.000, gemeldet aus über 100 Ländern – sagte Ghebreyesus, dass die Gefahr einer Pandemie sehr real sei, es aber die erste Pandemie in der Geschichte wäre, die beherrscht werden könnte.[109] Am 11. März 2020 erklärte die WHO die bisherige Epidemie offiziell zu einer Pandemie,[5] der ersten seit der Pandemie H1N1 2009/10. Ghebreyesus bezeichnete in seiner Rede am 13. März 2020 Europa als „Epizentrum der Pandemie“. Als Grund gab er an, dass zu diesem Zeitpunkt in Europa mehr Infektions- und Todesfälle auftraten als im Rest der Welt, außer China.[358]
Kontroversen zu den Maßnahmen gegen die Pandemie
Drastische Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus wie Quarantäne, Isolation besonders betroffener Gebiete, räumliche Distanzierung, Ausgangsbeschränkungen oder Einreiseverbote wurden in der Öffentlichkeit oft als notwendig akzeptiert, teils auch als verspätet oder aber auch als bedenklich kritisiert. Besorgnis erregen auch Maßnahmen, die den Datenschutz und andere Rechtsgrundlagen aushebeln. Mitunter sei die kritische Lage eine Versuchung für autoritäre Politiker, dementsprechende Strukturen zu etablieren.
Umgang mit Statistiken
Der Epidemiologe John Ioannidis verweist auf die unklare Datenlage: Wir wüssten nicht, ob die tatsächliche Zahl von Infektionen dreimal oder 300-mal so hoch sei wie getestet. Auch Letalitätsraten seien aufgrund seltener, unsystematischer Tests besonders an schwer erkrankten Patienten bedeutungslos. Nur im Fall der Passagiere der Diamond Princess sei eine abgeschlossene Population getestet worden. Die Statistik von 7 Todesfällen unter 700 infizierten Personen ließe aber bei Umrechnung auf die US-amerikanische Altersstruktur nur eine sehr grobe Schätzung der Letalität zu. So sei es in einem optimistischen Szenario (Letalität 0,3 %; Infektionsrate 1 % der Weltbevölkerung) möglich, dass ohne Wissen von einem neuen Coronavirus die Zahl der grippeähnlichen Erkrankungen dieser Saison nicht ungewöhnlich erscheinen werde. Ein pessimistisches Szenario (Letalität 1 %; Infektionsrate 60 % der Weltbevölkerung) prognostiziere dagegen 40 Millionen Tote weltweit, was vergleichbar mit der Spanischen Grippe sei. Wie drastisch die Gegenmaßnahmen ausfallen sollten, hänge vom Szenario ab. Man müsse daher die aktuelle Prävalenz der Infektion in einer Zufallsstichprobe einer Population messen und diese Messung in regelmäßigen Zeitintervallen wiederholen, um die Inzidenz neuer Infektionen schätzen zu können. Er warnt generell vor übertriebenen Pandemieschätzungen und beklagt, eine frühe Spekulation, dass 40–70 % der Weltbevölkerung infiziert sein werden, wäre viral gegangen. Frühe Schätzungen der Basisreproduktionszahl würden stark zwischen 1,3 und 6,5 schwanken. Diese Schätzungen führten zu dramatisch unterschiedlichen Erwartungen, was Eindämmungsmaßnahmen (oder sogar zukünftige Impfstoffe) bewirken könnten. Die Tatsache, dass Eindämmungsmaßnahmen zu funktionieren scheinen, bedeutete seiner Meinung nach, dass die Basisreproduktionszahl wahrscheinlich im unteren Bereich des Bereichs von 1,3 bis 6,5 liege und mit geeigneten Maßnahmen unter 1 fallen könnte. Der Urheber der Schätzung, dass sich „40–70 %“ der Bevölkerung“ anstecken würden, habe am 3. März eine überarbeitete Schätzung von „20–60 %“ der Erwachsenen getwittert, was nach Ioannidis’ Meinung wahrscheinlich immer noch stark übertrieben sei. Selbst nachdem die Quote von 40–70 % nach unten korrigiert worden sei, sei sie in viralen Interviews immer noch zitiert worden.[524]
Wissenschaftsleugnung
Der deutsche ehemalige Bundestags- und EuroparatsabgeordneteWolfgang Wodarg bemängelte in der Anfangsphase der Pandemie die Maßnahmen als überzogen, nicht verhältnismäßig und interessegetrieben. Er konnte seine Meinung in der am 10. März 2020 ausgestrahlten ZDF-Sendung Frontal21 äußern.[525] Er leugnete die Existenz einer gefährlichen und potenziell tödlichen Seuche in Tradition der Wissenschaftsleugnung und stellte sie als Verschwörung der Pharmaindustrie dar.[526] Sein Standpunkt baute auf realen, allgemein bekannten und verständlichen Fakten auf – wie die endemische Existenz weitgehend ungefährlicher Coronaviren (Erkältung) –, führte dann jedoch unbelegte, eigene Behauptungen ein und kam zu einem randständigen Schluss, der mehrfach widerlegt wurde.[527] Wodarg warb für seine Position offensiv mit seinem Posten im Vorstand von Transparency Deutschland. Dieser und seine Mitgliedschaft wird vom Vorstand aus jedoch seit dem 25. März 2020 ruhen gelassen und die Überprüfung vereinsschädigenden Verhaltens angestrengt, weil Wodarg sich nicht nur weigerte, seine Veröffentlichungen zurückzuziehen, die insbesondere bei Verschwörungstheoretikern und Antidemokraten Anklang fänden, sondern nach der Aufforderung noch der Internetsite Rubikon ein Interview gegeben habe.[528] Zu den Umständen in Hotspots der Pandemie, die seinen Positionen entgegenstehen, äußerte er sich auch auf Nachfrage nicht.
Abwägung von Kosten gegen Nutzen
Laut dem Epidemiologen John Ioannidis müssten Kosten gegen Nutzen abgewogen werden, der beispielsweise im Fall von Schulschließungen angezweifelt werden könne. Ioannidis zitiert eine Metastudie von 2011,[529] nach der Händewaschen besonders bei Kindern oder das Tragen von OP- bzw. N95-Masken nachweisliche Effekte hat, die Wirkung von Zugangskontrollen oder sozialer Distanzierung aber nicht belegt werden konnte. Ioannidis warnt vor den „potenziell ungeheuren sozialen und finanziellen“, damit auch gesundheitlichen Konsequenzen der Unterbrechung von Kontakten und Wirtschaftsbeziehungen. Je nach Szenario könnten diese möglicherweise viel gravierender sein als die direkten Folgen des Virus.[530]
Der Epidemiologe Marc Lipsitch antwortete darauf, man wisse genug, um entschieden antworten zu müssen. Er sieht die Beispiele plötzlicher schwerer Krankheitsverläufe in Wuhan und Italien als Folge verspäteter Reaktionen auf die Krise. Lipsitch erkennt einen weitgehenden Konsens unter Epidemiologen, dass räumliche Distanzierung vorübergehend die einzige Möglichkeit sei, eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden und die Zeit zu nutzen, andere Maßnahmen gegen das Virus zu entwickeln. Dennoch gibt er Ioannidis dahingehend recht, dass weitere Daten zu einer sicheren Bewertung benötigt werden.[531]
Der Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sprach sich vor dem 18. März, auch vor dem Hintergrund der italienischen Entwicklung, sowohl gegen Ausgangsbeschränkungen als auch gegen Grenzschließungen aus, die „politischer Aktionismus“ seien.[532][533]
Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit empfiehlt individuelle, an das jeweilige Gesundheitssystem und die Situation angepasste Maßnahmen und äußerte sich kritisch über mögliche Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbote, weil diese den sozialen Stress förderten, was ebenfalls Krankheiten oder auch Selbstmorde auslösen könne.[534]
Der Historiker René Schlott hält die „Bereitwilligkeit, fast Willfährigkeit“ für besorgniserregend, mit der zeitweise Einschränkungen von Grundrechten wie Versammlungsfreiheit, Gewerbefreiheit oder Asylrecht – durch die bisher abgelehnte weitgehende Schließung der EU-Außengrenzen – hingenommen würden. Auch Kinderrechte würden eingeschränkt, wenn etwa der Spielplatz-Besuch verboten werde. Kritik daran und die Suche nach Alternativen würden diffamiert, stattdessen autoritäre Führung gefordert. Die langfristige Gewöhnung an solche Maßnahmen sieht Schlott als problematisch an, befürchtet sogar, sie könnten als „Drehbuch für eine rechtspopulistische Machtübernahme“ dienen.[535] Kritiker halten den von Schlott geäußerten Standpunkt für rücksichtslosen Individualismus, der auf Kosten des Schutzes von Risikogruppen und gesellschaftlicher Solidarität zugunsten eigener Bedürfnisse Leben gefährden kann; harte Worte zu solchen Anschauungen fallen beispielsweise in Italien.[536]
Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter des Landes Baden-Württemberg, warnte davor, „im Umgang mit Infizierten das Gesetz zu brechen“. Der Datenschutz werde, so Brink, „häufig beiseitegeschoben“. Wenn aber der Staat nicht verlässlich sei in diesem Bereich, so verlöre „er das Vertrauen, das er braucht, damit ihm die Bürger folgen.“ Es sei „extrem wichtig, dass die staatlichen Stellen signalisieren: Ja, wir haben eine Ausnahmesituation, halten uns aber an Recht und Gesetz.“ In Israel nutze der Geheimdienst „Bewegungsprofile einzelner Menschen, um die Einhaltung von Quarantänevorschriften zu überprüfen“. In Österreich böten „Mobilfunkanbieter ihre Ortungsdaten dem Staat an.“ Dies sei „ein klarer Bruch des Telekommunikationsgeheimnisses“. Ob in Deutschland bereits „Listen von Infizierten oder Verdachtsfällen von Gesundheitsämtern“ abgerufen wurden, wisse man nicht.[537] Später wurde bekannt, dass „die Polizei“ tatsächlich in „mehreren Bundesländern […] Daten von Menschen gesammelt“ hat, „die mit dem Coronavirus infiziert wurden“.[538]
Laut dem zuständigen Ministerium des früheren Verkehrsministers Norbert Hofer (FPÖ) sei das kritisierte österreichische System ein seit einigen Jahren in Planung befindliches modernes Zivilschutzsignal, das ohne weitere Überprüfung jedem Mobilgerät in einem Raum eine Warn-SMS schicke und mit den Funkzellenkennungen der A1 Telekom Austria realisiert werde.[539] Es ist geplant, das System auch im Falle der Ausrufung einer Ausgangssperre zu nutzen. Sonst würden in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz derzeit vollständig anonymisierte Bewegungsstrom-Muster ausgewertet, um allfällige Hotspots mit mangelhafter Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen ausfindig machen zu können.[540] Der Netzaktivist Max Schrems betonte zu diesem Thema, man müsse bezüglich Bedenken gegenüber der Abfrage von Bewegungsdaten „die Kirche im Dorf lassen“; die meisten Smartphone-Benutzer würden heute weitaus mehr – und hochgradig personalisierte – Daten freiwillig kommerziellen Netzdienste-Anbietern zur Verfügung stellen; für ein übertriebenes Misstrauen speziell gegenüber staatlicher Nutzung unter Einhaltung der Gesetze bestehe kein Anlass.[541][542][543] Die österreichische Datenschutzgrundverordnung beispielsweise sehe für „lebenswichtige Interessen der betroffenen Person oder einer anderen natürlichen Person“ und zur Bekämpfung „grenzüberschreitender Gesundheitsgefahren“ ausdrückliche Sonderregeln vor.[542]
Der Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky warnt vor einem langfristigen Festhalten an den gegenwärtigen Restriktionen. Es gehe bei der Bewältigung der Cornonakrise auch darum, „sicherzustellen, dass große Errungenschaften unserer Gesellschaft wie Demokratie, Freiheit oder Selbstbestimmung […] nicht gleichzeitig verloren gehen.“ Der Zustand, dass es keine ernst zu nehmenden Gegenmeinungen zu der These gebe, Politiker müssten vor allem anerkannten Virologen Gehör schenken, dürfe nicht von Dauer sein. Auf Dauer könne nur eine Politik Erfolg haben und mit der Zustimmung der Wahlbevölkerung rechnen, die systematisch Infizierte identifiziere und gemeinsam mit Risikogruppen vom Rest der Bevölkerung isoliere.[544]
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WDR: Corona – die wichtigsten Fakten. In: Quarks-Extra. 4. April 2020, abgerufen am 28. März 2020 (Die Dauer die das kontaminierte Aerosol schwebend in der Luft verbringt, bevor es zu Boden sinkt, wird hier mit maximal 10 Minuten angegeben. Das stimmt nicht überein mit dem neusten wissenschaftlichen Stand, nach dem diese Zeit länger ist. Ansonsten ist der Beitrag aktuell, sehr informativ und gut aufbereitet um die Thematik auch Nicht-Medizinern nahe zu bringen.).
Aufklärungsvideos für Kinder und Teenager (und Erwachsene auch):Vermeide-Corona-Song vietnamesischer Song (mit Zeichentrick/Anime) gegen die Infektion mit dem COVID-19-Erreger mit deutschen Untertiteln, Quelle: www.bayern3.de (6. März 2020)
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