Rock am Ring
Rock am Ring ist ein von Marek Lieberberg veranstaltetes Musikfestival, das von 1985 bis 2014 auf dem Nürburgring in der Nähe der Stadt Adenau in der Eifel stattfand. Seit 2015 findet das Festival am ehemaligen Bundeswehr-Flugplatz in Mendig statt. Es läuft parallel zu Rock im Park und hat eine fast identische Bandbesetzung.
Geschichte
Vor Rock am Ring
Bereits 1980 war ein Festival an der Nürburgring-Rennstrecke geplant. Dieses sollte am Streckenabschnitt „Schwalbenschwanz“ an der Nordschleife bei Herresbach stattfinden. Obwohl bereits Bands gebucht, Flyer gedruckt und Eintrittskarten verkauft worden waren, scheiterte das Festivalprojekt an den fehlenden Parkmöglichkeiten. Hinzu kamen Proteste von Anwohnern, die ihre Grundstücke nicht als Parkmöglichkeiten für die Festivalbesucher zur Verfügung stellen wollten.[1]
1985 – 2014
Rock am Ring wurde erstmals 1985 veranstaltet und war ursprünglich als ein einmaliges Ereignis geplant. Aufgrund des großen Erfolges mit 75.000 Zuschauern entschloss man sich jedoch, diese Veranstaltung jedes Jahr stattfinden zu lassen. Der Einbruch der Zuschauerzahlen 1988 hatte eine zweijährige Pause zur Folge. 1991 startete das größte deutsche Rockfestival mit einem überarbeiteten Konzept erneut. Ein neues Hauptaugenmerk wurde darauf gelegt, dem Publikum mehr Newcomer vorzustellen. So traten unter anderem die zu diesem Zeitpunkt eher unbekannten INXS oder Alanis Morissette bei Rock am Ring vor großem Publikum auf.
Im Juni 2012 wurde in der Rhein-Zeitung bekanntgegeben, dass es Probleme mit dem Land Rheinland-Pfalz hinsichtlich der Austragung des Festivals im Jahr 2013 gebe. Grund sei, dass das Infrastrukturministerium den angesetzten Termin nicht bestätigt habe und die ersten Gespräche mit den Musikern für das nächste Festival bereits in den folgenden Wochen beginnen sollten.[2] Rock am Ring fand 2013 jedoch wie geplant statt und stellte einen neuen Besucherrekord auf.
Weggang vom Nürburgring
Zum 30. Mai 2014 wurde durch den Veranstalter bekannt gegeben, dass das Festival im Jahr 2014 zum letzten Mal am Nürburgring stattfinden werde, da der Betreiber der Rennstrecke den Vertrag gekündigt habe.[3] Laut einem Beitrag der Rhein-Zeitung habe der Betreiber der Rennstrecke eine Erhöhung des Anteils um 25 Prozent gefordert, gleichzeitig koste Rock am Ring laut Veranstalter zwei bis drei Millionen Euro mehr als das Schwesterfestival Rock im Park. Für eine Fortführung des Musikfestivals stünden zum damaligen Zeitpunkt zudem sechs neue Standorte zur Verfügung, einer davon in Rheinland-Pfalz.[4] Am Ende kamen das JHQ Rheindahlen nahe Mönchengladbach und der ehemalige Militärflugplatz Mendig in die engere Auswahl. Nach langen Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und der Stadt Mendig fiel die Entscheidung auf Mendig, obwohl die Gemeinde kleiner und die Region strukturschwacher ist.[5] Als Gründe führte Lieberberg die Verhandlungen mit der Bima an, deren Verhalten er als „unglaublich (…) auf höchster Ebene“ bezeichnete.[6] Der Standort sei zwar perfekt, der Juni-Termin aufgrund der „langwierigen Verhandlungen“ mit der Bima jedoch nicht zu halten, was eine Absage an den Standort zur Folge hätte.[7]
Seit 2015
Die Nürburgring-Gesellschaft Capricorn plante nach dem Wegfall des „Rock am Ring“ mit dem Veranstalter DEAG Deutsche Entertainment für 2015 ein neues Festival namens „Grüne Hölle Rock“ für den Nürburgring. Im Frühjahr 2015 wurde jedoch das Scheitern dieses Vorhabens bekannt, nachdem die beiden Unternehmen sich im Kostenstreit um „Grüne Hölle Rock“ entzweit hatten. Stattdessen veranstaltete die DEAG ihr neues Festival in der Veltins-Arena Gelsenkirchen.[8]
Das erste Rock-am-Ring-Festival in Mendig wurde 2015 von einem schweren Gewitter überschattet. Ein Blitzeinschlag im Backstage-Bereich verletzte zunächst acht Festivalmitarbeiter, weitere Einschläge auf dem Zeltplatz verletzten 25 Besucher.[9]
Auch 2016 wurde der Auftakt des Festivals von schweren Unwettern begleitet. Starkregen sorgte dafür, dass die Auftritte der Bands zunächst unterbrochen werden mussten. Ein Blitzeinschlag verletzte am Abend des Festival-Freitags 15 Personen schwer, weitere 57 wurden leicht verletzt. Zwei Personen mussten wiederbelebt werden.[10] Da sich am Festival-Samstag eine Verschärfung der Wetterlage abzeichnete, wurde das Festival auf Anweisung der Genehmigungsbehörde zunächst vorläufig unterbrochen und das Festivalgelände geräumt.[11][12] Nachdem das Programm für einige Stunden erneut aufgenommen wurde, entzog die Verbandsgemeinde Mendig dem Veranstalter die Genehmigung zur Fortführung des Festivals am dritten Festivaltag, sodass das Festival abgebrochen wurde.[13] Lieberberg kritisierte die Entscheidung der Verbandsgemeinde Mendig. Es sei nicht gerade eine „Sternstunde der verantwortlichen Behörden“ gewesen.[14]
Besonderheiten
Seit 1997 findet Rock im Park in Nürnberg statt, gleichzeitig zu Rock am Ring in der Eifel. Normalerweise spielen auf dem Zwillingsfestival dieselben Bands, es kommt aber z. B. durch Terminschwierigkeiten vor, dass einzelne Bands nur auf einem der beiden Festivals zu sehen sind.
Ein wichtiger Bestandteil des Festivals ist das Campen rund um das Festivalgelände, dessen Charakter sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt hat: In den ersten Jahren waren vor allem kleine Zelte und wenige Kleintransporter zu sehen. Inzwischen wird das Bild zunehmend von Pavillons und Wohnmobilen geprägt. In den letzten Jahren waren auch vermehrt Großfahrzeuge wie LKW auf den Campingplätzen anzutreffen, bevor diese verboten wurden. Da früher alte Couchgarnituren und Sofas liegengelassen wurden, darf man diese nicht mehr mitbringen.
Namensstreitigkeiten
Am 12. Juni 2014 meldete der deutsche Metal Hammer unter Berufung auf eine Meldung von Focus Online, dass die Betreiber des Nürburgrings eine einstweilige Verfügung über die weitere Nutzung der Marke „Rock am Ring“ erwirken wollten.[15] In erster Instanz wurde entschieden, dass der Name sowohl Lieberberg als auch dem Ringbetreiber gehöre.[16] Nach einer erneuten Prüfung des Urteils durch die Anwälte Lieberbergs wurde im Juli Berufung beim Oberlandesgericht Koblenz eingereicht. Dieses entschied Ende August 2014 in einer einstweiligen Verfügung, dass der Name der Marke „Rock am Ring“ Lieberberg gehöre.[17] Die Entscheidung im Hauptverfahren steht noch aus und war für Juli 2016 angekündigt.[18]
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David Bowies Glass Spider bei Rock am Ring 1987
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Lenny Kravitz auf der Centerstage 2002
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Dir En Grey auf der Centerstage 2006
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The Prodigy bei Rock am Ring 2009
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Cro auf der Centerstage 2013
Termine und Bands
Medienpartner
Der WDR Rockpalast war von 2001 bis 2008 bei Rock am Ring, und hat teilweise beide Bühnen ab Nachmittag komplett aufgezeichnet. Bis 2002 wurde das Festival live in der ARD gesendet: Ab ca. 23 Uhr live und danach die Bands in umgekehrter Reihenfolge bis zum frühen Morgen. Mit der aufkommenden Präsenz von MTV haben sich beide Sender arrangiert, hinter der Bühne zusammengearbeitet und Programm und Technik geteilt. Der Musiksender MTV war einige Jahre Medienpartner der die Veranstaltungen aufzeichnete. Aktuell ist der Südwestrundfunk mit seinen Radioprogrammen SWR3 und Dasding sowie dem Fernseh-Digitalkanal EinsPlus Medienpartner. Zusätzlich bietet der SWR auf dem Festivalgelände auf einer eigenen UKW-Frequenz ein Festivalradio unter dem Namen SWR3-RaR bzw. SWR3-Rock am Ring an, dieser ist auch über DAB+ im SWR-Sendegebiet empfangbar.
Literatur
- Christof Graf: Rock am Ring – 30 Jahre sind nicht genug. Alle Bands, alle Skandale, alle Fotos. 1. Auflage. Hannibal Verlag, Höfen 2014, ISBN 978-3-85445-433-5.
Weblinks
- Offizielle Website
- Christof Graf: 30 Jahre Rock am Ring: Wer zum Henker ist dieser Bono? In: einestages. 21. Mai 2015, abgerufen am 22. Mai 2015.
Koordinaten: 50° 21′ 57″ N, 7° 18′ 54″ O
Einzelnachweise
- ↑ Jan Lindner: So scheiterte das erste Rockfestival am Ring. Rhein-Zeitung, 28. Juni 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Ursula Samary: Keine Planungssicherheit am Nürburgring: Legendäres Festival Rock am Ring auf der Kippe. Rhein-Zeitung, 12. Juni 2012, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Rock-Festival muss umziehen - Veranstalter erklärt Aus für Rock am Ring am Nürburgring. Focus.de, 30. Mai 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Aus für „Rock am Ring“ in der Eifel: Die teure Legende soll umziehen. Rhein-Zeitung, 30. Mai 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Ralf Jüngermann, Inga Methling und Klas Libuda: "Rock am Ring" in Mendig – Neues dreitägiges Festival für Mönchengladbach. RP-Online.de, 17. September 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Interview mit Marek Lieberberg – "In Gladbach gibt es eine unglaubliche Unterstützung". RP-Oonline.de, 11. September 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ «Rock am Ring» doch nicht in Mönchengladbach. Frankfurter Neue Presse, 17. September 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ "Rock im Revier" statt Grüner Hölle. Sueddeutsche.de, 2. April 2015, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Rock am Ring in Mendig – Drei Blitze, 33 Verletzte. SWR.de, 6. Juni 2015, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Blitzeinschläge bei Rock am Ring in Mendig – 15 Schwerverletzte, mehr als 50 Verletzte. SWR.de, 4. Juni 2016, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Musikfestival: Rock am Ring wird nach Unwetter unterbrochen. Spiegel Online, 4. Juni 2016, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Vorläufige Unterbrechung der Veranstaltung und des Spielbetriebs. Rock am Ring, 4. Juni 2016, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ a b Festival „Rock am Ring“ wird endgültig abgebrochen. welt.de, 5. Juni 2016, abgerufen am 5. Juni 2016.
- ↑ Interview mit Marek Lieberberg: "Die Entscheidung, das Festival vorzeitig zu beenden, war falsch". Rheinische Post, 5. Juni 2016, abgerufen am 5. Juni 2016.
- ↑ Sebastian Kessler: Einstweilige Verfügung gegen Rock am Ring: Rechtsstreit um Namen. Metal-Hammer, 12. Juni 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Kristina Baum: Urteil über „Rock am Ring“ gefällt: Lieberberg gehört der Festivalname NICHT allein! Musikexpress.de, 30. Juni 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ Namensstreit: Lieberberg darf sein Festival "Rock am Ring" nennen. Spiegel Online, 29. August 2014, abgerufen am 4. Juni 2016.
- ↑ „Rock am Ring“: Entscheidung im Streit um Namensrechte vertagt. In: Rhein-Zeitung. Mittelrhein-Verlag GmbH, 21. Juni 2016, abgerufen am 18. August 2016.
- ↑ History, rock-am-ring.de
- ↑ http://www.mucke-und-mehr.de/gigs/rar2001.htm
- ↑ Rockpalast Archiv – Rock am Ring 2007
- ↑ „Der Ring in Flammen“, Meldung auf DerWesten.de am 9. Juni 2008
- ↑ Pressemitteilung 25. November 2011
- ↑ Pressemitteilung 17. Januar 2012
- ↑ RP-Online vom 17. September 2014