„Niedersachsen“ – Versionsunterschied
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Noch heute orientieren sich die Einzugsbereiche vieler kirchlicher und gesellschaftlicher Institutionen, Grenzen von Handelskammern und kultureller Einrichtungen an den historischen Gebieten, die bis 1978 in Form von Verwaltungs- und Regierungsbezirken bestanden und aktuell in den [[Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen|Landschaften und Landschaftsverbänden]] fortbestehen. Auf den nach 1978 durch Zusammenlegungen entstandenen vergrößerten Regierungsbezirken basiert der Einzugsbereich der heutigen [[Landesbeauftragte für regionale Entwicklung (Niedersachsen)|Regionalbeauftragten]] der Landesregierung.Niqqa |
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Version vom 12. Februar 2015, 10:19 Uhr
Land Niedersachsen | |||
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Basisdaten | |||
Sprache | Deutsch (Saterfriesisch und Niederdeutsch zum Amtsgebrauch zugelassen)[1] | ||
Landeshauptstadt | Hannover | ||
Fläche | 47.614,07[2] km² | ||
Gründung | 1. November 1946 | ||
ISO-3166-2-Code | DE-NI | ||
Website | www.niedersachsen.de | ||
Bevölkerung | |||
Einwohnerzahl | 7,791 Mio. (31. Januar 2014)[3] | ||
Bevölkerungsdichte | 164 Einwohner pro km² | ||
Wirtschaft | |||
Schulden | 68,879 Mrd. EUR (31. Dezember 2013)[4] | ||
Arbeitslosenquote | 5,7 % (Dezember 2023)[5] | ||
Politik | |||
Regierungschef | Stephan Weil (SPD) | ||
Regierende Parteien | SPD und Grüne | ||
Sitzverteilung im Landesparlament | Insgesamt 137 Sitze | ||
Letzte Wahl | 20. Januar 2013 | ||
Nächste Wahl | voraussichtlich 2018 | ||
Stimmen im Bundesrat | 6 | ||
Niedersachsen Vorlage:Audio-IPA (saterfriesisch Läichsaksen, Vorlage:NsS, Landescode NI, Abkürzung Nds.) ist ein Land im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland. Das Flächenland von rund 47.600 km² steht unter den 16 deutschen Ländern auf dem zweiten Platz hinter Bayern und nimmt bei einer Einwohnerzahl von rund 7,8 Millionen Platz vier ein. Neben der Landeshauptstadt Hannover gibt es fünf weitere Großstädte.
Die Agglomerationen der Länder Bremen und Hamburg wirken weit nach Niedersachsen hinein. Das heutige Land Niedersachsen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Vereinigung des Landes Hannover mit den Freistaaten Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe.
Geographie
Geographische Lage
Niedersachsen hat im Norden eine natürliche Begrenzung durch die Nordsee und den Unterlauf (Unterelbe) sowie den unteren Mittellauf der Elbe. Ausgenommen hiervon sind das Amt Neuhaus, das nordöstlich der Elbe liegt, und die südelbischen Teile Hamburgs. Als Enklave vom Landesgebiet umgeben ist das aus den Städten Bremen und Bremerhaven bestehende Land Bremen. Zum Ausgleich der Nachteile, die durch Bremens Enklavenlage entstehen, wurde die Kooperation im Rahmen der Metropolregion Bremen/Oldenburg begründet. Im Südosten verläuft die Landesgrenze durch das Mittelgebirge des Harzes. Der Nordosten und der Westen des Landes – insgesamt rund drei Viertel der Landesfläche – gehören zur Norddeutschen Tiefebene, der Süden zum Niedersächsischen Bergland mit dem Weserbergland, Leinebergland, Schaumburger Land, Braunschweiger Land, Untereichsfeld, Elm und Lappwald. Im Nordosten Niedersachsens liegen die Lüneburger Heide und die Stader Geest. Während dort ärmere Sandböden der Geest dominieren, finden sich im mittleren Osten und Südosten in der Lössbördenzone ertragreiche Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit. Unter diesen Voraussetzungen (lehm- und sandhaltige Böden) gilt das Land landwirtschaftlich als gut erschlossen. Im Westen liegen die Grafschaft Bentheim, das Osnabrücker Land, das Emsland, das Oldenburger Land, das Ammerland, das Oldenburger Münsterland und – an der Küste – Ostfriesland.
Der höchste Berg Niedersachsens ist der Wurmberg im Harz mit 971 m ü. NN. Für weitere Berge siehe: Liste von Bergen und Erhebungen in Niedersachsen. Die meisten Berge und Hügel sind im Südosten des Landes zu finden. Der tiefste Geländepunkt ist mit rund zweieinhalb Metern unter dem Meeresspiegel eine Senke bei Freepsum in Ostfriesland.
Der Siedlungs-, Wirtschafts- und infrastrukturelle Schwerpunkt Niedersachsens befindet sich im Bereich der Städte Stadthagen – Hannover mit Region Hannover – Celle – Braunschweig – Wolfsburg – Hildesheim – Salzgitter. Sie bilden mit dem in Südniedersachsen liegenden Göttingen den Kern der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.
Landesteile
Großbereiche
Niedersachsen weist eine deutliche regionale Gliederung auf, die sich sowohl an landschaftlichen Gegebenheiten als auch an historischen, traditionell-konfessionellen und kulturellen Entwicklungslinien manifestiert. In den früher eigenständigen Teilgebieten Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg, insbesondere in deren Kerngebieten, findet man bis heute häufig einen ausgeprägten Lokalpatriotismus vor, ebenso in Ostfriesland und in den traditionell römisch-katholisch geprägten Regionen Emsland und Oldenburger Münsterland. Im Umland der Hansestädte Bremen und Hamburg dominiert dagegen häufiger eine Orientierung in Richtung dieser Zentren. Die heutigen Metropolregionen, die sich auf niedersächsischem Gebiet befinden, tragen der im Alltag relevanten regional vorherrschenden Orientierung Rechnung, die sich beispielsweise in Form von wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Pendlerströmen äußert.
Frühere Verwaltungs- und Regierungsbezirke
Noch heute orientieren sich die Einzugsbereiche vieler kirchlicher und gesellschaftlicher Institutionen, Grenzen von Handelskammern und kultureller Einrichtungen an den historischen Gebieten, die bis 1978 in Form von Verwaltungs- und Regierungsbezirken bestanden und aktuell in den Landschaften und Landschaftsverbänden fortbestehen. Auf den nach 1978 durch Zusammenlegungen entstandenen vergrößerten Regierungsbezirken basiert der Einzugsbereich der heutigen Regionalbeauftragten der Landesregierung.Niqqa
Nachbarländer
Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten benachbarten Ländern. Angrenzende Länder sind Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Niedersachsen hat außerdem eine Grenze zu den niederländischen Provinzen Overijssel, Drenthe und Groningen. Im Bereich der Emsmündung ist der genaue Grenzverlauf zwischen Deutschland und den Niederlanden völkerrechtlich nicht genau festgelegt. Zwar einigten sich die beiden Staaten im Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Regelung der Zusammenarbeit in der Emsmündung vom 8. April 1960 auf eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit, jedoch kommt es in Detailfragen immer wieder zu Differenzen, zuletzt zum Beispiel um die Genehmigung von geplanten Offshore-Windparks.[6]
Gewässer
Flüsse
Alle Flüsse in Niedersachsen entwässern direkt oder indirekt in die Nordsee. Man unterscheidet die drei Einzugsgebiete von Ems, Weser und Elbe. Lediglich die Flüsse Vechte, Harle, Jade und Maade gehören keinem der vorgenannten Einzugsgebiete an.
Seen
Niedersachsen ist reich an natürlichen Seen, die in der Regel nur eine geringe durchschnittliche Tiefe haben. Der größte See ist das Steinhuder Meer mit einer Fläche von 29,1 km², gefolgt vom Dümmer mit 13,5 km² und dem Zwischenahner Meer mit 5,5 km². Viertgrößter See ist das Große Meer in Ostfriesland mit 2,89 km².
Über den niedersächsischen Badegewässer-Atlas kann man verschiedene Informationen zu den rund 280 Badegewässern Niedersachsens finden. Neben der Badegewässerqualität findet man auch Informationen über die Lage und die Infrastruktur wie zum Beispiel Parkplätze, sanitäre Anlagen oder Badeaufsicht. Die Badegewässerqualität wird auf Grundlage der Überwachungsergebnisse der letzten vier Badesaisons bestimmt. Jedes Badegewässer erhält dementsprechend eine Qualitätskategorie von „ausgezeichnet“ bis „mangelhaft“.[7]
Talsperren
In Niedersachsen gibt es 86 Talsperren, die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) überwacht werden.[8] In dieser Gesamtzahl sind gemäß der Talsperrendefinition auch etwa 30 Oberharzer Stauteiche der Oberharzer Teiche enthalten, die einen wesentlichen Teil des Oberharzer Wasserregal darstellen. Das Oberharzer Wasserregal gilt als das weltweit bedeutendste vorindustrielle Wasserwirtschaftssystem des Bergbaus und wurde 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.[9]
Die meisten niedersächsischen Talsperren befinden sich im Harz, der zu den niederschlagsreichsten Gegenden in Deutschland zählt. 78 Talsperren befinden sich in den Gewässereinzugsgebieten von Oker, Innerste, Rhume, Leine und Aller. In den Gewässereinzugsgebieten von Ems, Hase und Hunte gibt es fünf Sperren, im Bereich der Ilmenau liegen zwei Sperren, nur eine Talsperre existiert im niedersächsischen Gewässereinzugsgebiet der Weser. Die Talsperren werden sowohl für die Trinkwassergewinnung, als auch für den Hochwasserschutz genutzt.[8]
Die größte Talsperre in Niedersachsen ist die Okertalsperre mit einem Speichervolumen von 47,4 Millionen Kubikmeter. Die älteste Talsperre ist die Sösetalsperre bei Osterode am Harz, die von 1928 bis 1931 an der Söse gebaut wurde.
Flächennutzung
Rund 82 Prozent der Fläche des Landes Niedersachsen bestehen aus Wald- und Landwirtschaftsflächen. Die Gebäude-, Frei- und Verkehrsflächen nehmen einen Anteil von rund zwölf Prozent ein. Die gesamte weitere Flächennutzung kann der folgenden Tabelle entnommen werden:[10]
Flächennutzung im Jahre 2010 | Fläche in km² | Prozent |
---|---|---|
Landwirtschaftsflächen | 28.594 | 60,2 |
Waldflächen | 10.339 | 21,6 |
Gebäude- und Freiflächen | 3.475 | 7,3 |
Verkehrsflächen | 2.429 | 5,1 |
Wasserflächen | 1.108 | 2,3 |
Erholungsflächen | 436 | 0,9 |
Betriebsflächen | 323 | 0,7 |
Flächen anderer Nutzung | 909 | 1,9 |
Gesamtfläche | 47.613 | 100,0 |
Landschaftsschutzgebiete
-
Landschaftsschutzgebiet
-
Naturschutzgebiet
-
Nationalpark
Ende 2011 gab es in Niedersachsen 1.272 Landschaftsschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 9.857 Quadratkilometer. Das sind 18,58 Prozent der Gesamtfläche von Niedersachsen.[11] Die größten Landschaftsschutzgebiete sind das Landschaftsschutzgebiet Südheide mit 43.775 Hektar, das Landschaftsschutzgebiet Harz im Landkreis Goslar mit 39.018 Hektar sowie das Landschaftsschutzgebiet Elbhöhen-Drawehn mit 37.105 Hektar.[12]
Naturschutzgebiete
Weiterhin bestanden Ende 2011 772 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 1.988 Quadratkilometer, was einem Anteil von 3,75 Prozent an der Gesamtfläche Niedersachsen entsprach.[13] Das größte Naturschutzgebiet ist das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide mit 23.437 Hektar, gefolgt von dem Naturschutzgebiet Borkum Riff mit 10.000 Hektar und dem Naturschutzgebiet Esterweger Dose mit 4.747 Hektar.[14] Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide ist auch das älteste Naturschutzgebiet in Niedersachsen. Es wurde bereit am 12. Januar 1922 unter Schutz gestellt.[15]
Naturparks
Niedersachsen weist außerdem 13 Naturparks mit einer Fläche von zusammen 937.721 Hektar aus. Das sind 17,68 Prozent der Landesfläche. Es handelt sich um die Naturparks Dümmer, Elbhöhen-Wendland, Elm-Lappwald, Harz, Lüneburger Heide, Münden, Terra.vita, Solling-Vogler, Steinhuder Meer, Südheide, Weserbergland, Wildeshauser Geest, Bourtanger Moor-Bargerveen. Größter Naturpark ist die Wildeshauser Geest mit 155.400 Hektar.[16]
Nationalparks
Zum Schutze des Ökosystems und zur Erholung reiht sich Niedersachsen mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (345.800 ha) in eine fast durchgängige Kette von Schutzgebieten des Wattenmeers zwischen Blåvandshuk (Dänemark) bis Den Helder (Niederlande) ein. Zusammen mit Sachsen-Anhalt wurde der Nationalpark Harz (ca. 15.800 ha in Niedersachsen und 8.900 ha in Sachsen-Anhalt) mit seinen ausgedehnten Waldgebieten und Mooren ebenso als deutscher Nationalpark ausgewiesen.
Klima
Niedersachsen gehört zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem maritimen Klima in Westeuropa und dem kontinentalen Klima in Osteuropa. Dieser Übergang macht sich innerhalb des Landes deutlich bemerkbar: Während der Nordwesten ein atlantisches (Nordseeküste) bis subatlantisches Klima mit im Jahresverlauf vergleichsweise geringer Temperaturamplitude und einem Wasserbilanzüberschuss aufweist, wird das Klima nach Südosten hin zunehmend kontinentaler beeinflusst. Dies wird an stärkeren Temperaturunterschieden zwischen Sommer- und Winterhalbjahr sowie an geringeren und jahreszeitlich ungleich verteilten Niederschlägen deutlich. Am stärksten ist diese subkontinentale Färbung im Wendland, im Weserbergland (Hameln bis Göttingen) und im Raum Helmstedt ausgeprägt. Im Harz sind die höchsten Niederschläge zu verzeichnen, da der niedersächsische Teil die Luvseite dieses Mittelgebirges darstellt, an der sich unter anderem Steigungsregen entlädt. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8 °C (7,5 °C im Alten Land und 8,5 °C im Kreis Cloppenburg).
Geschichte
Geschichte bis zur Gründung des Landes
Vor 1946 bezog sich das Wort „Niedersachsen“ nicht auf genau das Gebiet, welches das heutige Land Niedersachsen ausmacht. Den Kern des „Niedersachsen“ genannten Gebiets machten die Regionen aus, in denen der germanische Volksstamm der Sachsen lebte. Allerdings gehören zum Land Niedersachsen auch Gebiete, die von Friesen bewohnt wurden und werden oder in denen früher slawische Polaben lebten. Der letzte sächsische Herzog, der auch über Westfalen herrschte, war Heinrich der Löwe. Nach dessen Entmachtung im Jahr 1180 wurde der Begriff „Niedersachsen“ zur Abgrenzung des Herrschaftsgebiets der Welfen, einerseits von Westfalen, andererseits von dem sich später „Sachsen“ nennenden Gebiet an der oberen Elbe, benutzt.
Bis zum Wiener Kongress (1814/1815)
Der Name und das Wappen des heutigen Landes greifen auf den germanischen Volksstamm der Sachsen zurück. Teile des Stammesverbandes der Sachsen drangen während der Völkerwanderungszeit ab dem 3. Jahrhundert aus ihrer Heimat in Holstein über die Elbe nach Süden vor, wo sie sich in den damals von anderen Volksstämmen dünn besiedelten Gebieten in den übrigen niederen Landen, im heutigen Nordwestdeutschland und im nordöstlichen Teil der heutigen Niederlande ausbreiteten. Etwa ab dem 7. Jahrhundert hatten die Sachsen einen Siedlungsraum besetzt, der etwa den heutigen Ländern Niedersachsen, Westfalen und einigen östlich angrenzenden Gebieten wie dem West- und Nordteil Sachsen-Anhalts entsprach. Das Gebiet der Sachsen war in etwa 60 Gaue unterteilt. Die Friesen waren nicht in dieses Gebiet einbezogen; sie bewahrten sich über Jahrhunderte in der nordwestlichsten Region des heutigen niedersächsischen Raums ihre Eigenständigkeit. Die (Ur-)Sprache der Bevölkerung im Gebiet Altsachsens ist das Sächsische, eine Sprachvarietät im niederdeutschen Sprachraum.
Die dauerhafte Abgrenzung des später Niedersachsen genannten Gebietes von Westfalen begann im 12. Jahrhundert. Im Jahr 1260 wurden in einem Vertrag zwischen dem Erzbistum Köln und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg die Interessengebiete beider Territorien voneinander abgegrenzt.[17] Die Grenze verlief bis nördlich von Nienburg entlang der Weser. Der nördliche Teil des Weser-Ems-Gebiets wurde dem Einflussbereich Braunschweig-Lüneburgs zugerechnet.
Das Wort „Niedersachsen“ wurde erstmals vor 1300 in einer niederländischen Reimchronik benutzt. Seit dem 14. Jahrhundert bezeichnete es (im Gegensatz zu Sachsen-Wittenberg) das Herzogtum Sachsen-Lauenburg.[18] Bei der Gründung von Reichskreisen ab 1500 wurde der Niedersächsische Reichskreis vom Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis unterschieden. Letzterem wurden folgende (teilweise) heute zum Land Niedersachsen gehörenden Gebiete zugeordnet: das Hochstift Osnabrück, das Hochstift Münster, die Grafschaft Bentheim, die Grafschaft Hoya, das Fürstentum Ostfriesland, das Fürstentum Verden, die Grafschaft Diepholz, die Grafschaft Oldenburg, die Grafschaft Schaumburg und die Grafschaft Spiegelberg. Gleichzeitig unterschied man den Ostteil des alten Sachsenlandes von den später aus dynastischen Gründen „Obersachsen“ genannten mitteldeutschen Fürstentümern (siehe auch → Kurfürstentum Sachsen, Geschichte Sachsens).
Die enge geschichtliche Verbindung der im heutigen Niedersachsen gelegenen Länder des Niedersächsischen Reichskreises bestand über Jahrhunderte vor allem in dynastischer Hinsicht. Die meisten Vorgängerterritorien des Landes waren Teilfürstentümer des mittelalterlichen welfischen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Alle welfischen Fürsten nannten sich in ihren jeweiligen oft zersplitterten und immer wieder vereinigten Fürstentümern Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg.
Zwischen 1806 und 1813 gehörten die meisten Teile des heutigen Niedersachsen zum Rheinbund oder zum Napoleonischen Frankreich. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 wurden Ostfriesland und das Jeverland in das Königreich Holland und damit in den französischen Machtbereich eingegliedert. 1810 wurde das Gebiet als Departement Ems-Orientale unmittelbar dem französischen Kaiserreich unterstellt. Dabei wurde das Rheiderland im westlichen Ostfriesland aufgrund alter niederländischer Ansprüche aus Ostfriesland ausgegliedert und dem niederländischen Departement Ems-Occidental mit der Hauptstadt Groningen zugeschlagen.
Am 1. Januar 1811 wurden die drei Hanseatischen Departements – Departement der Elbe-Mündung mit der Hauptstadt Hamburg, Departement der Wesermündung mit der Hauptstadt Bremen und Departement der Ober-Ems mit der Hauptstadt Osnabrück – gebildet. Am 27. April 1811 kam das Departement der Lippe mit der Hauptstadt Münster hinzu. Zu diesem Department gehörten Teile des heutigen Emslands. Nach der Niederlage Napoleons wurden diese Departments von 1813 bis 1815 wieder aufgelöst.
Bis zum Untergang des Königreichs Hannover
Im Laufe der Zeit waren östlich der Weser zwei größere Fürstentümer übrig geblieben: das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig (nach 1919 Freistaat/Land). Geschichtlich besteht eine enge, durch die Personalunion des 18. Jahrhunderts begründete Bindung des Adelshauses in Hannover (Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg) an das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.
Westlich der Hunte setzte ab 1815 ein „Entwestfalisierungs-Prozess“ ein:[19] Nach dem Wiener Kongress gelangten die Gebiete der späteren Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich an das Königreich Hannover.
Bis zum Ende der Weimarer Republik
Nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde das Königreich Hannover vom Königreich Preußen annektiert und zur preußischen Provinz „degradiert“. Im Gegensatz dazu bewahrten das Großherzogtum Oldenburg, das Herzogtum Braunschweig und das Fürstentum Schaumburg-Lippe bis 1946 ihre territoriale Autonomie innerhalb Deutschlands.
In einem Vortrag am 14. September 2007 beschrieb Dietmar von Reeken die Entstehung eines „Niedersachsenbewusstseins“ im 19. Jahrhundert, dessen räumliche Basis als Raumkonstrukt im 19. Jahrhundert erfunden worden sei: Die entstehenden Heimatvereine und die dazugehörigen Zeitschriften trugen den Begriff „Niedersachsen“ bzw. „niedersächsisch“ als Programmatik im Namen. Ende der 1920er-Jahre habe im Kontext der Diskussionen um eine Reichsreform und forciert durch die sich verbreitenden Heimatbewegungen eine fünfundzwanzigjährige Auseinandersetzung zwischen „Niedersachsen“ und „Westfalen“ begonnen. Träger dieser Auseinandersetzung seien Verwaltungsbeamte und Politiker gewesen; regional arbeitende Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen hätten die Argumente geliefert. In den 1930er-Jahren habe ein reales Niedersachsen noch nicht existiert, jedoch eine Fülle von Institutionen, die sich „niedersächsisch“ genannt hätten. Die Motive und Argumente bei den Auseinandersetzungen zwischen „Niedersachsen“ und „Westfalen“ seien auf beiden Seiten sehr ähnlich gewesen: ökonomische Interessen, politische Zielsetzungen, kulturelle Interessen und historische Aspekte.[20] Bereits 2006 hatte Thomas Vogtherr in einem Festvortrag aus Anlass des 60. Jahrestages der Gründung des Landes Niedersachsen den Vorgang auf den Punkt gebracht: „Niedersachsen […] ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, die über viele Zwischenstationen als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges zur politischen Realität wurde.“[21]
Wer nach 1866 von „Niedersachsen“ sprach, der dachte Vogtherr zufolge darin eine antipreußische Spitze mit. Wer die Werte der niedersächsischen Heimat beschwor, der wollte sich vom Berliner Zentralismus absetzen. Wer gar die Ausweitung des Niedersachsenbegriffes auf Oldenburg oder Braunschweig behauptete, der versuchte, die Einwohner dieser immer noch selbständigen Herrschaftsgebiete gewissermaßen in eine antipreußische Kollektivhaftung zu nehmen. In den Jahren nach 1866 nahm die Zahl der Bücher, in deren Titel das Stichwort „Niedersachsen“ auftauchte, geradezu explosionsartig zu.
1920 wurde das gesamte Weser-Ems-Gebiet (einschließlich der Stadt Bremen) einem Wahlkreisverband IX (Niedersachsen) zugeordnet. Dies belegt, dass zu dieser Zeit die westlichen Regierungsbezirke der preußischen Provinz Hannover und das Land Oldenburg als „niedersächsisch“ empfunden wurden.
Vorläufer des heutigen Landes Niedersachsen sind geographisch und auch teilweise institutionell schon früh miteinander verzahnte Länder. Die nicht mit dem Fürstentum Schaumburg-Lippe zu verwechselnde Grafschaft Schaumburg um die Städte Rinteln und Hessisch Oldendorf gehörte zwar bis 1932 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau, die auch weite Teile des heutigen Bundeslandes Hessen einschließlich der Städte Kassel, Wiesbaden und Frankfurt am Main umfasste; bereits 1932 jedoch wurde die Grafschaft Schaumburg Teil der preußischen Provinz Hannover.
Ebenfalls vor 1945, nämlich 1937, war die Stadt Cuxhaven durch das Groß-Hamburg-Gesetz vollständig in die preußische Provinz Hannover eingegliedert worden, so dass 1946 bei der Gründung des Landes Niedersachsen nur noch vier Länder fusioniert werden mussten. Mit Ausnahme Bremens und der Gebiete, die nach 1945 an die SBZ abgetreten worden waren, wurden 1946 alle Gebiete dem Land Niedersachsen zugeordnet, die bereits 1920 zum „Wahlkreisverband Niedersachsen“ zusammengefasst worden waren.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
1934 äußerte sich Hermann Lübbing[22] zur Zukunft des Landes Oldenburg.[23] Er sieht das Land Oldenburg in der Rolle einer umworbenen Braut mit zwei Verehrern, nämlich den Anhängern eines Landes Niedersachsen und den Anhängern eines Westfalens in der Tradition des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises. Beiden Gruppen hält Lübbing vor, sie respektierten nicht die Gegebenheiten, d.h. erstens die existierenden, mit Traditionen verbundenen politischen Grenzen, zweitens die natürlichen Grenzen („Nieder-“ verweise auf die Norddeutsche Tiefebene; dem Einbezug weiter Mittelgebirgsregionen fehle so die Begründung; ebenso gebe es keine stimmige naturräumliche Erklärung für die Ostgrenze Niedersachsens) sowie drittens die Stammesgrenzen (Friesen seien keine Sachsen). Die „Braut Oldenburg“ habe sich, so Lübbing, „das Opfer ihrer Selbständigkeit für ein neues Deutsches Reich“ (quasi mit den Nationalsozialisten als „Bräutigam“) vorbehalten. Offenbar befürwortet Lübbing 1934 weder ein „Groß-Hannover“ noch ein „Groß-Westfalen“ als neue Heimat für die Oldenburger, sondern eher eine Art „Groß-Oldenburg“, das zwar auf dem Wiener Kongress 1815 verworfen worden sein soll[24], aber in Form des Gaues Weser-Ems der NSDAP 1925 (parteiintern) bzw. 1933 (für die Staatsorganisation maßgeblich) Gestalt angenommen hat. Dieser Gau stellte insofern tatsächlich eine Art „Groß-Oldenburg“ dar, als beide Gauleiter, Carl Röver und Paul Wegener, aus dem Land Oldenburg stammten und als von der Stadt Oldenburg aus, wo die Nationalsozialisten 1932 ihre erste Landesregierung im Deutschen Reich bilden konnten, auch die zuvor selbstständige Stadt Bremen verwaltet werden sollte. Allerdings war der Gauleiter Weser-Ems nur im Land Oldenburg und in der Hansestadt Bremen auch Reichsstatthalter. Die einem Reichsstatthalter vergleichbare Stellung in den Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück hatte der Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover inne, so dass der Einfluss Rövers und Wegeners auf diese Teile des Gaues Weser-Ems begrenzt blieb.[25]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Nordwestdeutschland größtenteils in der britischen Besatzungszone. Mit der Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung vom 23. August 1946 „Betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder“ wurde auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hannover zunächst das Land Hannover errichtet. Dessen Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf hatte schon im Juni 1945 die Bildung eines Landes Niedersachsen angeregt, das möglichst große Gebiete in der Mitte der britischen Zone abdecken sollte. Neben den Gebieten, die später tatsächlich Niedersachsen zugeordnet wurden, forderte Kopf in einer Denkschrift vom April 1946 den Einbezug des ehemaligen preußischen Bezirks Minden-Ravensberg (also der westfälischen Städte Bielefeld und Herford sowie der westfälischen Kreise Minden, Lübbecke, Bielefeld, Herford und Halle (Westf.)), des Kreises Tecklenburg sowie des Landes Lippe.[26] Kopfs Plan beruht letztlich auf einem bereits Ende der 1920er Jahre von Georg Schnath und Kurt Brüning vorgelegten Entwurf zur Reform des Deutschen Reiches. Die „Welfenlastigkeit“ dieses Entwurfs habe, so Thomas Vogtherr, nach 1946 die Entwicklung einer „niedersächsischen Identität“ nicht erleichtert.[27]
Ein alternatives, von Politikern in Oldenburg und Braunschweig propagiertes Modell sah vor, im Nordwesten ein eigenes Land „Weser-Ems“ zu gründen, das aus dem Land Oldenburg, der Hansestadt Bremen und den Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück bestehen sollte. Einige Vertreter des Landes Oldenburg forderten sogar den Einbezug der hannoverschen Landkreise Diepholz, Syke, Osterholz-Scharmbeck und Wesermünde in das neu zu gründende Land „Weser-Ems“. Ebenso sollte im Südosten ein um den Regierungsbezirk Hildesheim und den Landkreis Gifhorn vergrößertes Land Braunschweig erhalten bleiben. Wäre dieser Plan umgesetzt worden, bestünde das Gebiet des heutigen Niedersachsens aus drei flächenmäßig etwa gleich großen Ländern.
Der Kreistag des Landkreises Vechta protestierte am 12. Juni 1946 gegen eine Zuordnung des Kreises zum „Großraum Hannover“. Im Falle einer Auflösung des Landes Oldenburg solle der Kreis Vechta vielmehr in den Raum Westfalen eingebunden werden.[28] Insbesondere in Kreisen des politischen Katholizismus war die Auffassung weit verbreitet, das Oldenburger Münsterland und der Regierungsbezirk Osnabrück sollten einem neu zu gründenden Land „Westfalen“ zugeschlagen werden.[29]
Seit der Gründung der Länder Nordrhein-Westfalen und Hannover am 23. August 1946 ist die nördliche und östliche Grenze Nordrhein-Westfalens weitgehend mit der entsprechenden Grenze der preußischen Provinz Westfalen identisch. Nur das Land Lippe wurde erst im Januar 1947 Nordrhein-Westfalen zugeordnet. Dadurch wurde ein Großteil der Gebiete links der Oberweser nordrhein-westfälisch.
Letztlich erwies sich auf der Sitzung des Zonenbeirats am 20. September 1946 Kopfs Vorschlag bezüglich der Aufteilung der britischen Besatzungszone in drei Flächenstaaten als mehrheitsfähig.[30] Da diese Aufteilung ihrer Besatzungszone in relativ große Länder auch den Interessen der Briten entsprach, wurde am 8. November 1946 die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung erlassen, durch die rückwirkend zum 1. November 1946 das Land Niedersachsen mit der Hauptstadt Hannover gegründet wurde. Das Land entstand aus der Vereinigung der Länder Braunschweig, Freistaat Oldenburg und Schaumburg-Lippe mit dem zuvor gebildeten Land Hannover. Dabei gab es Ausnahmeregelungen:
- Im Land Braunschweig fielen der östliche Teil des Landkreises Blankenburg sowie die Exklave Calvörde des Landkreises Helmstedt an die sowjetische Besatzungszone und wurden später in das Land Sachsen-Anhalt integriert.
- Im Land Hannover fielen das Amt Neuhaus sowie die Ortschaften Neu Bleckede und Neu Wendischthun an die sowjetische Besatzungszone und damit an die spätere DDR. Sie wurden erst 1993 nach Niedersachsen rückgegliedert.
- Die im damaligen Regierungsbezirk Stade gelegene Großstadt Wesermünde wurde 1947 in Bremerhaven umbenannt und in das neue Land Bremen eingegliedert.
Forderungen niederländischer Politiker, denen zufolge die Niederlande deutsche Gebiete östlich der deutsch-niederländischen Grenze als Reparationen erhalten sollten, wurden erst auf der Londoner Deutschland-Konferenz am 26. März 1949 weitestgehend ad acta gelegt. Tatsächlich wurden 1949 im Westen Niedersachsens nur ca. 1,3 Quadratkilometer an die Niederlande abgetreten.
Geschichte des Landes Niedersachsen
Nachkriegszeit
Am 9. Dezember 1946 trat der erste niedersächsische Landtag zusammen. Er war nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsverwaltung eingesetzt (ernannter Landtag). Noch am selben Tag wählte der Landtag Hinrich Wilhelm Kopf (SPD), den vormaligen hannoverschen Regierungspräsidenten, zum ersten Ministerpräsidenten. Hinrich Wilhelm Kopf blieb – unterbrochen von der Regierungszeit Heinrich Hellweges (1955–1959) – bis 1961 Regierungschef in Niedersachsen. Am 13. April 1951 trat die „Vorläufige Niedersächsische Verfassung“ in Kraft.
Wichtigstes Problem der ersten Nachkriegsjahre war die große Zahl an Flüchtlingen aus dem Osten des untergegangenen Großdeutschen Reiches, die in dem großen Flächenland Zuflucht suchten. Niedersachsen lag am westlichen Ende der direkten Fluchtroute aus Ostpreußen und hatte die längste Grenze zur sowjetischen Besatzungszone. Niedersachsen übernahm am 3. Oktober 1950 die Patenschaft für die hier sehr zahlreichen Flüchtlinge aus Schlesien. Noch 1950 fehlten nach offiziellen Zahlen rund 730.000 Wohnungen.
Während der Zeit der deutschen Teilung wurde über den niedersächsischen Kontrollpunkt Helmstedt zur Deutschen Demokratischen Republik, der sich von 1945 bis 1990 zum größten europäischen Grenzübergang entwickelte, die Hauptlast des Transitverkehrs nach West-Berlin abgewickelt.
Im Zeichen des Kalten Krieges war Niedersachsen aufgrund der Lage des Landes am „Eisernen Vorhang“ und der strategischen Bedeutung der Norddeutschen Tiefebene jahrzehntelang Stationierungsschwerpunkt der NATO; neben britischen und niederländischen Truppen wurden seit Ende der 1950er Jahre starke Heeresverbände der deutschen Bundeswehr hier stationiert.[31]
Konsolidierung
Wirtschaftlich prägend für das Land wurde der Volkswagen-Konzern, der 1945 zunächst unter britischer Aufsicht wieder mit der Produktion von Zivilfahrzeugen begann und 1949 in den Besitz des neu gegründeten westdeutschen Staates (BRD) und des Landes Niedersachsen überging. Insgesamt zählte Niedersachsen mit seiner großen, ländlich geprägten Fläche und seinen wenigen städtischen Zentren lange zu den strukturschwachen Regionen der Bundesrepublik. 1960 waren 20 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Im übrigen Bundesgebiet lag dieser Wert bei 14 Prozent. Auch in wirtschaftlich günstigen Zeiten blieb die Arbeitslosenquote in Niedersachsen konstant höher als im Bundesdurchschnitt.
1961 trat Georg Diederichs als Nachfolger von Hinrich Wilhelm Kopf das Amt des Ministerpräsidenten von Niedersachsen an. Er wurde hierin 1970 von Alfred Kubel abgelöst. Die Auseinandersetzungen um das Atommülllager Gorleben, die in der Regierungszeit von Ministerpräsident Ernst Albrecht (1976–1990) begannen, spielen in der niedersächsischen Landes- ebenso wie in der Bundespolitik seit Ende der 1970er Jahre eine wichtige Rolle.
Nach der Wiedervereinigung
1990 trat Gerhard Schröder das Amt des Ministerpräsidenten an. Am 1. Juni 1993 trat die neue Verfassung des Landes in Kraft, die die „Vorläufige Niedersächsische Verfassung“ von 1951 ablöste. Sie ermöglicht erstmals Volksbegehren und Volksentscheide und verankert den Umweltschutz als Staatsgrundsatz.
Das ehemals hannoversche Amt Neuhaus mit den damaligen Gemeinden Dellien, Haar, Kaarßen, Neuhaus (Elbe), Stapel, Sückau, Sumte und Tripkau sowie die Ortsteile Neu Bleckede, Neu Wendischthun und Stiepelse der Gemeinde Teldau und das historisch-hannoversche Gebiet im Forstrevier Bohldamm in der Gemeinde Garlitz wechselten mit Wirkung vom 30. Juni 1993 von Mecklenburg-Vorpommern zum Land Niedersachsen (Landkreis Lüneburg). Neu Bleckede und Neu Wendischthun wurden am selben Tag wieder in die Stadt Bleckede eingemeindet, zu der sie bis 1945 gehört hatten. Aus den übrigen Gemeinden und Ortsteilen wurde am 1. Oktober 1993 die neue Einheitsgemeinde Amt Neuhaus gebildet.
1998 löste Gerhard Glogowski den ins Bundeskanzleramt gewechselten Gerhard Schröder ab. Da er mit verschiedenen Skandalen in seiner Heimatstadt Braunschweig in Verbindung gebracht wurde, trat er 1999 zurück und wurde von Sigmar Gabriel abgelöst.
Neuere Entwicklungen
Von 2003 bis zu seiner Annahme der Wahl zum Bundespräsidenten 2010 war Christian Wulff Ministerpräsident in Niedersachsen. Der Osnabrücker stand wie sein Nachfolger David McAllister einer CDU geführten Koalitionsregierung mit der FDP vor.
Zum 1. Januar 2005 wurden die vier Regierungsbezirke, in die Niedersachsen seit 1978 gegliedert war, aufgelöst.[32] Dies waren die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems. Der Regierungsbezirk Braunschweig war seinerseits 1978 aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Braunschweig mit Teilen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim und Teilen des Altbezirks Lüneburg, der „neue“ Regierungsbezirk Hannover aus der Erweiterung des Altbezirks Hannover um Teile des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim, der Regierungsbezirk Lüneburg aus Fusion des größten Teils des Altbezirks Lüneburg mit dem ehemaligen Regierungsbezirk Stade, der Regierungsbezirk Weser-Ems aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Oldenburg (Oldb) mit den ehemaligen Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück entstanden. Anstelle der Bezirksregierungen wurden für besondere Aufgaben Regierungsvertretungen an den Standorten Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Oldenburg eingerichtet.
Nach der Landtagswahl im Januar 2013 kam es zu einer Regierungsbildung unter Stephan Weil von der SPD. Anstelle der Regierungsvertretungen für die Bereiche der ehemaligen Regierungsbezirke wurden sogenannte Landesbeauftragte als regionale Ansprechpartner der Landesregierung installiert, die erweiterte Kompetenzen haben.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1987 | 1992 | 1997 | 2002 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 7.163.602 | 7.577.520 | 7.845.398 | 7.980.472 | 7.971.684 | 7.947.244 | 7.928.815 | 7.918.293 | 7.913.502 |
(jeweils zum 31. Dezember)[33]
Politik
Staatsrecht
Die Niedersächsische Verfassung stammt vom 19. Mai 1993 und ist am 1. Juni 1993 in Kraft getreten. Die Geschichte ist – im Unterschied zu derjenigen anderer Landesverfassungen – stark an die Entwicklung Deutschlands geknüpft.
Im Jahre 1951 wurde eine Übergangsverfassung (Vorläufige Niedersächsische Verfassung) verabschiedet, die die staatlichen Grundlagen in der Zeit bis zur Wiedervereinigung regelte. Da sich die Vorläufige Niedersächsische Verfassung auf das Grundgesetz beziehen konnte, verzichtete man auf einen Grundrechtekatalog. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands entfiel der Vorbehalt der Vorläufigkeit. Auf der Grundlage der Vorläufigen Niedersächsischen Verfassung wurde die neue Niedersächsische Verfassung von 1993 aufgebaut.
Landespolitik
Der letzte Regierungswechsel erfolgte am 19. Februar 2013 nach der Landtagswahl am 20. Januar 2013. Die CDU wurde zwar stärkste Fraktion, zusammen mit den Grünen errang die SPD jedoch eine knappe Mehrheit von einer Stimme im neugewählten Landtag. SPD und Grüne bildeten daraufhin die neue Landesregierung mit Stephan Weil als Ministerpräsident, die ebenfalls vom Landtag im Amt bestätigt wurde. Damit war die Vorgängerregierung unter David McAllister abgewählt.
Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen:
1946–1955: | Hinrich Wilhelm Kopf | SPD |
1955–1959: | Heinrich Hellwege | DP |
1959–1961: | Hinrich Wilhelm Kopf | SPD |
1961–1970: | Georg Diederichs | SPD |
1970–1976: | Alfred Kubel | SPD |
1976–1990: | Ernst Albrecht | CDU |
1990–1998: | Gerhard Schröder | SPD |
1998–1999: | Gerhard Glogowski | SPD |
1999–2003: | Sigmar Gabriel | SPD |
2003–2010: | Christian Wulff | CDU |
2010–2013: | David McAllister | CDU |
seit 2013: | Stephan Weil | SPD |
Die letzte Landtagswahl fand am 20. Januar 2013 statt. Die nächste findet regulär 2018 statt.
Öffentliche Finanzen
Zum 31. Dezember 2006 wurde eine Schuldensumme von 48,7 Milliarden Euro ermittelt. Davon beliefen sich die Wertpapierschulden auf rund 20,5 Milliarden Euro, während die Schulden aus Schuldscheindarlehen allein bei inländischen Banken und Sparkassen rund 26,4 Milliarden Euro betrugen.
Im Jahr 2007 wurden 950 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen. Für das Jahr 2008 wurde eine Neuverschuldung von 550 Millionen Euro geplant und erreicht. Die für 2010 geplante Reduzierung der Neuverschuldung auf 0 EUR konnte aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht umgesetzt werden.[34] Stattdessen erfolgte für 2009 eine Neuverschuldung von 2.300 Millionen EUR.
Der Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e. V. unterhält im niedersächsischen Landtag in Hannover eine Schuldenuhr, die den Zuwachs der Staatsverschuldung in Niedersachsen verdeutlicht. Nach einem Spitzenwert von 93 Euro pro Sekunde aus dem Jahr 2002 konnten die Schulden in den darauf folgenden Jahren von 90 Euro pro Sekunde im Jahr 2003 auf 30 Euro pro Sekunde im Jahr 2007 und auf 17 Euro pro Sekunde im Jahr 2008 gesenkt werden. 2010 sollte der Wert eigentlich auf 0 Euro pro Sekunde gesenkt werden und damit die Staatsverschuldung zum Stillstand gebracht werden. Aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise stieg der Wert jedoch wieder auf den Rekordbetrag von 105 Euro pro Sekunde.[34]
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Bundes- und Europapolitik
Im Bundesrat hat Niedersachsen ebenso wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die höchstmögliche Anzahl von sechs Stimmen. Vertreten wird Niedersachsen durch den Ministerpräsidenten Stephan Weil, seinen Stellvertreter, Umweltminister Stefan Wenzel, Kultusministerin Frauke Heiligenstadt, Innenminister Boris Pistorius, Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz und Sozialministerin Cornelia Rundt.[35] Die Arbeit im Bundesrat wird von der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund koordiniert.
62 Abgeordnete vertreten die niedersächsischen Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Bundestag: 21 von der CDU, 19 von der SPD, neun von der FDP, sieben von Bündnis 90/Die Grünen sowie sechs von der Linkspartei.
Dem Europäischen Parlament gehören zehn Abgeordnete aus Niedersachsen an: vier von der CDU, zwei von der SPD, zwei von Bündnis 90/Die Grünen und jeweils einer von FDP und Linkspartei. In Brüssel unterhält das Land Niedersachsen zur Koordinierung der Europapolitik und Repräsentanz die Vertretung des Landes Niedersachsen bei der Europäischen Union.
Innere Sicherheit
Die Polizei Niedersachsen ist die niedersächsische Landespolizei. Sie untersteht dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport. Sie hat als Exekutivorgan des Landes Niedersachsen im Rahmen des Polizeirechts den Auftrag der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Als Strafverfolgungsbehörde geht sie gegen ordnungswidrige und strafbare Handlungen vor, ermittelt Täter und analysiert Tatmuster. Eine weitere Aufgabe ist die Gefahrenabwehr im Bereich der inneren Sicherheit. Im Rahmen der Verkehrsüberwachung regelt sie Verkehrsströme und hat eine tragende Rolle in der Notfallhilfe (Notruf). Ferner sorgt die Polizei in enger Kooperation mit der Judikative und anderen Behörden für die Verbrechensprävention, um bereits im Vorfeld mögliche Straftaten zu erkennen und zu verhindern.
Geburtsstunde der niedersächsischen Landespolizei ist der 1. April 1951, als das Niedersächsisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (SOG) in Kraft trat. Zuvor war die Polizei in der Nachkriegszeit aufgrund der britischen Besatzung nach deren Vorbild kommunal organisiert. Bei der großen Polizeireform von 1994 wurden die Sparten Schutz- und Kriminalpolizei zusammengeführt. Die gegenwärtige (2011) Struktur der Polizeiorganisation in Niedersachsen entstand durch eine bedeutende Umorganisation im Jahre 2004. Dabei wurde die Polizei aus den vier 2004 aufgelösten Bezirksregierungen (Braunschweig, Hannover, Weser-Ems, Lüneburg) herausgenommen. Daraus entstanden die gegenwärtigen Polizeidirektionen in der Fläche.
In Niedersachsen gibt es rund 500 Polizeidienststellen, wobei an 140 Standorten ein Rund-um-die-Uhr-Schichtbetrieb stattfindet. Es werden rund 23.000 Bedienstete beschäftigt, von denen etwa 18.500 verbeamtet sind.
Landeswappen
Das Land Niedersachsen führt als Landeswappen einen Halbrundschild mit einem springenden weißen Ross (Wappentier) im roten Feld.[36]
Das Wappen geht auf die welfischen Herzöge zurück, die mit dem Sachsenross ihren Anspruch auf das Gebiet der alten Sachsen zur Zeit des berühmten Herzogs Widukind dokumentieren wollten. In der Folgezeit diente das Sachsenross als Wappenbild verschiedener Herrscher. So fand es Eingang in die Wappen des Kurfürstentums als auch des Königreichs und der Provinz Hannover, aber auch des Herzogtums und des Freistaates Braunschweig. 1946 wurde das Sachsenross zum zunächst inoffiziellen Landeswappen gewählt und im April 1951 nach ausführlicher Aussprache im Landtag als Landeswappen bestätigt.[37]
Landesflagge
Das Land führt in der Landesflagge die Landesfarben Schwarz-Rot-Gold mit dem Landeswappen.[36]
Angesichts der unterschiedlichen wie traditionsreichen historischen Landesfarben der Länder, aus denen Niedersachsen hervorgegangen war, einigten sich die Landesgründer auf die heute geltende schwarz-rot-goldene Landesflagge mit dem Landeswappen als Kompromiss.[37]
Partnerschaften
Das Land Niedersachsen pflegt einige internationale Partnerschaften. Innerhalb von Europa besteht eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Region Haute-Normandie in Frankreich, den Niederlanden und den Woiwodschaften Großpolen und Niederschlesien in Polen. Außerhalb Europas bestehen Partnerschaften in der Provinz Anhui in der Volksrepublik China, der Präfektur Tokushima in Japan, den Regionen Perm und Tjumen in Russland und der Provinz Eastern Cape in Südafrika.[38]
Hymne
Niedersachsen hat keine offizielle Landeshymne. Als inoffizielle Hymne des Landes Niedersachsen wird manchmal das Niedersachsenlied angesehen. Es wurde bereits 1926, also rund 20 Jahre vor der Gründung des Bundeslandes im Jahr 1946, von Hermann Grote verfasst und komponiert. Der Originaltext von Grote wird oft unter verschiedenen Aspekten kritisiert und als politisch inkorrekt bezeichnet, sodass inzwischen verschiedene angepasste Textversionen entstanden. Allen ist gemeinsam, dass sie sich nicht durchsetzen konnten. Häufig werden bei feierlichen Anlässen heute noch Musikstücke mit Bezug zu den Vorläuferstaaten Niedersachsens oder mit anderem regionalem Bezug gespielt.
Auszeichnungen
Die höchste Auszeichnung, die das Land Niedersachsen verleiht, ist die Niedersächsische Landesmedaille. Für Verdienste in der Landespolitik wird der Niedersächsische Verdienstorden verliehen. Außerdem vergibt der Ministerpräsident seit 2002 den Niedersächsischen Staatspreis, der früher „Niedersachsenpreis“ hieß. Als Musikpreis verleiht Niedersachsen jährlich den Praetorius Musikpreis und als Literaturpreis jährlich den Nicolas-Born-Preis.
Verwaltung
Verwaltungsgliederung
Das Land ist in 158 Städte, 51 Flecken und 762 Gemeinden (davon 684 in Samtgemeinden) sowie 25 gemeindefreie Gebiete unterteilt, die insgesamt 37 Landkreise, eine Region und acht kreisfreie Städte bilden.
Größte Städte
Niedersachsen hat sechs Großstädte, von denen die Landeshauptstadt Hannover mit deutlichem Abstand die meisten Einwohner hat. Die zweitgrößte Stadt Braunschweig erreicht mit 252.066 Einwohnern nicht einmal die Hälfte der Einwohnerzahl von Hannover mit 548.186 Einwohnern. Auf den weiteren Rängen folgen mit großem Abstand die Städte Oldenburg mit 174.629 Einwohnern und Osnabrück mit 166.960. Die weiteren Großstädte sind Wolfsburg mit 127.256 und Göttingen mit Ungültiger Metadaten−Schlüssel 03152012
Einwohnern. Die größten Mittelstädte sind ehemalige Großstädte: Hildesheim mit 102.325 und Salzgitter mit 105.039 Einwohnern.
Metropolregionen
In Niedersachsen sind drei Metropolregionen ausgewiesen, von denen die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg vollständig in Niedersachsen liegt. Die Metropolregion Hamburg umfasst neben Hamburg auch Gebiete von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Metropolregion Bremen-Oldenburg schließt das Bremer und Bremerhavener Stadtgebiet mit ein. Als Metropolregion wird ein stark verdichteter Ballungsraum einer Metropole bezeichnet, der als Motor der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes betrachtet. In Deutschland wurden Metropolregionen erstmals 1995 durch die Ministerkonferenz für Raumordnung definiert.
Verwaltungsreformen
Abgeschlossene Verwaltungsreformen
Im Zuge der kommunalen Neugliederung/Gebietsreform in den 1960er bis 1980er Jahren ist die Zahl der kreisfreien Städte von 16 auf neun und die der Landkreise von 60 auf 38 reduziert worden. Von ehemals über 4000 Gemeinden blieben rund 2000 bestehen, die sich nun als Einheitsgemeinden oder Mitgliedsgemeinden von Samtgemeinden organisierten. Die durchgeführten Reformen waren dabei in der Bevölkerung und Politik umstritten[39] und führten auch zu zahlreichen Klagen vor dem Staatsgerichtshof wie auch dem Bundesverfassungsgericht.[40]
Folgende kreisfreie Städte wurden in Landkreise eingegliedert: Celle, Cuxhaven, Goslar, Göttingen, Hameln, Hildesheim und Lüneburg. Folgende Landkreise wurden aufgelöst: Alfeld (Leine), Aschendorf-Hümmling, Bersenbrück, Blankenburg, Braunschweig, Bremervörde, Burgdorf, Duderstadt, Einbeck, Fallingbostel, Gandersheim, Grafschaft Hoya, Grafschaft Schaumburg, Hildesheim-Marienburg, Land Hadeln, Lingen, Melle, Meppen, Münden, Neustadt am Rübenberge, Norden, Schaumburg-Lippe, Soltau, Springe, Wesermünde, Wittlage, Wittmund und Zellerfeld. Der Landkreis Wittmund ist 1980 wieder eingerichtet worden. 2001 wurden der Landkreis Hannover und die kreisfreie Stadt Hannover zur Region Hannover zusammengeführt.
Bis 1978 war Niedersachsen in die aus den vorherigen gleichnamigen Ländern hervorgegangenen Verwaltungsbezirke Oldenburg und Braunschweig sowie die aus den vorher hannoverschen Bezirken hervorgegangenen Regierungsbezirke Stade, Lüneburg, Hannover, Hildesheim, Osnabrück und Aurich unterteilt. Das früher eigenständige Land Schaumburg-Lippe gehörte bis 1978 zum Regierungsbezirk Hannover. Diese Verwaltungsinstanzen gehen geschichtlich häufig auf sehr viel ältere Vorgängerinstitutionen zurück. Ihre Grenzen und Einzugsbereiche spielen auch heute noch bei vielen Institutionen eine Rolle. 1978 erfolgte eine Neugliederung in vier Regierungsbezirke, die zum 1. Januar 2005 aufgelöst wurden. Es handelte sich um die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems. Ihre Behörden, die Bezirksregierungen, wurden aufgelöst.[32] Die Zuständigkeiten der Bezirksregierungen wurden auf andere Landesbehörden und Körperschaften umverteilt. So wurde die Aufgabe der „überörtlichen Kommunalprüfung“ an die 2005 neu gegründete Niedersächsische Kommunalprüfungsanstalt übertragen. Die neue SPD-geführte Landesregierung führte 2014 die Institution des Landesbeauftragten[41] zur Repräsentation der Landesregierung in den Regionen ein.
Zuständigkeitsbereiche der Regionalbeauftragten
2014 wurden von der Landesregierung Regionalbeauftragte ernannt, um die bisherigen Regierungsvertretungen abzulösen. Die Zuständigkeitsbereiche der Regionalbeauftragten orientieren sich an den Grenzen der Regierungsbezirke, die zwischen 1978 und 2004 bestanden.
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Zuständigkeitsbereich des Regionalbeauftragten in Braunschweig
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Zuständigkeitsbereich des Regionalbeauftragten in Hildesheim
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Zuständigkeitsbereich des Regionalbeauftragten in Lüneburg
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Zuständigkeitsbereich des Regionalbeauftragten in Oldenburg
Geplante Verwaltungsreformen
Insbesondere seit Auflösung der Regierungsbezirke im Jahr 2004 gibt es immer wieder Vorschläge, die entstandene Lücke (eine Gebietskörperschaft mittlerer Größe zwischen dem Land und den Kommunen fehlt jetzt) zu schließen. Diese Vorschläge beinhalten beispielsweise den Zusammenschluss von Landkreisen, aus denen dadurch nach Vorbild der 2001 entstandenen Region Hannover vergleichbare Gebietskörperschaften werden.[42] Konkrete Vorschläge umfassen die Fusion des Landkreises Lüchow-Dannenberg mit einem seiner Nachbarkreise oder auch mit beiden Nachbarkreisen,[43] eine Zusammenfassung der Landkreise im Raum Braunschweig,[44] die Fusion der Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden im Weserbergland,[45] Reformen im Küstenbereich und im niedersächsischen Umland von Hamburg und Bremen. Eine Fusion der Landkreise Rotenburg (Wümme) und Verden wurde auch wiederholt vorgeschlagen, stößt aber insbesondere bei den Unionspolitikern vor Ort auf Ablehnung.[46] Eine ab dem Dezember 2012 diskutierte Fusion der Stadt Wilhelmshaven mit dem benachbarten Landkreis Friesland wurde trotz eines positiven Gutachtens der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) von den beteiligten Kommunen mit großer Mehrheit im Dezember 2013 abgelehnt.[47] Die von vornherein positiv verlaufenen Fusionsgespräche der Kreistage der Landkreise Göttingen und Osterode am Harz über die Bildung eines neuen Landkreises Göttingen am 1. November 2016 wurden mit einem Gebietsänderungsvertrag am 1. Februar 2014 besiegelt.[48] Zur Zeit werden auch Fusionsgespräche zwischen den Landkreisen Hildesheim und Peine geführt.[49] Aus Peiner Sicht gelten auch Salzgitter und Braunschweig als mögliche Fusionspartner.
Länderfusion und Verhältnis zu Bremen
Seit Jahren wird regelmäßig ein Zusammenschluss der Länder Niedersachsen und Bremen ins Gespräch gebracht. Der niedersächsische Ministerpräsident schlug zuletzt Anfang 2009 einen solchen Zusammenschluss vor. Eine Fusion stößt traditionell insbesondere in Bremen auf Ablehnung. Im Verhältnis zwischen Bremen und Niedersachsen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Irritationen, die häufig auf von Bremer Seite als ungünstig empfundene Aspekte der Raumordnungs- und Wirtschaftsplanung niedersächsischer Umlandkommunen basierte, wo große Gewerbegebiete in Konkurrenz zur Bremer Wirtschaft entstanden (unter anderem Entstehung von Speckgürteln). Im Gegenzug werden von niedersächsischer Seite häufig sogenannte „Bremer Alleingänge“ in der Infrastrukturplanung kritisiert.[50] Insofern ist das bremisch-niedersächsische Verhältnis von weitaus größeren Dissonanzen geprägt als beispielsweise dasjenige zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Einzelne Projekte sind dagegen von Kooperation geprägt, beispielsweise die Einführung der Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen, die Implementierung der Metropolregion Bremen/Oldenburg, der JadeWeserPort und die Verlängerung von Straßenbahnlinien aus Bremen ins niedersächsische Umland. 2010 äußerte sich der damalige niedersächsische Ministerpräsident McAllister zugunsten einer Kooperation der Bundesländer anstelle einer Fusion. Er lehne eine Fusion zwar nicht ab, die Initiative hierzu müsse aber von Bremen ausgehen, was nicht zu erwarten sei[51].
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Bruttoinlandsprodukt
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht Niedersachsen einen Index von 101,4 (EU-27: 100, Deutschland: 115,2) im Jahr 2005.[52] Damit liegt Niedersachsen knapp über dem EU-Durchschnitt, jedoch deutlich unter dem Wert Deutschlands.
2007 betrug die Wirtschaftsleistung im Bundesland Niedersachsen gemessen am Bruttoinlandsprodukt 206,6 Milliarden Euro.[53] Die Bruttowertschöpfung verteilte sich 2007 wie folgt auf die drei Wirtschaftssektoren:[54]
Wirtschaftssektor | Volumen in Mrd. EUR | Anteil in Prozent |
---|---|---|
Primärsektor | 3,1 | 1,6 |
Sekundärsektor | 56,6 | 30,6 |
Tertiärsektor | 125,5 | 67,8 |
Im Jahr 2010 betrug das Wirtschaftswachstum in Niedersachsen 3,4 % zum Vorjahr,[55] im ersten Halbjahr 2011 konnte ein Wachstum von 3,3 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum festgestellt werden.[56]
Arbeitsmarkt
Die zehn wichtigsten Standorte sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sind (Arbeitsortangaben):[57]
Stadt | sozialvers. Beschäftigte 30. Juni 2012 |
Veränderung seit 30. Juni 2007 |
Pendlersaldo 30. Juni 2012 |
Arbeitsplatzdichte 2 |
---|---|---|---|---|
Hannover | 288.720 | +7,49 % | +107.264 | 872 |
Braunschweig | 115.590 | +9,67 % | +25.961 | 743 |
Wolfsburg | 112.764 | +25,02 % | +65.298 | 1522 |
Osnabrück | 85.966 | +6,63 % | +31.076 | 856 |
Oldenburg | 74.176 | +13,49 % | +19.028 | 715 |
Göttingen | 63.643 | +8,86 % | +25.648 | 806 |
Salzgitter | 44.963 | −0,14 % | +10.686 | 758 |
Hildesheim | 43.626 | +4,92 % | +12.162 | 698 |
Lüneburg | 35.323 | +9,08 % | +11.311 | 771 |
Celle | 33.465 | +11,97 % | +11.206 | 803 |
Strukturförderung
Die wirtschaftliche Schwerpunktregion Niedersachsens liegt im Raum Hannover. Die europäische Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg dient der weiteren Stärkung dieser wirtschaftlich starken Region. Demgegenüber gehören insbesondere die großräumigen, ländlichen Bereiche im Nordosten und im Westen Niedersachsens, also das Emsland, das Oldenburger Land, das Elbe-Weser-Dreieck, die Lüneburger Heide, die Mittelweserregion und Teile der Küstenregion, seit langem zu den strukturschwachen Räumen – diese Bereiche grenzen teilweise direkt an das Bundesland Bremen mit den Großstädten Bremen und Bremerhaven. Eine Ausnahme bildet – als ländliche Region außerhalb des Raumes Hannover mit Wirtschaftswachstum – das Oldenburger Münsterland. Es gibt inzwischen eine Anzahl von Projekten, um die wirtschaftliche Lage in den strukturschwachen Gebieten zu verbessern. Dazu gehören:
- Die aus Mitteln der örtlichen Wirtschaft mitfinanzierte Emslandautobahn A 31, die von Ostfriesland durch das Emsland nach Bottrop ins westliche Ruhrgebiet führt.
- Die Küstenautobahn A 22, die von Schleswig-Holstein durch den geplanten Elbtunnel bei Stade und den Wesertunnel bei Dedesdorf die A 29 zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven kreuzen und im Raum Westerstede an die A 28 anschließen soll.
- Mehrere Ethen-Pipelines, die die Chemiestandorte in Nordrhein-Westfalen mit denen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein verbinden und in Niedersachsen insbesondere den Produktionsstandorten Stade und Wilhelmshaven zugutekommen sollen.
- Der Containerhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven, der als einziger deutscher Seehafen auch von den größten Containerschiffen künftiger Generationen angelaufen werden kann.
Unternehmen
Zu den größten niedersächsischen Unternehmen – jeweils im Hinblick auf ihre Wertschöpfung – gehörten im Jahr 2012 die Volkswagen AG (Wolfsburg) und die Continental AG (Hannover). Platz drei belegte die TUI AG vor der Versicherungsgruppe Talanx AG und der Salzgitter AG. Auf Platz sechs befand sich der Energieversorger EWE AG gefolgt von der Norddeutschen Landesbank.[59]
Im wichtigsten deutschen Aktienindex DAX, der die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten deutschen Aktien widerspiegelt, sind die Volkswagen AG (Wolfsburg) und die Continental AG (Hannover) vertreten. Im Aktienindex NISAX20, der 2002 von der Norddeutschen Landesbank NORD/LB ins Leben gerufen wurde und von der Deutschen Börse berechnet wird, sind die 20 wichtigsten börsennotierten Unternehmen Niedersachsens gelistet.[60]
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft findet in Niedersachsen sehr unterschiedliche Bedingungen vor. Die Böden in der Hildesheimer Börde und zwischen Harz und Mittellandkanal zeichnen sich durch sehr hohe Bodenzahlen aus und eignen sich besonders für den Anbau von Zuckerrüben und Getreide. In der Lüneburger Heide ist der Boden karg; Hauptprodukte sind Kartoffeln und als Spezialität Spargel. In den Marschgebieten an der Küste dominiert hingegen die Viehzucht.
Neben Getreide werden Raps, Zuckerrüben, Salat (speziell Eisbergsalat), Kohl, Möhren (Mohrrüben, Karotten) und dank des sandhaltigen Bodens Spargel in Teilen des Landes angebaut. Bekannt ist auch die niedersächsische Grünkohlkultur (in südöstlichen Regionen auch die Variante Braunkohl). Neben dem Gemüseanbau und der Viehzucht ist der Obstanbau (speziell im Norden, Altes Land) ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Darüber hinaus ist in Niedersachsen das Agribusiness als der Landwirtschaft vor- und nachgelagerte Wirtschaftsstufe von großer Bedeutung.
Industrie
Das industrielle Zentrum Niedersachsens befindet sich im Raum Hannover-Braunschweig-Wolfsburg mit mehreren Automobilwerken – darunter das Stammwerk Wolfsburg der Volkswagen AG, die Werke Braunschweig und Salzgitter sowie das Nutzfahrzeugwerk Hannover. Hinzu kommt die in Peine und Salzgitter ansässige Stahlindustrie. Im Maschinen- und Anlagenbau sind ferner insbesondere die Bereiche Landtechnik, Windenergieanlagen, Biogasanlagen und Offshore-Zulieferung von Bedeutung.
Weiterhin ist Niedersachsen deutschlandweit führend beim Abbau und der Verwertung von Rohstoffen wie Torf, Sand und Kies.[61]
Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und Lebensmittelherstellung gehört ebenfalls zu den großen Industriezweigen in Niedersachsen.
Wirtschaft an der Küste
Neben dem Tourismus steht an der Nordseeküste die Fischverarbeitung im Vordergrund, während die Bedeutung des Schiffbaus seit der Werftenkrise stark abgenommen hat.
Die neun niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven sind als Seaports of Niedersachsen organisiert. Im Jahr 2011 wurde über diese Häfen ein Warenvolumen von 46,1 Millionen Tonnen umgeschlagen. Der Hafen Emden fungiert als Verschiffungshafen für die im dortigen Werk gebauten VW-Fahrzeuge (1,25 Millionen PKW im Jahre 2011); Oldenburg ist wichtiger Hafenstandort für den Umschlag landwirtschaftlicher Güter.[62] Von wachsender Bedeutung für die niedersächsischen Seehäfen ist zudem das Geschäft mit Offshore-Windenergieanlagen.[63][64] Aufgrund des zu erwartenden Wachstums des Warenverkehrsaufkommens werden die niedersächsischen Seehäfen noch weiter ausgebaut, für 2012/2013 sind Investitionen von rund 60 Millionen Euro geplant.[65]
Im niedersächsischen Schiffbau ist insbesondere die Meyer Werft in Papenburg von Bedeutung.
Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor
Die Bundeswehr wird auch künftig ein wichtiger Arbeitgeber in Niedersachsen sein. Mit über 55.000 Soldaten und zivilen Beschäftigten wird Niedersachsen voraussichtlich auch nach der geplanten Bundeswehrreduzierung das Bundesland mit der größten Zahl von Bundeswehrbediensteten sein, wenngleich auch für Niedersachsen starke Einschnitte zu befürchten sind.[66][67]
Der Truppenübungsplatz Bergen im Südteil der Lüneburger Heide ist mit 284 km² der größte Truppenübungsplatz in Europa. Er wurde ab 1935 von der deutschen Wehrmacht eingerichtet und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den britischen Besatzungstruppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit den 1960er Jahren wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO genutzt.
Große Teile der Deutschen Marine sind in Wilhelmshaven am Marinestützpunkt Heppenser Groden stationiert. Wilhelmshaven ist heute der größte Standort der Deutschen Marine und der zweitgrößte Standort der Bundeswehr. Nach der Umsetzung des neuen Bundeswehrstationierungskonzepts 2011 wird Wilhelmshaven künftig der mit Abstand größte Standort der Bundeswehr sein.[68][69]
Die Luftwaffe ist auf den Fliegerhorsten Bückeburg, Celle, Faßberg, Nordholz, Wittmundhafen und Wunstorf vertreten.
Energiewirtschaft
In Niedersachsen sind zwei Kernkraftwerke in Betrieb: Dabei handelt es sich um das Kernkraftwerk Emsland sowie um das Kernkraftwerk Grohnde. Das Kernkraftwerk Stade wurde 2003 stillgelegt. Ein weiteres Kernkraftwerk, das Kernkraftwerk Unterweser wurde 2011 infolge des nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima eingeführten Atommoratoriums vom Netz genommen und abgeschaltet.
Daneben existieren mehrere konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke, beispielsweise das Kraftwerk Mehrum oder das Erdgaskraftwerk Emsland. Die Stadt Wilhelmshaven ist Standort von zwei Kohlekraftwerken (Betreiber: E.ON und GDF Suez).
Niedersachsen verfügt über die größten Erdgasvorkommen Deutschlands. 95 % der deutschen Erdgasförderung sowie 40 % der deutschen Erdölförderung entfallen auf Niedersachsen.[61] Das Land hatte 2011 im nationalen Vergleich die höchste Stromproduktion aus Biogas (4.190 Millionen Kilowattstunden). In einigen Disziplinen des Verkehrssektors ist das Bundesland im nationalen Vergleich fortschrittlich: 84 Bioethanoltankstellen (Platz 1) und 33 Pflanzenöltankstellen (Platz 3) versorgen Fahrzeuge mit klimaschonenden Kraftstoffen.
Eine Spitzenposition nimmt Niedersachsen auch bei der Windenergie ein. So haben mehrere Windkraftanlagenhersteller Produktionsstätten in Niedersachsen, z. B. Enercon mit Standorten in Aurich, Emden und Haren, Bard in Emden und Cuxhaven sowie GE Wind Energy in Salzbergen. Von den rund 31,3 Gigawatt, die Ende 2012 in Deutschland installiert waren, befanden sich ca. 7,3 Gigawatt in dem Bundesland; weitere sind an Land sowie vor der Küste geplant bzw. im Bau (siehe auch: Liste der Offshore-Windparks).
Ende 2012 standen 5.477 Windkraftanlagen, rund ein Viertel aller deutschen Anlagen, zwischen Ostfriesland und dem Harz.[70] Windkraftanlagen speisten 2010 rund 9.200 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom ins Netz. Zuwachs gab es auch bei der Wärmeerzeugung aus Solarthermie: Sie stieg von 382 Millionen kWh im Jahr 2008 auf 532 Millionen kWh im Jahr 2011. Nicht zuletzt investiert Niedersachsen weiter in die Weiterentwicklung der Erneuerbare-Energien-Technologien. Im Jahr 2010 floss mit 15,1 Millionen Euro das meiste Geld in die Forschung.[71]
Tourismus
Niedersachsen belegt im Bundesvergleich für 2013 mit 39,9 Millionen Übernachtungen hinter Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen den 4. Rang.[72]
Hauptanziehungspunkt innerhalb der niedersächsischen Reisegebiete war die niedersächsische Nordseeküste mit 7.236.224 Übernachtungen. Wichtige Fremdenverkehrsorte sind hier das sogenannte Cuxland mit Cuxhaven und seinen Stadtteilen Duhnen, Döse und Sahlenburg sowie die Samtgemeinde Land Wursten. Weitere wichtige Seebadeorte befinden sich in Butjadingen, im oldenburgischen Friesland und an der ostfriesischen Küste. Die nachfolgenden Ränge belegen die Reisegebiete Lüneburger Heide mit 6.026.603 Übernachtungen und Ostfriesische Inseln mit 5.090.692 Übernachtungen. Die weiteren Platzierungen für das Jahr 2013 können der folgenden Tabelle entnommen werden:[72]
Niedersächsisches Reisegebiet | Übernachtungen 3 |
---|---|
Niedersächsische Nordseeküste | 7.236.224 |
Lüneburger Heide | 6.026.603 |
Ostfriesische Inseln | 5.090.692 |
Region GEO (Grafschaft Bentheim, Emsland, Osnabrücker Land) | 4.719.197 |
Hannover-Hildesheim | 4.248.214 |
Harz | 3.372.408 |
Weserbergland-Südniedersachsen | 3.249.810 |
Braunschweiger Land | 1.602.254 |
Ostfriesland | 1.451.934 |
Mittelweser | 823.168 |
Unterelbe-Unterweser | 804.383 |
Oldenburger Münsterland | 664.004 |
Oldenburger Land | 612.154 |
Messe
Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind die in Hannover stattfindenden Messen der Deutschen Messe AG. Einzelne Messen sind die größten ihrer Art weltweit. Zu den wichtigsten Messen gehören hierbei z. B. die CeBIT, Hannover Messe, IAA Nutzfahrzeuge, Agritechnica und IdeenExpo.
Medien
In Niedersachsen gibt es seit 1984 neben dem aus Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk den werbefinanzierten privaten Rundfunk. Für die Entwicklung und Förderung des privaten Rundfunks ist die Niedersächsische Landesmedienanstalt zuständig. Sie lizenziert private Hörfunk- und Fernsehanbieter und beaufsichtigt deren Programme. Weitere Aufgaben sind die Aufsicht in Bezug auf die Einhaltung des Jugendschutzes bei den privaten Anbietern von Telemedien in Niedersachsen sowie die Förderung des Bürgerrundfunks.[73]
Hörfunk
Der öffentlich-rechtliche Hörfunk wird vom Norddeutschen Rundfunk betrieben, der für Niedersachsen ein landesspezifisches Programm sendet. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) unterhält dazu in der Landeshauptstadt Hannover ein Landesfunkhaus für Hörfunk und Fernsehen, in dem das Regionalprogramm für Niedersachsen gestaltet wird. Darüber hinaus ist der NDR in mehreren Städten Niedersachsens mit Regionalstudios und Korrespondentenbüros vertreten. Regionalstudios gibt es in Braunschweig, Göttingen, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück; Korrespondentenbüros in Lingen/Emsland, Otterndorf/Niederelbe, Esens/Ostfriesland, Vechta, Verden, Hameln/Weserbergland und Wilhelmshaven.
Im privaten Hörfunk gibt es mit radio ffn, Antenne Niedersachsen und Radio 21 drei landesweit sendende private Radioketten. Daneben sorgen 15 nichtkommerzielle, gemeinnützige Veranstalter von Bürgerrundfunk für Vielfalt in den jeweiligen lokalen Regionen. Unter den Betreibern befinden sich zehn Bürgerradios, zwei Bürgerfernsehveranstalter und drei Sender, die ein Hörfunk- und Fernsehprogramm bieten.[74] Mit der Neufassung des Niedersächsischen Mediengesetzes dürfen seit dem 1. Januar 2011 auch lokale und regionale werbe-finanzierte Hörfunksender zugelassen werden. Die ersten zugelassenen Lokalsender waren Radio Hannover, teutoRADIO Osnabrück, Radio38, BWReins und Radio Nienburg.[75]
Fernsehen
Das NDR Fernsehen ist das regionale öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm des Norddeutschen Rundfunks, das gemeinsam mit Radio Bremen für die Länder Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein produziert wird.
Als private Fernsehveranstalter senden RTL Nord und Sat.1 Norddeutschland landesspezifische Regionalprogramme wie Guten Abend RTL und 17:30 SAT.1 REGIONAL – Das Magazin für Niedersachsen und Bremen. Mit der Neufassung des Niedersächsischen Mediengesetzes dürfen seit dem 1. Januar 2011 auch lokale und regionale werbe-finanzierte Fernsehsender zugelassen werden. Den Anfang machten der Friesische Rundfunk, regiotv, heimatLIVE, Hannover TV, os1.tv, ev1.tv sowie fan24.tv.[76]
Zeitungen
In Niedersachsen erscheinen rund 50 regionale Tageszeitungen, die jedoch keine große bundesweite Bedeutung haben. Die größten Zeitungen sind die Hannoversche Allgemeine, die Braunschweiger Zeitung, die Neue Osnabrücker Zeitung, die Nordwest-Zeitung und die Kreiszeitung Syke. Eine Besonderheit stellt die Hessische/Niedersächsische Allgemeine dar, deren Verbreitungsgebiet länderübergreifend ist und den Bereich Nordhessen und Südniedersachsen abdeckt.
Verkehr
Schienenverkehr
Wichtigster Verkehrsknotenpunkt im Schienenverkehr ist die Landeshauptstadt Hannover. Die wichtigsten Eisenbahnstrecken verlaufen von Süddeutschland über Göttingen und Hannover nach Hamburg, vom Ruhrgebiet/Amsterdam über Hannover und Braunschweig oder Wolfsburg nach Berlin und vom Ruhrgebiet über Münster, Osnabrück und Bremen nach Hamburg. Wichtig sind ferner die Bahnstrecke Hannover–Bremen und die Emslandstrecke. Zurzeit werden verschiedene Streckenvarianten diskutiert, welche die Seehäfen im Güterverkehr an das Hinterland anbinden sollen. Außerdem ist die Ertüchtigung der Verbindungen Hannover–Hamburg und Hannover–Bremen geplant, die beispielsweise durch Bau der Y-Trasse oder den Ausbau der Verbindung von Verden (Aller) über Rotenburg (Wümme) nach Hamburg bei gleichzeitigem Ausbau der Bahnstrecke Hannover–Verden (Aller)–Bremen erfolgen könnte.
Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) ist ein Aufgabenträger für den schienengebundenen Nahverkehr in Niedersachsen. Sie ist eine hundertprozentige Tochter des Landes Niedersachsen und hat ihren Sitz in Hannover. Gegründet wurde sie im März 1996.
Straßenverkehr
Entsprechend der Bevölkerungsverteilung befindet sich ein Schwerpunkt des Straßennetzes im südöstlichen Niedersachsen mit den Zentren Hannover, Braunschweig, Hildesheim und Salzgitter. In diesem Raum kreuzen sich die Autobahnen vom Ruhrgebiet nach Berlin und von Süddeutschland an die Küste. Dies sind die 2 und die 7/27, sowie die Bundesautobahn 39, die das östliche Niedersachsen erschließen soll. Weitere wichtige Autobahnen verlaufen vom Ruhrgebiet über Osnabrück und Bremen nach Hamburg (A 1 (Hansalinie)), vom Ruhrgebiet nach Emden (A 31/Emslandautobahn) sowie von Amsterdam über Osnabrück nach Hannover (A 30 und A 2).
Flugverkehr
Die für das Land wichtigsten Luftdrehkreuze sind der Flughafen Hannover-Langenhagen (HAJ) sowie die außerhalb Niedersachsens gelegenen Flughäfen Bremen (BRE), Hamburg (HAM) und Münster/Osnabrück (FMO).
Schifffahrt
Die größten Seehäfen in Niedersachsen befinden sich in Wilhelmshaven, Nordenham, Emden, Cuxhaven und Brake. Die wichtigste Binnenwasserstraßen sind der Mittellandkanal, die Weser, die Elbe und die Ems.
Nördlich von Wilhelmshaven befindet sich der JadeWeserPort als Tiefwasserhafen für große Containerschiffe. Der neu aufgespülte Containerhafen ist eines der größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte in Norddeutschland. Der Hafen wurde mit finanzieller Unterstützung der Länder Bremen und Niedersachsen gebaut und am 21. September 2012 offiziell in Betrieb genommen. Rund eine Milliarde Euro haben die beiden Bundesländer sowie der Hafenbetreiber Eurogate investiert.[77]
Wissenschaft
Bedeutende wissenschaftliche Standorte sind Göttingen, Hannover und Braunschweig mit der Georg-August-Universität Göttingen, der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, sowie der Technischen Universität Braunschweig.
Weitere wichtige wissenschaftliche Einrichtungen sind die Jade-Hochschule, die Hochschule Emden/Leer, die Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Universität Osnabrück, die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, die Technische Universität Clausthal, die Leuphana-Universität Lüneburg, die Universität Hildesheim, die Universität Vechta und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.
Die Hochschule Osnabrück ist die größte Fachhochschule des Landes.
Bevölkerung
Allgemeines
In kulturellen Dingen weist das Land eine große regionale Differenzierung auf und zeigt fließende Übergänge insbesondere nach Westfalen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Niedersachsen außerdem für viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten zur neuen Heimat, die sich meistens in den Städten, aber vielfach auch in kleinsten Dörfern niederließen und diese seitdem mitprägen. Die vielen militärischen Einrichtungen, Industriebetriebe und Wissenschaftseinrichtungen in Niedersachsen und auch in den benachbarten Stadtstaaten führten außerdem zur Zuwanderung von Menschen aus anderen Regionen Deutschlands. Hinzu kommen viele Zuwanderer, die als sogenannte Gastarbeiter ins Land kamen, sowie Neubürger aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Aufgrund dieser Heterogenität der Bevölkerung hat Niedersachsen keine Einwohnerschaft, die im ethnisch-kulturellen Sinne als die Niedersachsen bezeichnet werden kann. Als die Niedersachsen bezeichnet man daher am ehesten schlicht diejenigen, die ihren Wohnsitz, ihre Heimat oder Wahlheimat im Land Niedersachsen haben.
Traditionell ansässige Bevölkerungsgruppen
Die bereits vor Gründung des Landes Niedersachsen in den früheren Ländern Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe ansässigen Bevölkerungsteile weisen viele Gemeinsamkeiten sowohl untereinander als auch mit nord- und nordwestdeutschen Nachbarregionen auf wie beispielsweise den Gebrauch der ursprünglichen Ortsdialekte des Niederdeutschen, das umgangssprachlich meistens als Plattdeutsch bezeichnet wird. Gemeinsamkeiten bestehen auch in bestimmten Aspekten der vorherrschenden traditionellen Architektur und Bauweise (Backsteinbauweise) von Gebäuden (Niedersachsenhaus). Der größere Teil des Landes ist traditionell evangelisch-lutherisch, einige Landesteile aber auch römisch-katholisch geprägt. Daneben gab es über Jahrhunderte bestehende jüdische Gemeinden, die über das gesamte Land verteilt waren und deren Mitglieder die jeweiligen Orte häufig mitprägten. Jüdische Gemeinden bestehen heute nur noch in den größeren Städten. Die Gemeindemitglieder sind häufig aus Osteuropa zugewandert.
Im Saterland existiert eine alteingesessene saterfriesische Sprachminderheit. Auch über das Saterland hinaus sind Teile der Bevölkerung im nordwestlichen Niedersachsen Angehörige der Volksgruppe der Friesen, die den Status einer nationalen Minderheit besitzt.
In Niedersachsen leben teilweise seit Jahrhunderten ansässige Minderheiten von Sinti und Roma. Der erste Nachweis stammt aus dem Jahr 1407 aus Hildesheim.[78]
Zuwanderung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Niedersachsen eines der Hauptansiedlungsgebiete für Heimatvertriebene aus Schlesien, Ostpreußen, Hinterpommern, der Neumark und weiteren ehemals deutschen Ostgebieten, von vertriebenen Deutschböhmen aus der Tschechoslowakei und von Deutschen aus weiteren Gebieten wie Bessarabien (nach Personenzahl absteigend geordnet). Nach der letzten entsprechend aufgeschlüsselten Zählung waren 30 % der Einwohner Niedersachsens Flüchtlinge, Vertriebene oder Kinder aus entsprechenden Familien. Hinzu kamen ab den 1960er Jahren deutschstämmige Aussiedler aus Siebenbürgen, ab den 1970er Jahren aus Oberschlesien und anderen Regionen Polens sowie ab den 1980er Jahren russlanddeutsche Aussiedler sowie Spätaussiedler mit ihren fremdsprachigen Familienangehörigen.
Darüber hinaus entstand besonders durch die vielen Industriebetriebe im Raum Hannover-Braunschweig-Salzgitter-Wolfsburg, aber auch in den nach Niedersachsen reichenden Ballungsräumen Bremen und Hamburg bereits während des Wirtschaftswunders ein hoher Bedarf an Arbeitskräften, weswegen man zahlreiche Fremdarbeiter aus Italien, Spanien und der Türkei anwarb, die häufig in Niedersachsen blieben.
Sprache
Amtssprache
Amtssprache ist Deutsch.[79] Die Minderheitensprache Saterfriesisch und die Regionalsprache Niederdeutsch sind nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen besonders geschützt und zum Amtsgebrauch zugelassen.[1]
Umgangssprache
Heutige Situation
Heute wird in Niedersachsen vornehmlich Standarddeutsch gesprochen. Bis ins 19. Jahrhundert spielte das Standarddeutsche in Niedersachsen nur als Schriftsprache eine Rolle. Im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts fand der Prozess der Ablösung der bisherigen in Niedersachsen gesprochenen Sprachen durch das Standarddeutsche statt. Beschleunigt wurde diese Entwicklung auch durch die Integration von aus dem ostmitteldeutschen Dialektgebiet – beispielsweise aus Schlesien – stammenden Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei bestand lange neben dem „reinen“ Standarddeutsch eine Sprachform, die durch ein starkes niederdeutsches Substrat geprägt war; diese Sprachform ist in ihrer extremen Form als Missingsch bekannt. Heute ist diese „Zwischenform“ aber noch bedrohter als das Niederdeutsche.
Außer dem Standarddeutschen sind auch noch das Saterfriesische und das Niedersächsische in Ostfriesland sowie das Erzgebirgische im Oberharz lebendig. Besonders bedroht ist das ostfälische Niederdeutsch. Die ostfälische Aussprache des Standarddeutschen wird in anderen Regionen des deutschen Sprachraums bis heute oft fälschlicherweise mit der modernen Aussprache des Standarddeutschen verwechselt. Dieses Missverständnis dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich das Standarddeutsche im ostfälischen Dialektraum sehr früh durchsetzte und die einheimischen Mundarten verdrängte. Dadurch galt die deutsche Standardsprache in der Folgezeit insbesondere Sprechern süddeutscher Dialekte als „Mundart Hannovers“.
Als Schriftsprache dienen in Niedersachsen seit dem 16. Jahrhundert Standarddeutsch sowie im westlichen Ostfriesland und in der Grafschaft Bentheim Niederländisch, seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch Standarddeutsch. Die am weitesten verbreiteten Sprachen von Zuwanderergruppen (Ausländer) sind zum einen Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Italienisch, Serbisch, Kroatisch, Albanisch, Romanes und Griechisch sowie zum anderen Russisch und Polnisch, die von Teilen der deutschstämmigen Aussiedler gesprochen werden. Außerdem ist Englisch bedingt durch Truppenstationierungen im Rahmen der NATO in einigen Regionen verbreitet.
Traditionelle Situation
„Plattdeutsch“
Bevor sich das Standarddeutsche durchsetzte, wurden in Niedersachsen vornehmlich niederdeutsche Dialekte gesprochen. Diese Dialekte sind heute als Plattdeutsch bekannt. Die einzelnen niedersächsischen Ortsdialekte werden von ihren Sprechern Platt genannt, wie auch viele Dialekte in der Mitte Deutschlands. Die niederdeutschen Dialekte in Niedersachsen können vier Dialektgruppen zugeordnet werden: Ostniederdeutsch im Wendland, Ostfälisch im Südosten, Westfälisch in Osnabrück und im südlichen Landkreis Osnabrück sowie Nordniedersächsisch im übrigen Land. Das Nordniedersächsische lässt sich noch in das Westniedersächsische und das übrige Nordniedersächsische teilen. Hervorzuheben ist das ostfriesische Platt, das durch sein friesisches Substrat Besonderheiten aufweist und im Vergleich zu anderen niederdeutschen Dialekten am wenigsten vom Aussterben bedroht ist.
Weitere traditionelle Sprachen und Dialekte
Außer dem Niederdeutschen gab es weitere Sprachvarietäten im Gebiet des heutigen Niedersachsens. Im friesisch besiedelten Küstengebiet von der niederländischen Grenze bis zum Land Wursten war die variantenreiche ostfriesische Sprache beheimatet, von der heute nur noch das Saterfriesische in der Gemeinde Saterland existiert. Daneben sprechen auch einige lange ansässige Bevölkerungsgruppen auf dem Mitteldeutschen basierende Dialekte, die zur Untergruppe des Ostmitteldeutschen gehören. Aufgrund der Zuwanderung von Bergleuten in den Oberharz im Mittelalter werden dort erzgebirgische Dialekte gesprochen, am Südrand des Harzes ist Nordthüringisch im Gebrauch. Seit dem 18. Jahrhundert gab es außerdem eine kleine pfälzischsprachige Gruppe in Veltenhof, seit 1931 ein Stadtteil Braunschweigs. Bis ins 18. Jahrhundert hielt sich im Wendland auch das slawische Polabisch. Die in Niedersachsen ansässigen Sinti und Roma sprechen Romani.
Weltanschauungen und Religionen
Die größten Konfessionsgemeinschaften bilden die evangelischen Kirchen (48,5 % der Bevölkerung) und die römisch-katholische Kirche (17,3 % der Bevölkerung). Rund 34 % der Bevölkerung bekennen sich zu keiner dieser beiden Religionsgemeinschaften. (Statistik der EKD, Stand 31. Dezember 2011)[80]
Weltanschauungsgemeinschaften
Nichtreligiöse Menschen sind unter anderem im Humanistischen Verband Deutschlands, einer Weltanschauungsgemeinschaft und Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert. Sitz des niedersächsischen Verbandes ist in Hannover. Er umfasst zwei Kreis- sowie 22 Ortsverbände[81] und versteht sich als Interessenvertretung konfessionsloser Menschen, seit 1970 existiert ein entsprechender Staatsvertrag mit dem Land.[82] Der Verband ist in Niedersachsen ein Träger mehrerer Kindertagesstätten, führt Jugendfahrten sowie Bildungsveranstaltungen durch und bietet unter anderem Namensfeiern, Jugendfeiern, weltliche Hochzeitsfeiern und Trauerfeiern an.[83]
Religionsgemeinschaften
Protestantismus
Der größte Teil Niedersachsens ist nach der Reformation durch die Evangelisch-lutherische Kirchen geprägt. Lutherische Landeskirchen existieren als Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig und Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg. Neben den lutherischen Landeskirchen existiert die altkonfessionelle Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, die in Niedersachsen eines ihrer Hauptverbreitungsgebiete hat.
Einige Regionen vor allem im Westen des Landes sind traditionell evangelisch-reformiert. Dies sind vor allem der Westen Ostfrieslands und die Grafschaft Bentheim. Sie sind das Zentrum der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland; diese verfügt über eine eigene landeskirchliche Organisation, während im größten Teil des übrigen Deutschland die reformierten und lutherischen Kirchen seit dem 19. Jahrhundert in einer Kirchenunion miteinander verbunden sind. In der gleichen Region gibt es ferner noch evangelisch-altreformierte Kirchen.
Die evangelischen Landeskirchen sind seit 1971 in der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen verbunden.
Neben den protestantischen Landeskirchen wirken auch viele evangelische Freikirchen im Bereich des Landes Niedersachsen. Die älteste unter ihnen ist die Mennonitenkirche. Ihre Wurzeln reichen in die Reformationszeit und hier in die Täuferbewegung zurück. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) besitzt in Niedersachsen drei Landesverbände: den Landesverband Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt, Baptisten im Nordwesten und den Landesverband Norddeutschland. Weitere Freikirchen in Niedersachsen sind unter anderem die Evangelisch-methodistische Kirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und der Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Katholizismus
Das Emsland, das Oldenburger Münsterland, die Stadt Twistringen, das Untereichsfeld und die sogenannten Stiftsdörfer des Hochstifts Hildesheim sind traditionell römisch-katholisch geprägt; die Städte Hildesheim und Osnabrück sowie die Dörfer des ehem. Hochstift Osnabrück sind etwa zur Hälfte römisch-katholisch; daneben gibt es unter letzteren zahlreiche Gemeinden, die auch traditionell gemischt-konfessionell sind. Die römisch-katholischen Gemeinden gehören zu den Bistümern Hildesheim und Osnabrück (beides Suffraganbistümer des Erzbistums Hamburg) und zum Bistum Münster (Suffraganbistum des Erzbistums Köln). Die römisch-katholische Gemeinde der Stadt Bad Pyrmont gehört zum Erzbistum Paderborn. Durch die Ansiedlung von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg – insbesondere von Katholiken aus Oberschlesien, dem Ermland und von Deutschböhmen und Deutschmährern in vormals rein evangelischen Regionen – und durch den Zuzug von Spätaussiedlern existieren jedoch mittlerweile große Gemeinden der jeweils anderen großen christlichen Konfession in früher nahezu rein-konfessionell geprägten Regionen. Einziger bedeutender Heiliger Niedersachsens ist Jordan von Sachsen.
Hannover ist Sitz eines Dekanates der altkatholischen Kirche. Das Gebiet dieses Dekanats Nord umfasst neben Niedersachsen auch Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein.
Islam
Nach dem Krieg kam es zur Bildung von islamischen Gemeinden vor allem für türkischstämmige Einwohner. Die meisten Moscheegemeinden gehören zur DİTİB oder zur IGMG. Es bestehen noch weitere Gemeinden, unter anderem schiitische Gemeinden und Moscheevereine der Ahmadiyya Muslim Jamaat.
Aleviten
Auch die Aleviten bilden mit zahlreichen Ortsgemeinden eine größere konfessionelle Minderheit in Niedersachsen, die sich ebenfalls aus Einwohnern mit Wurzeln in der Türkei gebildet haben. Die alevitischen Ortsgemeinden sind in der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (türkisch: Almanya Alevi Birlikleri Federasyonu, Abk.: AABF) zusammengeschlossen. Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist die AABF in Niedersachsen offizieller Träger des alevitischen Religionsunterrichts.[84]
Judentum
Vom jüdischen Leben in Niedersachsen vor der Shoa zeugen einige noch vorhandene historische Synagogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden einige wenige jüdische Gemeinden neu. Durch den Zuzug vieler jüdischer Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion verzeichnen die jüdischen Gemeinden seit 1990 ein verstärktes Wachstum. Die größte jüdische Gemeinde in Niedersachsen ist die Jüdische Gemeinde Hannover K. d. ö. R. mit ungefähr 4.500 Mitgliedern.[85]
Die jüdischen Gemeinden sind im eher traditionellen Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen sowie im liberalen Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden von Niedersachsen organisiert. Beide Landesverbände sind Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland.
Weitere Glaubensgemeinschaften
In Niedersachsen leben rund 40.000 Jesiden, die hier häufig größere Gemeinden bilden. Die größte jesidische Gemeinde in Niedersachsen liegt in Celle. Sie ist gleichzeitig die größte Gemeinde in Deutschland. Weitere bedeutende Gemeinden befinden sich in Bad Zwischenahn, Hannover und Oldenburg. 2007 wurde in Oldenburg der Zentralrat der Yeziden in Deutschland gegründet, der sich die „Förderung und Pflege religiöser und kultureller Aufgaben der yezidischen Gemeinden“ und „die Vertretung der gemeinsamen politischen Interessen der yezidischen Gemeinschaft“ zum Ziel gesetzt hat.[86]
Die in Niedersachsen lebenden neuapostolischen Christen werden von vier Apostelbereichen betreut, d. h. von Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und einem eigenen kleinen Bereich Niedersachsen.
Es gibt rund 13.000 aktive Zeugen Jehovas in Niedersachsen, die 187 Gemeinden bilden. In 124 Gemeinden befinden sich sogenannte Königreichssäle, wie die Kirchengebäude der Zeugen Jehovas genannt werden.[87]
Kultur
UNESCO-Welterbe
Als Welterbe in Deutschland befinden sich in Niedersachsen vier UNESCO-Weltkulturerbestätten. Dazu zählt die zweiteilige Erbestätte des Dom St. Mariae und der Michaeliskirche in Hildesheim. Die dreiteilige Erbestätte im West-Harz besteht aus dem Bergwerk Rammelsberg, der Altstadt von Goslar und dem Oberharzer Wasserregal. Jüngste Welterbestätte wurde 2011 das Fagus-Werk in Alfeld. Das niedersächsische Wattenmeer ist ein Weltnaturerbe. In der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek liegt der Briefwechsel von Leibniz, der seit 2007 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört. In der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen ist die 42-zeilige, auf Pergament gedruckte Gutenberg-Bibel Weltdokumentenerbe.
Im Jahre 2012 nominierte das Land Niedersachsen die Kulturlandschaften Altes Land und die Rundlingsdörfer im Hannoverschen Wendland für die deutsche Tentativliste bei zukünftigen UNESCO-Welterbeanträgen, für die jedes Bundesland zwei Vorschläge liefern darf. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gab die beiden Kandidaten am 18. Juni 2012 nach einem 2011 begonnenen Auswahlverfahren bekannt. Im Jahre 2013 wird die Kultusministerkonferenz entscheiden, welche Anträge der Bundesländer auf die deutsche Tentativliste gesetzt werden, von der die UNESCO frühestens ab 2017 neue Welterbestätten auswählt. Weitere Bewerbungen gaben auf Landesebene die Stadt Lüneburg für ihre Altstadt und der Verein Naturschutzpark (VNP) für die Lüneburger Heide ab. Das Ministerium empfahl beiden Institutionen, jeweils serielle Anträge zu stellen, bei Lüneburg gemeinsam mit vergleichbaren „Salzorten" und beim VNP gemeinsam mit anderen „agro-pastoralen" Orten.[88] Der Antrag der Stadt Wunstorf auf Nominierung der Sigwardskirche in Idensen als bedeutender sakraler Kleinbau der Romanik wurde aus taktischen Gründen nicht berücksichtigt.[89]
Landschaften und Landschaftsverbände
Nach Auflösung der Regierungsbezirke wurden zwischen dem Land Niedersachsen auf der einen Seite und den Landschaften und Landschaftsverbänden auf der anderen Seite Verträge geschlossen, nach denen diese künftig für kulturelle Belange in den jeweiligen Regionen verantwortlich sind.
Kunstgeschichte
Architektur
Baugeschichtlich bedeutsam in Niedersachsen war die Epoche der Renaissance, die sich in vielen Bauten im Stil der Weserrenaissance widerspiegelt. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Herrenhäuser Gärten in Hannover, darunter der Große Garten, einer der bedeutendsten europäischen Barockgärten.
In Osnabrück finden sich viele Gebäude des Klassizismus und der Zeit des Rokoko. Sehenswürdigkeiten sind die Altstadt mit Dom und dem Rathaus des Westfälischen Friedens, zahlreiche Steinwerke wie der Ledenhof und Fachwerkhäuser. Auch Niedersachsens größtes Barockschloss, das Schloss Osnabrück, und mit St. Katharinen das höchste mittelalterliche spätgotische Bauwerk sind hier zu sehen.
Von baugeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung ist die Doppelanlage von Schloss und Benediktinerabtei Iburg in Bad Iburg. Sie weist im Rittersaal mit der Arbeit von Andrea Alovisii die einzig erhaltene Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur nördlich der Alpen auf.
Bildende Kunst
Niedersachsen hat seit dem 19. Jahrhundert bedeutende Künstler von internationalem Rang hervorgebracht. Der populärste ist wohl Wilhelm Busch, der durch seine Bildergeschichten bekannt wurde. Weniger bekannt ist sein Werk als Landschaftsmaler. Er schuf mehr als 1000 Gemälde, die erst posthum veröffentlicht wurden.
1895 kaufte der Künstler Heinrich Vogeler den Barkenhoff in Worpswede und gründete damit die Künstlerkolonie Worpswede. Diese war Heimat namhafter Künstler des deutschen Impressionismus und des Expressionismus. Die bekanntesten Künstler der ersten Generation der Kolonie waren Fritz Mackensen, Paula Modersohn-Becker, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler, Clara Westhoff, Hans am Ende, Richard Oelze sowie Rainer Maria Rilke.
Neben der Künstlerkolonie in Worpswede gab es in Niedersachsen noch weitere Orte, die die Künstler anzogen. In Dötlingen an der Hunte, einem kleinen Ort in der Wildeshauser Geest, lebten und arbeiteten ab 1900 Künstler wie Georg Müller vom Siel, August Kaufhold und Otto Pankok. Von 1907 bis 1912 verbrachten Maler der Künstlergruppe Die Brücke die Sommermonate regelmäßig in Dangast, einem Küstenort am südlichen Jadebusen. Karl Schmidt-Rottluff wurde dabei 1907 und 1908 von Erich Heckel begleitet und im Juni 1910 folgte Max Pechstein seinen Malerkollegen. Zahlreiche Werke dieser expressionistische Künstler zeigen Dangaster Motive.
Zwischen den 1920er und 1930er Jahren war der hannoversche Maler und Lyriker Kurt Schwitters in Niedersachsen tätig. Er ist der Erfinder der Merzkunst, die als Weiterentwicklung des Dadaismus gilt. Schwitters bezeichnete sich selbst nicht als Dadaist, sondern als Merzkünstler, arbeitete jedoch zeitweise eng mit den Berliner Dadaisten zusammen. Seine bekanntesten Gedichte sind „An Anna Blume“ und die „Sonate in Urlauten“. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ eingestuft, flüchtete der Künstler 1937 und kehrte nie mehr in seine Heimatstadt zurück. Eine Rekonstruktion seines berühmten Merzbaus ist im Sprengel-Museum in Hannover zu besichtigen.
Ebenfalls große Bekanntheit erlangte der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904–1944). Als Maler der Neuen Sachlichkeit zählte er zur „verschollenen Generation“ der um 1900 Geborenen. Viele seiner Werke thematisieren den Holocaust, dem er 1944 selbst zum Opfer fiel.
Erhebliche Bekanntheit erreichte auch der Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer Kurt Sohns (1907–1990).
Der 1940 geborene Neodadaist, Performance- und Konzeptkünstler Timm Ulrichs erlangte internationale Bekanntheit. Er war unter anderem 1977 auf der documenta 6 vertreten. Im Jahr 2001 erhielt er den Niedersächsischen Staatspreis.
Niedersachsen verfügt über zwei Kunsthochschulen: die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und die Hochschule für Musik und Theater Hannover. Darüber hinaus bietet die Fachhochschule Ottersberg die Studiengänge „Kunst im Sozialen. Kunsttherapie“, „Theater im Sozialen“ und „Freie Bildende Kunst“ an.
Musik
Das Küstengebiet zwischen Ems, Weser und Elbe verfügt über eine einzigartige Orgelkultur mit historischen Orgeln aus über 500 Jahren. Allein aus der Zeit vor 1700 sind mehr als 300 Register erhalten.[90] In der Orgellandschaft Ostfriesland sind Instrumente seit der Spätgotik weitgehend original bewahrt geblieben, wie die Orgel in Rysum von 1457, die zu den ältesten Orgeln weltweit zählt. Von besonderer Bedeutung sind die Werke von Arp Schnitger, dem Vollender der norddeutschen Barockorgel. Seine Instrumente waren stilbildend und haben den Orgelbau auf der ganzen Welt beeinflusst.[91] In der Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser finden sich einige der besterhaltenen Schnitger-Orgeln. Auch die Orgellandschaften Südniedersachsen, Braunschweig, Lüneburg und Oldenburg entwickelten sich zu ausgeprägten Kulturlandschaften.[92] Im Bereich der Restaurierung der alten Instrumente hat Jürgen Ahrend Orgelbau aus Leer-Loga Maßstäbe gesetzt.
Durch Konzertreihen, Festivals und Akademien und Musikzentren wird die niedersächsische Musikkultur der Öffentlichkeit erschlossen. Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen sind das älteste Musikfestival für Alte Musik weltweit und die Sommerlichen Musiktage Hitzacker das älteste bundesdeutsche Festival für Kammermusik. Die 2009 gegründete Landesmusikakademie Niedersachsen ist Heimstätte des Niedersächsischen Jugendsinfonieorchesters und des Landesjugendchors Niedersachsen. Hannover ist Sitz der NDR Radiophilharmonie.
Theater
Die niedersächsische Theaterlandschaft besteht aus drei Staatstheatern, der Landesbühne in Wilhelmshaven, fünf kommunalen und rund 90 freien Theatern sowie weitere Amateurtheater, Freilicht- und Niederdeutsche Bühnen.[93]
Das Niedersächsische Staatstheater Hannover in Hannover, das Oldenburgisches Staatstheater in Oldenburg und das Staatstheater Braunschweig in Braunschweig werden mit Hilfe von Landesmitteln finanziert. Die Staatstheater Hannover GmbH ist eine 100-prozentige Landestochter, das Oldenburgische Staatstheater wird zu drei Vierteln, das Staatstheater Braunschweig zu zwei Dritteln mit Landesmitteln unterstützt.
Kommunale Theater sind das Schloßtheater Celle in Celle, das Deutsche Theater in Göttingen, das aus dem Stadttheater Hildesheim und der Landesbühne Hannover fusionierte Theater für Niedersachsen mit Sitz in Hildesheim, das Theater Lüneburg in Lüneburg, die Städtischen Bühnen in Osnabrück sowie die Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven. Sie erhalten Landesförderungen.
Mit dem Landesverband der Freien Theater in Niedersachsen e. V. wurde 1991 eine Interessenvertretung der professionellen freien Theater in Niedersachsen gegründet, die durch das Land Niedersachsen regelmäßig gefördert wird.[94]
Museen und Kunstinstitutionen
In Niedersachsen gibt es rund 650 unterschiedliche Museen und Heimatstuben, die kulturhistorische Zeugnisse und Kunst aller Epochen sammeln und ausstellen. Über 50 % dieser Museen wurden nach 1965 gegründet. Das älteste Museum war das 1754 von Herzog Carl I. eröffnete Kunst- und Naturalienkabinett in Braunschweig, das ein Vorläufer des Herzog-Anton-Ulrich-Museums und des Staatlichen Naturhistorischen Museums ist.[95]
Das Land führt drei Landesmuseen mit sechs Museen in Hannover, Braunschweig und Oldenburg als staatliche Einrichtungen. In Braunschweig sind dies das Braunschweigische Landesmuseum, das Herzog-Anton-Ulrich-Museum und das Staatlich Naturhistorische Museum. In Oldenburg besteht es aus dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Landesmuseum für Natur und Mensch. In Hannover befindet sich das Niedersächsische Landesmuseum Hannover.[96]
Die meisten Museen in Niedersachsen befinden sich in der Trägerschaft von Kommunen, Landkreisen oder in privater Trägerschaft von Vereinen. Viele von ihnen werden ehrenamtlich geleitet, einige vom Land Niedersachsen institutionell gefördert. Über 50 % der Museen gehören in die Kategorie Heimatmuseen und Heimatstuben.[95]
Der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V. ist die Interessenvertretung der Museen. Er berät und betreut seine Mitglieder mit dem Ziel, das Natur- und Kulturerbe in den Museen zu bewahren und zu vermitteln. Dabei übernimmt er die Information der Mitglieder und fördert den Erfahrungsaustausch und die Fortbildung der Museen in museumstechnischer und wissenschaftlicher Hinsicht.[97]
Bibliotheken
Niedersachsen besitzt aufgrund seiner Geschichte mehrere traditionsreiche historische Bibliotheken. Drei Bibliotheken sind als Landesbibliotheken von besonderer Bedeutung und wurden durch ihre reichen Altbestände an einmaligen Handschriften und Frühdrucken zu international gefragten Forschungseinrichtungen. Die drei Landesbibliotheken sind die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover und die Landesbibliothek Oldenburg in Oldenburg.[98]
Die Herzog August Bibliothek hat sich als Forschungs- und Studienstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit einen internationalen Namen gemacht. In der Bibliothek wird seit 1989 das zwischen 1174 und 1189 entstandene Evangeliar des Welfenherzogs Heinrich der Löwe aufbewahrt. Es gilt als eines der teuersten Bücher der Welt.
Die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek beherbergt den Nachlass von Gottfried Wilhelm Leibniz, der die Bibliothek von 1676 bis 1716 als Präfekt leitete. Der in seinem Nachlass aufbewahrte Briefwechsel umfasst rund 15.000 Briefe mit 1.100 verschiedenen Korrespondenten. Der Briefwechsel wurde im Herbst 2007 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe (Memory of the World) erklärt.
Literatur
Schriftsteller
Der Roman Im Westen nichts Neues (1929) begründete den weltweiten Ruhm von Erich Maria Remarque, der am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren wurde. Er setzte sich in seinen Werken kritisch mit der deutschen Geschichte auseinander und zählt zu den meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er starb am 25. September 1970 in Locarno. Die Verbitterung über seine Ausbürgerung aus Deutschland überwand Remarque nie.
Von 1900 bis 1902 war der bedeutende österreichische Lyriker Rainer Maria Rilke in der Worpsweder Künstlerkolonie ansässig, wo er die Bildhauerin Clara Westhoff heiratete, mit der er 1901 eine Tochter hatte. Danach verschlug es den expressionistischen Autor nach Paris.
Der neben Rilke bedeutendste niedersächsische Schriftsteller der Moderne ist Arno Schmidt. Der avantgardistische Schriftsteller lebte von 1958 bis zu seinem Tode 1979 in Bargfeld. Schmidt schrieb neben experimentellen Romanen wie seinem Hauptwerk Zettel’s Traum auch Übersetzungen, etwa von James Joyce, Edgar Allan Poe oder James Fenimore Cooper.
Als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker der 1970er Jahre gilt der 1940 in Vechta geborene und 1975 bei einem Autounfall in London verstorbene Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann. Seine Werke sind beeinflusst vom Nouveau Roman und der amerikanischen Beat-Generation, um deren Veröffentlichung in Deutschland er sich verdient gemacht hat.
In Nartum, Landkreis Rotenburg (Wümme) lebte Walter Kempowski von 1965 bis zu seinem Tode 2007. Er wurde vor allem durch seine stark autobiografisch geprägten Romane der Deutschen Chronik bekannt sowie durch sein Projekt Das Echolot, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse unterschiedlicher Herkunft zu collagenartigen Zeitgemälden verarbeitete.
Literaturbüros
Literaturbüros (auch Literaturhäuser) des Landes Niedersachsen gibt es in Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück.
Gedenkstätten
Mehr als 60 Gedenkstätten und Geschichtsinitiativen erinnern in Niedersachsen an die Opfer des Nationalsozialismus.[99] Unter den Gedenkstätten befinden sich historische Orte wie Konzentrations-, Kriegsgefangenen- und Arbeitslager, Gefängnisse, Synagogen und Deportationsorte. Geschichtsinitiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen unterstützen mit Hilfe von unterschiedlichen Aktivitäten wie Gedenk- und Kulturveranstaltungen sowie Dauer- und Wanderausstellungen diese Erinnerungskultur. 1990 verpflichtete sich Niedersachsen als erstes deutsches Bundesland dazu, regionale Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus mit einer regelmäßigen Förderung aus Landesmitteln zu unterstützen. 2004 verabschiedete der Landtag das Gesetz über die Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten. Die Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Celle nimmt seitdem im Auftrag des Landes verschieden Aufgaben zur Förderung der Gedenkstättenarbeit wahr. Unter anderem ist sie für die vom Land unterhaltenen Gedenkstätten Bergen-Belsen und Wolfenbüttel zuständig.[100] Weitere Beispiele für Stiftungen für niedersächsische Gedenkstätten sind die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen[101] sowie die Stiftung Lager Sandbostel.[102]
Die nichtstaatlichen Gedenkstätten und Geschichtsinitiativen haben sich im Januar 2000 zur Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen e. V. zusammengeschlossen. Die Interessengemeinschaft berät ihre Mitglieder über Förderungsmöglichkeiten, koordiniert Forschungsprojekte, Veranstaltungen sowie Wanderausstellungen und richtet verschiedene Seminare zur Schwerpunktthemen der Gedenkstättenarbeit aus.[103]
Gartenschauen
In Hannover fand die Bundesgartenschau 1951 statt, die heute als erste Bundesgartenschau in Deutschland gilt. Sie war die erste und bis heute einzige Bundesgartenschau in Niedersachsen.
Anfang 2000 folgte das Land dem Vorbild anderer Bundesländer und konzipierte eine eigene Landesgartenschau. Die erste Niedersächsische Landesgartenschau fand im Jahr 2002 in Bad Zwischenahn (Park der Gärten) statt. Im Jahr 2004 wurde die Ausrichtung der Landesgartenschau durch die Stadt Wolfsburg übernommen, danach folgten 2006 die Stadt Winsen und 2010 die Gemeinde Bad Essen.
Die letzte Landesgartenschau wurde im Jahr 2014 von der Stadt Papenburg ausgerichtet.[104]
Kulinarisches
Die Niedersächsische Küche besteht aus einer Vielzahl regionaler, norddeutscher Küchen, die sich aber in weiten Teilen sehr ähneln, so z. B. der Oldenburger, Braunschweiger, oder der Ostfriesischen. Sie ist meist sehr deftig. Beliebtes und landestypisches Gemüse im Winter ist der Grünkohl, der insbesondere im Rahmen von traditionellen Grünkohlessen verzehrt wird. Ebenso sehr bekannt und typisch ist die Ostfriesische Teekultur in Ostfriesland.
Neben der vielfältigen regionalen Küche gibt es in Niedersachsen mehrere Restaurants, die zur Spitzen-Gastronomie in Deutschland gehören. Der Gastronomie-Führer Michelin zeichnete in seiner Ausgabe von 2012 14 niedersächsische Restaurants mit seinen bekannten Sternen aus, davon zwei mit der höchsten Auszeichnung von drei Sternen.
Die mit drei Sternen ausgezeichneten Restaurants sind das La Vie von Thomas Bühner in Osnabrück und das Aqua von Sven Elverfeld in Wolfsburg. Das Sterneck in Cuxhaven ist das einzige Zwei-Sterne Restaurant in Niedersachsen. Die Restaurants Apicus in Bad Zwischenahn, Perior in Leer, Seesteg auf Norderney, Marco Polo in Wilhelmshaven, Keilings Restaurant in Bad Bentheim, Schlosshotel Münchhausen in Aerzen, Ole Deele in Burgwedel, Endtenfang in Celle, Zum Heidkrug in Lüneburg, La Forge in Bad Nenndorf sowie das La Fontaine in Wolfsburg erhielten jeweils einen Michelin-Stern.[105]
Feiertage
In Niedersachsen sind nur die neun bundeseinheitlichen Feiertage Neujahr, Karfreitag, Ostern, Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Tag der Deutschen Einheit und Weihnachten gesetzliche Feiertage.
Volksfeste
Das Landesfest des Landes Niedersachsen ist der Tag der Niedersachsen, ein dreitägiges kulturelles Fest, das seit 1981 jährlich von einer anderen niedersächsische Stadt ausgerichtet wird. Der TdN soll die kulturelle Vielfalt des Landes Niedersachsen zeigen und wird von der durchführenden Stadt sowie dem Programmbeirat des Tag der Niedersachsen organisiert. Im Programmbeirat sind das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport sowie verschiedene Landesverbände vertreten.[106]
In der Landeshauptstadt Hannover finden einige Veranstaltungen mit den höchsten Besucherzahlen in Niedersachsen statt. Das größte Ereignis in Hannover ist das im August stattfindende Maschseefest, das 2012 in drei Wochen rund 2,3 Millionen Besucher zählte.[107] Das Schützenfest Hannover auf dem Schützenplatz gilt als das größte Schützenfest der Welt. Die zehntägige Veranstaltung wird jedes Jahr im Juli von bis zu 1,5 Millionen Gästen aufgesucht.[108] Ebenfalls auf dem Schützenplatz werden das Frühlingsfest Hannover sowie das Oktoberfest Hannover ausgerichtet. Beide Volksfeste werden von der „Arbeitsgemeinschaft für Volksfeste Hannover“ veranstaltet. Das Frühlingsfest bringt es auf bis zu eine Million Besucher. Das Oktoberfest Hannover ist nach dem Oktoberfest in München das größte Oktoberfest in Deutschland. Die 17 Tage dauernde Veranstaltung hat bis zu 900.000 Besucher.
In Oldenburg veranstaltet man jährlich im Herbst den traditionellen Oldenburger Kramermarkt. Die zehn Tage dauernde Veranstaltung hat bis zu 1,5 Millionen Besucher. In der Kreisstadt Vechta findet mit dem Stoppelmarkt einer der ältesten Jahrmärkte Deutschlands statt. Mit bis zu 800.000 Besuchern gehört das sechstägige Fest zu den größten Volksfesten in Niedersachsen. Den Gallimarkt in Leer gibt es schon seit 1508. Er ist mit bis zu 500.000 Besuchern das größte Volksfest in Ostfriesland. Ein weiteres Volksfest mit Tradition ist der Roonkarker Mart in der Wesermarsch, der 2012 offiziell als 879. Roonkarker Mart veranstaltet wurde. In der Nordseestadt Wilhelmshaven feierte man beim Wochenende an der Jade 1999 den bisherigen Besucherrekord mit 385.000 Besuchern. Weitere Volksfeste sind der Brokser Heiratsmarkt, die Osnabrücker Maiwoche sowie zahlreiche Weihnachtsmärkte.
Sport
Der Landessportbund Niedersachsen ist der Dachverband von rund 9.700 niedersächsischen Sportvereinen mit rund 2,74 Millionen Mitgliedschaften.[109] Rund 57 % der Mitglieder sind männlich. Die Zahl der unter 18-jährigen Mitglieder liegt bei 33,1 %. Auch in dieser Altersklasse sind mehr Jungen als Mädchen in Sportvereinen aktiv.[110]
Der Landessportbund gliedert sich in 48 regionalen Sportbünden, die sich an den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten orientieren. Die Sportjugend Niedersachsen ist die Jugendorganisation des Landessportbund.[109]
Die Vereine haben sich zudem in Landesfachverbänden organisiert. Der Landesfachverband mit den meisten Mitgliedern ist der Niedersächsischer Turner-Bund mit 758.041 Mitgliedern, gefolgt vom Niedersächsischer Fußballverband mit 670.445 und dem Schützenbund Niedersachsen mit 232.323 Mitgliedern. Auf den weiteren Rängen folgen der Niedersächsische Tennisverband mit 150.173 und der Niedersächsischer Reiterverband mit 133.824 Mitgliedern. Handball, Tischtennis, Leichtathletik, Schwimmen sowie der Behindertensport belegen die weiteren Plätze.[110]
Die größten Sportvereine sind Hannover 96 mit 15.312 Mitgliedern, der ASC 1846 Göttingen mit 8.607, der Osnabrücker Sportclub/MTV 1849 mit 8.026, Eintracht Hildesheim mit 8.025 sowie der SC Melle 03 mit 6.100 Mitgliedern.[110]
Organisatorisch sind die niedersächsischen Sportinstitutionen und -vereine eng mit denjenigen aus dem Land Bremen verzahnt. Niedersachsen war 1980 das erste Bundesland, das sich gezielt mit seiner Sportgeschichte befasst hat. In enger Verbindung mit der Georg-August-Universität Göttingen wurde aus einem Förderkreis Sportgeschichte in Hoya unter dem Vorsitz von Wilhelm Henze und der Leitung des Wiss. Beirats von Arnd Krüger das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte e. V. gegründet. Hier wurden sowohl die traditionellen Sportspiele wie Boßeln und Klootschießen erforscht als auch der historisch-politische Hintergrund der Geschichte des Sports in Norddeutschland erarbeitet.
Fußball
In der Bundesliga spielen die Fußballvereine Hannover 96 und VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig spielt in der 2. Bundesliga und der VfL Osnabrück in der 3. Liga. Populär sind daneben im Bremer Umland der SV Werder Bremen und im Hamburger Umland der Hamburger SV sowie der FC St. Pauli.
Der Niedersächsische Fußballverband veranstaltet zudem die Fußball-Oberliga Niedersachsen als höchste landesweite Liga und den Niedersachsenpokal.
Im Frauenfußball spielt ebenfalls der VfL Wolfsburg und außerdem der BV Cloppenburg erstklassig. In der 2. Frauen-Bundesliga spielen zudem der SV Meppen und der Mellendorfer TV.
Handball
Niedersachsen beheimatet mit dem TSV Hannover-Burgdorf einen Handballverein der 1. Bundesliga. In der 2. Handball-Bundesliga spielen HSG Nordhorn-Lingen und Eintracht Hildesheim. (Stand: Saison 2012/2013).
In der 1. Handballbundesliga der Frauen sind außerdem der VfL Oldenburg und der Buxtehuder SV beheimatet.
Basketball
In der ersten Basketball-Bundesliga ist Niedersachsen durch BG Göttingen , Artland Dragons (Quakenbrück; Pokalsieger 2008), die EWE Baskets Oldenburg (Deutscher Meister 2009, Champions-Cup-Sieger 2009) und die Basketball Löwen Braunschweig vertreten.
In der 2. Bundesliga Pro A spielen die Cuxhaven BasCats und der SC Rasta Vechta. In der 2. Bundesliga Pro B spielen ferner die SUM Baskets Braunschweig und der BAWE Oldenburger TB.
Eishockey
In der höchsten deutschen Eishockey-Spielkasse, der Deutsche Eishockey Liga (DEL), spielen die Grizzly Adams Wolfsburg. In der Oberliga spielen zudem die ehemalige DEL-Mannschaft der Hannover Scorpions (Deutscher Meister der Saison 2009/10; mittlerweile ansässig in Langenhagen) sowie die Hannover Indians.
Wassersport
An der Küste wie auch an den großen Seen und Flüssen ist der Wassersport ebenso populär wie das Angeln. Cuxhaven ist lagebedingt eine traditionsreiche Stätte des Segelns; so war es auch bereits Anlegehafen des Tall Ships’ Race.
Die Deutschen Schwimmwintermeisterschaften 2006 wurden in Hannover ausgetragen.
Wasserball
Niedersachsen ist dank der Teams der Region Hannover seit Jahrzehnten eine Wasserball-Hochburg. Wasserfreunde 98 Hannover wurde zwischen 1921 und 1948 achtmal deutscher Meister und stellte vier Spieler beim Olympiasieg 1928. Wassersport Hannover-Linden wurde 1993 deutscher Meister, 1998 und 2003 deutscher Pokalsieger. Beide Traditionsvereine sind 2012 zu dem neuen Großverein Waspo 98 Hannover fusioniert, der 2012/2013 als erster niedersächsischer Verein in der Champions League gespielt hat. Neben den beiden Klubs spielten auch Eintracht Braunschweig, Hellas 1899 Hildesheim, Freie Schwimmer Hannover, WSV 21 Wolfenbüttel und die SpVg Laatzen zeitweilig in der Wasserball-Bundesliga. Zuletzt ist 2012 der neue Klub White Sharks Hannover in die erste Liga aufgestiegen.
Pferdesport
Der Raum Verden (Aller), der Raum Vechta, das Osnabrücker Land (hier insbesondere Hagen a. T. W. und Ankum), das Oldenburger Land, das Celler Land und Südniedersachsen sind bekannt als Zentren des Pferdesports. Zudem sind Zucht und Haltung von Hannoveranern und anderen Pferden in vielen Landstrichen ein Wirtschafts- und Freizeitfaktor, sodass Niedersachsen als Pferdeland gilt.[111]
In Luhmühlen, dem Zentrum der Vielseitigkeitsreiterei in Niedersachsen, wurden 2011 die Vielseitigkeits-Europameisterschaften ausgetragen. Seit 1999 wird in Lingen (Ems) das Internationale Dressurfestival Lingen veranstaltet.
American Football
Im American Football spielen die New Yorker Lions (bis 2010 Braunschweig Lions) seit der Saison 1994 ununterbrochen in der German Football League und sind mit acht German-Bowl-Siegen deutscher Rekordmeister.
Baseball
In der Baseball-Bundesliga spielt der Baseballverein Dohren Wild Farmers (Landkreis Harburg). In der 2. Baseball-Bundesliga ist Braunschweig mit den Spot Up 89ers vertreten.
Rugby
Hannover ist eine Hochburg des deutschen Rugby-Sports. Rekordmeister ist der TSV Victoria Linden mit 20 Meistertiteln, davon acht in der seit 1971 bestehenden Rugby-Bundesliga. Von 1909 bis 2005 trat – mit Ausnahme von 1913 – ein hannoverscher Verein in jedem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft an. In der 1. Bundesliga spielt Hannover 78, in der 2. Bundesliga die Vereine TSV Victoria Linden, SC Germania List und Deutscher Rugby Club Hannover.
Drachenboot
Hannover beheimatet mit dem All Sports Team Hannover eine Topmannschaft im Drachenbootsport. Das Team konnte seit seiner Gründung im Jahre 2000 bisher über 100 Medaillen auf nationalen und internationalen Meisterschaften erringen, darunter allein im Jahre 2012 zehn deutsche Meistertitel. Außerdem stellte es über mehrere Jahre den Kern der deutschen Premier-Mixed-Nationalmannschaft. Das Team ist dem Hannoverschen Kanuclub (HKC) von 1921 e. V. angeschlossen und trainiert auf dem Maschsee. Das All Sports Team wurde zur „Mannschaft des Jahres 2013“ in Niedersachsen gewählt, vor den Bundesliga-Handballern aus Burgdorf und dem Frauenfußball-Championleaguesieger VfL Wolfsburg.[112]
Weitere Sportarten
Niedersachsen bietet sich zum Wandern und Radfahren an. Daneben werden mancherorts noch traditionelle Sportarten gepflegt. So ist in Ostfriesland, im Emsland und im Ammerland das Boßeln und das Klootschießen populär. Im Emsland und in der Grafschaft Bentheim wird ferner das Kloatscheeten ausgeübt.
Im Harz gibt es vielfältige Möglichkeiten für die Ausübung verschiedener Wintersportarten. In Ostfriesland findet jährlich der Ossiloop statt. Zwischen 1977 und 2007 fand jährlich die Niedersachsen-Rundfahrt statt. Seit 1968 wird jährlich in Osnabrück mit dem Osnabrücker Bergrennen das einzige Bergrennen Niedersachsens durchgeführt.
In der Gemeinde Halbemond (Samtgemeinde Hage im Landkreis Aurich, Ostfriesland) befindet sich das Motodrom Halbemond, in dem Motorrad-Speedwayrennen ausgetragen werden. Das Stadion fasst 34.000 Zuschauer auf 30.000 Steh- und 4.000 Sitzplätzen.[113] Es ist nach der Hannoveraner HDI-Arena das zweitgrößte Stadion in Niedersachsen und das größte reine Speedwaystadion in Europa. 1983 wurde hier der Kieler Egon Müller Speedway-Weltmeister.
In Scheeßel gibt es eine Sandrennbahn für Motorradrennen, den sogenannten Eichenring. Hier werden seit den 1960er-Jahren vornehmlich nationale und internationale Sandbahnrennen ausgetragen, beispielsweise Finalläufe zur Sandbahn-EM, Langbahn-WM und Deutsche Meisterschaften.
Siehe auch
Literatur
- Von Dichterfürsten und anderen Poeten. Kleine Niedersächsische Literaturgeschichte. Revonnah-Verlag, Hannover;
- Band I: Jürgen Peters, Wilhelm Heinrich Pott (Hrsg.): 32 Portraits. 1993, ISBN 3-927715-29-8.
- Band II: Jürgen Peters, Wilhelm Heinrich Pott (Hrsg.): 37 Portraits von Stendhal bis Arno Schmidt. 1994, ISBN 3-927715-31-X.
- Band III: Dirck Linck, Jürgen Peters (Hrsg.): Fünfundvierzig Portraits von Arno Schmidt bis Hans Pleschinski. 1996, ISBN 3-927715-30-1.
- Jörg Bogumil, Steffen Kottmann: Verwaltungsstrukturreform – die Abschaffung der Bezirksregierungen in Niedersachsen. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 2006, ISBN 3-932959-48-5. (Schriftenreihe der Stiftung Westfalen-Initiative, Band 11) Link (PDF; 2,1 MB).
- Dieter Brosius: Niedersachsen. Das Land und seine Geschichte in Bildern, Texten und Dokumenten. Ellert und Richter, Hamburg 2006, ISBN 3-8319-0265-8.
- Hans-Jürgen Häßler: Ur- und Frühgeschichte in Niedersachsen. ISBN 3-933203-61-9.
- Ingo Helm, Christoph Weinert: Die Geschichte Norddeutschlands. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005, ISBN 3-455-09520-8.
- Bernd U. Hucker: Niedersächsische Geschichte. ISBN 3-89244-223-1.
- Joachim Kuropka: Niedersachsen – nicht erdverwachsen. Oldenburg zwischen Niedersachsen-Konstruktion und Westfalen. In: Joachim Kuropka (Hrsg.): Regionale Geschichtskultur. Phänomene – Projekte – Probleme. LIT-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-10790-9, S. 13–34 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Robert von Lucius: Welfenland mit Schmetterlingen. Streifzüge durch Niedersachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462-118-7
- Niedersächsischer Heimatbund e. V. (Hrsg.): Niedersachsen. Zeitschrift für Kultur, Geschichte, Heimat und Natur seit 1895., erscheint vierteljährlich zzgl. 1 Themenheft, Wildeshausen 2004 ff.
- Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2, Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5.
- Hans Patze (Begr.): Geschichte Niedersachsen. 7 Bände. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1977. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 36)
- Hans-Peter Schneider, Heiko Faber (Hrsg.): Niedersächsisches Staats- und Verwaltungsrecht. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-7875-3405-9.
- Dietrich Steckhan: Niedersachsen. Landeskunde und Landesentwicklung. (Hrsg.: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Bildungstechnologie [Landesbildstelle]), Schlütersche Verlags-Anstalt, Hannover 1980, ISBN 3-87706-021-8.
- Wissenschaftliche Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e. V. (Hrsg.): Neues Archiv für Niedersachsen. Wachholtz, Hamburg und Neumünster 2014, ISBN 978-3-529-06460-9, ISSN 0342-1511.
Weblinks
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- Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften des Landes Niedersachsen, bereitgestellt durch die juris GmbH im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen
Linkkatalog zum Thema Niedersachsen bei curlie.org (ehemals DMOZ)
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- Geschichte Niedersachsens von Peter Hoffmann (PDF, 412 kB)
- Literatur zu Niedersachsen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Niedersächsische Bibliographie
- Niedersächsische verstorbene und lebende Personen
Einzelnachweise
- ↑ a b Siehe auf der Internetseite des Verwaltungsbehörden und öffentliche Dienstleistungsbetriebe. Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport. Abgerufen am 20. November 2014.
- ↑ Bundesamt für Statistik (Stand 31. Dezember 2013). Abgerufen am 12. November 2014.
- ↑ Bevölkerung – Niedersachsen. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 19. Januar 2015, abgerufen am 24. Januar 2015.
- ↑ Quelle: destatis, Schuldenstand 31. Dezember 2013.
- ↑ Arbeitslose und Arbeitslosenquoten – Deutschland, West/Ost, Länder und Regionaldirektionen (Zeitreihe Monatszahlen ab 1991). In: statistik.arbeitsagentur.de. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 4. Januar 2024.
- ↑ Kai Schöneberg: Holland lehnt deutsche Windräder ab. In: taz.de. 11. Juli 2008, abgerufen am 11. Dezember 2014.
- ↑ Badegewässer-Atlas Niedersachsen, abgerufen am 4. November 2012.
- ↑ a b Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Talsperrenaufsicht: Ein wichtiger Beitrag zum Hochwasserschutz, abgerufen am 3. November 2012.
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- ↑ Flächennutzung in Niedersachsen gemäß der Flächenerhebung 2010 mit Stichtag 31. Dezember 2010, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Landschaftsschutzgebiete in Niedersachsen, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Die größten Landschaftsschutzgebiete in Niedersachsen, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Naturschutzgebiete in Niedersachsen, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Die größten Naturschutzgebiete in Niedersachsen, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Die ältesten Naturschutzgebiete in Niedersachsen, abgerufen am 1. November 2012.
- ↑ Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz – Naturparke in Niedersachsen, Stand 31. Dezember 2010, abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Die Interessengebiete Kölns und Braunschweigs nach dem Vertrag von 1260 (Karte).
- ↑ Land Niedersachsen: Der Weg zum Land Niedersachsen.
- ↑ Zur räumlichen Zuordnung des Begriffs „Westfalen/westfälisch“ vgl. Karl Ditt: Der Raum Westfalen in der Historiographie des 20. Jhs.
- ↑ Martin Dröge: Räume, Grenzen, Identitäten – Westfalen als Gegenstand landes- und regionalgeschichtlicher Forschung.
- ↑ Thomas Vogtherr: Festvortrag des Vorsitzenden der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen Professor Dr. Thomas Vogtherr zum 60. Jahrestag der Gründung des Landes Niedersachsen am 1. November 2006 in Hannover.
- ↑ Hermann Lübbing (1901–1978) war von 1933 bis 1963 Schriftleiter des „Oldenburger Jahrbuchs" und Herausgeber der „Oldenburgischen Forschungen", der „Oldenburgischen Geschichtsquellen" und des „Oldenburger Balkenschildes". 1933 wurde er Vorsitzender des „Oldenburger Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde" und behielt den Vorstand nach der Verschmelzung 1942 im „Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde" bis 1951. vgl. Heinz Holzberg: Nachruf. In Oldenburger Jahrbuch. Jg. 78/79 (1978/79). S. 495ff. (online)
- ↑ Hermann Lübbing: Niedersachsen, Westfalen und Oldenburg. In: Oldenburger Jahrbuchs. Jg. 34. 1934. S. 126-130
- ↑ August Mutzenbecher: Oldenburgs Lage auf dem Wiener Kongreß. In: Jahrbuch für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg. Jg. 5. 1896. S. 1–4
- ↑ Detlev Snell: Die Führererlasse vom 1. April 1944 und das Schicksal der Regierungsbezirke Aurich und Osnabrück. In: Oldenburger Jahrbuch. Jg. 96. 1996. S. 123-136
- ↑ Klaus Schaap / Rudolf Willenborg: Der Weg zum Land Niedersachsen. In: Niedersächsischer Bildungsserver: Gründung des Landes Niedersachsen S. 21. (PDF; 2,0 MB).
- ↑ Thomas Vogtherr: 100 Jahre Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen – Personen, Geschichtsbilder, Forschungsfelder, Netzwerke 1910-2010. 27. Mai 2010.
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- ↑ Joachim Kuropka: Katholizismus, Kirche und südoldenburgische Identität. In: Heimatbund für das Oldenburger Münsterland (Hrsg.): Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 2004. Vechta. S. 50f.
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- ↑ relikte.com Landstreitkräfte in Niedersachsen.
- ↑ a b siehe Text Gesetz zur Modernisierung der Verwaltung in Niedersachsen vom 5. November 2004 (Nds. GVBl. S. 394–401), siehe dort Artikel 1 Gesetz zur Auflösung der Bezirksregierungen.
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- ↑ a b Joachim Göres: Rohstoffland Niedersachsen. In: Grafschafter Nachrichten vom 6. Oktober 2011, S. 6.
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- ↑ Niedersächsische Landesmedienanstalt – Bürgersender – Sender, abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ Niedersächsische Landesmedienanstalt – Hörfunk, abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ Niedersächsische Landesmedienanstalt – Fernsehen, abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ Wilhelmshavener Zeitung vom 21. September 2012: Sonderbeilage zur JadeWeserPort – Hafeneröffnung.
- ↑ Sinti in Hildesheim.
- ↑ Das Niedersächsische Verwaltungsverfahrensgesetz (NVwVfG) verweist in § 1 (1) auf das Verwaltungsverfahrensgesetz des Bundes: Für die öffentlich-rechtliche Verwaltungstätigkeit der Behörden des Landes, der Gemeinden, der Landkreise und der sonstigen der Aufsicht des Landes unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts gelten die Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) in der Fassung vom 23. Januar 2003 (BGBl. I S. 102) mit Ausnahme der §§ 1, 2, 61 Abs. 2, §§ 100 bis 101 sowie die Vorschriften dieses Gesetzes. Im VwVfG heißt es in § 23 (1): Die Amtssprache ist deutsch.
- ↑ Kirchenmitglieder EKD, Stand: 31. Dezember 2012 (PDF; 301 kB) Abgerufen am 14. Juni 2013.
- ↑ Regionalverbände.
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- ↑ alevi.com: Alevitischer Religionsunterricht (ARU) in Niedersachsen.
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- ↑ Zentralrat der Yeziden, abgerufen am 25. November 2012.
- ↑ Jehovas Zeugen Online – Aktuelles, abgerufen am 21. Juli 2010.
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- ↑ Wer wird Welterbe? in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18. Juni 2012.
- ↑ Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Geweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 12.
- ↑ Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. Hauschild, Bremen 2009, ISBN 978-3-89757-326-0, S. 8.
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Koordinaten: 52° 45′ N, 9° 24′ O